Marius
23.11.2003, 12:06 |
H. Thieme ruft Prof. Malik! Thread gesperrt |
-->Heiko Thieme im Interview: 2004: Dax Richtung 5000
11:30 21.11.03
Er war der Star der steigenden Märkte. Frühzeitig und vehement hat er Anlegern im deutschen Fernsehen oder auch auf CNBC oder CNN die langfristig nicht zu schlagende Anlageform „Aktie“ schmackhaft gemacht. In Deutschland schrieb er unter anderem für Spiegel, Capital, Stern und Focus. Mit den fallenden Märkten sank jedoch auch der Stern Heiko Thieme in der öffentlichen Wahrnehmung. Seine seit 1988 in der FAZ erscheinende Kolumne wurde in der Börsendepression eingestellt. Ein Fehler. Denn so wurde seine bullishe Prognose für den Dax 2003 nicht wahrgenommen.
Heiko Thieme, der im Gespräch verrät, dass er Mitte September kurz nach seinem 60. Geburtstag zwei Marathons gelaufen ist, lebt seit 1979 in New York und gilt als Experte sowohl für die mitteleuropäischen als auch amerikanischen Märkte. Im Interview verteidigt er sowohl die Steuersenkungen als auch das Handelsbilanzdefizit der USA und wagt einen Ausblick auf die Kursentwicklungen.
BLUeBULL today: Anfang 2000, auf dem Höhepunkt der Aktienhysterie, sagten Sie den Internetaktien Einbrüche von bis zu 70% voraus. Dennoch wurden Sie unterm Strich weniger als Warner, sondern vielmehr als grosser Optimist in den Börsenmedien bekannt. Welche Entwicklungen haben Sie überrascht?
Heiko Thieme: Ich danke Ihnen, dass Sie sich an etwas erinnern, was die meisten mit dem Name „Thieme“ nicht verbinden - dass ich auch vor Übertreibungen warne. Ich gehöre zu denjenigen, die gesagt haben, der Internetboom ist übertrieben. Den Einbruch in Form von 90-99% Entwertung habe ich so stark nicht gesehen, aber gewarnt habe ich.
Ich meine aber, dass jetzt der Aufschwung begonnen hat. Die Hausse, die in Europa am 12. März begonnen hat, wird mindestens bis zum Ende des nächsten Jahres dauern. Haussen dauern im Schnitt rund zwei Jahre, manche sogar wesentlich länger. Die Chance zum Anlegen ist nach wie vor da, nur ist die Zeit des leichten Geldverdienens, die es in der ersten Phase einer Hausse gibt, schon vorbei. Es gibt schon einzelne Übertreibungen wie etwa bei Amazon, Dell und Yahoo. Auch im Halbleitersektor ist eine gewisse Übertreibung bei Intel eingetreten. Intel hat sich verdoppelt, seit wir sie auf unserer Kaufliste hatten. Micron Tech ist dabei für uns ein Kauf, das Potenzial auf 18 Monate kann durchaus eine Verdoppelung sein.
BB: Was haben Sie aus den letzten sehr turbulenten Börsenjahren mitgenommen bzw. gelernt?
HT: Das ist eine sehr gute Frage, die Antwort ist einfach: Wer glaubt, er kann aus dem Tagesgeschäft nichts mehr lernen, ist ein absoluter Dilettant. Ich lerne jeden Tag und jedes Jahr etwas Neues hinzu. Denn jeder Zyklus ist immer etwas anders als die vorangegangenen. Wenn Börsen zu solchen Übertreibungen neigen, dann ist es schwer, selbst bei einer gewissen Rationalität, sich von dieser Übertreibung total fernzuhalten. Denn von der rationalen Überlegung her war der Markt schon 1998 zu hoch bewertet, man hätte dann jedoch zwei sehr erfolgreiche Jahre total verpasst. Es kommt nur darauf an, wann man aussteigt. Und hier empfehlen wir seit langem die Stopp-Strategie. Und was ich auch gelernt habe ist: Wenn es plötzlich am dunkelsten ist, beginnt der neue Tag.
BB: Woran liegt es, dass die USA scheinbar schon wieder das verschlafene Europa mit hohen Wachstumsraten abhängen?
HT: In Amerika kann sich der freie Markt mehr entwickeln kann als in Europa. Europa ist leider etwas zu verkrustet und steht sich selbst im Wege. Generell gesehen, bin ich für Europa äusserst optimistisch. Wir haben gegenüber Amerika auch enorme Vorteile, was nur viel zu selten angesprochen wird. So etwa die Unterschiedlichkeit der europäischen Nationen und unser Kulturgut, das wir haben. Wenn wir das optimal einsetzen, dann könnte dieses Europa ein echter Counterpart zu Amerika sein und als Gesamteuropa in der Welt einen der wesentlichsten Machtblöcke darstellen.
www.bluebulltoday.com: Nun hat in diesen Tagen der Schweizer Experte Fredmund Malik gemeint, dass er die „amerikanischen Zahlen, für weitgehend falsch“ hält. Wie ordnen Sie das hohe BIP-Wachstum ein?
