BillyGoatGruff
11.07.2003, 21:12 |
@Ottoasta u.a. an der historischen Silbermine Oberzeiring Interessierte Thread gesperrt |
-->Hallo,
Durch einen Hinweis von JüKü letztes Jahr hier im Board war ich auf das Silberminenprojekt „Schürfgemeinschaft Pölstal“ aufmerksam geworden und hatte eine Beteiligungsoption gezeichnet. Vor wenigen Tagen habe ich das Schaubergwerk Oberzeiring im historischen Silberminengebiet besucht und weil das österreichische Bundesheer gerade die alten Militärbunker im Schürfgebiet räumt, hatte ich die Gelegenheit, den jüngsten Promotor einer Reaktivierung dieser Silberminen, Hr. A.Langer, vor Ort persönlich zu treffen.
Ich konnte die Originalpublikationen der Montanisten NEUBAUER und HADITSCH (Montanuniversität Leoben) sowie weitere, nicht publizierte Dokumente einsehen.
Ich kann aus dem Ganzen die Schlussfolgerung ziehen, dass sich eine Reaktivierung der Minen wahrscheinlich lohnen würde, weil in grösserer Tiefe als im Mittelalter bis zum „Absaufen“ der Tiefbaue bearbeitet, mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere grosse Reicherzlager vermutet werden können.
Der Abbau in den Jahren von ca. 900 bis 1391 (letzter Eintrag in neu entdeckten Bergbüchern des Stiftes Admont), als der Bergbau „wegen mangelnder Rentabilität“ gestoppt worden war, ging nämlich vor dem Wassereinbruch bis höchstens 70 Meter unter Talboden. Die metallhaltigen Tiefenfluide sind aber von unten hochgestiegen; insgesamt vier Generationen hydrothermaler Ablagerungen sind der Montanwissenschaft bekannt. Noch heute steht das Grubenwasser bedeutend höher als die tiefsten historischen Baue liegen.
Überliefert ist der Abbau extrem reichhaltiger Silbererze (wahrscheinlich gemäss rezenten Untersuchungen meist Pyragyrit vermischt mit gediegenem Silber), sodass ein Material mit bis zu 10% Silbergehalt ans Tageslicht gebracht werden konnte! Der Gold- und Buntmetallgehalt blieb im Mittelalter unerkannt oder interessierte nicht. Es ist aber eine polymetallische Lagerstätte, wie es alle bekannten hydrothermalen Lagerstätten auf der Welt sind.
Dieser sehr hohe Silbergehalt muss ein wichtiger Grund dafür gewesen sein, dass die Minen im Mittelalter Jahrhunderte lang gewinnbringend abgebaut werden konnten. Andere Gründe sind die Weichheit des tauben Gesteins, des Marmors, sowie eine geochemische Eigenschaft desselben, die Metasomatose genannt wird (hydrothermale Lösungen lösen durch ihren Säuregehalt den Marmor auf, wobei letzterer gleichzeitig das Ausfällen der Metalle bewirkt). Die Tiefenfluide schaffen sich sozusagen zuerst eine Höhle, bevor sie darin die Metalle ablagern; sehr bemerkenswert! Durch diesen Metasomatose genannten Prozess sind die ganz enormen Gangmächtigkeiten von mehreren bis zu 24 (!) Metern Dicke (histor. Barbarastollen) zu erklären. Man vergleiche damit Gangmächtigkeiten von durchschnittlich 70 cm in hartem Gestein wie etwa in der von Pan American Silver abgebauten Mine Quiruvilca in Peru (Produktionskosten $6.52/oz Ag in 2002, „another very challenging year“, wird wahrscheinlich geschlossen).
Ein hochinteressantes unveröffentlichtes Dokument stammt von SETZ und APFELBECK, welche in den frühen 20er Jahren des letzten Jh. die Mine reaktivieren wollten. Bevor sie wegen der Hyperinflation pleite gingen, haben sie im Schürfgebiet geomagnetische Messungen mittels Radiowellen (VLF-Verfahren) ausführen lassen und an ungefähr 50 Stellen im heutigen Schürfgebiet der „Schürgemeinschaft Pölstal“ mutmassliche Erzkörper geortet. Das Gutachten der Geophysiker empfahl damals der österreichischen Regierung wegen der überaus hoffnungsvollen Befunde eine Weiterführung der Prospektion.
