chiron
15.08.2003, 22:16 |
Nochmals zum Thema Inflation/Deflation Thread gesperrt |
-->Obwohl das Thema Inflation/Deflation hier schon ein paar Mal diskutiert wurde, möchte ich es nochmals aufnehmen, da offensichtlich verschiedene Auffassungen über dieses Thema vorhanden sind.
Hier meine Version:
Wenn die Medien von Inflation sprechen, dann beziehen sie sich auf einen vom Bund zusammengestellten Warenkorb alltäglicher Güter. Dieser Korb soll den Verbrauch des Durchschnittsbürgers widerspiegeln, was aber oft nicht der Fall ist. Dabei seien nur die Gesundheitskosten in der Schweiz erwähnt, die während Jahren in diesem Korb untergewichtet waren und wegen den ständig steigenden Preisen und Bedürfnissen in diesem Bereich nicht mehr dem durchschnittlichen Verbrauch eines Schweizers entsprachen. Somit widerspiegelte die an Hand des Warenkorbes gemessene Inflation nicht die tatsächlich erlebte. Oder anders formuliert; die Bürger hatten jedes Jahr weniger in der Tasche, obwohl die ausgewiesene Inflation etwas anderes vorgaukelte.
Die Zusammenstellung des Warenkorbes hat auch einen direkten Einfluss an die Löhne, da sich Arbeitnehmer wie Arbeitgeber bei den Lohnverhandlungen eben an diesem dem Warenkorb unterliegenden Preisveränderungen orientieren.
Nun gibt es aber auch noch eine andere Inflation, die der Geldmenge. Wenn die Geldmenge steigt, dann führt das zu höheren Preisen. Wo aber die Preise steigen, ist dabei immer noch offen. Auf Grund der ausgewiesenen Geldmenge, die nicht über alle Zweifel erhaben ist, kann festgestellt werden, ob wir eine Inflation haben. Da aber diese Geldmenge seit Jahrzehnten im steigen begriffen ist, müssen die Preise irgendwo um genau diese Menge gestiegen sein. Vor allem in den 80er und 90er Jahren floss der grösste Teil in die Finanzmärkte. Die Folge war, dass die Preise der Aktien und Obligationen stiegen, resp. die Zinsen sanken.
Als die Aktienmärkte in den letzten Jahren unter Druck kamen bei weiter steigender Geldmenge, suchte sich das überschüssige Geld seinen Weg in die Anleihen- und Immobilienmärkte. Nun sieht es so aus, als ob auch die Anleihen ihr Top gesehen haben. Wenn die Zinsen aber zu steigen beginnen, wird das einen direkten Einfluss auf die Immobilienmärkte haben. Je höher die Zinsen, desto höher die Finanzierung der Hypotheken. Das heisst das Angebot übersteigt die Nachfrage, was zu einem Preisdruck auf die Immobilien führt.
Die Geschäftsbanken, welche für die Geldschöpfung zu ständig sind (die Zentralbanken diktieren nur die Bedingungen - Leitzins), werden in einem Umfeld fallender Immobilienpreise bei ihrer Kreditvergabe restriktiver werden, damit sie ihren Verpflichtungen nachkommen können. Das Erhöhen der Anforderungen bei Kreditvergabe führt logischerweise zu weniger Ausleihungen. Weniger Kredite = weniger Geld, die Folge ist die Deflation der Geldmenge, welche wir in den letzten Jahrzehnten nicht erlebt haben. Die Folgen kann sich jeder selbst ausmalen.
Gruss Chiron
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Euklid
15.08.2003, 23:31
@ chiron
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Re: Nochmals zum Thema Inflation/Deflation |
-->>Obwohl das Thema Inflation/Deflation hier schon ein paar Mal diskutiert wurde, möchte ich es nochmals aufnehmen, da offensichtlich verschiedene Auffassungen über dieses Thema vorhanden sind.
