-->Frauenlohn- und Erwerbsarbeit
1. Die Zahl der Frauen in Lohnarbeit nahm und nimmt (in Westdeutschland) weiter zu, obwohl das Volumen der Lohnarbeitszeit gesamtgesellschaftlich sinkt - stÀrker bei MÀnnern, schwÀcher bei Frauen.
1.1. Frauenanteil der Lohnarbeiter
"Im April 2001 waren in Deutschland 36,8 Mill. Personen erwerbstĂ€tig. GegenĂŒber April 1991 ist die Zahl der ErwerbstĂ€tigen um rund 630.000 gesunken. Von diesem RĂŒckgang waren einzig die erwerbstĂ€tigen Frauen in Westdeutschland nicht betroffen: Ihre Zahl stieg in der letzten Dekade um 1,3 Mill. bzw. 10,5%." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-15."Im Berufsbereich verzeichneten die Fertigungsberufe erhebliche RĂŒckgĂ€nge, wĂ€hrend die Bedeutung der Dienstleistungsberufe gegenĂŒber 1991 zugenommen hat.
"Mitte 1998 (waren) 6,4 Mill. Menschen bei den öffentlichen Arbeitgebern beschĂ€ftigt..., 117.000 weniger als ein Jahr zuvor. 5,1 Mill. waren Vollzeit- und 1,3 Mill. TeilzeitkrĂ€fte. Die Frauenquote lag knapp ĂŒber 50 Prozent." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-12.
"Allein durch Ănderungen des Erwerbsverhaltens deutscher Frauen ist das Erwerbsangebot in der BRD (frĂŒheres Bundesgebiet) zwischen 1970 und 1995 um ca. 2,7 Mio. Personen angestiegen." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-28.
"Die Erwerbsbeteiligung von Frauen hat in den alten BundeslÀndern stetig zugenommen (1985-2000) von 48% auf 58%). LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-88.
EU:"Der Amsterdamer Vertrag von 1997 und nachfolgende EU-Gipfel verankerten... beschÀftigungspolitische Ziele, insbesondere die Erhöhung der FrauenbeschÀftigungsquote von derzeit 53,8% auf 60% bis 2010." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-192.
"The European Union has set a specific target employment rate for women of 60% by 2010..." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-141.
LĂ€ndervergleich:"Women work much more in the US than in Germany and most other EU economies." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-93.
4. Das scheinbar Private:
4.1. Familie ist fĂŒr lohnarbeitende MĂ€nner eine Hilfe, fĂŒr lohnarbeitende Frauen eine Last
"FamiliÀre Verpflichtungen beeinflussen die Erwerbsentscheidung von Frauen wesentlich stÀrker als jene von MÀnnern." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-133.
"Die empirischen Ergebnisse... unterstĂŒtzen die These, dass verheiratete Frauen bei Anwesenheit eines Pflegefalls im Haushalt eine erhöhte Neigung zur Aufgabe ihrer ErwerbstĂ€tigkeit haben." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-143.
"Im Zuge... zunehmender weiblicher ErwerbstÀtigkeit findet in privaten Haushalten in der Bundesrepublik keine Umverteilung von Hausarbeit zwischen den Geschlechtern statt. Dagegen werden zunehmend Teile der Hausarbeit bezahlt an familienfremde Personen vergeben." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-488.
Es âwerden zunehmend Teile der Hausarbeit bezahlt an familienfremde Personen vergeben." LitDokAB 2000, a-912.
"...das Einkommen des Partners (hat) - zumindest kurzfristig - nur einen geringen Einfluss auf die Entscheidung zugunsten einer ErwerbstÀtigkeit..." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-132.
"Verschiedenartige Berufswege gehen weiter mit unterschiedlichen auĂerberuflichen Lebensbedingungen einher: so haben z.B. Frauen, die beruflich aufsteigen, durchschnittlich besonders wenig, MĂ€nner dagegen besonders viele Kinder. Die MĂ€nner werden in ihren kontinuierlichen und erfolgreicheren Berufswegen von Partnerinnen unterstĂŒtzt und in der Familie entlastet, wĂ€hrend die Frauen meistens fĂŒr beide Lebensbereiche zustĂ€ndig sind." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-510.
