RK
14.10.2003, 09:14 |
Jammerossis? Eher JAMMERUNTERNEHMER! Standort D SO MIES, daß EXPORT-Weltmeister! Thread gesperrt |
-->Ich frage mich, wann dem vielbemühten Bürger auf der Straße dämmert, wie sehr er verschaukelt wird.
Seit vielen Jahren keine reale Kaufkraftzunahme mehr fürs Buckeln und Schaffen, aber ständig bekommt er erzählt, dass sich das Land ihn gar nicht mehr leisten könne, der Standort D könne nur noch zur Flucht daruas animieren. Er müsse also endlich den Gürtel enger schnallen und seine unverschämten Ideen aufgeben, wie etwa die, nach jahre- meist aber jahrzehntelangem Einzahlen in die Arbeitslosen- oder Rentenversicherung auch noch dreist Geld/Leistungen von diesen zu erwarten.
Und dann liest er, dass der miese Standort D doch glatt mehr exportiert als jede andere Nation des Planeten.
Ob er da mal ins Grübeln kommt? Ich weiß nicht recht.
Falls aber, sollte er auch mal drüber nachdenken, wer wohl den Löwenanteil der Staatsanleihen hält und ständig zukauft, also wer die wahren Proviteure der zunehmend beschleunigten Staatsverschukldung sind.
Vielleicht geht ihm ja doch ein Lichtlein auf, ein kleines wenigstens.
Da waren wir ja schob vor 100 Jahren weiter. Ein Erz-Kapitalist wie Henry Ford wenigstens: Autos kaufen keine Autos.
Tja, aber Artikel 14 GG ist halt vielen völlig unbekannt. Sie würden wahrscheinlich meinen es entstamme der untergegangenen UdSSR. Hirnwäsche von Kindesbeinen wirkt halt bei den meisten exzellent.
RK
SPIEGEL ONLINE - 14. Oktober 2003, 8:05
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,269690,00.html
Nach elf Jahren
Deutschland ist wieder Export-Weltmeister
Das erste Mal seit elf Jahren ist die Bundesrepublik Medienberichten zufolge wieder der größte Exporteur der Welt. Mit Ausfuhren im Volumen von 62 Milliarden Dollar im Monat August verdrängte Deutschland die Vereinigten Staaten vom Spitzenplatz.
Hamburg - Im August lagen die Ausfuhren laut"Financial Times Deutschland" um mehr als sieben Prozent über denen der USA, der bisherigen Nummer Eins bei den Exporten. Japan folge an dritter Stelle, wie aus entsprechenden Handelsdaten von OECD, Internationalem Währungsfonds und nationalen Statistikämtern hervorgehe.
Deutschland war in den achtziger Jahren lange Zeit der größte Exporteur der Welt, büte diese Position jedoch nach der Wiedervereinigung ein. Erste Anzeichen für die Rückkehr auf den Spitzenplatz hätten bereits die Daten für das Frühjahr geliefert, so die"FTD". Nach OECD-Zahlen seien die deutschen Warenausfuhren auf Dollar-Basis in saisonbereinigter Rechnung im April erstmals höher als die US-Exporte gewesen.
Ein Grund für die gute Performance sei Experten zufolge die günstige Kostenentwicklung seit Mitte der 90er Jahre."Deutschland hat durch zunehmende Lohnzurückhaltung merklich aufgeholt", sagte Harald Jörg, Volkswirt bei der Dresdner Bank, der Zeitung. Verstärkt worden sei der Aufwärtstrend der deutschen Exporte im ersten Halbjahr durch die Aufwertung des Euro. Dadurch ergebe sich rein rechnerisch ein höherer Dollar-Wert für die Ausfuhren.
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Tassie Devil
14.10.2003, 10:10
@ RK
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Re: EXPORT-Weltmeister! |
-->Vorsicht Vorsicht, RK!
