Sascha
31.07.2003, 22:35 |
Arbeitslosengeld II: Armuts-Zeugnis für Kinder Thread gesperrt |
-->ARBEITSLOSENGELD II
<font size=5>Armuts-Zeugnis für Kinder</font>
Von Matthias Lohre
<font color="#FF0000">Jedes zehnte Kind in Deutschland wird bald von der Sozialhilfe leben</font>. Nach Untersuchungen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und des Kinderschutzbundes führen die Pläne der Agenda 2010 eine halbe Million Kinder in die Armut. Schon jetzt gelten nach Auffassung der Verbände eine Million Kinder als arm.
Vor der Bundestagswahl im vergangenen Jahr klang alles noch ganz anders:"Keine Absenkung der zukünftigen Leistungen auf Sozialhilfeniveau" versprach die SPD in ihrem Wahlprogramm. Diesen vollmundigen Versicherungen folgten die Empfehlungen der Hartz-Kommission und Pläne für das"Arbeitslosengeld II", die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe auf dem niedrigeren Sozialhilfe-Niveau. Maßnahmen mit dramatischen Konsequenzen für Kinder und Alleinerziehende.
Für den"massivsten sozialpolitischen Kahlschlag seit Bestehen der Bundesrepublik" hält Barbara Stolterfoht, die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, die Agenda 2010. Nach ihren Schätzungen sind schon heute <font color="#FF0000">eine Million Kinder in Deutschland von Sozialhilfe betroffen</font>. Werden die Pläne der Bundesregierung umgesetzt, steigt deren Zahl <font color="#FF0000">auf 1,5 Millionen an</font>."Sozialhilfe schützt längst nicht mehr vor Armut", sagte Stolterfoht. Nach Verbands-Berechnungen ist die Sozialhilfe um sechs Prozent zu niedrig bemessen, um tatsächlich den Mindestbedarf abzudecken.
Allein Erziehende sind besonders betroffen
Das Arbeitslosengeld II hätte dramatische Folgen. <font color="#FF0000">Heute beziehen 2,8 Millionen Menschen Leistungen auf Sozialhilfe-Niveau</font>. Die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe führt laut Stolterfoht zu einem Anstieg um 60 Prozent auf 4,5 Millionen. Mehr als die Hälfte der Kinder, die von Sozialhilfe-Leistungen abhängig sind, wachsen bei Alleinerziehenden auf. <font color="#FF0000">Auch Familien, die zwar über ein normales Einkommen verfügten, aber mehr als vier Kinder hätten, bekommen dann noch mehr Probleme. Sie bräuchten häufig ergänzende Sozialhilfe</font>, sagte Heinz Hilgers, der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes.
<font color="#FF0000">Arme Kinder seien häufiger krank, schlechter ernährt und lebten oft in vernachlässigten Stadtvierteln</font>. <font color="#FF0000">Mit Folgen für ihre Schul-Leistungen:"Mit leerem Bauch lernt sich verdammt schlecht", sagte Hilgers. Die Bildungs- und Aufstiegs-Aussichten sind entsprechend. Eltern"vererben" damit ihre Armut an ihre Kinder</font>. [Eigener Kommentar: Leider wahr!]
"Moralisch verwerflich"
"Wann kommen denn endlich die Ganztagsschulen und Kindertagesstätten, die seit 20 Jahren versprochen werden?" fragt der <font color="#FF0000">Chef des Kinderschutzbunds</font>. <font color="#FF0000">Stattdessen stünden viele Eltern unter dem starken Druck, durch die Arbeit ihre Kinder zu vernachlässigen</font>.[Kommentar: Deshalb wird ja auch mit finanziellen Mitteln seitens der Eltern oft versucht dies wieder wettzumachen. Das führt zur auch zu Verwöhnung und hohem Anspruchsdenken. Und dazu das heute häufig keine Werte mehr vermittelt werden.] Das Arbeitslosengeld II werde diese Situation noch verschärfen:"Das halte ich für moralisch verwerflich", donnerte Hilgers.
Der Ausweg aus Sicht der Wohlfahrtsverbands-Chefin Stolterfoht: Die neuen Fürsorgeleistungen Arbeitslosengeld II und Sozialgeld müssten um 16 Prozent über dem heutigen Sozialhilfesatz liegen. Eine Grundsicherung soll Kinder vor Armut bewahren. Hilgers forderte, <font color="#FF0000">das Kindergeld mittelfristig auf 300 Euro zu verdoppeln</font>.
Nur ein müdes Lächeln hat der Kinderschutzbund-Chef für den am Mitwoch bekannt gewordenen Plan des Bundesfinanzministeriums übrig. Ab dem kommenden Jahr sollen demnach Alleinerziehende einen monatlichen Zuschlag von 20 Euro pro Kind erhalten. Das Geld soll den für 2004 vorgesehenen Wegfall des Haushaltsfreibetrags ausgleichen. Hilgers kontert: Der Zuschuss werde durch die vorgezogene Steuerreform und den fehlenden Freibetrag gleich wieder aufgefressen."Schließlich verlieren allein Erziehende mit einem Jahreseinkommen von 20.000 Euro dadurch pro Monat genau diese 20 Euro."
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,259418,00.html, Spiegel-Online, 31.07.2003
Eigener Kommentar: Vorab, ich bin kein Freund der Sozialhilfe und kein Unterstützer, sondern ein Gegner des Schmarozertums und der Faulheit.
Jedoch ist es nicht ganz falsch was der Autor in diesem Artikel schreibt. 25% der Familien in Deutschland und damit auch die Kinder leben in brutalster Armut. In Deutschland existiert einfach - wie eine Zeit-Autorin mal in einem Artikel in gleichnamiger Zeitung schrieb - eine Ausdünnung der Mittelschicht-Kinder. Es gibt auf der einen Seite viele Kinder die leben in wirklich brutaler Armut. Teilweise leben sie"nur" in Armut, teilweise trinken dort die Eltern aber oder geben ihnen auf andere Weise durch Faulheit und Gammlerei ein extrem schlechtes Vorbild und extrem schlechte Startbedigungen für ihr eigenes Leben. Auf der anderen Seite haben die meisten anderen Kinder in Deutschland die nicht davon betroffen sind heute geradezu das finanzielle Paradies. Wohlgemerkt: Nur Finanziell! Denn oft haben die Eltern tatsächlich wegen des Drucks aus der Arbeitswelt und den Kosten nicht mehr die Wahl ob nur ein oder beide Elternteile arbeiten gehen sollen. Oft müssen praktisch beide Arbeiten um sich den gewöhnlichen Lebensstandard leisten zu können und mithalten zu können. Darunter leidet die Erziehung. Ich verstehe die Eltern denn der Tag hat eben nur 24 Stunden und wenn zwei Eltern berufstätig sind leidet darunter nicht immer aber tendenziell Zeit für die Erziehung, Zeit für Hausaugabenbetreuung, Zeit für Gespräche, Zeit für Wertevermittlung, usw.
Daher gibt es in Deutschland viele Kinder die in Armut leben und viele Kinder die auf der anderen Seite sogar ne Urlaubsreise oder den Führerschein bezahlt bekommen und die in ihrer Ausbildungszeit weder groß was zuhause helfen müssen noch groß was von ihrer Ausbildungsvergütung abgeben müssen. Die Taschengelder sind heute auch so hoch wie nie zuvor (trotz der Wirtschaftskrise) und die Eltern dieser Kinder zahlen von den Markenklamotten bis hin zur Handy-Rechnung ja mitterweile echt fast alles. Selbst nen Fonds haben viele angelegt der zum 18. Geburtstag dann ausgezahlt wird und ein kleines Auto gibt es häufig zum Abschluss oder als Belohnung für's Weitermachen der Schule als Anreiz auch noch.
Eigentlich krass! Aber auch bei den Kindern gibt es so etwas wie eine sich vergrößernde Schere Arm - Reich.
Viele Grüße
Sascha
|
fridolin
01.08.2003, 08:24
@ Sascha
|
"Brutalste Armut"... |
-->Eigener Kommentar: Vorab, ich bin kein Freund der Sozialhilfe und kein Unterstützer, sondern ein Gegner des Schmarozertums und der Faulheit. Jedoch ist es nicht ganz falsch was der Autor in diesem Artikel schreibt. 25% der Familien in Deutschland und damit auch die Kinder leben in brutalster Armut.
Weißt Du, wer so was von"brutalster Armut" (Superlativ, also nicht mehr steigerungsfähige Form) schreibt, täte vielleicht gut daran, sich mal in Ländern der Dritten und Vierten Welt umzuschauen. Dann würdest Du vielleicht ermessen können, was"brutale Armut" tatsächlich bedeutet - nämlich Tag für Tag um die Erhaltung der nackten physischen Existenz kämpfen zu müssen. Komischerweise scheinen die Leute dort trotzdem weniger über ihr Schicksal zu klagen als hierzulande. Unterhalte Dich auch mal mit Älteren, die in Deutschland die ganze Nachkriegszeit mitgemacht haben. Dann würdest Du die Sache mal mit ganz anderen Begriffen beschreiben.
Hier in Deutschland gelten Kinder ja schon als"sozial benachteiligt", wenn sie sich kein Handy oder nicht die neuesten Designer-Klamotten leisten können. So etwas wie gebrauchte Kleidung (sauber, hygienisch einwandfrei und auch nicht außer Mode) kann man doch kaum mehr einem Sozialhilfeempfänger zumuten. Die Armutgrenze wird teilweise an einem bestimmten Bruchteil des Durchschnittseinkommens festgemacht - sprich, steigt das Durchschnittseinkommen, bleibt die Zahl der Armen im statistischen Sinne gleich.
|
wasil
01.08.2003, 09:26
@ fridolin
|
Re:"Brutalste Armut"... |
-->Hallo
Welch Resignation, sich gleich mit den ärmsten der Armen zu vergleichen!
Wo ziehst Du die Grenze, wo es nicht mehr ärmer geht? Beim Hungertod?
Gruss Wasil
|
JLL
01.08.2003, 09:39
@ fridolin
|
Re: Volle Zustimmung |
-->In unserem Umverteilungsstaat von"brutalster" Armut zu sprechen verhöhnt weltweit Menschen, die in echter Armut leben.
Schönen Tag
JLL
|
Euklid
01.08.2003, 09:42
@ wasil
|
Re:"Brutalste Armut"... |
-->Richtig wasil
Hier fängt die Relativitätstheorie an.
Momentan rechnen die Sozialpolitiker mit noch spitzeren Bleistiften gerade die neuen Sozialhilfesätze aus.
Sie werden wohl angepaßt und statt Tee wird einfach Hahnenwasser in das Budget gesetzt.Unter Eigenverantwortung wird verstanden daß er sich den Teebeutel wo anders besorgt.Vielleicht meint der Beamte ja daß er sich diesen Beutel ja in diversen Mensas oder Kantinen besorgen könnte.
Da liegen ja jeden Morgen tausende auf den Untertassen rum die nur einmal gebraucht waren.Man kann sie auch zweimal verwenden.Ist der Tee zu dünn nimmt man nach Meinung des Beamten eben 2 ausgelutschte und schon ist der Tee angerichtet;-))
Zigaretten sind für Normalverdienende ja auch bald nicht mehr erschwinglich was man an den schon verbreiteten Kleinpackungen sieht.
Hier gäbe es die Alternative wie nach dem Krieg daß man eben Kippen sticht,ja wenn das nicht unter Strafe gestellt würde das Wegwerfen von Kippen.