"MĂ€nner in höheren Positionen sind meistens verheiratet und leben in Familien, bei den Frauen trifft dies nur fĂŒr etwa zur HĂ€lfte zu." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-548.
"Die Familie erweist sich fĂŒr die Frauen ökonomisch als eigentliche Falle.... Zugleich verschlechtern sich die Arbeitsmarktchancen der Frau infolge einer Familienphase unwiederbringlich (wĂ€hrend sie sich fĂŒr die MĂ€nner dank der Familie verbessern.)" LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-968.
âAuf der Grundlage einer LĂ€ngsschnittanalyse wird gezeigt, dass eine ErwerbstĂ€tigkeit grundsĂ€tzlich positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Frauen hat. Auch die Ehe wirkt sich positiv auf die Gesundheit von Frauen aus.
Allerdings vermindert sich bei einer Doppelbelastung von Familie und ErwerbstĂ€tigkeit die Gesundheit fast ebenso stark, wie die ErwerbstĂ€tigkeit der Frauen per se der Gesundheit förderlich ist. Bei Arbeiterinnen kann der negative Effekt auf die Gesundheit von Frauen sogar ĂŒberwiegen.â LitDokAB 99/2000-1, a-974.
âDie familiĂ€re Situation wirkt sich fast nur auf das Erwerbsverhalten der Frauen aus. Ihre Erwerbsneigung sinkt in Ost und West mit steigender Kinderzahl und hĂ€ngt auch maĂgeblich vom Alter des jĂŒngsten Kindes ab.â LitDokAB 99/2000-1, a-531.
"Zwischen dem Scheidungsrisiko und der ErwerbstĂ€tigkeit der Ehefrau kann ein wechselseitige Einflussnahme vermutet werden. Die Wahrnehmung von erhöhter ehelicher InstabilitĂ€t fĂŒhrt dazu, dass die BerufstĂ€tigkeit der Ehefrauen zunimmt, was wiederum die StabilitĂ€t der Ehe mindert. In der vorliegenden Arbeit wurde dieser Zusammenhang nĂ€her untersucht. Dabei konnte die Vermutung einer verstĂ€rkten Erwerbsaufnahme durch die Ehefrau bei einer Verschlechterung der ehelichen Situation fĂŒr westdeutsche Ehen bestĂ€tigt werden." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-106.
âDie Haushalte und Familien sind kleiner geworden und die Zahl der Alleinlebenden nimmt zu." LitDokAB 2000, a-548.
âLebensformen mit Kindern verlieren wegen ihrer Nachteile immer mehr an AttraktivitĂ€t. Indem die Ehe an kultureller SelbstverstĂ€ndlichkeit verliert, sinkt auch ihre StabilitĂ€t.â LitDokAB 1998/99 b-436.
âEs wurden im frĂŒheren Bundesgebiet 1996 so viele Ehen wie niemals zuvor geschieden.â LitDokAB 99/2000-1, a-502.
âKinderlosigkeit ist... zu einem relativ weit verbreiteten und vor allem sozial verfestigten Verhaltensmuster geworden....ist Kinderlosigkeit unter den weniger Verdienenden, wo man sich Kinder nicht leisten kann, und bei den höher Qualifizierten verstĂ€rkt aufgefunden worden, wo die Erwerbskarriere der FamiliengrĂŒndung vorgezogen wird.â LitDokAB 1998/99 a-772.
âIn westdeutschen GroĂstĂ€dten macht die Zahl der Einpersonenhaushalte mittlerweile schon die HĂ€lfte aller privaten Haushalte aus.â LitDokAB 99/2000-1, a-388.
âSo furchtbar und ekelhaft nun die Auflösung des alten Familienwesens innerhalb des kapitalistischen Systems erscheint, so schafft nichtsdestoweniger die groĂe Industrie mit der entscheidenden Rolle, die sie den Frauen... in gesellschaftlich organisierten Produktionsprozessen jenseits der SphĂ€re des Hauswesens zuweist, die neue ökonomische Grundlage fĂŒr eine höhere Form der Familie und des VerhĂ€ltnisses beider Geschlechter." Karl Marx, Kapital I, MEW 23: 514.
