Svenni
01.09.2003, 20:01 |
Gesundheitswesen - Abrechnungsmanipulation Thread gesperrt |
-->Wir hatte in der Vergangenheit darüber diskutiert. Dabei sprach ich von ca. 30% Einsparungspotential bei Einführung der Rechnungslegung an den Patienten.
Dies wurde von einigen bezweifelt. Dazu jetzt eine Stellungnahme des Bundesministerium für Gesundheit und....., die immerhin schon von 20% ausgehen, auch wenn diese Zahl relativiert wird. Hierbei wird auf die künftige Ausstellung einer Patientenquittung hingewiesen wird. Ein erster Schritt, wie ich meine.
"Patientenquittung: Mehr Durchschaubarkeit bei ärztlichen Leistungen
Patientinnen und Patienten werden künftig besser durchschauen können, welche Leistungen ein Arzt zu welchen Kosten erbracht hat. Wer dies wünscht, wird deshalb zukünftig vom Arzt, Zahnarzt oder Krankenhaus eine Kosten- und Leistungsinformation in verständlicher Form erhalten.
Dabei haben Sie zusätzlich die Wahl: Der behandelnde Arzt kann Ihnen eine sogenannte Tagesquittung ausstellen, d.h. diese erhalten Sie unmittelbar nach Ihrem Arztbesuch. Sie haben aber auch die Möglichkeit, sich eine Quartalsquittung ausstellen zu lassen. Das bedeutet: jeweils am Ende eines Abrechnungsquartals erhalten Sie von Ihrem behandelnden Arzt eine Aufstellung aller Leistungen und Kosten auf einen Blick.
Hintergrund
Vielen Patienten ist das Abrechnungssystem der Ärzte nicht geheuer. Vielfach wird Ärzten unterstellt, dass sie fehlerhaft abrechnen und den Krankenkassen manche Leistung in Rechnung stellen, die sie gar nicht erbracht haben. Solche pauschalen Verdächtigungen sind natürlich ungerecht, aber sie zeigen auch, wie wichtig es ist, mehr Transparenz ins Leistungs- und Abrechnungsgeschehen zu bringen.
Zwar schätzt die"Arbeitsgruppe Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen", dass bis zu 20 Prozent der Ärzte regelmäßig oder unregelmäßig unkorrekt abrechnen. Aber fairerweise muss gesagt werden, dass dies keineswegs immer in betrügerischer Absicht geschieht.
Die Patientenquittung schafft hier Abhilfe. Sie bringt mehr Durchschaubarkeit, eine bessere Kontrolle für alle Beteiligten, und falsche Verdächtigungen können aus der Welt geschafft werden. Damit wird vor allem das Vertrauen zwischen Arzt und Patient gefestigt - die Voraussetzung für jede erfolgreiche Behandlung und ein Beitrag zu einer gleichberechtigten Partnerschaft.
Beispiel:
Klaus Schultz (46) sitzt mit einer schweren Bronchitis beim Arzt. Der schaut in seinen Hals, tastet ihn ab, hört auf Brust und Rücken die Atemgeräusche ab, misst den Blutdruck und verordnet schießlich ein Antibiotikum und ein Hustenmittel. Herr Schultz bittet anschließend um eine Patientenquittung. Die listet genau auf, welche Leistungen der Arzt erbracht hat und was er bei der Krankenkasse von Herrn Schultz abrechnet. Der Vorteil: Klaus Schultz hat einen genauen Überblick, und er bekommt eine konkrete Vorstellung von den Kosten seiner Behandlung."
Gruß
Svenni
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Euklid
01.09.2003, 20:10
@ Svenni
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Re: Gesundheitswesen - Abrechnungsmanipulation |
-->Die Ärztekammer motzt ja schon daß sie die 10 Euro kassieren muß.
Natürlich sind nicht alle Ärzte gleichzeitig Ganoven.
Als der Deckel drauf war hat man sich wohl gegenseitig bescheißen müssen;-))
Und warum will die Ärztekammer das jetzt nicht tun?
Klaro man hat eine Kontrolle in wieviel Quartalen der Versicherte beim Arzt war.
Will der Arzt dann mogeln müßte er doch die 10 Euro in Cash aus seiner eigenen Tasche zur Krankenkasse leiten
Jetzt hat es die Ärzteschaft wohl gemerkt daß dies gar nicht so gut ist obwohl sie sich vorher dafür ausgesprochen hat
Gruß EUKLID
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alberich
01.09.2003, 20:26
@ Svenni
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Re: Gesundheitswesen - Abrechnungsmanipulation |
-->Hallo Svenni,
wenn ich es richtig mitbekommen habe, sind die Abrechnungsmodalitäten noch etwas verworrener:
die Krankenkasse bezahlt ein Kopfgeld pro Versicherten an die KV. Die KV verteilt aus diesem Pool entsprechend der erbrachten Leistungen an die Ärzte.
