Jochen
26.09.2003, 23:00 |
Joachim Fest in der taz (!) Thread gesperrt |
-->War Adolf Hitler ein Linker?
Die Diskussion um den politischen Standort des deutschen Nationalsozialismus ist nie gründlich geführt worden. Klar ist jedenfalls: Zeit seines Bestehens hatte er mehr mit dem Totalitarismus Stalins gemein als mit dem Faschismus Mussolinis
von JOACHIM FEST
Manche guten Gründe sprechen dafür, dass der Nationalsozialismus politisch eher auf die linke als auf die rechte Seite gehört. Jedenfalls hatte er Zeit seines Bestehens mit dem Totalitarismus Stalins mehr gemein als mit dem Faschismus Mussolinis. Im Italien der Zwanziger- und Dreißigerjahre gab es immer noch die herkömmlichen Klassenunterschiede, während Hitler, nicht anders als die Sozialisten aller Schattierungen, die soziale Gleichschaltung vorantrieb. Auch hat er nach der so genannten Machtergreifung, anders als manche Angehörigen der Oberklassen hofften, die 1918 verloren gegangenen Vorrechte nicht wiederhergestellt. Stattdessen hat er den von Marx herkommenden Begriff der klassenlosen Gesellschaft einfach durch die Vokabel der"Volksgemeinschaft" ersetzt und den immer noch Furcht erregend sozialistisch klingenden Begriff als eine Art ständiger Verbrüderungsfeier verkauft. Eine wie tiefe und anhaltende Sehnsucht der Deutschen er damit ansprach, geht nicht zuletzt daraus hervor, dass die Ã-ffentlichkeit des Landes sich noch immer im Konsens am besten aufgehoben fühlt. Der nach festen Spielregeln ausgetragene Konflikt, der zu den elementaren Voraussetzungen demokratischer Ordnungen zählt, steht bei uns in keinem hohen Ansehen. Stattdessen huldigt alle Welt einer Gleichheitsidee, zu deren Eigenart nicht nur gleiche Startbedingungen gehören. Hierzulande will man auch, dass alle gleichzeitig im Ziel einlaufen. Niemand soll den anderen übertreffen.
Bekanntlich hat Hitler keine Produktionsmittel verstaatlicht. Damit ist für marxistischen Ideologen die Frage, ob Hitler samt seinem Programm sozialistisch genannt werden könne, ein für allemal beantwortet. Tatsächlich hatte Hitler einen weit klügeren Einfall. Er sozialisierte, in eigenen Worten,"nicht die Betriebe, sondern den Menschen". Auf diese Weise hat er politisch, wirtschaftlich und sozial viel bewunderte Erfolge erzielt. Ein Wortführer des Kapitalismus im hergebrachten Sinne war er jedenfalls nicht. Nicht ohne Grund sprach eines der populärsten Schlagworte der Epoche von der"antikapitalistischen Sehnsucht", die die Zeit erfülle. Und nicht zufällig stammte diese Formel von einem der führenden Nationalsozialisten aus dem engsten Kreis um Hitler, Gregor Strasser. Zweifellos jedenfalls empfand sich keiner der SA-Leute, die unter der Hakenkreuzfahne durch Moabit oder Steglitz marschierten, als Parteigänger irgendeiner"Reaktion". Wie die Kolonnen der Linken auch, sahen sie sich als Vorhut grundlegender gesellschaftlicher Veränderungen - auch sie wollten die Verhältnisse zum Tanzen bringen. Mit ihnen ziehe, wie sie glaubten und sangen, die neue Zeit. Als im Frühjahr 1933 ganze kommunistische Kampfformationen geschlossen in die SA übertraten, wurde das von den roten Parteisoldaten keineswegs als Bruch empfunden, und der Berliner Volkswitz, der diese Einheiten als"Bulettenstürme" verhöhnte ("außen braun, innen rot") deckt auf, wie nahe beieinander auch die Ã-ffentlichkeit die einen und die anderen wahrnahm. Man wechselte sozusagen nur den Anführer und die Fahne, nicht einmal die Treffkneipe. Im Herzen blieb man Sozialist, nur dass man von nun an auch noch national sein durfte, kein"Vaterlandsverräter" der Komintern. Wer da nicht zum Mitmachen bereit gewesen wäre!