Noch nicht mal Kippen stechen erlaubt also die Obrigkeit.
Und da ja die Zigarette aus Bahnhöfen,Zügen,Flugzeugen und Gaststätten verbannt werden wird ist es gar nicht mehr so einfach Kippen zu stechen.
Damit habe ich über die Relativitätstheorie bewiesen daß die Zustämde schon schlimmer als nach dem Krieg sein müssen. [img][/img]
Nur die Privilegierten dürfen die Kippen stechen;-))
Es wird ein zu kostbares Gut.
Gruß EUKLID
|
Koenigin
01.08.2003, 11:22
@ JLL
|
Re: Volle Zustimmung |
-->>In unserem Umverteilungsstaat von"brutalster" Armut zu sprechen verhöhnt weltweit Menschen, die in echter Armut leben.
>Schönen Tag
>JLL
hola,
gracias fridolin, danke JLL, ihr habt mir"Arbeit" abgenommen. Dass das alles"relativ" gesehen werden muss, ist selbstverständlich klar.
Aber wie hoch die Jammergrenze liegt, das ist schon bedrückend.
Vor allem, wenn man tatsächliche Armut (verbunden mit der tagtäglichen Sorge um irgendwelche (!!!!) Nahrung) kennengelernt hat.
Ich glaube, ich kann da mitreden!
Viele nicht. Die meinen"Armut" vielleicht von einem Türkei- oder Tunesien -Urlaub und dort bei einer 50 km- Fahrt ins Landesinnere kennengelernt zu haben...
Diese dort"vermeindlich Armen" leben immer noch in Saus und Braus - gemessen an den wirklichen Dauer-Verlierern auf unserer Kugel.
adios
Dieter Koenig
|
Sascha
01.08.2003, 12:42
@ fridolin
|
Habe mich etwas blöd ausgedrückt aber... [mkT] |
--> Hi fridolin!
Du hast natürlich Recht und ich habe mich hier etwas mißverständlich ausgedrückt. Die Armut in der 3. Welt ist mit unserer nicht vergleichbar. Ich habe selbst schon oft im Forum auch geschrieben, daß wir eigentlich gar nicht so direkt jammern können wenn wir die 3. Welt betrachten. Wir jammern schon wenn wir nicht mehr in Urlaub können oder uns dies und jenes nicht mehr leisten können während andere nicht mal genügend zu Trinken und Essen haben.
Aber von brutalster Armut im relativen Sinne kann man schon sprechen. Sicher, absolut gesehen sind wohl selbst die ärmsten bei uns noch reich wenn man die Meßlatte anderer Länder anlegt.
> Hier in Deutschland gelten Kinder ja schon als"sozial benachteiligt", > wenn sie sich kein Handy oder nicht die neuesten Designer-Klamotten leisten > können. So etwas wie gebrauchte Kleidung (sauber, hygienisch einwandfrei und > auch nicht außer Mode) kann man doch kaum mehr einem Sozialhilfeempfänger > zumuten.
[b] Sie gelten nicht als sozial benachteiligt sondern sind es m.E. meistens auch. Es ist so, daß man ohne Handy und ohne die Labels teilweise tatächlich benachteiligt ist oder ausgeschlossen wird bei Jugendlichen. Das ist heute viel häufiger so als es früher der Fall war da die Einkommen und Vermögen sich immer stärker verteilt haben. Wer kein Handy hat der hat einfach Pech am Wochenende und wird nicht angefunkt. Der gilt als out. Als arm eben. Dem wird oft nachgesagt, daß die Eltern keinen gescheiten Job haben. Und lauter solche Dinge. Jugendliche können da ziemlich brutal sein.
Bei uns in der Klasse war es so, daß es immer ein paar Anführer gab und zwei Leuts die echt arm dran waren und sozusagen diejenigen waren auf die manche immer drauf sind. Naja die meisten - wie ich - schwammen im breiten Mittelfeld mit. Aber die zwei armen SchwXXXX waren jeweils - und das galt fast für alle Klassen weil es die praktisch überall gab - die Kinder aus ärmeren Familien.
Sozialwissenschaftler haben einen direkten Zusammenhang festgestellt mit Sozialstatus und beispielsweise der Bildung. Viele vertreten auch die Meinung, daß diese Kinder die das ganze Zeug nicht bekommen oder es sich nicht leisten können teilweise sozial ausgegrenzt werden, teilweise eine viel schwerere Jugend haben (während andere in Discotheken"abhängen" und dauernd auf Achse sind und Party machen müssen die nämlich tatsächlich häufig zu Hause helfen). Andere wiederum versuchen auf den Stand der anderen Kinder aus reicheren Familien zu kommen und arbeiten wie die Bekloppten in ihrer Freizeit. Naja sie sind fleißig aber was passiert dann häufig: Die Schule leidet darunter. Was andere einfach SO von den Eltern bekommen müssen sie sich hart erarbeiten. Man könnte sagen, daß letztere insgesamt im Leben besser abschneiden müßten. Die einen Leben in Traumwelten, die anderen jedoch haben später eine schlechte Ausbildung.
Natürlich ist es problematisch und man kann kaum fordern, daß man Kinder die in Sozialhilfe leben die ganzen Markenklamotten, Handys & Co. auf Staatskosten bezahlen kann. Das wird kaum gehen und ich verstehe auch den Zorn der anderen darüber wenn sie das auch noch finanzieren SOLLTEN.
Dennoch ist die die soziale Benachteiligung in einer Gesellschaft wie sie heute ist doch relativ groß. Man kann durch diverse Umfragen leicht ersehen, daß Status, Prestige und Geld den Leuten heute im Durchschnitt wesentlich wichtiger sind als noch vor 30 Jahren. Die, die weniger haben (und zwar RELATIV gesehen weniger) haben es also heute schwerer als wenn sie damals zu denen gehörten die weniger hatten.
Viele Kinder und Jugendliche aus armen Familien (Familien mit SEHR geringem Einkommen, Familien in denen Eltern arbeitslos werden, Familien die mit Sozialhilfe leben) kommen aus der Armut nie heraus. Sie sehen teilweise schlechte Vorbilder als Eltern die arbeitsscheu sind oder die sich betrinken. Selbst wenn sie Eltern haben die"nur" keine Arbeit oder"nur" wenig Geld haben ist ihr Leben wesentlich schwieriger als das der anderen Jugendlichen. Denn wie bereits oben erwähnt haben sie KEIN Handy, KEINE teuren Klamotten, KEIN so großes Zimmer und schämen sich häufig sogar für ihre Wohnung (hab' ich alles schon mal erlebt), haben KEINEN Führerschein mit 18. Naja die Liste ließe sich gut fortsetzen. Man könnte nur allzuleicht auf die Gedanken kommen: Dann sollen sie halt mehr arbeiten. Dann können sie sich das gleiche leisten. Aber wie gesagt: Darunter leidet dann vor allem die Schule und/oder deren Ausbildung und im Prinzip stellen sie sich damit die Weichen für ihr ganzes Leben. Wer mit 18 heute keinen Führerschein hat der kann oft (Ausnahmen mag es geben) nicht mithalten. Der kann fast immer nur zusehen wie die anderen sich in den Discotheken vernügen, auf Feste und Partys gehen während er selbst das alles nicht kann. Das macht Jugendliche natürlich depressiv. Sie verlieren auf Dauer den Anschluß und können in ihrer Jugendzeit bei weitem nicht das erleben was andere erleben.
Die Folgen sind im Endeffekt oft fatal: Diese jungen Menschen haben später häufig kaum Selbstbewußtsein, häufig keinen guten Schulabschluß oder Ausbildung usw.
Die Effekte und Ergebnisse des Nicht-Mithalten-Könnens bei Kindern und Jugendlichen werden von den Erwachsenen heute häufig unterschätzt. Wahrscheinlich weil die Erwachsenen noch in Zeiten auf der Schule waren als es noch keine Handys und soviele Produkte gab und die Wohlstandsunterschiede daher auch selten so groß waren wie heute. Die Jugendlichen mußten früher häufiger mit anpacken und hatten nicht so die Freiheiten und die finanziellen Möglichkeiten wie heute. Erst dadurch wurde es ja möglich, daß die Unterschiede unter den Jugendlichen immer größer wurden. Wir leben heute in einer Gesellschaft in der Status, Handys, dicke Autos, schöne Urlaube von denen man erzählen kann viel zu viel Wert geworden sind. Das ist auch bei den Erwachsenen teilweise so. Auf der anderen Seite können Erwachsene besser damit umgehen. Viele Erwachsene können sich dem Konsumdruck ziemlich gut entziehen. Von Jugendlichen kann man das so nicht erwarten. Der Konsumdruck ist erstens HÃ-HER unter ihnen (weil Handys und die finanziellen Möglichkeiten bei ihnen sehr stark zählen oder sehr wichtig sind) und sie sind zugleich auch durch Werbung usw. wesentlich leichter beeinflussbar.
Fazit: Man kann es letztendlich vielleicht ganz einfach sagen. Kein Geld --> keine Disco, keine Party, kein Auto, kein Handy, kein teures Outfit --> häufig allein dadurch kein Selbstbewußtsein,... --> soziale Ausgrenzung --> Die Folgen von sozialer Ausgrenzung sind allgemein bekannt.
Ich finde es auch schlecht, daß die Gesellschaft heute sooo viel Wert auf Geld, Status und Prestige legt. Wir legen heute immer stärker Wert auf den SCHEIN als das was einen Menschen wirklich ausmacht (SEIN). Mehr Schein als Sein. Das Problem ist, daß man Menschen ja NIE vorher kennen kann bevor man sie letztendlich kennenlernt. Also muß man irgendwo eine VORauswahl treffen unter den vielen mit denen man befreundet sein möchte oder gar verlobt oder mit denen man einfach Kumpel/Kollege sein möchte. Und ich selbst gebe zu, daß man die Vorauswahl häufig dann an gerade diesen Dingen festmacht wie Kleidung & Co. woraus man versucht einen sozialen Status abzuleiten.
Man hat als Jugendlicher aus armen Verhältnissen oft nichts zu lachen. Man muß sich da allerlei dumme Sprüche von irgendwelchen anderen anhören. Meist genau von denen die am meisten Geld in den ArsXXX geschoben bekommen. Oft ist es aber genau so, daß diejenigen die sich die Sprüche anhören müssen auch das kleinste Selbstbewußtsein haben und auf lange Zeit zum Buuhmann der Klasse geworden sind. Man hat meines Wissens mal ein Projekt gemacht und fünfte Klassen untersucht in denen sich keine Leute kannten! Die Klassen haben sich fast immer so aufgeteilt, daß es ein paar"Dumme" (meist einer oder zwei) gab und ein paar Anführer und die breite Mitte. Die im Sinne der Klasse"Dummen" waren fast ausnahmslos (und das ist das erstaunliche!) diejenigen aus den armen Familien. Ich finde das auch nicht gut aber kann als Einzelner an diesen Tatsachen nichts ändern. Auch war es so, daß die Unterschicht der Klasse meistens auch relativ schlechte Leistungen brachte. Sozialer Status & Geld hängen also über das Selbstbewußtsein und die Zeitkomponente (wer nix hat muß nebenher arbeiten und vernachlässigt die Schule) häufig mit Ausgrenzung, Ausbildung, Lebensfreude usw. zusammen.
