Pups
12.11.2003, 23:03 |
Leuschel:Neue Höchstpunkte vor der fälligen Korrektur oder Crash oder noch mehr? Thread gesperrt |
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Roland Leuschel
Neue Höchstpunkte vor der fälligen Korrektur oder Crash oder noch mehr?
Seit ein paar Wochen und verstärkt seit Ende Oktober sage ich eine deftige Korrektur an den Aktienmärkten voraus. Das Gegenteil ist bisher eingetreten: Der Dax erzielte am 7.11. ein neues Jahreshoch (3.814) und liegt damit 73% über seinem Jahrestief vom März d.J. (2.002). Jubel, Trubel, Heiterkeit bei den Aktionären und in den Medien (Beispiel: Die Welt vom 4.11.03: « Glückssträhne der Investoren hält an » oder FAZ vom 7.11. « Nichts ist wahrscheinlicher als die Fortsetzung des Trends » (Staud) - Der Nasdaq Composite Index, der schon sein Tief im Oktober letzten Jahres mit 1.108 gesehen hat und jetzt bei 1.983 liegt, sollte in den nächsten Monaten noch auf 2.730 Punkte, d.h. um weitere 40%, steigen. Ich könnte Ihnen noch viele, viele solcher Meinungen zitieren, begnüge mich aber mit zwei Feststellungen: Erstens die von « The Investors Intelligence » errechneten Sentiments-Faktoren zeigen, dass mehr als 50% der Anleger in den USA seit 26 Wochen ununterbrochen « bullish » sind, ein neuer Rekord, seitdem diese Erhebung vor 40 Jahren begann. Zweitens wurden für einen Sitz an der NYSE zwei Millionen Dollar bezahlt, ebenfalls ein neuer Rekord seit dem Crash vom Frühjahr 2000, obwohl wirklich dunkle Wolken über die amerikanische Börse ziehen (Skandale erfassen jetzt auch die Investmentfondsbranche).
« Die Fed ist dabei, ihre Schlacht zu verlieren », stellt der Börsenbrief Elliott Wave Financial Forecast fest und weist daraufhin, dass die M3 Geldmengenzahlen regelrecht zusammengebrochen sind. Obwohl bei der Fed die Notenpressen heisslaufen und sie die Märkte mit Liquidität überschüttet, sind die Commercial und Industrial Loans seit 2000 im freien Fall. Es wird eine Deflation befürchtet mit den entsprechenden schrecklichen Folgen für die Wirtschaft und die Märkte. Seit einigen Monaten werden nur noch zwei Arten von Krediten vom Bankensektor abgerufen: Staatskredite, und die letzten Schätzungen gehen von einem Defizit für das laufende Haushaltsjahr von über 600 Mrd. Dollar aus, sowie Verbraucherkredite, die entweder direkt in den Konsum gehen oder in den Aktienmarkt (margin debt) und in Immobilienmarkt. Letztere befinden sich nach allen fundamentalen Bewertungskriterien im Zustand einer gefährlichen Blasé.
Der Präsident der Federal Reserve Bank von Dallas, Robert McTeer, der auch FOMC-Mitglied ist, hat am Dienstag den 11.11. die Ã-ffentlichkeit beruhigt und gesagt, « er sehe keine Deflationsgefahren und es gäbe keine Anhaltspunkte für die Befürchtung, dass die aktuelle Politik irgendwann zum Aufbau von Inflationsdruck führen könnte ». Er fügte in Bezug auf die Perspektiven der US-Konjunktur noch hinzu: « Mein Ausblick ist sehr positiv ». Auch in Europa sind die Konjunkturerwartungen positiv, und der ZEW-Index legte im November auf 67,2 zu, gegenüber 60,3 im Oktober. Boerse Online erwartet « endlich wieder eine heisse Einkaufs-Weihnacht ». Dies kann man natürlich nicht ausschliessen, zumal die US-Verbraucherkredite im September um 12,1% gegenüber August gestiegen sind und jetzt fast 2.000 Milliarden Dollar erreichen. Man überlege, die amerikanische Gesamtverschuldung hat die 300% Grenze des Bruttosozialproduktes überschritten, und der amerikanische private Haushalt zeichnet sich nicht nur durch eine gegen 0% tendierende Sparquote aus, sondern auch durch die höchste Verschuldung. Und dennoch scheint er einen Heisshunger auf Konsum zu kennen, der alle Grenzen sprengt. Die ganze Welt erwartet, dass gerade der amerikanische Konsum weiterhin kräftig expandiert und damit nicht nur die amerikanische Wirtschaft in Schwung hält, sondern auch die Weltkonjunktur auf Trab bringt.
