--><font size="5">Verkehrte Welt:
Studie entlarvt Analysten als Kontraindikatoren</font>
Hausse bei den"Hass-Aktien"
Expertenlieblinge hinken dem Markt hinterher
Gottfried Heller von der Fiduka Vermögensverwaltung geht mit den hoch bezahlten Profis ins hart ins Gericht:
"Analysten und Volkswirte können
sich keine Brüche vorstellen.
Sie schreiben einfach die Vergangenheit
in die Zukunft fort."
von Holger Zschäpitz
Berlin - Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Das erleben aktuell Aktienanalysten schmerzlich am eigenen Leibe. Nicht nur, dass der Bärenmarkt der letzten drei Jahre ihren Ruf gründlich ruiniert hat. Nun erscheinen sogar Studien, die sich indirekt über sie lustig machen. Citigroup-Stratege Robert Buckland hat in einer umfangreichen Expertise die Analysten als die besten Kontraindikatoren entlarvt. Danach können Anleger besonders gute Gewinne machen, wenn sie genau das Gegenteil von dem tun, was die vermeintlichen Börsenpropheten ihnen raten.
Buckland fand heraus, dass Aktien, die im Februar auf der Top Ten der Verkaufshitliste standen, in den letzten sechs Monaten am besten gelaufen sind. Beispiele sind in Europa etwa die HVB Group, Commerzbank, Ericsson, Ahold, ABB, Reuters oder Bayer. Analystenlieblinge wie E.on, Altana, BNP Paribas, KPN oder Heineken dagegen bewegten sich während der Börsenrallye nur im Schneckentempo.
Und das ist kein einmaliger Vorgang, sondern ein anhaltendes Muster. Nach Ansicht des Strategen werden die unpopulärsten Aktien auch in den kommenden Monaten weiter überdurchschnittlich performen."Analysten haben an konjunkturellen Wendepunkten ihre Probleme", sagt Buckland.
Im Konjunkturabschwung seien die Börsenprofis von Unternehmen wie der Commerzbank oder der HVB Group schwer enttäuscht worden."Der Bärenmarkt hat viele Analysten so hart mitgenommen, dass sie jetzt nicht mehr den Aufschwung und die Gewinnerholung sehen. Sie rennen mit ihren Studien dem Markt hinterher."
Noch härter geht Gottfried Heller von der Fiduka Vermögensverwaltung mit den hoch bezahlten Profis ins Gericht:"Analysten und Volkswirte können sich keine Brüche vorstellen. Sie schreiben einfach die Vergangenheit in die Zukunft fort."
Auch eine Studie von Sal. Oppenheim stützt die These von den Kontraindikatoren."Das liegt aber nicht unbedingt daran, dass Analysten nun besonders doof sind", sagt Stratege Matthias Jörss. Vielmehr seien Aktien, die überwiegend mit dem Attribut"Kaufen" versehen seien, bereits in den Portfolios der meisten Marktteilnehmer enthalten - und das begrenze weiteres Kurspotenzial. Das Risiko sei sogar groß, dass die Analystendarlings fallen, weil es zu Herabstufungen kommt. Hingegen könnte es bei den ungeliebten Titeln nicht mehr viel schlimmer kommen. Änderungen in den Empfehlungen seien nur noch nach oben möglich.
Sollten Buckland und Jörss Recht haben, könnte die Outperformance von HVB oder Commerzbank anhalten. Denn noch immer gehören die beiden Titel bei den Analysten zu den meistgehassten Dax-Werten. Eine positive Zukunft könnte auf Grund der negativen Analystenkommentare ebenfalls Degussa, Karstadt-Quelle, Dyckerhoff, MLP oder Merck beschienen sein. Insbesondere bei Karstadt stehen die Chancen gut, dass nach der jüngsten Gewinnwarnung die antizyklische Wette aufgeht.
Wenig Potenzial hätten nach diesem Muster dagegen die aktuellen Favoriten BB Biotech, Depfa Bank oder Aareal Bank. Bei BB Biotech raten fünf Analysten zum Kauf, Verkaufsempfehlungen lassen sich nicht finden. Allerdings fand Jörss heraus, dass das antizyklische Verhalten vor allem bei den Blue Chips funktioniert, bei kleineren Werten aber oft nicht aufgeht.
Gerade bei den Fondsmanagern haben sich diese Erkenntnisse herumgesprochen."Wir schauen bei Aktien schon, ob sie bei allen Analysten auf"Kaufen" stehen. Denn dann bringt eine weitere Kaufempfehlung der Aktie keinen weiteren Schub", sagt Thomas Kruse, Fondsmanager bei der Activest.
Er studiert Analystenkommentare mit Vorsicht und schreibt Anlegern ins Stammbuch:"Ob ich kaufe oder nicht, darf ich nicht einem Analysten überlassen, sondern muss ich selber entscheiden."
<ul> ~ Original hier</ul>
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