Im Unterschied zu der Zeit der 80-ger Jahre haben sich inzwischen einige Parameter, die beim Thema Export eine grosse Rolle spielen, gewaltig geaendert, was"man" jedoch aus vernebelungstaktischen Gruenden diverserer Motivationen heraus gerne unterschlaegt.
Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob in ein Land exportiert wird, das als Importland oekonomisch vom Exportland voellig getrennt ist, i.e. beide haben ihre eigenen Waehrungen, Steuergesetzgebungen etc., es finden zwischen beiden keine Mauscheleien in Form von Finanztransfers statt, die, weil nicht rueckzahlbar, in Wahrheit Subventionen sind, oder ob in ein Land"importiert" wird, das tatsaechlich auf das Engste mit dem"Exportland" verbunden oder sogar vernabelt ist, z.B. weil beide die gleiche Waehrung haben und/oder staendige Mauscheleien in Form von Finanztransfers stattfinden.
Im letzteren Falle handelt es sich nur um einen"Pseudoexport", der zwar die Exportzahlen schoent, damit aber in BRDDR-gewohnter Manier optischem Betrug Vorschub leistet, weil"Pseudoexport" einer rueckzahlungsfreien Subvention gleichzusetzen ist, daraus auch keine dauerhaften Finanzguthaben gebildet werden koennen.
Haette die BRDDR im Unterschied zu frueher ihre erbrachten Leistungen direkt anschliessend selbst vernascht, anstatt sie in gewisse Laender zu"exportieren", dann haette"man" noch etwas von der eigenen Leistung gehabt, so aber darf Michel die eigenen Kohlen aus dem eigenen Keller lieben Nachbarn weiterhin kostenlos und unverbindlich in deren Oefen schieben in der irrigen Meinung, das sei Export.
Man muss sich daher heutzutage die Laender genau ansehen, in die man exportiert oder"exportiert".
Gruss
TD
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Popeye
14.10.2003, 11:27
@ RK
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Exportüberschüsse und merkantiles Denken (langweilig!) |
-->Booaah wir sind wieder Exportweltmeister! Uns geht es gut! Die Gewerkschaftsfunktionäre wetzen die Tarifmesser, es geht aufwärts.
So oder so ähnlich sind wohl die allgemeinen Vorstellungen bezüglich solcher Meldungen.
Richtig? Diese nicht auszumerzende Vorstellung geht auf altes, längst als Unsinn entlarvtes merkantilistisches Denken zurück: Exporte bringen Geld (damals meistens Gold) ins Land und Gold ist die Inkarnation des Reichtums. Der Unsinn wird deutlich, wenn man sich vorstellt, dass ein Land alle Waren ins Ausland verkauft hat und nun auf einem Berg von Gold verhungert.
Dieses Bild ist heute leider nicht so ganz falsch, denn für die US-Dollar die ein Exportüberschuss u.a. generiert, und die letztendlich heute bei der Zentralbank landen wird sich in Gänze niemand irgendetwas kaufen können.
Seit David Ricardo wissen wir darüber hinaus, dass Außenhandel nicht deshalb wohlfahrtssteigernd wirkt, weil wir „billiger“ anbieten können als unsere Exportpartner. Vielmehr kommt es auf die sog. Komparativen Kostenvorteile zum Exportpartner an. M.a.W. damit Außenhandel wohlfahrtssteigernd wirkt, müssen nicht absolute Kostenvorteile vorliegen, sondern es genügen „relative“ bzw. „komparative“ Kostenvorteile.
(Relative Kosten sind Kosten eines Gutes in Relation zu Kosten eines anderen Gutes.)
Diese relativen Kostenrelationen werden durch die sog. Terms of Trade gemessen.
Konkret z.B.: Wie viele US - Personal Computer bekommen wir für einen BMW den wir exportieren. Ein steigender Exportüberschuss ist regelmäßig ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich diese Terms of Trade des Exportlandes verschlechtern, dass heißt wir bekommen weniger PCs für einen BMW.
