-->Nix neues für die Fraktion hier aber dennoch interessant:
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Die kritischen Fragen des Bundestagsabgeordneten Hohmann: Wo ist eigentlich das Gold der Bundesbank.
Die offiziellen deutschen Goldreserven, knapp 3500 Tonnen im Gegenwert von gut 35 Milliarden Euro, sind ein Schatz mit vielen Attributen: Lohn und Symbol des Wirtschaftswunders unter Ludwig Erhard; eiserne Reserve Deutschlands für den Fall, daß der Euro scheitert; Objekt der Begierde für sozialistische Politiker; möglicher Schlüsselfaktor für den Goldmarkt nach 2004; und nicht zuletzt ein partielles Staatsgeheimnis, das von Bundesregierung und Bundesbank gleichermaßen hartnäckig verteidigt wird.
Letzteres mußte auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann erfahren, als er im August 2002 eine Reihe von Fragen an die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, Dr. Barbara Hendricks, richtete. Am 1. Oktober 2002 antwortete die Staatssekretärin, sagte aber nur das, was ohnehin öffentlich bekannt war. Den heiklen Fragen wich sie aus, oder sie gab irreführende Antworten. Dabei müßte Berlin eigentlich genau wissen, was in Frankfurt vor sich geht, denn das Grundkapital der Deutschen Bundesbank gehört allein dem Bund.
Korrekt war die Auskunft, daß sich der physische Goldbestand der Notenbank Ende Juli 2002 auf 110,8 Millionen Unzen Feingold oder 3446 Tonnen belief. Ende 1998 waren es noch 3701 Tonnen gewesen, wovon 232 Tonnen in der ersten Januarwoche 1999 an die Europäische Zentralbank übertragen wurden. (Diese 232 Tonnen stehen seitdem als Forderung in den Büchern der Bundesbank, seltsamerweise aber als Forderung in Euro.) Außerdem flossen bis 2002 kleinere Mengen ab, die zur Prägung von DM- und Euro-Goldmünzen verwendet wurden.
Soweit geht alles mit rechten Dingen zu. Was hingegen im dunkeln bleibt, ist 1) wieviel genau vom deutschen Gold verliehen ist und 2) wo die Reserven liegen.
Zu Punkt 1 antwortete Dr. Hendricks am 22. August 2002:"Von diesem Gesamtbestand (von 3446 Tonnen) wird ein sehr geringer Teil im einstelligen Prozentbereich im Goldleihegeschäft eingesetzt. Das genaue Volumen kann von der Deutschen Bundesbank aus geschäftspolitischen Gründen nicht veröffentlicht werden."
Eine seltsame Begründung. Warum sollte es der Geschäftspolitik der Bundesbank schaden, wenn sie diese Angaben macht? Nicht nur das: würde die Bundesbank ebenso sorgfältig bilanzieren wie jede normale Aktiengesellschaft, dann müßte se selbstverständlich zwischen Gold als Eigentum und Goldforderungen unterscheiden und dies auch korrekt publizieren.
Was mir meinen, zeigt ein Vergleich älterer und neuerer Bundesbankbilanzen. Noch zum 31. Dezember 1998 stand an erster Stelle der Aktiva der Posten mit der Bezeichnung"Gold" mit einem Gegenwert von 17,1 Milliarden Mark. Das waren die bereits erwähnten 3701 Tonnen, die damals noch zu den Anschaffungskosten von ca. 144 DM pro Feinunze bewertet wurden. Dieses Gold war der einzige nennenswerte Posten in der Bilanz, der keine Forderungen an Dritte darstellte und somit auch nicht notleidend werden konnte. Gold kann bekanntlich nie pleite gehen.
Ganz anders die letzte uns vorliegende Bilanz, die zum 31. Dezember 2001. Jetzt nennt sich der erste Posten auf der Aktivseite nicht mehr"Gold", sondern"Gold und Goldforderungen". Hier werden zwei Positionen, die nicht im geringsten identisch sind, miteinander vermengt. Keine Aktiengesellschaft würde mit diesem Trick durchkommen. Denn Goldforderungen haben eine ganz andere Qualität als Goldeigentum. Manchmal sogar bekommt man das verliehene Gold nicht zurück. Genau dies wiederfuhr vor vielen Jahren den Notenbanken Portugals und Polens, als deren Vertragspartner, das US-Haus Drexel, in Konkurs ging.
