-->Wer ausbildet, muss schon ein hohes Mass an Idealismus und Geld mitbringen. Jeder der hart kalkulieren muss kann es sich gar nicht leisten jemanden auszubilden!!!
Das ist das traurige an diesem Land: Wir haben lauter hart kalkulierende Experten in Führungspositionen, die den Zahlen die Zukunft opfern. Man wird sich die gut ausgebildeten Fachkräfte schon importieren können, wenn das eigene Land keine mehr hergibt. Soweit so gut, nur wer finanziert dann die Millionen Sozialfälle im eigenen Land, die keine vernünftige Ausbildung mehr bekommen haben? Deshalb muß hier der Staat notfalls (wenn die Unternehmen nicht selbst in der Lage sind) mit Ausbildungsplatzabgabe korrigierend eingreifen, um die unternehmerische Kurzsichtigkeit auszugleichen!
Ich weiss, das ist eine altbekannte sozialistische Forderung. Ich kann mich noch gut der Zeiten erinnern wo die Gewerkschaften ständig einen Sockelbetrag zu den Lohnforderungen forderten und auch erhielten. War der LohnAbstand zwischen Fach- und Hilfsarbeiter in den 50/60er Jahren noch bei mindestens 15-20% schrumpfte er später ins Unwesentliche. Danach waren die Lehrlinge (schon allein der Begriffswechsel Lehrling-Auszubildender) symbolisiert, dass früher die jungen Leute wes lernen s(w)ollten (wenn ichs nicht schaffe war ich zu blöd/faul) und heute ein Recht auf Ausbildung (gebt euch Mühe, wenn ichs nicht schaffe seid ihr schuld) haben. Wie ottoasta schon richtig bemerkte: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Erst kommt der grosse Jammer und danach werden vielleicht alte Tugenden wieder entdeckt?
Ich gebe mal ein paar persönliche Details preis:
Ich hatte 25 Jahre einen Handwerksbetrieb im Baunebengewerbe. Zuerst als Einzelfirma, später als GmbH. Ich hatte den von einem alten Mann übernommen der mehr schlecht als recht davon lebte. 3 Jahre nach Übernahme fings an: alle 2!! Jahre Betriebsprüfung vom Finanzamt. Die LVA und Krankenkasse kamen jedes Jahr nach dem Motto: Wer erfolgreich ist, bei dem kann was nicht stimmen.
Ständig kamen irgendwelche offiziellen Schreiben die alle mit: Auf Grund § xxx haben Sie....anfingen.
Alle wollten bedient werden: Innung, Handwerkskammer, Berufsgenossenschaft, Statistisches Landesamt, mindestens 5 Krankenkassen und die absolute Pest, Die GEZ. Irgend ein Monteur hatte sich 1995 ein Radio in den Firmenwagen eingebaut und die, aber ich nicht, hatten das mitgekriegt. Die schreiben mir heute noch obwohl ich den Betrieb von 1995-1998 auf NULL gefahren habe.
Gründe:
1.Anfang der 90er durften Ost-Betriebe bis zu 20% höhere Gebote abgeben und bekamen trotzdem den Zuschlag.
2. Bei Privatleuten forderten sie die Kalkulationen an und blieben immer grundsätzlich mit ihren viel günstigeren Löhnen 20% darunter.
3. Überlegungen in den Osten überzusiedeln scheiterten an den Verträgen mit den Monteuren. Alle Leute wäre und wollte ich auch nicht loswerden. Aus rechtlicher Sicht wäre nur eine Pleite in Frage gekommen. Da war ich zu blöd dazu. Zusätzlich gab es noch eine Gesetzesänderung, die weitreichende Folgen hatte.
Alle rund 16-18 Nachfolgekandidaten bekamen zwar glänzende Augen beim Einblick in vergangene Bilanzen aber so 60-70 Stunden die Woche konnte sich nur 1 vorstellen zu arbeiten. Und als ich dem noch sagte dass gewisse Zuwendungen obligatorisch wären war die Sache vorbei.
Eigentlich hätte ich heute keine allzu großen Sorgen wenn das Frühjahr 2000 nicht dazwischen gekommen wäre. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
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