Geht es den Unternehmen nun wegen des hohen Exportüberschüssen gut. Schön wärs! Der jüngste „Exportboom“ ist vielmehr der verzweifelte Versuch vieler Unternehmen ihren fehlenden Inlandsabsatz durch Preiszugeständnisse auf Exportmärkten aufzufangen - so jedenfalls meine persönliche Beobachtung bei Unternehmen die ich kenne.
Popeye
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RK
14.10.2003, 12:30
@ Popeye
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Re: Exportüberschüsse und merkantiles Denken (langweilig!) |
-->>Seit David Ricardo wissen wir darüber hinaus, dass Außenhandel nicht deshalb wohlfahrtssteigernd wirkt, weil wir „billiger“ anbieten können als unsere Exportpartner.
Ja eben. Weltweit sind die Lohnstückkosten für hochwertige Güter nirgends so neidrig wie in D. Das richtige Argument nennen allerdings immer nur die verteufelten Gewerkschaften. Unternehmer und Systempolitiker (also faktisch alle) vergessen das seltsamerweise immer zu benennen!
>Konkret z.B.: Wie viele US - Personal Computer bekommen wir für einen BMW den wir exportieren. Ein steigender Exportüberschuss ist regelmäßig ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich diese Terms of Trade des Exportlandes verschlechtern, dass heißt wir bekommen weniger PCs für einen BMW.
Wieso das denn? Meinst Du etwa im Umkehrschluss, GM ginge es immer besser, weil sie immer weniger US-kutschen in Old Europe verkaufen?
Die Gewinne von BMW, Siemens und Co. sind doch nach wie vor nahe den erst in jüngster Vergangenheit erreichten historischen Höchstständen. Bitte dies Fakten nicht einfach ignorieren! Zudem widersprechen Dir Unternehmensführer wie Systempolitiker, die doch glatt fordern, D müsste noch viel mehr exportieren. Die halten das ernsthaft für erstrebenswert. Wahnsinn, oder?!
>Geht es den Unternehmen nun wegen des hohen Exportüberschüssen gut. Schön wärs! Der jüngste „Exportboom“ ist vielmehr der verzweifelte Versuch vieler Unternehmen ihren fehlenden Inlandsabsatz durch Preiszugeständnisse auf Exportmärkten aufzufangen - so jedenfalls meine persönliche Beobachtung bei Unternehmen die ich kenne.
Ja, das gibt´s auch. Aber dann machen sie es offenbar"komparativ" noch immer sehr viel erfolgreicher als andere Exportnationen, die"komparativ" offensichtlich Marktanteile verloren haben!
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RK
14.10.2003, 12:42
@ Tassie Devil
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Re: EXPORT-Weltmeister! |
-->>>>Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob in ein Land exportiert wird, das als Importland oekonomisch vom Exportland voellig getrennt ist, i.e. beide haben ihre eigenen Waehrungen, Steuergesetzgebungen etc., es finden zwischen beiden keine Mauscheleien in Form von Finanztransfers statt, die, weil nicht rueckzahlbar, in Wahrheit Subventionen sind, oder ob in ein Land"importiert" wird, das tatsaechlich auf das Engste mit dem"Exportland" verbunden oder sogar vernabelt ist, z.B. weil beide die gleiche Waehrung haben und/oder staendige Mauscheleien in Form von Finanztransfers stattfinden.
Verstehe ich nicht. Ist ein Volkswagen, den ein Franzose kauft, kein deutscher Export, nur weil der Franzose in EUR bezahlt????
Dann exportieren die USA also gar nichts, weil sie immer USD dafür bekommen???
Klingt nicht überzeugend.
