--><font size="5">Gold lässt Anleger-Augen glänzen</font>
Notierung des Edelmetalls wieder im Steigflug
Schub durch Charttechnik und schwachen Dollar
von Beatrix Wirth
Berlin - Gold weckt Begehrlichkeiten - nicht nur bei von Schmuck begeisterten Frauen, sondern auch bei Anlegern. In den vergangenen Wochen gehörte das Edelmetall zu den gefragtesten Investments rund um den Globus. Allein in den letzten fünf Tagen stieg der Goldpreis in London um mehr als drei Prozent auf 364,50 Dollar pro Feinunze. Der Gold-Future in New York, Indikator für die künftige Preisentwicklung, erreichte ein Zehn-Wochen-Hoch. Auch Goldminenaktien sind gefragt: Der XAU-Index, der die Papiere von neun Minenunternehmen bündelt, notiert so hoch wie zuletzt vor 14 Monaten.
Gleich mehrere Faktoren haben diese glänzende Performance angestoßen."Der jüngste Anstieg war vor allem technisch bedingt", sagt Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Leiter des Edelmetallhandels bei Dresdner Kleinwort Wasserstein."Bei 362,75 Dollar hat Gold eine wichtige Marke überwunden und damit Anschlusskäufe ausgelöst." Vor allem spekulative Hedgefonds seien in der Erwartung weiter anziehender Preise eingestiegen.
"Schließlich ist nun erst einmal der Weg bis zur nächsten technischen Hürde bei 371 Dollar frei." Daneben stützen fundamentale Faktoren."Eines der Argumente für Gold war der feste Euro", sagt Wrzesniok-Roßbach. Wenn sich der Dollar abschwächt, verbilligt sich das in der US-Währung gehandelte Gold und wird für Investoren attraktiver. Eine Faustformel besagt, dass 25 Prozent des Goldpreises vom Dollarkurs abhängen. Weitere Einflussfaktoren sind - neben dem Angebot - Geldpolitik und Inflationsentwicklung. Und auch hier gab es Rückenwind. So kündigte die US-Notenbank Fed anhaltend niedrige Zinsen an. Zugleich signalisierten neue US-Konjunkturdaten steigende Inflationsraten. Beides macht Gold interessant - gerade im Vergleich zu Anleihen, für die beide Faktoren negativ sind.
Viele Experten gehen davon aus, dass die positive Entwicklung anhält. Martin Siegel, Fondsmanager des PEH Q-Goldmines, erwartet in den nächsten Monaten einen Goldpreis von bis zu 450 Dollar."Es wird mehr und mehr offensichtlich, wie unsolide die globale Finanzpolitik ist", sagt er mit Verweis auf die gigantischen Defizite im US-Haushalt und die Finanzkrise in Japan."Das wird immer mehr Investoren in das krisenfeste Gold treiben." Christoph Eibl, Händler bei der Baden-Württembergischen Bank, prognostiziert einen Goldpreis von 380 Dollar zum Jahresende. Eine anziehende Konjunktur werde die Nachfrage nach Schmuck und damit nach Gold steigen lassen, meint er. Darüber hinaus verweist er auf zwei anhaltende Trends am Goldmarkt. Zum einen ist dies der zurückhaltende Verkauf der Goldreserven durch die Zentralbanken. In deren Tresoren schlummern weltweit rund 32 000 Tonnen Gold; so lange diese nicht auf den Markt kommen, entsteht kein Angebotsdruck, der die Preise verdirbt. Zum anderen stützen die Minengesellschaften selbst die Goldnotierung, indem sie ihre Terminkontrakte auf das Edelmetall auflösen ("De-Hedging").
Solche Terminkontrakte werden abgeschlossen, um sich gegen fallende Preise abzusichern und Kreditgebern Sicherheiten bieten zu können. Steigt der Goldpreis, werden die Kontrakte für die Minengesellschaften jedoch nutzlos bis lästig, denn dann lassen sich am Markt höhere Erlöse erzielen als im Kontrakt festgeschrieben. Rund 2200 Tonnen stecken noch in solchen Kontrakten und werden sukzessive abgebaut, wie Eibl schätzt. Genau dies stimmt Dresdner-Chefhändler Wrzesniok-Roßbach jedoch skeptisch."Fast 20 Prozent der Nachfrage im zweiten Quartal kam von den Minenbetreibern selbst. Das kann langfristig nicht gut gehen." Zudem sei das Investoren-Interesse - spekulative Anleger ausgenommen - rückläufig gewesen. Wrzesniok-Roßbach sagt:"Es gibt zwar erst einmal die Chance auf steigende Preise. In den nächsten Monaten kann Gold aber auch auf 320 Dollar zurückfallen."
Nachhilfe für Neulinge: Investment für starke Nerven
Gold gilt zwar als"sicherer Hafen" für Anleger. Das ist jedoch nicht gleichbedeutend mit einer ruhigen Wertentwicklung. Tatsächlich ist der Goldpreis starken Schwankungen unterworfen, da viele Faktoren und die unterschiedlichsten Marktteilnehmer die Notierung beeinflussen (siehe Grafik). So sorgte auch die Meldung vom Stromausfall in den USA in der Nacht zum Freitag für eine deutliche Kursreaktion - in diesem Fall nach oben. Unter anderem wegen der hohen Schwankungsanfälligkeit eignet sich Gold nur als Beimischung in einem Portfolio. Ein gewisser Anteil des Kapitals kann in physischem Gold - also Münzen oder Barren - angelegt werden. Der größere Teil sollte jedoch in Fonds oder Zertifikaten investiert sein, raten Experten. Diese bündeln Aktien von verschiedenen Goldminenbetreibern und sorgen damit für eine Risikostreuung. Einige Zertifikate bilden auch lediglich den Goldpreis ab. Von einem Investment in einzelne Aktien raten Gold-Profis dringend ab."Das Minengeschäft ist sehr komplex und die Aktien schwanken noch stärker als der Goldpreis - nach oben wie nach unten", betont Edelmetall-Händler Christoph Eibl. Daneben müssen Anleger bei Gold-Investments auch das Währungsrisiko beachten. wi
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