Liated mi Lefuet
24.07.2003, 14:02 |
@Dottore: Wichtige Fragen zur Gründung der BoE Thread gesperrt |
-->Sali Dottore
Ich lese gerade bei North(*) etwas sehr Interessantes.
Auf S. 115ff schreibt North, Zitat: Anlass der Gründung der BoE war die 'Finanznot' des engl. Staates... (.)...Anders als die Wechselbanken auf dem Kontinent wurde die BoE nicht vom Staat gegründet, sondern von einem privaten Kontsortium, das sich zur Aufbringung einer Staatsanleihe von 1,2 Mio £ verpflichtet hatte. Als Gegenleistung erhielt das aus Kaufleuten der Londoner City bestehende Konsortium das Privileg, Bankgeschäfte aller Art zu treiben... (.)...Die 1,2 Mio £ waren schnell unter die Leute gebracht[1], so dass die BoE der Regierung 700'000 £ in bar[2] und den Rest [von 500'000 £] in gesiegelten Banknoten[3] als Darlehen zur Verfügung stellen konnte..." (Ende Zitat, Anmerkungen in eckigen Klammern [.. ] von mir)
Unter [1] meint North offenbar die Gründung der BoE als 'Aktiengesellschaft'. Aber ohne anzugeben, in *was* die 1,2 Mio £ aufgebracht wurden von den Kaufleuten: In Goldmünzen?(=wäre Sachvermögen der BoE). Oder gar in alten Exchequer Bills/tallies des Exchequers(=wären Forderungen an den Staat)?
Auch Punkt [2] und [3] sind für mich völlig unklar. Meint North mit 700'000 'bar' Goldmünzen im Betrag von 700'000£, die zusammen mit 500'000£ BoE-Noten dem englischen Staat von BoE als 'Darlehen gegeben' wurden?
Weisst Du Näheres darüber?
Liated, freundlich grüssend
(*) Quelle:
C.B.Verlag, 1994, Michael North: 'Das Geld und seine Geschichte; vom Mittelalter bis zu Gegenwart')
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Uwe
24.07.2003, 16:12
@ Liated mi Lefuet
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Re: BoE.... Kapital wurde innerhalb von drei Tagen in Gold aufgebracht..... |
-->Liated: Unter [1] meint North offenbar die Gründung der BoE als 'Aktiengesellschaft'. Aber ohne anzugeben, in *was* die 1,2 Mio £ aufgebracht wurden von den Kaufleuten:...[/i][/i]
Gem. Angabe im Buch"Der Mythos vom Geld -..." von Stephen Zarlenga (Kap. 11, S. 208) wurde das gesamte Kapital [Anteile von max £10.000 je Aktionär; zu Beginn 1300 Aktonären] innerhalb von drei Tagen in Gold aufgebracht. Als Quelle verweist der Autor auf Conant, History
Gruß,
Uwe |
dottore
24.07.2003, 16:30
@ Liated mi Lefuet
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Re: @Dottore: Wichtige Fragen zur Gründung der BoE |
-->Sali Liated,
habe leider meine BoE-books gerade nicht zur Hand, kann deshalb nur out of memory antworten.
>Ich lese gerade bei North(*) etwas sehr Interessantes.
>Auf S. 115ff schreibt North, Zitat: Anlass der Gründung der BoE war die 'Finanznot' des engl. Staates... (.)...Anders als die Wechselbanken auf dem Kontinent wurde die BoE nicht vom Staat gegründet, sondern von einem privaten Kontsortium, das sich zur Aufbringung einer Staatsanleihe von 1,2 Mio £ verpflichtet hatte. Als Gegenleistung erhielt das aus Kaufleuten der Londoner City bestehende Konsortium das Privileg, Bankgeschäfte aller Art zu treiben... (.)...Die 1,2 Mio £ waren schnell unter die Leute gebracht[1], so dass die BoE der Regierung 700'000 £ in bar[2] und den Rest [von 500'000 £] in gesiegelten Banknoten[3] als Darlehen zur Verfügung stellen konnte..." (Ende Zitat, Anmerkungen in eckigen Klammern [.. ] von mir)
>Unter [1] meint North offenbar die Gründung der BoE als 'Aktiengesellschaft'. Aber ohne anzugeben, in *was* die 1,2 Mio £ aufgebracht wurden von den Kaufleuten: In Goldmünzen?(=wäre Sachvermögen der BoE). Oder gar in alten Exchequer Bills/tallies des Exchequers(=wären Forderungen an den Staat)?
