-->Tod auf der Schnellstraße
Helmut Lorscheid 14.11.2003
Warum starb Jeremiah Duggan? Fragen zu einem angeblichen Selbstmord am
Rande einer Veranstaltung der LaRouche-Polit-Sekte
In Wiesbaden fahren Schnellzüge und es gibt den Rhein und den Main
Warum sollte jemand mit Selbstmordabsichten kilometerweit über eine
Schnellstraße rennen, um sich dann nicht etwa vor einen Lastwagen zu
werfen, sondern vor einen Kleinwagen zu laufen? Das ist nur eine von
vielen offenen Fragen zu einem angeblichen Selbstmord am Rande einer
Veranstaltung der LaRouche-Polit-Sekte.
Der 22jährige Brite Jeremiah Duggan, - Französisch-Student an der
Pariser Sorbonne - engagierte sich Anfang des Jahres in Paris gegen den
Irak-Krieg. Und geriet so in Kontakt zum französischen Ableger der
international tätigen LaRouche-Organisation, einer rechten Polit-Sekte
um den vorbestraften US-Bürger Lyndon LaRouche. Hierzulande tritt die
LaRouche Gruppierung vor allem in Wahlkämpfen in Erscheinung.
LaRouche-Leute kandierten nacheinander als"Europäische Arbeiterpartei"
(EAP),"Patrioten für Deutschland" und in den letzten Jahren als
"Bürgerrechtsbewegung Solidarität" (BüSo) für Bundestag und
Europa-Parlament. In Fußgängerzonen stehen ihre Abgesandten oft mit der
Zeitung"Neue Solidarität"oder mit Plakaten des"Schiller Instituts",
einer weiteren Gruppierung dieser internationalen Organisation.
Mit dem"Schiller Institut" gegen den Irak-Krieg
Um etwas gegen den Irak-Krieg zu unternehmen, reiste Jeremiah Duggan
mit seinen neuen - vermeintlich politischen - Freunden zu einer
Anti-Kriegskonferenz des Schiller-Instituts ins hessische Bad
Schwalbach. Eine Schlafstätte fand er gemeinsam mit anderen
Konferenzteilnehmern, im Haus der seit Jahren in verschiedenen
LaRouche-Organisationen tätigen Familie Apel. Es sollte seine letzte
Reise sein - Jeremiah Duggan wurde am 27. März 2003 morgens gegen 6.00
Uhr auf einer Schnellstraße überfahren, wo er zu Fuß unterwegs war. Er
lief - angeblich in Selbstmordabsicht - direkt vor einen Pkw, nachdem
er etwa eine Viertelstunde zuvor schon einmal vom Rückspiegel eines
anderen Pkws erfasst worden war Wie und warum Duggan überhaupt auf die
Schnellstraße kam, ist bisher ungeklärt. Doch für Polizei und
Wiesbadener Staatsanwaltschaft handelt es sich um einen klaren Fall von
Selbstmord.
Panische Angst
Jeremiah Duggan hatte vor seinem Tod panische Angst. Auf der Tagung des
Schiller-Instituts, an der er den Tag über teilgenommen hatte, war
gegen Juden gehetzt worden. Jeremiah Duggan hatte dort öffentlich
bekannt, dass er Jude sei. In der folgenden Nacht bekam er große Angst,
wollte nur noch weg. Kurz nach 4.00 Uhr morgens rief er seine Freundin
Maya in Paris an, sprach von großen Schwierigkeiten, in denen er
stecke. Seiner Mutter in London sagte er in dem Telefonat sinngemäß:
"Mutter ich bin in sehr großen Schwierigkeiten, ich will weg hier, das
ist zu viel für mich, ich will weg hier."
Warum Jeremiah plötzlich so große Angst hatte, ist unklar. Wenige
Stunden nach diesem verzweifelten Anruf kam er ums Leben. Die Polizei
stützte sich bei ihren Ermittlungen im wesentlichen auf Aussagen der
Angehörigen des zur LaRouche-Organisation gehörenden"Schiller
Instituts".
Den Aussagen des ebenfalls bei der Familie untergebrachten Sebastian
Drochon zufolge hatte Jeremiah in der Nacht vom 26. zum 27. März nicht
geschlafen, klagte über Angstzustände und habe die ganze Nacht mit
einem anderen jungen Konferenzteilnehmer, mit dem er gemeinsam bei der
Familie übernachtete, politisch diskutieren wollen. Gegen 5.15 Uhr habe
Jeremiah vor dem Haus eine Zigarette rauchen wollen und den
Gesprächspartner Sebastian Drochon gebeten, mit vor das Haus zu gehen.
Als Sebastian Drochon das Licht einschalten wollte, habe er irrtümlich
die Klingel gedrückt. Daraufhin sei Jeremiah Duggan in Panik aus dem
Haus gerannt. Drochon sei ihm gefolgt, habe ihn aber nicht mehr
erreichen können. Soweit die Schilderung des Zeugen nach Aussagen eines
Anwalts, der Einblick in die Akten hatte. Drochon habe die
Geschäftsführerin des Schiller-Instituts, Ortrun Kramer, informiert.