>Hier meine Version:
>Wenn die Medien von Inflation sprechen, dann beziehen sie sich auf einen vom Bund zusammengestellten Warenkorb alltäglicher Güter. Dieser Korb soll den Verbrauch des Durchschnittsbürgers widerspiegeln, was aber oft nicht der Fall ist. Dabei seien nur die Gesundheitskosten in der Schweiz erwähnt, die während Jahren in diesem Korb untergewichtet waren und wegen den ständig steigenden Preisen und Bedürfnissen in diesem Bereich nicht mehr dem durchschnittlichen Verbrauch eines Schweizers entsprachen. Somit widerspiegelte die an Hand des Warenkorbes gemessene Inflation nicht die tatsächlich erlebte. Oder anders formuliert; die Bürger hatten jedes Jahr weniger in der Tasche, obwohl die ausgewiesene Inflation etwas anderes vorgaukelte.
>Die Zusammenstellung des Warenkorbes hat auch einen direkten Einfluss an die Löhne, da sich Arbeitnehmer wie Arbeitgeber bei den Lohnverhandlungen eben an diesem dem Warenkorb unterliegenden Preisveränderungen orientieren.
>Nun gibt es aber auch noch eine andere Inflation, die der Geldmenge. Wenn die Geldmenge steigt, dann führt das zu höheren Preisen. Wo aber die Preise steigen, ist dabei immer noch offen. Auf Grund der ausgewiesenen Geldmenge, die nicht über alle Zweifel erhaben ist, kann festgestellt werden, ob wir eine Inflation haben. Da aber diese Geldmenge seit Jahrzehnten im steigen begriffen ist, müssen die Preise irgendwo um genau diese Menge gestiegen sein. Vor allem in den 80er und 90er Jahren floss der grösste Teil in die Finanzmärkte. Die Folge war, dass die Preise der Aktien und Obligationen stiegen, resp. die Zinsen sanken.
>Als die Aktienmärkte in den letzten Jahren unter Druck kamen bei weiter steigender Geldmenge, suchte sich das überschüssige Geld seinen Weg in die Anleihen- und Immobilienmärkte. Nun sieht es so aus, als ob auch die Anleihen ihr Top gesehen haben. Wenn die Zinsen aber zu steigen beginnen, wird das einen direkten Einfluss auf die Immobilienmärkte haben. Je höher die Zinsen, desto höher die Finanzierung der Hypotheken. Das heisst das Angebot übersteigt die Nachfrage, was zu einem Preisdruck auf die Immobilien führt.
Da muß ich einhaken.
Warum muß der Preis einer Immobilie sinken wenn die Zinsen steigen?
Das war in der Vergangenheit exakt anders rum.
Und warum war das so?
Ein Tipp und morgen die Auflösung.
Schau dir mal in Ruhe ein Wertgutachten einer Immobilie an.
Nur soviel:Wie ist das mit der Miete bei steigenden Zinsen?
Gerade bei euch in der Schweiz müßte Dir das geläufig sein.
Ich bin gespannt ob Du drauf kommst was ich meine.
Gruß EUKLID
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Sascha
16.08.2003, 04:01
@ Euklid
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Infla vs. Defla |
--> Da muß ich einhaken.
Warum muß der Preis einer Immobilie sinken wenn die Zinsen steigen?
In der Regel wird der Preis der Immobilie steigen wenn die Zinsen steigen. Aber Vorsicht!!!
Der Zins ist eben nicht der einzige Faktor der den Preis von Immobilien bestimmt. Da gibt's auch Angebot und Nachfrage und die hängt u.a. schon mal davon ab wieviele Leute auswander, wieviele hinzuziehen, welche Art von Wohnungen die Leute sich leisten können und noch vielem mehr.
Dann hängt der Preis von Immobilien auch davon ab wieviel der Statiker kostet (das die Preise hier seit langem im Fallen sind weißt du ja) und was der Architekt kostet. Daneben hängt der Preis auch davon ab:
- Löhne der Bauarbeiter (sind meines Wissens gesunken)
- Baustoffpreise (sind auch gesunken, v.a. Zement und Steine)
Auch kommt es darauf an inwiefern die steigenden Immobilienpreise überhaupt durchsetzbar sind. Den Preis erhöhen kann man so einfach nicht denn der Immobilienmarkt ist kein Monopolmarkt. Da sind haufenweise ImmobilienANBIETER und ImmobilienNACHFRAGER. Der einzelne hat also kaum Einfluss auf die Preise. Steigen die Preise für Immobilien also stark an dann würde das m.E. bedeuten, daß mehr und mehr Leute bereit wären (oder nicht mehr anders können) als wieder in Plattenbauten oder KLEINERE und billigere Wohnungen zu ziehen. Damit wird sich Angebot und Nachfrage ausgleichen.
