Bernd Niquet
06.11.2000, 10:17 |
@ oldy (nach dem Ausschlafen) Thread gesperrt |
Lieber oldy,
du schreibst:
Hallo Bernd und Paul.
Habt ihr euch schon einmal überlegt, was wäre, wenn die Nationalbank nicht mehr für alle hereinkommenden Wechsel Geld ausgeben würde?
Wenn sie einfach sagen würde: „Besorgt euch das Geld auf dem Markt, es ist genug davon da. Wenn wir immer wieder neues für eure Wechsel herausgeben, wird es weniger wert und das müßten wir eigentlich verhindern. Das Nationalbankgesetz verlangt es zwar nicht ausdrücklich, weil der Gesetzgeber sich diese Hintertür von Geldbeschaffung nicht zuschließen wollte, aber wir sind moralisch zur Aufrechterhaltung des Geldwertes verpflichtet.“
Das ist exakt meine Position. Beschrieben wurde dies von Bagehot als"offenes Diskontfenster". Die Notenbank sollte den Zinssatz stets über dem Geldmarktsatz halten und so die Marktteilnehmer auf sich selbst verweisen - und erst im Notfall beziehungsweise dann, wenn sie es für angebracht hält, neue Refinanzierungen zu einem höheren Satz erlauben."
Mit den besten Grüßen
BN
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dottore
06.11.2000, 14:03
@ Bernd Niquet
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Re: @ oldy (nach dem Ausschlafen) |
>Wenn sie einfach sagen würde: „Besorgt euch das Geld auf dem Markt, es ist genug davon da. Wenn wir immer wieder neues für eure Wechsel herausgeben, wird es weniger wert und das müßten wir eigentlich verhindern.
Das stimmt doch schon allein deshalb nicht, weil ja jeder Wechsel wenig später zur Erstellung von zusätzlichem BIP führt. Und dieses macht das Geld schon wieder"mehr wert".
>Das Nationalbankgesetz verlangt es zwar nicht ausdrücklich, weil der Gesetzgeber sich diese Hintertür von Geldbeschaffung nicht zuschließen wollte, aber wir sind moralisch zur Aufrechterhaltung des Geldwertes verpflichtet.“
Jede Wirtschaft, die Kredite kennt, kennt auch die Wirkung von Krediten: nämlich zusätzliche Leistung, um den Kredit wieder zurück zu zahlen. Wieso sollte denn da der Geldwert leiden? Kredit = inflationär; zusätzliche Leistung = deflationär. Geldwert = stabil. Ende.
>Das ist exakt meine Position. Beschrieben wurde dies von Bagehot als"offenes Diskontfenster". Die Notenbank sollte den Zinssatz stets über dem Geldmarktsatz halten und so die Marktteilnehmer auf sich selbst verweisen - und erst im Notfall beziehungsweise dann, wenn sie es für angebracht hält, neue Refinanzierungen zu einem höheren Satz erlauben."
Ja, ja der Lender of last resort."Notfall". Aber bitte jetzt nicht auch noch eine Bagehot-Debatte.
Danke
d.
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Bernd Niquet
06.11.2000, 14:16
@ dottore
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Du verwechselst ja doch... |
... Geld mit Einkommen, lieber dottore. Denn die Zinsen sind BIP, also Einkommen, brauchen aber kein Geld zu sein.
>>Das ist exakt meine Position. Beschrieben wurde dies von Bagehot als"offenes Diskontfenster". Die Notenbank sollte den Zinssatz stets über dem Geldmarktsatz halten und so die Marktteilnehmer auf sich selbst verweisen - und erst im Notfall beziehungsweise dann, wenn sie es für angebracht hält, neue Refinanzierungen zu einem höheren Satz erlauben."
>Ja, ja der Lender of last resort."Notfall". Aber bitte jetzt nicht auch noch eine Bagehot-Debatte.
>Danke
>d.
Korrekt muss man sagen: Dies ist das ganz normale System zur Finanzierung einer Wirtschaft. Aber ich nehme gerne an: Keine Bagehot-Debatte!
Danke zurück
BN
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Jochen
06.11.2000, 14:28
@ Bernd Niquet
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Re: Zinsen und Einkommen |
Hallohallo!
