-->Gore Vidal: Bocksgesang. Antworten auf Fragen vor und nach dem 11. September. Aus dem Amerikanischen von Bernhard Jendricke und Rita Seuß. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2003, 121 Seiten, 13 €.
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Der Junta auf die Schliche kommen
Inmitten von Kommerz und Medienmonopolismus bastelt er an einer Kultur gesunden Misstrauens: Die Welt, wie Gore Vidal sie sieht
Von Hilal Sezgin
Gore Vidals politische Essays lesen heißt, einem missionarisch beflügelten Aufklärer in eine Welt zu folgen, die von Militärs, Geheimdiensten und multinationalen Konzernen an der ganz kurzen Leine gehalten wird. In der die parlamentarische Demokratie nur der Deckmantel ist für einen großen Betrug an den kleinen Leuten. In der der vernünftige Bürger den Berichten in Fernsehen, Presse, Radio nie gänzlich trauen sollte, weil er nicht wissen kann, wer für welche Nachricht wie viel Schmier- oder Schweigegeld bezahlt hat. Kurzum: in eine Welt, die der deutsche Leser eher aus Hollywood-Filmen kennt; aber während er noch hofft, dass Julia Roberts die geheime Akte wiederfindet und dabei von Denzel Washington Rückendeckung erhält, ertönt Gore Vidals Stimme aus dem Off: Hoffen zwecklos, Schätzchen, denn dummerweise ist das hier nicht Hollywood, sondern die Welt, in der wir leben.
Vidals letzter Aufsatzband Ewiger Krieg für ewigen Frieden räumte gnadenlos mit der staatsbürgerlichen Illusion auf, der amerikanische Präsident - ob er nun Bush, Clinton oder jetzt wieder Bush heiße - handele im Auftrag und im Interesse des Volkes, das ihn gewählt hat; dieser Illusionenzerstörer wurde den Buchhändlern geradezu aus den Händen gerissen. Ein Jahr später hat die Europäische Verlagsanstalt nun mit Bocksgesang noch einmal nachgelegt. Der Untertitel"Antworten auf Fragen vor und nach dem 11. September" ist allerdings ernster zu nehmen, als man auf den ersten Blick versucht ist: Es sind sogar vor allem Fragen aus der Zeit vor dem 11. September, denen Vidal hier auf wiederum beeindruckend gnadenlose Weise nachgeht - in Essays, die er in den neunziger Jahren in Zeitschriften und Zeitungen wie The Nation, Vanity Fair und Newsweek veröffentlicht hat. Nur der erste, längere Text ist den Anschlägen vom 11. September und dem"Krieg gegen Terror" gewidmet.
Zur Sprachregelung sei gleich vorneweg gesagt: Für Vidal handelt es sich bei den USA um ein"Imperium" - expansionsbeflissen, kriegslüstern, raffgierig, in vielerlei Zügen dem Römischen Reich nicht unähnlich. Das Problem:"Wir stehen jenseits des Gesetzes, was für ein Imperium nicht ungewöhnlich ist; leider stehen wir auch jenseits des gesunden Menschenverstandes." Die momentane Regierung dieses Imperiums nennt Vidal nicht Regierung, sondern"Cheney-und-Bush-Junta", kurz:"die Junta", die mit einem Verfahren der Stimmzettelverschleppung 1999 an die Macht befördert wurde. Keine große Überraschung, denn:"Amerikanische Politik ist im Grunde eine Familienangelegenheit, wie meist in Oligarchien." Oberstes Anliegen dieser Junta ist es daher auch, die Interessen der Ã-l- und der Rüstungsindustrie zu wahren, die sie an die Macht gebracht haben.
So weit, so gut. Es liegt auf der Hand, ja es hat sich bereits bis nach Europa herumgesprochen, dass Ã-lfirmen ein vitales Interesse daran haben, dass die durch Afghanistan führenden Pipelines in möglichst unbeschädigtem Zustand ihrer Funktion nachkommen können. Die diesbezüglichen Verhandlungen mit den Taliban liefen recht gut, meint Vidal, aber so richtig zuverlässig waren diese Leute nie. Als im Jahre 1999 immer stärkere Zweifel an ihrer Kooperationsbereitschaft aufkamen, wurden im Weißen Haus die ersten Pläne zu einem Militärschlag geschmiedet.