Die Kernfrage lautet v.a.: Wird es höhere Immobilienpreise geben. Vielleicht per Inflation. Das ja. Aber nicht REAL! Die Mieten können m.E. nicht mehr stark steigen. Vielleicht sind noch 5, 10 oder 15% Steigerung drin. Dann dürfte ein Ende erreicht sein da höhere Preise am Markt aufgrund der finanziellen Situation vieler Haushalte (viele können ja jetzt schon ihre Miete nicht mehr zahlen) kaum noch durchsetzbar sind. D.h. zu hohe Mietpreise führen eben nicht zu höheren Mieteinnahmen sondern zum Auszug vieler Mieter die dann in kleinere, billigere, schlechtere Wohnungen wechseln.
Eine Immobilie ist in der Regel KEIN Spekulationsobjekt sondern eine LANGFRISTIGE Wertanlage z.B. für's Alter. Unter dem Aspekt, daß die Bevölkerung sich aber eben LANGFRISTIG verringern erachte ich eine Anlage in Immobilien derzeit als riskant.
P.S.: Und wenn die Zinsen steigen wegen einer Inflation, dann wird die Immobilie andere Anlageformen nicht schlagen. Auch die Aktien würden steigen, auch die Guthabenzinsen würde steigen und auch andere Sachwerte würde im Wert nominal zulegen.
Fazit: Wenn Immobilien jetzt noch steigen dann ist es nur noch in 1A Lagen oder weil es inflationsbedingt ist. Aber sicher weniger aufgrund einer steigenden Nachfrage. Das ist vorbei. Wir sind auf dem Weg nach unten. Ich rechne eher damit, daß die Ansprüche der Menschen bezüglich der Lage und der Wohnraumgröße und Qualität der Wohnung/des Hauses sinken werden bzw. ich denke sogar, daß sie sinken müssen. Wenn die Menschen immer weniger Geld zur Verfügung haben (was du ja selbst immer sagst) dann werden sie mit Sicherheit auch hier versuchen einzusparen.
Viele Grüße
Sascha
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Euklid
16.08.2003, 09:17
@ Sascha
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Re: Infla vs. Defla |
-->> Da muß ich einhaken.
>Warum muß der Preis einer Immobilie sinken wenn die Zinsen steigen?
> In der Regel wird der Preis der Immobilie steigen wenn die Zinsen steigen. Aber Vorsicht!!!
>Der Zins ist eben nicht der einzige Faktor der den Preis von Immobilien bestimmt. Da gibt's auch Angebot und Nachfrage und die hängt u.a. schon mal davon ab wieviele Leute auswander, wieviele hinzuziehen, welche Art von Wohnungen die Leute sich leisten können und noch vielem mehr.
>Dann hängt der Preis von Immobilien auch davon ab wieviel der Statiker kostet (das die Preise hier seit langem im Fallen sind weißt du ja) und was der Architekt kostet. Daneben hängt der Preis auch davon ab:
>- Löhne der Bauarbeiter (sind meines Wissens gesunken)
>- Baustoffpreise (sind auch gesunken, v.a. Zement und Steine)
>Auch kommt es darauf an inwiefern die steigenden Immobilienpreise überhaupt durchsetzbar sind. Den Preis erhöhen kann man so einfach nicht denn der Immobilienmarkt ist kein Monopolmarkt. Da sind haufenweise ImmobilienANBIETER und ImmobilienNACHFRAGER. Der einzelne hat also kaum Einfluss auf die Preise. Steigen die Preise für Immobilien also stark an dann würde das m.E. bedeuten, daß mehr und mehr Leute bereit wären (oder nicht mehr anders können) als wieder in Plattenbauten oder KLEINERE und billigere Wohnungen zu ziehen. Damit wird sich Angebot und Nachfrage ausgleichen.
Leider muß es aber die kleineren Wohnungen in die du dann umziehen magst zuerst mal geben.
Eine Immo wird nicht mal schnell aus dem Boden gestampft und wieder eingestampft weil die Mieter jetzt kleinere Brötchen backen müssen oder backen wollen.
Was ist der Bestand?
Das was da ist.