4.2. Lohnarbeit und Kinderversorgung beeintrÀchtigen sich gegenseitig
Kinderzahl, Einkommensniveau u. Wirtschaftskrise:"We find that women who have relatively low levels of income and women who are enrolled as students generally have lower fertility than other women. We also find that a rise in the number of women with such characteristics can explain part of the decrease in fertility during the 1990s.... In sum, we find a pattern of pro-cyclical fertility, where levels of female earnings are positively related to levels of childbearing." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-104.
KindertagesstĂ€tten: "Untersuchungsgegenstand dieses Beitrags ist der Einfluss der regionalen Versorgung mit Kindertageseinrichtungen auf das Erwerbsverhalten von westdeutschen MĂŒttern mit kleinen Kindern, die noch nicht schulpflichtig sind.... Die Ergebnisse zeigen, dass eine bessere regionale Kindergartenversorgung die AusĂŒbung einer reduzierten ErwerbstĂ€tigkeit begĂŒnstigt;... Ein höherer Anteil an GanztagesplĂ€tzen wirkt sich positiv sowohl auf die AusĂŒbung einer eingeschrĂ€nkten als auch einer VollzeiterwerbstĂ€tigkeit aus." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-108.
"The empirical results show that the availability of child care and part time work increase both the probability of working and having a child." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-112.
"Die Ergebnisse kommen zu dem Schluss, dass sich mehr Frauen als bisher - ganz gleich ob sie Kleinkinder, Kindergarten- oder Grundschulkinder haben - am Erwerbsleben beteiligen wĂŒrden. Voraussetzung hierfĂŒr wĂ€re vor allem ein bedarfsgerechtes Angebot an Betreuungseinrichtungen fĂŒr Kinder aller Altersstufen." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-156.
"Hierzu wurde im Jahre 2000 eine telefonische Erhebung bei 3000 west- und ostdeutschen Frauen durchgefĂŒhrt, deren Kinder nach 1991 geboren waren. Die Ergebnisse zeigen, dass die Erwerbsbeteiligung dieser Frauen u.a. vom Alter der Kinder und dem damit verbundenen Erziehungsgeld abhĂ€ngt." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-157.
"Der wohl einschneidenste und folgenreichste Faktor im beruflichen Karriereverlauf der Hochschulabsolventinnen (liegt) in der Realisierung des Kinderwunsches... Berufliche Nachteile, die Frauen bereits davor erfahren, nehmen sich relativ milde aus gegen die fĂŒr viele MĂŒtter von nun an einsetzenden beruflichen Disintegrationstendenzen." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-509.
"Dabei zeigte sich, dass der ErwerbstĂ€tigenanteil von 78% im Osten vor der Geburt auf 11% bzw. 12% (im Westen) unmittelbar danach zurĂŒckging. Drei Jahre spĂ€ter waren wieder 51% bzw. 70% der Frauen - anders als vorher aber ĂŒberwiegend in Teilzeit - berufstĂ€tig." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-978.
Schweden: "Es wird festgestellt, dass in Schweden zu dem Zeitpunkt, an dem das erste Kind vier Jahre alt ist, 80 Prozent der MĂŒtter... (mehr als 25 Std. pro Woche) arbeiten,... aber nur 30 Prozent 35 Stunden und mehr arbeiten.... Weiter zeigt sich, dass in Schweden nicht so viele MĂŒtter im öffentlichen Dienst beschĂ€ftigt sind wie in den anderen LĂ€ndern." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-119.
"Alleinerziehende und deren Kinder haben ein besonders hohes Armutsrisiko." LitDokAB S 4 (1999-2003), Nr. 1-804.
Falls nicht anders angegeben sind Daten und Zitate aus: Literaturdokumentation zur Arbeitsmarkt und Berufsforschung, Hrsg. von der Bundesanstalt fĂŒr Arbeit, div. Jhrg.
Wal Buchenberg, 8.9.03
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