>... Geld mit Einkommen, lieber dottore. Denn die Zinsen sind BIP, also Einkommen, brauchen aber kein Geld zu sein.
Wenn die Zinsen Einkommen sind, müssen wir nur noch warten, bis wir alle von unseren Zinseinkommen leben können, und dann haben wir das Paradies, denn keiner muß mehr arbeiten... oder doch nicht??
Gruß
Jochen
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dottore
06.11.2000, 14:40
@ Bernd Niquet
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Re: Du verwechselst ja doch... hier: Tumult im Bundestag! |
>... Geld mit Einkommen, lieber dottore. Denn die Zinsen sind BIP, also Einkommen, brauchen aber kein Geld zu sein.
Ich schulde Dir also 10 Mille zu 10 Prozent. Die hast ja die berühmte dottore-Finanzierungs-GmbH. Und am Jahresende zahle ich nicht.
Würdest Du diese Zinsen verbuchen (als GmbH)? Wenn ja, wie würdest Du sie ausschütten?
Würdest Du an die HK bzw. das Stat. Landesamt die gebuchten, aber nicht realisierten Zinsen melden? Oder gar in Deiner Steuerbilanz aufführen und entsprechend nach Deinem Grenzsteuersatz abführen? Womit aber bezahlst Du dann Deine Steuern? Mit einem Bankkredit?
Oder würdest Du in Höhe der nicht eingetroffenen Zinsen eine Wertberichtigung veranstalten? Dann in welcher Höhe? Würdest Du nur die Zinsen wertberichtigen. Oder gleich den ganzen Kredit?
Und wenn ich doch die Zinsen bezahle, sprich auf Deine GmbH buche? Wie bin ich an die Zinsen gekommen (Mal angenommen, es gäbe nur uns beide auf der Welt)? Du hast ja in Höhe der Zinsen, die ich an Dich zahlen soll, nichts bei mir gekauft - oder? Und wenn ja, womit? Die Zinsen habe ich ja noch nicht an Dich gezahlt, was ich auch gar nicht konnte, weil Du ja noch nichts bei mir gekauft hast - oder?
Buchen lässt sich viel. Aber das Gebuchte auch zu Einkommen werden lassen - das ist das Problem. Ob mit oder ohne Geld.
Aber ich weiß, Du magst mich. Und lässt die Zinsen immer weiter wachsen und ich schaue zu und freue mich. Und am Schluss hast Du (thesauriert natürlich) eine Milliarde Forderung gegen mich. Und ich sage: Klasse, Bernd, ist das aber eine schöne große Zahl!
Und Du sagst: Ja, wirklich Klasse. Ist vor allem auch BIP.
Und die Buba sagt: Megamäßig, neue Wachstumsquelle entdeckt. Und die Fünf Weisen jubeln: Es geht wieder aufwärts. Und der Seine Exzellenz, der Herr Bundeskanzler gibt eine Regierungserklärung ab: Dadurch, dass die deutsche Bevölkerung immer höhere Zinsen gebucht hat, ist das BIP wunderbar gestiegen. Damit ist bewiesen, dass nicht nur der Staat durch Stehenlassen seiner Schulden das BIP immer weiter in die Höhe treibt, sondern jetzt auch breiteste Schichten der Bevölkerung.
Und Herr Merz meldet sich mit einem Zwischenruf: Ja, ja - Zinsen buchen - auch das ist jetzt ein unveräußerlicher Bestandteil der deutschen Leitkultur!
(Danach Tumult; der Präsident des Hohen Hauses beendet die Sitzung).
Grüße
d.
>Korrekt muss man sagen: Dies ist das ganz normale System zur Finanzierung einer Wirtschaft. Aber ich nehme gerne an: Keine Bagehot-Debatte!
Ach, ja, Bagehots ganz normale Bank of England finanzierte das ganz normale Empire? (Habe dazu in"Lombard Street" leider nix gefunden. Bitte um Nachhilfe).
Bagehot also doch besser nicht...
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dottore
06.11.2000, 14:45
@ Jochen
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Re: Zinsen und Einkommen |
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>Wenn die Zinsen Einkommen sind, müssen wir nur noch warten, bis wir alle von unseren Zinseinkommen leben können, und dann haben wir das Paradies, denn keiner muß mehr arbeiten... oder doch nicht??
