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today INSIDE 21.11.2003
Meinungen gehen von"deutlich stÀrkerem Wachstum" bis"etwa gleich" wie Europa
Malik: US-Daten nicht verfÀlscht, sondern falsch
Fredmund Malik (links im Bild) hĂ€lt an seiner Meinung fest: Korrigiert man die US-Wachstumszahlen um bestimmte Effekte (siehe Ende dieses Beitrages) liegen die USA in etwa gleichauf mit Europa. Jeder eifersĂŒchtige Blick nach Ăbersee, alle plakativen Schlagzeilen der letzten Wochen, wĂ€ren demnach also hinfĂ€llig bis peinlich.
Thiemes Einladung
Erste Episode dieser Meinungsverschiedenheit war ein BLUeBULL today-Interview mit Heiko Thieme, der nicht nur anerkannter Börsenexperte ist, sondern auch - quasi vor Ort - in New York lebt. Wie schĂ€tzt er vor Hintergrund, dass Fredmund Malik die"amerikanischen Zahlen, fĂŒr weitgehend falsch" hĂ€lt, das hohe US-BIP-Wachstum ein? Thieme dazu: âEs ist richtig, dass Statistiken in den USA teilweise anders aufbereitet werden als in Europa. Zum Beispiel bemessen wir in den USA das Bruttoinlandsprodukt auf das Quartal, vergleichen es mit dem voran-gegangenen Quartal und multiplizieren dann diese Wachstumszahl mit vier. Das ist eine reine statistische Bewertungsbasis. VerfĂ€lschung ist das nicht, weil hier die Fakten gleich sind. Ferner steht fest, dass die USA, egal welche Bewertungsmethodik man hier ansetzt, deutlich stĂ€rker wachswn als Europa. Das hat verschiedene GrĂŒnde: Zum einen die Steuersenkung, die viele Experten in Europa nicht verstehen. Denn ein Staat, der sich verschuldet um die Wirtschaft anzu-kurbeln, handelt richtig. Zum anderen wird immer das US-Handelsbilanzdefizit angegriffen, auch das ist falsch. Amerika ist derzeit die Wachstumslokomotive fĂŒr die ganze Welt und kann sich beide Defizite leisten.
Die US-Zahlen sind auf keinen Fall verfĂ€lscht, man muss sie nur verstehen und richtig analysieren. Und wer dies öffentlich sagt, und das noch als Professor einer UniversitĂ€t, der befindet sich meines Erachtens auf einer Ă€usserst gefĂ€hrlichen Gratwanderung. Ich wĂŒrde mich gerne einmal mit Herrn Malik öffentlich darĂŒber unterhalten, damit man beide Seiten sehen kann.â
Einladung angenommen
Der damit angesprochene Fredmund Malik hat nun diese Einladung angenommen und gegenĂŒber BLUeBULL today gemeint: âDie Meinung von Herrn Thieme zeigt ein sehr eingeschrĂ€nktes VerstĂ€ndnis der ökonomischen ZusammenhĂ€nge. Er vertritt die ĂŒbliche Mainstream-Interpretation, wie man sie tĂ€glich in den einschlĂ€gigen Gazetten lesen kann.