Noch viele weitere Gemeinsamkeiten zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus lassen sich anführen, auch tiefer reichende. Wie häufig haben gerade die unversöhnlichsten Rivalen auf politischem Feld immer etwas von feindlichen Zwillingen. Auch in diesem Falle verhielt es sich so. Beide Epochengegner, die sich so erbittert bekämpften, träumten den Traum vom"Neuen Menschen", der mit ihnen erst die Möglichkeit erlange, sich auf Erden zu verwirklichen; beide machten sich, wenn auch mit scheinbar gegensätzlichen Parolen, auf die Suche nach dem vor Zeiten verlorenen Paradies. Und beide hassten mehr als alles andere die bürgerliche Welt. Wer sich die Jubelschreie in Erinnerung ruft, mit der führende Nationalsozialisten die Zerstörungen der deutschen Städte im Bombenkrieg begrüßten, erhält einen Begriff von der Radikalität ihres Hasses: Goebbels sprach von den"Gefängnismauern" der bourgeoisen Welt, die jetzt endlich"in Klump geschlagen" würden, und Robert Ley"atmete auf": Endlich sei es"vorbei mit der Welt", die sie verabscheuten. Ein Echo solcher komplexen Erfüllungsgefühle im Untergang des einen Regimes war auch im Aufstieg des anderen vernehmbar: In den frühen Jahren der DDR, als die Machthaber die Reste der bürgerlichen Welt syste-matisch bis auf die innersten Strukturen zerstörten.
Aufs Ganze gesehen ist die Diskussion über den politischen Standort des Nationalsozialismus nie gründlich geführt worden. Stattdessen hat man zahlreiche Versuche unternommen, jede Verwandtschaft von Hitlerbewegung und Sozialismus zu bestreiten. Um den Kommunismus denkbar weit vom Nationalsozialismus wegzurücken, ist sogar der totalitäre Charakter des Kommunismus geraume Zeit bestritten worden. Das ist inzwischen gescheitert. Die Verheißungsszenarien, die von der einen wie der anderen Seite entworfen wurden, haben nicht allzu lange gedauert. Im Fall des Nationalsozialismus wurden sie nur etwas über zehn Jahre, im Sozialismus immerhin fast drei Generationen lang exekutiert. Beide haben die Menschheit unendlich viele Opfer gekostet - Abermillionen bei diesen wie bei jenen.
Der auffallendste Unterschied bleibt, dass der Nationalsozialismus sich schon im Programm unmenschlich ausnahm, während der Sozialismus in verschiedenen humanitären Maskeraden auftrat. Zu lernen ist aus dieser Erfahrung, dass alle Ideologien, was immer sie den Menschen weismachen, nie halten, was sie versprechen. Auf dem Papier wirken sie stellenweise verführerisch. Aber wer sich von der Zeit belehrt weiß und vor allem genauer hinsieht, entdeckt im Hintergrund all der idyllisch-egalitären Kulissen stets das nackte Grauen.
taz Nr. 7168 vom 27.9.2003, Seite 13, 223 Kommentar JOACHIM FEST, Essay
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Stephan
26.09.2003, 23:29
@ Jochen
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feindliche"Übernahme" der taz |
-->Hallo,
zum 25-jährigen Jubiläum hat die taz ihre"Lieblingsfeinde" aufgefordert, die Zeitung zu machen. Arbeitstitel: Feindliche Übernahme.
Da bin ich aber mal auf die Printausgabe gespannt...
Hier also die"Lieblingsfeinde" der taz
Dottore ist auch mit von der Partie
Gruß
Stephan
DIE MITARBEITER
Sie lieferten der Redaktion die Beiträge:
MAINHARDT GRAF NAYHAUSS (77), langjähriger Bild-Kolumnist ("Berlin vertraulich").
PAUL C. MARTIN (64), ehemaliger stellvertretender Bild-Chefredakteur, Autor vieler Wirtschaftsbücher ("Die Krisenschuld").