Der Verdacht liegt nahe, daß die Bundesbank mit dieser seltsamen Bilanzierungsmethode etwas verbergen will. Aber was? Erstens die Höhe der Ausleihungen, zweitens den Zeitpunkt. Wenn man beides wüßte, könnte man Rückschlüsse darauf ziehen, ob sich die Bundesbank an einem amerikanischen Komplott beteiligt hat: an dem Komplott, den Goldpreis tief zu halten, indem der Markt jahrelang mit Leihgold überschwemmt wurde.
Entsprechende Gerüchte kursieren seit langem in den USA. Es wurde auch der Verdacht geäußert, Washington hätte auf deutsches Gold zurückgegriffen, um damit am Markt zu intervenieren. Tatsächlich gibt es gravierende Ungereimtheiten in den offiziellen amerikanischen Goldstatistiken. Die Bundesbank selbst hat mit ihrer Geheimniskrämerei die Gerüchteküche angeheizt.
. Völlig ins Schwimmen geriet Dr. Hendricks aber erst, als Hohmann wissen wollte, wo die deutschen Goldreserven genau liegen.
Als der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann von der Bundesregierung wissen wollte, wo sich das Gold der Bundesbank befindet, erhielt er am 22. August 2002 folgende Antwort:
"Die Deutsche Bundesbank hält einen großen Teil ihrer Goldbestände in eigenen Tresoren im Inland. Sie läßt allerdings auch Goldbestände an wichtigen Goldhandelsplätzen wie z.B. London von den dort ansässigen Zentralbanken, z.B. die Bank of England, verwahren. Dies hat sich historisch und marktbedingt so ergeben, weil die Deutsche Bundesbank das Gold an diesen Handelsplätzen übertragen bekam. Es macht aber auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen Sinn, solange die Lagerung dort kostengünstiger ist als der Transport nach Deutschland und der Bau zusätzlicher Tresoranlagen."
Eine Antwort, von der wir in der PHI-Redaktion wissen, daß sie nicht stimmt. Alle Insider, haben keinen Zweifel daran, daß der allergrößte Teil der deutschen Goldreserven in den USA liegt. Und zwar entweder im Fort Knox oder im Keller der Federal Reserve Bank in New York, also unter dem Straßenpflaster von Manhattan. Wenn wirklich ein"großer Teil" des deutschen Goldes in inländischen Tresoren läge, wie Dr. Hendricks behauptet, dann wäre dies eine, bisher unbemerkte, Sensation.
Offiziell hat die Bundesbank zur Lagerung des Goldes nie Angaben gemacht.
Die Bundesbank ist nach Informationen aus einer zuverlässigen Quelle nicht frei in ihrer Entscheidung, wann sie wieviel Gold ausleiht. Gesteuert werden die Leihgeschäfte von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel. Dort hat der amerikanische Einfluß stark zugenommen.
Ein früheres Mitglied des Zentralbankrates gab gegenüber einem Journalisten zu, die Bundesbank könne ihr Gold allenfalls unter einem Vorwand und nur in kleinen Mengen aus New York abziehen - alles andere werde als Mißtrauensbekundung aufgefaßt. (Er selbst hatte einmal Gelegenheit, die bei der Federal Reserve in Manhattan liegenden deutschen Goldbarren zu besichtigen.)
Eine ganz andere Frage ist, ob die Bundesbank nach 2004, wenn das Goldabkommen der europäischen Zentralbanken ausgelaufen ist als Verkäufer auftritt. Im Monatsbericht Januar 2003 schrieb sie, die deutschen Goldbestände könnten nach 2004"nur ganz allmählich" reduziert werden, weil sonst der Weltmarktpreis des Goldes fällt, ein Problem, was auch die Schweizer Notenbank bei ihren Goldverkäufen hat.. Jedenfalls müssen wir uns darauf einrichten, daß die Goldpolitik der Bundesbank - vielleicht ab dem Winter 2003/2004 - zu einem wichtigen Thema am Markt werden wird. Hoffentlich wollen die Käufer der Gold-Bestände die Goldbarren nicht physisch sehen und Empfang nehmen und geben sich nicht mit einem Gutschein der amerikanischen FED zufrieden.
