-->Nicht gerade die Spiegel/Friedmann Linie
Offener Brief an die FAZ
Sehr geehrte Damen und Herren,
in Ihrer heutigen Ausgabe vom 9.August 2003 haben Sie im Feuilleton wieder ein Kommentar zum Buch von Ted Honderich veröffentlicht, der den Kommentar von vorgestern nocheinmal überbietet. Es gipfelt in der Aussage:"Wenn Honderich es in diesem Sinne gutheißt, Juden zu töten, erübrigt sich jedes Feilschen um die Zulässigkeit des Antisemitismus-Vorwurfs." Das ist ungeheuerlich und infam, zumal am Grundproblem wiedereinmal völlig vorbeigeschrieben wird.
Die Diskussion um das Buch von Honderich und das Verhalten des Suhrkamp Verlag ist doch nichts anderes, als die Fortsetzung der Diskussion der"Möllemann-Affäre" vom letzten Sommer, als es darum ging, ob man Israel und Israels Verbrechen gegen die Menschlichkeit und das Völkerrecht, kritisieren darf und kann, ohne gleich in den Verdacht zu geraten, ein"Antisemit" zu sein. Schon letztes Jahr sind Moralapostel wie Michel Friedman (Gottseidank gestürzt!) sehr inflationer mit dem Vorwurf des"Antisemitismus"
umgegangen, sodaß es heute schon kaum noch was wert ist. Wenn man gewagt hat die Hypothese auszustellen, daß Sharon und Friedman selbst dem Antisemitismus"Zulauf verschaffen", dann konterte man aus der jüdischen Ecke sofort mit der ungeheuerlichen Anklage, man würde die ewigen stereotypischen Vorwürfe gegen Juden vorbringen, Juden seien am Judenhaß selber schuld. Dagegen kann man sich (in Deutschland) nicht mehr wehren und der Fall Möllemann hat uns gezeigt, wohin das führen kann.
Es geht doch seit Jahren und Jahrzehnten immer wieder um diese Frage, ob man jüdische Verbrechen beim Namen nennen darf oder ob man schweigen soll und sogar muß. Wir drehen uns hier seit Jahrzehnten im Kreis.Die Frage, ob die Kritik solcher Verbrechen gegen das Völkerrecht schon antisemitisch sei bzw. Antisemitismus fördert ist doch ebenso gerechtfertigt, wie umgekehrt, die Farge, ob das Verschweigen dieser Verbrechen den Antisemitismus möglicherweise noch mehr fördert.
Um es ganz klar und deutlich zu sagen: Das palästinensische Kind, welches durch eine 1 Tonne Flugzeugbombe getötet wird, ist nicht besser dran, als das israelische Kind, welches in einem Bus durch eine Bombe getötet wird. Und der palästinensische Selbstmordattentäter ist moralisch nicht anders zu bewerten, als der israelische Pilot, der mit dem Leben davon kommt und in der Regel noch von seinem Ministerpräsidenten einen Orden erhält. Arafat, oder wer auch immer, ist moralisch und politisch nicht verwerfli
cher, wenn er tatsächlich die Attentäter auf die Reise schickt, als Sharon, oder wer auch immer, der die Bomberpiloten auf den Flug befiehlt. Und man sollte auch nicht vergessen, daß in Israel jedes Kind schon in der Grundschule lernt, wie gut es sei,"für sein vaterland zu sterben". Auch das haben die Palästinenser jetzt von den Israelis übernommen.
Wir sind uns alle darüber einig, daß die Selbstmordattentate abscheulich und monströs sind. Wir sollten uns aber auch darüber einig sein, daß Bomben, die auf Wohngebiete abgeworfen werden, ebenso"abscheulich und monströs" sind. Wenn wir uns darüber einig wären, dann würden sich solche Diskussionen erübrigen.
Wenn wir uns über die Selbstverständlichkeit einig wären, daß das moralische Recht der Palästinenser sich gegenm Unrecht, Besatzung, Unterdrückung, Ausbeutung und gezielte Tötungen zu verteidigen, gegenüber dem Recht steht, welches die Israelis für sich in Anspruch nehmen, für ihre vermeintliche Sicherheit Palästinenser zu töten und über Berge von Leichen zu gehen.
Ist denn die Sicherheit von Juden wertvoller als die Lebensqualität der Palästinenser? Wo waren Michel Friedman und Micha Brumlick, als vor Jahren ein israelischer Richter in Beer Sheva geurteilt hat, daß"jüdisches Blut wertvoller sei als arabisches Blut"? Ich habe ihre Stimme nicht gehört. Und überhaupt, geht es hier um Juden oder um Israelis. Die Opfer sind nicht deshalb Opfer, weil sie Juden sind. Es gab übrigens auch palästinensische Opfer solcher Attentate. Die Opfer sind Israelis und sie befinden s
ich in einem Krieg gegen das palästinensische Volk.