OSKAR LAFONTAINE (60), Ex-Finanzminister unter Kanzler Schröder und Ex-Parteivorsitzender der SPD. Löste mit seinem Buch"Mein Herz schlägt links" Kritik in der Partei aus.
HELMUT MARKWORT (66), Focus-Chefredakteur und Aufsichtsratsvorsitzender Playboy.
MICHAEL GLOS (58), gelernter Müllermeister aus Schweinfurt. Vorsitzender der CSU-Landesgruppe und erster Stellvertreter von Angela Merkel.
DAVID BLIESWOOD (49) alias Norbert Körzdörfer, Ex-Chefredakteur der Bildwoche, danach Orientierungsphilosoph in der Bild, umstrittene Lifestyle-Empfehlungen nach dem 11. September ("Ja zu Kuscheln").
FRANZ JOSEF WAGNER (60), Bild-Kolumnist ("Post von Wagner") und Ex-Chefredakteur der BZ, bekannt für empfindsame Schlagzeilen ("Als Steffi Graf als Schwangere kotzte").
JOACHIM FEST (76), Ex-Mitherausgeber der FAZ, Publizist. Löste mit seiner umstrittenen Hitler-Biografie heftige Debatten unter Historikern aus.
DANA HORÁKOVÁ (66), Hamburger Kultursenatorin. Ehemals Journalistin Bunte, BZ, Welt am Sonntag. Bewegte sich in Kreisen der tschechischen Bürgerrechtsbewegung"Charta 77" um Václav Havel.
RALPH SIEGEL (57), Musikproduzent. Gewann einmal den Grand Prix dEurovision ("Ein bisschen Frieden").
FRANK SCHIRRMACHER (44), Herausgeber der FAZ und Feuilleton-Chef. Wurde jüngst von Klaus Harpprecht in der taz zum Rücktritt aufgefordert.
HANS-HERMANN TIEDJE (54), ehemaliger Bild-Chef und Berater von Dr. Helmut Kohl im Bundestagswahlkampf 1998.
MAX MERKEL (84), Fußballspieler und ehemaliger Meistertrainer des 1. FC Nürnberg und 1860 München.
STEFAN RAAB (36), TV-Star und Sänger. Schüler eines Jesuiten-Internats und gelernter Metzgermeister.
DIETER BOHLEN (49), Musikproduzent, Buchautor. Abi mit 17 Jahren, Studium zum Dipl.-Kaufmann.
GEORG GAFRON (49), Ex-Chefredakteur der BZ, Geschäftsführer der Axel Springer Medien GmbH, einer der eifrigsten Wahlkämpfer der CDU.
DIE REDAKTION
Sie übernahmen gestern die Redaktion der taz:
JÜRGEN FLIEGE (56), Moderator der nachmittäglichen ARD-Talkshow"Fliege", evangelischer Theologe und Expfarrer.
GABI ZIMMER (48), PDS-Landtagsabgeordnete in Thüringen, Ex-Bundesvorsitzende der PDS.
RUDOLF SCHARPING (56), SPD-Bundestagsabgeordneter, Exverteidigungsminister, Ex-SPD-Vorsitzender. Ex-SPD-Fraktionsvorsitzender und Ex-SPD-Kanzlerkandidat.
HANS MAHR (54), RTL-Chefredakteur und Informationsdirektor sowie stellvertretender Geschäftsführer.
KAI DIEKMANN (39), Bild-Chefredakteur.
PETER STRIEDER (51), Berliner Senator für Stadtentwicklung, Vorsitzender der SPD Berlin.
JÃ-RG SCHÃ-NBOHM (66), stellvertretender Ministerpräsident und CDU-Innenminister von Brandenburg, Vorsitzender der CDU-Brandenburg, Mitglied des CDU-Bundespräsidiums.
EBERHARD DIEPGEN (62), ehemaliger Regierender Bürgermeister und Ex-CDU-Landeschef von Berlin.
PETER BOENISCH (76), Ex-Chefredakteur von Bild, Bild am Sonntag, Welt und Welt am Sonntag, Exwahlkampfberater von Helmut Kohl, Regierungssprecher der CDU/CSU-FDP-Regierung.
GUIDO WESTERWELLE (42), FDP-Bundesvorsitzender.