Die permanente Wiederholung macht sie nicht richtiger. Sie vermittelt ein falsches Bild des tat-sĂ€chlichen Zustandes der amerikanischen Wirtschaft. Es wird sich jetzt rasch zeigen, wie desolat der Zustand der US-Wirtschaft ist. Die Börsenerholung ist vorbei, und damit werden die RealitĂ€ten sichtbar." Und Malik weiter:"Ich sagte im ĂŒbrigen nie, dass die US-Zahlen verfĂ€lscht sind, sondern dass sie falsch sind. Das sind zwei verschiedene Dinge. Es lĂ€sst sich beweisen, dass sie falsch sind.â
Maliks Konter
Neben dem Hobby Bergsteigen haben Malik, der ein âcrashartiges Einbrechen der Aktienkurseâ fĂŒr hochwahrscheinlich hĂ€lt, und Thieme, der im BLUeBULL today-GesprĂ€ch 2004 einen Dax Anstieg in Richtung 5000 fĂŒr möglich hĂ€lt, nicht viel gemeinsam. Doch zumindest die Hochrechnung der US-Wachstumsraten auf Jahressicht wird von beiden gleichermassen angefĂŒhrt. Malik jedoch verweist noch auch weitere Kritikpunkte in einer seiner Kolumnen. Er macht darauf aufmerksam, dass die zweithöchste Position"AusrĂŒstung und Software" ist, die mit 15,4% angegeben wird. âDiese Zahl ist mit Sicherheit hedonisch um einen Faktor 5 - 10 zu hoch ausgewiesenâ, so der Schweizer Experte. Ausserdem seien die Staatsausgaben nur mit 1,3% ausgewiesen - âvermutlich um einiges zu gering.â Im Vorquartal waren es 8,5%. Zusammengefasst macht Malik darauf aufmerksam, dass die US-Wirtschaft um bisher rund 300 Mia $ gewachsen ist, also um rund 3%, besser als Europa. Hierbei seien jedoch die Auswirkungen der hedonischen Statistik nicht angezogen. Korrigiere man um diese Effekte, so lĂ€gen die USA etwa gleich auf wie Europa. Es gĂ€be somit gar keine Chance, dass das Jahr 2003 eine Wachstumsrate von der jetzt publizierten Grössenordnung haben wird, wie das durch die Schlagzeilen suggeriert werde.
Entscheidung fÀllt an den Börsen
Wem letztendlich die Entwicklung recht gibt, kann hier und heute natĂŒrlich nicht entschieden werden. Doch Heiko Thieme hat nicht unrecht, wenn er ĂŒber sich selbst sagt: âIch bin glĂŒcklich, in einem Bereich zu arbeiten, in dem Resultate messbar sind, so dass ich jederzeit ĂŒberprĂŒfen kann, ob ich mit meinen EinschĂ€tzungen und mit meiner Marktmeinung richtig liege.â Und so wird zumindest ein Blick auf die weitere Börsenentwicklung indizieren, wer bei dieser Frage nĂ€her an der Wirlichkeit lag: der Optimist, oder der - freundlich ausgedrĂŒckt - Realist. So sagte Heiko Thieme Ende November im BLUeBULL today Interview: âDie Hausse, die in Europa am 12. MĂ€rz begonnen hat, wird mindestens bis zum Ende des nĂ€chsten Jahres dauern.â Fredmund Malik hingegen hat Anfang November von einem nahendem âcrashartigen Einbruchâ der Börsen gesprochen, wobei es möglich sei, dass zuvor nochmals neue Hochs erreicht werden, im DJ könne es knapp ĂŒber 10.000 gehen./7P (malik.ch, heikothieme.com)
Quelle: http://www.bluebulltoday.com
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-->In Amerika investiert man doch nicht wegen der Makrodaten!!
In Amerika investiert man wg. der unglaublichen Vielfalt innovativer Firmen und wegen des ganzen gesellschaftlichen Klimas, das die Neuerung als Grundwert anerkennt. Eigentlich genau wie Deutschland - haha aber vor 100 Jahren!
Die Dinge, die heute noch in Deutschland etwas taugen stammen so gut wie ausschlieĂlich aus dem Kaiserreich.
Kennt ihr ĂŒbrigens die klassische Theorie des Freihandels?
Danach muĂ man in LĂ€ndern investieren, die einen negativen AuĂenhandelssaldo haben, weil dort die Rendite höher ist als in LĂ€ndern mit HandelĂŒberschĂŒssen. Ich gebe die KausalitĂ€t keineswegs falsch wieder - das ist genauso gemeint.
Der Standort Deutschland fĂ€llt also schon wegen der guten Aussenhandelsposition fĂŒr Investitionen flach. MerkwĂŒrdig, daĂ man trotzdem stĂ€ndig davon redet, daĂ man Investitionen fördern will. Der Hinweis der Gewerkschaften, daĂ man doch Exportweltmeister sei, trifft ins Schwarze. Eigentlich mĂŒĂte durch noch weitere Erhöhung der Löhne der AuĂenhandelsĂŒberschuĂ zum Verschwinden gebracht werden, bevor D wieder fĂŒr Investitionen in Frage kommt.
bob
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