-->Politischer Einfluss stĂĽtzt Aktienrally
Seit Jahrzehnten sind vor US-Präsidentenwahlen starke Martkverläufe zu beobachten - Ein Gastkommentar von Michael Margules
Für die Anhänger statistischer Phänomene ist die jüngste Rallye der Aktienmärkte alles andere als ein Zufall. Vielmehr paßt die Aufwärtsbewegung perfekt in ein jahrzehntealtes Muster, demzufolge in den Jahren vor einer anstehenden Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten starke Marktverläufe zu beobachten sind.
Vertrauter Ablauf vor Präsidentschaftswahlen
Hoffnungen auf eine rasche wirtschaftliche Belebung hatten der Wall Street in den vergangenen dreieinhalb Monaten zu kräftigen Kursgewinnen verholfen. Die maßgeblichen Börsenbarometer legten mit der abnehmenden Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg deutlich zu. So stieg der S&P-500-Index, der den breiten Markt widerspiegelt, von seinem bisher tiefsten Stand in diesem Jahr am 11. März bis zu seinem Ein-Jahres-Hoch Mitte Juni um rund 26 Prozent, und auch die europäischen - inklusive der Wiener Börse! - und asiatischen Börsenindizes legten sowohl in den letzten drei Monaten wie auch seit Jahresbeginn deutlich zu.
Damit befinden sich die Aktienindizes auf dem besten Weg, ihren 16. Vorwahljahresgewinn in Folge zu verzeichnen. Nach dem Hirsch Organization's Stock Trader's Almanac ist 1939 das letzte Jahr gewesen, in dem der Markt im dritten Jahr des vierjährigen politischen Zyklus gesunken ist. Seit 1914 hat laut Almanach der Markt zwischen seinem Tiefpunkt im zweiten Jahr des Präsidentschaftszyklus und seinem Höchststand im dritten Jahr oder dem Vorwahljahr durchschnittlich einen fünfzigprozentigen Gewinn erreicht (z.B. im Jahr 1998/99 hat der Markt 52 Prozent hinzugewonnen, eine Periode davor im 45 Prozent.)
Steuer- und Zinssenkungen als Stimulanz-Rezeptur
Der Wahltag 2004 steht zwar noch nicht unmittelbar vor der Tür, aber die Washingtoner Geld-Schleusen stehen bereits weit offen - sowohl hinsichtlich der Geldpolitik der Federal Reserve als auch der Finanzpolitik der Regierung, nicht zuletzt mittels soeben verordneter Steuersenkungen. Damit bewegt sich auch die Regierung Bush analog zu dem „Hirschen“ historischen Kontext. Da heißt es unter anderem: „... Die Präsidentschaftswahlen alle vier Jahre haben einen starken Einfluß auf die Wirtschaft und den Aktienmarkt,.....Kriege, Rezessionen und Bärenmärkte kommen tendenziell in der ersten Hälfte einer Amtszeit vor oder finden dort zumindest ihren Anfang, während wirtschaftlich gute Zeiten und Bullenmärkte in der zweiten Hälfte der Fall sind....“
Feststellungen dieser Art sollte man als Anleger natĂĽrlich nicht fĂĽr bare MĂĽnze nehmen. Der Aktien-Crash 1987 ist beispielsweise in einem Vorwahljahr passiert, um nur ein unruhestiftendes Ereignis in einem Vorwahljahr zu nennen, wenngleich der S&P 500 selbst in jenem (Horror)Aktienjahr mit einem Nettogewinn von zwei Prozent schloĂź.
S&P 500 hat noch „Hirsch“-Spielraum nach oben
Natürlich wiederholt sich die Geschichte der Märkte nur selten, und dementsprechend wird die momentane Rally, soferne sie weiterhin Bestand hat, mehr oder auch weniger stark ausfallen. Jedenfalls dokumentieren die Hirsch-Daten, daß sich die Gewinne der Börsen-Rallys in den letzten zehn US-Präsidentschaftszyklen zwischen unglaublichen 81 Prozent und noch immer ansehnlichen 21 Prozent bewegt haben. Dieses Mal ist der S&P 500 ausgehend von seinen Tiefstpunkten Anfang März bis Ende Juni um rund 30 Prozent gestiegen.
Wenn man also die im Hirsch-Almanach veröffentlichten Untersuchungsergebnisse beherzigt, besteht für die Aktienrallye 2003 noch genügend Raum, um sich in der amerikanischen Wirtschaft weiter fortzusetzen. Ein Anstieg des S&P 500 um 50 Prozent ausgehend von seinem Tiefpunkt bei 776,76 Punkten im Jahr 2002 würde einen Zählerstand von 1165 Punkten oder einen weiteren Gewinn um 18 Prozent vom momentanen Niveau bei 980 Punkten bedeuten.
„Wettstreit“ Hirsch: Realdaten
Fazit: vor allem die tiefen Zinsraten, das Haushaltsbudget und die internationale Währungspolitik scheinen derzeit in Amerika, aber auch in Europa ganz klar darauf ausgerichtet zu sein, die Rally an den Märkten weiterhin am Laufen zu halten. Allerdings ist bis dato der von der Erholung an den Märkten ausgelöste Funke weder auf die Produktion noch den Konsum übergesprungen - genau dort liegt der Haken, und schon in den nächsten beiden Wochen wird sich angesichts der Flut an Unternehmensnachrichten zum Abschluß des 2. Quartals weisen, ob auch diesmal der Hirsch-Almanach richtungsweisend war und ist.
<ul> ~ Politischer Einfluss stĂĽtzt Aktienrally</ul>
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