Viele Grüße
Sascha
|
fridolin
01.08.2003, 14:19
@ Sascha
|
Re: Habe mich etwas blöd ausgedrückt aber... [mkT] |
-->Also Sascha,
lassen wir mal die Verhältnisse in der Dritten/Vierten Welt beiseite. Du hast ja inzwischen selber gemerkt, daß mancher, der dort buchstäblich auf der Müllhalde lebt, heilfroh wäre, als Sozialhilfeempfänger in Deutschland in"brutalster Armut" zu leben. Bloß daß er noch nicht einmal die Reise hierher (bzw. die Schleuserorganisation) bezahlen kann.
Bleiben wir in Deutschland. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus, wie verzärtelt die heutige junge Generation geworden ist. Deine Generation hat nie wirkliche existentielle Härten kennengelernt. Ihr wurde vielmehr alles auf dem silbernen Tablett serviert. Und jetzt ist das Jammern groß, wenn die Vergünstigungen etwas kleiner sind und man sie selbst an der Theke abholen muß. ;-)
Ich will Dir mal ein kleines Beispiel aus unserer Familie erzählen. Meine Eltern und Großeltern kamen 1945 als Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten hierher. Meine Mutter mußte als 19jährige mit ihrer Mutter und Großmutter unter chaotischen Verhältnissen aus Oberschlesien fliehen. Mitnehmen konnten sie gerade mal einen Koffer. Als meine Vater aus der Kriegsgefangenschaft kam, gab es keine Arbeit in seinem Beruf. Arbeiten mußte er in allerlei Gelegenheitsjobs, als Waldarbeiter, Vulkaniseur, Busfahrer, etc., bis er wieder was Vergleichbares gefunden hatte. Meine Mutter mußte bei Wind und Wetter eine lange Strecke per Fahrrad zur Arbeit. Die Existenz war davon geprägt, überhaupt genügend zu essen zu bekommen (Lebensmittelkarten etc.). Gewohnt hat man in einer alten Werksbaracke mit Ofenheizung.
Als meine Eltern dann später ein Haus bauten, mußten sie wahnsinnig mit dem Geld jonglieren, weil es vorne und hinten nicht reichte. Sie mußten sich überlegen, ob sie die Schuhe reparieren lassen konnten oder lieber ein Hemd kauften. Einmal hat meine Mutter eine komplette Hose aufgetrennt und"gewendet", weil der Stoff außen verschlissen war und man sich keine neue leisten konnte. Dennoch haben meine Eltern es geschafft und sich unter schwierigsten äußeren Bedingungen eine Existenz aufgebaut. Und ebenso wie sie viele andere dieser Generation.
Und da kommt Deine Generation daher und klagt darüber, daß man sich keine modische Kleidung leisten könne und wie nachteilig das doch für die persönliche Entwicklung sei. Hätten Soziologen und wissenschaftliche Studien ja gezeigt! Meine Güte, mit so einer Einstellung wäre Deutschland nach dem Krieg nie aufgebaut worden. Vielmehr hätten Soziologen samt sonstiger"Experten" sich jahrelang die Köpfe heiß diskutiert, und rausgekommen wäre nix.
Wenn nicht bald wieder dieser Unternehmensgeist in den Köpfen Einzug hält, sehe ich schwarz für die Zukunft. Das erfordert aber nicht eine Wandlung der Lebensverhältnisse oder neue Gesetze, sondern vor allem ein Umdenken bei jedem einzelnen. Nicht ständiges Herumgejammere im Internet, nicht Rufen nach dem Staat, der alles mögliche machen soll, sondern Eigeninitiative, allen Widerständen zum Trotz. Es geht (siehe Nachkriegsdeutschland) so vieles auch unter ungünstigsten äußeren Bedingungen, man muß es bloß wollen und dran arbeiten.
Wenn ich so dran denke, daß Deine Generation mit dieser Einstellung später meine Rente sichern soll, da kriege ich es (noch mehr) mit der Angst zu tun... ;-)
Schönen Gruß, und nimm diese Bemerkungen nicht persönlich. Denk mal in einer ruhigen Minute darüber nach.
|
thomas
01.08.2003, 14:48
@ fridolin
|
Bist Du Realist oder Romantiker? |
-->Hallo fridolin,
Du schreibst:
<em>Wenn nicht bald wieder dieser Unternehmensgeist in den Köpfen Einzug hält, sehe ich schwarz für die Zukunft. Das erfordert aber nicht eine Wandlung der Lebensverhältnisse oder neue Gesetze, sondern vor allem ein Umdenken bei jedem einzelnen.</em>
Das Umdenken jedes einzelnen ist genau das, was NICHT eintreten wird. Die von Dir kritisierte jüngere Generation ist auf eigenständiges Handeln in extremen Lebensbedingungen gar nicht gefaßt, weil ihr jeder Bezug dazu fehlt. Ohne einen externen Schock (Staatsbankrott, Bürgerkrieg, such' Dir was aus) wird es leider nicht gehen.
Was Du nicht verhindern kannst, solltest Du beschleunigen. Mit dem Schwarz-Sehen liegst Du schon richtig, so traurig und deprimierend das auch ist.
Politisch vernünftige Lösungen für unsere Probleme sind zwar denkbar, aber nicht machbar.
Gruß, Thomas
|
JLL
01.08.2003, 16:20
@ Sascha
|
Re: Habe mich etwas blöd ausgedrückt aber... [mkT] |
-->> Sie gelten nicht als sozial benachteiligt sondern sind es m.E. meistens auch. Es ist so, daß man ohne Handy und ohne die Labels teilweise tatächlich benachteiligt ist oder ausgeschlossen wird bei Jugendlichen.
Na und? Ist es dann Deiner Meinung nach eine Gesellschaftsaufgabe solche Kinder mit Handys und Designerklamotten auszustatten?
>Sozialwissenschaftler haben einen direkten Zusammenhang festgestellt mit Sozialstatus und beispielsweise der Bildung.
Definieren diese Wissenschaftler den Sozialstatus über den Besitz von Handys, das Tragen von Designerklamotten, den Besuch von Discos oder das"Partymachen"? Wohl kaum.
>Viele vertreten auch die Meinung, daß diese Kinder die das ganze Zeug nicht bekommen oder es sich nicht leisten können teilweise sozial ausgegrenzt werden, teilweise eine viel schwerere Jugend haben (während andere in Discotheken"abhängen" und dauernd auf Achse sind und Party machen müssen die nämlich tatsächlich häufig zu Hause helfen).
Mir gehen gerade die Taschentücher aus, so heftig muss ich über das traurige Los dieser Jugendlichen weinen. Eine schwere Jugend ohne Designerklamotten? Sind wir nicht alle ein bißchen bluna?!
>Andere wiederum versuchen auf den Stand der anderen Kinder aus reicheren Familien zu kommen und arbeiten wie die Bekloppten in ihrer Freizeit. Naja sie sind fleißig aber was passiert dann häufig: Die Schule leidet darunter. Was andere einfach SO von den Eltern bekommen müssen sie sich hart erarbeiten. Man könnte sagen, daß letztere insgesamt im Leben besser abschneiden müßten. Die einen Leben in Traumwelten, die anderen jedoch haben später eine schlechte Ausbildung.
Oh Gott, auch unsere Kinder wurden durch Arbeit geschändet, sie trugen Zeitungen aus. Himmelschreiendes Unrecht - ein Skandal!
>Natürlich ist es problematisch und man kann kaum fordern, daß man Kinder die in Sozialhilfe leben die ganzen Markenklamotten, Handys & Co. auf Staatskosten bezahlen kann. Das wird kaum gehen und ich verstehe auch den Zorn der anderen darüber wenn sie das auch noch finanzieren SOLLTEN.
Wie man nur auf so eine absurde Idee kommen kann, ist mir schon rätselhaft. Es ist doch nicht Aufgabe der Gemeinschaft, dafür zu sorgen, dass Kinder Markenklamotten tragen können. Unsere Kinder tragen auch keine, obwohl wir nicht direkt am Hungertuch nagen. Na und?!
>Dennoch ist die die soziale Benachteiligung in einer Gesellschaft wie sie heute ist doch relativ groß. Man kann durch diverse Umfragen leicht ersehen, daß Status, Prestige und Geld den Leuten heute im Durchschnitt wesentlich wichtiger sind als noch vor 30 Jahren.
Grauenhaft, das Grundrecht auf Status, Prestige und Geld wird Kindern vorenthalten. Ein Fall für das Kinderhilfswerk. Sich Status, Prestige und Geld zu verdienen, womöglich durch eigene Anstrengung ein schrecklicher Gedanke für die Generation Golf. Wir fordern Status, Prestige und Geld für alle! Auf Bezugsschein vom Sozialamt.
>Die, die weniger haben (und zwar RELATIV gesehen weniger) haben es also heute schwerer als wenn sie damals zu denen gehörten die weniger hatten.
>Viele Kinder und Jugendliche aus armen Familien (Familien mit SEHR geringem Einkommen, Familien in denen Eltern arbeitslos werden, Familien die mit Sozialhilfe leben) kommen aus der Armut nie heraus. Sie sehen teilweise schlechte Vorbilder als Eltern die arbeitsscheu sind oder die sich betrinken. Selbst wenn sie Eltern haben die"nur" keine Arbeit oder"nur" wenig Geld haben ist ihr Leben wesentlich schwieriger als das der anderen Jugendlichen. Denn wie bereits oben erwähnt haben sie KEIN Handy, KEINE teuren Klamotten, KEIN so großes Zimmer und schämen sich häufig sogar für ihre Wohnung (hab' ich alles schon mal erlebt), haben KEINEN Führerschein mit 18. Naja die Liste ließe sich gut fortsetzen. Man könnte nur allzuleicht auf die Gedanken kommen: Dann sollen sie halt mehr arbeiten. Dann können sie sich das gleiche leisten. Aber wie gesagt: Darunter leidet dann vor allem die Schule und/oder deren Ausbildung und im Prinzip stellen sie sich damit die Weichen für ihr ganzes Leben. Wer mit 18 heute keinen Führerschein hat der kann oft (Ausnahmen mag es geben) nicht mithalten. Der kann fast immer nur zusehen wie die anderen sich in den Discotheken vernügen, auf Feste und Partys gehen während er selbst das alles nicht kann. Das macht Jugendliche natürlich depressiv. Sie verlieren auf Dauer den Anschluß und können in ihrer Jugendzeit bei weitem nicht das erleben was andere erleben.
>Die Folgen sind im Endeffekt oft fatal: Diese jungen Menschen haben später häufig kaum Selbstbewußtsein, häufig keinen guten Schulabschluß oder Ausbildung usw.
Was ist das denn, guter Schulabschluß durch häufigen Disobesuch? Kinder die häufig Party machen haben die besten Berufschancen. Das Bewerbungsschreiben sieht dann wohl so aus:
"Hi Leutz,
ICH wollte bei euch anfangen. Dass ICH suuupi drauf bin, kann ich euch beweisen:
ICH gehe zweimal die Woche in die Disco und meine Freunde finden mich voll cool, weil mir Mutti immer so tolle Klamotten kauft. Am Wochenende mache ich mit meiner Clique, die genauso cool ist wie ich immer Party. Voll geil! Zu Ostern, Pfingsten und im Sommer fliege ich immer in ganz schnuckelige Länder. Vielleicht sieht man sich ja mal? Und Vati hat mir zum 18ten einen Golf geschenkt. Oki, war nur ein Golf, aber ihr nehmt mich doch trotzdem, oder?
Ciao!"