HANS-OLAF HENKEL (63), Ex-BDI-Chef.
<ul> ~ feindliche Übernahme</ul>
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white bear
26.09.2003, 23:44
@ Stephan
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LOL!!! |
-->>PAUL C. MARTIN (64), ehemaliger stellvertretender Bild-Chefredakteur, Autor vieler Wirtschaftsbücher ("Die Krisenschuld").
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white bear
26.09.2003, 23:48
@ white bear
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Die Krisenschaukel |
-->>>PAUL C. MARTIN (64), ehemaliger stellvertretender Bild-Chefredakteur, Autor vieler Wirtschaftsbücher ("Die Krisenschuld").
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Stephan
26.09.2003, 23:57
@ white bear
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LOL!!! |
-->>>>PAUL C. MARTIN (64), ehemaliger stellvertretender Bild-Chefredakteur, Autor vieler Wirtschaftsbücher ("Die Krisenschuld").
eine Welle für den Fehlerteufel:)) [img][/img]
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Tassie Devil
27.09.2003, 00:26
@ white bear
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Re: Zu dumm... |
-->...um einen geraden Strahl zu brun...:
>>PAUL C. MARTIN (64), ehemaliger stellvertretender Bild-Chefredakteur, Autor vieler Wirtschaftsbücher ("Die Krisenschuld").
Damit kennzeichne ich ausschliesslich den verantwortlichen Redakteur dieser zwei Zeilen, der noch nicht einmal in der Lage ist, ordnungsgemaess den richtigen Titel eines Buches seiner"verehrten Leserschaft" (dem dummen Zahlvieh) zur Kenntnis zu bringen.
Dieser Redaktionsstuemper ist offensichtlich noch nicht einmal in der Lage, richtig abzuschreiben, und auch fuer einen solchen Scheissdreck (Voeller) loehnt der deutsche Dummdepp sehr gut.
Gruss
TD
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Tassie Devil
27.09.2003, 00:44
@ Jochen
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Re: Klasse Artikel Jochen - Danke fuers Posten (mkT) |
-->>Aufs Ganze gesehen ist die Diskussion über den politischen Standort des Nationalsozialismus nie gründlich geführt worden. Stattdessen hat man zahlreiche Versuche unternommen, jede Verwandtschaft von Hitlerbewegung und Sozialismus zu bestreiten. Um den Kommunismus denkbar weit vom Nationalsozialismus wegzurücken, ist sogar der totalitäre Charakter des Kommunismus geraume Zeit bestritten worden. Das ist inzwischen gescheitert. Die Verheißungsszenarien, die von der einen wie der anderen Seite entworfen wurden, haben nicht allzu lange gedauert. Im Fall des Nationalsozialismus wurden sie nur etwas über zehn Jahre, im Sozialismus immerhin fast drei Generationen lang exekutiert.
Beide haben die Menschheit unendlich viele Opfer gekostet - Abermillionen bei diesen wie bei jenen.
Die deutschen Sozen roter, gruener und sonstiger Farben sollten sich schon mal gut warm dressen und sich darauf einrichten, was diesmal auf sie selbst zurollen wird.
Auch in der schwarzen und gelben Ecke werden manche Augen feucht und truebe werden.
Es wird kein Entkommen fuer sie alle geben.
>Der auffallendste Unterschied bleibt, dass der Nationalsozialismus sich schon im Programm unmenschlich ausnahm, während der Sozialismus in verschiedenen humanitären Maskeraden auftrat. Zu lernen ist aus dieser Erfahrung, dass alle Ideologien, was immer sie den Menschen weismachen, nie halten, was sie versprechen. Auf dem Papier wirken sie stellenweise verführerisch. Aber wer sich von der Zeit belehrt weiß und vor allem genauer hinsieht, entdeckt im Hintergrund all der idyllisch-egalitären Kulissen stets das nackte Grauen.
>taz Nr. 7168 vom 27.9.2003, Seite 13, 223 Kommentar JOACHIM FEST, Essay
Keinen weiteren Kommentar.