>Auch Punkt [2] und [3] sind für mich völlig unklar. Meint North mit 700'000 'bar' Goldmünzen im Betrag von 700'000£, die zusammen mit 500'000£ BoE-Noten dem englischen Staat von BoE als 'Darlehen gegeben' wurden?
Also als Versuch und ohne Netz:
1. Die Krone war gegenüber dem Publikum verschuldet, insonderheit gegenüber den Goldsmiths.
2. Zunächst wurde 1694 (?) ein allgemeines Zollgesetz (Tonnagesteuer) erlassen, das den Inhabern dieser Titel quasi Durchgriffsrecht auf diese Einnahmen garantierte. Dabei gings wohl um insgesamt 1,5 Mio, die zur Fundierung, also Zurechnung zu bestimmten Einnahmen anstanden.
3. Gleichzeitig wurde sozusagen nebenbei in dieses Steuergesetz verpackt als Staatsbank (in der die Staatsschulden verwaltet wurden) die BoE gegründet.
4. Das Privileg dazu (charter) wurde dann gegen die 1,2 Mio verkauft. Dies zunächst als"ewige Staatsschuld".
5. Mit dem Teil eingezahltes Gold wurden offenbar alte Schulden des Staates (konkret: William & Mary) abgelöst. Aus dem anderen Teil (basierend auf eingereichten tallies?) wurden"gesiegelte Banknoten" (also die berühmten BoE-Noten), d.h. die tallies wurden wohl in den vaults der Bank verstaut, bis sie fällig waren. Ansonsten gabs davor goldsmith notes.
6. Insgesamt wurde eine noch bestehende Schuld (Teil zumindest) auf die BoE gebucht, d.h. die wurde von ihr über die Kapitalzeichner, die sie bisher aktiv hielten, aktiv übernommen; die Zeichner hatten daraus ihre Aktien, die es nicht als effektive Stücke gab, sondern nur als Eintrag ins Bank-Buch, transferiert wurde mit Scheinen in ca. 1/2 Din-A-4-Größe.
7. Dazu hatten die Zeichner aus den sonstigen, sehr langsam anlaufenden Bankgeschäften, also Hereinnahme von Depositen, die - als Gold vermutlich aus den Rückzahlungen oben kamen, denn wo sonst"anlegen"? - plus deren Ausleihe ihre Dividenden. Die Aktien durften aber erst bedient werden, nachdem die Zinsen auf die"ewige Schuld" gezahlt waren.
Standardwerk ist Andreades, aber das leider, leider nicht zur Hand.
Schönen Gruß und sobald ich kann, gern mehr zu den Details.
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dottore
24.07.2003, 16:47
@ Uwe
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Re: BoE.... Kapital wurde innerhalb von drei Tagen in Gold aufgebracht..... |
-->>Liated: Unter [1] meint North offenbar die Gründung der BoE als 'Aktiengesellschaft'. Aber ohne anzugeben, in *was* die 1,2 Mio £ aufgebracht wurden von den Kaufleuten:...[/i][/i]
>Gem. Angabe im Buch"Der Mythos vom Geld -..." von Stephen Zarlenga (Kap. 11, S. 208) wurde das gesamte Kapital [Anteile von max £10.000 je Aktionär; zu Beginn 1300 Aktonären] innerhalb von drei Tagen in Gold aufgebracht. Als Quelle verweist der Autor auf Conant, History
Hi Uwe,
das Nur-Gold kann nicht gut sein, da die Bank insgesamt mit zunächst 8 % (später fallend) verzinste. Aber ich weiß es nicht.
