-->Gebühren steigern Qualität des Studiums
<font size=5>In Deutschland bringt ein Uni-Abschluss weniger Gehaltsvorsprung als anderswo</font>
PETRA SCHWARZ
HANDELSBLATT, 4.11.2003
DÜSSELDORF. <font color="#FF0000">Deutschland - das Land der Dichter und Denker - lang ist’s her</font>. Im 21. Jahrhundert ist vom alten Glanz wenig übrig geblieben: So arbeiten etwa 40 von 51 Trägern des Wirtschaftsnobelpreises an US- Universitäten. <font color="#FF0000">In Deutschland ist von Spitzenforschung keine Spur</font>: Hier zu Lande sinken die Studentenzahlen - trotzdem sind überfüllte Hörsäle keine Seltenheit. Die Politik scheint die Hochschulbildung nicht besonders wichtig zu nehmen: Die Ausgaben für Universitäten liegen in Deutschland unter dem Durchschnitt der westlichen Industriestaaten, geht aus Studien der OECD hervor. 2004 müssen die Universitäten in Niedersachsen mit 40 Mill. Euro weniger auskommen als noch in diesem Jahr - die hessischen mit 30 Mill. weniger, sagt Frank Ziegele, Bildungsexperte beim Centrum für Hochschulentwicklung.
Mit Studiengebühren könnte sich der Staat eine zusätzliche Einnahmequelle erschließen - aber die Bundesregierung hat das bisher kategorisch abgelehnt. So fing sich gestern Bildungs-Staatssekretär Christoph Matschie (SPD) einen Rüffel seiner Chefin Edelgard Bulmahn ein, weil er einen Aufruf von SPD-Nachwuchspolitikern zur Einführung von Studiengebühren unterzeichnet hatte. „Dabei sind Studiengebühren angesichts leerer Staatskassen derzeit die letzte Möglichkeit, Geld zu mobilisieren“, sagt Gert Wagner, Mitglied des deutschen Wissenschaftsrates und Forschungsdirektor beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Während 15 von 20 OECD-Staaten Gebühren erheben, werden deutsche Studenten nur in vier Bundesländern zur Kasse gebeten - und das nur bei Überschreiten der Regelstudienzeit, sagt Christiane Konegen- Grenier, Bildungsexpertin beim Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Rechnet man öffentliche und private Ausgaben für die Hochschulen zusammen, gibt Deutschland - umgerechnet in Kaufkraftparitäten - für einen Studenten pro Jahr 10 393 US-Dollar aus. Der Schnitt der OECD-Länder liegt bei 11 008 Dollar, in den USA sind es 19 220 Dollar. In Amerika kommt gut die Hälfte des Geld aus privaten Quellen, in Deutschland nur 8,5 %.
„<font color="#FF0000">Die Einführung von Studiengebühren wäre in Deutschland politisch weniger schwierig durchzusetzen, wenn die Studenten tatsächlich hohe Bildungsrenditen erzielen könnten</font>“[Eigener Kommentar: Aha merkt man das hier also langsam auch endlich!], meint Konegen-Grenier. Dazu müssten aber Reformen realisiert werden: Kürzere Studienzeiten und der Ausbau eines Systems von Stipendien und Darlehen. Denn obwohl das Studium in Deutschland nichts koste, <font color="#FF0000">lohne es sich hier zu Lande weniger als anderswo, so die IW-Expertin</font>[Eigener Kommentar: Aha!]. Schuld seien die langen Studienzeiten, der späte Eintritt ins Erwerbsleben, <font color="#FF0000">der nur mäßige Verdienstabstand zu weniger Qualifizierten und das daraus folgende geringere Lebenseinkommen</font>. [Eigener Kommentar: Das also was ich Anfang Mai '03 schon geschrieben hatte, siehe auch weiter unten - dort habe ich es nochmal angefügt]
Studiengebühren könnten helfen, die Studienzeit zu verkürzen. „Viele OECD-Staaten, die Gebühren erheben, erzielen deutlich höhere Abschlussquoten als Deutschland und bieten ein differenzierteres Studienangebot mit durchschnittlich kürzeren Studienzeiten“, sagt Andreas Schleicher, Bildungsexperte bei der OECD. Einige dieser Staaten wie England, Irland, Japan oder Korea erreichten außerdem deutlich niedrigere Abbrecherquoten.
