Dieter
08.07.2003, 11:54 |
Branche mit wenig Verdienst Thread gesperrt |
-->dem ernährungs- und agrarpolitischem Bericht der Bundesregierung 2003 kann man folgende Zahlen zum Gartenbau für 2002 entnehmen, wobei das Jahr eine leichte Verbesserung zum Vorjahr aufweist:
und zwar Mittelwert aller Betriebe
Eigenkapitalverzinsung 0,5%
Umsatzrentabilität 0,2%
Eigenkapitalquote 25%
Gewinn/Betrieb 41.000 Euro incl. kalk. Unternehmerlohn/Geschäftsführergehalt
und wer über teures Gemüse schimpft, hier noch der Gemüsebau speziell:
Eigenkapitalverzinsung minus -9,1%
Umsatzrentabilität minus -7,6%
Eigenkapitalquote 39,8 %
Die noch positiven Durchschnittswerte bei der Eigenkapitalverzinsung (o,5%) werden ausschließlich durch die Großbetriebe verursacht. Mittlere und kleine Betriebe liegen hier deutlich im Minus.
Werden unsere Lebensmittel demnächst im Ausland produziert unter geringeren Umweltauflagen, zumal natürlich auch die Streichung von Subventionen in der Landwirtschaft den Gartenbau treffen wird. Zum Beispiel hätten die ursprünglichen Pläne zum Subventionsabbau einen Gewinneinbruch von ca. 5% vom Umsatz (nicht vom Gewinn) gebracht, damit wäre die Eigenkapitalverzinsung überall 2stellig im Minusbereich.
Wir sollten uns darauf einstellen, daß eine Gemüse- und Pflanzenproduktion in Deutschland bald nicht mehr stattfinden wird zumal es keine(n) Landwirtschaftsminister/in mehr gibt.
Dieter
|
silvereagle
08.07.2003, 12:48
@ Dieter
|
Re:? |
-->Hallo Dieter,
auch wenn ich auf die Genauigkeit dieser Zahlen nicht allzu viel setzen würde, sind sie nichtsdestotrotz ein sehr deutliches Alarmzeichen. Bei einer Eigenkapitalverzinsung von unter 1 % (oder gar negativ) sollte man nicht von großen Wachstumsraten in dieser Branche ausgehen...
Subventionen mögen in diesem Gewerbe gang und gäbe sein, dennoch sind sie mE Teil des Problems, keineswegs der Lösung. Ich denke, ich muss Dir da meinen Gedankengang nicht näher erläutern... ;-)
Völlig unverständlich ist mir aber dieser Satz:
> Wir sollten uns darauf einstellen, daß eine Gemüse- und Pflanzenproduktion in Deutschland bald nicht mehr stattfinden wird zumal es keine(n) Landwirtschaftsminister/in mehr gibt.
Muss ich das jetzt so verstehen, dass erst die Einrichtung eines Landwirtschaftsministeriums das Betreiben von Landwirtschaft für Bauern und andereprivate Betriebe ermöglicht? Ist der Grad an politischer Gängelung der Wirtschaft schon so hoch, dass das freie Unternehmertum nur noch dadurch am Leben erhalten werden kann, indem man die Gängelung weiter erhöht?
In der Hoffnung auf heftigen Widerspruch,
Gruß, silvereagle
|
Dieter
08.07.2003, 13:35
@ silvereagle
|
Re:? |
-->Hallo Silvereagle,
>Muss ich das jetzt so verstehen, dass erst die Einrichtung eines Landwirtschaftsministeriums das Betreiben von Landwirtschaft für Bauern und andere private Betriebe ermöglicht? Ist der Grad an politischer Gängelung der Wirtschaft schon so hoch, dass das freie Unternehmertum nur noch dadurch am Leben erhalten werden kann, indem man die Gängelung weiter erhöht?
>In der Hoffnung auf heftigen Widerspruch,
>Gruß, silvereagle
Leider ist es genau so!
