Sascha
26.08.2003, 02:25 |
Einzelhandel drängt auf längere Ã-ffnungszeiten (Handelsblatt, 25.08.03) Thread gesperrt |
-->Einzelhandel drängt auf längere Ã-ffnungszeiten
<font size=5>Umsatzplus an langen Samstagen weckt neue Begehrlichkeiten</font>
HANDELSBLATT, 25.8.2003
cs DÜSSELDORF. <font color="#FF0000">Nach dem Erfolg der verlängerten Ladenöffnungszeiten am Samstag starten immer mehr Händler einen neuen Versuch, das deutsche Ladenschlussgesetz ganz oder zumindest weitgehend abzuschaffen</font>. „Die Unternehmen sollten selbst entscheiden können, wann und wie lange sie ihre Geschäfte geöffnet haben“, fordert Metro-Chef Hans-Joachim Körber. Auch der Rewe-Vorstandsvorsitzende Hans Reischl ist dafür, dass die gesetzlichen Regelungen wenigstens an allen Werktagen aufgehoben werden.
Der Einzelhandel profitiert eindeutig davon, dass die Geschäfte seit Juni samstags nicht mehr um 16 Uhr schließen müssen, sondern bis 20 Uhr öffnen können. Das bestätigt eine dem Handelsblatt vorliegende Repräsentativumfrage des Marktforschungsinstituts Forsa und Deutschlands größter Mediaagentur HMS & Carat unter 1 012 Einzelhandelskunden. Danach sagte Mitte Juli jeder zehnte Kunde, er habe an den langen Samstagen „außer der Reihe“ eingekauft.
<font color="#FF0000">Die Befürchtung, dass sich die Umsätze lediglich von den übrigen Werktagen auf den Samstag verlagern, widerlegt auch eine Firmenbefragung des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE). „Wer seine Ã-ffnungszeiten verlängert hat, konnte seinen Gesamtumsatz tatsächlich erhöhen“</font>, resümiert HDE-Chefvolkswirt Robert Weitz das Ergebnis der Studie, die der Verband Ende September der Ã-ffentlichkeit vorstellen will.
Auf einen Erfolg der verlängerten Samstags-Ã-ffnungen deuten bereits die Zahlen hin, die große Handelshäuser unlängst für das zweite Quartal 2003 vorgelegt haben. Der Hagener Douglas-Konzern etwa verbuchte an den ersten verlängerten Samstagen im Juni bei Parfum, Süßwaren und Büchern ein Umsatzplus von 10 bis 15 %. Das börsennotierte Modekaufhaus Ludwig Beck spricht sogar von einem Anstieg der Erlöse um 30 %. Auch Metro und Karstadt-Quelle berichten von Zuwächsen an den langen Samstagen. Spürbare Umsatzrückgänge an den übrigen Wochentagen hingegen haben die Konzerne bislang nicht beobachtet.
Obwohl die starren Regelungen des 1956 beschlossenen Ladenschlussgesetzes bereits erheblich aufgeweicht worden sind (siehe Kasten), geht die bisherige Liberalisierung vielen Händlern nicht weit genug. Trotz der effektiven Umsatzzuwächse in den Innenstädten dürfe die Debatte mit den verlängerten Ã-ffnungszeiten am Samstag nicht beendet sein, forderte Kaufhof-Vorstandschef Lovro Mandac. „<font color="#FF0000">Am Bahnhof in Leipzig sind Geschäfte 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche offen, und wir müssen ein paar Meter weiter die Türen um 20 Uhr zumachen</font>“, kritisierte er. Dies sei wettbewerbsverzerrend. Befürworter einer weiteren Liberalisierung weisen zudem darauf hin, dass die deutschen Läden selbst nach der jüngsten Ausweitung der Geschäftszeiten im europäischen Vergleich nach wie vor mit am kürzesten geöffnet sind (siehe Grafik).
Am 4. November wird das Bundesverfassungsgericht eine Klage des Kaufhofs gegen das Ladenschlussgesetz verhandeln. „Falls die Richter eine Überprüfung des Gesetzes anordnen, ist schon bald mit dessen Totalaufhebung zu rechnen“, hofft der Hauptgeschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels, Johann D. Hellwege.