>>>Haette die BRDDR im Unterschied zu frueher ihre erbrachten Leistungen direkt anschliessend selbst vernascht, anstatt sie in gewisse Laender zu"exportieren", dann haette"man" noch etwas von der eigenen Leistung gehabt, so aber darf Michel die eigenen Kohlen aus dem eigenen Keller lieben Nachbarn weiterhin kostenlos und unverbindlich in deren Oefen schieben in der irrigen Meinung, das sei Export.
Das ist ein durchaus zu beachtender anderer Aspekt. Dass die weltweiten Warenlieferungen insbesondere in die USA viel eher als TRIBUT-LIEFERUNGEN an das Imperium zu bezeichnen sind als als Exporte, das ist eine völlig korrekte Erkenntnis! In historisch kurzer Zeit wird sichtbar, dass wir -bildlich gesprochen- dafür nur zunehmend wertlosere (grüne oder auch bunte) Papierlappen bekommen haben. Wir, das ist in jedem Falle nicht die Masse derjenigen, die den Wohlstand hier erarbeitet. Die gebetsmühlenartigen bemühten ach so gebeutelten"Leistungsträger" - wer soll das denn überhaupt sein? die 33 Milliardiäre(sfamilien) etwa? Aktienzocker? Politiker? Chefredakteure? - halten sich schon seit jeher weit oberhalb der Wasseroberfläche und schwimmen sich ohnehin unter allen möglichen Rahmenbedingungen frei.
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Popeye
14.10.2003, 13:10
@ RK
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Re: Exportüberschüsse und merkantiles Denken (langweilig!) |
-->Hallo, @RK,
>>Seit David Ricardo wissen wir darüber hinaus, dass Außenhandel nicht deshalb wohlfahrtssteigernd wirkt, weil wir „billiger“ anbieten können als unsere Exportpartner.
>Ja eben. Weltweit sind die Lohnstückkosten für hochwertige Güter nirgends so neidrig wie in D. Das richtige Argument nennen allerdings immer nur die verteufelten Gewerkschaften. Unternehmer und Systempolitiker (also faktisch alle) vergessen das seltsamerweise immer zu benennen!
Was sagen die Lohnstückkosten über den Wohlstand einer Volkswirtschaft aus?
Gar nichts! Wenn es nur noch ein Unternehmen in D gäbe, dessen Lohnstückkosten die niedrigsten der Welt wären und wir 30m Arbeitslose hätten (alle wegrationalisiert) wäre dann der Wohlstand in D gestiegen?
>>Konkret z.B.: Wie viele US - Personal Computer bekommen wir für einen BMW den wir exportieren. Ein steigender Exportüberschuss ist regelmäßig ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich diese Terms of Trade des Exportlandes verschlechtern, dass heißt wir bekommen weniger PCs für einen BMW.
>Wieso das denn? Meinst Du etwa im Umkehrschluss, GM ginge es immer besser, weil sie immer weniger US-kutschen in Old Europe verkaufen?
Jawoll, der Versorgungsgrad der US-Wirtschaft steigt! Nicht GM geht es besser aber den Amerikanern geht es besser - niedrigere Preise, mehr Leute können sich ein Auto kaufen.
>Die Gewinne von BMW, Siemens und Co. sind doch nach wie vor nahe den erst in jüngster Vergangenheit erreichten historischen Höchstständen. Bitte dies Fakten nicht einfach ignorieren!
Soweit Du und ich einen Anspruch auf diesen Gewinn haben geht es uns besser. Soweit wir beide mit diesem anteiligen 'Gewinn' die Arbeitslosen bezahlen müssen, die evtl. diese Gewinne herbeigezaubert haben, geht es uns wieder schlechter.
>Zudem widersprechen Dir Unternehmensführer wie Systempolitiker, die doch glatt fordern, D müsste noch viel mehr exportieren. Die halten das ernsthaft für erstrebenswert. Wahnsinn, oder?!
Eine reife Volkswirtschaft wie die unsere sollte Kapital und keine Güter exportieren.