Was heute sinnvoll wäre für die weitere Prospektion, ist eine [/i]geoelektrische Untersuchung des Gebietes mit modernen Geräten [/i], die empfindlicher und software-gestützt sind. Dies plant die „Schürfgemeinschaft“, da nun die ein solches Vorhaben störenden Bunker bald vollständig geräumt sein werden. Ich denke, dass man sich heute wohl kaum irgendwo auf der Welt mit einem geringeren Risiko als hier an einer überaus höffigen Edelmetall-Prospektion beteiligen kann.
Gruss, und Dank an JüKü für seinen damaligen Hinweis,
BillyGoatGruff
<ul> ~ Website der Schürfgemeinschaft Pölstal</ul>
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Goldfinger
11.07.2003, 23:44
@ BillyGoatGruff
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Re: historischen Silbermine Oberzeiring - Militärbunker |
-->>Hallo, BillyGG,
Du hast also einen schönen Urlaub in Ã-sterreich verbracht. Und wieder einmal
Militärkollegen getroffen und einen Bunker gestürmt und hoffentlich eine Menge Silber als Souvenier erobert:-)
Viele Grüsse - Goldfinger
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BillyGoatGruff
12.07.2003, 08:33
@ Goldfinger
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Re: historischen Silbermine Oberzeiring - Militärbunker |
-->>>Hallo, BillyGG,
>Du hast also einen schönen Urlaub in Ã-sterreich verbracht. Und wieder einmal
>Militärkollegen getroffen und einen Bunker gestürmt und hoffentlich eine Menge Silber als Souvenier erobert:-)
>Viele Grüsse - Goldfinger
"Richtigstellung": mit Militärs hab ich normalerweise nichts am Hut. Habe meine minimale Pflichtzeit in CH bei der waffenlosen Sanität hinter mich gebracht. Einzige Ausnahme: Ski-Langlauf- und Kletterkurse auf Staatskosten in komischen Kleidern während meiner Ausbildungszeit (war ein guter 'deal')!
Ja, ein kleines Stück Gestein habe ich unter Tage aufgelesen. Sieht sehr farbig aus;"bunt", keine Ahnung, was es ist.
Die Überraschung der Ostalpen für mich: die grosse Zahl historischer Bergwerke, die es gibt; Kupfer, Eisen, Gold, Silber. Die Kelten haben schon Kupfer abgebaut, da es Kupfererz gibt, das sein eigenes Reduktionsmittel enthält, und so per Zufall im Lagerfeuer mal"Metall" entstanden ist. In Oberzeiring sind auch keltische Graburnen gefunden worden. Man könnte Wochen zubringen, um alle historischen Minen anzusehen.
Interessant im Zusammenhang Oberzeiring: weiter südlich hat die gleiche tektonische Bruchzone (Pölstal-Lavanttal-Störung) eine gewaltige Eisenerzlagerstätte hervorgebracht, bei Hüttenberg, wo scheinbar fast ununterbrochen während 2500 Jahren Eisenerz abgebaut worden ist (erst ca. 1978 Abbau eingestellt).
Zufallsentdeckung in der Zeitung diese Woche (Wissenschaftsbeilage NZZ): Die Bergleute waren offenbar nicht sehr gesund in alter Zeit. In österreichischen Salzbergwerken sind besondere Hinterlassenschaften über Jahrtausende durch natürliche Pökelung konserviert worden: Bergmannskot. Nur 5 % der Kotproben zeigten keinen Parasitenbefall (die Gedärme vom Ã-tzi enthielten ja auch ein Sammelsurium von Parasiten).
Gruss,
BillyGoat
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Goldfinger
12.07.2003, 11:48
@ BillyGoatGruff
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Re: Silbermine Oberzeiring - 40 km Stollen |
-->>Zufallsentdeckung in der Zeitung diese Woche (Wissenschaftsbeilage NZZ): Die Bergleute waren offenbar nicht sehr gesund in alter Zeit.