>Die Effekte und Ergebnisse des Nicht-Mithalten-Könnens bei Kindern und Jugendlichen werden von den Erwachsenen heute häufig unterschätzt. Wahrscheinlich weil die Erwachsenen noch in Zeiten auf der Schule waren als es noch keine Handys und soviele Produkte gab und die Wohlstandsunterschiede daher auch selten so groß waren wie heute. Die Jugendlichen mußten früher häufiger mit anpacken und hatten nicht so die Freiheiten und die finanziellen Möglichkeiten wie heute.
Ja, wenn sie nur finanzielle Möglichkeiten hätten. Häufig ist es doch Vatis schlechtes Gewissen gepaart mit der Brieftasche, die ihn von seinen Erziehungspflichten freikauft und so den coolen Teens (don't wear Blue Jeans, gelle!) die großen Sprünge ermöglicht.
>Erst dadurch wurde es ja möglich, daß die Unterschiede unter den Jugendlichen immer größer wurden. Wir leben heute in einer Gesellschaft in der Status, Handys, dicke Autos, schöne Urlaube von denen man erzählen kann viel zu viel Wert geworden sind. Das ist auch bei den Erwachsenen teilweise so. Auf der anderen Seite können Erwachsene besser damit umgehen. Viele Erwachsene können sich dem Konsumdruck ziemlich gut entziehen. Von Jugendlichen kann man das so nicht erwarten.
Da sind sie dann wieder die ganz kleinen schutzbedürftigen Kinderlein, die man auch mit über 20 Jahren vor der Realität behüten und rundherum in Watte einpacken muss. Bloß nicht mal etwas von Ihnen erwarten. Glaubst Du im Ernst, dass Menschen, die als Kind nicht lernen, sich dem Konsumdruck zu entziehen, das als Erwachsene dann irgendwann schlagartig können? Nein, ist ja auch garnicht gewünscht. Designerklamotten sind nichts anderes als ein gezielter Angriff der Industrie auf die Geldbeutel der Eltern.
>Der Konsumdruck ist erstens HÃ-HER unter ihnen (weil Handys und die finanziellen Möglichkeiten bei ihnen sehr stark zählen oder sehr wichtig sind) und sie sind zugleich auch durch Werbung usw. wesentlich leichter beeinflussbar.
Wenn es so wäre, dann wären das wirklich furchtbar armselige Menschen.
Mir sind das viel zu pauschale und unausgegorene Schlußfolgerungen. Also unsere Kinder haben sich dem Druck sehr gut entzogen. An den normalen Sachen hat es nicht gemangelt und wer Designersachen wollte, musste den Zuschlag vom eigenen Taschengeld bezahlen. Die haben dann sehr schnell gemerkt, dass es ihnen das überteuerte Zeug nicht wert war. Man könnte das auch Erziehung zum kritischen Verbraucher nennen. Dass es ihnen deshalb in der Schule schlecht gegangen wäre, davon kann keine Rede sein. Und Freunde hatten sie auch. Unser Haus war öfter davon voll, als uns lieb war. Viele Eltern verwechseln wohl einen stets geöffneten Geldbeutel mit Erziehung. Mir graust, wenn ich sehe, was aus diesen durch die Discos ziehenden Anspruchskindern später mal wird. Für mich kein erstrebenswertes Erziehungsziel.
>Fazit: Man kann es letztendlich vielleicht ganz einfach sagen. Kein Geld --> keine Disco, keine Party, kein Auto, kein Handy, kein teures Outfit --> häufig allein dadurch kein Selbstbewußtsein,... --> soziale Ausgrenzung --> Die Folgen von sozialer Ausgrenzung sind allgemein bekannt.
>Ich finde es auch schlecht, daß die Gesellschaft heute sooo viel Wert auf Geld, Status und Prestige legt. Wir legen heute immer stärker Wert auf den SCHEIN als das was einen Menschen wirklich ausmacht (SEIN). Mehr Schein als Sein.
Soziale Ausgrenzung durch zu seltene Discobesuche oder mangelndes Partymachen? Ja geht's noch? Nur weil man den Kindern nicht für jeden Schwachsinn bereitwillig den Geldbeutel öffnet, verdammt man sie zu einem Leben im Dunkeln. Ich wäre sehr interessiert einmal die Lebensläufe zugedröhnter Partymacher mit denen anderer Kinder zu vergleichen. Ein leichtes Mangelempfinden kann zudem durchaus sehr stimulierend für das eigene Fortkommen sein. Das Problem dieser Kinder ist Sättigung und Übersättigung. Was wird denn aus den ganzen verwöhnten hauptberuflichen Söhnchen und Töchterlein? Sind sie fit für das Leben? Oder haben sie nur den Umgang mit Vati's Kreditkarte gelernt. Man tut den Kindern m.E. einen viel größeren Gefallen, wenn man Ihnen frühzeitig zeigt, dass sie sich nicht jeder dämlichen Modewelle hirn- und kritiklos anschließen müssen. Die Designerklamotten von heute, sind der Müll von morgen. Zusätzlich sollte man das Bewußtsein stärken, dass sie auf EIGENE Leistungen stolz sein dürfen und dass sie erst etwas leisten müssen, bevor sie sich etwas leisten können. Ok, auch hier suggeriert die"Easy-Credit"-Welle ja, das es umgekehrt läuft. Schönen Gruß an die Schuldnerberatung.
Nur weil eine gewisse Oberflächlichkeit mittlerweile vorherrscht, heißt das doch nicht, dass man diesen Schwachsinn auch noch nach Kräften unterstützen muss und dass womöglich die Allgemeinheit dafür aufzukommen habe. Muss ich meine Kinder tatsächlich in einem (Un-)Geiste erziehen, der von den Menschen geprägt ist, deren einzige Lebensleistung darin bestand, dass sie das Geld ihrer Eltern verprassen? Muss ich das wirklich?
>Das Problem ist, daß man Menschen ja NIE vorher kennen kann bevor man sie letztendlich kennenlernt. Also muß man irgendwo eine VORauswahl treffen unter den vielen mit denen man befreundet sein möchte oder gar verlobt oder mit denen man einfach Kumpel/Kollege sein möchte. Und ich selbst gebe zu, daß man die Vorauswahl häufig dann an gerade diesen Dingen festmacht wie Kleidung & Co. woraus man versucht einen sozialen Status abzuleiten.
Ja, das ist echte Armut - charakterliche Armut! Wer seine Freunde nach den Labels aussucht, muss wirklich ein vollkommen oberflächlicher Mensch ohne jeden Tiefgang sein."Don't judge a book by its cover". Ein Bekannter, der nun wirklich im Geld schwimmt, pflegte gelegentlich in stark gebrauchter Kleidung in seinem ausgedehnten Anwesen zu garteln. Als so ein aufgestylter Vertreter-Fuzzi den"guten Mann" nach dem Hausherrn fragte, murmelte der nur, dass er nicht wisse, wann die Herrschaften wieder kommen, er sei nur der Gärtner. Das ist schon eher cool.
Ob ich mit jemandem etwas anfangen kann, das stelle ich nach ein paar Sätzen fest. Wenn mir jemand sympathisch ist, interessiert es mich doch nicht ob auf seinem Hemd"Pieps" oder"Pups" steht, oder ob er gar nur ein T-Shirt trägt. Und bei Frauen schaue ich eher in die Augen, als unter die Sohle ihrer Schuhe. Eine natürliche Frau in Jeans und T-Shirt würde ich allemal einem verzogenen Weibchen in Designerklamöttchen vorziehen, allein schon wegen der Kosten.
|
Sascha
02.08.2003, 04:04
@ fridolin
|
Habe mich etwas blöd ausgedrückt aber... [mkT] |
--> Hi fridolin!
> Und da kommt Deine Generation daher und klagt darüber, daß man sich keine > modische Kleidung leisten könne und wie nachteilig das doch für die > persönliche Entwicklung sei. Hätten Soziologen und wissenschaftliche Studien > ja gezeigt! Meine Güte, mit so einer Einstellung wäre Deutschland nach dem > Krieg nie aufgebaut worden. Vielmehr hätten Soziologen samt > sonstiger"Experten" sich jahrelang die Köpfe heiß diskutiert, und > rausgekommen wäre nix.
[b] Du hast recht wenn du sagst, daß meine junge Generation darüber klagt. Oder sagen wir es so: Der Großteil tut es. Ich selbst finde das Rennen um die modischste Kleidung und den Konsumdruck der in der Gesellschaft herrscht und auch selbst von ihr mit aufgebaut wird eher einen Teufelskreis. Einerseits fragen wir uns wozu wir den ganzen teuren Designerkram brauchen, warum wir dicke Autos und Handys wollen, warum Status und Prestige soviel zählen müssen und warum Geld im Verlauf der letzten Jahrzehnte jeweils immer wichtiger wurde für die Menschen. Auf der anderen Seite machen wir doch alle selbst mit bei dem ganzen Wahn und wenn wir andere Leute danach messen braucht es uns nicht zu wundern wenn wir selbst irgendwann auch daran zumindest zum Teil bewertet werden und dann den Konsumdruck und Mithaltedruck der von der Gesellschaft dann kommt mit abbekommen.
Ich gebe dir Recht wenn du sagst, daß Rumgejammere allein nicht allzuviel bringt bzw. eigentlich zu nichts führt außer das man sich selbst den Tag verdirbt. Diesen Gedanken habe ich auch mehrmals im Forum kundgetan.
Nur: Du wunderst dich über die Haltung meiner Generation. Aber woher kommt sie denn? Ich glaube nicht, daß die Evolution innerhalb weniger Jahrzehnte solche Sprünge macht, daß sich Einstellungen und Lebensweisen sowie Ansichten der"jungen Generationen" so schnell verändern. Es hat eher andere Ursachen. Das Fernsehen könnte eine der Ursachen sein oder eben die relativ antiautoritäre Erziehung die heute häufig stattfindet oder auch das Vollpumpen mit Geld.
Ich frage dich. Was ist einfacher? Einen Aufstieg mitzuerleben wenn man NIE mehr gewohnt war und vieles was es gab gar nicht kannte oder einen Abstieg bei dem man auf Dinge verzichten muß die man als selbstverständlich EMPFAND und die man plötzlich nicht mehr hat? Die Frage ist schwer zu beantworten. Ich weiß nicht ob man sie überhaupt so pauschal beantworten kann.
Das Problem ist ganz einfach: Hat man wenig und KANN mehr erreichen durch Mehrarbeit oder durch Weiterbildung dann wird man dadurch motiviert. Hat man viel und sich an vieles gewöhnt und soll auf einiges verzichten und zugleich mehr leisten dann führt das selten zu Motivation sondern eher zur Blockade.
Vor einigen Jahrzehnten war das absolute Niveau zwar viel tiefer als heute ABER (und das ist das worauf es ankommt) es gibt bergauf. Es war eine Aufbruchstimmung da, es gab Perspektiven, man sah das es aufwärts ging, man konnte zumindest als normalintelligenter seine eigene Existenz sichern da es praktisch keine Arbeitslosigkeit gab. Heute geht es bergab. Den Leuten wird immer mehr von der Arbeitswelt abverlangt. Sie sollen immer flexibler werden, immer kreativer und belastbarer, müssen ein immer mehr steigendes Bildungsniveau erreichen. Kurzum: Sie müssen mehr leisten und gleichzeitig(!) geht es mit dem Wohlstand bergab. Und das ist die Todeskombination. Es gibt keine Perspektiven mehr in Deutschland. Ganz im Gegenteil. Es ist immer mehr absehbar, daß es nicht so bleiben kann wie es ist da es einfach nicht mehr bezahlbar ist auf Dauer und das es berab gehen muß. Egal ob ich als Einzelner noch mehr oder weniger für diesen Staat tue in dem ich mich besonders reinhänge.
