-->Ein kleiner netter Text, den ich voll unterschreibe.
Stockschläge für EU-Zahlesel Deutschland
Es sind schon Stockschläge, keine Sticheleien und auch keine Fußtritte, die Deutschland aus Italien und Spanien, Prag und Brüssel einstecken muß. Dem politischen Großschauspieler Berlusconi ist im Europaparlament entschlüpft, was man in vielen Ländern insgeheim denkt, aber nur selten, in unbedachten wie in bedachten Augenblicken, ausspricht: Im Ernstfall kann man Deutsche immer noch mit der Nazikeule niederhalten. Der Ernstfall war für den italienischen Ministerpräsidenten in Straßburg gekommen, wo er höchstöffentlich Töne anschlug, die sein Vorgänger Andreotti vor vielen Jahren in Südtirol voraustönte, als er vor einem »Pangermanismus« warnen zu müssen glaubte. Skandalöser als der Eklat im EU-Parlament ist freilich die politisch-mediale Bereinigung des ›Ausrutschers‹. Man bedenke: Berlusconi sitzt für Monate der EU vor! Ein Deutscher in dieser Position mit vergleichbarer Verbalinjurie wäre keinen Tag länger zu halten. Den italienischen Medienmogul läßt man sprüchemunter europäisch weiter präsidieren.
Man sollte durchaus daran erinnern, daß Berlusconiaden aus einem Land kommen, das seit Bestehen der EU schätzungsweise 100 (einhundert) Mrd. DM aus deutschen Steuergeldern auf dem Umweg über die EU-Verteilungsmaschine erhalten hat. Kann man sich auch nur einen Wimperschlag lang vorstellen, daß Deutschland gerademal eine Million aus der italienischen Staatskasse erhielte?
Was italienische Offizielle sich leisten (Stefano Stefani über Deutschen: »Diese stereotypen Blonden..., auf dröhnenden Rülpswettbewerben aufgewachsen«), betreiben tschechische Führungspolitiker auf ihre Art, wenn sie die monströse Ungeheuerlichkeiten, die von den Benešdekreten gedeckt wurden, staatsmännisch und sogar im Namen eines angeblichen Friedens verteidigen. Auch hierbei wird indirekt die Nazikeule geschwungen, um von den eigenen Vertreibungsverbrechen und Massenmorden an Deutschen und Ungarn abzulenken. Das Prager Parlament hat erst jüngst mit Mehrheit beschlossen: »Eduard Beneš hat sich um den Staat verdient gemacht« - eine unfaßbare Verhöhnung der Vertreibungsopfer und eine Verachtung jedweder Menschenwürde. Diese »Ehrung« übertrifft an Opferverachtung die Errichtung des Harris-Denkmals in London (man erinnert sich: Der englische General Harris bombardierte im 2. Weltkrieg sinnloserweise deutsche Städte; vgl. dazu den WALTHARI-Artikel: »Winston Churchill war ein Kriegsverbrecher«). Geradezu aberwitzig ist die Gewißheit, daß demnächst, wenn die Tschechei Mitglied der EU sein wird, deutsche Steuergelder in das Land der Verächter grausamer deutscher Vertriebenenschicksale transferiert werden, in jährlichen Pflichtraten.
Alles nur Ausnahmen oder bedauerliche Ausrutscher? Wer erinnert sich nicht an den Hab-acht-Spruch eines Vasallen der englischen Premierministerin, der aussprach, was seine Herrin über die Deutschen offensichtlich dachte? Und hat nicht erst vor wenigen Wochen ein bekannter Amerikaner im Feuilleton der FAZ erklären dürfen, daß »Deutschland jede Bombe (im 2. Weltkrieg) verdiente, die auf seinem Boden niederging«? Auch hier lohnt sich die Umkehrfrage: Wäre es denkbar, daß ein prominenter deutscher Intellektueller in (sagen wir) der New York Times erklären dürfte und würde, die USA hätten den 11. September verdient?
Noch widerwärtig genug sind ›schlaue‹ Vorwürfe aus Brüssel, Madrid und anderswoher, wohin seit Jahren und Tagen milliardenschwere Transfersummen aus Deutschland fließen, ohne diesen Aderlaß am deutschen Steuerzahler im mindesten auch nur zu respektieren (Von Dank keine Rede: einem Zahlesel dankt man nicht, hält man ihn doch für eselsdumm). Allen Ernstes fühlt sich die EU-Sozialkommissarin, die ihr fürstliches Gehalt zu einem Drittel aus dem deutschen Beitrag erhält, dazu bemüßigt festzustellen, die Berliner Politik untergrabe die EU, weil sie deren Praktiken kritisiere. Diese Dame sollte sich an ihren Frisierspiegel einen Zettel mit den jährlichen deutschen Nettozahlungen der letzten dreißig Jahre hängen. Allein im Jahrzwölft von 1990 bis 2002 waren es rd. 279 Mrd. DM oder 142 Mrd. Euro. Unbegreiflich seien diese Deutschen, sagte mir einmal eine südländische Geschäftsfrau frei ins Gesicht, weil sie seit Jahrzehnten Hauptlieferant der finanziellen EU-Umwälzpumpe sind und sich gleichzeitig beschimpfen lassen. Kein anderes Land würde sich so erniedrigen lassen.
Einen vorläufig letzten Spezialfall von kaschierter Verspottung Deutschlands erlaubte sich dieser Tage der hagestolze spanische Ministerpräsident. Spanien ist der größte Nettoempfänger der Brüsseler Ausgleichsmaschine. Ein beträchtlicher Prozentsatz des spanischen Staatsetats wird via Brüssel aus den Taschen deutscher Steuerzahler jährlich aufgefüllt. Und aus dieser stolzen Nehmerposition heraus ermahnt Aznar, der Ministerpräsident aller Spanier, die deutsche Politik, doch ja mehr Haushaltsdisziplin zu üben. Hätten die Deutschen und besonders ihre allzu oft kuschende politische Klasse auch nur ein Quentchen vom spanischen Nationalstolz, würden sie darauf bestehen, die Zahlungen an das Brüsseler Umwälzpumpenwerk so schnell als möglich einzustellen. Doch deutsche Politiker kommen möglichst wenig auf das Skandalon der Selbsterniedrigung zu sprechen. Von der ehemals Kohl-Genscher’schen Scheckbuchdiplomatie wurde weitgehend Abstand genommen, doch mehr wegen leerer Kassen als aus Einsicht oder Selbstachtung. Mit Blick auf die politischen Repräsentanten hört man in Deutschland immer häufiger die Spottzeile: Dem fremden Wohle mehr verpflichtet als dem eigenen Volke. Höchste Zeit für eine Demokratiereform.
20. Juli 2003 © Univ.-Prof. Dr. E. Dauenhauer. Aus: www.walthari.com
Die Zeit der Scheckbuchdiplomatie wird enden. Spätestens wenn hier eine andere Generation ans Ruder kommt.
Gruß
SB
p.s. Bin noch im Urlaub und deshalb seit längerer Zeit nicht hier. Silber ist übrigens nett gelaufen. Hoppla, nach Elliott hätte das nicht passieren dürfen. HAAARRR
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