Schlangenfuchs
12.05.2000, 07:52 |
Das Schlimmste vorüber? Thread gesperrt |
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Ja, ich glaube es. Die Nähere Zukunft wird eher steigende Preise an den amerikanischen Märkten bringen.
Anfang Mai hinauf und dann Korrektur bis Mitte war die frühere Aussage. Jetzt sehen wir die Korrektur und die Mitte des Monats.
Die gestrigen Zahlen zeigen mit eine wenig Optimismus nicht nur, dass der Nasdaq-Rückgang auf das Einkommen der Amerikaner gedrückt hat, sondern auch, dass die Zinsbremse zu funktionieren beginnt und dass nicht mehr viel an Zinserhöhung notwendig sein wird, um in einem halben Jahr die US-Konjunktur in eine Rezession gefahren zu haben. Damit einher würde die Weltkonjunktur das gleiche Schicksal erleiden. (Zu den gestern geäusserten Prognosen und Erwartungen der OECD will ich mich hier mal nicht auslassen.)
Gefahr droht im Moment vom Ã-l her. Die Futures sind am Steigen, im Juni-Kontrakt gestern ein ganzer Dollar. Hierzu interessant ist aber, dass das Dezember-Ã-l um etwa drei Dollar tiefergehandelt wird als der Juni-Kontrakt. Von der reinen Zinsrechnung her müsste der Dezember über dem Juni notieren. Dies zeigt, dass in den Ã-lkontrakten für die zweite Jahreshälfte mit tieferen Notierungen gerechnet wird, was positiv für die Inflationszahlen wäre und den jetzigen Anstieg als ein Test der März-Highs qualifizieren könnte.
Wie weiter?
Heute PPI, danach FOMC, dann Verfall der Optionen und dann steigende Kurse in den Junianfang hinein, mit einer steigenden Tendenz ab dem Tief von vorgestern. (Dies alles bedarf der Bestätigung durch ein Überwinden der Widerstände bei 1422 und danach 1440 und leicht darüber)
Das Tief von vorgestern: Es war bereits Ende April absehbar, dass das Tief bei etwa 1340 im S&P-Junikontrakt von April getestet werden muss und dass dieser Test mit den Zinsbefürchtungen (FOMC) einhergehen wird. Auch ist es so, dass es einem gängigen Muster entspricht, dass der Index in die Zinssitzung von unten her kommt, also kurz zuvor ein Low (hier minor) macht und dann steigt. Das heisst, dass eine Erhöhung der Zinsen eingepreist ist.
Zu der Grafik von LaoTse: eine ganz tolle und aufwändige Arbeit, die ihren Wert allein schon dadurch bekommt, dass es sie gibt! Besten Dank! Der Diamant kann von hier an bis in etwa drei Wochen (also Anfang Juni) jederzeit ausgelöst werden. Vorgestern war es soweit (10200 sehe ich auch als weitere Untergrenze), gestern aber wieder negiert. Das ist das Problem mit Chartmustern, die jeder erkennen kann: sie werden zum mentalen Spiel der Rekursivität der Marktteilnehmer.
Zu der Bemerkung von JÜKÜ in der neuesten Prognose 'Aktien USA'"das ist das
Schreckliche an den Elliott-Wellen, obwohl ich solche Verwirrungen in all´ den Jahren nie beobachtet habe!": Ich glaube, dass es stimmt, dass die Muster immer vieldeutiger geworden sind und dass die im Vordergrung stehenden Zählungen eine Vielzahl von anderen, die immer auch aktiviert werden können, verdecken. Das ist meine Erfahrung mit Elliott und es hat eine schreckliche Seite.
Der nichtsahnende Leser sieht eine Zählung und denkt:"Ja, das alles stimmt und ist regelkonform." Dabei blendet er die Vielzahl anderer Möglichkeiten vollständig aus und fixiert sich auf die ihm bekannte Zählung. Hier kann ich nur sagen: 'Die Welt ist so, wie man sie sieht' und 'Wenn alle Menschen grüne Gläser hätten, wäre die Welt grün.'