Fridolin, das Verhalten und die Lebensweisen und Einstellungen der jungen Generation kommen doch nicht von ungefähr. Viele jungen Leute haben unrealistische Vorstellungen von der Welt und leben in Traumwelten. Woher kommen sie? Vielleicht einerseits von immer geringer werdendem Interesse für Politik und wirtschaftliche Entwicklung (da könnte man wiederum die Frage stellen warum das so ist?) und durch die"Geldpumpe Eltern". Auch haben viele Jugendliche bemerkt, daß hier keine Perspektive ist, das die Arbeitslosigkeit hoch ist, das so und so alles den Bach runter geht.
Es ist einfach eine andere Situation die heute herrscht. Leistung wird selten bzw. kaum noch belohnt. Die Menschen haben mehr und mehr das Gefühl mehr leisten zu müssen und dennoch immer weniger in der Tasche zu haben. Und es ist nicht nur Gefühl sondern nicht selten traurige Realität.
Viele Grüße
Sascha
|
nasdaq10000
02.08.2003, 10:47
@ Sascha
|
viele Argumente eine Antwort |
-->uns geht es viel zu gut. Wenn wir uns nun schon Gedanken darüber machen, wie wir die Sozialhilfe für Kinder anheben und wen wir dafür belasten könnten.
Natürlich gibt es Probleme, die vom Elternhaus abhängig sind. Nur ist es doch gerade so, dass die Sozialhilfe dazu führt, dass viele Eltern zu"Rabeneltern" verkommen, weil sie sich nicht mehr über ihre Arbeit definieren können. Es fehlt das Lob und die Anerkennung bzw. der Erfolg der das Selbstbewußtsein fördert.
Wir entziehen durch diese ganzen Regularien den Eltern mitsamt der Kinder ihre geistige Existenzgrundlage und ersetzen sie durch eine materielle, was aber mißlingt. Kein Wunder, dass die Zahl der gesitig kranken immer weiter zunimmt. Früher hat man als Kind das Handwerk des Vaters bzw. seine Erfahrungen mitnehmen können. Schon im frühen Kindesalter war es eine Selbstverständlichkeit im elterlichen Betrieb mithelfen zu müssen. Aber heute ist das alles Verboten bzw. aufgrund der Arbeitsteilung nicht mehr in vollem Umfang möglich. Ausserdem wird den Kindern heute direkt oder indirekt vermittelt, dass es sich nicht anschickt die Hände schmutzig zu machen.
Es besteht und ich kann mich jetzt nicht mehr an die Ursprungsthese erinnern, ein akuter Unterschied in der Zeitpräferenz unserer Gesellschaft gegenüber anderen.
Früher bzw. in anderen Ländern (China) rechnet man den aktuellen Lebensumständen (Armut oder auch nicht bis zu einem gewissen Grad Definitionssache) weniger Bedeutung zu. Mit Fortschreitendem Wohlstand fangen wir an uns mehr und mehr auf das Hier und Heute zu konzentrieren und nicht mehr zu sehr auf die Zukunft hin zu arbeiten ---> es wird ja alles irgendwie klappen, bzw. der Staat wird uns irgendwie helfen Mentalität.
Dem aktuellen Konsum wird die höchste Priorität eingeräumt. Nachhaltigkeitsfaktoren verlieren an Bedeutung (Mode-, Design- und Technologietrends).
Natürlich glaube ich auch, dass man sich selbst auch kaum dagegen zur Wehr setzen kann. OK man muss nicht jeden Trend mitmachen und man kann dies auch kritisch beurteilen, nur sind wir halt alle auch nur Menschen.
Auf jeden Fall führt diese Einstellung und das fängt mit der Selbstverständlichkeit eines freien Wochenendes und eines 8 Stunden Tages an, dazu dass uns andere Gesellschaften früher oder später überholen können bzw. unser relative Abstieg sich mit deren relativen Aufstieg trifft. Natürlich müssen in diesen Ländern die Rahmenbedingungen (Eigentumsrechte und Sicherheit) gewährleistet sein, damit es zu dem Aufstieg kommt. Aber ich glaube mit China und dem neuen Indien haben wir zwei Länder, die genau dies vollziehen.
Sparen heisst die Devise, doch diese Eigenschaft haben wir und noch mehr die USA längst verlernt.
|
Sascha
03.08.2003, 01:53
@ wasil
|
Relative und absolute Armut |
--> Hi wasil
Ich habe mich falsch ausgedrückt. Denn genau ich war es auch schon der hier im Forum davon schrieb, daß wir eigentlich auf einem sehr hohen Niveau jammern. Auch ich habe den Vergleich mit Menschen aus Afrika beispielsweise schon gezogen bei denen unsere Ärmsten dort sehr als sehr reich betrachtet würden.
Armut kann man immer absolut sehen. Was ich bei der Nennung von brutalster Armut vergessen habe war dazuzuschreiben, daß ich dies auf RELATIVE Armut für Deutschland bezogen habe.
Wenn ich schreibe, daß 25% der Familien in Deutschland unter ziemlich brutalen ärmlichen Verhältnissen leben meine ich damit nicht, daß sie nichts mehr zu essen haben und so weiter. Aber relativ gesehen im Bezug zum Wohlstandsdurchschnitt IN DIESEM LAND(!) sind sie natürlich sehr arm.
Viele Grüße
Sascha
|
Sascha
03.08.2003, 01:55
@ JLL
|
Re: Volle Zustimmung |
--> Hi JLL!
Stimmt! Ich habe mich falsch ausgedrückt. Die brutalste Armut beziehe ich jedoch in diesem Falle nur auf Deutschland. Ich wollte damit eigentlich sagen, daß diese Menschen für unsere Verhältnisse nach deutschen Wohlstandsmaßstäben in brutalster Armut leben. Weltweit gesehen lebt natürlich jeder Sozialhilfeempfänger und jeder Arbeitslose hierzulande noch dreißigmal besser als in Afrika wo viele jeden Tag verhungern müssen weil es nicht mal genügend Nahrungsmittel und Wasser gibt.
Ich vergaß hinzuzufügen, daß ich die brutalste Armut auf Deutschland (und nur auf Deutschland!) bezogen habe und hiermit die relative Armut innerhalb des Landes meinte.
Viele Grüße
Sascha
|
Sascha
03.08.2003, 02:30
@ nasdaq10000
|
viele Argumente eine Antwort |
--> > Früher bzw. in anderen Ländern (China) rechnet man den aktuellen > Lebensumständen (Armut oder auch nicht bis zu einem gewissen Grad > Definitionssache) weniger Bedeutung zu. Mit Fortschreitendem Wohlstand fangen > wir an uns mehr und mehr auf das Hier und Heute zu konzentrieren und nicht > mehr zu sehr auf die Zukunft hin zu arbeiten ---> es wird ja alles irgendwie > klappen, bzw. der Staat wird uns irgendwie helfen Mentalität. > Dem aktuellen Konsum wird die höchste Priorität eingeräumt. > Nachhaltigkeitsfaktoren verlieren an Bedeutung (Mode-, Design- und > Technologietrends).[/b]
Du sagst es! Es ist diese"In-den-Tag-hineinleben-Mentalität" die sich gerade unter jungen Leuten stark verbreitet hat.
> Natürlich glaube ich auch, dass man sich selbst auch kaum dagegen zur > Wehr setzen kann. OK man muss nicht jeden Trend mitmachen und man kann dies > auch kritisch beurteilen, nur sind wir halt alle auch nur Menschen.
So ist es! Man kann sich vielerlei Trends kaum entziehen. Man kann es versuchen. Viele Menschen wissen auch, daß sie den Konsumdruck selbst mitverursachen. Ich kenne Eltern die wissen ziemlich genau, daß es eigentlich Unsinn ist, daß man die dreifach teuren Schuhe und die viermal so teuren Hosen einkauft nur wegen des Designers oder des Labels. Nur geben sie fast immer dem massiven Druck der Kids nach die selbst wiederum dem massiven Druck anderer meist Gleichaltriger Kids und natürlich der Werbung (die weiß natürlich genau wie sie Einfluß ausüben kann) ausgesetz sind.
Es sind gar nicht mal sowenige Eltern die das in ihrem tiefesten Innern sehr genau wissen, daß es oft Geldrauswerferei ist. Aber es ist immer schwer als Einzelner auszuscheren und deswegen kann ich mir auch vorstellen, daß es für die Eltern gar nicht sooo leicht ist.
Beispiel: 70% bis 80% der Schüler in der Klasse können sich Markenklamotten leisten und nun hat man einen Sohn oder ne Tochter die in dieser Klasse ist. Natürlich will diese aufgrund des Drucks der Mitschüler auch diese Markenklamotten. Sie will ebensoviel Beachtung finden, denkt ebenso, daß man das braucht um dazuzugehören, will den anderen nicht nachstehen. Logisch! Und natürlich ein m.E. typisch menschliches und auch irgendwo verständliches Verhalten. Was macht man dann als Vater oder Mutter? Naja man hat meistens zwei Möglichkeiten. Man kauft oder finanziert das Zeug irgendwie auch oder man lehnt es ab. Lehnt man es ab stößt man natürlich auf Unverständnis. Sohn oder Tochter verstehen das nicht weil die anderen es auch alle haben und deren Eltern auch nicht mehr verdienen. Sie sehen dich (als Vater oder Mutter) dann als besonder streng oder geizig. Meistens sagen die Eltern im Endeffekt doch"JA" weil sie den Konflikten aus dem Weg gehen wollen. Heute gehen in wesentlich mehr Familien BEIDE Elternteile arbeiten als es früher der Fall war. Das natürlich dadurch automatisch (da der Tag nur 24 Stunden hat) die Erziehungszeit kleiner wird ist logisch. Es findet weniger Wertvermittlung statt und viele Eltern versuchen diese Zeit die sie nicht haben mit Geld aufzuwiegen. Sie denken sich"Ich kann nicht immer zuhause sein. Aber dafür gehe arbeiten und dafür können sich meine Kinder dann mehr kaufen". Ein anderes Motiv für das"JA"-Sagen ist natürlich, daß Eltern auch nicht wollen, daß ihr Kind wegen ihrer besonderen Strenge ausgegrenzt wird oder"nicht mithalten" kann. Schließlich gibt es nicht wenige Eltern die selbst sagen, daß die Jugendzeit in der Regel die schönste Zeit des Lebens sein soll. Diese ganze Problematik erstreckt sich natürlich nicht nur auf irgendwelchen Konsum bei dem Kinder und Jugendliche gegeneinander konkurrieren. Es können auch die Ausgehzeiten sein. Was will man als Vater machen wenn die 13-, 14-jährige Tochter fragt ob sie bis um 2 Uhr auf die Party darf? Eigentlich würde man von seinem eigenen Verstand her wohl NEIN sagen. Denn mal ehrlich: Es ist gefährlich wenn man so junge Kinder (egal ob Junge oder Mädchen) so lange nachts umherziehen läßt. Aber da alle anderen Elten es häufig auch erlauben will man dann nicht nein sagen. Oder man kann es zumindest fast nicht. Es mag ein paar geben die das knallhart durchziehen und tatsächlich NEIN sagen aber fördert es das Kindeswohl. Das Kind ist im Endeffekt die leidtragende Person. Es kann nicht mit den anderen mithalten und wird auf Dauer sozial ausgegrenzt weil es bei vielen Ereignissen und Treffen nicht dabei sein kann und stattdessen zuhause hocken darf.