Fazit: Ich bleibe bei meiner Meinung, das wird böse, sehr böse enden. Das amerikanische Leistungsbilanzdefizit erreicht nun 5% des BSP, und sowohl Japan als auch China liefern reale Produkte und Dienstleistungen nach Amerika und erhalten dafür gedrucktes Papier. Insgesamt haben sich jetzt über 1.000 Milliarden Dollar amerikanische Staatsanleihen in den asiatischen Zentralbanktresoren angehäuft. Es rollt eine riesige Inflationswelle auf uns zu, wir können aber noch ein kurzfristiges Deflationsintermezzo erleben. Ich halte an meinem Szenario fest und schliesse nach wie vor eine Weltwirtschaftskrise II nicht aus. Ich empfehle nach wie vor einen Grossteil Ihres Portefeuilles auf Goldbasis zu legen, denn sowohl bei einer Schuldendeflation als auch bei einer riesigen Inflationswelle wird der Goldpreis weit über die 1.000 Dollargrenze steigen. Der Tag, an dem das allgemeine Vertrauen in den US-Dollar schwindet, ist näher, als sie glauben. Und vergessen Sie nicht die Worte des auch am 29. November in München sprechenden Amerikaners Harry Schultz: « If you panic, panic first! » Und die Panik wird kommen!
Roland Leuschel
12.11.2003
http://www.boerse.de
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Euklid
12.11.2003, 23:14
@ Pups
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Ja auch Leuschel schreibt von einer riesigen Inflationswelle |
-->Kurfristig könnte es zwar noch Deflation geben und das war es dann wohl.
Irgendwann muß Leuschel doch mal Recht haben [img][/img]
Es sieht sehr schlecht aus mit dem Goldpreisszenario unter 300.
Denn dazu müßte der Dollar wohl erheblich fester werden.Das kann ich aber absolut nicht sehen.
Bin bald bereit die Deflation nicht mehr in meinem Programm zu belassen.
Da ich aber ein vorsichtiger Mensch bin werde ich noch etwas zuwarten.
Aber allzulange werde ich das nicht mehr tun.Bei Gold größer als 420 werde ich massivst verlagern in Richtung inflationssichernde Anlagen.
Gruß EUKLID
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Emerald
12.11.2003, 23:20
@ Euklid
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morgen schick ich Roland Leuschel den Russel's |
-->mal schauen was er dann in der Welt - am - Sonntag (WAMS) uns allen
zu berichten weiss.
Jetzt war doch gerade das 'NewOrleans-Super-Gaudi-Stell-Dich-Ein' mit
den hundert besten vom Wilden-Westen. Vielleicht hat der gute Leuschel
aus dem Super-Pot-pour(rire) die falschen Schlüsse gezogen?
Emerald.
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Baldur der Ketzer
12.11.2003, 23:31
@ Euklid
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Re: Deflation, massive Inflationswelle im Press-Schraubstock? |
-->Hallo, Euklid,
wenn sich das Gold verdoppelt und der Dollar halbiert, hat sich für uns nichts geändert.
Nur, wenn vorher noch ein massiver Deflationstaucher kommt, was glaubst Du, wie viele dann ihre eisernen Krügerrandbestände verwerten müssen, um liquide zu bleiben.
Wenn auf Dollarbasis gesehen eine Inflatulanz lossäuselt, muß das nicht unbedingt bei uns auch so sein, zumal, wenn Ã-l auch in Euro gehandelt werden sollte.
Denke an die Immobilienhausse in GB, die hat für uns gar keine Auswirkungen, wieso muß alles USA-mäßige zu uns rüberschwappen?
