Wal Buchenberg
31.08.2003, 11:08 |
Rente mit 67 - oder was? Thread gesperrt |
-->Rente mit 67 oder was?
Im Arbeitsmarktbericht der Bundesanstalt der Arbeit für das Jahr 2000 heißt es:"Die Arbeitslosigkeit in Deutschland konzentrierte sich auch im Jahre 2000 stark auf Personen mit vermittlungserschwerenden Merkmalen. So waren im September 67% der Arbeitslosen älter als 50 Jahre, ohne eine Ausbildung oder gesundheitlich beeinträchtigt bzw. wiesen mehrere dieser Merkmale auf."
Ein Alter über 50 gilt längst als Merkmal, das die Arbeitsvermittlung"erschwert". Wer über 50 ist, gehört in unser kapitalistischen Arbeitswelt zum"alten Eisen".
Was sollen also die Vorschläge, das Renteneintrittsalter von 65 auf 67 zu erhöhen, wenn schon heute die Masse der LohnarbeiterInnen weit vor dem 65 Lebensjahr vom Kapital aus dem Arbeitsleben aussortiert wird?
Per Rentengesetz findet niemand über 50 neue Arbeit.
Das Renteneintrittsalter 67 ist nur ein finanzpolitischer Trick: Die paar, die länger arbeiten können, zahlen länger in die Rentenkassen ein. Für die große Masse der Rentner bringt die Verschiebung des Renteneintrittsalters eine weitere deutliche Senkung ihrer Rente, weil sie dann weniger Jahre als gesetzlich vorgeschrieben eingezahlt haben und vorgezogene Rente beantragen müssen. Für jedes Jahr, das man vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter in Rente geht, wird man heute schon bitter abgestraft:"bei der maximal möglichen vorzeitigen Inanspruchnahme (des vorgezogenen Renteneintritts) von drei Jahren errechnet sich also eine um 10,8 Prozent niedrigere Rente." (Borchert, Jürgen: Renten vor dem Absturz. Ist der Sozialstaat am Ende? Frankfurt 1993: 34)
Vergleiche: ">http://www.marx-forum.de/geschichte/deutschland/sozialstaat.html] Die Sozialstaatlüge
Wal Buchenberg, 31.08.03
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Eric
31.08.2003, 11:35
@ Wal Buchenberg
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67 wird nicht reichen... |
-->Die Erhöhung des"angestrebten" Renteneintrittsalters von 65 auf 67 Jahre ist doch (zumindest innerhalb des Rürup-Papiers) langfristig angelegt und wird die Menschen, die in den nächsten 10 Jahren in Rente gehen, gar nicht tangieren.
Im übrigen - wie würdest Du denn die gestiegene und weiter steigende Lebenserwartung in das System einarbeiten? Geänderte Rechnungsgrundlagen müssen auch in einem grundsätzlich mängelbehafteten System berücksichtigt werden; nur weil sich das Umlageverfahren seit einigen Jahren als untauglich erweist, sollten alleine - bzw. gerade deshalb erforderliche Modifikationen nicht ausbleiben. Und die durchschnittliche Lebenserwartung ist eben heute eine andere, als 1950.
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Carpediem
31.08.2003, 11:52
@ Wal Buchenberg
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Warum stellt denn keiner einen über 50 ein....? |
-->Weg mit Kündigungsschutz,
keine Kündigungsfrist,
mindestens 14 Karenztage bei der Lohnfortzahlung,
Freie Lohnvereinbarung ohne Gewerkschaftseinmischung,
Einführung des reinen Anwesenheitslohnes - wer nicht zur Arbeit kommt kriegt nischt Gründe sind dabei völlig unerheblich.
Wirste mal sehn wie schnell die alle wieder in Arbeit sind!
Wenn aber jetzt schon bei Kleinstbetrieben soziale Rücksichtnahme bei Kündigungen vom Bundesarbeitsgericht verlangt wird, dann wird bei schneller Infoverbreitung noch der letzte einstellungswillige Unternehmer vergrätzt.
Wo bleibt die soziale Rücksichtnahme auf den kleinen Unternehmer wenn von Ihm Pleite zum Nachteil der eigenen Familie verlangt wird nur damit Schutzrechte zugunsten von Arbeitnehmern immer weiter ausgedehnt werden können.