Fazit: Es sind viele Dinge aus dem Ruder gelaufen. Und vieles was viele (nicht alle!) Jugendliche heute machen oder dürfen ist nicht mehr normal. Und wieviel Geld sie teilweise in den Arsch gesch... bekommt ist teilweise auch schon extrem. Aber allein kommt man dagegen nicht an. Man kann sich nicht wirklich hinstellen und sagen"Bei meinem Kind ist das anders". Denn das Kind ist im Endeffekt die leidtragende Person. Und nicht derjenige der die Verbote locker und lässig aufstellt oder die Sachen nicht kauft. Deshalb muß in der gesamten Elternschaft an sich ein Umdenken stattfinden. Einzelne allein können kaum ausscheren da sie selbst oft untergehen oder starkem Druck ausgesetzt sind. Würden alle mal begreifen, daß sie den Druck aber selbst auch mit verursachen wenn sie sich dem Druck beugen könnte vielleicht irgendwann eine Wende stattfinden.
Doch wie viele Arbeitsplätze wären weg wenn wir alle Dinge die wir fast nie brauchen, nur selten benutzen oder kaum einen echten Nutzen haben nicht mehr kaufen und diese dann nicht mehr produziert werden müßten. Was wäre wenn wir plötzlich nicht mehr bei Urlauben, Autos, anderen Statussymbolen wie Handys, Klamotten usw. uns gegenseitig konkurrieren und dauernd überbieten so wie es uns die Werbung weiß machen will?...
> Auf jeden Fall führt diese Einstellung und das fängt mit der > Selbstverständlichkeit eines freien Wochenendes und eines 8 Stunden Tages an, > dazu dass uns andere Gesellschaften früher oder später überholen können bzw. > unser relative Abstieg sich mit deren relativen Aufstieg trifft. Natürlich > müssen in diesen Ländern die Rahmenbedingungen (Eigentumsrechte und > Sicherheit) gewährleistet sein, damit es zu dem Aufstieg kommt. Aber ich > glaube mit China und dem neuen Indien haben wir zwei Länder, die genau dies > vollziehen.
Auch da gebe ich dir Recht. Viele jammern bei uns das es bergab geht. Auch ich mache es manchmal. Auf der anderen Seite denke ich manchmal, daß es uns gerade Recht geschieht und das es auch Vorteile hat. Die Menschen könnten sich u.a. wieder auf das wirklich Wichtige im Leben konzentrieren und Geld, Prestige und Status nehmen an Bedeutung wieder ab. Der Konsumdruck würde abnehmen. In Deutschland ist es viel zu oft so, daß nur eine Seite gesehen wird. Es wird immer nur gesehen, daß es beim Wohlstand bergab geht, das die Steuern so hoch sind. Aber das wir uns was unser Bildungsniveau (PISA) angeht auch nur noch im Mittelfeld bewegen höre ich hundertmal seltener als das wir auf der Wohlstandsskala"nur" noch im Mittelfeld liegen genauso wie mit der wöchentlichen Arbeitszeit.
Da frage ich manchmal ob manche auch schon in Traumwelten leben: Viele versuchen heute die höheren Löhne in Deutschland immer noch mit dem angeblich wesentlich besseren Bildungsniveau zu rechtfertigen. Natürlich sind wir nicht grottenschlecht. Aber es gibt eben welche - und das werden eben auch immer mehr - die uns hier überholen. Es gibt Staaten da sind die Menschen flexibler, es gibt Staaten da haben die Menschen bessere Schulabschlüsse, es gibt Länder da wird eben Samstags gearbeitet.
Die Globalisierung und der technische Fortschritt haben dazu geführt das wir praktisch immer stärkerer Konkurrenz ausgesetzt sind. Vermeiden läßt sich das nur noch sehr schwer. Wenn ein Programmierer in Indien der das gleiche kann wie sein Deutscher Kollege die Hälfte des Gehaltes verdient und damit noch zufriedener ist dann haben wir kaum eine Möglichkeit uns dagegen zu wehren.
> Sparen heisst die Devise, doch diese Eigenschaft haben wir und noch mehr > die USA längst verlernt.
Auch das stimmt! Wenn ich mir überlege, daß ein deutscher Haushalt durchschnittlich 194 Euro im Monat für seine KONSUMkredite zahlt ist das eigentlich ein Beweis dafür, daß viele hier in Traumwelten leben. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind besonders häufig ver- und überschuldet. Das aber fast immer"nur" weil sie einfach den gleichen Lebensstandard mit Auto, Handy, Freizeitausgaben, Disco, usw. weiterleben als die ganze Zeit.
Viele Grüße
Sascha
|
Sascha
03.08.2003, 03:59
@ JLL
|
Habe mich etwas blöd ausgedrückt aber... [mkT] |
--> > Na und? Ist es dann Deiner Meinung nach eine Gesellschaftsaufgabe solche > Kinder mit Handys und Designerklamotten auszustatten?
Nein! Aber es ist die Aufgabe des Staates, daß es möglichst vielen Menschen gut geht. Es ist ferner klar, daß man es nie allen Recht machen kann. Staatsaufgabe ist m.E. einen möglichst großen und möglichst ausgeglichenen Wohlstand(Vermeidung von sozialen Konflikten, sozialer Friede zerstört, Rückkehr in die Ständegesellschaft) zu schaffen. Möglichst ausgeglichen deshalb weil der Staat natürlich auch zulassen muß, daß Leistung sich in gewisser Weise lohnt. Denn wenn sie sich gar nicht lohnen würde dann wäre es so, daß die Leistungsträger verschwinden könnten und der Staat damit auch sein Primärziel, nämlich, daß es möglichst VIELEN auch gut gehen soll verfehlt. Denn: Ohne Leistungsträger - das weiß ich - geht es auch den"normalen" Leuten schlechter.
Der Staat muß abwägen wie er seine Ziele letztendlich erreicht. Die meisten Maßnahmen haben immer Vor- und Nachteile. Einer hat mal richtig formuliert:"Man macht die Armen nicht reicher indem man die Reichen arm macht". Korrekt! Aber man darf deswegen auch nicht vollständig eine Politik betreiben bei der man denkt es geht den Armen umso besser je reicher man die Reichen macht. Denn das wird auch nicht funktionieren. Es geht darum eine möglichst gute Lösung zu finden. Man darf den einen nicht die Leistungsanreize und Investitionsanreize wegnehmen aber man darf ihnen nicht alles lassen. Denn sonst ist es am Ende so, daß es 10% Reiche gibt und 90% die dann sehr stark von diesen 10% abhängig sind und kaum was besitzen und sich kaum was leisten können. Der Staat muß die Umverteilung versuchen so zu wählen, daß er das Wohlstandsniveau möglichst vieler Armen so erhöht, daß er möglichst wenigen der Reichen/Leistungsträger schadet und die Wohlstandssteigerung der Armen die Verluste überwiegen die z.B. dadurch entstehen, daß Leistungsträger abwandern. Diese Aufgabe ist sehr schwer da häufig auch der Faktor der Nachhaltigkeit der Entscheidungen berücksichtigt werden muß.
> Definieren diese Wissenschaftler den Sozialstatus über den Besitz von > Handys, das Tragen von Designerklamotten, den Besuch von Discos oder > das"Partymachen"? Wohl kaum.
Nein, nicht die Wissenschaftler. Großteile der Gesellschaft definieren dies so. Wir selbst sind es größtenteils (nicht alle aber immer mehr!) nämlich denen o.g. Dinge immer wichtiger wurden. Die Gesellschaft selbst ist es die andere Leute aus der gleichen Gesellschaft an solchen Dingen wie Handys, Klamotten, Auto, Urlaub & Co. beurteilt. Wir selbst sind es die o.g. Dinge so hervorheben und denen diese so wichtig geworden sind.
> Mir gehen gerade die Taschentücher aus, so heftig muss ich über das > traurige Los dieser Jugendlichen weinen. Eine schwere Jugend ohne > Designerklamotten? Sind wir nicht alle ein bißchen bluna?!
Naja ich habe schon ein wenig Mitleid mit DIESEN Jugendlichen. Denn ich wollte nicht unbedingt als"Aldi-Kind" beschimpft werden oder immer der Außenseiter in einer Klasse sein, weniger Freunde haben, zuhause sitzen müssen während FAST ALLE anderen auf Partys sitzen, als einziger keinen Führerschein mit 18 haben weil alle anderen ihn bezahlt bekommen,... usw. NUR DESWEGEN WEIL ICH DAS PECH HATTE IN DER FALSCHEN FAMILIE GEBOREN WORDEN ZU SEIN während alle andere das einfach alles können und erleben dürfen obwohl sie dafür nichts können. Wie würdest Du dich als Jugendlicher fühlen wenn Du im Gegensatz zu deinen Mitschülern zuhause immer mit anpacken müßtest während die anderen im Kino sitzen? Wie würdest Du dich fühlen wenn Du als Jugendlicher monatlich einen Aushilfsjob mit 45 bis 50 Stunden machen würdest um dir damit etwa die Hälfte dessen leisten zu können was fast alle deine Klassenkameraden sich schon so leisten können ohne das sie auch nur einen Finger krumm machen? Es ist nicht so einfach wie du sagst! Jugendliche sind i.d.R. sensibler und viele verzeifeln daran oder gehen daran zugrunde. Ist leider so!
> Oh Gott, auch unsere Kinder wurden durch Arbeit geschändet, sie trugen > Zeitungen aus. Himmelschreiendes Unrecht - ein Skandal!
Nein die Kinder werden durch Arbeit nicht geschändet. Aber sie haben gegenüber den anderen ganz einfach einen Nachteil. Der ist nicht(!!!!) von der Hand zu weisen. Es es erwiesen, daß Jugendliche die ihre 45 Stunden im Monat arbeiten häufig dafür die Schule vernachlässigen.
> Wie man nur auf so eine absurde Idee kommen kann, ist mir schon > rätselhaft. Es ist doch nicht Aufgabe der Gemeinschaft, dafür zu sorgen, dass > Kinder Markenklamotten tragen können. Unsere Kinder tragen auch keine, obwohl > wir nicht direkt am Hungertuch nagen. Na und?!
Dann müssen deine Kinder ein total starkes Selbstbewußtsein haben um bestehen zu können. Einfach ist es nicht denn Kids messen sich untereinander gerade mit solchen Dingen. Entweder sind deine Kinder in einer Klasse in denen wirklich kaum jemand den Mode- und Markenwettbewerb mitmacht oder sie können eben nicht mithalten. Wie sie das wegstecken weiß ich nicht. Ich kenne deine Kinder nicht! Ich bewundere sie aber wenn sie es einfach wegestecken würden. Denn einfach ist es denke ich nicht! Die allerwenigsten können es. Ich selbst war bis 2000 noch auf der Schule und weiß schon ziemlich gut wovon ich spreche. Bei uns in der Klasse aber auch in den Parallelklassen gab es meist ein oder zwei Schüler die auch keine Markenklamotten hatten und die hatten meines Wissens in jeder Klasse jeweils die Ar...karte gezogen, soll heißen: Alles andere als viel zu lachen! Gut finde ich sowas auch nicht! Aber unsere Gesellschaft heute ist so brutal das sie einen knallhart an solchen Dingen mißt. Es gibt sogar unter 14 bis 20-jährigen Mädchen und jungen Frauen teilweise untereinander ein Wettbewerb in der Clique wer den schönsten und wer den ältesten Freund hat und wessen Feund das geilste Auto mit der besten Musikanlage hat. Kein Witz, sondern Realität! Man wird an Äußerlichkeiten und dem was man sich leisten kann einfach gemessen! Man kann sich dem leider kaum entziehen!