Der Markt hat ein krasses Unterangebot an kleinen Wohnungen wie Studenten die auf Wohnungssuche sind bestätigen können.
Gebaut wird aber deswegen trotzdem nicht weil zuerst das alte Angebot vom Markt muß.Investoren investieren nicht in kleine Wohnungen wenn große leerstehen nur weil der Markt das wünscht.Man geht eher her und versucht größere Wohnungen etwa in kleinere zu verwandeln.In den meisten Fällen gelingt das aber nicht aus bautechnischen Gründen und wegen der hohen Kosten der Änderung von Installationen.
>Die Kernfrage lautet v.a.: Wird es höhere Immobilienpreise geben. Vielleicht per Inflation. Das ja. Aber nicht REAL! Die Mieten können m.E. nicht mehr stark steigen. Vielleicht sind noch 5, 10 oder 15% Steigerung drin. Dann dürfte ein Ende erreicht sein da höhere Preise am Markt aufgrund der finanziellen Situation vieler Haushalte (viele können ja jetzt schon ihre Miete nicht mehr zahlen) kaum noch durchsetzbar sind. D.h. zu hohe Mietpreise führen eben nicht zu höheren Mieteinnahmen sondern zum Auszug vieler Mieter die dann in kleinere, billigere, schlechtere Wohnungen wechseln.
Immobilienpreise sind noch nie real gestiegen sondern schon immer per Inflation.
Jetzt muß man aber mal den Immobilienpreis auseinandernehmen.
Die Immo besteht aus Grundstück plus mit dem Grundstück verbundener Bauten.
Was tatsächlich real gestiegen ist sind nur!!!!! die Grundstückspreise
Der Bau selbst ist nur inflationsbedingt gestiegen.
Was bedeutet es aber wenn die Gesamtimmo (mit Grund und Boden ) nur inflationiert steigt?
Logischerweise daß der Bau selbst billiger werden muß und wurde weil das Grundstück real zulegt.
Dieser Prozeß des immer billiger Bauens kommt aber jetzt ans Ende der Fahnenstange.Die meisten Firmen haben dicht gemacht.
Die Folge:Es gibt jetzt die Häuser von der Stange.Sogenannte Fabrikhäuser.
Diese Häuser werden ausgemergelt und haben keinerlei Substanz.
Will man nur drin wohnen erfüllen sie ihren Zweck.Aber sie sind nicht das was man früher unter einer Immo verstand.Keine Wertanlage per se.Dafür ist die Substanz zu schwach und die Lebensdauer und Beleihung ist bei einem Fabrikhaus eben erheblich dürftiger.
>Eine Immobilie ist in der Regel KEIN Spekulationsobjekt sondern eine LANGFRISTIGE Wertanlage z.B. für's Alter. Unter dem Aspekt, daß die Bevölkerung sich aber eben LANGFRISTIG verringern erachte ich eine Anlage in Immobilien derzeit als riskant.
Wertanlage nur bei Massivhäusern die mindestens 150 Jahre überdauern.Nicht bei sog. Fertighäusern.
>P.S.: Und wenn die Zinsen steigen wegen einer Inflation, dann wird die Immobilie andere Anlageformen nicht schlagen. Auch die Aktien würden steigen, auch die Guthabenzinsen würde steigen und auch andere Sachwerte würde im Wert nominal zulegen.
Das ist zu pauschal gesehen.Nicht alles steigt im gleichen Prozentsatz
Viele Leute vergessen bei ihrer Betrachtung daß sie über x Jahre auch Miete eingespart haben und vergleichen nur die Werte.Wo sind denn die Aktien in den vergangenen 10 Jahren gestiegen?
>Fazit: Wenn Immobilien jetzt noch steigen dann ist es nur noch in 1A Lagen oder weil es inflationsbedingt ist. Aber sicher weniger aufgrund einer steigenden Nachfrage. Das ist vorbei. Wir sind auf dem Weg nach unten. Ich rechne eher damit, daß die Ansprüche der Menschen bezüglich der Lage und der Wohnraumgröße und Qualität der Wohnung/des Hauses sinken werden bzw. ich denke sogar, daß sie sinken müssen. Wenn die Menschen immer weniger Geld zur Verfügung haben (was du ja selbst immer sagst) dann werden sie mit Sicherheit auch hier versuchen einzusparen.
