BillyGoatGruff
25.07.2003, 08:15 |
Zimbabwe's Mugabe plant weitere Enteignungen... Thread gesperrt |
-->...diesmal aber nur teilweise, und zwar aller Unternehmungen in Lande Zimbabwe. MAchtausübung pur, nach d., alles gehört 'eigentlich' dem Staat, und wenn nicht, ist es ein Geschenk des Staates. Ausserdem plant er eine Novellierung des Bergbaugesetzes, 'welche es einfacher macht für Schwarze, Minen zu besitzen.'
Unterliegt er der Selbsttäuschung, dass 'Reichtum' 'besessen' wird und nicht geschaffen?
Die entschädigungslos enteigneten Farmen sind fast alle nun im Besitz von Mugabe's Familienclan und seinen getreuen Regierungsmitgliedern und deren Clans. Die landwirtschaftliche Produktion ist sehr stark gefallen.
Wir hoffen, dass dies keine allzugrosse 'Vorbildfunktion' für den südlichen Nachbarn haben wird.
Gruss,
BilyGoatGruff
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nasowas
25.07.2003, 10:55
@ BillyGoatGruff
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War das Land denn jemals das Eigentum der weißen Farmer? |
-->Dass die weißen Farmer eine bessere landwirtschaftliche Produktion erbracht haben, als wenn jetzt ehemalige Hilfskräfte oder"ungelernte Landwirte" die Farmen übernehmen, steht auch für mich außer Frage.
Dass schwarze Farmer schlechtere Landwirte wären, wenn sie in familären Traditionen die letzen hundert Jahre ihre Farmen bewirtschaftet hätten, ist ja wohl nicht bewiesen.
Fakt ist doch, dass das Land nicht von den Schwarzen an die Weißen verkauft wurde. Und wenn ein weißer Farmer für sein Land z.B. der britischen Regierung oder einem anderen weißen Farmer Geld gegeben hat, da war ihm doch klar dass das Land eigentlich vorher anderen gehörte.
Das heute die Urenkel etc. der (ersten) weißen Farmer nun das Land ihr eigen nennen tut wohl weniger zur Sache. Ihre direkten Vorfahren haben nun mal ihr Vermögen durch die Unterdrückung der Schwarzen erwirtschaftet.
Als Deutscher muß man sich ja sogar eine"Erbschuld" vorhalten lassen, selbst wenn die Vorfahren nicht mal in einer gewissen Partei waren und die ganze Schuld darin besteht als Deutscher geboren zu sein. Selbst wenn die Vorfahren keinen Pfennig profitiert haben von den damaligen Machthabern, darf man über seine Steuern die große Erbschuld, über sein ganzes Leben lang, an die Seite derer begleichen, welche die Forderungen aus der Erbschuld geerbt haben.
Ich möchte Mugabe nicht in Schutz nehmen. Er nutzt halt nur ein über viele Jahre empfundenes Unrecht der Mehrheitsbevölkerung zu seinen gunsten. Man stelle sich mal vor, eine Hand voll Schwarzer wäre vor hundert Jahren in Deutschland eingefallen und hätte die Macht übernommen. Seit dem Zeitpunkt würden alle großen Besitztümer den Schwarzen gehören. Das wäre nicht so lange fiedlich abgelaufen wie in Afrika.
Gruß
Stefan
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BillyGoatGruff
25.07.2003, 14:07
@ nasowas
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schwierige historische Frage. |
-->..für deren Beantwortung ich mich zu wenig kompetent fühle. Eigentum, Besitz? Im Forumsarchiv nachschauen! Besitz gemäss Definitionen von dottore war es sicher. Eigentum? Gab es vollstreckbare Titel bevor die Weissen von Süden her einwanderten? Was für ein Rechtssystem soll gelten? Ältestenrat mit 100% Konkordanz, wie es in Bantugesellschaften traditionell ist? Afrika ist noch heute ein vergleichsweise"leerer" Kontinent, die historischen Dokumente reichen nicht weit zurück.
Ziemlich sicher ist, dass die Bantu-Stämme von Norden her eingewandert sind. Die Frage des Staatsgebiets der USA und die indianischen Ureinwohner ist ähnlich vertrackt, Australien wäre wieder einfacher! Ganz Australien war von mehreren Hundert Stämmen Ureinwohnern besiedelt, ebensoviele sehr verschiedene Sprachen soll es gegeben haben.