MfG
Carpediem
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Euklid
31.08.2003, 11:54
@ Eric
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Re: 67 wird nicht reichen... |
-->Du hast einen Denkfehler.
Du nimmst an daß diese Reform die letzte wäre.
Ab 2010 wirst Du je Jahr schon 1 Monat länger arbeiten müssen.
Wer also heute 53 ist darf schon mal miteiner Verlängerung rechnen.
Normales Rentenalter wäre 2015.
Also hat er 5 Monate länger zu brummen.
Und jetzt kommt das entscheidende.
Wer sagt Dir daß dies 2015 noch so ist?
Nach Blümscher Reform hätte ich damals 2005 in Rente gehen können.
Und wann gehe ich jetzt?
Ha ha es hat sich in nur 15 Jahren um 10 Jahre verlängert.
Hält dieser Trend so an dann werden heute 53 jährige wohl nie mehr in Rente kommen.
Ich gehe davon aus daß 2010 erneut verlängert wird und dann generell auf 70 angehoben wird.
Der heutige 53 jährige darf aber natürlich dann 2015 auch mit 65 in Rente gehen weil er sich ja darauf eingestellt hatte.
Es hält ihn niemand aber dann wird man ihm 5 Jahre a3,6 % aufdrücken weil er nicht bis 70 wollte.
So in etwa wird es sein.
Gruß EUKLID
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Euklid
31.08.2003, 12:01
@ Carpediem
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Re: Warum stellt denn keiner einen über 50 ein....? |
-->Na klar weg mit dem Kündigungsschutz.<font color=#FF0000>Dann sind sie alle arbeitslos</font>
Und werden anschließend mit der Hälfte wieder eingestellt.
Fragt sich nur wer dann die weitere Erhöhung der Sozialbeiträge bezahlt weil die Lohnsumme dann drastisch fällt.
Das ist doch ein schizophrenes Argument was Du bringst wenn gleichzeitig 1 er Kandidaten von der UNI auf der Straße stehen.
Populismus pur.
Gruß EUKLID
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fridolin
31.08.2003, 12:08
@ Euklid
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Re: 67 wird nicht reichen... |
-->Jetzt hab ich mal ne Frage nach einem anderen möglichen Denkfehler.
Welcher Prozentsatz der Erwerbstätigen arbeitet denn heute eigentlich noch bis zum regulären Renteneintrittsalter (60 bzw. 65 Jahre)?
Ich weiß die Zahlen nicht auswendig, aber es ist nach meiner Erinnerung heute eher die Ausnahme. Ein erheblicher Prozentsatz geht früher in Rente, z.B. wegen Erwerbsunfähigkeit oder längerer Arbeitslosigkeit. Da ich hier ja gelernt habe, daß die Arbeit immer belastender wird, wird sich daran auch nicht viel ändern. Die ganze Diskussion um das reguläre Renteneintrittsalter geht irgendwie an der Sache vorbei.
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Euklid
31.08.2003, 12:20
@ fridolin
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Re: 67 wird nicht reichen... |
-->Du hast völlig Recht mit deiner Anmerkung.
Es ist der immer weiter zunehmende Druck.
Es gibt aber noch Leute die bis 65 durchhalten müssen.
Kenne in der Vrwandtschaft jemand der drei Kinder hat und Spätzünder war.
Erstes Kind als er 40 war.
Der muß bis 65 durchhalten.
Er ist jetzt gerade 60.
Hätte er keine Kinder könnte er aufhören.
Da haben wirs doch schon wieder.
Ein äußerst fleißiger Mann der es trotz 3 Kindern zu einem Haus brachte weil ich ihn dabei auch persönlich unterstützt habe.
Nur carpediems Vorschlag den Kündigungschutz aufzuheben würde ihn vorher ausstoppen.
Da er seit 1956 bei BBC über ABB zu Alstom Power geschleust wurde kann ich mir vorstellen daß er dann zum Sozialamt müßte.
Ja dieser Mann kriegt sensationelle 51 Jahre Rentenversicherung ohne jede Arbeoitslosigkeit zusammen.
Nie krank oder arbeitlos.
Das System ist so krank daß man mit der Abschaffung der KÜndigungsfristen nur noch mehr Sozialfälle schaffen würde.
Gruß EUKLID
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fridolin
31.08.2003, 13:12
@ Euklid
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Anmerkung... |
-->Kenne in der Vrwandtschaft jemand der drei Kinder hat und Spätzünder war.