Gruss
TD
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Tempranillo
27.09.2003, 00:59
@ Tassie Devil
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Re: Woher die düsteren Vorahnungen? |
-->Hallo Tassie,
>Die deutschen Sozen roter, gruener und sonstiger Farben sollten sich schon mal gut warm dressen und sich darauf einrichten, was diesmal auf sie selbst zurollen wird.
Könntest Du Deine Vorahnungen bitte etwas konkretisieren? Meine Meinung wäre, daß gar nichts passieren wird - so lange der große Bruder seine schützende Hand, oder sind es eher raffgierige Klauen, drüberhält.
>Auch in der schwarzen und gelben Ecke werden manche Augen feucht und truebe werden.
Mir fehlt die Phantasie, mir vorzustellen, welche Ereignisse ihnen Tränen in die Augen treiben sollten.
>Es wird kein Entkommen fuer sie alle geben.
Entkommen wovor bitte? Ich erwarte eher, daß das Land winselnd und wimmernd in den Abstieg rutschen wird. Bisher sind die Deutschen noch niemals, so katastrophal die Lage auch gewesen ist, ihrer Führung ans Leder gegangen; das waren immer nur Einzelgänger bzw. -täter.
Vielleicht weißt Du mehr? Mich würde sehr interessieren, welche Gründe Dich dazu bringen, ein derartiges Szenario für wahrscheinlich zu halten.
Tempranillo
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Tassie Devil
27.09.2003, 02:04
@ Tempranillo
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Re: Wieso duestere Vorahnungen? |
-->>Hallo Tassie,
>>Die deutschen Sozen roter, gruener und sonstiger Farben sollten sich schon mal gut warm dressen und sich darauf einrichten, was diesmal auf sie selbst zurollen wird.
>Könntest Du Deine Vorahnungen bitte etwas konkretisieren? Meine Meinung wäre, daß gar nichts passieren wird - so lange der große Bruder seine schützende Hand, oder sind es eher raffgierige Klauen, drüberhält.
>>Auch in der schwarzen und gelben Ecke werden manche Augen feucht und truebe werden.
>Mir fehlt die Phantasie, mir vorzustellen, welche Ereignisse ihnen Tränen in die Augen treiben sollten.
>>Es wird kein Entkommen fuer sie alle geben.
>Entkommen wovor bitte? Ich erwarte eher, daß das Land winselnd und wimmernd in den Abstieg rutschen wird. Bisher sind die Deutschen noch niemals, so katastrophal die Lage auch gewesen ist, ihrer Führung ans Leder gegangen; das waren immer nur Einzelgänger bzw. -täter.
>Vielleicht weißt Du mehr? Mich würde sehr interessieren, welche Gründe Dich dazu bringen, ein derartiges Szenario für wahrscheinlich zu halten.
Lieber Tempranillo,
bitte verstehe und sieh es mir nach, wenn ich mich zu Deinen Fragezeichen bedeckt halte.
Schon rein aus statistischen Gruenden ist einmal immer das erste Mal.
Ich bitte Dich, meine letztsaetzlichen Formulierungskuenste [img][/img] zungentechnisch voll zu goutieren.
>Tempranillo
Gruss
TD
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prinz_eisenherz
27.09.2003, 07:33
@ Stephan
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Ich vermisse Horst Mahler, wegen der alten Zeiten und so.... |
-->>Hallo,
>zum 25-jährigen Jubiläum hat die taz ihre"Lieblingsfeinde" aufgefordert, die Zeitung zu machen. Arbeitstitel: Feindliche Übernahme.
>Da bin ich aber mal auf die Printausgabe gespannt...
>Hier also die"Lieblingsfeinde" der taz
>Dottore ist auch mit von der Partie
>Gruß
>Stephan
>
>DIE MITARBEITER
>Sie lieferten der Redaktion die Beiträge:
>MAINHARDT GRAF NAYHAUSS (77), langjähriger Bild-Kolumnist ("Berlin vertraulich").
>PAUL C. MARTIN (64), ehemaliger stellvertretender Bild-Chefredakteur, Autor vieler Wirtschaftsbücher ("Die Krisenschuld").
>OSKAR LAFONTAINE (60), Ex-Finanzminister unter Kanzler Schröder und Ex-Parteivorsitzender der SPD. Löste mit seinem Buch"Mein Herz schlägt links" Kritik in der Partei aus.