Immerhin war das Ganze in eine Anleihe von insgesamt 1,5 Mio"gebedded". Dass es sich dabei um Umschuldungen gehandelt hat, jedenfalls zum Teil, erscheint mir eher logisch, dann aber wären alte Titel durch neue ersetzt worden. Ärgerlich, dass ich nicht mehr im Kopf habe.
Doch. Da fällt mir noch ein, dass der Chef mindestens 4000 Pfund Aktien haben musste.
Gruß!
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Uwe
24.07.2003, 17:14
@ Liated mi Lefuet
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Re: BoE... Auszüge aus Act & Charter 1694 (PDF) |
-->http://www.bankofengland.co.uk/legislation/
http://www.bankofengland.co.uk/legislation/1694act.pdf
http://www.bankofengland.co.uk/legislation/1694charter.pdf
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Uwe
24.07.2003, 17:54
@ dottore
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Re: Danke für die Hinweise, dottore,... |
-->... die in Bezug auf die Zinssätze (1,2 Mio Pfund Sterling in Gold gingen an die Krone zu einem Zinssatz von 8%) ebenso in dem von mir zitiertem Buch beschrieben sind. Ferner wird dort ausgeführt:
[i]"Mit dem Aktienbesitz war dei Klausel verknüpft, dass die Bakdirektoren weitere 40% des Nettowertes in Gold von den Aktionären einfordern durften.
Gegen einen Zinssatz von 8% und eine jährliche Aufwandsentschädigung von £ 4000 lieh die Bank ihre Papiernoten zunächst ausschließlich der Regierung. Des weiteren diskontierte dei Bank Wechsel für Kaufleute und nahm Einlagen an, für die sie 4% Zins gewährten...."[/i]
Zuvor wird im Abschnitt"Die Funktion der Bank" neben diesen Aspekten dargestellt:
[i]Der vorgegeben Beweggrund für die Gründung der Bank war die Beschaffung eines enormen Kredits für die Regierung Wilhelm III. Anteile dieser als Aktienbank gegründeten Institution konnten gegen Goldmünzen oder-barren von der Ã-ffentlichkeit erworben werden....... Sie [die Bank] gab auch eigene Noten aus, die als Zahlungsmittel kursierten und gegen die auf Verlangen Gold ausgezahlt werden sollte. Diese Noten waren zunächst kein gesetzliches Zahlungsmittel, wurden jedoch von der Krone als solche akzeptiert.
Der Bank war es erlaubt, Noten in der selben Höhe auszugeben, wie sie Kredite an die Regierung vergab. Oder anderes ausgedrückt: Die Schulden der Regierung dienten der Bank als Reserve...."[/i]
Das der"Auslöser" zur Gründung der Bank in einer notwendigen Umschuldung lag, wird wohl klar, wenn man sich überlegt, warum die Krone bei dieser Konstruktion überhaupt die Bank benötigte.
Gruß!
P.S.
Textauszüge aus:
Stephen Zarlenge,
"Der Mythos vom Geld - die Geschichte der Macht",
Conzett Verlag,
ISBN3-905267-00-4
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CRASH_GURU
25.07.2003, 09:13
@ dottore
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Re: BoE.... Kapital wurde innerhalb von drei Tagen in Gold aufgebracht...NEIN! |
-->>> Unter [1] meint North offenbar die Gründung der BoE als 'Aktiengesellschaft'. Aber ohne anzugeben, in *was* die 1,2 Mio £ aufgebracht wurden von den Kaufleuten:...<
hi,
hierzu frei übersetzt aus dem Creature from Jekill Island:
1694...
