chiron
26.06.2003, 10:07 |
Frage an die"Inflationisten" Euklid, Standing Bear etc Thread gesperrt |
-->Inflation/Deflation
Ich möchte die Diskussion von gestern noch einmal aufgreifen. Die Lager sind hier gespalten. Dazu muss man sich einmal zuerst vergegenwärtigen, was man damit überhaupt meint. Ich versuche es einmal:
Inflation bei Früchte/Gemüse, Versicherungsprämien, Bankgebühren, Gesundheitswesen, Steuern, öffentliche Dienste
Deflation beim Wein, Möbel, Non-Food Bereich, Elektronische Geräte, Kleider, Baugewerbe exkl. Bodenpreise
Die meisten Unternehmen sind von den deflationären Produkten betroffen, inkl. Banken und Versicherungen, wegen deren Abhängigkeit von den börsenkotierten Unternehmen. Die grossen Unternehmen sind alle massiv verschuldet und das meistens kurzfristig 2-3 Jahre. Hätten wir eine (Hyper)Inflation, steigen deren Refinanzierungskosten, wenn wir eine Deflation haben, fallen die Margen ihrer Produkte. Die Assets, die von einer Inflation profitieren würden, wurden in grossen Teilen ausgelagert und zurückgeleast (Gebäude, Produktionsanlagen). Ich sehe somit für die Aktienmärkte keine Chancen einer Erholung, selbst bei einer Hyperinflation dürften Immo und Gold die klar besseren Chancen haben.
Für mich ist das Szenario einer Deflation nach wie vor das wahrscheinlichere, da die Unternehmen auf Teufel komm raus ihre Produkte an den Mann/Frau bringen müssen, was bei deren finanziellen Situation immer schwieriger werden dürfte. Auch die Immos müssten hier einbrechen. Nun soll man sich natürlich immer mit der gegenteiligen Meinung auseinandersetzen, und dazu möchte ich die"Inflationisten" einladen. Mit welchen Argumenten ihr Euch dieses Szenario vorstellen könnt. Hat es mit der Allmacht des FED zu tun, und wenn ja, wie. Oder spielen auch noch andere Argumente eine Rolle, die mir bis jetzt entgangen sind.
Gruss Chiron
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JLL
26.06.2003, 11:16
@ chiron
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Re: Für meinen Geschmack ist die Frage zu fundamental(istisch) |
-->>Ich sehe somit für die Aktienmärkte keine Chancen einer Erholung...
Guten Morgen. Der gute alte DAX ist seit Mitte März um gut 40 % gestiegen. Ist das etwa nichts?
Ich bin der festen Überzeugung, dass es in dem Zeitfenster von Wochen und Monaten ein Streit um des Kaiser's Bart ist, welche"-flation" wir bekommen - sich jetzt ohne Not auf eines der Szenarien festzulegen dürfte sogar ausgesprochen schädlich sein (Ich spreche hier als Aktienanleger, der grundsätzlich beweglich ist, also keine Investitionen mit einer Bindungsdauer von mehreren Jahren vornimmt!).
Wer nur in den Extremen (Deflation, Hyperinflation) denkt, dürfte mental kaum in der Lage sein, normale Bewegungen des Marktes oder einzelner Titel noch auszunutzen. Meine Einstellung ist eher, dass das System ein kurz- und mittelfristiges Beharrungsvermögen hat, dass von den"Extremisten" vollkommen unterschätzt wird. Da gibt es welche, die seit 20 Jahren den Weltuntergang predigen. Wäre es sinnvoll gewesen, ihnen zu folgen? Hätte ich mit ihren Empfehlungen Geld verdient? Warum also heute? Ist ihr Timing tatsächlich so viel besser geworden?
Es ist m.E. einfach nicht richtig, dass ich heute gezwungen bin, zu entscheiden, ob erst Deflation, dann Hyperinflation, oder was auch immer kommt. Niemand zwingt mich, das zu entscheiden. Warum also sollte ich meine Perspektive auf solche Fragen verengen? Warum meine Zeit verschwenden mit Antwortversuchen, die doch nur im Nebel stochern? Wenn mein Denken um diese Fragen kreist, verpasse ich mit Sicherheit die vielen Chancen, die sich täglich neu ergeben. Wenn ich ein großes Bild einmal verinnerlicht habe, ist es praktisch unmöglich, die Welt nicht aus dieser Perspektive zu sehen. Die Wahrnehmung konzentriert sich auf Theoriekonformes. Denken wird zum Wunschdenken. Ich halte es für einen Wert an sich, KEINE Entscheidung zu treffen und KEIN großes Bild im Kopf zu haben. Das erst ermöglicht objektive Wahrnehmung. Es ist nach meiner ganz persönlichen Einschätzung unendlich viel hilfreicher, täglich mit offenen Augen durch's Leben zu gehen, als ohne Not eine Weltsicht oder gar ein Dogma zu verinnerlichen.