Ich fürchte, die hausgemachten Probleme sind so stark, daß auf Jahre hinaus nirgends mehr was inflationiert, weil in diesem Falle sofort jede Firma, die am absaufen ist, die Preise wieder runterzieht, nur, um zu überleben. An Gewinne ist doch nirgends zu denken, es geht doch nur um mühsame Substanzerhaltung, wenn überhaupt.
Neulich habe ich in einem Konzert am Rande ein Gespräch mitbekommen, eine ältere Dame hat sich darüber ausgelassen, daß es bei ihr im Dorf bald nur noch Banken und daziwschen leerstehende Ex-Läden gäbe.
Alle würden hinschmeißen, die jungen würden sich die Last nicht mehr antun, die Alten werfen das Handtuch und geben auf.
Übrig bleiben die großen Ketten vor den Dörfern bzw. am Stadtrand, die wirtschaften eh alles restliche in den deflationistischen Treibsand.
Wer sollte die Preise anschieben?
Es müßte eine irrsinnige Nachfrage losbrechen, die auf ein ausgetrocknetes Angebot träfe.
Aber allerorten herrscht Überangebot.........in ganz Europa. Läuft es in Land A voll an, stürmen 20 ausgehungerte Länder voll auf diesen Markt zu.
Ich sehe bis auf die nächsten Jahre hinaus nirgends Inflation, es sei denn, dottores Notenbank-Szenario würde bald eintreten, daß eben doch *gedruckt* würde........weil dann der nächstbeste gegenstand noch besser wäre als ein Schein Affengeld.
Nur, wiederum mit dottore: bis hinein in diese Übergangsphase herrscht weiterhin Arbeitslosigkeit, Steuerdruck, Realeinkommensverlust, steigende Ausgaben für Rentenvorsorge, Gesundheitsunwesen, etc., also verfügbare Mittel schrumpfen - wie soll da was inflationieren, selbst wenn es Affengeld ist, so ist es doch zu knapp und wird dringend für anderes als Warenkäufe gebraucht.
Ich bin ziemlich ratlos. Wahrscheinlich muß man seinen Planungshorizont auf einen Monat herunterfahren.
Dottore mag manche eigenartigen Ansichten vertreten, aber wenn er sagt, man kommt aus GZ leichter in Ware als andersherum, dann stimmt das bis auf weiteres absolut und wie die Tritt aufs Hühneraug.
Beste Grüße vom Baldur
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fridolin
13.11.2003, 08:47
@ Baldur der Ketzer
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Re: Deflation, massive Inflationswelle im Press-Schraubstock? |
-->wenn sich das Gold verdoppelt und der Dollar halbiert, hat sich für uns nichts geändert. Nur, wenn vorher noch ein massiver Deflationstaucher kommt, was glaubst Du, wie viele dann ihre eisernen Krügerrandbestände verwerten müssen, um liquide zu bleiben. Wenn auf Dollarbasis gesehen eine Inflatulanz lossäuselt, muß das nicht unbedingt bei uns auch so sein, zumal, wenn Ã-l auch in Euro gehandelt werden sollte. Denke an die Immobilienhausse in GB, die hat für uns gar keine Auswirkungen, wieso muß alles USA-mäßige zu uns rüberschwappen?
<font color=#0000FF>Genau das ist der Punkt. Beispiel Goldpreis: es kommen immer wieder neue Jubelrufe auf, wenn er (auf Dollarbasis) einen neuen Höchstwert erreicht hat. Verständlich, denn Gold wird weltweit in Dollar ausgepreist. Da guckt man halt nur auf den Zahlenwert. Nur, was hilft das dem Investor in Euroland, der seine Ausgaben ja in Euro bestreiten muß?
Ein Großteil des Goldpreisanstiegs der letzten Zeit waren allein Abwertungseffekte des Dollar gegenüber dem Euro. Der Goldpreis in Euro schwankt seit zwei Jahren zwischen €300/oz und €350/oz, derzeit bei ca. €338/oz, also keineswegs auf irgendeinem Höchstwert. In Dollar gerechnet sah das ganz anders aus. Bloß das wohl die wenigsten hier in den USA leben dürften.</font>
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