Nachdem König Charles II 20 Jahre vorher (!) die Goldschmiede um 1 Million Pfund erleichtert hatte, war es schwer für König William neues Geld aufzutreiben. Ein gewisser William Paterson und eine Gruppe von machte folgenden Vorschlag:
1. Die Regierung soll ihnen die Genehmigung zur Grüdung einer Bank geben.
2. Die Bank würde das Monopol zur Ausgabe von Papiergeld in England bekommen. (!!!)
3.Die Bank würde dieser Papiergeld zum Teil mit Münzen decken.
4.Die Bank würde der Regierung jede benötigte Summe Geld leihen.
5. Das geleihene Geld würde durch Regierungstitel gedeckt sein
6. Die Regierung würde 8% Zinsen zahlen
7. Die Zettel der Regierung können zur Deckung weiterer Geld/Schuldtitel verwendet werden.
Ähnliches sagt auch Rothbard in The Mystery of Banking. 1,2 Millionen Pfund wurden aus dem nichts geschaffen. GOLD ist dabeo nicht im Spiel gewesen.
Die Jungs haben dabei auch das Fractional Reserve Banking erfunden. Nach diesem Vorbild wurde dann auch die FED gestrickt.
gruss
cg
>>Gem. Angabe im Buch"Der Mythos vom Geld -..." von Stephen Zarlenga (Kap. 11, S. 208) wurde das gesamte Kapital [Anteile von max £10.000 je Aktionär; zu Beginn 1300 Aktonären] innerhalb von drei Tagen in Gold aufgebracht. Als Quelle verweist der Autor auf Conant, History
>Hi Uwe,
>das Nur-Gold kann nicht gut sein, da die Bank insgesamt mit zunächst 8 % (später fallend) verzinste. Aber ich weiß es nicht.
>Immerhin war das Ganze in eine Anleihe von insgesamt 1,5 Mio"gebedded". Dass es sich dabei um Umschuldungen gehandelt hat, jedenfalls zum Teil, erscheint mir eher logisch, dann aber wären alte Titel durch neue ersetzt worden. Ärgerlich, dass ich nicht mehr im Kopf habe.
>Doch. Da fällt mir noch ein, dass der Chef mindestens 4000 Pfund Aktien haben musste.
>Gruß!
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Liated mi Lefuet
25.07.2003, 23:37
@ Liated mi Lefuet
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Re: @Dottore/Uwe/Crash-Guru: Gründung der BoE |
-->Sali zäme (Crash-Guru, Dottore, Uwe et al.)
Zunächst: Thanks für Eure Posts. Ich habe meine Antwort zusammengefasst, damit der Thread nicht ausfranselt.
Laut Zarlenga: Gründung 1694 BoE mit 1,2 Mio £ ‚physischem’Gold?
*****************************************************
Uwe, ich zweifele daran und tendiere eher zu einer Sichtweise zwischen Dottore und Crash-Guru. Aus folgenden Überlegungen:
i) 1,2 Mio £ (‚Pfund Sterling’) Gold wären ungefähr 450’000kg oder 450t Gold. (m.W. ist 1 Pfund = ca. 373g). Das wäre immens viel Gold. Zum Vergleich: Laut North et al. waren die Edelmetallimporte (Gold *und* Silber) von Portugal und Spanien und in dieser Zeit *nur* etwa 260t pro Jahr, aber *überwiegend* aus Silber. Oder: Im 18. Jh. - also etwa ein Jahrhundert später- wurden im Goldland Brasilien (damals Nr 1) nur 8,7t Gold pro Jahr produziert.
ii) Schon *vor* der Gründung der BoE offerierten die Goldschmiede ‚moderne’ Bankdienste ¨für Kaufleute und adlige Grundbesitzer wie Kontokorrente; auch mit Kreditlinien zum überziehen und [bargeldlos] überweisen. Sie diskontierten Wechsel, staatliche tallies (‚Staatsoblis’) und gaben selber Noten(‚Goldsmith-Notes’) heraus und gingen so Verpflichtungen ein, die ihre ‚Gold-aktiva’ bei weitem überschritten.
