--><font size ="5">Der Kanzler macht den Weg frei für nachhaltig steigende Kurse </font>
Ein Mini-Crash beutelt seit Mitte Juni die Rentenmärkte: Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen kletterte von 3,1 auf 4,2 Prozent. Nicht ganz so drastisch lief es bei Bundesanleihen mit einem Renditeanstieg von,6 Prozentpunkten.
Warum diese abrupte Kehrtwende an den Rentenmärkten?
Nach den großen Verlusten mit Aktien wollten die Anleger auf Nummer sicher gehen: Die Milliardenbeträge flossen nun in Anleihen und Geldmarktfonds. Resultat: Am Bondmarkt hat sich eine Blase gebildet. Sie wurde durch die Deflationsangst noch weiter aufgebläht.
Doch diese Furcht ist angesichts der starken Medizin, die in Amerika der kränkelnden Konjunktur verabreicht wird, widersinnig. Dort fährt man in der Geld- und Finanzpolitik Vollgas. Die Zinsen sind so tief wie seit 45 Jahren nicht mehr, die Geldhähne weit aufgedreht. Allein das Budgetdefizit von 450 Mrd. Dollar bedeutet nichts anderes als gewaltiges Deficit-spending à la Keynes. Seit Anfang Juli ist eine Steuersenkung in Kraft mit einem Volumen von 350 Mrd. Dollar. Und der Greenback ist seit Anfang 2002 gegenüber dem Euro um 25 Prozent gefallen.
Dieser Cocktail hat immer zu stärkerem Wachstum aber auch zu mehr Inflation geführt. Sehr wahrscheinlich wird sich schon in diesem Jahr das Wachstum in den USA beschleunigen. Da die Wirtschaft heute weltweit eng verzahnt ist, wird es auch in Europa bergauf gehen. Das gilt besonders für Deutschland, nachdem hier endlich die jahrzehntelang versäumten Reformen in Angriff genommen werden. Der Kanzler hat sich gegenüber Besitzstandswahrern in der eigenen Partei, in den Gewerkschaften und in den Wirtschaftsverbänden als durchsetzungsstark erwiesen. Er hat den unsinnigen Streik der IG Metall in Ostdeutschland kritisiert. Das Scheitern des Streiks und das Zerwürfnis der IG Metall ist ein wichtiges Datum, markiert es doch den Beginn vom Ende des starren Tarifkartells und die Aushöhlung des Flächentarifs.
Doch Gerhard Schröder - mit seinem sicheren Instinkt für das Zumutbare - hat erkannt, dass er den Bürgern nicht immer nur die sozialen Rationen kürzen darf ohne ihnen auch wieder etwas Futter zu geben. Daher ist die Vorziehung der für 2005 beschlossenen Steuersenkung eine richtige Entscheidung. Die Debatte über die Gegenfinanzierung der Entlastungssumme von 15 Mrd. Euro ist kleinkariert. Es ist auch nicht von Belang, ob und wie stark die Steuersenkung die Konjunktur kurzfristig ankurbelt. Denn eine Steuersenkung entfaltet ihre Wirkung erst mit Zeitverzug, dann aber durchschlagend.
Auf längere Sicht wird sie sich daher selbst finanzieren. Neben dem unmittelbaren positiven psychologischen Effekt führt eine Steuersenkung zu einer langfristigen Verhaltensänderung. Ein hoher Steuersatz fördert Schwarzarbeit und Schwarzgeldmentalität. Er veranlasst Menschen, weniger zu arbeiten.
Ein niedriger Steuersatz steigert die Arbeitsmotivation, die Produktivität, die Investitionstätigkeit und fördert die Steuerehrlichkeit.
US-Notenbankchef Alan Greenspan hat bekräftigt, die expansive Geldpolitik werde so lange fortgesetzt, wie es für ein befriedigendes Wachstum erforderlich sei. Amerika wird wieder Wirtschaftslokomotive spielen und Deutschland kann vom Bremser zum Motor Europas aufsteigen. Es bestehen gute Aussichten, dass sich der Börsenaufschwung bis ins nächste Jahr fortsetzen wird. /von Gottfried Heller
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