Der nichtsahnende Leser muss dann aber oft mit Leid, Verlust und viel Ärger erkennen, dass er einer Täuschung aufgesessen ist und dass die Welt im Moment sozusagen mit blauen Gläsern zu sehen ist. Dies geht im Moment nicht bloss dem nichtsahnenden leser so, sondern auch einigen in meinen Augen sehr pragmatischen Profis, die täglich mit dem Wellen-Zeugs arbeiten.)
Verglichen mit dem Diamanten und der Diskusion darum, ob ein Diamant auch nach oben losgehen kann: Ich habe nachgelesen und gesehen, dass es dann kein Diamant wäre. Mir ist es eigentlich gleich, aber ich empfehle hier, mit Elliott-Wellen ein Szenario auszuarbeiten, wie ein Diamant nach oben aufgelöst werden könnte.
Es gibt sehr viele Möglichkeiten, den Dow zu zählen. Wenn man z.B. seit dem Low im März 2000 eine laufende Impulswelle annimmt, dann wäre vorher eine 3 (Sommer 99) beendet worden und eine 4 mit A im Herbst, B im Januar und C im März zu zählen. So sehe ich das im Moment und ganz grob.
Ich wünsche allen einen schönen Tag
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JFO
12.05.2000, 09:12
@ Schlangenfuchs
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Achtung Bullenfalle! |
Hallo Schlangenfuchs,
Dein umfassender Beitrag wäre s Wert, sich gründlich damit auseinanderzusetzen. Vielen Dank! Mir fehlt mir im Moment die Zeit zur Auseinandersetzung. Und so will ich nur auf zwei Beiträge aufmerksam machen, die ich gerade bei frama abgesetzt habe zum Thema Japan 2000 und zu Pöhl und die Zinsen - und Bullenfalle; teilweise Antwort auf Deinen Beitrag, ohne ihn vorher zu kennen: http://www.bau-platz.de/boerse.htm
Viele Erfolg wünscht
JFO
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Black Elk
12.05.2000, 09:43
@ JFO
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Re: Den Europäern fehlt der Pragmatismus |
>Hallo JFO,
fand die Ansichten von Pöhl sehr interessant, das war noch ein Pragmatiker vom alten Stil. Das heutige Europa, ob nun EZB - Finanzminister - Regierungen ist viel zu sehr ideologisch verblendet, um noch handlungsfähig zu sein. Und genau das nutzen die Amerikaner gnadenlos aus um ihre Interessen durchzusetzten. Europa ist irgendwie gelähmt, solange es nur um die Einführung von Belangslosigkeiten wie neue EU-Normen geht beeinflußt das mich nicht wirklich. Aber Wenn es um Zinsnineaus und der Außenwert der Währung geht hört der Spaß auf. Du bemerkst ganz richtig, das Zinsnieneau müßte eigentlich in der Nähe der alten Club Med Ländern von damals angesiedelt werden, nicht an das deutsche Niveau angepaßt wie geschehen. Beim Euro müssen die Europäer elbst aktiv werden und ihn nicht dem Zufall überlassen, aber gerade das können wir ja nicht, wir müssen immer auf die anderen (USA) warten. Wenn sich an dieser Mentalität nichts ändert, sehe ich schwarz. Die USA als Großmacht hingegen sind es gewohnt ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und rein von Größe und wirtschaflticher Leistungsfähigkeit könnte Europa das Gleiche tun, ob ich das wohl noch erleben werde?