Diese Darstellung der LaRouche-Leute wurde seitens der Polizei nicht
weiter hinterfragt. So fand nicht einmal eine ordentliche
Zeugenvernehmung des Sebastian Drochon statt. Dabei gibt es zahlreiche
Ungereimtheiten (http://www.agpf.de/LaRouche.htm). So geht aus den Unterlagen der Polizei
beispielsweise hervor, dass Frau Ortrun Kramer sich im Besitz des
Reisepasses des Verstorbenen befand und diesen Pass auch der Polizei
später aushändigte, während sich Duggans andere persönliche Gegenstände
an seinem Schlafplatz, also bei der Familie Apel befanden.
Alte LaRouche Kader
Die Ehepaare Apel und Kramer gehören seit vielen Jahren zum
LaRouche-Netzwerk. Rainer Apel war in den frühen 80iger Jahren
Mitarbeiter des LaRouche- Nachrichtenmagazins"Executive Intelligence
Review" (EIR) und gehörte zu den Gründern des"Schiller-Instituts",
welches sich damals für Strahlenwaffen und mehr Kernkraftwerke
einsetzte. In Broschüren dieses Instituts wurde gewarnt,"
Burt, (damaliger US-Botschafter) Genscher und Brandt wollen Europa an
die Sowjetunion verschachern
Ursula Apel, in deren Wohnung Duggan übernachtete, kandierte 1998 für
die von Helga Zepp-LaRouche, der Ehefrau des Lyndon LaRouche,
angeführte"Bürgerrechtsbewegung Solidarität" für den Bundestag. Wie
kam Frau Kramer in den Besitz des Passes? Mussten alle - nach Angaben
des Schiller-Instituts über 500 Konferenzteilnehmer ihre Pässe bei Frau
Kramer abgeben? Für Veranstaltungen einer LaRouche Organisation wäre
dies nichts Ungewöhnliches. Deren Mitglieder zeigen oftmals einen
regelrechten Sicherheitswahn, bei früheren Veranstaltungen des
Schiller-Instituts wurde kontrolliert wie am Gerichtseingang bei einem
Mafiaprozess.
Psychoterror nach innen und außen
Gleichzeitig ist diese Gruppierung spezialisiert auf Psychoterror. Ein
prominentes Opfer ihrer ständigen Anfeindungen und ihres Psychoterrors
war die damalige Grüne Bundestagsabgeordnete Petra Kelly. Selbst bei
privaten Empfängen mit begrenzter Teilnehmerzahl, bei denen der Zutritt
außerdem nur mit Einladungskarte möglich war - eine Vorsichtsmaßnahme,
die aus diesen Erfahrungen resultierte - sah sich Petra Kelly
belästigenden Angriffen ausgesetzt. So überreichte ihr einmal eine
Frau, freundlich lächelnd, ein kleines Paket als Geschenk. Petra Kelly
wurde gebeten, es zu öffnen. Der Inhalt: Ein in Blut oder blutähnliche
Flüssigkeit getunkter schwarzer BH. Das Foto von der entsetzten,
solchermaßen"beschenkten" Politikerin erschien später in der New
Solidarity. Der Psychostress an diesem Tag ging weiter. Vor Beginn der
eigentlichen Veranstaltung, auf der die Grüne reden sollte, wurde sie
von weiteren Personen höhnisch gefragt:"Na, Frau Kelly, hat Ihnen das
Geschenk gefallen?" Dem Autor schilderte Petra Kelly in den 80iger
Jahren eine weitere Begebenheit.
Nach einer Rede kommen oft bis zu hundert Menschen zu mir, um noch mit
mir zu sprechen. In solch einer Situation großer Anspannung kommt
plötzlich eine Frau und sagt etwa"Ihre Rede war gut, wir legen Sie
um!" In solch einem Moment weiß man nicht, wie man reagieren soll, weiß
nicht, ob nicht auch die nächste Persone zur gleichen Gruppe gehört.
Hinzu kommt das Gefühl: Wir werden dich nicht in Ruhe lassen.
Tatsächlich verfolgte die LaRouche-Organisation Petra Kelly bei ihren
zahlreichen Reisen in alle Erdteile. Seltsame Blüten trieb dabei die
"Informationsbeschaffung" der Neuen Solidarität. So fanden sich
persönliche Widmungen Petra Kellys in Büchern, die sie ihrem
Fraktionskollegen Gert Bastian geschenkt hatte, plötzlich als Zitat in
einem Artikel der La-Rouche-Zeitung wieder. Die Bücher waren vom
Besitzer keinesfalls freiwillig herausgegeben, sondern aus seinem
Besitz"verschwunden". In Schriften LaRouches wurde Petra Kelly
zuweilen als Führerin der"westdeutschen faschistischen grünen Partei"
tituliert, wobei gleichzeitig von einem"KGB-diktierten" Programm der
Ã-ko- und Alternativpartei die Rede war. Mal"Moskaus 5. Kolonne", dann
wieder"faschistische Bewegung" oder beides gleichzeitig, kombiniert
mit vermeintlichen Verbindungen zur Drogen- und Rauschgiftmafia. Die
EAP verbreitete Broschüren unter dem Titel:"Schluß mit dem grünen
Terror" und"Stoppt die grüne Gefahr! - Die historischen Wurzeln des
grünen Faschismus (http://www.agpf.de/Lorscheid+Mueller-LaRouche-Teil1.htm).