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>Die kritischen Fragen des Bundestagsabgeordneten Hohmann: Wo ist eigentlich das Gold der Bundesbank.
>Die offiziellen deutschen Goldreserven, knapp 3500 Tonnen im Gegenwert von gut 35 Milliarden Euro, sind ein Schatz mit vielen Attributen: Lohn und Symbol des Wirtschaftswunders unter Ludwig Erhard; eiserne Reserve Deutschlands für den Fall, daß der Euro scheitert; Objekt der Begierde für sozialistische Politiker; möglicher Schlüsselfaktor für den Goldmarkt nach 2004; und nicht zuletzt ein partielles Staatsgeheimnis, das von Bundesregierung und Bundesbank gleichermaßen hartnäckig verteidigt wird.
>Letzteres mußte auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann erfahren, als er im August 2002 eine Reihe von Fragen an die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, Dr. Barbara Hendricks, richtete. Am 1. Oktober 2002 antwortete die Staatssekretärin, sagte aber nur das, was ohnehin öffentlich bekannt war. Den heiklen Fragen wich sie aus, oder sie gab irreführende Antworten. Dabei müßte Berlin eigentlich genau wissen, was in Frankfurt vor sich geht, denn das Grundkapital der Deutschen Bundesbank gehört allein dem Bund.
>Korrekt war die Auskunft, daß sich der physische Goldbestand der Notenbank Ende Juli 2002 auf 110,8 Millionen Unzen Feingold oder 3446 Tonnen belief. Ende 1998 waren es noch 3701 Tonnen gewesen, wovon 232 Tonnen in der ersten Januarwoche 1999 an die Europäische Zentralbank übertragen wurden. (Diese 232 Tonnen stehen seitdem als Forderung in den Büchern der Bundesbank, seltsamerweise aber als Forderung in Euro.) Außerdem flossen bis 2002 kleinere Mengen ab, die zur Prägung von DM- und Euro-Goldmünzen verwendet wurden.
>Soweit geht alles mit rechten Dingen zu. Was hingegen im dunkeln bleibt, ist 1) wieviel genau vom deutschen Gold verliehen ist und 2) wo die Reserven liegen.
>Zu Punkt 1 antwortete Dr. Hendricks am 22. August 2002:"Von diesem Gesamtbestand (von 3446 Tonnen) wird ein sehr geringer Teil im einstelligen Prozentbereich im Goldleihegeschäft eingesetzt. Das genaue Volumen kann von der Deutschen Bundesbank aus geschäftspolitischen Gründen nicht veröffentlicht werden."
>Eine seltsame Begründung. Warum sollte es der Geschäftspolitik der Bundesbank schaden, wenn sie diese Angaben macht? Nicht nur das: würde die Bundesbank ebenso sorgfältig bilanzieren wie jede normale Aktiengesellschaft, dann müßte se selbstverständlich zwischen Gold als Eigentum und Goldforderungen unterscheiden und dies auch korrekt publizieren.
>Was mir meinen, zeigt ein Vergleich älterer und neuerer Bundesbankbilanzen. Noch zum 31. Dezember 1998 stand an erster Stelle der Aktiva der Posten mit der Bezeichnung"Gold" mit einem Gegenwert von 17,1 Milliarden Mark. Das waren die bereits erwähnten 3701 Tonnen, die damals noch zu den Anschaffungskosten von ca. 144 DM pro Feinunze bewertet wurden. Dieses Gold war der einzige nennenswerte Posten in der Bilanz, der keine Forderungen an Dritte darstellte und somit auch nicht notleidend werden konnte. Gold kann bekanntlich nie pleite gehen.