Heiko Thieme: Herr Malik hat verschiedentlich Zahlen schwach gemacht. Ich schätze jede Meinung - soweit sie auf Fakten basiert. Die US-Zahlen als „falsch“ zu betrachten, ist meiner Meinung nach ein Begriff, der völlig fehl am Platz ist. Es ist richtig, dass Statistiken teilweise anders aufbereitet werden als in Europa, Verfälschung ist das jedoch nicht. Doch es steht fest, dass Amerika tatsächlich deutlich stärker wächst als Europa. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen die Steuersenkung, die viele Experten in Europa nicht verstehen, denn ein Staat der sich verschuldet, um die Wirtschaft anzukurbeln, handelt richtig. Zum anderen wird immer das US-Handels-bilanzdefizit angegriffen, auch das ist falsch. Die Alternative dazu wäre ja, die Handelsschranken hochzuziehen und keine ausländischen Waren mehr hereinzulassen, worunter Asien und Europa leiden würden, was nicht richtig sein kann.
Amerika ist derzeit die Wachstumslokomotive für die ganze Welt und kann sich beide Defizite leisten. Wir haben dies schon einmal in den 80er Jahren erlebt, und damit hat Amerika den Kommunismus besiegt und der gesamten Weltwirtschaft zu einem überdurch-schnittlichen Wachstum in den 90ern verholfen. Zusätzlich kommt hinzu, dass die Produktionszahlen in Amerika doppelt so hoch sind wie in der Ver-gangenheit. Dies beruht auf dem technologischen Fortschritt, auf den Investitionen in Technologie und dieser Trend lässt sich aufrecht erhalten. Mit anderen Worten: Die US-Zahlen sind auf keinen Fall verfälscht, man muss sie nur verstehen und richtig analysieren. Und wer dies öffentlich sagt, und das noch als Professor einer Universität, der befindet sich meines Erachtens auf einer gefährlichen Gratwanderung. Doch natürlich ist jede Meinung gestattet - sofern man diese auch belegen kann. Ich würde mich gerne einmal mit Herrn Malik öffentlich darüber unterhalten, damit man beide Seiten sehen kann.
BB: Viele Experten sind sich einig, dass die US-Wirtschaft mit der Kauflust der Konsumenten steht und fällt. Wie nehmen Sie persönliche die Stimmung der US-Amerikaner wahr?
HT: Es ist richtig, dass der Konsum eine wichtige Rolle spielt. Doch die ewige Kritik an der Verschuldung der Haushalte ist total verfehlt. Der Amerikaner weist eine weit bessere Bilanz aus, als mancher Europäer. Denn er hat von der Assets-Basis, den Aktivas, her gesehen eine enorm gute Ausgangsbasis, sodass er sich den Konsum auch leisten kann. Die geringe Sparquote ist in den USA eine rein rechnerische Restgrösse. Was man nicht berücksichtigt ist, was der Amerikaner an den Aktienmarkt in den letzten Jahrzehnten verdient hat. Trotz der Einbrüche zu Beginn des Jahrtausend haben wir hier absolute Gewinne aufzuweisen. Da heisst: Jemand der heute 100.000 Euro auf dem Sparbuch vor sich herschiebt, ist ungleich unproduktiver als der, der es an der Börse investiert. Die Börse bringt langfristig im Durchschnitt 10% ein. Der, der an der Börse investiert, ist also intelligenter und erfolgreicher. Das heisst im Klartext, dass der Amerikaner eine weit grössere Sparquote hat, als es die Statistiken wiedergeben, wenn man die Ergebnisse der Börse mit hineinrechnet. Der Amerikaner hat eine Verschuldung, er kann sie aber absolut tragen und bei den niedrigen Zinsen ist das keine unmögliche Belastung.
BB: Was wäre, wenn nun jedoch die Immobilenpreise fallen und die Börsen einbrechen?
HT: Das ist ein Fall, der meines Erachtens nicht der Realität entspricht. Und wenn alles kaputt geht und das Geld auch entwertet wird, dann wäre ja selbst das Sparen nichts wert. Dann müssten wir ja zum Gold übergehen, doch das, so finde ich, wäre eine falsche Strategie.
BB: Wir sehen erneut ein Euro-Hoch. Die Kaufkraft des USD sinkt im internationalen Vergleich. Hält dieser Trend an und mit welchen Folgen rechnen Sie?
HT: Ich gehöre zu den wenigen die sagen, der Dollar-Rückgang ist total übertrieben. Wie wir an den jüngsten Unternehmensergebnissen, wie etwa Bayer sehen, leiden die Europäer unter dem starken Euro. Sieht man sich die Wirtschaftskraft an, gibt es eigentlich keinen Zweifel, dass der Dollar mehr gefragt sein sollte. Dennoch räume ich dem Euro auf längere Sicht eine absolut interessante Funktion ein.
BB: In Europa wurden ja Thieme Fonds geschlossen. Was waren die Gründe?
HT: Das Schliessen der Thieme-Fonds war leider eine wirtschaftliche Notwendigkeit, weil das Volumen zu gering war, abgesehen von einer Performance, die sicherlich nicht positiv verlief und wo wir genauso ein Opfer des Marktes waren wie viele andere. Wir mussten den Fonds schliessen, weil die neuen Luxemburger Regeln die Weiterführung wirtschaftlich unmöglich gemacht hätten.
