-->Wahlkampf kommt in die heisse Phase - SP-Präsidentin Brunner greift frontal an:
«Ebner und sein Kumpel Blocher schaden dem Land»
VON HENRY HABEGGER
Bild vergrössern
SP-Chefin Brunner: «In Wahrheit ging es nur um die eigenen Gewinne.»
FOTO: SWISS PICTURE BASE
Bankier Martin Ebner verklagt SP-Strahm. Parteichefin Brunner schlägt zurück. Sie fordert ein Berufsverbot für Ebner.
Es klingt unspektakulär. Mit Datum vom 28. August 2003 hat Finanzhai Martin Ebner den Berner SP-Nationalrat Rudolf Strahm beim Vermittleramt Freienbach SZ eingeklagt. Wegen «Verletzung in den persönlichen Verhältnissen und unlauterem Wettbewerb.» Strahm hatte im August in einem Zeitungsartikel kritisiert, dass Ebner wieder massgeblich in die BZ-Bank einsteigen konnte. Ebner habe «Tausende von Kunden und Dutzende von Pensionskassen geschädigt», sagte Strahm.
Doch mit seiner Klage tritt Ebner eine Lawine los, die auch seinen Kumpel, SVP-Nationalrat Christoph Blocher, erfasst. Diese alte Seilschaft rückt nun wieder in den Brennpunkt des Interesses. Denn die SP schlägt zurück. Den Angriff auf Parteikollege Strahm - ausgerechnet von Finanzjongleur Ebner - lässt sich SP-Chefin Christiane Brunner nicht bieten:
Im Interview mit SonntagsBlick greift Brunner den Bankier Ebner und den SVP-Nationalrat Blocher frontal an: «Das Duo schadet dem Land!»
Sie fordert faktisch ein Berufsverbot für den Bankier mit der Fliege: «Ebner muss aus dem Finanzverkehr gezogen werden.»
Und: Die SP lanciert ein neues Wahlkampf-Plakat. Im Bild sind Martin Ebner und sein Spezi Blocher: Seite an Seite, fröhlich klatschend. Darunter der Text: «Blocher & Ebner. Zwei gute Gründe für eine SP-Stimme.»
Ebner greift Strahm an. Brunner schlägt zurück - auch gegen Blocher. Warum?
«Die zwei sind ein Duo, das immer zusammengearbeitet hat», sagt Brunner im Interview mit SonntagsBlick.
Das Duo übernahm und besass gemeinsam Firmen, sass in den gleichen Verwaltungsräten, predigte den Shareholder-Value, wollte gemeinsam die AHV abschaffen. Es stellte gemeinsam den Schweizer Finanz- und Industrieplatz auf den Kopf. Folge solcher Aktionen: Tausende von Arbeitsplätzen weg, zahllose grosse und kleine Vermögen bei Kleinanlegern und Pensionskassen vernichtet.
Das Tandem Blocher-Ebner. Im Buch «Blocher. Ein unschweizerisches Phänomen» von Fredy Gsteiger (2002, Opinio Verlag, Edition Weltwoche) erfahren wir über die zwei Freunde aus Zürich:
Blocher war es, der Ebner seinerzeit dazu riet, eine eigene Bank zu grĂĽnden.
Blocher und Ebner kennen sich seit der Studienzeit.
Die zwei Familien Blocher und Ebner sind befreundet. Sie verbrachten oft die Freizeit zusammen.
Blocher und Ebner treffen sich diskret auf einem GestĂĽt mit Jagdrecht in SĂĽddeutschland.
Sie trafen sich oft in der BZ-Bank. Buchauszug: «Blocher schaut abends gerne noch bei der BZ-Bank vorbei, wo bei Workaholic Ebner ohnehin bis spät das Licht brennt.»
Ein Fazit im Weltwoche-Buch: «Ebner, mit Blocher im Seitenwagen, führt in der Schweiz Finanzinstrumente ein, die in den Vereinigten Staaten gang und gäbe sind, hier aber noch weitgehend unbekannt sind». Eine für viele Klein- und Grosssparer unheilvolle Seilschaft, an die Blocher nicht gerne erinnert wird.