Gruß Black Elk
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JFO
12.05.2000, 10:28
@ Black Elk
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Re: Den Europäern fehlt der Pragmatismus |
Hallo Black Elk,
ich sehe das nicht anders als Du, vielleicht bin ich nur etwas geduldiger, weil ich (was ich annehme) schon ein paar Tage älter bin. Und so kommt mir bei Deinen Bemerkungen sofort in den Sinn, was ich mir dann selbst immer sage: Es ist nicht selbstverständlich, daß wir heute ohne Schranken in Europa umherfahren, daß unsere Kinder das Wort"Erbfeind" Gott sei Dank nicht mehr kennen. Es gehört aber auch noch zu den Selbstverständlichkeiten wie unlängst in Italien erlebt: Wir sitzen am Tisch mit Menschen aus aller Herren Länder und beklagen unsere mangelnden Sprachkenntnisse. Das erbarmt eine französisch sprechende Dame neben uns, uns in Englisch anzusprechen, mit der wir dann ein nettes französisch-englisches Gespräch führen und mit ihrem Mann dazu. Und dann pasiert etwas, was ich nicht mehr für möglich gehalten hätte. Sie spricht plötzlich bestes Deutsch - weil sie aus dem Schwazwald kommt und mit einem Elsässer verheiratet ist, der es eigentlich ablehnt, mit uns deutsch zu reden. Eben auch das ist noch Realität und so bleibt wohl vieles von der wirtschaftlichen, der sozialen, der geldpolitischen, der finanzpolitischen Europäischen Union noch Traum für die Zukunft - wir müssen dankbar sein für das, was wir schon haben und nur alle aufpassen, daß uns nicht das auch noch wieder kaputt gedmacht wird.
Meine Hauptsorge besteht jedenfalls darin, daß wir noch viele Schritte zurück müssen, bevor wir wieder einen Gemeinschafts-Geist beschwören können, der Basis für die Römischen Verträge war. Immer dran denken: Der bisher längste Friede herrschte im Reich nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555.
Die daraus resultierende Duldsamkeit macht vielleicht optimistischer mit Blick auf Deine Wünsche an ein demokratisch entwickelteres und bürokratisch zurückzuentwickelndes Europa.
Gruß
JFO
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Black Elk
12.05.2000, 10:37
@ Schlangenfuchs
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Re: Das Schlimmste vorüber? |
>Ja, ich glaube es. Die Nähere Zukunft wird eher steigende Preise an den amerikanischen Märkten bringen.
Hi Schlangenfuchs,
ich habe mal kurz mein Bärenfell abgestreift und bin zu dem Ergebnis gekommen, die Kurse könnten tatsächlich noch bis in den Sommer steigen. Bisher bin ich beim Nasdaq von einer abgeschlossenen A-B Formation ausgegangen, wobei die B für mich nach den Einbrüchen der letzten Tage beendet schien und ich eine laufende 1 von C gezählt habe. Wenn aber die B nun doch nicht zu Ende ist, sonder erst ein a-b abgeschlossen wurde? Dann könnte eine Welle c beim Nasdaq doch noch eine schöne Rallye bringen. Wenn man so zählt, dann hat die b sehr weit korrigiert (habe noch nicht genau nachgerechnet, welches Retracement), aber das war bei meinem Lieblingsszenario Japan 1990 auch so, und danach folgte eine ca. 6 wöchige Rallye, bevor dann der Einbruch kam.
Deiner fundamental Begründung, weiter steigende US-Zinsen würden die Wirtschaft abwürgen kann ich nur zustimmen. Damit würde Greenspan nur die 'Old Economy' abwürgen, also alles was man wirklich zum Leben braucht (Wohnraum, Auto, Lebensmittel,..), das eigentliche Problem die 'asset inflation' würde er so nicht bekämpfen, das hat er so ähnlich auch mal geäußert. Nur fehlt der Mut oder der Wille an das wahre Übel heranzugehen und z.B. die Margins zu erhöhen oder die Buchhaltungpraktikten (options,..) zu attackieren. Ich glaube das wird er vor den Wahlen auch nicht mehr tun, aber man weiß ja nie..
Im Moment herrscht bei mir eine Art Pattsituation, wenn traden, dann nur mit gerigem Einsatz. Übrigens, warum gucken alle nur auf die Zinsen? Die letzten großen Finanzkrisen hatten ganz andere Gründe (Asien, Golfkrieg, Rußland, Mexiko,...) und dann spielen KGV's von 100 schon eine Rolle, die werden als erstes verkauft.