BB: Überlegen Sie, wieder einen Publikumsfonds zu eröffnen?
HT: Auf jeden Fall. Wir haben ja drei Fonds, zwei in Amerika und einen auf den Bahamas. Wir würden gerne in Europa wieder einen Fonds begleiten. Aber unter der Voraussetzung, dass uns eine Bank die Gelder einsammelt, da wir keine eigenen Vertriebswege haben.
BB: Ihre Prognose Anfang des Jahres, der Dax würde zum Jahresende bei bis zu 4000 Punkten stehen, wurde anfangs von vielen belächelt. Nun sind wir zumindest nahe daran. Was sind Ihre weiteren Ziele für den Dax?
HT: Für den Dax war unsere Bandbreite 3700-4000 für dieses Jahr. Für das Gesamtjahr 2004 sehen ich den Dax durchaus auf 5000 zusteuern. Ein Überschreiten der 5000er Marke würde mich jedoch nervös machen. Für die nächsten fünf Jahre könnten wir von dem derzeitigen Niveau aus ein Kursziel von bis zu 7000 Punkte haben. Der Höchststand von 8000 Punkten vom Q1 2000 wird von 2010 bis 2015 wieder erreicht werden. Die Börsen verdoppeln sich im Schnitt alle sieben Jahre.
BB: Was machen Ihrer Meinung nach Anleger immer wieder falsch, welchen Tipp möchten Sie unseren Lesern mitgeben?
HT: Nicht so nervös zu sein. Auf der anderen Seite zwingt die Volatilität auch Gewinne einmal mitzunehmen. Jeder sollte sein Alter mit 100 multiplizieren und diesen Betrag jedes Jahr in Aktien investieren. Wer dann in Pension geht, hat genügend Gelder, um sich selbst zu versorgen. Man muss die Börse außerdem von der Spielhalle unterscheiden, die Börse ist eine Investition in die Zukunft.
BB: Worin sollten nun Anleger Ihr Geld anlegen. Was sind Ihrer Meinung nach die interessantesten Zukunftsbranchen?
HT: Technologie ist weiterhin führend. Hier sehe ich in der Telekommunikation grosse Möglichkeiten bei den Produzenten von Handytechnologie. Dann wäre hier noch die Nanotechnologie zu nennen. Der zweitwichtigste Sektor ist Pharma im weitesten Sinne. Der Mensch wird immer älter. Dann sicherlich der Konsum. Letztendlich der Energiebereich. Wobei wir zur Zeit insbesondere im Ã-lbereich eher vorsichtig sind.
BB: Wie sollte man sein Geld geographisch verteilen?
HT: Sehr hoch würden wir Japan einschätzen, weil wir glauben, der 13jährige Abwärtstrend ist wirtschaftlich und börslich gesehen vorbei. Wir würden Japan in den nächsten 10 Jahren einen neuen Höchststand zutrauen. Das hiesse hier eine Steigerung von enormen 300%. Wir sind langfristig äusserst positiv für China, warnen aber zur Zeit vor einer Überhitzung. Wir würden auch Europa generell übergewichten. Anlegern empfehle ich eine Gewichtung von 30% Amerika, 40% Europa, 20% in Japan und die restlichen 10% in Schwellenländern.
BB: Welche Einzelwerte favorisieren Sie derzeit?
HT: Das sind einmal die Deutsche Lufthansa, Novartis, RWE wegen der hohen Dividendenrendite und Adidas-Salomon. In Amerika unter anderem die AT&T, GE, Honeywell, Johnson und Johnson, Merck, Microsoft, Pfizer, Schering-Plough und Barrick Gold. In Japan die i-shares. Spezialität ist die V.I. Tech mit dem Potenzial einer Verzehnfachung in den nächsten 5 Jahren. V.I.Tech befasst sich mit Blutreinigung. Dieser Wert ist jedoch hochrisikoreich, das heisst maximal 2,5% des Depotanteils investieren.
<ul> ~ Hier kommt es her.</ul>
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- Elli -
23.11.2003, 12:18
@ Marius
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Re: H. Thieme / So einfach ist das... |
-->>Die Börsen verdoppeln sich im Schnitt alle sieben Jahre.
[img][/img]
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Bärentöter
23.11.2003, 12:37
@ - Elli -
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Nach Elliott müßte das stimmen... |
-->Über einen *sehr* langen Zeitraum gesehen.
Oder nicht?
MFG
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spieler
23.11.2003, 13:19
@ Marius
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Er will mit Malik diskutieren?Aber warum sollte Malik daran ein Interesse haben? |
-->Ist doch nur ein Versuch von Thieme, irgendwie wieder ins Gespräch zu kommen.
Ist schon unglaublich, wie lange sich das Gerücht hält, Thieme sei ein irgendwie bedeutender Experte - wenn, dann ja wohl eher im Geldvernichten für seine Kunden.