Ich halte es [fast] für ausgeschlossen, dass die BoE nicht das Know-how hatte wie die Goldschmiede, und dass das (angeblich) in Gold aufgebrachte Kapital der BoE grösstenteils nur ‚Tam-Tam’ war, damit die Leute an die BoE (und ihre Noten) glaubten.
Was meint ihr?
Liated, freundlich grüssend
PS für Cash-Guru
**************
Schon 500 Jahre *vor* den englischen Goldsmiths, war bargeldloser Transfers via Kontokorrenten, bargeldlose Überziehungen etc. gang und gäbe in Genua/Italien -à vgl. North, Lexikon des Geldes; Stichwort: Giro. Sogar für 2000 Jahr *vor* Chr. sind Bankgeschäfte mit bargeldlosen Kontokorrenten etc. in Mesopotamien dokumentiert. Vgl. Prof. der Yale-Unià Google eingeben: William Goetzmann Dumuzi-Gamil.
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Liated mi Lefuet
26.07.2003, 00:27
@ Liated mi Lefuet
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Re: @Dottore/Uwe/Crash-Guru: Gründung der BoE/Korrektur |
-->Sali zäme (Crash-Guru, Dottore, Uwe et al.)
Zunächst: Thanks für Eure Posts. Ich habe meine Antwort zusammengefasst, damit er Thread nicht ausfranselt.
Laut Zarlenga: Gründung 1694 BoE mit 1,2 Mio £ ‚physischem’Gold?
*****************************************************
Uwe, ich zweifele daran und tendiere eher zu einer Sichtweise zwischen Dottore und Crash-Guru. Aus folgenden Überlegungen:
i) 1,2 Mio £ (‚Pfund Sterling’) Gold wären ungefähr 450’000kg oder 450t Gold. (m.W. ist 1 Pfund = ca. 373g). Das wäre immens viel Gold. Zum Vergleich: Laut North et al. waren die Edelmetallimporte (Gold *und* Silber) von Portugal und Spanien und in dieser Zeit *nur* etwa 260t pro Jahr, aber *überwiegend* aus Silber. Oder: Im 18. Jh. - also etwa ein Jahrhundert später- wurden im Goldland Brasilien (damals Nr 1) nur 8,7t Gold pro Jahr produziert.
ii) Schon *vor* der Gründung der BoE offerierten die Goldschmiede ‚moderne’ Bankdienste ¨für Kaufleute und adlige Grundbesitzer wie Kontokorrente; auch mit Kreditlinien zum überziehen und [bargeldlos] überweisen. Sie diskontierten Wechsel, staatliche tallies (‚Staatsoblis’) und gaben selber Noten(‚Goldsmith-Notes’) heraus und gingen so Verpflichtungen ein, die ihre ‚Gold-aktiva’ bei weitem überschritten.
Ich halte es [fast] für ausgeschlossen, dass die BoE nicht das Know-how hatte wie die Goldschmiede. Mit andern Worten: Dass das (angeblich) in Gold aufgebrachte Kapital der BoE grösstenteils nur ‚Tam-Tam’ war, damit die Leute an die BoE (und ihre Noten) glaubten.
Was meint ihr?
Liated, freundlich grüssend
PS für Crash-Guru
**************
Schon 500 Jahre *vor* den englischen Goldsmiths war bargeldloser Transfers via Kontokorrente, bargeldlose Überziehungen etc. gang und gäbe in Genua/Italien -->vgl. North, Lexikon des Geldes; Stichwort: Giro.
Sogar für 2000 Jahr *vor* Chr. sind Bankgeschäfte mit bargeldlosen Kontokorrenten etc. in Mesopotamien dokumentiert--> Vgl. Prof. der Yale-Uni. In Google eingeben: William Goetzmann Dumuzi-Gamil.