Der 11. September kam da eigentlich nur zufällig dazwischen - aber was eine echte Junta ist, die weiß auch den Zufall zu nutzen. Von den geplanten Attentaten, meint Vidal, habe die Regierung bereits Monate zuvor wenn nicht Genaueres gewusst, so doch zumindest eine grobe Ahnung gehabt. Warnungen seien von Mubarak, vom Mossad, ja sogar aus den Reihen des FBI gekommen. Doch man habe sich zum Stillhalten entschieden - bis in die letzten Stunden und Minuten, als auf das routinemäßige Losschicken von Abfangjägern verzichtet worden sei. Sogar bis in die Monate danach, als Bush den Kongress mit Erfolg daran gehindert habe, den Gründen des vermeintlichen Nichtsahnens und Versagens so vieler hochrangiger Militär- und Regierungsbeamter nachzuforschen. Um einen vorzeigbaren Grund für die längst geplante Invasion in Afghanistan zu haben, hat man ein"Turmopfer" gebracht - wie es im deutschsprachigen Raum der Journalist Mathias Bröckers in seinem Buch Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9. (Verlag Zweitausendeins) nannte.
Wie Bröckers und vermutlich jeder zeitgemäße Verschwörungstheoretiker konzentriert sich auch Vidal eher darauf, Rätsel und Lücken in der offiziellen Version des Geschehenen aufzudecken; eine kohärente eigene Rekonstruktion vorzunehmen ist seine Sache nicht. So kann es zum Beispiel kommen, dass er den ehemaligen Dozenten einer Militärakademie mit seinem sofort einleuchtenden Zweifel zitiert:"Ein Pilot, der, wie man uns glauben machen will, ineiner kleinen Flugschulefür Klapperkisten … ausgebildet wurde, dreht eine perfekt ausgeführte Abwärtsspirale, wobei er sich aus 7000 Fuß Höhe in zweieinhalb Minuten dem Pentagon nähert … und steuert millimetergenau mit 750 km/h in die Flanke des Gebäudes." Wenige Seiten danach räsoniert Vidal ungerührt über die Zeit"vor fünf oder sechs Jahren, (als man) damit begann, an US-amerikanischen Flugschulen,Schläfer' zu platzieren". Was glaubt der Autor selbst denn nun - wurden die Attentäter an der erwähnten"Flugschule für Klapperkisten" in Florida ausgebildet, ja oder nein?
Andererseits kann die Verantwortung für eine letztgültige Rekonstruktion nicht bei dem Regimekritiker liegen, der ja ohnehin beklagt, dass ihm relevante Daten von Regierung, Geheimdiensten und Medien vorenthalten würden; zu Recht konzentriert sich Vidal darauf, den Machthabern ihre Ungereimtheiten vorzuhalten. Und zu Recht nimmt er das Genre seiner Kritik in Schutz:"Offenbar ist heute,Verschwörungszeugs' die Kurzformel für,unaussprechliche Wahrheit'." Die Wahrheit, die Vidal hier präsentiert, ist das Bild einer Lüge, der der getäuschte Bürger kaum auf die Schliche kommen kann.
Allerdings, Vidals aufklärerisches Ansinnen in allen Ehren, man muss doch anmerken: Fragen und Fakten, trockenes Geschichtsgut und allerliebste polemische Spitzen präsentieren sich in seinen Essays in einem bisweilen bestürzenden Durcheinander. Wer so viele Jahrzehnte lang mit Argusaugen die Politik der eigenen Regierung sowie die Berichterstattung über diese Regierung verfolgt, der findet eine Merkwürdigkeit nach der anderen. Im Dienste der Wahrheit sammelt er sie akribisch. Und wenn er sich dann nicht die Mühe macht, seine Sammlung noch mal durchzusortieren - dann kann es schwierig werden für den Leser. Hier beruft sich Vidal auf den Veteranen XY, dort auf Präsidentenberater Z. Schließlich fallen ihm noch eine Meldung aus der Indian Times sowie ein eigener Text in die Hände, den er dereinst zu einem verwandten Thema verfasst hat; auch daraus lässt sich schön zitieren …
Solange die Medien mitspielen, lässt sich"mit Lügen gut regieren", zeigt Vidal an den drei großen Mythen des amerikanischen Jahrhunderts, also dem Angriff auf Pearl Harbor, dem Abwurf der Atombombe auf Nagasaki und dem Wettrennen des Kalten Krieges, der der amerikanischen Rüstungsindustrie nur zu gelegen kam. Das Ende des Kalten Krieges dagegen, meint Vidal, muss für die heimlichen Herrscher der USA ein Schock gewesen sein: Woher jetzt ein neuer Feind, der Produktion und Verkauf von Waffen rechtfertigt? Was für ein Glück, dass die Europäer so gerne die Arme weit nach Osten hin öffnen:"Eine erweiterte Nato ist für unsere Rüstungsindustrie … wie eine Lizenz zum Gelddrucken."