>>Geht es den Unternehmen nun wegen des hohen Exportüberschüssen gut. Schön wärs! Der jüngste „Exportboom“ ist vielmehr der verzweifelte Versuch vieler Unternehmen ihren fehlenden Inlandsabsatz durch Preiszugeständnisse auf Exportmärkten aufzufangen - so jedenfalls meine persönliche Beobachtung bei Unternehmen die ich kenne.
>Ja, das gibt´s auch. Aber dann machen sie es offenbar"komparativ" noch immer sehr viel erfolgreicher als andere Exportnationen, die"komparativ" offensichtlich Marktanteile verloren haben!
Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn der Gegenwert (US-Dollar) wieder in Güter eingetauscht werden könnte, oder der Gegenwert sinnvoll im Ausland investiert wird - aber eben nicht in US-Schatzanweisungen.
Grüße
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RK
14.10.2003, 13:28
@ Popeye
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Re: Exportüberschüsse und merkantiles Denken (langweilig!) |
-->>Was sagen die Lohnstückkosten über den Wohlstand einer Volkswirtschaft aus?
>Gar nichts! Wenn es nur noch ein Unternehmen in D gäbe, dessen Lohnstückkosten die niedrigsten der Welt wären und wir 30m Arbeitslose hätten (alle wegrationalisiert) wäre dann der Wohlstand in D gestiegen?
Stimmt, habe nichts anderes behauptet. Der Bevölkerung hier und anderswo geht es ja auch keineswegs besser, obwohl JAHRELANG Unternehmen Rekordgewinnse einfuhren und etliche Konzerne dies noch immer auf hohem Niveau tun. Wer profitiert wohl?
>Jawoll, der Versorgungsgrad der US-Wirtschaft steigt! Nicht GM geht es besser aber den Amerikanern geht es besser - niedrigere Preise, mehr Leute können sich ein Auto kaufen.
Da stimmt doch nicht! Die sind überschuldet zu weit über 100% ihres Einkommens!
Im Schnitt.
>Eine reife Volkswirtschaft wie die unsere sollte Kapital und keine Güter exportieren.
IMO ein absolut sicheres Konzept für den zunehmend beschleunigten Untergang! Siehe USA. Aber die Chinesen wird´s freuen. Ohne technologische Basis gehört natürlich ein Nicht-Rohstoffland wie D schlicht der Katz. Ganz objektiv. Muss man kein Kapitalist für die Erkenntnis sein.
>Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn der Gegenwert (US-Dollar) wieder in Güter eingetauscht werden könnte, oder der Gegenwert sinnvoll im Ausland investiert wird - aber eben nicht in US-Schatzanweisungen.
Richtig. Und stattdessen wollen BuBa-KnaKö Goldreserven verjubeln, um noch mehr Altpapier einzulagern. Perverser geht´s nimmer!
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dottore
14.10.2003, 13:38
@ Popeye
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Re: Devisenreserven sind Nullnummer |
-->>Booaah wir sind wieder Exportweltmeister! Uns geht es gut! Die Gewerkschaftsfunktionäre wetzen die Tarifmesser, es geht aufwärts.
>So oder so ähnlich sind wohl die allgemeinen Vorstellungen bezüglich solcher Meldungen.
>Richtig? Diese nicht auszumerzende Vorstellung geht auf altes, längst als Unsinn entlarvtes merkantilistisches Denken zurück: Exporte bringen Geld (damals meistens Gold) ins Land und Gold ist die Inkarnation des Reichtums. Der Unsinn wird deutlich, wenn man sich vorstellt, dass ein Land alle Waren ins Ausland verkauft hat und nun auf einem Berg von Gold verhungert.
>Dieses Bild ist heute leider nicht so ganz falsch, denn für die US-Dollar die ein Exportüberschuss u.a. generiert, und die letztendlich heute bei der Zentralbank landen wird sich in Gänze niemand irgendetwas kaufen können.