> Grauenhaft, das Grundrecht auf Status, Prestige und Geld wird Kindern > vorenthalten. Ein Fall für das Kinderhilfswerk. Sich Status, Prestige und > Geld zu verdienen, womöglich durch eigene Anstrengung ein schrecklicher > Gedanke für die Generation Golf. Wir fordern Status, Prestige und Geld für > alle! Auf Bezugsschein vom Sozialamt.
Naja ich denke es würde keinem der Kinder schlechter gehen wenn ALLE etwas weniger haben. Doch ich spreche von den Kindern die sich trotz ihrer eigenen Anstrengungen gerade mal die Hälfte derer leisten können die keinen Finger krumm machen. Und das sind etwa 70 bis 80%. Du sagst es soooo leicht, daß es ja soooo einfach wäre und man halt einfach was arbeiten müßte und schon wäre das Problem gelöst. So einfach ist es aber nicht.
Es ist m.E. definitiv nicht einfach für einen Menschen (und für ein Kind ist es noch viel viel schwerer) in einer Gesellschaft zu leben in der fast alle die man tagtäglich so sieht sich alle mehr leisten können. Naja das wäre nicht schlimm wenn man sieht das sich andere mehr leisten können. Schließlich könnten die ja auch schlauer sein oder mehr arbeiten oder sich besonders engagieren. Aber das ist ja gerade nicht der Fall. Man sieht, daß fast alle mit denen man tagtäglich Umgang hat sich wesentlich mehr leisten können als man selbst obwohl man selbst derjenige ist der als einer der wenigen doch neben der Schule arbeitet.
Stell dir vor: Wie würdest Du dich fühlen wenn in deinem Betrieb etwa 70% deiner Kollegen dauernd gelobt würden und das doppelte verdienen würden wie Du selbst oder befördert werden nur weil sie irgendwelche Connections/Beziehungen mit Gleichgesinnten haben ud Du eigentlich derjenige bist der wesentlich mehr KANN und mehr LEISTET als die Kollegen. Ich glaube auch viele Erwachsene wären da sauer, enttäuscht oder würden die MOTIVATION verlieren. Kinder können mit solchen Situationen noch wesentlich schlechter umgehen als so mancher Erwachsener und durchaus sehr darunter leiden.
Ich finde Du stellst dir das echt zu einfach vor. Du sagst so leicht mal eben das die halt was arbeiten müssen und dann haben sie ja vielleicht auch etwa die Hälfte von dem was die anderen sich ohne Arbeit leisten können und wenn's dann immer noch nicht reicht müßten sie wohl am besten nochmal doppelt so viel arbeiten bis es eben reicht. So leicht geht das! Wirklich? Neee, so leicht ist es eben nicht!
> Was ist das denn, guter Schulabschluß durch häufigen Disobesuch? Kinder > die häufig Party machen haben die besten Berufschancen. Das > Bewerbungsschreiben sieht dann wohl so aus:
>"Hi Leutz, > ICH wollte bei euch anfangen. Dass ICH suuupi drauf bin, kann ich euch > beweisen: > ICH gehe zweimal die Woche in die Disco und meine Freunde finden mich voll > cool, weil mir Mutti immer so tolle Klamotten kauft. Am Wochenende mache ich > mit meiner Clique, die genauso cool ist wie ich immer Party. Voll geil! Zu > Ostern, Pfingsten und im Sommer fliege ich immer in ganz schnuckelige Länder. > Vielleicht sieht man sich ja mal? Und Vati hat mir zum 18ten einen Golf > geschenkt. Oki, war nur ein Golf, aber ihr nehmt mich doch trotzdem, oder? > Ciao!"
Nein Discobesuch und Schulabschluß korrelieren wohl kaum. Sofern man es nicht übertreibt mit Disco. Die Leute die sich das alles leisten können müssen nicht 45 Stunden im Monat arbeiten um auf das halbe Niveau der anderen zu kommen. Sie sind lebensfroher, motivierter, sehen eher einen Sinn im Leben, sind bei Bewerbungsgesprächen wesentlich selbstbewußter und zeigen häufig Teamfähigkeit und Kontaktfreudigkeit. Die anderen verbringen viel Zeit beim Arbeiten, haben häufig nicht die Motivation da rauszukommen weil sie schon in der Kindheit sehen das sie arbeiten müssen und andere nicht und dennoch weniger haben und manche die Welt schon dann als ungerecht betrachten. Außerdem haben sie später oft schlechte Karten da sie oft eine schlechte Schulausbildung haben und kaum über Selbstbewußtsein verfügen auch später meist immer von den anderen überrannt werden.
Schulbildung korreliert sehr stark mit dem Familieneinkommen!!!! Warum haben die Kinder von Sozialhilfeempfängern häufig (nicht immer!) schlechte Schulabschlüsse. Warum sind unter den Studenten soviele Kinder von Beamten und Selbständigen obwohl diese doch eigentlich viel mehr Zeit in der Discothek verbrachten?
Eine These: Diese Kinder waren unter der Woche etwa 10 Stunden in der Discothek und auf ner Party. Aber die anderen haben 10 Stunden in der Woche arbeiten müssen und noch 10 Stunden zuhause mit anpacken müssen. Derjenige der also in der Disco war hat 10 Stunden MEHR Zeit zur Verfügung. Davon fließen vielleicht tatsächlich zwei oder drei Stunden in Lernen und Hausaufgaben machen. Die die nix arbeiten müssen weil es ihnen durch Sponsoring von Mami & Papi ziemlich gut geht haben meistens BEIDES. Einen höheren sozialen Status als auch gleichzeitig mehr Zeit. Sie haben ihre Markenklamotten, können sich das meiste auch leisten und haben trotz Discobesuch und Partybesuch noch mehr Zeit als die anderen. Sie haben einfach einen großen Zeitvorsprung dadurch, daß sie gar nicht erst arbeiten brauchen!
> Ja, wenn sie nur finanzielle Möglichkeiten hätten. Häufig ist es doch > Vatis schlechtes Gewissen gepaart mit der Brieftasche, die ihn von seinen > Erziehungspflichten freikauft und so den coolen Teens (don't wear Blue Jeans, > gelle!) die großen Sprünge ermöglicht.
Genauso sehe ich es auch! Vollkommen richtig! Und genau das führt auch dazu, daß häufig keine Werte mehr vermittelt werden aber viele gleichzeitig im Geld"schwimmen".
> Da sind sie dann wieder die ganz kleinen schutzbedürftigen Kinderlein, > die man auch mit über 20 Jahren vor der Realität behüten und rundherum in > Watte einpacken muss. Bloß nicht mal etwas von Ihnen erwarten. Glaubst Du im > Ernst, dass Menschen, die als Kind nicht lernen, sich dem Konsumdruck zu > entziehen, das als Erwachsene dann irgendwann schlagartig können? Nein, ist > ja auch garnicht gewünscht. Designerklamotten sind nichts anderes als ein > gezielter Angriff der Industrie auf die Geldbeutel der Eltern.
Eine harte und realitätsvermittelnde Erziehung ist nicht unbedingt schlecht. Das glaube ich nicht. Wenn man was von Kindern erwartet schadet ihnen das kaum wenn es von allen anderen auch erwartet wird. Aus meinen Eltern wurde ja auch was obwohl sie oft erzählen, daß sie früher viel im Haushalt helfen mußte und man sich in jungen Jahren damals bei weitem nicht das leisten konnte was man sich viele Jugendliche heute leisten können. Nur: Da ging es ALLEN mehr oder weniger ähnlich! Fast alle mußten mit anpacken zu Hause, fast alle hatten die finanziellen Möglichkeiten nicht, fast niemand konnte in die Disco oder das Café. Man fühlt sich mehr oder weniger dann gut weil man mit der Masse schwimmt. Man hatte eine härtere Jugendzeit aber da es fast alle anderen auch hatten war das nicht weiter tragisch. Man war in der Mitte. Wenn man heute die gleiche Erziehung als Jugendlicher durchmachen müßte wie damals ein Jugendlicher so ginge es dem Jugendlichen natürlich schlechter. Ganz einfach schon deswegen weil es den anderen heute fast allen besser geht wo sie früher fast alle noch auf dem gleichen Niveau waren.
>> Der Konsumdruck ist erstens HÃ-HER unter ihnen (weil Handys und die
>> finanziellen Möglichkeiten bei ihnen sehr stark zählen oder sehr wichtig
>> sind) und sie sind zugleich auch durch Werbung usw. wesentlich leichter
>> beeinflussbar.
> Wenn es so wäre, dann wären das wirklich furchtbar armselige Menschen.
Das Kinder beeinflussbarer sind als Erwachsene ist m.E. tausendmal bewiesen worden. Das mit dem Konsumdruck existiert heute. Ich war bis vor drei Jahren noch auf der Schule und das 13 Jahre lang und das war normal, daß dieser Konsumdruck vor allem bezüglich Kleidung & Co. herrschte. Gehe doch mal in eine Schule und sehe dich um! Meinst du die Kids kaufen einfach nur so Hosen für 70 oder 80 Euro?
Ich würde anders interpretieren: Das Kids 70 und 80 Euro und sogar teilweise noch mehr für eine einzige Hose ausgeben sagt mir doch welchem ENORMEN Konsumdruck sie ausgesetzt sind und wie STARK der Druck ist der auf sie wirkt.
Sag' mir. Warum kaufen 70 bis 80% der Jugendlichen heute so teure Kleidung? Worin sehen sie den Nutzen und dieser muß ziemlich hoch sein wenn 70 Euro und mehr dafür bezahlt werden. Warum legen sie sooo viel Wert darauf auf die Marken bzw. Labels?
Ich kann es dir sagen: Ganz einfach um dazuzugehören und weil ein großer Druck herrscht unter Jugendlichen!
Um kurz zusammenzufassen: Was den Konsumdruck angeht haben wir ähnlich Ansichten. Ich finde auch nicht, daß man das ganze Zeug unbedingt braucht und ich meine auch, daß es besser wäre wenn sich die Menschen weniger an solchen Dingen messen würde. Ich bin auch deiner Meinung wenn Du richtig sagst, daß das Anspruchsdenken vieler Jugendlichen zu groß ist (Papa's Geldbeutel). Ich habe eine andere Ansicht in dem Punkt wie es auf Jugendliche wirkt wenn sie weniger haben und dürfen OHNE DAFÜR ETWAS ZU KÃ-NNEN. Ich denke für Jugendliche ist es relativ schwierig mit solchen Situationen umzugehen.