Natürlich sollte man Vorkehrungen treffen. Es ist sicher ok, auf einem Segelboot eine Schwimmweste anzulegen, aber am Ufer stehen zu bleiben und mit finsterem Blick zu lamentieren, dass das Boot kentern wird - wer's mag.
Schönen Tag
JLL
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Goldfinger
26.06.2003, 11:42
@ chiron
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Re: Frage an die"Inflationisten" |
-->Inflation bei Versicherungsprämien, Bankgebühren, Gesundheitswesen, Steuern, öffentliche Dienste
die kommen mit ihrem Geld nicht aus; z. T. verspekuliert!!!
Deflation beim Wein, Möbel, Non-Food Bereich, Elektronische Geräte, Kleider, Baugewerbe exkl. Bodenpreise
Überproduktion/Überkapazitäten einerseits und die Konsumenten sparen andererseits
Gruss - Goldfinger
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CRASH_GURU
26.06.2003, 11:54
@ Goldfinger
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Re: Frage an die"Inflationisten" |
-->Man kann es auch so formulieren: Alles was man täglich braucht bzw. haben muß wird teurer und alles was Nice to Have bwz. eigentlich überflüssig ist, wird billiger.
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Goldfinger
26.06.2003, 12:00
@ JLL
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Re: Für meinen Geschmack ist die Frage |
-->Wenn ich ein großes Bild einmal verinnerlicht habe, ist es praktisch unmöglich, die Welt nicht aus dieser Perspektive zu sehen.
Es ist.....hilfreicher,.....mit offenen Augen durch's Leben zu gehen, als ohne Not eine Weltsicht oder gar ein Dogma zu verinnerlichen.
Natürlich sollte man Vorkehrungen treffen.
----------------------------------------------
Alles ist Maya = Illusion, also subjektives Erleben und subjektives für wahr halten. Aber jeder muss nach seinen Ansichten leben und handeln, man kann nicht anders (gilt auch für mich).
Grüsse - Goldfinger
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- Elli -
26.06.2003, 12:01
@ chiron
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Re: Frage an die"Inflationisten" Euklid, Standing Bear etc |
-->>Inflation/Deflation
>Ich möchte die Diskussion von gestern noch einmal aufgreifen. Die Lager sind hier gespalten. Dazu muss man sich einmal zuerst vergegenwärtigen, was man damit überhaupt meint. Ich versuche es einmal:
>Inflation bei Früchte/Gemüse, Versicherungsprämien, Bankgebühren, Gesundheitswesen, Steuern, öffentliche Dienste
>Deflation beim Wein, Möbel, Non-Food Bereich, Elektronische Geräte, Kleider, Baugewerbe exkl. Bodenpreise
>Die meisten Unternehmen sind von den deflationären Produkten betroffen, inkl. Banken und Versicherungen, wegen deren Abhängigkeit von den börsenkotierten Unternehmen. Die grossen Unternehmen sind alle massiv verschuldet und das meistens kurzfristig 2-3 Jahre. Hätten wir eine (Hyper)Inflation, steigen deren Refinanzierungskosten, wenn wir eine Deflation haben, fallen die Margen ihrer Produkte. Die Assets, die von einer Inflation profitieren würden, wurden in grossen Teilen ausgelagert und zurückgeleast (Gebäude, Produktionsanlagen). Ich sehe somit für die Aktienmärkte keine Chancen einer Erholung, selbst bei einer Hyperinflation dürften Immo und Gold die klar besseren Chancen haben.
>Für mich ist das Szenario einer Deflation nach wie vor das wahrscheinlichere, da die Unternehmen auf Teufel komm raus ihre Produkte an den Mann/Frau bringen müssen, was bei deren finanziellen Situation immer schwieriger werden dürfte. Auch die Immos müssten hier einbrechen. Nun soll man sich natürlich immer mit der gegenteiligen Meinung auseinandersetzen, und dazu möchte ich die"Inflationisten" einladen. Mit welchen Argumenten ihr Euch dieses Szenario vorstellen könnt. Hat es mit der Allmacht des FED zu tun, und wenn ja, wie. Oder spielen auch noch andere Argumente eine Rolle, die mir bis jetzt entgangen sind.