Wenn man Grund und Boden weglässt, wäre ja immer noch die ganze Farminfrastrukur (Einzäunen gegen wilde Tiere kann ohne weiteres den grössten fianziellen Aufwand bedeutet haben) zu betrachten, die von den weissen Siedlern erstellt worden war. Es hätte sicher viele bessere Ablöse- und Verteilmodelle gegeben, mit Übertragung des knowhows, sodass es allen Beteiligten jetzt besser ginge und die ganze Bevökerung gut ernährt werden könnte. Jetzt hungert sie, weil Z. die Importe nicht bezahlen kann. Früher hatte es Nahrungsmittel (nebst dem Tabak) exportiert.
Möglicherweise ist der neueste Schlag ja klüger geplant, sodass nicht mehr wie bei den Farmen der grösste Teil der Infrastruktur zerfällt.
Gruss,
BillyGoatGruff
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nasowas
25.07.2003, 15:42
@ BillyGoatGruff
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Re: schwierige historische Frage. |
-->"Definition: Eigentum, Besitz?"
Deswegen meinte ich ja Eigentum. Dass die weißen Farmer dies als ihr Eigentum betrachten ist schon klar. Nur sehen die Schwarzen die Sache sicher nicht ganz so einfach.
"Gab es vollstreckbare Titel bevor die Weissen von Süden her einwanderten?"
Wenn man es so sieht, wird es das Eigentum der Weißen sein, da diese wahrscheinlich zuerst Urkunden bzgl. des Eigentumes an Grund und Boden ausstellten. Nur meine ich, darf man die Sache nicht so einfach sehen. Wenn es vorher so war, dass das Land einer Dorfgemeinschaft, einem Stamm etc. gehörte und diese halt keine Urkunden ausstellten, weil die Sitte eine andere war, dann muß so etwas doch auch als Eigentum gelten.
"Was für ein Rechtssystem soll gelten? Ältestenrat mit 100% Konkordanz, wie es in Bantugesellschaften traditionell ist? Afrika ist noch heute ein vergleichsweise"leerer" Kontinent,..."
Mit dem"Rechtssystem" vor brit. Kolonialzeit kenne ich mich auch nicht aus. Aber sicher wird es dort auch Regeln gegeben haben.
"...die historischen Dokumente reichen nicht weit zurück."
Da magst Du Recht haben. Aber sieh es mal aus der Sicht der Schwarzen. Sollen nur Dokumente gelten, weil wir Weiße diese Dokumente erfunden haben? Wenn in einem anderen"Rechtssytem" das Leben auch ohne solche Dokumente funktionierte, sollten wir dieses System dann nicht auch akzeptieren?
"Wenn man Grund und Boden weglässt, wäre ja immer noch die ganze Farminfrastrukur (Einzäunen gegen wilde Tiere kann ohne weiteres den grössten fianziellen Aufwand bedeutet haben) zu betrachten, die von den weissen Siedlern erstellt worden war."
Wenn man sich aber auf den Standpunkt stellt, dass dies das Land der"Alteigentümer", der Schwarzen ist, dann sind die Investitionen eigentlich ziemlich nebensächlich. Man kann nicht etwas rechtswidrig in sein Besitz bringen, es verschönern/verbessern und bei der Rückgabe dann einen Ausgleich für die Verbesserung verlangen. Die Schwarzen könnten ja dagegen argumentieren:
1) dass sie in den letzten hundert Jahren die Einzäunungen etc. selber hätten vornehmen können.
2) dass sie niemanden darum gebenten haben ihr Land einzuzäunen.
"Es hätte sicher viele bessere Ablöse- und Verteilmodelle gegeben, mit Übertragung des knowhows, sodass es allen Beteiligten jetzt besser ginge und die ganze Bevökerung gut ernährt werden könnte."
Absolut richtig! Die jetzige Enteignungswelle ist mit Sicherheit nicht die beste Lösung. Zumal dann nicht, wenn nicht das Volk als ganzes davon profitiert, sondern nur der Bereich um einen Clan.
Und noch eines. Meine Meinung vertrete ich nur, weil ich eben hier in Deutschland lebe und keinen Bezug zum südlichen Afrika habe. Wenn ich als Kind eines dortigen weißen Farmers geboren worden wäre, dann würde ich mit absoluter Sicherheit die dortigen Verfahren als ungercht empfinden, weil ja meine Familie die Werte geschaffen hat. Da ich hier lebe kann ich mir eben diese Sicht der Dinge leisten. Deshalb gebe ich keinem der heutigen Farmer die Schuld an den Problemen. Man muß halt immer versuchen beide Seiten zu verstehen.
Gruß
Stefan
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