>Gruß
>Jochen
Richtig, Jochen -
am besten leben wir dann von den Zinsen unserer Bundesschatzbriefe. Oder hat etwa jemand noch nicht genug davon? Oder etwa überhaupt noch keine?
Paradiestag = Zinsen (gebucht) auf die aufgelaufene Staatsverschuldung = BIP.
Dann fahren die Bayern an die Nordsee und die Leute von Amrum nach Oberammergau. Und alle, alle fragen: Ja, wo issn der Service? Ja, wo isser denn?
Gruß
d.
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Bernd Niquet
06.11.2000, 15:02
@ dottore
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Tumult im Bundestag! |
Lieber dottore,
na bitte, genauso funktioniert doch unsere Wirtschaft. Das willst du doch nicht abstreiten. Je länger man die Zinsen stehen lässt, umso höher das Einkommen.
Doch die Kritikpunkte an deiner Mangelthese bleiben bestehen: 1.) Es gibt einen Vermögensbestand. 2.) Alle Zustände, die wir beschreiben in der Wirtschaft, haben einen Anpassungspfad. Unterschlagen wir den jedoch, kann nichts anderes herauskommen.
Grüße
BN
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Bernd Niquet
06.11.2000, 16:26
@ dottore
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Auch die größte Polemik kann die Wahrheit nicht ad absurdum führen |
>.
>>Wenn die Zinsen Einkommen sind, müssen wir nur noch warten, bis wir alle von unseren Zinseinkommen leben können, und dann haben wir das Paradies, denn keiner muß mehr arbeiten... oder doch nicht??
>>Gruß
>>Jochen
>Richtig, Jochen -
>am besten leben wir dann von den Zinsen unserer Bundesschatzbriefe. Oder hat etwa jemand noch nicht genug davon? Oder etwa überhaupt noch keine?
>Paradiestag = Zinsen (gebucht) auf die aufgelaufene Staatsverschuldung = BIP.
>Dann fahren die Bayern an die Nordsee und die Leute von Amrum nach Oberammergau. Und alle, alle fragen: Ja, wo issn der Service? Ja, wo isser denn?
>Gruß
>d.
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Jochen
06.11.2000, 17:23
@ Bernd Niquet
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Re: Warum Polemik? |
>>.
>>>Wenn die Zinsen Einkommen sind, müssen wir nur noch warten, bis wir alle von unseren Zinseinkommen leben können, und dann haben wir das Paradies, denn keiner muß mehr arbeiten... oder doch nicht??
>>am besten leben wir dann von den Zinsen unserer Bundesschatzbriefe. Oder hat etwa jemand noch nicht genug davon? Oder etwa überhaupt noch keine?
>>Paradiestag = Zinsen (gebucht) auf die aufgelaufene Staatsverschuldung = BIP.
>>Dann fahren die Bayern an die Nordsee und die Leute von Amrum nach Oberammergau. Und alle, alle fragen: Ja, wo issn der Service? Ja, wo isser denn?
Wieso ist das Polemik?
Mir ist jetzt endgültig mein eigenes Geschreibsel klar geworden!
Die Zinsen sind kein Geld, die Zinsen müssen erst"realisiert" werden.
Wie dottore sagt, der Schuldendruck eben.
Wenn die Zinsen Einkommen wären, dann käme wirklich der Zeitpunkt, zu dem niemand mehr arbeiten muß! Die Zinsen müssen erst noch erarbeitet werden, sonst haben wir nur Ansprüche, die niemand erfüllen kann. Werden die Zinsen dann"bezahlt", sprich geleistet, dann entsteht Einkommen.
Ein Anspruch auf etwas ist doch nicht die Sache (oder Dienstleistung selbst). Nebenbei zeigt das, wie Schulden mit Konsum/Leistung verschwinden.
Gruß
Jochen
PS: Vielleicht ist das unser Problem in der Diskussion, daß wir das Pferd von hinten aufzäunen. Wir fangen mit dem Geld an. Aber m.E. zeigt der Titel von H/S Buch"Eigentum, Zins und Geld" die richtige (Diskussions-)richtung. Geld müßte am Ende der Diskussion stehen. Das Zinsproblem ist hier, soweit ich sehe, noch kaum aufgegriffen worden.
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dottore
06.11.2000, 19:35
@ Jochen
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Re: Warum Polemik? Bernd verwechselt gezeigte mit gezahlten Zinsen |
>>>.