„Es ist sicherlich kein Zufall, dass das weitgehend private US-Hochschulsystem mehr Spitzenforschung und -ausbildung bietet als das öffentliche deutsche System“, sagt Ludger Wössmann, Ã-konom beim Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München. „Die Universitäten würden sich stärker an den Bedürfnissen der Studenten ausrichten müssen“, meint Wagner.
Wenn Studiengebühren eingeführt werden, dann müsse darauf geachtet werden, dass keine neuen Hemmschwellen aufgebaut werden, betont Schleicher. Denn: „Deutschland braucht mehr Studenten.“ Das australische Stipendien- und Darlehensmodell hält er für vorbildlich: Die Studenten zahlen die Kredite nach Studienende in Abhängigkeit vom Steueraufkommen zeitlich gestreckt zurück. So könne verhindert werden, dass einkommensschwache Studenten vom Studium abgeschreckt werden, sagt Schleicher. Auch die Erfahrungen in Großbritannien und Neuseeland belegen diese These. Dort hatte die Einführung von Studiengebühren keinen negativen Effekt auf Kinder einkommensschwacher Eltern, schreibt Konegen-Grenier in einer IW-Studie.
Letztlich ist auch das deutsche System kostenloser Hochschulbildung nicht „gerecht“: <font color="#FF0000">Es konnte nicht verhindern, dass sich der Anteil von Arbeiter-Kindern unter den Studenten von 1985 bis 2000 nur von 7 auf 12 % erhöht hat. In Beamtenfamilien studierten dagegen 72 % der Kinder; 1985 waren es nur 43 %</font>.[Eigener Kommentar: Autsch!]
Teil vier, „Rankings heizen Wettbewerb der Unis an“, folgt Donnerstag
Quelle: Handelsblatt, 04.11.2003
- - - -
Und hier nochmal der Ausschnitt über die Leistungsgerechtigkeit in Deutschland:
http://www.saschajakobi.de/20030507bergab.htm
In vielen Akademikerberufen (als Angestellter) wird nur noch auf dem Papier mehr verdient. Rechnet man genauer so fällt auf, daß dies häufig in Wirklichkeit nicht so ist.
a) Man muß immer sehen wie viel länger die Ausbildung eines Akademikers gegenüber gewöhnlichen Ausbildungsberufen dauert. Man steigt erst später ins Berufsleben ein. Andere sind schon weiter. Man muß die Opportunitätskosten sehen die einem enstehen durch jahrelangen Ausfall an Ausbildungsgehalt/Lohn oder - nach der Ausbildung - normalem Gehalt und Lohn. Das geht locker in fünfstellige Euro-Beträge.
b) Man muß die Studienkosten sehen (Kopien, Fahrtkosten, Bücher,...)
c) Man muß das Risiko sehen das man eingeht. Wer sagt denn, daß man später überhaupt mehr verdient oder die Karriere macht die man sich erwünscht. Zu welchem Preis? Außerdem hat man das Risiko, daß Studium nicht zu schaffen.
d) Man muß Progression bei der Steuer beachten da man ja tendenziell doch mehr verdient später (aber auch mehr dafür getan hat und tut)
e) Man muß beachten, daß häufig (wenn auch nicht immer aber relativ oft) klassische Akademiker-Berufe (Ingenieure, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, Architekten,...) längere Arbeitszeiten mit sich bringen. Bei vielen normale Ausbildungsberufen herrscht beispielsweise eine 35-Stunden-Woche. In Großbetrieben gibt es Schichtwechsel oder Zeitlohn. D.h. es wird oft das abgerechnet was auch wirklich (im Zeiteinsatz gesehen) geleistet wird. Ich kenne leider viele Akademiker die in Unternehmen arbeiten und ein Pauschalgehalt erhalten. Im Arbeitvertrag steht zwar was von einem offiziellen Feierabend von 16 Uhr aber vor halb sechs, sechs sind viele dieser Leute gar nicht zuhause. Das wird auch oft vergessen. Im Arbeitsrecht gibt es keine gesetzlichen Vorschriften für die Entlohnung der Mehrarbeit, sprich: Überstunden.