Und was soll die absurde und banale Feststellung Ihres Kommentators,"daß man sehr wohl ein in der Wirkung antisemitisches Buch schreiben kann, ohne daß die Motivlage des Autors deshalb schon antisemitisch sein müßte"? In der"New York Times" wird das Buch gelobt, in der FAZ wird es als"Aufforderung zum Judenmord" interpretiert und diffamiert. Ich habe das Buch nicht gelesen, bin mir aber sicher darüber, daß man es nicht gelesen haben muß, um in dieser Diskussion mitzureden, denn es geht ja garnicht um d
as Buch. Es geht um die Kernfrage: Darf man Israel kritisieren. Uri Avnery und manch andere israelische Autoren, der Israel mit nicht weniger kritischen Worten kritisiert, wird eben als Nestbeschmutzer verleumdet, da man ihm nicht nachsagen kann, daß er ein Antisemit sei. Es geht aber um dieselben Vorwürfe.
Von vielen sachkundigen und ernstzunehmenden Kritiker wird festgestellt, daß das Buch von Honderich"kein Dokument des Hasses" ist, sondern der Versuch den Terrorismus zu verstehen. Das Buch ist weniger spektakulär geschrieben, als seine Thesen vermuten lassen. Es geht um die Wurzeln und Folgen des Terrorismus und es wäre ratsam für uns alle, wenn man auch in Deutschland endlich anfangen würde darüber nachzudenken. Der palästinensische Terrorismus hat seine Gründe und Wurzeln in der schon seit fast 40 Jah
ren andauernden Besatzung des palästinensischen Landes und Unterdrückung seiner Bevölkerung. Es hat seine Gründe in der aussichtslosen und hoffnungslosen Situation der Bevölkerung, die im Großen und Ganzen auch nichts mehr und nichts weniger haben will, als die Lebenschance zu bekommen, die jeder von uns wie selbstverständlich für sich in Anspruch nimmt. Für palästinensische Kinder ist es seit 40 Jahren nicht selbstverständlich.Dieser"Terrorismus", den die Palästinenser"Widerstand" (Intifada) nennen, is
t nicht vom Himmel gefallen auf die ach so unschuldigen Israelis, sondern wurde von ihnen geradezu gepflegt und gezüchtet. Es ist deshalb unlauter und unehrlich, ja geradezu verlogen und heuchlerisch, wenn man über diesen Terrorismus spricht und ihn verurteilt und über den anderen Terrorismus, den israelischen Staatsterrorismus, verschweigt und die tagtägliche Bedrohung der Palästinenser ignoriert. Allein die Zahl der an den unsäglichen Straßensperren zu Tode gekommen zivilen Palästinenser, Kinder, schwan
gere Frauen und Greise, ist schon fast so groß, wie die Zahl der durch Bombenattentate getöteten Juden.
Darüber muß endlich gesprochen werden. Darüber muß endlich berichtet werden. Wir dürfen nicht zulassen, daß Politiker und Journalisten sich wie die drei asiatischen Affen verhalten. Übrigens ein Vorwurf, das ich der FAZ nicht machen kann und will, daß ausgerechnet in dieser Zeitung die Berichterstattung über Israel sehr fair und erhlich ist. Die Kommentare lassen allerdings viel zu wünschen übrig.
Und last not least: Der Skandal? Der Skandal liegt für mich einzig und allein in der Tatsache, daß der Jude Micha Brumlick, der als Direktor des Frankfurter Fritz Bauer Institus, mehr als jeder andere wissen müsste, was Faschismus bedeutet, eine der zentralen Übel des Faschismus sich zu eigen macht, nämlich, kritische Bücher zu verbieten. Wie lang oder wie kurz ist da der Weg zur Verbrennung von unangenehmen und zu kritischen Büchern? Statt das Thema von Honderich zu diskutieren und die Thesen zu widerleg
en, wenn Brumlick sie widerlegen kann, fordert er ein Verbot. Dabei dachten wir alle, daß wir diese Zeiten, wo man Bücher verboten und verbrannt hat oder in Archiven und Kellern für immer verschlossen hat, vorbei sind.
Das ist der eigentliche Skandal und ich vermisse in der FAZ die kritische Stellungnahme dazu. Staat den Suhrkamp Verlag zu schützen, wurde Micha Brumlick noch gelobt.
Wer weiter liest findet das Buch im PDF Format zum online lesen. Ich habe keine Ahnung wie das mit dem copyright ist deshalb link bitte selbst suchen.
