--><table><table border="0" width="600"><tr><td><font face="Arial"><font size=5>Kleider machen Beute</font></font><div align="Justify">
Die Deutschen gehören zu den Weltmeistern im Konsum von neuen Kleidern. Schätzungen zufolge kaufen sie pro Kopf der Bevölkerung jährlich fast 15 Kilogramm neue Kleidung. Ein großer Teil dieser neuen Ware wird schon nach kurzer Zeit wieder entsorgt, da neue Modetrends dazu führen, daß nicht mehr der Verschleiß bestimmt, wie lange Kleidung getragen wird. Rund 500.000 Tonnen dieser »Abfälle« werden jährlich bei den Altkleidersammlungen an karitative Organisationen und gewerbliche Sammler abgegeben.
Die karitativen Organisationen verwenden nur einen kleinen Teil der Altkleider zur direkten Hilfe für Bedürftige im In- und Ausland. Der Rest wird an kommerzielle Unternehmen zu Preisen zwischen 600 und 800 DM je Tonne weiterverkauft. Auch hier ist Deutschland gleich doppelt in der internationalen Spitzengruppe: Nur in den USA wird mehr gesammelt und nur in der Schweiz ist die Qualität der Altkleider besser.Je nach Region und sozialer Lage der deutschen AltkleiderspenderInnen sind 40 bis 55 Prozent der abgegebenen Ware so gut erhalten, daß sie ohne Reparatur sofort wieder getragen werden können.
In Sortieranlagen wird dieser lukrativste Teil der Altkleider aussortiert, der Rest geht an Recyclingfirmen und ein kleiner Teil auf die Mülldeponie. Circa 5 bis 8 Prozent der Ware landet zu Preisen von 6000 bis 10000 DM je Tonne in westeuropäischen und deutschen Second-Hand-Läden, ein zunehmender Anteil wird in osteuropäische Staaten verkauft - und ungefähr 30 Prozent der gesammelten Altkleider endet in afrikanischen Staaten. Hier nun beginnt das eigentliche Problem: Diese Altkleider werden auf den Märkten vieler afrikanischer Staaten zu Preisen gehandelt, die zwar unter denen der einheimischen Produkte liegen, doch andererseits zu hoch sind, als daß die wirklich armen Menschen sich diese Kleider leisten könnten.
Die Altkleider gehen zudem noch für Preise zwischen 2000 und 2500 DM je Tonne hauptsächlich in die Länder, die über Devisen verfügen und denen es noch relativ gut geht. Die Folgen des Handels sind fatal: Die einheimische Textil- und Bekleidungsindustrie kann nicht gegen die Billig-Importe konkurrieren und wird in den Ruin getrieben. Dadurch gingen quer über den afrikanischen Kontinent Zehntausende Arbeitsplätze verloren - und dies ist keinesfalls das, was die SpenderInnen der Altkleider erreichen wollten.
Im Simbabwe beispielsweise arbeiten circa 40.000 Menschen in der Textil- und Bekleidungsindustrie. Während das Land moderne Maschinen kaufte und die Exporte nach Europa immer mehr ausbaute, brach ein Teil des Binnenmarktes und der Absatz in die Nachbarländer zusammen: Altkleider überschwemmen seit Ende der achtziger Jahre die dortigen Märkte. Ähnlich in Südafrika: Dort verloren circa 20.000 Menschen durch die Altkleiderimporte - die inzwischen außer zu karitativen Zwecken verboten wurden - ihre Arbeitsplätze. Die Industrien Kenias und Tansanias stehen dagegen ebenso vor dem Zusammenbruch wie die Ghanas, Benins, Ugandas, Kameruns...
Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände aus einer Reihe von afrikanischen Staaten fordern daher den sofortigen Stopp des kommerziellen Handels mit Altkleidern. Welche Ausmaße der Handel inzwischen angenommen hat belegt eine dänische Studie aus dem Jahre 1993: Die Verfasser schätzen, da 30 Prozent aller südlich der Sahara verkauften Kleidungsstücke mittlerweile aus den Altkleidersammlungen der Industrienationen stammen.
Während in einigen Staaten - etwa in der Schweiz, in Australien und in einigen skandinavischen Ländern - schon seit Jahren über Sinn und Unsinn der Altkleiderexporte diskutiert wird, begann eine breitere öffentliche Diskussion in Deutschland erst Anfang 1994 mit der Veröffentlichung der SÜDWIND-Studie »Der Deutschen alte Kleider«. Auch als Reaktion auf die Kritik der Altkleidervermarktung sucht eine Reihe von karitativen Organisationen nach Auswegen aus der momentanen Situation. Ziel einiger Verbände ist der Aufbau eines Vermarktungskonzeptes für Altkleider, das entwicklungspolitische Kriterien beachtet und mögliche Schäden in den Empfängerländern zunehmend reduziert beziehungsweise gar nicht erst entstehen läßt.
Zudem sollen über die Sortierung Arbeitsplätze geschaffen werden. Etliche karitative Organisationen suchen nach Möglichkeiten, zwar weiter Altkleider zu sammeln und das Feld nicht den kommerziellen Konkurrenten zu überlassen, doch gleichzeitig entwicklungspolitisch keine Schäden anzurichten. Werden die selbst gesteckten Ziele konsequent umgesetzt, könnte es gelingen, eine echte Alternative aufzubauen.
Notwendige Schritte hin zu einer Änderung der momentanen Situation müßten gleich auf mehreren Ebenen unternommen werden: Die VerbraucherInnen sollten überlegen, ob sie tatsächlich so viele neue Kleidungsstücke benötigen und beim Einkauf möglichst Ware kaufen, die nur aus einem Grundstoff besteht und daher zu recyceln ist. Hersteller und der Handel sollten nur noch Kleidung herstellen beziehungsweise herstellen lassen, deren Recycling möglich ist und die bereits vorhandenen Recyclingmöglichkeiten müssen ausgebaut werden. Gefordert sind auch die PolitikerInnen in Bund, Ländern und Kommunen.
Ein bundesweites Sammelgesetz, das festlegt, wer unter welchen Umständen Altkleider sammeln darf und Rechenschaft verlangt über den Verbleib der Ware könnte den Wildwuchs auf dem Markt zumindest eindämmen. Der Gesetzgeber sollte ebenso wie die am Handel beteiligten karitativen Organisationen ein Interesse daran haben, den Markt, auf dem jährlich mehrere hundert Millionen DM umgesetzt werden, transparent zu machen.
http://www.suedwind-institut.de/3-040-02.htm
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Da diese Studie schon älter ist weiß ich nicht ob sich zwischenzeitlich was geändert hat. Ich unterstelle mal in Anlehnung eines Berichtes in <a target=_blank href=http://www.arte-tv.com/emission/emission.jsp?node=332104?=de>ARTE</a> das nicht.
Bei der ganzen Diskussion à la <a target=_blank href=http://www.imi-online.de/2003.php3?id=606>"Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt"</a> sollte man sich lieber mal über solcherlei Idiotien Gedanken machen.
Grüße
MARSCH
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