In vergleichbarer Weise wurden in der Vergangenheit auch andere
Personen verfolgt, so etwa Willy Brandt und Henry Kissinger Auch intern
herrschte (zumindest in früheren Jahren) ein rüder Ton. Der abtrünnige
Hans Bandmann schrieb in einem Rundbrief nach seinen Ausscheiden 1981.
Einer der Funktionäre habe ihn als"eine zynische Sau wie der
Völkermörder Willy Brandt" tituliert. Angesichts dieser Schilderungen
von - auch internem Psychoterror verlangen die Angehörigen und Freunde
des Jeremiah Duggan von der deutschen Polizei eine lückenlose
Aufklärung des Hintergrundes (http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=/news/2003/11/09/wcult09.xml) seines Todes (http://www.guardian.co.uk/print/0,3858,4790242-103690,00.html). Rechtsanwalt Ingo
Heinemann, der sich seit Jahren mit Psychokult und somit auch mit der
LaRouche-Organisation befasst, unterstützt die Bemühungen der Familie
Duggan um Aufklärung:
Objektive Anhaltspunkte für einen Selbstmord gibt es nicht. Die
Polizei stützt sich auf vage Angaben einer Funktionärin des
LaRouche-Kultes, Ortrun Cramer (http://www.agpf.de/#Cramer), die über angebliche psychische
Probleme berichtet hatte. Freundin und Mutter wissen nichts von solchen
Problemen und schildern den 22-jährigen als einen seelisch stabilen
Mann. Es drängt sich deshalb der Verdacht auf, dass Jerry Duggan
entweder in kürzester Zeit vom LaRouche-Kult psychisch destabilisiert
wurde oder aber dass er geflüchtet ist.
Möglicherweise, so eine der Hypothesen, ist Jeremiah Duggan aus einem
Pkw geflohen, in dem er, möglicherweise unfreiwillig, auf der Berliner
Straße unterwegs war. Dies, so die Hypothese, würde auch erklären,
warum er versuchte, die viel befahrene Schnellstraße zu überqueren -
vielleicht aus Angst vor Verfolgern. Die zuständige Staatsanwaltschaft
Wiesbaden hüllt sich in Schweigen. Anfragen des Autors bleiben seit
Wochen unbeantwortet.
Telepolis Artikel-URL:
http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/16074/1.html
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Jeremiah Duggan hatte dort öffentlich bekannt, dass er Jude sei. In der folgenden Nacht bekam er große Angst, wollte nur noch weg.
Sehen Sie sich doch nur mal eine Autorenliste auf www.larouchepub.com an: M. und J. Steinberg, Muriel Mirak-Weissbach, auch A. Chaitkin klingt ganz verdaechtig. Von der Autorin des Buches ueber Manson, C. Green, weiss ich laut Klappentext definitiv, dass sie juedische Theologie studiert hat. Und dann die Versuche, den Praesidenten Rosenfeld von der Mitschuld an der Formulierung des Morgenthau-Planes und am Pearl Harbour-Disaster reinzuwaschen. Ich wuerde sagen, die LaRouche-Leute sind selber ein sehr stark von Juden beeinflusster Verein, nur sind sie eben nicht zionistisch. Insofern ist die Idee, dass die jemanden umbringen, weil er Jude ist, vollkommen absurd.
Gleichzeitig ist diese Gruppierung spezialisiert auf Psychoterror. Ein prominentes Opfer ihrer ständigen Anfeindungen und ihres Psychoterrors war die damalige Grüne Bundestagsabgeordnete Petra Kelly.
Klar, die LaRouche-Phreaks sind auf Psychoterror spezialisiert, waehrend die Gruenen und andere Ex-68iger absolut honorig sind. So wie unser Aussenminister, der stets nur auf seine rhetorischen Faehigkeiten gesetzt hat. So was wie Leute terrorisieren hat der nie gemacht, im Gegensatz zu den LaRouche-Leuten.
Sicher wuerde ich niemandem empfehlen, bei diesem Verein anzuheuern. Ich halte die ganze Riemann-LaRouche Methode (Riemann kann sich ja nicht mehr wehren), die LaRouche-Chrashkurve etc. fuer ausgemachten Schwachsinn. LaRouche ist sicher keine Alternative zu den Etablierten Parteien, aber muss man deswegen die Schmierenkomoedie ernstnehmen, die hier aufgefuehrt werden soll?
Gruss
JeFra
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