>Gruss Chiron
Über die administrierten Preise brauchen wir m. E. nicht zu sprechen, dem Staat und staatlichen Organisationen steht das Wasser bis zum Hals. Dass sie damit das Gegenteil erreichen, ist ihnen nicht bewusst - bzw."nach mir die Sintflut".
Aber auch im Nicht-Administraiven Bereich gibt es Preiserhöhungen bzw. Versuche dazu.
"Pre-deflationäre Inflation ist das, vielen steht ebenfalls das Wasser zum Hals und sie versuchen verzweifelt, mehr Umsatz zu machen. Auch der Schuss wird nach hinten losgehen. Und die krampfhaft aufgehaltenen Preissenkungen werden dann um so schneller und kräftiger werden.
Meine feste Überzeugung.
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Josef
26.06.2003, 12:06
@ Goldfinger
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@Goldfinger: Durch Informationen werden Ansichten aber taeglich veraendert! |
-->>Wenn ich ein großes Bild einmal verinnerlicht habe, ist es praktisch unmöglich, die Welt nicht aus dieser Perspektive zu sehen.
>Es ist.....hilfreicher,.....mit offenen Augen durch's Leben zu gehen, als ohne Not eine Weltsicht oder gar ein Dogma zu verinnerlichen.
>Natürlich sollte man Vorkehrungen treffen.
>----------------------------------------------
>Alles ist Maya = Illusion, also subjektives Erleben und subjektives für wahr halten. Aber jeder muss nach seinen Ansichten leben und handeln, man kann nicht anders (gilt auch für mich).
>Grüsse - Goldfinger
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chiron
26.06.2003, 12:10
@ JLL
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...aber für potenzielle Häuslekäufer hochaktuell |
-->Hallo JLL
Ein wahres Wort im richtigen Moment!
Du scheinst auch in der komfortablen Lage zu sein, ein klein Wenig auf der hohen Kante zu haben, ohne Dir aber grosse Sorgen darüber machen zu müssen.
Etwas anders stellt sich aber die Situation für die zukünftigen Häuslebesitzer dar. Gehen die Zinsen schon bald rauf, muss jetzt der Hypo-Kredit eingeloggt werden. Gehen die Immos den Bach runter, ist Abwarten angesagt. Solche Entscheidungen können meistens nicht schnell der jeweiligen Situation angepasst werden. Das ist auch der Hintergrund meiner Frage. Speziell in der Schweiz, wo die Angestellten ihre Pensionskassen-Gelder für Immos raushauen können, ist die derzeitige Lage brisant. Das Geld reicht meistens nur für eine 20 % Anzahlung. Bei Deflation ist also alles futsch. Werden die Gelder nicht bezogen, kann die zukünftige Börsenentwicklung alles vernichten (Untergangsszenario). Keine einfache Entscheidung.
Gruss Chiron
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chiron
26.06.2003, 12:19
@ - Elli -
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Die Frage wird über den IMMO-Markt beantwortet |
-->
>Über die administrierten Preise brauchen wir m. E. nicht zu sprechen, dem Staat und staatlichen Organisationen steht das Wasser bis zum Hals. Dass sie damit das Gegenteil erreichen, ist ihnen nicht bewusst - bzw."nach mir die Sintflut".
>Aber auch im Nicht-Administraiven Bereich gibt es Preiserhöhungen bzw. Versuche dazu.
>"Pre-deflationäre Inflation ist das, vielen steht ebenfalls das Wasser zum Hals und sie versuchen verzweifelt, mehr Umsatz zu machen. Auch der Schuss wird nach hinten losgehen. Und die krampfhaft aufgehaltenen Preissenkungen werden dann um so schneller und kräftiger werden.
>Meine feste Überzeugung.
...da deckt sich unsere Ansicht der derzeitigen und zukünftigen Lage. Aber ich bleibe trotz allem skeptisch. Ich glaube, dass die Frage über den Immo-Markt beantwortet werden wird. In England und den USA kommen die Preise leicht zurück auch wenn das für einen Trend noch nicht ausreicht. Gemäss einer Studie des IWF? wird die Wirtschaftsentwicklung in erster Linie vom IMMO-Markt beeinflusst oder anders formuliert, eine Wirtschaftsdepression wird meistens durch einen Immo-Crash ausgelöst. Kennst Du eine gute Internet-Page, welche die Immo-Trends weltweit aufzeigt?
