dottore
13.09.2003, 19:59 |
Vom Klonen zurück: Josephspfennig entdeckt! Thread gesperrt |
-->Hi,
mit mir geht's dahin...
Mit der Richard A. Werner-Verschwörung konnte ich schon nicht reüssieren. Der Mann behauptet ja, der Kredit - pardon die Kredit-Menge - sei supply-oriented (also müssen sich nur die supplier verschwören und flugs ist die kapitalistische Ã-konomie abgewürgt und der Sozialismus hebt sein edel Haupt - emdlich mal das, was Japan aus dem Knick hilft). Das finde ich ganz toll! Irgendwie gewerkschaftlich argumentiert: Es gibt eine bestimmte Menge Arbeit und die müssen nur besser verteilt werden und schon sind alle vollbeschäftigt.
Ja, Popeye, dafür gibt's wirklich 50 Punkte! Werners Kredit & Kapital-Aufsatz ist die wahre Sternstunde. Money = Credit, klar, denn erst gab's Money (tja, wie sonst tauschen? Und dann wird das Tauscherleichterungsmittel verliehen, logo, denn es kann nur eines geben!).
Mein lieber Scholli. Das sind Argumente. Tja Kinnings, als einer der Wohl-Situierten im Lande komme ich einfach ein keine Kreditmenge mehr ran. Deshalb bin aber nicht ich, sondern die Banken, die mir meinen (übrigens vor Scheu, Angst und Inferioritätskomplex gar nicht nachgefragten) Kredit schon sozusagen"vorbeugend" verweigern, schuld. Knieschuss, gell Popeye?!
Ich krieg ja noch nicht mal Kredit, wenn ich mein Bargeld als Sicherheit anbiete - also diese Verschwörung geht dann allmählich doch zu weit! Soll ich Bankaktien kaufen und sagen: Ich bin jetzt der Boss und her mit der Kreditmenge?
Turon veralbert mich. Er bezieht sich zwar auf Chomsky, hat ihn dann aber doch nicht gelesen, wie er selber schreibt. So muss es sein, sprach Lobenstein und schon sich selbst noch mit hinein.
Oldy verklont mich. Vermutlich hebt er auf Postings in Foren ab, in denen ich seit Jahren schon gesperrt bin. Aber als ausgewiesener Computer-Experte weiß ich immer aufs Neue die Sperrungen zu unterlaufen. Ich hab mich auch schon für ein Visum für Bangelore beworben. Klappt vielleicht.
Tja, was macht so'n Archloch wie ich die ganze Zeit?
Na, das Dümmste, was man machen kann. Er wühlt in historischem Quatsch, um sich dann (außer in diesem) auch noch nackt in SS-Uniformen zu suhlen.
So war ich auf die Pirsch nach dem Zinssatz in der Antike gegangen. A bisserl über Sidney Homer hinaus, den wir hier schon ausführlich hatten.
Die wichtigsten Schriften, die aus dunnemal überliefert sind, bestehen aus Papyros. Und im Journal of... (14, 1962, 23 ff.) ward ich denn fündig. Zinssätze und Zinsgeschäft im Recht der..., Der Autor ist der große Papyrologe Johannes Hermann.
Schön, dass er damit beginnt, den Zins nirgend als"legalisiert" (also per Legaldefinition) in einer Rechtsquelle zu Finden.
Er kommt auf den bekannten Straf-, alias Verzugszins und auf den Zinssatz, der beides zu vermeiden hilft. Ersteres 2 %, zweiteres 1 % pro Monat.
Das macht trotz des"Zinseszinsverbotes" (hoppala - ne ultra alterum tantum) wirklich was her. 1 % pro monat und das bis heute durchgezogen.
Scholli, Scholli! Da laufen ja wirklich Gestopfte rum, von denen wir keinerlei Ahnung haben.
Ja und dann schaut man auch noch in CJ nach. Und findet dort, ganz klein und hinten nach allen mögliche schuldrechtlichen Passagen auch a bisserl was über den Zins ("usura") - ach, der Justinian war schon Klasse, vor allem sein Latein ist so herrlich"klassisch" und die Fälle, wie aus dem Leben des 14./15. Jh. gegriffen (hoppala, war der Codex in Florenz damals, wo er lag und bis heute liegt, noch unbekannt?), Heissa!