>Ganz anders die letzte uns vorliegende Bilanz, die zum 31. Dezember 2001. Jetzt nennt sich der erste Posten auf der Aktivseite nicht mehr"Gold", sondern"Gold und Goldforderungen". Hier werden zwei Positionen, die nicht im geringsten identisch sind, miteinander vermengt. Keine Aktiengesellschaft würde mit diesem Trick durchkommen. Denn Goldforderungen haben eine ganz andere Qualität als Goldeigentum. Manchmal sogar bekommt man das verliehene Gold nicht zurück. Genau dies wiederfuhr vor vielen Jahren den Notenbanken Portugals und Polens, als deren Vertragspartner, das US-Haus Drexel, in Konkurs ging.
>Der Verdacht liegt nahe, daß die Bundesbank mit dieser seltsamen Bilanzierungsmethode etwas verbergen will. Aber was? Erstens die Höhe der Ausleihungen, zweitens den Zeitpunkt. Wenn man beides wüßte, könnte man Rückschlüsse darauf ziehen, ob sich die Bundesbank an einem amerikanischen Komplott beteiligt hat: an dem Komplott, den Goldpreis tief zu halten, indem der Markt jahrelang mit Leihgold überschwemmt wurde.
>Entsprechende Gerüchte kursieren seit langem in den USA. Es wurde auch der Verdacht geäußert, Washington hätte auf deutsches Gold zurückgegriffen, um damit am Markt zu intervenieren. Tatsächlich gibt es gravierende Ungereimtheiten in den offiziellen amerikanischen Goldstatistiken. Die Bundesbank selbst hat mit ihrer Geheimniskrämerei die Gerüchteküche angeheizt.
>. Völlig ins Schwimmen geriet Dr. Hendricks aber erst, als Hohmann wissen wollte, wo die deutschen Goldreserven genau liegen.
>Als der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann von der Bundesregierung wissen wollte, wo sich das Gold der Bundesbank befindet, erhielt er am 22. August 2002 folgende Antwort:
>"Die Deutsche Bundesbank hält einen großen Teil ihrer Goldbestände in eigenen Tresoren im Inland. Sie läßt allerdings auch Goldbestände an wichtigen Goldhandelsplätzen wie z.B. London von den dort ansässigen Zentralbanken, z.B. die Bank of England, verwahren. Dies hat sich historisch und marktbedingt so ergeben, weil die Deutsche Bundesbank das Gold an diesen Handelsplätzen übertragen bekam. Es macht aber auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen Sinn, solange die Lagerung dort kostengünstiger ist als der Transport nach Deutschland und der Bau zusätzlicher Tresoranlagen."
>Eine Antwort, von der wir in der PHI-Redaktion wissen, daß sie nicht stimmt. Alle Insider, haben keinen Zweifel daran, daß der allergrößte Teil der deutschen Goldreserven in den USA liegt. Und zwar entweder im Fort Knox oder im Keller der Federal Reserve Bank in New York, also unter dem Straßenpflaster von Manhattan. Wenn wirklich ein"großer Teil" des deutschen Goldes in inländischen Tresoren läge, wie Dr. Hendricks behauptet, dann wäre dies eine, bisher unbemerkte, Sensation.
>Offiziell hat die Bundesbank zur Lagerung des Goldes nie Angaben gemacht.
>Die Bundesbank ist nach Informationen aus einer zuverlässigen Quelle nicht frei in ihrer Entscheidung, wann sie wieviel Gold ausleiht. Gesteuert werden die Leihgeschäfte von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel. Dort hat der amerikanische Einfluß stark zugenommen.
>Ein früheres Mitglied des Zentralbankrates gab gegenüber einem Journalisten zu, die Bundesbank könne ihr Gold allenfalls unter einem Vorwand und nur in kleinen Mengen aus New York abziehen - alles andere werde als Mißtrauensbekundung aufgefaßt. (Er selbst hatte einmal Gelegenheit, die bei der Federal Reserve in Manhattan liegenden deutschen Goldbarren zu besichtigen.)
>Eine ganz andere Frage ist, ob die Bundesbank nach 2004, wenn das Goldabkommen der europäischen Zentralbanken ausgelaufen ist als Verkäufer auftritt. Im Monatsbericht Januar 2003 schrieb sie, die deutschen Goldbestände könnten nach 2004"nur ganz allmählich" reduziert werden, weil sonst der Weltmarktpreis des Goldes fällt, ein Problem, was auch die Schweizer Notenbank bei ihren Goldverkäufen hat.. Jedenfalls müssen wir uns darauf einrichten, daß die Goldpolitik der Bundesbank - vielleicht ab dem Winter 2003/2004 - zu einem wichtigen Thema am Markt werden wird. Hoffentlich wollen die Käufer der Gold-Bestände die Goldbarren nicht physisch sehen und Empfang nehmen und geben sich nicht mit einem Gutschein der amerikanischen FED zufrieden.