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Prof. Malik
23.11.2003, 14:52
@ Marius
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Re: H. Thieme ruft Prof. Malik!Meine Antwort an Herrn Thieme wurde am 21. 11. |
-->Meine Antwort an Herrn Thieme wurde am 21. 11. in diesem Forum von einem Teilnehmer veröffentlicht. Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Herr Thieme hat die typische Denkweise eines Bulls. Meines Erachtens kann man an den Märkten nur erfolgreich sein, für sich oder seine Kunden, wenn man mit derselben Selbstverständlichkeit beide Seiten, Hausse und Baisse, beherrscht. Wer auf eine Seite fixiert ist, wird über kurz oder lang scheitern.
Vielleicht noch ein Hinweis: Herr Thieme scheint zu glauben, dass Gelder, die auf Sparbüchern sind, dort bzw. in der Bank untätig herumliegen. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Spargelder werden via Bankensystem in die Wirtschaft gesteuert. Deshalb sind Sparbücher auch nur Forderungen an die Bank und nicht etwa ein Depot. Was auf der Passivseite der Bank an Spargeldern aufscheint, findet sich auf der Aktivseite in diversen Ausleihungen. Wohin die Gelder gehen, hängt von der Bank und der Wirtschaftslage ab. Es ist somit ein Irrtum, zu glauben, dass Geld nur über die Börse"aktiv und dynamisch" gemacht werde. Es ist ein Irrtum, der unermüdlich in den Gazetten verbreitet wird. Auch bezüglich der hohen Assets der Amerikaner ist Herr Thieme im Irrtum. Und die Vorstellung, dass Immobilienpreise sinken könnten, wird von ihm einfach als unrealistisch abgetan. Ein Blick nach Japan könnte ein solche Auffassung leicht korrigieren.
Und was er dann noch über Geldentwertung, Sparen und Gold sagt, ist zumindest irreführend, im Grunde aber ökonomisch falsch. Eine Deflation, und das heisst u. a. auch sinkende Aktien und Immobilien, bewirkt das Gegenteil von einer Geldentwertung. Sie führt zu einer Geldaufwertung. Die Kaufkraft des Geldes steigt in einer Deflation. Daher ist Sparen richtig, und zwar echtes Sparen, und nicht jenes der Amerikaner. Ein Problem ist dabei allerdings die Bonität der Bank, bei der man spart. Wenn diese fragwürdig wird, werden die Leute Geld in Noten, also als Bargeld, halten. Erst danach, wenn die Lage politisch aussichtslos geworden ist, wird es zur Geldentwertung kommen - und dann ist Gold wichtig, falls man uns erlauben wird, solches zu besitzen. Die von Herrn Thieme für ihre freien Märkte gelobten USA haben beim letzten derartigen Debakel den Besitz von Gold verboten, nicht hingegen die Schweiz.
F. Malik
>Heiko Thieme im Interview: 2004: Dax Richtung 5000
>11:30 21.11.03
>Er war der Star der steigenden Märkte. Frühzeitig und vehement hat er Anlegern im deutschen Fernsehen oder auch auf CNBC oder CNN die langfristig nicht zu schlagende Anlageform „Aktie“ schmackhaft gemacht. In Deutschland schrieb er unter anderem für Spiegel, Capital, Stern und Focus. Mit den fallenden Märkten sank jedoch auch der Stern Heiko Thieme in der öffentlichen Wahrnehmung. Seine seit 1988 in der FAZ erscheinende Kolumne wurde in der Börsendepression eingestellt. Ein Fehler. Denn so wurde seine bullishe Prognose für den Dax 2003 nicht wahrgenommen.
>Heiko Thieme, der im Gespräch verrät, dass er Mitte September kurz nach seinem 60. Geburtstag zwei Marathons gelaufen ist, lebt seit 1979 in New York und gilt als Experte sowohl für die mitteleuropäischen als auch amerikanischen Märkte. Im Interview verteidigt er sowohl die Steuersenkungen als auch das Handelsbilanzdefizit der USA und wagt einen Ausblick auf die Kursentwicklungen.
>BLUeBULL today: Anfang 2000, auf dem Höhepunkt der Aktienhysterie, sagten Sie den Internetaktien Einbrüche von bis zu 70% voraus. Dennoch wurden Sie unterm Strich weniger als Warner, sondern vielmehr als grosser Optimist in den Börsenmedien bekannt. Welche Entwicklungen haben Sie überrascht?
>Heiko Thieme: Ich danke Ihnen, dass Sie sich an etwas erinnern, was die meisten mit dem Name „Thieme“ nicht verbinden - dass ich auch vor Übertreibungen warne. Ich gehöre zu denjenigen, die gesagt haben, der Internetboom ist übertrieben. Den Einbruch in Form von 90-99% Entwertung habe ich so stark nicht gesehen, aber gewarnt habe ich.
>Ich meine aber, dass jetzt der Aufschwung begonnen hat. Die Hausse, die in Europa am 12. März begonnen hat, wird mindestens bis zum Ende des nächsten Jahres dauern. Haussen dauern im Schnitt rund zwei Jahre, manche sogar wesentlich länger. Die Chance zum Anlegen ist nach wie vor da, nur ist die Zeit des leichten Geldverdienens, die es in der ersten Phase einer Hausse gibt, schon vorbei. Es gibt schon einzelne Übertreibungen wie etwa bei Amazon, Dell und Yahoo. Auch im Halbleitersektor ist eine gewisse Übertreibung bei Intel eingetreten. Intel hat sich verdoppelt, seit wir sie auf unserer Kaufliste hatten. Micron Tech ist dabei für uns ein Kauf, das Potenzial auf 18 Monate kann durchaus eine Verdoppelung sein.