<font color="#FF0000">In diesem Fall könnte der Einzelhandel dann auch an Sonntagen öffnen </font>- wogegen die Kirchen allerdings Sturm laufen würden. „Beim Sonntag sind wir entschlossen, mit aller Kraft gegen eine generelle Ã-ffnung zu kämpfen“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bischofskonferenz. Die evangelische Kirche sieht das genauso. Dennoch hält Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) einen Kompromiss für möglich. Er empfiehlt, Deutschland solle dem Beispiel vieler Städte in den USA folgen. Dort blieben die Geschäfte am Sonntagvormittag während des Kirchgangs bis 12 Uhr geschlossen, danach könne man shoppen. Allerdings meint auch HDE-Präsident Hermann Franzen, dass Sonn- und Feiertage auch künftig nur ausnahmsweise zu Verkaufstagen werden sollten.
Trotz des Drucks der Konzernbosse sagte ein Sprecher von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD): „Bei uns gibt es derzeit keine konkreten Planungen, die Ã-ffnungszeiten der Geschäfte auszuweiten.“ Langfristig sei aber alles möglich. Clement hatte schon im Zuge des verlängerten Samstags eine weiter reichende Freigabe der Ã-ffnungszeiten gefordert, war damit aber an Widerständen auch aus den eigenen Reihen gescheitert.
<font color="#FF0000">Offenbar scheut Clement den Konflikt mit der mächtigen Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die sich gegen eine weitere Ausweitung der Shopping-Zeiten stemmt</font>. Zwar seien durch die verlängerten Samstagsöffnungen einige geringfügig Beschäftigte mehr eingestellt worden, sagte Bundesfachgruppenleiter Ulrich Dalibor, nachhaltige Umsatzsteigerungen aber würden längere Ã-ffnungszeiten nicht bringen. SEITEN 7 und 10
[b] Eigener Kommentar: Ich frage mich was das bringen soll mit den längeren Ã-ffnungszeiten. Teile des Handels haben höhere Umsätze durch das verlängerte Samstagsgeschäft. Wenn man das unter dem Hintergrund betrachtet, daß der gesamte(!) Handel keine Umsatzsteigerungen hatte (alleine schon wegen der schlechten Konjunkturentwicklung nicht) kann man schon erkennen was das heißt. Die großen, fetten Handelsketten werden noch dicker und die kleinen Läden macht man schließlich ganz kaputt. Wo früher noch ein Tante Emma Laden war und die Atmosphäre noch ruhig, locker, persönlich und freundlich war muß man heute auf die grüne Wiese fahren, sich in zehn Meter Schlangen stellen, teilweise noch in Parkhäuser fahren, sieht überall hektische, gestresste Leute die entweder an der Kasse entnervt warten oder Kassiererinnen die auch genervt sind weil die Schlange nicht kürzer wird. Da frage ich mich manchmal was denn besser ist? Ganz so leicht zu beantworten ist die Frage nicht. Für alte Leute dürfte es ziemlich sch.... sein wenn sie kein Auto haben oder nicht mehr fahren können und es den nächsten Riesenladen in 5 km Entfernung gibt.
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fridolin
26.08.2003, 09:07
@ Sascha
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Zurück in die gute alte Zeit... |
-->> Eigener Kommentar: Ich frage mich was das bringen soll mit den längeren Ã-ffnungszeiten. Teile des Handels haben höhere Umsätze durch das verlängerte Samstagsgeschäft. Wenn man das unter dem Hintergrund betrachtet, daß der gesamte(!) Handel keine Umsatzsteigerungen hatte (alleine schon wegen der schlechten Konjunkturentwicklung nicht) kann man schon erkennen was das heißt. Die großen, fetten Handelsketten werden noch dicker und die kleinen Läden macht man schließlich ganz kaputt. Wo früher noch ein Tante Emma Laden war und die Atmosphäre noch ruhig, locker, persönlich und freundlich war muß man heute auf die grüne Wiese fahren, sich in zehn Meter Schlangen stellen, teilweise noch in Parkhäuser fahren, sieht überall hektische, gestresste Leute die entweder an der Kasse entnervt warten oder Kassiererinnen die auch genervt sind weil die Schlange nicht kürzer wird. Da frage ich mich manchmal was denn besser ist? Ganz so leicht zu beantworten ist die Frage nicht. Für alte Leute dürfte es ziemlich sch.... sein wenn sie kein Auto haben oder nicht mehr fahren können und es den nächsten Riesenladen in 5 km Entfernung gibt.