Da wird auch - Mönsch, Wal, schade, dasse nich mehr da bist - der Grundstein für den Kapitalismus gelegt. Denn die Schweine von Händlern (und das Kapital entsteht doch lt. Mark aus"Handelskapital", irgendwie) müssen nur 2/3 % p.m. ablegen, die"Illustres" nur 1/3 %. Und das gemeine Volk (immer fest druff auf die Arbeiter!) 1/2 % p.m. - als Höchstsatz.
Noch schlimmer: Wer Zahlungsverträge über Geld mit"Nullzins" abschloss, machte sich verdächtig ("Schwarzzins" sozusagen) und die Kontrakte waren nicht einklagbar oder nur mit Müh & Not.
Jetzt stelle man sich vor: 1 oder 1/2 % p.m. hat sich der Josephspfennig bis heute verzinst. Einach so nen Sesterzen (abgekürzt HS) damals anlegen und heute hasse mehr als das Universum - aus Gold.
Die Stelle übrigens in CJ 4,32,26 nachzulesen.
Aber mit solchen Zinsverschwörungen wollen wir uns nicht länger aufhalten. Viel spannender ist doch immer wieder der Elfneuner (Neunelefer). Das Video, Mensch, Mensch, das da mit Feuerball und so präsentiert wird, ist vom 12. (Yessir!, steht drauf! Alle Videos haben so Zeit & Datum mitlaufen) September und das um 17 Uhr 37 oder so. Erklärt auch besser die tief stehende Nachmittagssonne.
Finde das alles Klasse, muss jetzt aber leider schließen. Das Klonlabor wartet.
Gruß!
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Jochen
13.09.2003, 21:20
@ dottore
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Re: Vom Klonen zurück: Josephspfennig entdeckt! |
-->>Die wichtigsten Schriften, die aus dunnemal überliefert sind, bestehen aus Papyros. Und im Journal of... (14, 1962, 23 ff.) ward ich denn fündig. Zinssätze und Zinsgeschäft im Recht der..., Der Autor ist der große Papyrologe Johannes Hermann.
>Schön, dass er damit beginnt, den Zins nirgend als"legalisiert" (also per Legaldefinition) in einer Rechtsquelle zu Finden.
>Er kommt auf den bekannten Straf-, alias Verzugszins und auf den Zinssatz, der beides zu vermeiden hilft. Ersteres 2 %, zweiteres 1 % pro Monat.
>Das macht trotz des"Zinseszinsverbotes" (hoppala - ne ultra alterum tantum) wirklich was her. 1 % pro monat und das bis heute durchgezogen.
>Scholli, Scholli! Da laufen ja wirklich Gestopfte rum, von denen wir keinerlei Ahnung haben.
>Ja und dann schaut man auch noch in CJ nach. Und findet dort, ganz klein und hinten nach allen mögliche schuldrechtlichen Passagen auch a bisserl was über den Zins ("usura") - ach, der Justinian war schon Klasse, vor allem sein Latein ist so herrlich"klassisch" und die Fälle, wie aus dem Leben des 14./15. Jh. gegriffen (hoppala, war der Codex in Florenz damals, wo er lag und bis heute liegt, noch unbekannt?), Heissa!
Hallo Dottore,
welche Fälle sind das denn z.B. aus dem 14./15.Jh.? Hast du da ein Beispiel? Medici, mal so vermutet?
Bin in Erfurt leider nicht dabei.
Gruß
Jochen
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dottore
14.09.2003, 09:51
@ Jochen
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Re: 1 % p.m. als Investivkredit? |
-->>>Die wichtigsten Schriften, die aus dunnemal überliefert sind, bestehen aus Papyros. Und im Journal of... (14, 1962, 23 ff.) ward ich denn fündig. Zinssätze und Zinsgeschäft im Recht der..., Der Autor ist der große Papyrologe Johannes Hermann.
>>Schön, dass er damit beginnt, den Zins nirgend als"legalisiert" (also per Legaldefinition) in einer Rechtsquelle zu Finden.
