Hallo!
Hier noch ein Artikel über den Schwarzen Freitag (25.10.1929):
Noch Monate vor dem Börsencrash schien die Welt in Ordnung. Amerikas Wirtschaftskraft schien unschlagbar. Alle fünf Sekunden rollte ein neues Auto von Henry Fords laufendem Band, das Radio wird populär, der Tonfilm wird in klimatisierten Kinos gezeigt, und Luxusdampfer kreuzen mit Neureichen den Atlantik. In Hotelpalästen wird getanzt und gefeiert.
Die Börse jagt von einem Höchststand zum nächsten. Im März 1926 verzeichneten die Chronisten den Dow Jones-Index bei 135 Punkten. 381 Punkte schließlich zählte man beim Index im September 1929. Wer an der Börse investiert war, hatte in nur drei Jahren sein Vermögen fast vervierfacht.
Die gigantischen Gewinne an der amerikanischen Börse ließen niemanden kalt, ganz Amerika war im Börsenfieber. Selbst Kellner und Zimmermädchen spekulierten mit. Die Gewinne waren sozusagen fest gebucht. Die Börsenentwicklung gab jedem recht. Der Beschleunigungsmotor für die Börsenhausse waren die niedrigen Zinsen, mit denen Amerikas Wirtschaft weiter angekurbelt werden. Das war auch nötig, denn es wurde zwar kräftig investiert, aber kaum konsumiert.
Kaum jemand gab sein Geld aus oder brachte sein Geld in dieser Situation noch zur Bank. Selbst kurzfristig zugesagte Gelder für Europa und Deutschland wurden zurückgezogen und in Amerika an der Börse angelegt. Und es ging immer schneller. Mancher Aktientip brachte Gewinne bis zu 1000 Prozent. Die Börse - ein einziges Spielkasino.
Dann passierte das, was das Desaster später unausweichlich machen sollte. Gierig kauften immer mehr Menschen, ja sogar Banken mit geliehenem Geld eine Aktie im Wert von 100 Dollar für nur 5 Dollar. Der Rest wurde großzügig kreditiert, - von Wertpapierhändlern, die sich selbst wieder bei den Banken Geld liehen.
Die ersten kritischen Warnungen vor einer gigantischen Spekulationsblase werden noch im September 1929 überhört. Am 23. Oktober, 2 Tage vor dem Absturz, dann erste Gerüchte über geplante Verkäufe. Tatsächlich werden rekordverdächtige 6,5 Millionen Aktien verkauft. Nervosität macht sich breit.
Am 24. Oktober 1929, einem Donnerstag, bricht die Katastrophe los: Panikverkäufe. Gerüchte, die Börse würde geschlossen und mehrere bekannte Financiers hätten sich aus dem Fenster gestürzt.
Am 25. Oktober 1929, dem Freitag, der als"schwarzer Freitag" in die Finanzgeschichte eingehen sollte, verläuft der Handel eher ruhig. Doch wird das Ausmaß der übertriebenen Aktienspekulation erst jetzt in voller Breite deutlich.
Ein Augenzeuge berichtet einer New Yorker Zeitung:"Immer mehr Körbe mit Verkaufsorders wurden aufs Parkett geschleppt. Es hörte überhaupt nicht mehr auf. Der Handel wurde verlängert. Das machte alles nur noch schlimmer. Die Leute schrien um ihr Leben. Einige junge Leute fingen an, Dollar-Scheine anzuzünden und ließen sie brennend vom Balkon aufs Börsenparkett regnen. Ich bekam Anrufe von vielen Freunden. Aber bei keinem hätte es Sinn gemacht, ihm Geld für den Broker zu leihen. Es wäre am nächsten Tag vernichtet gewesen. Selbstmorde rechts und links neben meinem Büro. Die Leute öffneten einfach die Fenster, stellten sich auf den Sims und ließen sich auf die Straße fallen...."
Vor dem Börsengebäude und vor vielen Banken versammelten sich in nur wenigen Stunden Tausende, die sich Sorgen um ihre Spareinlagen machten. Andere hatten so das Gefühl, irgendetwas tun zu können.
Zu spät! Waren die Kurse um nur 12% gefallen, so verloren sie in den folgenden Tagen zwischen 40 bis 90 Prozent. Mehr als eine Million Amerikaner hatten ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Fabriken wurden geschlossen, Arbeiter wurden entlassen, geschädigte Millionäre verkauften ihre Nobelkarossen für ein paar hundert Dollar. Verzweiflungstaten.
Der Beginn der Weltwirtschaftskrise. Spekulationsblasen, wie jene, die am 25. Oktober 1929 platzte, könnten sich heute nicht mehr in diesem Umfang wiederholen, sagen Experten. Gleichzeitig gibt es Warnungen, dass der amerikanische Aktienmarkt von heute wieder überbewertet sei.
Autor: Wolfgang Dick
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