Gruss Chiron
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Goldfinger
26.06.2003, 12:34
@ Josef
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Re: Informationen verändern täglich Ansichten |
-->Informationen verändern Ansichten.
Selbstverständlich! Man nennt dies Meinungsbildung, Werbung, Information, Desinformation oder Manipulation. Oder Aufklärung.
Und abends geht man mit seinen alten oder neuen Ansichten schlafen.
Grüsse - Goldfinger
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Goldfinger
26.06.2003, 13:13
@ chiron
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Re: Nochmals die Definition der Deflation |
-->>Inflation/Deflation
>Ich möchte die Diskussion von gestern noch einmal aufgreifen.
-------------------------------------------------------------
Zwar ist dies hier den meisten bestens bekannt, aber vielleicht
doch nochmals aus http://members.aon.at/silbermine/definition.htm
"Die Defination der Deflation und Inflation"
Bis zu den 50er Jahren verstand man unter Deflation eine
Reduktion der Geldmenge und unter Inflation eine Ausweitung
der Geldmenge (über das reale Wirtschaftswachstum hinaus).
Seither bezeichnet man allgemein ein Ansteigen der Preise für
Konsumgüter und Dienstleistungen als Inflation und einen
Rückgang dieser Preise (also den Rückgang des Konsumenten-
preisindex) als Deflation.
1. Die wachstumsbedingte Deflation bewirkt eine wünschens-
werte Kaufkrafterhöhung. Nehmen wir als Beispiel Computer; im
Jahre 1970 kostete ein Grosscomputer über $ 1 Million, jetzt
kostet ein PC mit einer besseren Leistung $ 1.000.--
Dieser durch Technologieentwicklung bedingte Preisverfall der
Computer hat aber in den letzten Jahrzehnten ein Wirtschafts-
wachstum in dieser Branche mit hohen Gewinnen und hohen
Löhnen und auch ein ungeahntes Wachstum für Softwarefirmen
ermöglicht.
2. Die geldhaltungsbedingte Deflation bewirkt für jene Firmen
und Privatpersonen, die Kredite haben, Probleme vielerlei Art.
Durch die vermehrte Geldhaltung (Sparen bei den Ausgaben für
Güter und Dienstleistungen) entsteht für die Wirtschaft ein
ruinöser Wettbewerb und sinkende Gewinne. Kredite werden
gekürzt, Preise und Löhne herabgesetzt. Es werden Arbeitskräfte
entlassen, die ebenfalls bei den Ausgaben sparen müssen. Die
Preise für Konsumgüter und Dienstleistungen fallen weiterhin.
Konkurse und Arbeitslosigkeit sind die Folge.
Die geldhaltungsbedingte Deflation ist teilweise freiwillig ; aber
viele Firmen und Menschen sind durch äussere Umstände dazu
gezwungen, sehr zu sparen. Es kann hier nicht auf die Ursachen
eingegangen werden, dies würde viel zu weit führen.
Ein historisches Deflations-Beispiel:
Nehmen wir Kannada im Jahre 1930: die Banken erhöhten die
Zinsen, Kredite wurden gekürzt oder nicht verlängert, die hohen
Zinsen bewirkten erhöhtes Sparen und
die umlaufende Geldmenge schrumpfte um 21 %!!!
Und hier die Zahlen der Geldmenge/Kopf von Kanada:
1929......... 302 CAN-$
1933......... 236 CAN-$
1934......... 237 CAN-$
Der Kauf von Investionsgütern und der Konsum gingen drama-
tisch zurück. Firmen und die Masse der Leute hatten zu wenig
Geld. Es herrschte eine 25 % ige Arbeitslosigkeit.