Aehnliche Geheimniskrämerei auch in der Schweiz:
Fragestunde im Schweizerischen Parlament v. 10.03.03
Frage Günter Paul.
Schweizer Gold in den USA
Villiger Kaspar, Bundesrat: Dieses Land hat lauter Probleme, und ich bin sehr dankbar, dass gerade dieser Bereich einer der wenigen ist, von denen ich glaube, dass wir da keine Probleme haben. Aber weil das nun anscheinend die Ã-ffentlichkeit auch etwas beschäftigt, bin ich gerne bereit, dazu ein paar Bemerkungen zu machen.
Die Nationalbank lagert ihre Goldbestände teils im Inland, teils im Ausland. Diese Lagerung teilweise im In- und teilweise im Ausland erfolgt aus Diversifikationsgründen, und dabei spielen folgende Überlegungen eine Rolle:
Goldreserven im Inland haben einen speziellen Charakter. Sie unterscheiden sich von allen anderen Währungsreserven dadurch, dass sie das einzige staatenunabhängige Zahlungsmittel darstellen, und im Inland aufbewahrte Goldreserven lassen sich weder durch Entscheide von ausländischen Behörden blockieren noch in ihrer Verfügbarkeit einschränken. Dieser ständig sichergestellte Zugriff spricht dafür, dass ein erheblicher Teil dieser Goldreserven im Inland aufbewahrt werden soll.
Aber es gibt eben auch triftige Gründe, einen Teil im Ausland aufzubewahren. Zunächst geht es darum, die Risiken zu streuen und die Goldbestände regional möglichst gut zu verteilen. Es kann natürlich nie ausgeschlossen werden, dass in einer Zeit der Unsicherheit, vielleicht auch der Terrorismusgefahr, das bestgeschützte Depot einmal irgendwie beschädigt werden könnte. Deshalb ist es wichtig, dass die Goldbestände verteilt sind.
Es ist weiter wichtig, dass die Goldbestände wenigstens zum Teil in Ländern liegen, wo ein breiter Goldmarkt besteht, ein breiterer Goldmarkt als in der Schweiz. Wenn Sie die Reserven verflüssigen wollen, brauchen Sie einen Markt. Damit kann ohne grosse Werteinbusse und Transportkosten auf diese Bestände zurückgegriffen werden. Bereits mit der Aufnahme der so genannten"Gold-lending"-Geschäfte und noch stärker mit dem Beginn der Goldverkäufe durch die Nationalbank hat dieser Aspekt an Wichtigkeit gewonnen.
Es gibt also triftige Gründe für beides, für die Lagerung im In- und im Ausland. Bei der Wahl der Länder, in welchen die Nationalbank Gold aufbewahrt, spielen verschiedene Aspekte eine Rolle. Als Aufbewahrungsländer kommen nur Länder mit hoher politischer und wirtschaftlicher Stabilität infrage. Zudem muss auch in Krisensituationen ein leichter Zugriff auf die Goldreserven gesichert sein. Ein wichtiges Beurteilungskriterium ist auch, dass das betreffende Land die Immunität von Zentralbankguthaben möglichst gut schützt. Diese Merkmale von Ländern können sich natürlich im Zeitablauf verändern, und deshalb überprüft die Notenbank die Verteilung der Goldreserven periodisch und passt sie den aktuellen Entwicklungen an. Dabei werden selbstverständlich auch geopolitische Veränderungen - der Fall der Mauer und solche Dinge - einbezogen.
Wo diese Goldbarren nun genau liegen, kann ich Ihnen leider nicht sagen, weil ich es auch nicht weiss, es nicht wissen muss und es nicht wissen will. Denn sobald ich es weiss und mit einem ein Glas Wein trinke, könnte es mir ja"herausplatzen".