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Liated mi Lefuet
26.07.2003, 12:15
@ dottore
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Re: @Dottore: Wichtige Fragen zur Gründung der BoE |
-->Sali Dottore et al.
<ul><ul><font color=red> Liated: Ich lese gerade bei North(*) etwas sehr Interessantes. Auf S. 115ff schreibt North, Zitat: Anlass der Gründung der BoE war die 'Finanznot' des engl. Staates... (.)...Anders als die Wechselbanken auf dem Kontinent wurde die BoE nicht vom Staat gegründet, sondern von einem privaten Kontsortium, das sich zur Aufbringung einer Staatsanleihe von 1,2 Mio £ verpflichtet hatte. Als Gegenleistung erhielt das aus Kaufleuten der Londoner City bestehende Konsortium das Privileg, Bankgeschäfte aller Art zu treiben... (.)...Die 1,2 Mio £ waren schnell unter die Leute gebracht[1], so dass die BoE der Regierung 700'000 £ in bar[2] und den Rest [von 500'000 £] in gesiegelten Banknoten[3] als Darlehen zur Verfügung stellen konnte..." (Ende Zitat, Anmerkungen in eckigen Klammern [.. ] von mir)
Unter [1] meint North offenbar die Gründung der BoE als 'Aktiengesellschaft'. Aber ohne anzugeben, in *was* die 1,2 Mio £ aufgebracht wurden von den Kaufleuten: In Goldmünzen?(=wäre Sachvermögen der BoE). Oder gar in alten Exchequer Bills/tallies des Exchequers(=wären Forderungen an den Staat)?
>Auch Punkt [2] und [3] sind für mich völlig unklar. Meint North mit 700'000 'bar' Goldmünzen im Betrag von 700'000£, die zusammen mit 500'000£ BoE-Noten dem englischen Staat von BoE als 'Darlehen gegeben' wurden? </ul></ul></font>
<ul><font color=blue>Dottore: habe leider meine BoE-books gerade nicht zur Hand, kann deshalb nur out of memory antworten. </ul></font> Ok; ich hoffe, dass Du bald Zugriff auf Deine BoE-Bücher hast. Bei einigen Punkten, die Du out-of-memory erwähntest, bin ich gut dokumentiert. Bei anderen leider noch nicht.
<ul><font color=blue>Also als Versuch und ohne Netz:
1. Die Krone war gegenüber dem Publikum verschuldet, insonderheit gegenüber den Goldsmiths. </ul></font> Ja. Staatliche Tallies (des Exchequers) und später Exchequer-Bill waren in Händen der Goldschmiede. Die Goldschmiede haben damit schwunghaften Handel getrieben. (Hier bin ich bereits gut dokumentiert: Glyn Davies, North).
<ul><font color=blue> 2. Zunächst wurde 1694 (?) ein allgemeines Zollgesetz (Tonnagesteuer) erlassen, das den Inhabern dieser Titel quasi Durchgriffsrecht auf diese Einnahmen garantierte. Dabei gings wohl um insgesamt 1,5 Mio, die zur Fundierung, also Zurechnung zu bestimmten Einnahmen anstanden
3. Gleichzeitig wurde sozusagen nebenbei in dieses Steuergesetz verpackt als Staatsbank (in der die Staatsschulden verwaltet wurden) die BoE gegründet.
4. Das Privileg dazu (charter) wurde dann gegen die 1,2 Mio verkauft. Dies zunächst als"ewige Staatsschuld"..</ul></font> Dank Uwe haben wir die Originale (act, charter) auf der BoE-Homepage. Merkwürdiges Gesetzgebung für eine Bankgründung, diese Tonnagesteuern.
<ul><font color=blue>5. Mit dem Teil eingezahltes Gold wurden offenbar alte Schulden des Staates (konkret: William & Mary) abgelöst.</ul></font> Ist mir nicht ganz klar: BWL-mässig muss man scharf trennen zwischen Gründung (=1.Geschäftsfall) und weiteren Geschäftsfällen.