Ja, ja, die gute alte Zeit, wo die Läden noch um 18:30 schließen mußten und dies meist schon um 18:00 taten... man hatte als Berufstätiger bis 17:00 zu arbeiten und durfte dann hopplahopp in einer knappen Stunde seine Besorgungen im Laufschritt zusammenraffen. Und am Samstag waren die Kaufhäuser gerammelt voll, so daß kaum mehr ein Durchkommen war. Alles wunderschön auf die fünfziger Jahre ausgelegt, wo der Mann draußen im"feindlichen Leben" das Geld verdiente und die Hausfrau am Herd stand und viel Zeit zum Einkaufen tagsüber hatte - einschließlich Dorfklatsch im Tante-Emma-Laden. Es lebe die"gute alte Zeit"! Ach wenn es doch immer so bliebe, ach wenn es doch immer so blieb'... ;-)
Um's wieder einmal zu sagen: Niemand ist gezwungen, den Laden offenzuhalten. Gerade die kleineren Geschäfte könnten sich flexibel auf die Zeiten des tatsächlichen Bedarfs einstellen (das haben sie früher übrigens auch getan, wenn auch ohne Erlaubnis). Wenn Du Dir die USA anschaust, wo weitgehend Freizügigkeit in dieser Sache besteht, wirst Du auch den Effekt feststellen, daß die billigeren Läden keinesfalls rund um die Uhr aufhaben, sondern nur zu den umsatzstärksten Zeiten. Diese richtigen sich allerdings an den tatsächlichen Bedürfnissen der Konsumenten aus (z.B. ist von 18-21 Uhr meist Hochbetrieb) und nicht an dem, was Beamte am grünen Tisch so für richtig halten.
Gruß
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CRASH_GURU
26.08.2003, 15:52
@ Sascha
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Re: Einzelhandel drängt auf längere Ã-ffnungszeiten (Handelsblatt, 25.08.03) |
-->>[b] Eigener Kommentar: Ich frage mich was das bringen soll mit den längeren Ã-ffnungszeiten...
...und ich frage mich wielange es noch dauern wird bis auch in D wieder jeder arbeiten kann wie und wann er Lust hat.
gruss
cg
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Sascha
27.08.2003, 02:38
@ CRASH_GURU
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Re: Einzelhandel drängt auf längere Ã-ffnungszeiten (Handelsblatt, 25.08.03) |
--> >...und ich frage mich wielange es noch dauern wird bis auch in D wieder > jeder arbeiten kann wie und wann er Lust hat.
Naja das ist eine andere Sichtweise. Sicherlich blockiert das Ladenschlußgesetz einige Unternehmer die vielleicht gerne auch gerne von Dienstag auf Mittwoch in der Nacht um 02.15 Uhr ihren Laden gerne öffnen würden.
Aber im Prinzip handelt es sich beim Ladenschlußgesetz um ein Schutzgesetz für Arbeitnehmer.
Die Abschaffung würde im Endeffekt dazu führen, daß fünfmal soviele Leute mehr oder weniger gezwungen wären an Tagen zu arbeiten an denen sie das nicht wollen während die paar anderen vielleicht tatsächlich gerne und mit Freude auch Samstag nachts arbeiten würden. Es gäbe mehr Verlierer als Gewinner bei den Arbeitnehmern.
Der Kunde wäre vielleicht auch ein Gewinner. Aber ich denke die Ladenöffnungszeiten reichen wirklich aus. Die Läden haben von Montag bis Samstag teilweise von 8 bis 20 Uhr auf.
Ich hoffe nur, daß wir uns dem amerikanischen Modell nicht anschließen und weiterhin Arbeitnehmerschutzgesetze abbauen nur wegen Wachstums, Wohlstands und Geld, Money, Kohle, Moneten, Profit. Denn die Verschärften Zumutbarkeitsregeln und die Änderung der Bedürftigkeitgrenzen bei der Arbeitslosenhilfe sowie die Lockerung des Kündigungsschutzes reichen langsam echt mal aus.
Wir brauchen kein Hire & Fire. Wir brauchen keinen Rambo-Kapitalismus bei dem Unternehmer ALLE Freiheiten genießen die auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen werden (kein Kündigungsschutz mehr --> ermöglicht das Ausüben von extremem Druck auf die Arbeitnehmer, Forderung totaler Flexibilität, Zahlung von 3 Euro Stundenlohn & Co.)
Viele Grüße
Sascha
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