Wie hier die Krankenkassen kontrollieren und steuern wollen ist mir ein Rätsel.
Sollte ich mich irren, bitte um Korrektur.
gruß
alberich
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Eric
01.09.2003, 20:26
@ Euklid
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Patienten-Quittung läuft so nicht |
-->Studien haben gezeigt, dass für die meisten Patienten der Arzt immer noch"Halbgott in Weiß" und damit unantastbar ist; Wenn es um Gesundheit geht, ist kaum Bereitschaft zur Preis-Leistungs-Kontrolle (oder noch besser:"Feilschen"...) zu erwarten.
Im konkreten, individuellen Behandlungsfall - wenn es um Heilung und Gesundheit geht - spielen die Kosten für dem Betroffenen praktisch keine Rolle.
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alberich
01.09.2003, 20:37
@ Eric
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Re: Patienten-Quittung läuft so nicht |
-->>Studien haben gezeigt, dass für die meisten Patienten der Arzt immer noch"Halbgott in Weiß" und damit unantastbar ist; Wenn es um Gesundheit geht, ist kaum Bereitschaft zur Preis-Leistungs-Kontrolle (oder noch besser:"Feilschen"...) zu erwarten.
>Im konkreten, individuellen Behandlungsfall - wenn es um Heilung und Gesundheit geht - spielen die Kosten für dem Betroffenen praktisch keine Rolle.
Faktisch spielen die Kosten bei der Patientenrechnung keine Rolle, der Patient muß sie ja nicht begleichen, es kneift nicht am Beutel. Es ist keine Rückkopplung von Kosten und Beiträgen vorhanden.
Um von Patientenseite Druck aufzubauen, werden wir nicht um direkt zu bezahlende Eigenanteile herumkommen.
Was wäre Dein Vorschlag, Eric?
gruß
alberich
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Lichtenberg
01.09.2003, 20:43
@ Svenni
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Aktueller Fall |
-->Hallo
Aktueller Fall:
Mein Vater war beim Arzt im Wartezimmer (Asthma)
Die Sprechstundenhilfe beobachtete wie er einen kleinen Holzspan aus seinem Finger ziehen wollte. Sie fragte ob sie eine Pinzette bringen sollte, was sie dann auch tat.
Beim nächsten Besuch sah mein Vater (rein zufällig) in der Akte;
=> ambulante OP,
ist ein starkes Stück, finde ich.
Rechnung auf Verlangen ist ein falsches Vorgehen.
Viele werden sich nicht trauen.
Die Ärzte (es gibt gute und schlechte, ist genau wie bei den Autoschlossern, sage ich immer) müssen verpflichtet werden immer eine Rechnung auszustellen.
Warum macht das nicht die Krankenkasse im Zeitalter des Computers?
Gruss
Lichtenberg
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Eric
01.09.2003, 20:45
@ alberich
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Zustimmung |
-->hi alberich,
mit den Eigenanteilen stimme ich Dir zu. Grundsätzlich wäre ich für eine"Grundsicherung" für wirklich schwerwiegende Erkrankungen. Die Kosten von Krebs & Co. müssen solidarisch finanziert werden. Aber zu einem wesentlich geringeren Beitrag, wenn dafür die"Bagatell-Leistungen" aus dem Katalog genommen werden und jeglicher Luxus - auch schöne Zähne - privat abgesichert werden (können!).
Ich wäre gegen jeglichen Versicherungszwang, der über eine Basisabsicherung hinausgeht. Wir müssen den Menschen wieder mehr Verantwortung zutrauen... Sonst hängen bald alle am sozialstaatlichen Umverteilungsnapf.
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Svenni
01.09.2003, 21:27
@ alberich
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Re: Gesundheitswesen - Abrechnungsmanipulation |
-->>Hallo Svenni,
>wenn ich es richtig mitbekommen habe, sind die Abrechnungsmodalitäten noch etwas verworrener:
>die Krankenkasse bezahlt ein Kopfgeld pro Versicherten an die KV. Die KV verteilt aus diesem Pool entsprechend der erbrachten Leistungen an die Ärzte.
>Wie hier die Krankenkassen kontrollieren und steuern wollen ist mir ein Rätsel.
>Sollte ich mich irren, bitte um Korrektur.
>gruß
>alberich
.
Völlig Korrekt. Die Ärzte kontrolieren sich selbst durch Ihre KV! Nicht nur deshalb sollte die KV schnellstmöglich abgeschafft werden. Was natürlich den massiven Widerstand der Lobby auf den Plan ruft!
Gruß
Svenni
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Svenni
01.09.2003, 21:29
@ Eric
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Re: Patienten-Quittung läuft so nicht |
-->>Studien haben gezeigt, dass für die meisten Patienten der Arzt immer noch"Halbgott in Weiß" und damit unantastbar ist; Wenn es um Gesundheit geht, ist kaum Bereitschaft zur Preis-Leistungs-Kontrolle (oder noch besser:"Feilschen"...) zu erwarten.