Angenommen ein Aktionär stellte der BoE 10’000£ Gold zu Verfügung, wäre die Buchung (Gründungsbuchung) in der BoE:
~ BoE-Aktiva ‚Goldkasse steigt um 10’000£...
~ BoE-Passiva,Aktienkapital steigt um 10’000£...
...was natürlich die ‚alte Schulden des Staates’ [noch] nicht ablösen würde.
Würden die 10’000£ Gold an William & Mary, ausgeliehen, könnten sie damit alte Schulden bezahlen(der Exquecher honoriert zum Beispiel präsentierte tallies an Goldschmied X mit Gold). William und Mary wäre halt nun neu verschuldet bei der BoE: Hast Du das gemeint mit ‚alte Schulden ablösen’?
(Ich habe nie eine klare, eindeutige Quelle gefunden, in der berichtet würde, dass die BoE physisches Gold an den Staat geliehen hat. Oder weißt etwas darüber? Sondern Hinweise auf tricky Luftibus-Buchungen à la: Die BoE gab ihre Noten[BoE-Passiva ‚Noten im Umlauf’] gegen Hereinnahme staatlicher Schuldverschreibungen[=BoE-Aktiva ‚Wertpapier handelsbestand’] aus. Wie siehst Du das?).
<ul><font color=blue> Forts. Pt 5: Aus dem anderen Teil (basierend auf eingereichten tallies?) wurden"gesiegelte Banknoten" (also die berühmten BoE-Noten), d.h. die tallies wurden wohl in den vaults der Bank verstaut, bis sie fällig waren.</ul></font> Verstehe ich nicht. Kannst Du es nochmals erklären?
<ul><font color=blue> 6. Insgesamt wurde eine noch bestehende Schuld (Teil zumindest) auf die BoE gebucht, d.h. die wurde von ihr über die Kapitalzeichner, die sie bisher aktiv hielten, aktiv übernommen; die Zeichner hatten daraus ihre Aktien, die es nicht als effektive Stücke gab, sondern nur als Eintrag ins Bank-Buch, transferiert wurde mit Scheinen in ca. 1/2 Din-A-4-Größe.</ul></font>Wow! Das ist der Hammer. Die BoE nimmt als Gründungskapital eine Forderung an den staat (staats tally, exchequer-Bill etc) herein. Typische Luftbuchung.
<ul><font color=blue>Standardwerk ist Andreades, aber das leider, leider nicht zur Hand. Sobald ich kann, gern mehr zu den Details..</ul></font> Oh ja. Würde mich sehr interessieren.
Grüsse
Liated
PS: Habe Andreades bei Amazon ‚gebrauchte Bücher’ heute vorbestellt. Aber ich habe wenig Hoffnung, das ich es so kriege. Hast Du Tips wie ich am ehsten zu diesem Buch kommen könnte?
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Harry Popper
26.07.2003, 16:55
@ Liated mi Lefuet
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Andreades |
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>
>PS: Habe Andreades bei Amazon ‚gebrauchte Bücher’ heute vorbestellt. Aber ich habe wenig Hoffnung, das ich es so kriege. Hast Du Tips wie ich am ehsten zu diesem Buch kommen könnte?
Hi, wenn ich mich einmischen darf:
Andreades, A.: HISTORY OF THE BANK OF ENGLAND, 1640-1903 (1966) 19.55 €
NY: Kelly (1966), BUSINESS; FOREIGN LANDS; ; EUROPE; ENGLAND; BANKING, Jacket, Very good condition with like jacket in protective mylar wrapper. 4th Edition. Binding is Octavo. Cloth in light grey dust jacket.