Meine Untersuchungen zeigen daß sie eben gerade nicht am Platz sparen.
Sie sparen zwar,aber nicht am Platz.
Sie sparen z.B den Keller ein.
Sie bauen kein Massivhaus sondern eines von der Stange anstatt den umgekehrten richtigen Weg mit klein aber fein zu gehen.
Ein Keller ist nachträglich wegen der Kosten nicht mehr zu machen. Entscheidung ist endgültig.
Anstatt sich tatsächlich zuerst die kleinere Nummer zu leisten und dann mit geschickter vorgesehener Planung zu erweitern werden diese Kardinalfehler gemacht.Es wird immer wieder auf Hollandhäuser verwiesen daß es dort keine Keller gäbe weil die Leute sparen.
Das ist Politikerlatein.
Die Holländer bauen deswegen keine Keller weil sie hohe Grundwasserstände haben und deswegen der Keller so teuer ist.Nicht wegen dem Preis des Kellers selbst.
Rechnet man nämlich die Kosten für allerlei Gerät das unterzubringen ist schmilzt der Kostenanteil des des Kellers erheblich.Oder willst Du dein Fahhrad in das Wohnzimmer stellen oder auf dem Grundstück vergammeln lassen.?
>Viele Grüße
>Sascha
<font color=#FF0000></font><font color=#FF0000></font><font color=#FF0000></font>
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chiron
16.08.2003, 11:10
@ Euklid
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Re: Nochmals zum Thema Inflation/Deflation |
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>Da muß ich einhaken.
>Warum muß der Preis einer Immobilie sinken wenn die Zinsen steigen?
>Das war in der Vergangenheit exakt anders rum.
>Und warum war das so?
>Ein Tipp und morgen die Auflösung.
>Schau dir mal in Ruhe ein Wertgutachten einer Immobilie an.
>Nur soviel:Wie ist das mit der Miete bei steigenden Zinsen?
>Gerade bei euch in der Schweiz müßte Dir das geläufig sein.
>Ich bin gespannt ob Du drauf kommst was ich meine.
>Gruß EUKLID
Hallo Euklid
Diese Herausforderung nehme ich gerne an, obwohl ich kein Spezialist auf diesem Gebiet bin. Nun zur Schweiz: Hier sind die Mietpreise an den Hypothekarzins gebunden. Steigt der Zins steigen die Mieten und vice versa. Dieses Gesetz führt dazu, dass die Mietskasernen wertneutral bleiben, je höher die Kosten desto höher die Mieten. In den letzten Jahren war es natürlich andersrum. Die Preise haben sich, seit dieses Gesetz im Anschluss an die Immo-Spekulation und die darauf folgenden Pleiten verabschiedet wurde, praktisch nicht mehr verändert. Anders sieht es im Eigenheim-Bereich aus. Die Bodenknappheit in Zürich, Zug und den beliebten Ferienorten führte zu massiv höheren Preisen. Gemäss meinen Informationen sind jetzt aber die Verkäufer das erste Mal seit langem wieder leicht in der Ueberzahl. Personen, die aufgrund der Aktien-Euphorie in den 90er Jahren ein teures Haus mit hohem Fremdkapital-Einsatz gekauft hatten, können es jetzt nicht mehr finanzieren. Meistens springen jetzt noch Ausländer ein, vorallem reiche Deutsche sind hier als Nachfrager aufgefallen. Wie gesagt, diese Aussagen sind statistisch nicht bewiesen, vielleicht weisst Du oder andere hier im Forum mehr dazu.
Die Schweiz ist aber noch aus einem anderen Grund etwas"speziell". Durch ein Gesetz lohnt es sich, einen hohen Fremdkapital-Anteil zu haben, da die Schuldzinsen von den Steuern abgezogen werden können. Dies führte dazu, dass das angesparte Pensionskassen-Kapital nicht ausbezahlt, sondern belehnt oder erst gar nicht angezapft wurde. Man stelle sich nun vor, was passiert, wenn die Pensionskassen noch weiter Geld verlieren und dadurch die Deckung für das Fremdkapital der Immos nicht mehr vorhanden ist. Dann Gut Nacht!
Als Fazit: Von steigenden Zinsen dürften die Mietskasernen nur am Rande betroffen sein, auf Grund des hohen Fremdkapital-Anteils gehe ich aber davon aus, dass der Eigenheim-Bereich ins Rutschen kommt.