Vor einiger Zeit gab es hier mal eine Beschwerde über so teure Erdbeeren und"versklavte" Pflücker schwarzer Hautfarbe. Wenn der durchschnittliche Obst/Gemüsebauer einen Unternehmer-Stundenverdienst von ca. 6 Euro hat (incl.Wagnis, incl. Kapitalverzinsung) dann darf man sich nicht wundern, wenn Arbeitnehmer nicht mehr verdienen dürften. Da das allerdings nicht möglich ist, bestehen mittelfristig nur 2 Alternativen:
1. Landwirtschaft/Gartenbau verschwindet aus Deutschland, da es aufgrund zu hoher Lohnkosten im internat. Wettbewerb nicht konkurrenzfähig ist, bzw. die Lebenshaltungskosten für durchschnittl. 6 Euro/Std. für den Unternehmer zu hoch sind oder der Bereich wird subventioniert. Da zur Zeit der"Verbrauherschutz" das Landwirtschaftsressort verdrängt hat, sind die politischen Weichen gestellt.
Nein zur Landwirtschaft mit z.T. durchaus positiven Effekten wie weniger Schadstoffeintrag in Boden und Gewässer. Ebenfalls sich vergrößernde Brachflächen mit weniger Kulturland. Da die Pflege der öffentlichen Feldwege bislang kostenlos durch die Landwirtschaft hergestellt wurde, entfällt natürlich auf Dauer die bequeme Begehbarkeit der"Natur".
Ich denke, spätestens mit der Osterweiterung der EG wurd sich die Lage der deutschen Landwirtschaft extrem verschlechtern. Dann gibt es nur noch teueres Biogemüse/obst/fleisch für die Wohlhabenden im Lande und Lebensmittel mit chem. Keule für den Rest zu günstigen Preisen.
Das ist der natürliche Preis der Globalisierung und EG-Erweiterung hier für die Landwirtschaft, ähnlich dürfte es sich für gewerbl.Arbeitnehmer vieler Branchen ergeben. Wichtigster Profiteur sind eigentlich nur"unsere AG´s".
Gruß Dieter
|
Pulpo
08.07.2003, 14:58
@ Dieter
|
Re: |
-->>Ich denke, spätestens mit der Osterweiterung der EG wurd sich die Lage der deutschen Landwirtschaft extrem verschlechtern. Dann gibt es nur noch teueres Biogemüse/obst/fleisch für die Wohlhabenden im Lande und Lebensmittel mit chem. Keule für den Rest zu günstigen Preisen.
Also ich finde Biosachen gar nicht so teuer. Ich wohne in Berlin in einer WG. Der Rest meiner Mitbewohner kauft bei Lidl&Co, ich im Bioladen. Trotzdem stellte ich fest, dass ich kaum mehr Geld fuer Lebensmittel ausgebe, weil ich 1.) weitestgehend vegetarisch lebe und 2.) ->viel entscheidender<- ich darauf achte, die Sachen, die ich einkaufe auch wirklich zu essen und nicht, wie ich immer wieder bei den anderen beiden beobachte, 1/3 wegzuschmeissen, weil es im Kuehlschrank vergammelt, wenn gerade nicht der rechte Apetit auf das Gekaufte besteht. Ich glaube auch nicht, dass dieses Verhalten so selten ist, man muss sich doch nur mal in den Supermaerkten die dicken Familienmuetter mit ihren bis ueber den Rand gefuellten Einkaufswagen ansehen. Soviel wie die fuer ein Wochenende einkaufen, esse ich nicht in 2 Monaten.
Jedenfalls gebe ich trotz Bioladen nur etwa 100 EUR pro Monat fuer Essen aus (Restaurants nicht mitgerechnet, kommt aber nicht so haeufig vor, dass es signifikant ist).
>Das ist der natürliche Preis der Globalisierung und EG-Erweiterung hier für die Landwirtschaft, ähnlich dürfte es sich für gewerbl.Arbeitnehmer vieler Branchen ergeben. Wichtigster Profiteur sind eigentlich nur"unsere AG´s".