f) Man erhält durch sein"hohes" Einkommen viele staatlichen Leistungen nicht (Wohngeld, Bafög wenn es Kinder gibt die studieren, usw.). Auch das muß man beachten und auch dies wird häufig jedoch nicht(!) beachtet in diesen Rechnungen.
g) Man muß flexibler sein und muß sich tendenziell in diesen Berufen auch in seiner privaten Zeit (Freizeit) stärker weiterbilden. Es wird einfach von einem"heimlich" verlangt.
h) Häufig legen sich Akademiker Eigentum in Form von Immobilien o.ä. zu. Im Gegensatz zu denen die von der"Hand in den Mund" leben müssen sie bei Zahnersatz oder was weiß ich allem immer an ihr Gespartes gehen. Einmal ist es der Ausflug der Kinder von der Schule, dann eine teure Zahnbehandlung die nicht von der Kasse übernommen wird und sonst alles mögliche. Wenn man nix hat muß häufig der Staat einspringen.
i) Der Streßfaktor bei Akademikern ist oft höher. Da sich diese Personengruppe häufig Vermögen anspart und dafür auf Urlaub und anderweitigen Konsum ähnlicher Art sogar teilweise verzichtet muß immer das Vermögen"verteidigt" werden. Jemand der mal locker und lässig arbeitet und schön sein Geld verlebt und in Urlaub fliegt und dann mal arbeitslos wird kann sich i.d.R. wesentlich gemütlicher einen Job suchen wenn er keine Hypotheken zu zahlen hat und auch stärkere staatliche Förderung bekommt (weil er ja nix hat an Vermögen). Jemand der Vermögen hat bekommt weniger staatliche Förderung. Das Vermögen wird überall angerechnet. Selbst wenn der Sohn von Sozialhilfe lebt wird man als Eltern angeschrieben Angaben zum Vermögen zu machen. Hat man nix kann man nix geben. Dann zahlt die Gemeinschaft. Hat man was wird man auch hier mal wieder (wie immer) zur Kasse gebeten.
Festhalten kann man, daß Leistung in Deutschland häufig kaum noch belohnt wird. In einigen Fällen - die ich kenne - muß ich sogar davon ausgehen, daß man teilweise gar bestraft wird. Denn wenn man angesichts aller erwähnten Punkte auf dem Papier noch 350 Euro brutto mehr hat merkt man eigentlich, daß man in Wirklichkeit nur dann noch mehr hat wenn man eine wirklich sehr hohe Position hat. Und die erreicht man häufig nur noch wenn man gar nicht mehr aufhört 50 bis 60 Stunden pro Woche zu rudern bis man 50 ist.
|
-->Hallo Sascha,
ich weiß nicht, wer genau Dir schon mal was Ähnliches geschrieben hat (Baldur?). Aber Du mußt endlich von der sozialromantischen Vorstellung der absoluten Gerechtigkeit bei der Bezahlung im Arbeitsleben runterkommen.
Was Dir so im Kopf herumschwebt, ist (zugespitzt ausgedrückt) eine Vorstellung wie:"ich habe viele Jahre fleißig studiert und strenge mich auf der Arbeit an, also muß mir die Gesellschaft bzw. die Firma auch eine entsprechend hohe Vergütung garantieren, sonst wäre es ja nicht gerecht".
Das war einmal, wenn es das jemals gab. Einen Anspruch auf"amtsangemessene Alimentierung" hast Du nur als Beamter. Was sonst zählt, ist letztlich nur der Erfolg (wirtschaftlicher Mehrwert), den Deine Arbeit bringt. Beim Selbständigen war es schon immer so, beim Angestellten/Arbeiter wird es mehr und mehr so. Ob Du eine bestimmte Tätigkeit mit Diplom und Doktortitel ausübst oder ohne, interessiert doch keinen. In den USA etwa ist man längst schon so weit. Dort wirst Du bei einer Bewerbung hauptsächlich danach gefragt, was Du machen kannst und wieviel Erfahrung Du dabei hast, weniger nach Studienabschlüssen oder formaler Bildung.
Was nun wieder nicht heißen soll, daß sich Studium und entsprechende Abschlüsse nicht lohnen würden. Nur sollte man das nicht einfach am erzielbaren Einkommen messen.
Gruß
|