Milliardär Ebner verlangt nun, dass er auf Strahms Rechnung Inserate in Zeitungen schalten darf mit dem Inhalt, er sei in Person und Geschäftsverhältnissen herabgesetzt worden. Zudem dürfe Strahm die Behauptung nicht wiederholen.
Als nächstes müsste Ebner somit die SP-Chefin Brunner einklagen. Klagt Ebner wirklich, kann sich Blocher freuen. Dann werden wir noch viel von der Seilschaft hören. Und das mitten im Wahlkampf, der erst jetzt so richtig in die heisse Phase kommt.
Lesen Sie dazu in der gedruchte Ausgabe am Kiosk:
Finanzhai Ebner droht der tiefe Fall
Christian Weber, Staatsanwalt und Experte fĂĽr Wirtschaftsdelikte
«Finanzbetrüger gehören ins Gefängnis!»
SP will Ebner «aus dem Finanzverkehr ziehen»
Ebners kapitale SĂĽnden in Zahlen
15 Prozent Eigenkapitalrendite hatte Ebner schon zu Beginn der Neunzigerjahre zur Norm erhoben. Er wurde damit zum Vorreiter des Shareholder-Value-Denkens.
19,1 Millionen Franken war das Verwaltungsratshonorar, das Ebner seinem Freund Christoph Blocher von 1992 bis 1997 für dessen Mitwirkung in der Pharma-Holding zahlte. Damit hat Ebner die Begehrlichkeiten der Schweizer Verwaltungsräte und Unternehmenschefs auf Weltniveau gebracht.
Sieben Monate Gefängnis fordert die Bezirksanwaltschaft des Kantons Zürich. Ebner soll im März 1998 ein grösseres Paket von Pirelli-Aktien an ahnungslose Anleger verkauft haben, die - anders als Ebner - noch nicht wussten, dass die SIP-Aktie nur 350 statt 365 Franken wert war.
20 Prozent der SGB-Aktien hielt Ebner anno 1998. Im Dezember 1998 wurde die Fusion mit dem Bankverein verkündet, die zur Schliessung von 150 Filialen führen sollte. Im Vorfeld kam es zu unerklärlich grossen Transaktionen. Das Insiderverfahren verlief im Sande.
405 Franken betrug der Kurs der Danzas-Aktien am 7. Dezember 1998. Am 10. Dezember hat die Deutsche Post 590 Franken für alle ausstehenden Titel geboten. Hat Ebner davon gewusst und deshalb so viel gekauft? Oder ist er ganz von alleine darauf gekommen, dass die Danzas-Aktie «so gegen 600 Franken» wert sein musste? Schon wieder ein Fall für den Staatsanwalt.
100 Millionen Franken hat Ebner mit dem Einstieg bei der Alusuisse und der Verselbstständigung der Lonza 1999 verdient. An dem Deal war auch Christoph Blocher massgeblich beteiligt.
Für 1,6 Milliarden Dollar hat die ABB Anfang 2001 unter dem Druck von Martin Ebner eigene Aktien zurückgekauft. Damit sollte der Kurs gestützt und Ebners 10-Prozent-Anteil aufgewertet werden. Stattdessen wurde ABB damit in eine schwere Finanzkrise gestürzt, die zehntausende von Jobs gefährdete.
Rund 2 Milliarden Franken betrug im Herbst 2002 die geschätzte Überschuldung der Ebnerschen BZ-Gruppe. Statt Ebner schmählich in den Konkurs zu schicken, einigten sich die Gläubigerbanken auf ein Stillhalteabkommen und liquidierten die BZ-Gruppe stillschweigend. Per Saldo dürften sie dabei einige hundert Millionen Franken verloren haben."Dazu gehörten mindestens 3 -4 Landesbanken
in der Bundesrepublik Deutschland"
unquote:
Sagte ich doch: Geschäfts-Grundlagen!
Emerald.
|