>>Er kommt auf den bekannten Straf-, alias Verzugszins und auf den Zinssatz, der beides zu vermeiden hilft. Ersteres 2 %, zweiteres 1 % pro Monat.
>>Das macht trotz des"Zinseszinsverbotes" (hoppala - ne ultra alterum tantum) wirklich was her. 1 % pro monat und das bis heute durchgezogen.
>>Scholli, Scholli! Da laufen ja wirklich Gestopfte rum, von denen wir keinerlei Ahnung haben.
>>Ja und dann schaut man auch noch in CJ nach. Und findet dort, ganz klein und hinten nach allen mögliche schuldrechtlichen Passagen auch a bisserl was über den Zins ("usura") - ach, der Justinian war schon Klasse, vor allem sein Latein ist so herrlich"klassisch" und die Fälle, wie aus dem Leben des 14./15. Jh. gegriffen (hoppala, war der Codex in Florenz damals, wo er lag und bis heute liegt, noch unbekannt?), Heissa!
>Hallo Dottore,
>welche Fälle sind das denn z.B. aus dem 14./15.Jh.? Hast du da ein Beispiel? Medici, mal so vermutet?
1. Der CJ soll 1406 aus Pisa, wo er unentdeckt und unerkannt in einer Abschrift aus dem 6. Jh. gelegen haben soll (wie dorthin? Niemand weiß es) nach Florenz gekommen sein. Sieh a. Mommsen in seiner Edition.
2. Dann kam er als Kriegsbeute nach Florenz. Dort erscheint er in keiner Sammlung (Niccoli, Medici), auch nicht im Staatsschatz (siehe die Passagen bei Poggio und Machiavelli in deren Florentiner Geschichten).
3. Also? Fake.
4. Der Zinssatz war p.m. und kann sich schon deshalb niemals auf"Investivkredite" o.ä,. bezogen haben, sondern auf kurzfristiges Geld.
5. Normalfall: Beim Saldieren der Wechsel (die selbst unverzinslich waren, aber Laufzeit hatten), ergaben sich Spitzen, die nicht in cash abgedeckt werden konnten (Skontration). Der passiv Betroffene musste sich den Cash beschaffen (sofern er nicht den nächsten Wechsel reiten konnte). Dazu war ein Monat quer durch Europa ausreichend.
6. Das mit dem"Zinssatz" ist ein Schwindel. Usura war nichts anderes als eine Strafe für das nicht termingerechte Beischaffen von Cash.
7. Die Medici hatten den Banco grosso und den Banco minuto. Ersterer für Transfer großer Summen, die an Ort und Stelle ausgezahlt und niemals transportiert wurden (was die"Tauschtheorie", wie oft genug geschrieben, auch erledigt). Transportiert wurden Wechsel oder Anweisungen, siehe deren Kurse bei Chiarini 1484. Zwischen Florenz und Pisa: 5 %.
8. Die Fälligkeit von Titeln, die Herrschaften ausstellten, ab dem 15. Jh. en masse, und die nicht à terme eingelöst wurden (in cash) führte zum Disagio der Papiere, ergo zu deren Kurs, ergo zum"Zins". Die geschuldete Summe änderte sich dabei um kein Milligramm.
9. Der Banco minuto waren - wie die montes pietatis - Leihhäuser, wo allerlei Pretiosen verpfändet wurden. Wozu aber cash gegen Pfand nachsuchen? Weil man den Cash schuldig war. Alles in den durchgehend erhaltenen Büchern des Mons in Siena nachzulesen (Bank bis heute).
10. Das mons-Problem spitze sich im 15. Jh. zu, da"Wucher" vermutet wurde. Die Stories von Franziskanern / Dominikaner setze ich als bekannt voraus - siehe auch Savonarola. Alexander VI. (Borgia) hatte ein Pro-Usura-Breve in den 1490er Jahren veröffentlicht. Ich hab's als Druck, aber gerade nicht gefunden.
>Bin in Erfurt leider nicht dabei.
Was ist denn in Erfurt? Ein Zins-Kongress?
Gruß!
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Jochen
14.09.2003, 11:07
@ dottore
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Re: vielen Dank dottore! (owT) |
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