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Ich denke im Silberbergbau waren die Leute"gesünder" als im Salzbergbau. Silber ist antibakteriell (hilft wahrscheinlich nicht gegen Parasiten).
Wegen des erhöhten Radongehaltes war Untertage die Luft sehr gut!
Nur die damalige Kriecherei in nur 70 cm hohe Stollen war ein Stress. Als Belohnung glänzte aber das Zeiringer Silber schön goldgelb:-)
Gruss - Goldfinger
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ottoasta
12.07.2003, 14:43
@ BillyGoatGruff
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Re: @Ottoasta, hallo Billy.. |
-->...danke für deinen ausführlichen Bericht! Was hast du für einen Eindruck von Herrn Langer? Ich kenne ihn nur aus Schriftstücken und von einem Telefonat.
Ich beurteile ihn als sehr optimistischen Menschen! Ich hoffe für uns alle, die wir dort investiert haben, dass es bald losgeht, entweder mit dem Abbau oder mit dem Verkauf und damit einem schönen Gewinn!
Glück auf!
Otto
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BillyGoatGruff
12.07.2003, 22:19
@ ottoasta
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Re: @Ottoasta, hallo Billy.. |
-->Hallo Otto,
>...danke für deinen ausführlichen Bericht!
*Gern geschehen, hatte ihn schon erheblich gekürzt.*
Was hast du für einen Eindruck von Herrn Langer? Ich kenne ihn nur aus Schriftstücken und von einem Telefonat.
*Ein liebenswürdiger, eher bescheidener Mensch, sehr genau, sehr kenntnisreich in der Sache (die recht kompliziert ist wegen der Vorgeschichte und dem sehr strengen österreichischen Bergbaugesetz), realistisch mit einem Schuss Bauernschläue (wie erwähnt, ist die Rechtslage zwar im eigentlichen Schürfgebiet Wetzelsberg glasklar, im Nordostfeld jedoch, das er zwar zum grössten Teil auch mit Schürfrechten belegt hat, aber nicht ganz, das er aber ganz möchte, weniger klar), erfrischend optimistisch, da er seiner Sache sehr sicher ist, Diplomkaufmann, nicht Begbauingenieur, mit Leib und Seele dabei, sodass ihm vielleicht etwas Distanz fehlt. Auf gar keinen Fall der Typ, der mit dem Optionserlös abhauen würde, wohin denn auch? Er lebt ja in einer der schönsten Städte auf der Welt in einem Land mit fabelhafter Infrastruktur, hat seine erwachsenen Kinder hier, usf.*
>Ich beurteile ihn als sehr optimistischen Menschen!
*Ja, kann man schon sagen; aber die Sachlage ist gemäss Historie, Geologie und publizierten Daten von Montanwissenschaftlern derart einmalig, dass man schon ein wenig optimistisch sein darf! (Kanadische Explorationsfachleute, die vor kurzem auch O. besucht haben, glaubten glatt, dass die Analysen der Erzproben von HIRN gefäscht seien und es könne ja nicht wahr sein, dass eine so vielversprechende Lagerstätte in so vorteilhafter Infrastrukturlage (500 m bis zur Hauptstrasse, 4 km bis zum Frachtbahnhof! nicht irgendwo in der Pampa, in Alaska, im australischen Outback oder in den Anden) so mangelhaft untersucht sei! Sie waren irgenwie kopfschüttelnd sprachlos über soviel Gleichgültigkeit/Stümperhaftigkeit/Ahnungslosigkeit der Europäer!*
Ich hoffe für uns alle, die wir dort investiert haben, dass es bald losgeht, entweder mit dem Abbau oder mit dem Verkauf und damit einem schönen Gewinn!