Gruss Chiron
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Sascha
17.08.2003, 03:36
@ Euklid
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Re: Infla vs. Defla |
--> > Leider muß es aber die kleineren Wohnungen in die du dann umziehen magst > zuerst mal geben.
Im Osten gibt es genügend Plattenbauten! Und in den Innenstädten stehen teilweise Billigwohnungen leer. Momentan will nur noch keiner da rein. Bei Wohnungsnot würde sich das schnell ändern.
> Eine Immo wird nicht mal schnell aus dem Boden gestampft und wieder > eingestampft weil die Mieter jetzt kleinere Brötchen backen müssen oder > backen wollen. > Was ist der Bestand? > Das was da ist. > Der Markt hat ein krasses Unterangebot an kleinen Wohnungen wie Studenten die > auf Wohnungssuche sind bestätigen können.
Das eine Immobilie erst gebaut weren muß ist klar. Aber wenn die Leute unter einen immer größeren Kostendruck kommen dann werden sie irgendwann versuchen überall zu sparen. Statt einer 100 Quadramter Wohnung in guter Lage für 800 Euro wird dann halt eine 50 Quadratmer Wohnung in mittlerer bis guter Lage für 450 Euro genommen. Die Leute schneiden zwar schlechter ab weil sie PRO QUADRATMETER mehr bezahlen. Das ist richtig! Aber absolut gesehen zahlen sie trotzdem 350 Euro weniger. Und auf gar keinen Fall wird die halbe Wohnung am Ende REAL das gleiche kosten. Vorher ziehen viele tatsächlich in Holzhäuser oder sonstwo hin.
> Gebaut wird aber deswegen trotzdem nicht weil zuerst das alte Angebot vom > Markt muß.Investoren investieren nicht in kleine Wohnungen wenn große > leerstehen nur weil der Markt das wünscht.Man geht eher her und versucht > größere Wohnungen etwa in kleinere zu verwandeln.
Richtig. Siehe oben. Wenn die 100 Quadratmer Wohnung in kleinere verwandelt wird... was passiert dann. Statt einer 100 Quadratmer Wohnung bei der man 800 Euro Miete bekommt könnten Investoren die Wohnung splitten und pro Wohnung á 50 Quadratmer dann 450 Euro verlangen. Die Rechnung, daß der Vermieter dann aber statt 800 Euro plötzlich 900 Euro einnimmt stimmt dann auch wieder nicht. Denn durch das Splitten an allen Orten wird das Angebot ja auch wieder größer und das drückt den Preis dann wieder.
Letztendlich ist es so: Steigen die Ansprüche der Menschen an Wohnqualität, Lage der Wohnung/des Hauses, Größe der Wohnung/des Hauses usw. und sind sie bereit dafür auch zu bezahlen und steigt dadurch die Nachfrage dann steigen auch die Preise.
Tun sie es aber nicht und versuchen auf immer kleinere, billigere Wohnungen in schlechteren Gegenden mit schlechterer Wohnqualität umzusteigen weil sie die hohen Preise nicht mehr bezahlen wollen oder aber was viel eher passieren kann schlicht und einfach nicht mehr bezahlen KÃ-NNEN dann sinken die Preise.
Die Preise von Mieten sind nicht ewig erhöhbar"nur" weil Wohnungsnot herrscht. Da gibt es Alternativen. Auswanderung, Holzhaus, Wohngemeinschaften. Bevor ich mich bei der Miete gnadenlos abzocken lassen würde wären sicherlich viele kreativ. Eine Wohngemeinschaft sparrt viel Geld.
Was passiert dadurch. Die Nachfrage sinkt.
Letztendlich sollten sich die Mieten durch Angebot und Nachfrage immer irgendwo einpendeln. Es gibt hier und da mal Schwankungen die nicht gering sind aber in Extremsituationen artet es normal glücklicherweise nicht aus.
> Immobilienpreise sind noch nie real gestiegen sondern schon immer per > Inflation.
> Die Folge:Es gibt jetzt die Häuser von der Stange.Sogenannte > Fabrikhäuser.