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-->Bravo, herzlichen Glückwunsch zu deinem Brief an die FAZ.
Wobei mir, ganz ehrlich deine"ja aber" Argumentation, die oft angewendet wird, wenn man der befürchteten Antisemitismus - Bratpfanne aus dem Weg gehen will, etwas stört.
Hier ein anderes Beispiel für Iraelkritik.
Ich kann mich nicht erinnern, dass diese Buch so hohe Wellen geschlagen hat.
Was ist also in unserer Medienlandschaft in Deutschland geschehen, dass eine Schrift mit iraelkritischen Äußerungen auf einmal wie ein Tabubruch eingeschätzt wird?
Wer hat in den wichtigsten Informationskanälen die Macht und den Einfluß die Richtung zu bestimmen?
Im Böhlau-Verlag, Köln, erschien <h>1994 das Buch"Frieden ohne Gerechtigkeit"<h> von Ludwig Watzal. Dieses Buch wurde in der"Frankfurter Allgemeine Zeitung" besprochen. In der Buchbesprechung wird daraufhingewiesen, daß Watzal"Israel, als ein einziges KZ mit Nebenlagern" darstelle:
"Israel wurde, vor allem in Deutschland, aber auch in Amerika, jahrzehntelang bewundert, galt als gerecht, als ein Land und Volk, das sich stets nur verteidigen mußte. Die 'Gegenpositionen', die Watzal artikuliert, weisen auf eine neues Denken hin.
Einer der Schwerpunkte seines Buches ist
das israelische Verhalten in den besetzten Gebieten,
die Beschlagnahme von Böden,
systematische Vertreibung der Einheimischen,
Veränderung der demogra-phischen Struktur,
die 'Judaisierung' stehen im klaren Widerspruch zu den Normen des Völkerrechts.
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Bei exzessiver Auslegung einer Sicherheitsbedürfnisse scheut Israel vor Methoden nicht zurück, die jeder moralischen Empfindung Hohn sprechen.
Kollektive Bestrafung,
oft auch Anwendung von Sippenhaft,
wobei Angehörige von Inhaftierten, Kindern und Frauen, gefoltert und gedemütigt werden, um die Inhaftierten zu brechen, sind zur Gewohnheit geworden.
Es gibt auch einen 'legalisierten Sadismus'.
Israel hat das stets geleugnet. Dann ging man dazu über, dergleichen als Entgleisung Einzelner hinzustellen.
Die jüngsten Abmachungen mit der PLO wertet Watzal nicht als Schritte zur Versöhnung. Er betrachtet diese Abkommen als gefährlich, weil sie eine verbrämte Fortsetzung der Besatzungs-politik ermöglichen...
Es heißt bei Watzal, daß es Rabin gelungen sei, Amerika zum Komplizen und Stillen Teilhaber der völkerrechtswidrigen israelischen Politik zu machen...
Watzals Anklagen gegen israelische Vertreibung, Folterung, Mißachtung der Menschenrechte, zynische Interpretation des Völkerrechts und Heuchelei ist allzu berechtigt...
Die Dokumente sprechen eine eindeutige Sprache. <h>Andererseits sind die Darstellung Israels als eines einzigen KZs mit Nebenlagern - auch mittels einer der vielen Landkarten<h>... der Sache, für die Watzal ficht, abträglich.
Nachum Orland
Diese ekelhafte Selbstdemütigung, die in Deutschland besonders als ständige Gehirnwäsche für die Jugend praktiziert wird, ist die eigentliche Gefahr.
Jeder der des öfteren im Ausland ist und einmal ein wenig an der Oberfläche kratzt, der merkst bald, wie andere davon angeekelt sind.
Wie hat ein bekannter englischer Staatsmann gesgt:
Die Deutschen hast du entweder am Hals oder an den Füßen.
Man könnte fast glauben, dass diese ständigen Provokationen gerade erst den Judenhass schüren sollen, um diesen zum Ausbruch zu bringen und dann hinterher zu sagen:" Seht ihr, wir haben ja immer schon gesagt".
Beim Militär kennt man solche Vorgehnsweisen und die Amerikaner mit ihren imperialen Kriegen haben es schon x-mal vorgemacht - den ins Auge gefaßten Gegner solange zu reizen und zu beleidigen, ihn Stück um Stück seiner Würde und Kultur zu berauben, bis dieser die Nerven verliert und eine Tat begeht, die man als Angriff auf Frieden, Freiheit, Demokratie, bla, bla, bla...auslegen kann und dann schlägt man erbarmungslos zu.
Trotzdem, weiter so.
prinz_eisenherz
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