Einspruch. DCX verkauft in USA einen Benz für 100 Mille ($ = €). Der Ami zahlt von seinem Konto (aktiv bei der US-Bank, also ein Guthaben = Forderung, die er dort hält), diese schreibt dem Händler gut. Der Händler muss nun die 100 Mille in € an DCX überweisen. Dazu kauft dessen Bank Euro am Devisenmarkt (beeinflusst WK) und hat nun eine Forderung gegen eine Euro-Bank, welche sie dann der DCX-Bank gutschreibt, die damit den Benz als bezahlt abhakt. DCX hat jetzt ein Guthaben auf € lautend bei seiner Bank. Eine ZB tritt überhaupt nicht in Erscheinung.
Kauf der Ami mit Kredit seiner Bank, läuft's ganz genauso, nur dass er über 100 Mille jetzt bei seiner Bank im Soll ist. Genauso gut könnte sich der Ami die 100 Mille direkt bei einer deutschen Bank leihen oder seinen Benz über die DCX-Bank finanzieren. In jedem Fall muss der Ami an eine Bank die 100 Mille zurückzahlen, was nur geht, wenn er später entsprechende Einkünfte hat. Wer das Kursrisiko $/€ trägt, müssen die Beteiligten untereinander ausmachen.
Eine ZB kommt nur ins Spiel, wenn sie den WK selbst beeinflussen will und $/€ entweder kauft oder verkauft. M.a.W.: DCX ist immer bezahlt und so etwas, wie eine"thesaurierten" Exportüberschuss gibt es ebensowenig, wie entsprechende"Minussalden".
Alles, worum es geht: Wird der Kredit abgelöst und falls ja, ob eine Kursdifferenz, die sich in der Zeit zwischen Kredit und Fälligkeit ergibt, entsteht, die der jeweilige Schuldner, der dann wieder über den Devisenmarkt gehen muss, zu seinen Kreditkosten schlagen muss.
Was sind nun"Devisenreserven"? Das sind Staatstitel eines Landes in einem Währungssraum, welche die jeweiligen ZBS in einem Währungsraum halten (und in der Bilanz zum Niederstwert buchen, also dem Niederst-WK).
Laufen die Titel ab, kann die ZB diese durch andere, noch laufende des anderen Landes ersetzen. Dann steigen die Devisenreserven letztlich um den Zins der Staatspapiere (bewertet werden sie wie eben, können also auch - trotz Zinszubuchungen - fallen).
Wie kann nun eine ZB ihre Devisenreserven wieder abbauen? Ganz einfach: Titel auslaufen lassen. Dann muss der Fremdstaat an die ZB in täglicher Fälligkeit leisten und zwar in deren Währung (muss sich also wieder über Devisenmarkt usw. diesen Betrag beschaffen).
Dann erhält die ZB ihr eigenes Geld zurück und es ist wech, wie alles Geld, das in die ZB strömt. Aktiv werden die Devisenreserven ausgebucht und passiv je nachdem, was dem entspricht, letztlich Banknoten.
Woraus folgt: Devisenreserven sind nicht etwa eine Art"Schatz", sondern gar nichts.
Die SNB hat dem bisher am besten Rechnung getragen und ihre"Devisen" (52,9) durch Rückstellungen (38,5) schon zu ca. 3/4 aus der Welt geschafft:
Hier
Was passiert nun in den USA, wenn US Treasury die Titel von ausländischen ZBs nicht mehr prolongiert erhält, weil diese reinen Tisch machen wollen?
Dann muss US Gov die nächsten Titel im Inland open market unterbringen, was auf steigende Zinssätze hinauslaufen dürfte.
>Seit David Ricardo wissen wir darüber hinaus, dass Außenhandel nicht deshalb wohlfahrtssteigernd wirkt, weil wir „billiger“ anbieten können als unsere Exportpartner. Vielmehr kommt es auf die sog. Komparativen Kostenvorteile zum Exportpartner an. M.a.W. damit Außenhandel wohlfahrtssteigernd wirkt, müssen nicht absolute Kostenvorteile vorliegen, sondern es genügen „relative“ bzw. „komparative“ Kostenvorteile.