>Erstes Kind als er 40 war.
>Der muß bis 65 durchhalten.
>Er ist jetzt gerade 60.
>Hätte er keine Kinder könnte er aufhören.
>Da haben wirs doch schon wieder.
>Ein äußerst fleißiger Mann der es trotz 3 Kindern zu einem Haus brachte weil ich ihn dabei auch persönlich unterstützt habe.
Hallo Euklid,
da will ich mal eine grundsätzliche Bemerkung machen. Ob jemand mit 40 Jahren (oder sogar noch mehr) noch Vater werden will, ist eine Sache, die sich jeder sorgfältig überlegen sollte. Ich würde es nicht wollen.
Erstens gibt es durchaus biologische Bedenken (das Risiko für vererbte Krankheitsanlagen etc. steigt mit zunehmendem Alter beider Elternteile deutlich an). Zweitens frage ich mich, ob es für das Aufwachsen eines Kindes optimal ist, wenn der Vater altersmäßig der Opa sein könnte und die eigene Kindheit/Jugendzeit weit zurück liegt. Der Wunsch, im Leben doch noch Vater zu werden, ist zwar menschlich verständlich - aber er kann doch nicht alleinentscheidend sein. Ein Kind kann nicht nur Mittel zur Erfüllung der eigenen Wünsche sein, sondern muß mehr sein.
Wie auch immer, das ist eine persönliche Entscheidung. Aber dann muß man auch bereit sein, die Konsequenzen dieser Entscheidung auf sich zu nehmen, ohne gleich nach dem Staat zu rufen. Sprich, es muß einem klar sein, daß Kinder zwar Glück und innere Erfüllung bedeuten, aber auch Einschränkungen bedeuten - hinsichtlich der individuellen Freiheit und auch finanziell. In dem von Dir geschilderten Fall auch hinsichtlich der zu leistenden Lebensarbeitszeit.
Was ich sagen will: jeder kann hier frei entscheiden und zwischen Vorteilen und Nachteilen abwägen. Dann aber bitte auch nicht über die Konsequenzen dieser Entscheidung, die hier ja im wesentlichen von Anfang an feststanden, klagen.
Gruß
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Euklid
31.08.2003, 13:34
@ fridolin
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Re: Anmerkung... |
-->Ich habe nicht darüber geklagt,aber von dessen Leistung leben eben viele Schmarotzer mit auch wenn vielen das nicht bewußt ist.
Natürlich war das seine Entscheidung.Er steht und stand ja auch dazu.
Aber von den vielen Singles gibt es auch eine ganze Menge die zwar gepoppt haben aber nicht dazu stehen.
Auf dem Schein steht Single.
In Wahrheit ist es dann die Alleinerziehende mit Kind und der Single-Vater kommt mal ab und zu zum Poppen.Die Gesellschaft finanziert dann natürlich beide auf der Steuerkarte stehenden Singles.
So läuft doch heute die Single-Gesellschaft in Wahrheit ab.
Auf keinen Fall binden denn es könnte ja schief gehen und gleichzeitig noch nach Maximalrente schreien.
Das ist natürlich der Obergenuss.
6 Kinder bei 6 verschiedenen Weibern und die Gesellschaft zahlt.
Dann um den Unterhalt drücken und Papa Staat zahlt.
Hier müßte auch der Hebel angesetzt werden.
Wer seinen Unterhalt nicht zahlt müßte auf der Steuerkarte einen Malus-Zuschlag erhalten.
In Wahrheit sind auch viele der Arbeitslosen schwarz arbeitende unterhaltspflichtige Väter.
Arbeitslosengeld kassieren,schwarz arbeiten,umsonst poppen und nach dicker Rente schreien.
Das ist die heutige Gesellschaft in ihrem eigenen Spiegelbild.
Und vornehm umschrieben gibt man sich dann als Single aus.
Gruß EUKLID
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Tierfreund
31.08.2003, 13:51
@ Euklid
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Umsonst"poppen" geht jetzt so........... |
--> [img][/img]
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Euklid
31.08.2003, 13:57
@ Tierfreund
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Sollte das die Wahrheit sein haben wir Rom schon überflügelt in der Dekadenz |
-->Hallo Tierfreund ist das Ernst oder nur ein Fake?
Ich mag es nämlich nicht glauben.