Bis denn,
Black Elk
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Schlangenfuchs
13.05.2000, 10:20
@ Black Elk
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RE |
Dann könnte eine Welle c beim Nasdaq doch noch eine schöne Rallye bringen. Wenn man so zählt, dann hat die b sehr weit korrigiert (habe noch nicht genau nachgerechnet, welches Retracement), aber das war bei meinem Lieblingsszenario Japan 1990 auch so, und danach folgte eine ca. 6 wöchige Rallye, bevor dann der Einbruch kam.
Damit habe ich mich nicht befasst, denn ich glaube, dass die Finanzstrukturen der damaligen Krise und einer möglichen heute ganz unterschiedlich sind.
Deiner fundamental Begründung, weiter steigende US-Zinsen würden die Wirtschaft abwürgen kann ich nur zustimmen. Damit würde Greenspan nur die 'Old Economy' abwürgen,
Ich wäre mal vorsichtig mit diesem Satz, denn wer hat denn Cash und andere Reserven in dieser 'Economy' um eine Krise zu überstehen?
Also alles was man wirklich zum Leben braucht (Wohnraum, Auto, Lebensmittel,..), das eigentliche Problem die 'asset inflation' würde er so nicht bekämpfen, das hat er so ähnlich auch mal geäußert.
Auch ein Fed Chairman hat Grenzen in seiner Machtfülle. Für einen positiven Ausgang braucht er Kooperation und die darf er nicht gefährden. Vielleicht ist 'asset inlation' dabei das kleinste Übel. Ein Crash und weg ist sie! Aber die Folgen?
Nur fehlt der Mut oder der Wille an das wahre Übel heranzugehen und z.B. die Margins zu erhöhen oder die Buchhaltungpraktikten (options,..) zu attackieren. Ich glaube das wird er vor den Wahlen auch nicht mehr tun, aber man weiß ja nie.
Ich vermute, dass es schlimmer ist: beim Leverage stösst er wahrscheinlich an unüberwindbare Grenzen, weil viele Kredite die amerikanische Rechtsprechung einfach umgangen haben. US-Banken finanzieren off-shore den Leverage und sind dabei nicht greifbar. Wenn es so ist, dann würde Greenspan durch eine offene Addressierung des Problems auch offen zeigen, dass er machtlos ist: die Folge wäre eine unglaubliche Verunsicherung und durchaus möglich auch ein politischer Tumult.
Übrigens, warum gucken alle nur auf die Zinsen? Die letzten großen Finanzkrisen hatten ganz andere Gründe (Asien, Golfkrieg, Rußland, Mexiko,...) und dann spielen KGV's von 100 schon eine Rolle, die werden als erstes verkauft.
Ich denke, weil es das Wichtigste im Moment ist. Andere börsenrelevante grosse Krisenherde sind zwar immer möglich, aber nicht wirklich präsent im Moment. That's why!
mit freundlichen Grüssen
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Black Elk
13.05.2000, 11:06
@ Schlangenfuchs
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Re: Komplexe Situation |
Hi,
die Diskussion um alle Faktoren und Hintergründe die Aktienkurse beeinflussen könnten wird immer komplexer. Das erinnert mich daran, warum ich eigentlich mit Elliott angefangen habe! Genau dieses permanente Abwägen von fundamentalen, politischen, gesellschaftlichen Ereignissen war mir zu anstrengend, und das wichtigste: meine Meinung hat keinen Einfluß auf die Märkte. Also besser die Elliottwaves zählen und sich Schritt für Schritt vorantasten, bis man ein Szeanrio mit einem guten Chance/Risikoverhältnis erkennt. Denn deshalb bin ich ja hier angetreten, um Geld zu verdienen. Also aus purem Egoismus!
Gruß Black Elk
PS: Du hast insofern Recht, als das es immer 2 Seiten einer Medaille gibt. Ich bin wahrscheinlich zu sehr auf ein Baisseszeanrio fixiert. Die lange Seitwärtsphase beim Dow könnte sich theoretisch auch mit einem Ausbruch nach oben auflösen. Nur wieviel deines versteuerten Geldes möchtest du darauf verwetten und wie groß sind die Gewinnchancen?
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