>(Relative Kosten sind Kosten eines Gutes in Relation zu Kosten eines anderen Gutes.)
So isses. Die"Wohlfahrt", die da gesteigert wird, läuft aber auch nicht auf irgendwelche"Schätze" hinaus, sondern ganz einfach darauf, wer - relativ zum anderen - weniger arbeiten muss. Dadurch wird kein Wohlstand gesteigert, sondern einfach eben nur im Land A weniger als im Land B gearbeitet (umgerechnet übrigens über die Arbeitsrelationen in den jeweiligen Ländern selbst), wobei in einem der beiden Länder insgesamt weniger als im anderen gearbeitet werden kann.
>Diese relativen Kostenrelationen werden durch die sog. Terms of Trade gemessen.
>Konkret z.B.: Wie viele US - Personal Computer bekommen wir für einen BMW den wir exportieren. Ein steigender Exportüberschuss ist regelmäßig ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich diese Terms of Trade des Exportlandes verschlechtern, dass heißt wir bekommen weniger PCs für einen BMW.
So isses oder siehe eben (sofern alles cash bezahlt wird): die PC-Fritzen müssen weniger arbeiten. Da aber mit Kredit gearbeitet wird, und die Amis mehr BMWs auf Kredit kaufen als wir PCs, müssen die Amis das später abarbeiten und zwar in den USA selbst (denn dort sitzen ihre Gläubiger) und nicht in Europa.
Da das US-Handelsbilanzdefizit nur entstehen kann, wenn in den USA die Privaten sich mehr verschulden als sich die Privaten im Überschussland, müssen sie die Schulden auch dort abarbeiten, wo sie gemacht wurden.
Die"Bedrohung" des US-Außendefizits besteht einzig und allein darin, dass die Amerikaner für Amerikaner noch viel, viel mehr arbeiten müssen - wie es sich für Schuldner auch gehört.
>Geht es den Unternehmen nun wegen des hohen Exportüberschüssen gut. Schön wärs! Der jüngste „Exportboom“ ist vielmehr der verzweifelte Versuch vieler Unternehmen ihren fehlenden Inlandsabsatz durch Preiszugeständnisse auf Exportmärkten aufzufangen - so jedenfalls meine persönliche Beobachtung bei Unternehmen die ich kenne.
So ist es leider in der Tat. Die deutschen Firmen können auch als Exportweltmeister pleite gehen. Die Gefahr ist immens, dass die knappen Gewinne, die im Ausland noch erzielt werden, und man dann nicht mehr aus den Märkten rauskommt und die dafür aufgebauten Inlandskapazitäten auch noch durchhalten muss (Kündigungsschutz), in Verluste umschlagen, die dann im Inland durch dort bessere Preise auch nicht mehr aufgefangen werden können (von der Unmöglichkeit Exportkapazitäten siehe eben nicht sofort abbauen zu können ganz zu schweigen).
An diesem"Exportboom" wird Deutschland noch gänzlich zugrunde gehen, vor allem geht das ganz fix.
Und nochmals für Dich, Euklid:
Wir sind die Parasiten und Amerika ist unser Wirtstier. Geht das ein, sind wir mausetot.
Gruß!
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Tassie Devil
14.10.2003, 15:11
@ RK
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Re: Giganten am Himmel |
-->>>>>Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob in ein Land exportiert wird, das als Importland oekonomisch vom Exportland voellig getrennt ist, i.e. beide haben ihre eigenen Waehrungen, Steuergesetzgebungen etc., es finden zwischen beiden keine Mauscheleien in Form von Finanztransfers statt, die, weil nicht rueckzahlbar, in Wahrheit Subventionen sind, oder ob in ein Land"importiert" wird, das tatsaechlich auf das Engste mit dem"Exportland" verbunden oder sogar vernabelt ist, z.B. weil beide die gleiche Waehrung haben und/oder staendige Mauscheleien in Form von Finanztransfers stattfinden.