>BB: Was haben Sie aus den letzten sehr turbulenten Börsenjahren mitgenommen bzw. gelernt?
>HT: Das ist eine sehr gute Frage, die Antwort ist einfach: Wer glaubt, er kann aus dem Tagesgeschäft nichts mehr lernen, ist ein absoluter Dilettant. Ich lerne jeden Tag und jedes Jahr etwas Neues hinzu. Denn jeder Zyklus ist immer etwas anders als die vorangegangenen. Wenn Börsen zu solchen Übertreibungen neigen, dann ist es schwer, selbst bei einer gewissen Rationalität, sich von dieser Übertreibung total fernzuhalten. Denn von der rationalen Überlegung her war der Markt schon 1998 zu hoch bewertet, man hätte dann jedoch zwei sehr erfolgreiche Jahre total verpasst. Es kommt nur darauf an, wann man aussteigt. Und hier empfehlen wir seit langem die Stopp-Strategie. Und was ich auch gelernt habe ist: Wenn es plötzlich am dunkelsten ist, beginnt der neue Tag.
>BB: Woran liegt es, dass die USA scheinbar schon wieder das verschlafene Europa mit hohen Wachstumsraten abhängen?
>HT: In Amerika kann sich der freie Markt mehr entwickeln kann als in Europa. Europa ist leider etwas zu verkrustet und steht sich selbst im Wege. Generell gesehen, bin ich für Europa äusserst optimistisch. Wir haben gegenüber Amerika auch enorme Vorteile, was nur viel zu selten angesprochen wird. So etwa die Unterschiedlichkeit der europäischen Nationen und unser Kulturgut, das wir haben. Wenn wir das optimal einsetzen, dann könnte dieses Europa ein echter Counterpart zu Amerika sein und als Gesamteuropa in der Welt einen der wesentlichsten Machtblöcke darstellen.
>www.bluebulltoday.com: Nun hat in diesen Tagen der Schweizer Experte Fredmund Malik gemeint, dass er die „amerikanischen Zahlen, für weitgehend falsch“ hält. Wie ordnen Sie das hohe BIP-Wachstum ein?
>Heiko Thieme: Herr Malik hat verschiedentlich Zahlen schwach gemacht. Ich schätze jede Meinung - soweit sie auf Fakten basiert. Die US-Zahlen als „falsch“ zu betrachten, ist meiner Meinung nach ein Begriff, der völlig fehl am Platz ist. Es ist richtig, dass Statistiken teilweise anders aufbereitet werden als in Europa, Verfälschung ist das jedoch nicht. Doch es steht fest, dass Amerika tatsächlich deutlich stärker wächst als Europa. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen die Steuersenkung, die viele Experten in Europa nicht verstehen, denn ein Staat der sich verschuldet, um die Wirtschaft anzukurbeln, handelt richtig. Zum anderen wird immer das US-Handels-bilanzdefizit angegriffen, auch das ist falsch. Die Alternative dazu wäre ja, die Handelsschranken hochzuziehen und keine ausländischen Waren mehr hereinzulassen, worunter Asien und Europa leiden würden, was nicht richtig sein kann.
>Amerika ist derzeit die Wachstumslokomotive für die ganze Welt und kann sich beide Defizite leisten. Wir haben dies schon einmal in den 80er Jahren erlebt, und damit hat Amerika den Kommunismus besiegt und der gesamten Weltwirtschaft zu einem überdurch-schnittlichen Wachstum in den 90ern verholfen. Zusätzlich kommt hinzu, dass die Produktionszahlen in Amerika doppelt so hoch sind wie in der Ver-gangenheit. Dies beruht auf dem technologischen Fortschritt, auf den Investitionen in Technologie und dieser Trend lässt sich aufrecht erhalten. Mit anderen Worten: Die US-Zahlen sind auf keinen Fall verfälscht, man muss sie nur verstehen und richtig analysieren. Und wer dies öffentlich sagt, und das noch als Professor einer Universität, der befindet sich meines Erachtens auf einer gefährlichen Gratwanderung. Doch natürlich ist jede Meinung gestattet - sofern man diese auch belegen kann. Ich würde mich gerne einmal mit Herrn Malik öffentlich darüber unterhalten, damit man beide Seiten sehen kann.
>BB: Viele Experten sind sich einig, dass die US-Wirtschaft mit der Kauflust der Konsumenten steht und fällt. Wie nehmen Sie persönliche die Stimmung der US-Amerikaner wahr?
