--> Berlin, 30. Sep (Reuters) - Praxisärzte in Deutschland haben
dem Ergebnis des Arzneiverordnungs-Reports zufolge 2002 durch
überflüssige oder zu teure Verschreibungen Kosten von mehr als
vier Milliarden Euro verursacht.
Die Arzneimittelumsätze für Patienten der gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) seien im Jahr 2002 um 6,5 Prozent auf
22,7 Milliarden Euro angestiegen, hieß es in dem am Dienstag in
Berlin vorgelegten Report. Der Umsatzzuwachs von rund 1,4
Milliarden Euro stelle knapp die Hälfte des Defizits der GKV von
drei Milliarden Euro 2002 dar. Durch preisbewusstere
Verschreibungen hätten aber rund 4,1 Milliarden Euro eingespart
werden können, hieß es. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung
bezeichnete die Berechnungen als"graue Theorie".
Bundessozialministerin Ulla Schmidt (SPD) zeigte sich
zuversichtlich, mit Hilfe der geplanten Gesundheitsreform in
Zukunft erhebliche Einsparreserven zu erschließen.
Bei preiswerten Nachahmer-Medikamenten (Generika) hätten
niedergelassene Ärzte rund 1,43 Milliarden Euro einsparen können
und bei Nachahmer-Produkten ohne wesentlichen Zusatznutzen rund
1,5 Milliarden Euro, hieß es. Bei Arzneimitteln, die in ihrer
Wirkung umstritten sind, habe das Sparpotenzial rund 1,14
Milliarden Euro betragen. Im Verlauf der vergangenen zehn Jahre
sei es den Ärzten allerdings gelungen, bei diesen Produkten
insgesamt rund 5,8 Milliarden Euro einzusparen.
Angesichts der weiter ungenutzten Sparpotenziale müsse die
Bundesregierung für mehr Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
sorgen, forderte Ulrich Schwabe vom Pharmakologischen Institut
der Universität Heidelberg, einer der Herausgeber des Reports.
So solle das Preisbewusstsein der Ärzte durch Fortbildungen
gefördert werden, die nicht von der Pharmaindustrie beeinflusst
werden. Sparanreize für Patienten solle es dadurch geben, dass
nicht mehr Festbeträge zu den verschriebenen Medikamenten
zugezahlt werden, sondern ein prozentualer Anteil am Preis.
Zudem solle es Pharmafirmen untersagt werden, ihre Produkte mit
hohen Rabatten an die Krankenhausapotheken zu liefern und bei
der ambulanten Weiterbehandlung beim Praxisarzt dafür dann den
vollen Preis zu verlangen."Hier muss es gleiche
Verteilungsbedingungen geben."
Leonhard Hansen, Zweiter Vorsitzender der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung, sagte, die deutschen Ärzte seien Weltmeister
im Sparen bei den Generika. Es müsse aber mehr Aufklärung über
die Arzneimittel geben."Der Arzneimittelmarkt muss gründlich
aufgeräumt werden."
|