-->Financial Times Deutschland
Datum 09. 07. 2003
Nummer 130
Seite 16
Rubrik Politik
<h2>Deutsche Industrieproduktion bricht im Mai drastisch ein</h2>
Rückgang deutet auf schrumpfende Wirtschaftsleistung
Von Mark Schieritz, Berlin. Deutschlands Firmen haben im Mai deutlich weniger hergestellt als im Vormonat. Die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe sank nach Angaben der Bundesbank saisonbereinigt um 0,7 Prozent. Es war der dritte Rückgang in Folge. Die Produktion lag damit im Schnitt der ersten beiden Monate des zweiten Quartals um 1,5 Prozent unter dem Ausstoß im ersten Vierteljahr.
Zusammen mit schwachen Mai-Auftragszahlen deuten die Daten nach Einschätzung von Experten darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft auch im zweiten Quartal 2003 geschrumpft ist. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) schätzt das Minus in seinem aktuellen Konjunkturbarometer auf 0,1 Prozent. Da die Wirtschaftsleistung bereits zum Jahresbeginn zurückgegangen war, wäre damit die technische Definition einer Rezession für Deutschland erfüllt.
Besonders stark ging im Mai mit minus 3,9 Prozent die Bautätigkeit zurück, der Ausstoß beim Verarbeitenden Gewerbe sank um 0,7 Prozent. Analysten führen den Einbruch zum Teil auf Kalendereffekte zurück. Da der 1. Mai auf einen Donnerstag fiel, hatte der Mai einen Brückentag mehr als üblich. Das Saisonbereinigungsverfahren könne solche Verzerrungen nicht beseitigen, so Ralph Solveen von der Commerzbank.
Indes ist die Lage in der Industrie laut Thomas Amend von HSBC trotz solcher Sondereffekte düster. Besonders der starke Euro dämpfe die Geschäfte. Dieser Effekt werde auch im zweiten Halbjahr anhalten. Mit einem Aufschwung sei daher vorerst nicht zu rechnen.
Dem Experten zufolge gibt es jedoch für 2004 erste Anzeichen für eine Besserung. So hätten sich im Gefolge der Debatte um das Vorziehen der Steuerreform das Ifo-Geschäftsklima und die Einkaufsmanagerindizes aufgehellt. Auch Solveen sieht positive Signale."Die zuletzt wieder etwas freundlicheren Stimmungsindikatoren lassen erwarten, dass es in der zweiten Jahreshälfte zu einer allmählichen Erholung der Konjunktur kommen wird."
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