>HELMUT MARKWORT (66), Focus-Chefredakteur und Aufsichtsratsvorsitzender Playboy.
>MICHAEL GLOS (58), gelernter Müllermeister aus Schweinfurt. Vorsitzender der CSU-Landesgruppe und erster Stellvertreter von Angela Merkel.
>DAVID BLIESWOOD (49) alias Norbert Körzdörfer, Ex-Chefredakteur der Bildwoche, danach Orientierungsphilosoph in der Bild, umstrittene Lifestyle-Empfehlungen nach dem 11. September ("Ja zu Kuscheln").
>FRANZ JOSEF WAGNER (60), Bild-Kolumnist ("Post von Wagner") und Ex-Chefredakteur der BZ, bekannt für empfindsame Schlagzeilen ("Als Steffi Graf als Schwangere kotzte").
>JOACHIM FEST (76), Ex-Mitherausgeber der FAZ, Publizist. Löste mit seiner umstrittenen Hitler-Biografie heftige Debatten unter Historikern aus.
>DANA HORÁKOVÁ (66), Hamburger Kultursenatorin. Ehemals Journalistin Bunte, BZ, Welt am Sonntag. Bewegte sich in Kreisen der tschechischen Bürgerrechtsbewegung"Charta 77" um Václav Havel.
>RALPH SIEGEL (57), Musikproduzent. Gewann einmal den Grand Prix dEurovision ("Ein bisschen Frieden").
>FRANK SCHIRRMACHER (44), Herausgeber der FAZ und Feuilleton-Chef. Wurde jüngst von Klaus Harpprecht in der taz zum Rücktritt aufgefordert.
>HANS-HERMANN TIEDJE (54), ehemaliger Bild-Chef und Berater von Dr. Helmut Kohl im Bundestagswahlkampf 1998.
>MAX MERKEL (84), Fußballspieler und ehemaliger Meistertrainer des 1. FC Nürnberg und 1860 München.
>STEFAN RAAB (36), TV-Star und Sänger. Schüler eines Jesuiten-Internats und gelernter Metzgermeister.
>DIETER BOHLEN (49), Musikproduzent, Buchautor. Abi mit 17 Jahren, Studium zum Dipl.-Kaufmann.
>GEORG GAFRON (49), Ex-Chefredakteur der BZ, Geschäftsführer der Axel Springer Medien GmbH, einer der eifrigsten Wahlkämpfer der CDU.
>
>DIE REDAKTION
>Sie übernahmen gestern die Redaktion der taz:
>JÜRGEN FLIEGE (56), Moderator der nachmittäglichen ARD-Talkshow"Fliege", evangelischer Theologe und Expfarrer.
>GABI ZIMMER (48), PDS-Landtagsabgeordnete in Thüringen, Ex-Bundesvorsitzende der PDS.
>RUDOLF SCHARPING (56), SPD-Bundestagsabgeordneter, Exverteidigungsminister, Ex-SPD-Vorsitzender. Ex-SPD-Fraktionsvorsitzender und Ex-SPD-Kanzlerkandidat.
>HANS MAHR (54), RTL-Chefredakteur und Informationsdirektor sowie stellvertretender Geschäftsführer.
>KAI DIEKMANN (39), Bild-Chefredakteur.
>PETER STRIEDER (51), Berliner Senator für Stadtentwicklung, Vorsitzender der SPD Berlin.
>JÃ-RG SCHÃ-NBOHM (66), stellvertretender Ministerpräsident und CDU-Innenminister von Brandenburg, Vorsitzender der CDU-Brandenburg, Mitglied des CDU-Bundespräsidiums.
>EBERHARD DIEPGEN (62), ehemaliger Regierender Bürgermeister und Ex-CDU-Landeschef von Berlin.
>PETER BOENISCH (76), Ex-Chefredakteur von Bild, Bild am Sonntag, Welt und Welt am Sonntag, Exwahlkampfberater von Helmut Kohl, Regierungssprecher der CDU/CSU-FDP-Regierung.