Da siehst du doch was die Leute machen. Sie kaufen oder bauen Häuser mit weniger Substanz. Ganz einfach deswegen weil sie sich"richtige" Häuser nicht mehr leisten können und/oder wollen. Für viele kann dies sogar sinnvoll sein. In einer Gesellschaft in der es immer mehr Singles gibt braucht ein Single doch kein Haus welches eine Substanz von 150 bis 200 Jahren hat. Da reichen auch 70 oder 80 Jahre. Denn wenn der Single später stirbt und keine Kinder hat kann er so und so nichts vererben. Die Miete spart er so oder so. Aber er vererbt dem Staat oder irgendwelchen entfernten Verwandten statt einem soliden teuren Haus nur ein Holzhaus. Denn das Steinhaus hätte er so und so nicht mehr"verkonsumieren" können. Das Geld das da drin steckt nimmt er mit in den Tod.
>Das ist zu pauschal gesehen.Nicht alles steigt im gleichen Prozentsatz > Viele Leute vergessen bei ihrer Betrachtung daß sie über x Jahre auch Miete > eingespart haben und vergleichen nur die Werte.Wo sind denn die Aktien in den > vergangenen 10 Jahren gestiegen?
Man kann AKtien und Immobilien als Anlageform nicht so direkt vergleichen. Beides hat Vor- als auch Nachteile. Die Nachteile bei Immobilien sind nicht immer monetär messbar. So ist ein Nachteil u.a. die Wohnortfixierung. In einer Zeit in der man immer flexibler sein soll und auch Ortswechsel beim Beruf in Kauf nehmen muß (und das kommt immer mehr) hast Du Nachteile durch eine Ortsfixierung. Da winkt dir in Nordrhein-Westfalen vielleicht ein gutbezahlter Job und du mußt im Prinzip da bleiben wo du bist und den Job nehmen bei dem du gleich mal 250 bis 350 Euro weniger brutto im Monat verdienst. Du bist nicht so flexibel. Auch ist der Nachteil einer Immobilie als Anlage, daß die Stückelung sehr grob ist. Bei Aktien kann ich bereits Geld anlegen ohne das ich erst mal 50.000 Euro Startkapital brauche damit mir die Bank überhaupt nen Kredit gibt. Und wer hat heute schon 50.000 Euro mal eben so? Wie lange muß man dafür heute arbeiten wenn man einen normalen Job hat bei dem man etwa seine 2.400 Euro brutto verdient???
> Meine Untersuchungen zeigen daß sie eben gerade nicht am Platz sparen. > Sie sparen zwar,aber nicht am Platz.
Kommt noch, kommt noch. Dauert vielleicht nur noch etwas. Es ist die Frage ob sie überhaupt eine Wahl haben werden. Bedenke: Der Wohnraum pro Einwohner ist bei allen Formen des Zusammenlebens (bei dinks, bei Singles, bei Familien mit einem, zwei oder drei Kindern, egal wohin man schaut) lange Zeit stark gestiegen. Das wird nicht ewig so bleiben. No money, no room.
> Sie sparen z.B den Keller ein.
Wenn sie kein Geld mehr haben sparen sie auch Räume und Platz ein. Kannst du mir ruhig glauben. Jemand der kein Geld hat der hat nämlich keine große Wahl. Der kann oft gar nicht anders.
> Sie bauen kein Massivhaus sondern eines von der Stange anstatt den > umgekehrten richtigen Weg mit klein aber fein zu gehen.
Warum sollte ein Single nicht das größere Haus nehmen statt das kleinere? Ob es 80 oder 150 Jahre Substanz hat spielt keine Rolle wenn er gerade 25 ist und diese Entscheidung trifft. Mehr wie 105 Jahre wird er normal eh nicht alt.
Wenn jemand es weiterverebt ist es sinnvoll in die Substanz zu investieren. Dann JA!
> Ein Keller ist nachträglich wegen der Kosten nicht mehr zu machen. > Entscheidung ist endgültig.
Ein Haus zu vergrößern ist auch oft problematisch. Viele Leute die ein Haus bauen denken, daß sie alles gleich planen müssen. Dann wird es aber ziemlich schnell sehr teuer. Und wenn Du klein und fein anfängst und wegen jeder Mini-Erweiterung aufs Bauamt mußt und Genehmigungsgebühren zahlst und sonstwas dann wird das nur umso teurer.
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