>>>>Wenn die Zinsen Einkommen sind, müssen wir nur noch warten, bis wir alle von unseren Zinseinkommen leben können, und dann haben wir das Paradies, denn keiner muß mehr arbeiten... oder doch nicht??
>>>am besten leben wir dann von den Zinsen unserer Bundesschatzbriefe. Oder hat etwa jemand noch nicht genug davon? Oder etwa überhaupt noch keine?
>>>Paradiestag = Zinsen (gebucht) auf die aufgelaufene Staatsverschuldung = BIP.
>>>Dann fahren die Bayern an die Nordsee und die Leute von Amrum nach Oberammergau. Und alle, alle fragen: Ja, wo issn der Service? Ja, wo isser denn?
>Wieso ist das Polemik?
>Mir ist jetzt endgültig mein eigenes Geschreibsel klar geworden!
>Die Zinsen sind kein Geld, die Zinsen müssen erst"realisiert" werden.
>Wie dottore sagt, der Schuldendruck eben.
>Wenn die Zinsen Einkommen wären, dann käme wirklich der Zeitpunkt, zu dem niemand mehr arbeiten muß! Die Zinsen müssen erst noch erarbeitet werden, sonst haben wir nur Ansprüche, die niemand erfüllen kann. Werden die Zinsen dann"bezahlt", sprich geleistet, dann entsteht Einkommen.
>Ein Anspruch auf etwas ist doch nicht die Sache (oder Dienstleistung selbst). Nebenbei zeigt das, wie Schulden mit Konsum/Leistung verschwinden.
>Gruß
>Jochen
>PS: Vielleicht ist das unser Problem in der Diskussion, daß wir das Pferd von hinten aufzäunen. Wir fangen mit dem Geld an. Aber m.E. zeigt der Titel von H/S Buch"Eigentum, Zins und Geld" die richtige (Diskussions-)richtung. Geld müßte am Ende der Diskussion stehen. Das Zinsproblem ist hier, soweit ich sehe, noch kaum aufgegriffen worden.
Ja, hast Recht, Jochen. Und hast - und das ist auch ziemlich schwierig, weil so überraschend - die Sache mit Schulden weg (= Konsum) bestens drauf. Ich hab' da mindestens ein Jahr gebraucht, bis ich das kapiert hatte.
Aber wir werden das Pferdle noch richtig ins Zaumzeug kriegen.
Bernd ist nun Mal ein in der Wolle gefärbter Bürgerlicher. Er kann sich u.a. nicht vorstellen, dass es Zinsen gibt, die nur gebucht, aber nie gezahlt werden.
Und dass das Buchen dann was ist?
Z I N S E N Z E I G E N.
(Aber das ist für ihn wohl wieder Polemik).
Grüße
d.
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Jochen
06.11.2000, 20:37
@ dottore
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Re: Warum Polemik? Bernd verwechselt gezeigte mit gezahlten Zinsen |
Hi dottore,
> Und hast - und das ist auch ziemlich schwierig, weil so überraschend - die Sache mit Schulden weg (= Konsum) bestens drauf. Ich hab' da mindestens ein Jahr gebraucht, bis ich das kapiert hatte.
Ich lese seit 10 Jahren deine Bücher, und manches schnakkelt bei mir heut noch nicht...
>Aber wir werden das Pferdle noch richtig ins Zaumzeug kriegen.
Man kann eben zwei Pferde nur mit einem Hintern reiten:-)(nur eins ist richtig)
>Bernd ist nun Mal ein in der Wolle gefärbter Bürgerlicher. Er kann sich u.a. nicht vorstellen, dass es Zinsen gibt, die nur gebucht, aber nie gezahlt werden.
>Und dass das Buchen dann was ist?
>Z I N S E N Z E I G E N.
>(Aber das ist für ihn wohl wieder Polemik).
Grüßle vom geiziga Schwoba
Jochen
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Jochen
07.11.2000, 07:46
@ Jochen
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Re: Ich werde senil! |
>Man kann eben zwei Pferde nur mit einem Hintern reiten:-)(nur eins ist richtig)
muß natürlich zwei Pferde nicht mit einem Hintern heißen, ojojoj, mit 31 schon senil:-)
Jochen
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