>GUIDO WESTERWELLE (42), FDP-Bundesvorsitzender.
>HANS-OLAF HENKEL (63), Ex-BDI-Chef.
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Jochen
27.09.2003, 09:23
@ Jochen
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Re: und noch viel Wind von dottore:-)) |
-->Die Geldmaschine
Geldverdienen mit der Maus. Heute: Wie Willi immer reicher wird - und wir alle das bezahlen
von PAUL C. MARTIN
Onkel Willi ist Kapitalist und seine Spezialität ist die so genannte"Umverteilung von unten nach oben." Die schätzt er ganz besonders. Weil er schon oben ist. Eine gut gehende Praxis, Mietshäuser, sechsstelliges Jahreseinkommen.
Die sicherste Umverteilung, sagt der Onkel, schafft der Staat. Der melkt die Kleinen und lässt die Großen immer fetter werden. Was der Staat da macht, nennt man"Steuervorteile". Am liebsten sind dem Onkel solche Vorteile, die nicht erst durch den Staatsetat laufen, sondern wo der Melker sich beim Gemolkenen direkt bedient.
Drum ist Onkel Willi Fan von Windanlagen. Dort läuft die Umverteilung prima.
Klar, denn die Windrad-"Parks" (er liebt das Wort"Park", weil die Windräder so herrlich in die Landschaft passen) dürfen ihren Strom zum Spitzenpreis verkaufen. Der liegt pro Kilowattstunde rund dreimal so hoch wie der durchschnittliche Strompreis aus anderen Energiequellen (olle Kohle, böses Uran). Und weil die Stromfritzen jedes Kilowattchen ankaufen müssen, das der Wind spendiert, dürfen sie beim Weiterverkauf an die Kunden ihre Kalkulation"anpassen": Strom teurer verkaufen als sie ihn verkaufen würden, wenn es keine Windkraft gäbe. Zwei Milliarden Euro zahlen die Verbraucher darob zusätzlich im Jahr.
Und bei dieser Umverteilung hält der Willi gern gleich beide Hände auf: Er hat für Millionen schon Windanteile gezeichnet. Und er ist nicht allein. Im letzten Jahr steckten er und seinesgleichen 430 Millionen Euro bar in diese Fonds, die mit zusätzlichen Krediten auf 1,35 Milliarden Euro aufgepumpt wurden.
Wozu Kredite? Na, weil das richtig Steuern spart! Denn Investitionen in den Wind kann jeder beim Finanzamt absetzen wie solche in Häuser, Containerschiffe oder eine Second-Hand-Boutique.
Nun ist leider Wind nicht immer Wind, häufig weht er gar nicht. Für manche seiner Windanteile schiebt Onkel Willi noch flotte zehn Prozent nach Steuern ein. Doch langsam droht die Flaute.
In den Jahren 2001 und 2002 wehte es in Deutschland um ein Sechstel weniger als"prospektiert", 2003 pustete Petrus sogar um ein Drittel mauer. Die Windfonds rotieren zwar noch immer Geld auf Onkels Konto. Aber das zahlen die aus ihren Liquiditätsreserven (für Willi ist das rechte Tasche, linke Tasche) und ist nicht echt verdient.
86 Prozent aller Windfonds stecken aktuell im Minus (Fondsmedia, Hamburg). Der Windpark"Himmelreich" ist sogar schon pleite. Der Onkel prozessiert jetzt wegen falscher Windgutachten. Ein erstes Urteil hat ihm Recht gegeben: Die Windmüll-Initiatoren müssen sein Geld plus 4 Prozent Zinsen zurückzahlen. Kein Risiko also, sagt der Onkel.
14.500 Windmühlen gibts auch erst und insgesamt sollens 80.000 werden. Da will er weiter mit kassieren. Vor allem, wenn die Nordsee vor der deutschen Küste mit diesen prächtigen Gegenständen komplett zugestellt wird. Immer schön dem Wind entgegen und der Umverteilung auch.
Paul C. Martin ist Wirtschaftsfachmann und Redakteur der Bild-Zeitung
taz Nr. 7168 vom 27.9.2003, Seite 9, 107 Zeilen (TAZ-Bericht), PAUL C. MARTIN
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