Warum soll man das nicht wissen? Es gibt eben noch Sicherheitsüberlegungen anderer Art. Ich kann Ihnen das an einem Beispiel darlegen: Wenn man sich vorstellt, man hätte eine publizierte Liste mit Angaben, wie viele Prozente der Goldreserven der SNB in welchem Land liegen, würde jede Anpassung dieser Liste, die wir ja periodisch machen müssten, natürlich sofort internationale Aufmerksamkeit erregen: Warum gehen die dort weg? Warum kommen sie hierher? Dann wären auch die sicherheitspolitisch ziemlich heiklen Goldtransporte kaum mehr diskret durchführbar, z. B. wenn aufgrund aktueller politischer Ereignisse im Vorfeld bereits eine breite öffentliche Diskussion stattfinden würde, ob es nun an der Zeit sei, x Tonnen Gold von A nach B zu transferieren.
Aus diesen Gründen machen es alle Zentralbanken gleich - auch andere, die massgebliche Goldreserven haben -: Sie geben nie bekannt, wie und auf welche Standorte sie diese Goldreserven aufgeteilt haben. Deshalb scheint es mir angezeigt und auch weise, den Entscheid über die Aufteilung der Goldreserven und allfällige Umlagerungen in den Händen der Nationalbank zu belassen.
Günter Paul (S, BE): Ich stelle fest, dass Sie auf meine Frage 1 und 2 nicht geantwortet haben. Sie haben auch auf die Frage 3 nicht geantwortet, mit der ich Sie gefragt habe, wer allenfalls das Gold unter welchen Umständen zurückziehen könnte.
Haben Sie tatsächlich das Gefühl, dass bei dieser Verheimlichung ein Sicherheitsproblem im Vordergrund steht? Es leuchtet mir nicht ein, warum das Schweizervolk nicht wissen darf, dass ein grosser Teil unseres Goldes in Amerika ist. Macht es Ihnen nicht Sorgen, wenn unser Gold in einem Staat ist, der jetzt wissentlich in einen Aggressionskrieg hineingeht, in einem Staat, der hohe Schulden hat? Die Schulden pro Einwohner der USA sind doppelt so hoch wie in der Schweiz und steigen rasend schnell an. Die US-Wirtschaft ist in der Krise; Sie haben von Stabilität gesprochen. Der Staat USA hat einen religiösen Fanatiker als Präsidenten und ein Umfeld, das skrupellos seine Freunde und Alliierten knüppelt, wenn diese nicht machen, was es will: In anderem Zusammenhang ist von der Erpressung der Schweiz gesprochen worden. Haben Sie nicht Befürchtungen, dass dieses US-Regierungsumfeld nur auf den eigenen Nutzen bedacht ist und skrupellos die Tatsache nutzen könnte, dass unser Volksvermögen offensichtlich zu einem sehr grossen Teil in Amerika liegt?
Ich habe Sie ja nur das gefragt: Ist ein grosser Teil des Goldes dort, ja oder nein? Um diese Frage zu beantworten, gelten Ihre Gründe, die Sie aufgeführt haben, nicht; Sie müssen einfach Ja oder Nein sagen.
Villiger Kaspar, Bundesrat: Ich bin in der Tat der Meinung, es handle sich um eine Frage, die auch unter dem sicherheitsmässigen Aspekt beantwortet werden muss. Ich stelle fest, dass Sie diese harmlose"Goldfrage" benutzen, um Ihre persönliche Meinung über ein Regime, einen Politiker und ein Land zu äussern. Diese Meinung habe ich in diesem Sinn nicht zu kritisieren. Ich weiss auch nicht, ob etwas in Amerika ist. Deshalb können Sie mir das auf diesem indirekten Weg auch nicht entlocken.
Sollten aber einige Kilo Gold in den USA sein, würde ich davon ausgehen, dass dieses Land doch nach wie vor ein demokratischer Rechtsstaat ist, wo das Gold mindestens so sicher wäre wie vielleicht auch in anderen Ländern, in denen sich Gold befinden könnte. Aber weil ich das im Konjunktiv gesagt habe, ist damit nicht belegt, dass es dort Gold hat.
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