>HT: Es ist richtig, dass der Konsum eine wichtige Rolle spielt. Doch die ewige Kritik an der Verschuldung der Haushalte ist total verfehlt. Der Amerikaner weist eine weit bessere Bilanz aus, als mancher Europäer. Denn er hat von der Assets-Basis, den Aktivas, her gesehen eine enorm gute Ausgangsbasis, sodass er sich den Konsum auch leisten kann. Die geringe Sparquote ist in den USA eine rein rechnerische Restgrösse. Was man nicht berücksichtigt ist, was der Amerikaner an den Aktienmarkt in den letzten Jahrzehnten verdient hat. Trotz der Einbrüche zu Beginn des Jahrtausend haben wir hier absolute Gewinne aufzuweisen. Da heisst: Jemand der heute 100.000 Euro auf dem Sparbuch vor sich herschiebt, ist ungleich unproduktiver als der, der es an der Börse investiert. Die Börse bringt langfristig im Durchschnitt 10% ein. Der, der an der Börse investiert, ist also intelligenter und erfolgreicher. Das heisst im Klartext, dass der Amerikaner eine weit grössere Sparquote hat, als es die Statistiken wiedergeben, wenn man die Ergebnisse der Börse mit hineinrechnet. Der Amerikaner hat eine Verschuldung, er kann sie aber absolut tragen und bei den niedrigen Zinsen ist das keine unmögliche Belastung.
>BB: Was wäre, wenn nun jedoch die Immobilenpreise fallen und die Börsen einbrechen?
>HT: Das ist ein Fall, der meines Erachtens nicht der Realität entspricht. Und wenn alles kaputt geht und das Geld auch entwertet wird, dann wäre ja selbst das Sparen nichts wert. Dann müssten wir ja zum Gold übergehen, doch das, so finde ich, wäre eine falsche Strategie.
>BB: Wir sehen erneut ein Euro-Hoch. Die Kaufkraft des USD sinkt im internationalen Vergleich. Hält dieser Trend an und mit welchen Folgen rechnen Sie?
>HT: Ich gehöre zu den wenigen die sagen, der Dollar-Rückgang ist total übertrieben. Wie wir an den jüngsten Unternehmensergebnissen, wie etwa Bayer sehen, leiden die Europäer unter dem starken Euro. Sieht man sich die Wirtschaftskraft an, gibt es eigentlich keinen Zweifel, dass der Dollar mehr gefragt sein sollte. Dennoch räume ich dem Euro auf längere Sicht eine absolut interessante Funktion ein.
>BB: In Europa wurden ja Thieme Fonds geschlossen. Was waren die Gründe?
>HT: Das Schliessen der Thieme-Fonds war leider eine wirtschaftliche Notwendigkeit, weil das Volumen zu gering war, abgesehen von einer Performance, die sicherlich nicht positiv verlief und wo wir genauso ein Opfer des Marktes waren wie viele andere. Wir mussten den Fonds schliessen, weil die neuen Luxemburger Regeln die Weiterführung wirtschaftlich unmöglich gemacht hätten.
>BB: Überlegen Sie, wieder einen Publikumsfonds zu eröffnen?
>HT: Auf jeden Fall. Wir haben ja drei Fonds, zwei in Amerika und einen auf den Bahamas. Wir würden gerne in Europa wieder einen Fonds begleiten. Aber unter der Voraussetzung, dass uns eine Bank die Gelder einsammelt, da wir keine eigenen Vertriebswege haben.
>BB: Ihre Prognose Anfang des Jahres, der Dax würde zum Jahresende bei bis zu 4000 Punkten stehen, wurde anfangs von vielen belächelt. Nun sind wir zumindest nahe daran. Was sind Ihre weiteren Ziele für den Dax?
>HT: Für den Dax war unsere Bandbreite 3700-4000 für dieses Jahr. Für das Gesamtjahr 2004 sehen ich den Dax durchaus auf 5000 zusteuern. Ein Überschreiten der 5000er Marke würde mich jedoch nervös machen. Für die nächsten fünf Jahre könnten wir von dem derzeitigen Niveau aus ein Kursziel von bis zu 7000 Punkte haben. Der Höchststand von 8000 Punkten vom Q1 2000 wird von 2010 bis 2015 wieder erreicht werden. Die Börsen verdoppeln sich im Schnitt alle sieben Jahre.
>BB: Was machen Ihrer Meinung nach Anleger immer wieder falsch, welchen Tipp möchten Sie unseren Lesern mitgeben?
>HT: Nicht so nervös zu sein. Auf der anderen Seite zwingt die Volatilität auch Gewinne einmal mitzunehmen. Jeder sollte sein Alter mit 100 multiplizieren und diesen Betrag jedes Jahr in Aktien investieren. Wer dann in Pension geht, hat genügend Gelder, um sich selbst zu versorgen. Man muss die Börse außerdem von der Spielhalle unterscheiden, die Börse ist eine Investition in die Zukunft.
>BB: Worin sollten nun Anleger Ihr Geld anlegen. Was sind Ihrer Meinung nach die interessantesten Zukunftsbranchen?
>HT: Technologie ist weiterhin führend. Hier sehe ich in der Telekommunikation grosse Möglichkeiten bei den Produzenten von Handytechnologie. Dann wäre hier noch die Nanotechnologie zu nennen. Der zweitwichtigste Sektor ist Pharma im weitesten Sinne. Der Mensch wird immer älter. Dann sicherlich der Konsum. Letztendlich der Energiebereich. Wobei wir zur Zeit insbesondere im Ã-lbereich eher vorsichtig sind.
>BB: Wie sollte man sein Geld geographisch verteilen?