>
>Verstehe ich nicht. Ist ein Volkswagen, den ein Franzose kauft, kein deutscher Export, nur weil der Franzose in EUR bezahlt????
Nein, es ist definitiv kein deutscher Export.
Nicht nur wegen der Waehrung EUR, sondern vor allem weil Frankreich ueber Bruessel nach wie vor vorzueglich subventioniert wird.
>Dann exportieren die USA also gar nichts, weil sie immer USD dafür bekommen???
>Klingt nicht überzeugend.
Die USA haben u.a. eine Sonderstellung wegen ihres USD.
De facto ist es aber so, dass auch der BRDDR-Export in die USA in den letzten 3 Dekaden immer mehr zum"Pseudoexport" hin tendierte, weil der von den USA selbst produzierte Greenback zu ihrem unuebertroffenen Exportschlager bei gleichzeitigem Rueckgang der allermeisten anderen Exportartikel gemacht wurde, aber auch weil die BRDDR nach wie vor Tributleistungen vielerlei Arten erbringt.
Das jetzt in aller Kuerze zur USA.
>>>>Haette die BRDDR im Unterschied zu frueher ihre erbrachten Leistungen direkt anschliessend selbst vernascht, anstatt sie in gewisse Laender zu"exportieren", dann haette"man" noch etwas von der eigenen Leistung gehabt, so aber darf Michel die eigenen Kohlen aus dem eigenen Keller lieben Nachbarn weiterhin kostenlos und unverbindlich in deren Oefen schieben in der irrigen Meinung, das sei Export.
>
>Das ist ein durchaus zu beachtender anderer Aspekt. Dass die weltweiten Warenlieferungen insbesondere in die USA viel eher als TRIBUT-LIEFERUNGEN an das Imperium zu bezeichnen sind als als Exporte, das ist eine völlig korrekte Erkenntnis! In historisch kurzer Zeit wird sichtbar, dass wir -bildlich gesprochen- dafür nur zunehmend wertlosere (grüne oder auch bunte) Papierlappen bekommen haben. Wir, das ist in jedem Falle nicht die Masse derjenigen, die den Wohlstand hier erarbeitet. Die gebetsmühlenartigen bemühten ach so gebeutelten"Leistungsträger" - wer soll das denn überhaupt sein? die 33 Milliardiäre(sfamilien) etwa? Aktienzocker? Politiker? Chefredakteure? - halten sich schon seit jeher weit oberhalb der Wasseroberfläche und schwimmen sich ohnehin unter allen möglichen Rahmenbedingungen frei.
Die Boardgiganten dottore und popeye (in alphabetischer Reihenfolge) haben inzwischen interessante weitere Aspekte zum Thema Exportweltmeister gepostet, die Deinen Anfangsbeitrag ins richtige Licht ruecken.
Gruss
TD
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RK
14.10.2003, 16:15
@ RK
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Aufschlußreich: KEINER geht auf Aspekte BINNENKAUFKRAFT+VERSCHULD.PROFITEURE ein |
-->>>> Seit vielen Jahren keine reale Kaufkraftzunahme mehr fürs Buckeln und Schaffen.
>>>... sollte er auch mal drüber nachdenken, wer wohl den Löwenanteil der Staatsanleihen hält und ständig zukauft, also wer die wahren Proviteure der zunehmend beschleunigten Staatsverschuldung sind.
>>> Da waren wir ja schob vor 100 Jahren weiter. Ein Erz-Kapitalist wie Henry Ford wenigstens: Autos kaufen keine Autos.
>>> Tja, aber Artikel 14 Absatz 2 Grundgesetz ist halt vielen völlig unbekannt.
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