-->>Demnach ergibt sich tatsächlich ein PLUS an Zinsen für die Summe der privaten Haushalte. Das ist, jedenfalls für mich, schon überraschend.
Hi Marsch,
das kann nicht überraschend sein, da
- der Zinsüberschuss der Banken per Saldo zu Aufwendungen dort wird (Gehälter, Sachkosten) und nicht in Tresoren"gebunkert" wird. Den Profit ziehen die Banken aus Provisionen usw., aus dem sie dann auch ihren Gewinn bestreiten und der, sofern nicht ausgeschüttet (Dotierung der Rücklagen oder Vortrag), als Basis für neue Kredite dient.
- Die Unternehmen haben einen negativen Zinssaldo den Banken gegenüber, der netto jedoch im Bereich von 1- 2 % des Umsatzes liegt.
- Die privaten Haushalte kassieren demnach letztlich netto, was der Staat als Zinsen ausschüttet bzw. durch Neuverschuldung vorträgt. Der 97er Saldo liegt, sofern man einerseits die Dividenden und die gezahlten Versicherungsprämien rausrechnet, die nur zurückgezahlt werden und bei den Schuldzinsen die für Baukredite abrechnet, da ein Baukredit sofort zu Einkommen wird (Bauarbeiter, usw.) und insofern nicht"als solcher" verzinst wird, sondern die Abtretung künftiger Bauherren-Einkünfte darstellt, also in der Größenordnung der Staatszinsen, die 97 in der VGR mit 133,2 Mrd DM angegeben werden.
Eine ganz grobe In-etwa-Rechnung (in €):
Zinseinkünfte private Haushalte: ca. 85 Mrd € minus Zinsen auf Konsumentenkrediten (24 Mrd) = 61 Mrd €. Differenz = Ausland.
Woraus folgt: Es gibt letztlich nur eine"Zinsquelle", nämlich die öffentlichen Hände. Die viel beschrieenen"Zinsen" außerhalb im Nichtstaatssektor sind nur ein Hin- und Hergeschiebe von Zinsdifferenzen aufgrund unterschiedlicher Fälligkeiten und saldieren sich in dem Nichtstaatssektor grosso modo auf Null (Ausland außen vor, Bundesbank als Steuerungsquelle nicht gerechnet).
Die Zinsquelle Staat sprudelt nur, weil der Staat auf künftige Steuereinnahmen zieht, was wiederum bedeutet: Der Staat schraubt"rechnerisch" die erwarteten Steuereinnahmen um den Betrag der Staatsverschuldung immer höher. Die vom Staat heute gebuchten Zinsen entsprechen morgen zu leistenden Steuern. Es wird von den Bürgern (als Zinsbezieher) also etwas aktiv gebucht ohne den Betrag in gleicher Höhe passiv (als künftige Steuerzahler) zu verbuchen.
Das Ganze ist also ein über Zeit gezogenes Nullsummenspiel.
>Habe ich so nicht erwartet. Oder habe ich da irgendwas falsch verstanden?
Nein, ganz richtig verstanden.
>P.S.: Allerdings sagt das nicht über die Verteilung aus. Dazu war leider nichts zu finden
Sehr wichtiger Punkt. Eine Verteilungsrechnung gibt es nicht, also keine Zuschreibung von Zinsanteilen an bestimmte Personen oder Personengruppen. Ob die"Reichen" in Sparbriefen oder Spareinlagen oder Bausparkassen anlegen, ist eher unwahrscheinlich. LVs, Pensions- und Sterbekassen oder berufsständige Versorgungswerke sind auch kein Monopol der"Oberschicht", sondern breit im Publikum gestreut. Bei Rentenwerten, Aktien usw. dürfte sich ein deutlicheres Ungleichgewicht ergeben; vielleicht erhalten die"oberen 10 Prozent" 40 - 50 Prozent der Zinsen aus Wertpapieren (ohne Dividenden), der"klassischen" Anlageform der"reichen Rentiers". Das könnte sich auf umgerechnet etwa 10 - 15 Mrd € belaufen.
Die Quelle dafür wäre wiederum die öffentliche Hand, deren"Zinszahlungen" (noch nicht erhobene) Steuern sind.
Dass sich im Laufe der steigenden Staatsverschuldung die Verteilung verschlechtert versteht sich aus der Logik des"Anlageverhaltens" der"Reichen" und ist historisch bestens belegt (siehe Fischer, Great Wave).
Es wird mir selbst auch immer klarer, dass das"Zinsphänomen" ein Steuerphänomen ist, was es schon immer war (der gute alte"census" erlebt fröhliche Urstände!) und das"Zinsproblem" inkl. des Verteilungsproblems umso größer wird, je mehr die Summe der nicht zeitgleich abgeforderten Steuern steigt, obwohl das"fehlende" Geld vom Staat"ausgegeben" wird, also die Staatsverschuldung zunimmt.
Nochmals besten Dank und schönen Gruß!
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