>HT: Sehr hoch würden wir Japan einschätzen, weil wir glauben, der 13jährige Abwärtstrend ist wirtschaftlich und börslich gesehen vorbei. Wir würden Japan in den nächsten 10 Jahren einen neuen Höchststand zutrauen. Das hiesse hier eine Steigerung von enormen 300%. Wir sind langfristig äusserst positiv für China, warnen aber zur Zeit vor einer Überhitzung. Wir würden auch Europa generell übergewichten. Anlegern empfehle ich eine Gewichtung von 30% Amerika, 40% Europa, 20% in Japan und die restlichen 10% in Schwellenländern.
>BB: Welche Einzelwerte favorisieren Sie derzeit?
>HT: Das sind einmal die Deutsche Lufthansa, Novartis, RWE wegen der hohen Dividendenrendite und Adidas-Salomon. In Amerika unter anderem die AT&T, GE, Honeywell, Johnson und Johnson, Merck, Microsoft, Pfizer, Schering-Plough und Barrick Gold. In Japan die i-shares. Spezialität ist die V.I. Tech mit dem Potenzial einer Verzehnfachung in den nächsten 5 Jahren. V.I.Tech befasst sich mit Blutreinigung. Dieser Wert ist jedoch hochrisikoreich, das heisst maximal 2,5% des Depotanteils investieren.
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kingsolomon
23.11.2003, 15:15
@ Bärentöter
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der US-Markt hat sich in 100 Jahren bis 1982 gerade mal vervierfacht |
-->wenn man Inflation und reinvestierte Dividenden rausrechnet.
Man muss sich also sehr genau überlegen, wann man geboren wird, um
"auf lange Sicht"( die von der Finanzindustrie so gepriesen wird) zu investieren.
Und auf sehr lange Sicht ist man nicht nur tot, sondern auch pleite.
Beispiel: Investition in den blühenden oberbayrischen Salzhandel im 16.Jahrhundert.
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Ricardo
23.11.2003, 16:32
@ Prof. Malik
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Frage zur Veränderung relativer Preise |
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>Und was er dann noch über Geldentwertung, Sparen und Gold sagt, ist zumindest irreführend, im Grunde aber ökonomisch falsch. Eine Deflation, und das heisst u. a. auch sinkende Aktien und Immobilien, bewirkt das Gegenteil von einer Geldentwertung. Sie führt zu einer Geldaufwertung. Die Kaufkraft des Geldes steigt in einer Deflation. Daher ist Sparen richtig, und zwar echtes Sparen, und nicht jenes der Amerikaner. Ein Problem ist dabei allerdings die Bonität der Bank, bei der man spart. Wenn diese fragwürdig wird, werden die Leute Geld in Noten, also als Bargeld, halten. Erst danach, wenn die Lage politisch aussichtslos geworden ist, wird es zur Geldentwertung kommen - und dann ist Gold wichtig, falls man uns erlauben wird, solches zu besitzen. Die von Herrn Thieme für ihre freien Märkte gelobten USA haben beim letzten derartigen Debakel den Besitz von Gold verboten, nicht hingegen die Schweiz.
>F. Malik
Hallo Prof. Malik,
dann scheinen Sie der Auffassung zu sein, dass wir es bei Begriffen wie Deflation und Inflation mit relativen Größen zu tun haben. Irgendwie scheinen sich bei solchen Tendenzen die Wertmaßstäbe grundsätzlich zu verändern. Wobei mit Wertmaßstäben das Verhältnis von Güterzins (oder ganz allgemein: der Zins, und somit der Preise für alle wirtschaftlichen Leistungen) zu Geldzins gemeint ist, und Letzterer immer eher passiv und nachlaufend ist. Bei der Deflation liegt er demnach höher als der Güterzins. Wie sonst sollte es bei einer Deflation zu einer Geldaufwertung kommen, wie Sie oben ausführen. Andererseits sollte der Geldzins dann bei einer Inflaton unter dem Güterzins liegen, denn sonst gäbe es keine Geldentwertung. Güterzins größer als Geldzins - ist das nicht eine Situation die die Monetaristen vollkommen ausschliessen?
Grüsse
Ricardo
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Marius
23.11.2003, 16:45
@ Prof. Malik
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Re: H. Thieme ruft Prof. Malik!/Danke für die Antwort Prof. Malik |
-->Mir war der Kommentar am 21.11 entgangen!
Wenn er seine unten aufgeführte Aussage ernst meint, frage ich mich woher Hr. Thieme seine Motivation für seinen Job nimmt. Wenn ich mich nicht irre hat er seit März 2000 einen Fond gänzlich gegen die Wand gefahren und weitere krebsen tief unten am Boden.