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Grüsse - Goldfinger
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JLL
26.06.2003, 13:48
@ chiron
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Re: Da hast Du völlig Recht! |
-->Ich tue mir mit solchen Langfristentscheidungen immer wahnsinnig schwer. Da versagen meine Instrumente. Frag' mal meine Frau, was es für ein Drama war, bis wir geheiratet haben. ;-)
Schönen Tag
JLL
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Reikianer
26.06.2003, 13:50
@ chiron
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Deflation: things you want / Inflation: things you need (Financialsense.com) owT |
-->Jim Puplava von Financialsense.com in einer seiner letzten Internetradiosendungen
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Standing Bear
26.06.2003, 17:49
@ chiron
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Re: Frage an die"Inflationisten" Euklid, Standing Bear etc |
-->>Inflation/Deflation
>Ich möchte die Diskussion von gestern noch einmal aufgreifen. Die Lager sind hier gespalten. Dazu muss man sich einmal zuerst vergegenwärtigen, was man damit überhaupt meint. Ich versuche es einmal:
>Inflation bei Früchte/Gemüse, Versicherungsprämien, Bankgebühren, Gesundheitswesen, Steuern, öffentliche Dienste
>Deflation beim Wein, Möbel, Non-Food Bereich, Elektronische Geräte, Kleider, Baugewerbe exkl. Bodenpreise
>Die meisten Unternehmen sind von den deflationären Produkten betroffen, inkl. Banken und Versicherungen, wegen deren Abhängigkeit von den börsenkotierten Unternehmen. Die grossen Unternehmen sind alle massiv verschuldet und das meistens kurzfristig 2-3 Jahre. Hätten wir eine (Hyper)Inflation, steigen deren Refinanzierungskosten, wenn wir eine Deflation haben, fallen die Margen ihrer Produkte. Die Assets, die von einer Inflation profitieren würden, wurden in grossen Teilen ausgelagert und zurückgeleast (Gebäude, Produktionsanlagen). Ich sehe somit für die Aktienmärkte keine Chancen einer Erholung, selbst bei einer Hyperinflation dürften Immo und Gold die klar besseren Chancen haben.
>Für mich ist das Szenario einer Deflation nach wie vor das wahrscheinlichere, da die Unternehmen auf Teufel komm raus ihre Produkte an den Mann/Frau bringen müssen, was bei deren finanziellen Situation immer schwieriger werden dürfte. Auch die Immos müssten hier einbrechen. Nun soll man sich natürlich immer mit der gegenteiligen Meinung auseinandersetzen, und dazu möchte ich die"Inflationisten" einladen. Mit welchen Argumenten ihr Euch dieses Szenario vorstellen könnt. Hat es mit der Allmacht des FED zu tun, und wenn ja, wie. Oder spielen auch noch andere Argumente eine Rolle, die mir bis jetzt entgangen sind.
>Gruss Chiron
Hallo Chiron,
um Deine Frage zu beantworten, werde ich etwas ausholen und teilweise abschweifen müssen. Die Güter des täglichen Bedarfs werden sich im Preis verteuern, ganz klar. Der Effekt wird sicher noch verstärkt durch in Zukunft vermehrt auftretende Mißernten und Naturkatastrophen.
Bei den Industriegütern sehen wir noch Preisverfall. Ich hab aber mehrfach darauf hingewiesen, daß in vielen Bereichen die Qualität auch nachläßt. Nur wie quantifiziert man das genau? Dieser Effekt wird einen Großteil der Preissenkung ausgleichen.
Wenn ich abwäge, ob Infla oder Defla wahrscheinlicher ist, muß ich von den USA ausgehen, denn die sind noch für die Weltwirtschaft ausschlaggebend. Fakt ist, daß sich Amerika im AUSLAND stark verschuldet hat und dies meist in seiner eigenen Währung. Fakt ist weiterhin, daß die US-Wirtschaft bis auf wenige Bereiche nicht mehr wettbewerbsfähig ist, was schon für eine Schwachwährung prädestiniert. Kein Land hat in den letzten Jahrzehnten so viele Schulden angehäuft wie die USA, meist unter Nutzung ausländischen Kapitals. Glaubst Du, daß die mit so"werthaltigen" Dollars wie heute zurückgezahlt werden? Ich bin felsenfest überzeugt, daß sich die USA auf Kosten ihrer Gläubiger entschulden werden. Anders geht es nicht! Auch sollten wir mal nicht vergessen, daß es heute keine Goldwährung gibt. Das war doch zur Zeit der großen Wirtschaftskrise anders. Das Geld kann beliebig geschaffen werden, man muß nur mit der Kapitalvernichtung durch Pleiten schritthalten. Und hier kommt der Krieg noch ins Spiel, dessen Rolle in den nächsten Jahren ganz maßgeblich sein wird. Bush und seine Hinterleute sind leider sehr berechenbar (So wie man Adolf auch gut einschätzen kann nach Lektüre von"Mein Kampf") und das bestärkt mich in meiner Inflationsthese weiter. Heute ist Grünspan etc. bekannt, was in den 30er Jahren passierte. Deshalb hat man die Friedensphase von 1929 - 1941 auf heuer 2000-2003 verkürzt. Für sämtliche Prognosen müssen wir die kommenden Konflikte mit einbeziehen. Zugegeben, wenn alles friedlich bliebe, könnte die Deflation wieder Oberwasser gewinnen, doch das wird leider nicht passieren! Schau Dir die Sache mit Syrien und Iran an. Dort ziehen die nächsten Konflikte auf, denn Bush weiß, daß er nur mit massiven Ausgaben die Wirtschaft vor dem Zusammenbruch bewahrt. Er wird auch"im Interesse der nationalen Sicherheit" die Interventionen in die Wirtschaft massiv verstärken und Mega-Pleiten nicht zulassen. Ich wüßte gern, wer eigentlich schon über den Jordan gegangen wäre, wenn man nicht eingegriffen hätte. Verluste werden also in noch stärkerem Maße wie heute sozialisiert werden. Zum Glück hat man dann noch die äußeren Feind der"Achse des Bösen", die man für die Schulden und die Geldentwertung verantwortlich machen kann. Dieses Konstrukt dient meiner Meinung nach als Sündenbock und Ablenkungsmanöver.
Für mich führt an einer deutlichen Dollarabwertung kein Weg vorbei. Und er wird gegen Edelmetall und vorübergehend gegen Euro abwerten. Die Frage ist, wie die Sache in Europa weitergeht. Da unsere Wirtschaft massiv an Wettbewerbsfähigkeit verliert, werden auch hier die Rufe nach Interventionen und Konjunkturprogrammen zunehmen. Man wird noch eine Weile über die Reallöhne senken und immer höhere Abgaben verlangen bis man das als Holzweg erkennt (ist teilweise jetzt schon erfolgt) und zur Konjunkturpolitik a la Keynes zurückkehrt. Wir werden, was Interventionismus betrifft, den USA mit Verspätung nachfolgen. Und auch unser Geld wird dann abwerten. Für eine Weile rechne ich mit leicht sinkenden Reallöhnen, was sich bei steigender Inflation noch verstärken wird. Die Verhältnisse werden denen von Argentinien sicher ähnlich werden.
Besten Gruß
J.
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Sascha
26.06.2003, 17:51
@ chiron
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Defla und Infla [mkT] |
--> Hallo Chiron!
> Inflation bei Früchte/Gemüse, Versicherungsprämien, Bankgebühren, > Gesundheitswesen, Steuern, öffentliche Dienste
> Deflation beim Wein, Möbel, Non-Food Bereich, Elektronische Geräte, Kleider, > Baugewerbe exkl. Bodenpreise
So würde ich die derzeitige Lage auch charakterisieren. Vielleicht kommen wir bei unserer Diskussion hier im Forum deswegen oft nicht weiter.:)
Man kann sagen, daß derzeit vor allem bei preiselastischen Produkten die Preise einbrechen (da die Nachfrage eingebrochen ist). Auf der anderen Seite kann man sagen, daß bei relativ preisunelastischen Produkten und/oder Dienstleistungen, z.B. bei"Standardnahrungsmitteln" (gegessen werden muß halt immer *g*) die Preise nicht sinken. Das wird nach wie vor auch gekauft.
Deflation sehe ich z.B. bei Großbildfernsehern, bei teuren Nahrungsmitteln, bei teurer Kleidung. Die Dinge die beim besten Willen nicht lebensnotwendig sind oder zumindest ein wenig Luxus sind. Dort sinken die Preise. Bei Bahnfahrkarten (man muß ja zur Arbeit kommen), Müllgebühren (i.d.R. Pflicht) und Dingen auf die man kaum oder nur schwer verzichten kann und die nur selten substituierbar oder einschränkbar sind gibt es keine Defla. Warum denn auch?
Viele Grüße
Sascha
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Merlin
26.06.2003, 18:27
@ Sascha
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du argumentierst als ob du in mannheim studÃerst! richtig? ot (owT) |
-->
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Koenigin
26.06.2003, 18:50
@ JLL
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Re: Für meinen Geschmack ein grandioser Beitrag!!!!!!!!!!!!!! |
-->>>Ich sehe somit für die Aktienmärkte keine Chancen einer Erholung...
>Guten Morgen. Der gute alte DAX ist seit Mitte März um gut 40 % gestiegen. Ist das etwa nichts?
>Ich bin der festen Überzeugung, dass es in dem Zeitfenster von Wochen und Monaten ein Streit um des Kaiser's Bart ist, welche"-flation" wir bekommen - sich jetzt ohne Not auf eines der Szenarien festzulegen dürfte sogar ausgesprochen schädlich sein (Ich spreche hier als Aktienanleger, der grundsätzlich beweglich ist, also keine Investitionen mit einer Bindungsdauer von mehreren Jahren vornimmt!).
>Wer nur in den Extremen (Deflation, Hyperinflation) denkt, dürfte mental kaum in der Lage sein, normale Bewegungen des Marktes oder einzelner Titel noch auszunutzen. Meine Einstellung ist eher, dass das System ein kurz- und mittelfristiges Beharrungsvermögen hat, dass von den"Extremisten" vollkommen unterschätzt wird. Da gibt es welche, die seit 20 Jahren den Weltuntergang predigen. Wäre es sinnvoll gewesen, ihnen zu folgen? Hätte ich mit ihren Empfehlungen Geld verdient? Warum also heute? Ist ihr Timing tatsächlich so viel besser geworden?
>Es ist m.E. einfach nicht richtig, dass ich heute gezwungen bin, zu entscheiden, ob erst Deflation, dann Hyperinflation, oder was auch immer kommt. Niemand zwingt mich, das zu entscheiden. Warum also sollte ich meine Perspektive auf solche Fragen verengen? Warum meine Zeit verschwenden mit Antwortversuchen, die doch nur im Nebel stochern? Wenn mein Denken um diese Fragen kreist, verpasse ich mit Sicherheit die vielen Chancen, die sich täglich neu ergeben. Wenn ich ein großes Bild einmal verinnerlicht habe, ist es praktisch unmöglich, die Welt nicht aus dieser Perspektive zu sehen. Die Wahrnehmung konzentriert sich auf Theoriekonformes. Denken wird zum Wunschdenken. Ich halte es für einen Wert an sich, KEINE Entscheidung zu treffen und KEIN großes Bild im Kopf zu haben. Das erst ermöglicht objektive Wahrnehmung. Es ist nach meiner ganz persönlichen Einschätzung unendlich viel hilfreicher, täglich mit offenen Augen durch's Leben zu gehen, als ohne Not eine Weltsicht oder gar ein Dogma zu verinnerlichen.
<font size="4">>Natürlich sollte man Vorkehrungen treffen. Es ist sicher ok, auf einem Segelboot eine Schwimmweste anzulegen, aber am Ufer stehen zu bleiben und mit finsterem Blick zu lamentieren, dass das Boot kentern wird - wer's mag.</font>
>Schönen Tag
>JLL
[b][i] ich mag's auch nicht!!!
Ich segel auch lieber!
adios
und einen schönen Abend zurück
Dieter Koenig[img][/img]
...und wir können wir wirklich mal bei Gelegenheit...
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chiron
26.06.2003, 22:30
@ Standing Bear
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@ Standing Bear |
-->
>Hallo Chiron,
>um Deine Frage zu beantworten, werde ich etwas ausholen und teilweise abschweifen müssen. Die Güter des täglichen Bedarfs werden sich im Preis verteuern, ganz klar. Der Effekt wird sicher noch verstärkt durch in Zukunft vermehrt auftretende Mißernten und Naturkatastrophen.
>Bei den Industriegütern sehen wir noch Preisverfall. Ich hab aber mehrfach darauf hingewiesen, daß in vielen Bereichen die Qualität auch nachläßt. Nur wie quantifiziert man das genau? Dieser Effekt wird einen Großteil der Preissenkung ausgleichen.