Mit meinem Posting wollte ich eigentlich zu Beginn nur sagen, daß die Kinder von Sozialhilfeempfängern es meistens wirklich wesentlich schwieriger haben als die anderen und das dies selten gesehen wird und auch zu schnell als ein nur ganz ganz kleiner Nachteil dargestellt wird. Ich bin eher der Meinung, daß es sich um einen großten Nachteil handelt was die ganze Entwicklung solcher Kinder angeht. Sozialhilfekinder haben oft schlechte Vorbilder und dazu kommt dann noch gleichzeitig(!) Armut hinzu und dazu kommt dann ebenfalls gleichzeitig oft dazu, daß sie noch nebenher arbeiten müssen und zuhause kräftig mit anpacken müssen. Nicht wenige Kinder geraten dadurch auf die schiefe Bahn, haben schlechte Schulabschlüsse oder schlagen später eine kriminelle Laufbahn ein. Hier könnte dann die Diskussion über"schwere Kindheit" folgen. Was milde Gerichtsurteile angeht deren Milde sich auf eine"schwere Kindheit" stützt versuche ich häufig zu differenzieren. Auf der einen Seite ist so manche Straftat ziemlich grausam und muß natürlich bestraft werden. Auf der anderen Seite darf man Argumente wie"schwere Kindheit" auch nicht ganz außer Acht lassen oder unter den Tisch schieben. Leute die eine schwere Kindheit durchmachen mußten hatten es nämlich häufig wirklich nicht leicht und geraten dadurch erst auf die schiefe Bahn. Schließlich sind es auch NUR MENSCHEN!
Sozialhilfekinder haben es meistens schwieriger als andere Kinder. Das war eigentlich die Kernaussage. Und ich glaube da wirst Du mir wohl Recht geben.:) Natürlich kann keiner vom Staat verlangen, daß er diesen Kindern den gleichen sozialen Status gibt wie andere Kinder. Mit Handy und allem drumherum. Aber der Staat sollte Maßnahmen dagegen ergreifen, daß es so bleibt wie es ist. Das nämlich Kinder von Sozialhilfeempängern meistens nur eine schlechte bis miserable Schulausbildung schaffen und viele von ihnen auf die schiefe Bahn geraten und/oder auch wieder Sozialhilfeempfänger liegen. Das nämlich soviele Kinder von Sozialhilfeempfänger auch wieder Sozialhilfeemfpänger werden liegt doch nun wirklich nicht nur an den KINDERN. Nur schimpft man dann viel zu leicht über diese Kinder weil aus ihnen allen nichts geworden ist und argumentiert, daß sie alle ja sooo leicht was aus sich selbst hätten machen können.
Auch wenn ich in einigen Punkten eben anderer Meinung bin was die Schwere des finanziellen Nachteils angeht für den diese Kinder NICHTS können war dein Posting auf alle Fälle eine interessante andere Sichtweise.
Viele Grüße
Sascha
|
Euklid
03.08.2003, 11:13
@ Sascha
|
Re: viele Argumente eine Antwort |
-->Wenn unsere Schüler weinen;-)) weil sie ohne Label-Klamotten nicht anerkannt werden von ihren Kameraden dann muß unsere Gesellschaft eben abrutschen nach ganz unten.
Das legt nur Zeugnis davon ab welche geistig armen Schüler an der Schule herumlaufen wenn sich diejenigen mit den dicksten Oberärmen in Kombination mit Geld in der Tasche durchsetzen.
Und genau diesen Typen arbeitet man noch zu wenn man die Schulnoten abschafft.
Die Entwicklung muß nämlich genau anders herum laufen.
Die Noten müssen endlich wieder korrekt bewertete Noten sein und keine Gefälligkeitsnoten damit das Kind nicht weint.
Damit fallen nämlich diejenigen mit den dicken Oberarmen und nichts in der Birne automatisch ab und kommen an die Schule die sie verdienen.
Gruß EUKLID
|
Euklid
03.08.2003, 11:32
@ Sascha
|
Re: Habe mich etwas blöd ausgedrückt aber... [mkT] |
-->Was um Himmelswillen hat Schulbildung mit Einkommen zu tun?
Ich kenne Millionärssöhne die zu dumm waren einen Eimer Wasser umzuleeren.
Die hatten Geld in Hülle undd Fülle und aus den Kindern konnte einfach nichts werden.Nicht weil sie tatsächlich zu dumm gwesen wären,nein ganz im Gegenteil.
Kein Mensch in der Familie hat sich um ihre Bildung mit den notwendigen Kontrollen gekümmert.Man hat ihnen ersatzweise die Taschen mit Scheinen vollgestopft.
Und dieses Phänomen ist heute weit verbreitet.
Es ist an der Zeit die Kinder wieder etwas früher heranzunehmen und nicht erst mit 30 Jahren wohlbehütet aus dem Haus zu lassen.Der Prozeß kommt aber von ganz alleine wenn die Löhne auf breiter Front sinken und diese Eskapaden nicht mehr möglich sind.
Wenn Du sagst daß man auf Discobesuche und Freunde nicht verzichten will oder kann dann ist die Sache wohl etwas anders.
Der eine hat seine Freunde im Säuferkreis während der andere seine Freunde eher während des Studiums findet.
Studium war zu meiner der Verzicht auf Discos jeden zweiten Samstag.Vielleicht war da einmal oder zweimal im Jahr drin.Aber nur wenn man Geld hatte.
Und da man sich dieses Geld hart erarbeiten mußte hat man eben ganz freiwillig darauf verzichtet.Es gab wichtigere Dinge im Leben als Discobesuche.Und so weh hat der Verzicht auch nicht getan.
Ich meine auch heute nichts versäumt zu haben wenn ich nicht jeden 2.Samstag in der Disco war.
Was hätte ich da wohl lernen sollen?
Wie man am besten Koks schnüffelt?
Gruß EUKLID
|
JLL
03.08.2003, 13:34
@ Sascha
|
Re: @Sascha wg. 'Aldi-Kinder' |
-->Da das Wetter hier heute leider keine großen Schreiborgien zuläßt, möchte ich einfach ein paar Stichpunkte in die Diskussion werfen, die mir nachdenkenswert erscheinen:
1. Unser Jüngster war bis vor einem Monat auf der Schule. Weder er noch ich können die von Dir beobachtete Markenverliebtheit DER Jugend so bestätigen. Er ist vielmehr ein Typ, dem solche Äußerlichkeiten ziemlich schnuppe sind. Neue Anziehsachen kauft er sich aus eigenem Antrieb überhaupt nicht; meistens muss Mama ihm was mitbringen, wenn mal wieder eine Hose arg heruntergekommen ist. Er hat einen netten Freundeskreis mit ebenfalls ganz normalen Jungs und Mädels. Unsere Tochter (in der Lehre) kauft sich ihre Kleidung selbst. Dabei ist sie preisbewußt, entrüstet sich gelegentlich sogar, wenn sie meint, sie wäre doch nicht so doof, für eine Hose 80 Euro oder was auch immer zu bezahlen, sie ist allerdings auch ohne überteuerte Kleidung ziemlich stilsicher. Nach Deiner Aussage soll ja eben diese Dummheit das übergeordnete Lebensprinzip einer ganzen Generation sein.
2. Eine Jugend deren tatsächliche Sorgen sich um die Wahl von Designerklamotten, Handys und Partys dreht, hat keine wirklichen Sorgen. Ich bezweifle aber, dass dies so ist. Sollte diese Jugend von solchen Fragen auch noch ihre Zukunft und ihr Lebensglück abhängig wähnen, dann wäre es tatsächlich eine Generation hoffnungslos verzogener Weicheier. Ich bezweifle aber auch, dass dies der Fall ist.
3. Es ist ganz interessant mal jemanden, der sich in einer Runde über ALDI-Kunden mokiert und von sicher geglaubten Mitlachern ausgeht, ganz trocken zu fragen, was denn aus seiner Sicht gegen ALDI spreche. Da kommt dann meistens nicht viel, vielleicht ein kleines ausländerfeindliches Resentiment von wegen der Türken, die da kaufen. Die Realität sieht anders aus. Auf dem Kundenparkplatz unseres ALDIS sind neben dem Ford Transit auch der 7er BMW, die Mercedes S-Klasse und der 911er Turbo vertreten, obwohl gerade letzterer ja kein klassischer"Einkaufswagen" ist. Das platte Aldi-Klischée stimmt so schon lange nicht mehr. Bei Aldi kaufen nicht die Armen, sondern die Schlauen.
4. Ein Zug zur Oberflächlichkeit bzw. Verflachung ist tatsächlich feststellbar. Aber muss ich das mitmachen und unterstützen? Muss ich die nicht stattfindende Erziehung einiger Eltern, die diese durch einen weit geöffneten Geldbeutel kompensieren, nachvollziehen? Wozu will ich meine Kinder erziehen - zu bravem Konsumvieh, das Wachs in den Händen der Reklame ist und jeden Trend mitmachen muss oder zu selbstbewußten, kritisch denkenden Menschen, die letztlich auch lernen mit begrenztem Budget zu wirtschaften? Jemand dessen Selbstbewußtsein vom Etikett in seiner Jeans abhängt, hat in Wirklichkeit keines und ist ein ganz armer Tropf.
5. Du selbst sagst, dass sich Leistung heute weniger lohnt als früher. Ich halte das für zu pauschal - ob sich Leistung im konkreten Einzelfall lohnt, findet man am einfachsten heraus, in dem man etwas leistet und nicht durch lamentieren. Unabhängig davon: Was lernen Kinder, die heute von den Eltern mit Konsumgütern überhäuft werden, wenn sie in den Beruf einsteigen und feststellen, dass sie sich nun trotz eigener Anstrengung weniger leisten können als zuvor. Dürfte ein ziemlicher Schub für das Selbstwertgefühl werden. Ist es da nicht motivierender, wenn sich Kinder mit dem ersten Selbstverdienten MEHR leisten können, als als Taschengeldbezieher?
6. Es gab vor ca. einem Jahr mal eine Spiegel-Titelgeschichte über verwöhnte Kinder. Die Experten waren ganz überwiegend der Ansicht, dass man den Kindern im Hinblick auf ihre Zukunft NICHTS Gutes tut. Da waren Kleinkinder, die bereits mit Designerschühchen ausgestattet wurden oder zum In-Friseur geschickt wurden. Durch diese Form des plakativen Konsums sollen im wesentlichen andere Defizite ausgeglichen werden. Ein Mangel an Liebe und echter Zuwendung soll durch die Brieftache kompensiert werden. In Wirklichkeit sind diese Kinder die wahren Mangel-Kinder.
7. Menschen, die Ihre Freunde/Partner nach den Labels aussuchen, die sie tragen, bekommen genau die Freunde/Partner, die sie verdienen.
8. Der wichtigste Einwand aber: Ein künstliches Anheben des Konsums derjenigen, die sich die Labels, Partys, Handys etc. nicht leisten können oder wollen, kann schon rein logisch nicht funktionieren. Denn wenn etwas alle haben, verliert es seine Funktion, sie aus der Gesamtheit hervorzuheben. Status ist immer die Sache einer Minderheit - per definition. Ob geistig, künstlerisch oder auf materiellem Gebiet, das was alle haben, ist nichts Besonderes mehr. Die wesentliche Triebfeder von Labels, In-Clubs etc. ist aber gerade, dass sie ausgrenzen, dass nicht jedermann hineinkommt. Man nennt das distanzierenden Konsum. Die Labels sind nicht teuer, weil die Qualität so überragend wäre, sondern damit sie elitär sind/bleiben/werden. Man kauft sich Status, im Falle der Kinder ist es noch eine Nummer schlimmer, man bekommt Status von anderen gekauft, ist also selbst letztlich ein Nichts. Wenn Du also der Meinung bist, dass es wünschenswert wäre, dass alle mithalten können, dann hast Du eine der Hauptfunktionen dieser Art des Konsums schlicht nicht verstanden. Der wunderbare Groucho Marx brachte es einmal auf den Punkt:"Ich würde nie in einen Club gehen, der mich als Mitglied akzeptiert."
Schönen Sonntag
JLL
|