Gruß EUKLID
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Tierfreund
31.08.2003, 13:59
@ Euklid
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Take it easy - just a joke.........:-)) (owT) |
-->
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Euklid
31.08.2003, 14:01
@ Tierfreund
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Hätte doch zu Rolf aus Florida noch gepaßt;-)) (owT) |
-->
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Tempranillo
31.08.2003, 14:09
@ Tierfreund
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Re: Viagra vom Sozialamt kommt auf´s Gleiche raus (owT) |
-->
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Wal Buchenberg
31.08.2003, 14:41
@ fridolin
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Re: Welcher Lohnarbeitet arbeitet noch über 50? - In der Industrie: wenige |
-->Altersstruktur der Lohnarbeit:
„Derzeit sind nach den massiven Restrukturierungsprozessen der deutschen Wirtschaft in den neunziger Jahren nur noch gut 450000 Beschäftigte über 60, und nur 2,1 Mio. Arbeitnehmer zwischen 55 und 59 Jahre alt.“ LitDokAB 2000, a-173.
„In Großbetrieben ab 5000 Beschäftigten sank zwischen 1990 und 1995 der Anteil der älteren Arbeitnehmer ab 55 an der Belegschaft - obwohl durch die demografische Altersstruktur immer mehr Lohnabhängige in dieser Altersgruppe liegen.
Insgesamt ist die Zahl der älteren Beschäftigten in den mittleren und kleineren Betrieben ebenso angewachsen wie die Arbeitslosigkeit dieser Altersgruppe.“
„Seit fast zwei Jahren befinden sich ältere ArbeitnehmerInnen in einer Situation fortgesetzter und sogar zunehmender Benachteiligung auf den inner- wie außerbetrieblichen Arbeitsmärkten.“ LitDok. 1998/99 a-1552.
„1989 lebten 16,1 Millionen 60jährige und ältere Männer und Frauen im heutigen Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Jeder fünfte gehörte dieser Altersgruppe an. Bis zum Jahr 1025 wird ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung voraussichtlich auf ein Drittel ansteigen.“ LitDokAB 01/02-1, a-1373.
„Die Belegschaften werden älter, und noch stärker als bisher droht das Problem der Arbeitslosigkeit Älterer.“ LitDokAB 01/02-1, a-743.
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Euklid
31.08.2003, 14:52
@ Wal Buchenberg
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Re: Welcher Lohnarbeitet arbeitet noch über 50? - In der Industrie: wenige |
-->Hallo Wal
heute früh ist eine beeindruckende Zahl gefallen.
50% aller Betriebe haben keine Mitarbeiter über 50 mehr.
Soll keiner mehr davon reden daß wir nicht genügend Kindergärten hätten.[img][/img]
Entschuldigung bei den Jüngeren.
Gruß EUKLID
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dottore
31.08.2003, 14:58
@ Wal Buchenberg
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Re: Die Kapitalisten sind viel schlauer als Marx je ahnte! |
-->Hi Wal,
Du willst nicht zur Kenntnis nehmen, dass die (vom Staat ab Bismarck eröffnete!) Möglichkeit, die Kosten für den Lebensunterhalt auf den"Sozialstaat" abzuwälzen, die Kapitalisten absolut revolutionsimmun gemacht hat.
Marx kam mit dem"Kapital" leider zu früh daher (20 Jahre ante Bismarck und Sozialstaat, der unweigerlich folgen musste).
Die ganze Kapitalismus-Kritik geht völlig ins Leere.
Außerdem ist der Kapitalismus ein Staatsmacht-Derivat: Wer, wenn nicht der Staat sollte das Kapital garantieren (Eigentum) und die Vollstreckung von Forderungen der Kapitalisten untereinander plus Lohnforderungen garantieren (letztere bis zum Bankrott der Firma und dann ganz oben auf der Forderungen-Liste, gleich nach den noch nicht gezahlten Steuern und dann wird mit der Subvention von Arbeitslosigkeit gewunken, von"Frühverrentung" dito und on top von Lebensunterhalt, alias Sozialhilfe - und damit sind die Kapitalisten eben elegant vom Haken).
Es geht nur noch ums Finale: Wer bleibt im Steuerzahlungsmittel"Geld" länger liquide: Der Staat oder die Kapitalistenklasse?
Meine Antwort konntest Du noch und noch nachlesen: Als erster geht der Staat vom Schlitten!
Gruß!
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