-->SPIEGEL ONLINE - 18. September 2003, 11:55
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Krieg gegen den Terror
Der große Bluff
Von Lars Langenau
Vor knapp sechs Monaten griffen die USA den Irak an, deklariert als Feldzug gegen den Terror, gestützt auf"Fakten und Beweise". Doch heute zeigt sich ein anderes Bild: Eine Melange aus Halbwahrheiten, Märchen und bewussten Lügen bereitete den Weg nach Bagdad. SPIEGEL ONLINE dokumentiert zehn Fälle schwarzer Propaganda, die den Krieg rechtfertigen sollten.
Klicken Sie auf die Bilder, lesen Sie, wie leichtfertig die Politiker die Welt in die Irre führten:
Condoleeza Rice:
25. 9. 2002
"Es gibt eindeutige Kontakte zwischen al-Qaida und dem Irak." Tony Blair:
24. 9. 2002
"Seine Raketen sind binnen 45 Minuten einsatzbereit."
Dick Cheney:
3. 2003
"Wir haben Grund zu der Annahme, dass Saddam Hussein Atomwaffen besitzt." Colin Powell:
5. 2 2003
"Saddam Hussein hat Forschungen biologischen Erregern betreiben lassen,..."
José MarÃa Aznar:
5. 2. 2003
"Wir alle wissen, dass Saddam Hussein Massenvernichtungs- waffen besitzt...." Angela Merkel:
8. 2. 2003
"Die Bedrohung durch Saddam Hussein und seinen Massenvernich- tungswaffen ist real."
George W. Bush:
25. 3. 2003
"Sprühgeräte, die auf unbemannten Flugmaschinen eingesetzt werden können,..." Donald Rumsfeld:
3. 2003
"Unsere Waffen verfügen über eine Zielgenauigkeit, von der Militärs nur geträumt haben."
George W. Bush:
2. 4. 2003
"That's great" Mohammed al-Sahaf:
7. 3. 2003
"Die Ungläubigen begehen zu hunderten Selbstmord vor den Toren von Bagdad."
Es war der große Auftritt des amerikanischen Außenministers, bis dahin eher ein Feind der Bomben, ein Freund der Diplomaten. Mit großen Gesten und einer ausgefeilten Multimediaschau wollte Colin Powell bei der entscheidenden Sitzung vor dem Uno-Sicherheitsrat am 5. Februar dieses Jahres die Welt mit"wasserdichten" Beweisen von der Gefährlichkeit irakischer Massenvernichtungswaffen überzeugen. Doch was die Zuschauer weltweit an ihren Fernsehern verfolgten, hinterließ eher Skepsis. Zu Recht, wie sich heute, sechs Monate nach Kriegsbeginn, immer deutlicher abzeichnet.
Tatsächlich griffen die USA den Irak nicht an, weil sie"dramatisch neue Erkenntnisse über das irakische Trachten nach Massenvernichtungswaffen besaßen", wie US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld mittlerweile freimütig erzählt. Sondern,"weil wir die Beweise in einem völlig neuen Licht sahen - durch das Prisma unserer Erfahrungen am 11. September".
Nach der traumatischen Erfahrung der Terroranschläge wollte und konnte Amerika nicht als kampfscheuer Riese dastehen. Ohne den 11. September 2001 ist der 20. März 2003, dem ersten Tag des Angriffs auf den Irak, kaum denkbar.
AP/ABU-DHABI TV
"Shock and Awe" lautete die Formel des Pentagon für den massiven Bombenangriff auf Bagdad in der Nacht vom Freitag, dem 21. März
Zur Mobilisierung war eine Dämonisierung des Gegners notwendig. Präsident George W. Bushs Berater erfanden die"Achse des Bösen", die neben dem Irak auch Iran und Nordkorea umfasst. Und dann wurde getrickst, zurechtgestutzt, getäuscht, nachgebessert, betrogen, manipuliert. Das Bedrohungsszenario in einer zwölf Jahre alten Doktorarbeit wurde als Geheimdiensterkenntnis ausgegeben, Giftlabors in Bunkern und unterirdische Chemiefabriken entsprangen ganz offensichtlich der Fantasie mancher Strategen im Weißen Haus.
"In Kriegszeiten ist die Wahrheit so kostbar, dass sie stets von einer Leibwache aus Lügen beschützt werden sollte", sagte einst Winston Churchill. Ein Satz, den sich die amerikanischen Falken im Weißen Haus zu Eigen machten - eine Regierung, die nach dem Abschied von Bill Clinton Ehrlichkeit und Anstand versprach.
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...was sie (noch) nicht schreiben: Dies gilt auch für Europa und die damit zusammenhängede Beschneidung unserer Freiheitsrechte durch übereifrige Staatsdiener (...warum eigentlich, was haben diese Leute davon...?) in ALLEN Ländern.
Gruss
tofir
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