"Wem letztendlich die Entwicklung recht gibt, kann hier und heute natürlich nicht entschieden werden. Doch Heiko Thieme hat nicht unrecht, wenn er über sich selbst sagt: „Ich bin glücklich, in einem Bereich zu arbeiten, in dem Resultate messbar sind, so dass ich jederzeit überprüfen kann, ob ich mit meinen Einschätzungen und mit meiner Marktmeinung richtig liege.“ Und so wird zumindest ein Blick auf die weitere Börsenentwicklung indizieren, wer bei dieser Frage näher an der Wirlichkeit lag: der Optimist, oder der - freundlich ausgedrückt - Realist. So sagte Heiko Thieme Ende November im BLUeBULL today Interview: „Die Hausse, die in Europa am 12. März begonnen hat, wird mindestens bis zum Ende des nächsten Jahres dauern.“ Fredmund Malik hingegen hat Anfang November von einem nahendem „crashartigen Einbruch“ der Börsen gesprochen, wobei es möglich sei, dass zuvor nochmals neue Hochs erreicht werden, im DJ könne es knapp über 10.000 gehen./7P (malik.ch, heikothieme.com)"
>Meine Antwort an Herrn Thieme wurde am 21. 11. in diesem Forum von einem Teilnehmer veröffentlicht. Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Herr Thieme hat die typische Denkweise eines Bulls. Meines Erachtens kann man an den Märkten nur erfolgreich sein, für sich oder seine Kunden, wenn man mit derselben Selbstverständlichkeit beide Seiten, Hausse und Baisse, beherrscht. Wer auf eine Seite fixiert ist, wird über kurz oder lang scheitern.
>Vielleicht noch ein Hinweis: Herr Thieme scheint zu glauben, dass Gelder, die auf Sparbüchern sind, dort bzw. in der Bank untätig herumliegen. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Spargelder werden via Bankensystem in die Wirtschaft gesteuert. Deshalb sind Sparbücher auch nur Forderungen an die Bank und nicht etwa ein Depot. Was auf der Passivseite der Bank an Spargeldern aufscheint, findet sich auf der Aktivseite in diversen Ausleihungen. Wohin die Gelder gehen, hängt von der Bank und der Wirtschaftslage ab. Es ist somit ein Irrtum, zu glauben, dass Geld nur über die Börse"aktiv und dynamisch" gemacht werde. Es ist ein Irrtum, der unermüdlich in den Gazetten verbreitet wird. Auch bezüglich der hohen Assets der Amerikaner ist Herr Thieme im Irrtum. Und die Vorstellung, dass Immobilienpreise sinken könnten, wird von ihm einfach als unrealistisch abgetan. Ein Blick nach Japan könnte ein solche Auffassung leicht korrigieren.
>Und was er dann noch über Geldentwertung, Sparen und Gold sagt, ist zumindest irreführend, im Grunde aber ökonomisch falsch. Eine Deflation, und das heisst u. a. auch sinkende Aktien und Immobilien, bewirkt das Gegenteil von einer Geldentwertung. Sie führt zu einer Geldaufwertung. Die Kaufkraft des Geldes steigt in einer Deflation. Daher ist Sparen richtig, und zwar echtes Sparen, und nicht jenes der Amerikaner. Ein Problem ist dabei allerdings die Bonität der Bank, bei der man spart. Wenn diese fragwürdig wird, werden die Leute Geld in Noten, also als Bargeld, halten. Erst danach, wenn die Lage politisch aussichtslos geworden ist, wird es zur Geldentwertung kommen - und dann ist Gold wichtig, falls man uns erlauben wird, solches zu besitzen. Die von Herrn Thieme für ihre freien Märkte gelobten USA haben beim letzten derartigen Debakel den Besitz von Gold verboten, nicht hingegen die Schweiz.
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Ricardo
23.11.2003, 17:16
@ Ricardo
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es sind natürlich Debitisten gemeint(owt) |
-->
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André
23.11.2003, 19:00
@ Prof. Malik
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Re: Man schaue sich die Geldvernichtungsmaschine H. Thieme an und weiß Bescheid |
-->H. Thieme hat flotte Sprüche von früh bis spät
jedoch eine verheerende Performance am Markt.
Ergebnis: Die Medien wählen die flotten Sprüche und geben ihm deshalb einen
hohen Stellenwert, wie jedem Rethoriker, verhalten sich also medientypisch.
Fachlich gleicht es der Umhüllung eines Nichts.
MfG
A.
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CRASH_GURU
23.11.2003, 22:35
@ Marius
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Re: H. Thieme ruft Prof. Malik! Der Herr Thieme auch Fooled by Randomness? (owT) |
-->
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sensortimecom
24.11.2003, 08:42
@ Marius
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Über die Technologie-Euphorie |
-->>Heiko Thieme im Interview: 2004: Dax Richtung 5000
>BB: Worin sollten nun Anleger Ihr Geld anlegen. Was sind Ihrer Meinung nach die interessantesten Zukunftsbranchen?
>HT: Technologie ist weiterhin führend. Hier sehe ich in der Telekommunikation grosse Möglichkeiten bei den Produzenten von Handytechnologie. Dann wäre hier noch die Nanotechnologie zu nennen.
[b]Hallo allerseits.
Handytechnologie? Unsinn. Der Mann sollte wissen, dass auf diesem Gebiet alle patentierbaren Features längst seit Jahren ausgereizt sind. Daher wird in Fernost-Billiglohnlädern produziert, in Europa, USA oder Japan assembliert und vermarktet. Neuheiten im eigentlichen Sinne gibts keine, man kann nur bereits Vorhandenes auf das Handy drauf-applizieren bis es so unhandlich zu bedienen wird, dass der Trend zur Einfachheit wiederkehrt... Da gibts nix mehr zu verdienen.
Nanotechnologie? