-->Na ja, der Streik und so...
Berlin, 07. Aug (Reuters) - Die Erzeugung im deutschen Produzierenden Gewerbe ist im Juni überraschend zurückgegangen. Das Produzierende Gewerbe habe saisonbereinigt 0,2 Prozent weniger hergestellt als im Mai, teilte das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) am Donnerstag in Berlin mit.
Von Reuters befragte Volkswirte hatten im Schnitt mit einer Zunahme von 0,5 Prozent gerechnet und sagten dazu in ersten Reaktionen:
JÃ-RG KRÄMER, INVESCO ASSET MANAGEMENT:
"Die Daten sind eine Überraschung. Wir hatten wegen des Brückentageeffektes im Mai für Juni mit einem Plus gerechnet. Für den Rückgang sind vor allem die Streiks mit ihren Auswirkungen auf die Automobilindustrie verantwortlich. Man sieht das an den Produktionsrückgängen bei Kapitalgütern wie LKWs und langlebigen Konsumgütern wie Autos.
Die Produktionsdaten bestätigen die Berechnung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, dass das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal um 0,2 Prozent gefallen ist und Deutschland damit im ersten Halbjahr in der Rezession steckte.
Die Produktionsdaten für Juli werden wahrscheinlich stark ausfallen. Zum einen werden die streikbedingten Ausfälle nachgeholt, zum anderen haben die Sommerferien sehr spät begonnen, so dass mehr Menschen als üblich im Juli gearbeitet haben."
MANFRED KURZ, BAYERISCHE LANDESBANK:
"Uns hat das nicht überrascht, wir hatten mit einem Plus von 0,1 Prozent gerechnet. Im Juni haben wir Probleme gehabt in der deutschen Wirtschaft, die die Landschaft prägen. Wir sind praktisch erst am Boden der Talsohle. Das Ergebnis ist weder besonders schlecht noch gut. Wir bewegen uns an der Null-Linie und das ist einfach die Realität. In den nächsten Monaten können wir eine leichte Produktionsbelebung erwarten - auch wegen des zuletzt günstigen Auftragseingangs. Das könnte als Grundlage für eine ganz, ganz leichte Konjunkturerholung gesehen werden. Das geht aber nicht von heute auf morgen. Den Einfluss des Metaller-Streiks würde ich nicht überbewerten."
BERND WEIDENSTEINER, DZ BANK:
"Ich habe ein Minus erwartet. Der Streik in Ostdeutschland hat wohl doch eine größere Auswirkung als zunächst erwartet gehabt. Insgesamt wird das Bild bestätigt, dass die aktuelle Lage im Verarbeitenden Gewerbe noch sehr schwierig ist und es erst mittelfristig eine Besserung geben wird. Die Auftragseingänge und die Vorlaufindikatoren sind angestiegen, da kann man im dritten Quartal eine Besserung erwarten.
Die Wirtschaft hat im zweiten Quartal wohl annähernd stagniert. Der Privatkonsum war ausnahmsweise mal stabilisierend, während Industrie und Export ihre Zugfunktion nicht wahrnehmen konnten."
ANDREAS REES, HYPOVEREINSBANK:
"Der Rückgang war ja glücklicherweise noch relativ moderat. Die Abwärtsrisiken für das BIP-Wachstum im zweiten Quartal überwiegen jetzt aber eindeutig - wir erwarten einen Rückgang um 0,1 Prozent. Damit wären wir in einer Rezession. Einen ordentlichen Rebound werden wir wohl erst im vierten Quartal bekommen. Im dritten Quartal dürfte es noch etwas holprig werden, darauf deuten die jüngsten Daten hin. Beispielsweise ist der Lage-Index des Ifo-Index zuletzt weiter gefallen."
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