>Wenn ich abwäge, ob Infla oder Defla wahrscheinlicher ist, muß ich von den USA ausgehen, denn die sind noch für die Weltwirtschaft ausschlaggebend. Fakt ist, daß sich Amerika im AUSLAND stark verschuldet hat und dies meist in seiner eigenen Währung. Fakt ist weiterhin, daß die US-Wirtschaft bis auf wenige Bereiche nicht mehr wettbewerbsfähig ist, was schon für eine Schwachwährung prädestiniert. Kein Land hat in den letzten Jahrzehnten so viele Schulden angehäuft wie die USA, meist unter Nutzung ausländischen Kapitals. Glaubst Du, daß die mit so"werthaltigen" Dollars wie heute zurückgezahlt werden? Ich bin felsenfest überzeugt, daß sich die USA auf Kosten ihrer Gläubiger entschulden werden. Anders geht es nicht! Auch sollten wir mal nicht vergessen, daß es heute keine Goldwährung gibt. Das war doch zur Zeit der großen Wirtschaftskrise anders. Das Geld kann beliebig geschaffen werden, man muß nur mit der Kapitalvernichtung durch Pleiten schritthalten. Und hier kommt der Krieg noch ins Spiel, dessen Rolle in den nächsten Jahren ganz maßgeblich sein wird. Bush und seine Hinterleute sind leider sehr berechenbar (So wie man Adolf auch gut einschätzen kann nach Lektüre von"Mein Kampf") und das bestärkt mich in meiner Inflationsthese weiter. Heute ist Grünspan etc. bekannt, was in den 30er Jahren passierte. Deshalb hat man die Friedensphase von 1929 - 1941 auf heuer 2000-2003 verkürzt. Für sämtliche Prognosen müssen wir die kommenden Konflikte mit einbeziehen. Zugegeben, wenn alles friedlich bliebe, könnte die Deflation wieder Oberwasser gewinnen, doch das wird leider nicht passieren! Schau Dir die Sache mit Syrien und Iran an. Dort ziehen die nächsten Konflikte auf, denn Bush weiß, daß er nur mit massiven Ausgaben die Wirtschaft vor dem Zusammenbruch bewahrt. Er wird auch"im Interesse der nationalen Sicherheit" die Interventionen in die Wirtschaft massiv verstärken und Mega-Pleiten nicht zulassen. Ich wüßte gern, wer eigentlich schon über den Jordan gegangen wäre, wenn man nicht eingegriffen hätte. Verluste werden also in noch stärkerem Maße wie heute sozialisiert werden. Zum Glück hat man dann noch die äußeren Feind der"Achse des Bösen", die man für die Schulden und die Geldentwertung verantwortlich machen kann. Dieses Konstrukt dient meiner Meinung nach als Sündenbock und Ablenkungsmanöver.
>Für mich führt an einer deutlichen Dollarabwertung kein Weg vorbei. Und er wird gegen Edelmetall und vorübergehend gegen Euro abwerten. Die Frage ist, wie die Sache in Europa weitergeht. Da unsere Wirtschaft massiv an Wettbewerbsfähigkeit verliert, werden auch hier die Rufe nach Interventionen und Konjunkturprogrammen zunehmen. Man wird noch eine Weile über die Reallöhne senken und immer höhere Abgaben verlangen bis man das als Holzweg erkennt (ist teilweise jetzt schon erfolgt) und zur Konjunkturpolitik a la Keynes zurückkehrt. Wir werden, was Interventionismus betrifft, den USA mit Verspätung nachfolgen. Und auch unser Geld wird dann abwerten. Für eine Weile rechne ich mit leicht sinkenden Reallöhnen, was sich bei steigender Inflation noch verstärken wird. Die Verhältnisse werden denen von Argentinien sicher ähnlich werden.
>Besten Gruß
>J.
Danke für Deine ausführliche Antwort.
Zuerst zu den USA. Was Du beschreibst ist sicher das Ziel der amerikanischen Politik und die Kriegsführung im Nahen Osten ist eine Macht- und Geldpolitik. Nun stellt sich aber die Frage, ob deren Handelspartner das zulassen werden. Um das Geld in Umlauf zu bringen, sind sie auf deren ausländische Partner angewiesen. Im Iraq ist der Greenback schon mal eingeführt und die nächsten dürften folgen, ausser die Welt ausserhalb der USA besinnt sich seiner eigenen Stärken. Eine (Hyper)Inflation in den USA muss nicht zwingend auf die anderen Länder übergreifen. Fällt die USA als die Macht schlechthin, dann ist es mit dem Export der grünen Scheine vorbei. Die überschuldeten amerikanischen Unternehmen fallen zusammen, da das nur noch Finanzkonstrukte sind und keine Industrieunternehmen. Deutschland hatte 1923 die Hyperinflation auch alleine durch gemacht, wenn ich richtig informiert bin.
Gruss Chiron
|
Goldfinger
27.06.2003, 00:32
@ CRASH_GURU
|
Re: die traurige Wahrheit |
-->>Man kann es auch so formulieren: Alles was man täglich braucht bzw. haben muß wird teurer und alles was Nice to Have bwz. eigentlich überflüssig ist, wird billiger.
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Die vorläufige Wahrheit ist die"Deflation beim Einkommen der Massen"
und die"Inflation bei dem, was man zahlen muss" (Steuern, Abgaben, Tariferhöhungen usw.)
Also von beiden Entwicklungen leider gleichzeitig nur das Negative.
Grüsse - Goldfinger
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Sascha
28.06.2003, 05:01
@ Merlin
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Nööö!:) Meistens (nicht alle, aber viele) totale Theoretiker ohne Praxis -owT- |
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