Ich glaube auch, dass die Osterweiterung viele Probleme fuer die Westeuropaeer mitbringt. Ich halte die Osteuropaeer naemlich meist fuer fitter und pfiffiger als die"wohlstandsverwoehnten" Westeuropaeer. Bin aber eher auf den frischen Wind gespannt, als dass ich ihn fuerchte. Vielleicht gibt sich dann ja wieder die oben genannte Verschwendung.
Ich stimme natuerlich zu, dass das Ganze auf sinkende Einkommen und steigende Arbeitszeiten zulaeuft. Keine gute Entwicklung.
|
Luigi
08.07.2003, 15:26
@ silvereagle
|
Re: Wollte eigentlich einen kleinen Ausschnitt über die Bürokratie in der |
-->Wollte eigentlich einen kleinen Ausschnitt über die Bürokratie in der Landwirtschaft bringen.
Der ganze Dreck: eigene Einkommenssteuer-,Erbschafts-,Sozialversicherungsgestze.
Der ganze Papierkram für die x Subventionen. Mehrfachantrag,Kulap,Prämien bei Rindvichern, Schafen, Dieselbeihilfe...
Oder habt ihr euch mal angeschaut wie kompliziert man Milchquoten verkaufen kann? Schon mal was von einer Herodesprämie gehört. Sateliten gestützte Subventions-Kontrolle? Virtuellen Kühen? Zucker-Markt-Verordnung??????
Die Eu verbietet Tabakwerbung subventioniert aber Tabakanbau!!!!!!!!!
Die ganzen Transport-Subventionen. Natürlich nur Lebend-Vieh-Transport wird subventioniert. Transport-Subventionen abzuschaffen Wär mal ein Beitrag zum Naturschutz und Erdöleinsparung und Strassenschonung und Stauvermeidung und Verkehrsberuhgung. Ja und die Tierschützer hätten auch ihre Freude!!!!!!!
MFG
|
Dieter
08.07.2003, 16:49
@ Pulpo
|
Re: |
-->Deine Einstellung finde ich gut!
Ohne Subventionen wären die Produzenten-Preise für Bio-Lebensmittel deutlich höher als zur Zeit, nach meier pers. Einschätzung um mind. 25%. Wie würde die Masse der Verbraucher dazu stehen?
Wie würde ausgewichen?
Das gute am Verschwinden der allgem. Landwirtschaft wäre natürlich, daß wir
1. keine Verteidigungsausgaben
2. keine Subventionen für dezentrale Energieversorgung (Windkraft)
bräuchten. Schließlich würde in Krisenzeiten die Bevölkerung einfach verhungern.
Gruß Dieter
|
Pulpo
08.07.2003, 21:12
@ Dieter
|
Subventionen |
-->>Deine Einstellung finde ich gut!
>Ohne Subventionen wären die Produzenten-Preise für Bio-Lebensmittel deutlich höher als zur Zeit, nach meier pers. Einschätzung um mind. 25%. Wie würde die Masse der Verbraucher dazu stehen?
Naja, bei mir"nur" 25 EUR/Monat (bsp. 2 billige Musik-CD's, die ich nicht dringend zum Leben brauche). 4 köpfige Familie also etwa 100EUR/Monat. Geht eigentlich, finde ich. Ist doch komisch, wenn es heisst ohne Subventionen koennte sich niemand mehr (Bio)Lebensmittel leisten, wo es uns doch heute sooo viiiiel besser geht als nach dem Krieg...
>Wie würde ausgewichen?
>Das gute am Verschwinden der allgem. Landwirtschaft wäre natürlich, daß wir
>1. keine Verteidigungsausgaben
>2. keine Subventionen für dezentrale Energieversorgung (Windkraft)
>bräuchten. Schließlich würde in Krisenzeiten die Bevölkerung einfach verhungern.
Naja, verhungern wird wohl niemand so schnell. Eher an Darmkrebs oder aehnlichem durch verseuchte Lebensmittel sterben.
Gruß Pulpo
|