Ach, diese Amerikaner, sie werden vom großen schmutzigen Geld regiert, und viele ahnen es gar nicht! Solange der friedliche, weite Atlantische Ozean zwischen dieser Junta und unseren wohlgeordneten Verhältnissen liegt, lässt sich das Ganze von Deutschland aus noch recht genüsslich lesen. Dabei könnte auch uns ein kleines Set staatsbürgerlicher Testfragen schnell an die Grenzen unserer scheinbaren Informiertheit und einer Verschwörungstheorie näher bringen. Man krame nur einmal in dem Kasten ungelöster bundesdeutscher Rätsel aus dem vergangenen Jahrzehnt: Wie sind eigentlich damals die Ermittlungen ausgegangen im Falle der so arg überforderten Feuerwehr von Rostock-Lichtenhagen? Welches Licht hat die Staatsanwaltschaft zwischenzeitlich ins Dunkel des Todes von Wolfgang Grams gebracht? Wie viele Millionen, Milliarden, wer weiß es?, verdienen deutsche Rüstungsunternehmen pro Jahr mit ganz legalen Geschäften; und wie viele Frauen wurden nicht nur von anderen, sondern am Ende auch von deutschen Soldaten in Nato-Bordelle des ehemaligen Jugoslawien verschleppt?
In den USA, das ist diesem Kernbereich des Imperiums doch eigentlich zugute zu halten, gehören verschwundene Akten, Fälschungen der Geheimdienste, folternde Staatsbeamte und durchgeknallte Militärs zur Standardbesetzung von Hollywood-Filmen. Trotz Lug und Trug, mitten in Kommerz und Medienmonopolismus hat man sich jenseits des Atlantiks also immerhin eine Kultur gesunden Misstrauens erschaffen. In unseren Sonntagabendkrimis hingegen meint es jeder Polizist - auch wenn er ab und zu ein bisschen grob wird - im Grunde immer nur gut.
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winkääää
stocksorcerer
<ul> ~ http://fr-aktuell.de/ressorts/kultur_und_medien/das_politische_buch/?cnt=168500</ul>
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-->He returned to novel writing in 1964 with Julian which purports to be autobiographical memoirs of emperor Julian. He continued with a trilogy of novels about the affairs of state with Washington, DC, (1967), Burr, (1973), and 1876, (1976). From the 1970s historical fiction was his dominant theme. His own memoirs were published as Palimpsest, (1995), and was shaped around his boyhood love, Jimmie Trimble, who was killed at Iwo Jima.
[Der war doch Skull & Bones - oder?]
His most famous novel is Myra Breckinridge, (1968), which is an outrageous account of a transexual. A film adaptation was made in 1970, directed by John
Houston who also starred with Rex Reed, Raquel Welch, Mae West, Tom Selleck, and Roger Herren.
For most of his life he was reticent about his personal life. Although he showed disdain for those who paraded their homosexuality, he also mocked those who
sought to legislate for morality. He rejected the terms 'homosexual' and 'heterosexual' as meaningless as categories of people. He disliked the usage of the word 'gay', and insisted that 'homosexual' is an adjective, not a noun.
[Perspektivagent des Vatikans? Warum wurde denn der"gay priest" erwürgt?]
Men who have sex with men are 'homosexualists', but most of us are bisexual. He had affairs with both men and women, although his many quick tricks were men for whom he was happy to pay to avoid involvement. Howard Austen became his loyal companion in the 1940s, and they began living together in a non-sexual relationship in 1950.
[Das gab's doch ne Verbindung zum alten Forbes, Whirlpool auf dem Dach, aber der Sohn ist irgendwie Republikaner, und GV kandidierte auf der Demokraten-Liste?]
Sollte man sich nicht doch besser operieren lassen?
Gruß!
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