Gebundene Ausgabe
Gefunden bei Abebooks.de (Acorn Books, Member - ABAA, San Francisco, CA, U.S.A.) [Nr: 176640826]
Gruß
HP
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Liated mi Lefuet
26.07.2003, 18:10
@ Harry Popper
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Re: Andreades - Herzlichen Dank Harry Popper (owT) |
-->
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dottore
27.07.2003, 11:48
@ Liated mi Lefuet
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Re: @Dottore: Wichtige Fragen zur Gründung der BoE |
-->Hi Liated,
nach wie vor out of memory bzw. aus historischen Parallelen.
>Unter [1] meint North offenbar die Gründung der BoE als 'Aktiengesellschaft'. Aber ohne anzugeben, in *was* die 1,2 Mio £ aufgebracht wurden von den Kaufleuten: In Goldmünzen?(=wäre Sachvermögen der BoE). Oder gar in alten Exchequer Bills/tallies des Exchequers(=wären Forderungen an den Staat)?
Aufteilung in Gold bzw. Bills weiß ich nicht. Nehmen wir als anderes Beispiel die Bank von Genua (14. Jh.). Dort wurden als Kapital die Forderungen gegen die Republik Genau eingebracht. Der Witz dabei war, ähnlich der Banque Royale von Law und der BoE die Linzenz, anschließend Bankgeschäfte (Depositen rein, Ausleihungen raus) vornehmen zu dürfen. Auch Kolumbus soll (?) dort ein Konto geführt haben.
>>Auch Punkt [2] und [3] sind für mich völlig unklar. Meint North mit 700'000 'bar' Goldmünzen im Betrag von 700'000£, die zusammen mit 500'000£ BoE-Noten dem englischen Staat von BoE als 'Darlehen gegeben' wurden?
>
>Kannst Du es nochmals erklären?
Leider im Moment nicht. Ich nehme an, dass die aktiv gehaltenen tallies (Bills) der Einfachheit halber in Noten umgewandelt wurde ("gesiegelte", wobei das Siegel die Funktion der tally-"Passung" übernahm).
>
>6. Insgesamt wurde eine noch bestehende Schuld (Teil zumindest) auf die BoE gebucht, d.h. die wurde von ihr über die Kapitalzeichner, die sie bisher aktiv hielten, aktiv übernommen; die Zeichner hatten daraus ihre Aktien, die es nicht als effektive Stücke gab, sondern nur als Eintrag ins Bank-Buch, transferiert wurde mit Scheinen in ca. 1/2 Din-A-4-Größe.
>Wow! Das ist der Hammer. Die BoE nimmt als Gründungskapital eine Forderung an den staat (staats tally, exchequer-Bill etc) herein. Typische Luftbuchung.
Es ist wohl so ähnlich wie"nicht eingezahltes" (liberiertes) Kapital. Es gab viele AG-Gründungen, vor allem Versicherungen, die mit nicht voll eingezahltem Kapital gearbeitet haben (ähnlich auch Lloyds die Eventualverpflichtung der names). Demnach wäre des"nicht eingezahlte Kapital" der Zeichner de facto so: Es wurden Bills gegeben, die nicht von der Krone bedient waren (und später auch niemals bedient wurden). Es wurden also Forderungstitel auf Abgaben als Kapital eingelegt.
Damit wäre noch nichts gewonnen gewesen, da die Bills weiter verzinst wurden. Allerdings mussten sie bei Fälligkeit nicht"umgeschuldet" werden, sondern blieben einfach stehen, quasi als Ewigrente (?). Das Geschäft der BoE war nun nicht nur das Inkasso der Zinsen auf die Bills, sondern eben das Geschäft, das sich aus der Bank-Lizenz ergab. Sonst wäre die BoE nur eine Art Staatsschuldenverwaltungsstelle gewesen.
Aktien als effektive Stücke der BoE gab's definitiv nicht. Es wurde nur aus dem Aktienbuch zu- und abgeschrieben und diese Transferzettel gibt es (unter Nennung auch des Kurses, der Summe sowieso) bis heute.
Gruß!
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