*Ich auch; jetzt muss aber als erster Schritt die Geoelektrik mit IP-Tiefenanalyse gemacht werden. Ich schlug dem Hr.Langer vor, er solle doch wegen der hervorragenden Aussichten gar keine weiteren Investoren mehr suchen, und schon gar nicht die Kanadier hereinlassen, sondern alle bestehenden bitten, etwas aufzustocken, damit die Geoelektrik gestemmt werden kann. Er meinte, das würde wohl kaum gehen; es seien viele so kritisch, wie sie es im Hightech- und Biotechboom vor wenigen Jahren nie gewesen wären. Nun, es ist halt für die Masse immer noch total ungewohnt, in irgend etwas mit Edelmetallen zu investieren, und Explorationen sind per se hochriskant (aber viel weniger so, wenn dort gesucht wird, wo man schon weiss, dass es etwas hat, wie in O.).*
>Glück auf!
>Otto
Glück auf zurück!
BillyGoatGruff
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BillyGoatGruff
12.07.2003, 23:10
@ Goldfinger
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Re: Silbermine Oberzeiring - 40 km Stollen - Luft sehr gut?? |
-->>Wegen des erhöhten Radongehaltes war Untertage die Luft sehr gut!
* Uiuiui, die Kumpels blieben 10 Stunden ohne Unterbrechung unter Tage und arbeiteten mit Hunden, die ganz unter Tage lebten (dort geboren wurden und starben). Und es gab noch keine dieser braunen Kunststoffbeutel, die heute bei Spazierwegen angebracht sind! Heute gibts zwar einen Heilstollen für Asthmakranke im alten Bergwerk, aber damals muss die Luft wohl grauenhaft gerochen haben! Heute ist die Luft tatsächlich äusserst angenehm, kühl, rein und wasserdampfgesättigt.*
>Nur die damalige Kriecherei in nur 70 cm hohe Stollen war ein Stress.
* Das meiste Kriechen erledigten die Hunde. Die trugen das Erz in Stoffbeuteln durch die Kriechstollen.*
Als Belohnung glänzte aber das Zeiringer Silber schön goldgelb:-)
* Die Knappen hatten tatsächlich für die damalige Zeit ganz enorme Privilegien, durften Jagen und Fischen und auf den Allmenden Land in Besitz nehmen, um ein Haus zu bauen (diejenigen, welche die schwere und gefährliche Arbeit überlebten).*
>Gruss - Goldfinger
Gruss zurück,
BillyGoatGruff
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Goldfinger
13.07.2003, 10:40
@ BillyGoatGruff
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Re: Silbermine - fast keine Hunde |
-->G schrieb: Nur die damalige Kriecherei in nur 70 cm hohe Stollen war ein Stress.
B schrieb: Das meiste Kriechen erledigten die Hunde. Die trugen das Erz in Stoffbeuteln durch die Kriechstollen.*
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Dies wird von vielen so berichtet, war aber für Zeiring m.E. nur gering möglich! Als alpine Lagerstätte gab es im Zuge der Auffaltung der Alpen eine intensive Tektonik. Die schaffte Platz für grosse Erzmengen, gleichzeitig gab es aber Auf- und Abschiebungen sowie seitliche Versetzungen.
In vielen alpinen Bergwerken, die in alter Zeit abgebaut wurden, geht es daher Untertage"bergauf und bergab" zum Teil über Leitern und sogennannnte"Fahrten"
Und nachdem die aufsteigenden Erzlösungen zusätzlich den umgebenden Kalk teilweise verdrängten (Metasomatose), so sind in den alpinen Bergwerken viele"Aufbrüche" - also eine Erzabbau seitlich aufwärts und auch viele"Gesenke", also ein Abbau seitlich abwärts - und natürlich auch sonstige grossmächtige Erweiterungen der Erzgänge. Dies ist nur möglich, wenn das umgebende Gestein Kalk ist.
Das älteste Goldbergwerk Europas - Banska Stiavnica -liegt in der Slowakei. Dort sind"nur normale" Erzgänge. Die Zusammensetzung der Vererzung (Paragenese)ist Zeiring äusserst ähnlich, allerdings ohne die hohen Silbergehalte wie aus Zeiring dokumentiert. In Zeiring fand nämlich auch eine vierte Vererzungsphase mit sehr viel gediegenem Silber statt.
In der Slowakei soll jetzt ein alter Goldbergbau - ähnlich dem von Banska Stiavnica - von einem kanadischen Explorer in Abbau genommen werden.
Gruss - Goldfinger
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