>Im konkreten, individuellen Behandlungsfall - wenn es um Heilung und Gesundheit geht - spielen die Kosten für dem Betroffenen praktisch keine Rolle.
.
Dem kann ich nur zustimmen! Umgehende Rechnungslegung mit (geringer) Eigenbeteiligung schärft das Bewusstsein der Patienten.
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Svenni
01.09.2003, 21:38
@ Lichtenberg
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Re: Aktueller Fall |
-->>Hallo
>Aktueller Fall:
>Mein Vater war beim Arzt im Wartezimmer (Asthma)
>Die Sprechstundenhilfe beobachtete wie er einen kleinen Holzspan aus seinem Finger ziehen wollte. Sie fragte ob sie eine Pinzette bringen sollte, was sie dann auch tat.
>Beim nächsten Besuch sah mein Vater (rein zufällig) in der Akte;
>=> ambulante OP,
>ist ein starkes Stück, finde ich.
Krankenkasse anrufen und zuständige Stelle für Abrechnungsmanipulation verlangen (sollte jede Kasse inzwischen installiert haben!), Fall schildern!
>Rechnung auf Verlangen ist ein falsches Vorgehen.
Immerhin, ein erster Schritt. Aber mehr auch nicht, stimme dir zu!
>Viele werden sich nicht trauen.
>Die Ärzte (es gibt gute und schlechte, ist genau wie bei den Autoschlossern, sage ich immer) müssen verpflichtet werden immer eine Rechnung auszustellen.
>Warum macht das nicht die Krankenkasse im Zeitalter des Computers?
Die Krankenkassen sind NICHT befugt dazu! Nur bei begründeten Verdacht, sprich Anzeige eines Versicherten, kann die KK von sich aus tätig werden! Der Gesetzgeber muss hier die gesetzlichen Voraussetzungen schaffen, jedoch ist die Ärzte-Lobby immer noch zu stark!
>Gruss
>Lichtenberg
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alberich
01.09.2003, 23:19
@ Svenni
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Re: Gesundheitswesen - Abrechnungsmanipulation |
-->>Völlig Korrekt. Die Ärzte kontrolieren sich selbst durch Ihre KV! Nicht nur deshalb sollte die KV schnellstmöglich abgeschafft werden. Was natürlich den massiven Widerstand der Lobby auf den Plan ruft!
>Gruß
>Svenni
Hallo Svenni,
wer soll denn die KV abschaffen? Von der jetzigen Regierung ist das nicht zu erwarten, siehe Gesundheitsreform. Von einer anderen schon gar nicht.
Es wird dort gespart, wo am schnellsten mit der geringsten Gegenwehr kurzfristig Ausgaben vermieden werden können.
Alle sind bestens organisiert: die Ärzte, die Pharmaindustrie, die Krankenhäuser, Wohlfahrtsverbände, alle die Geld aus dieser Kasse ziehen.
Nur die, die die ganze Chose bezahlen, sind vereinzelt, sprechen mit leiser Stimme. Falls man sie überhaupt hört.
gruß
alberich
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Euklid
01.09.2003, 23:35
@ alberich
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Re: Gesundheitswesen - Abrechnungsmanipulation |
-->Völlig logisch.
Hier geht es um einen Markt von 33 Millionen Einzahlern mit im Mittel
geschätzt ca 12 Monate mal 300 Euro ergibt wenn ich mich nicht verrechnet habe schlappe 119 Milliarden Euro.
Ja unsere Ulla sticht doch mit diesem Budget jeden Industrieboss locker aus.
Sie ist unsere oberste Super-Super Managerin;-))
Da darf doch nichts übrig bleiben.Wo kämen wir denn dahin [img][/img]
Die ganze Reform ist eine Farce.
Struktur ist nicht zu erkennen, aber die Abzocke ist unübersehbar.
Bald werden auch diese Leistungen für teures Geld wohl Sozialhilfeniveau erreichen.
Das ist gegen vorher eine klare Verbesserung derjenigen die einzahlen;-))
Die ganzen Jahre wurden nämlich Sozialhilfebezieher als Privatversicherte behandelt.
Die Ärzteschaft hat sich dies wahrscheinlich teuerst bezahlen lassen bei der Verhandlung.
Die Super-Managerin hat ja noch nicht mal die Rechnungspflicht durchsetzen können.
Das wäre bei mir mit Sicherheit nicht gelaufen.
Ohne Rechnung kein Geld so kenn ich das aus der freien Wirtschaft.
Hätte ich als Ärztevertreter wohl nicht anders gemacht.Wohl dem der noch Daumenschrauben gegen das System hat;-))
Gruß EUKLID
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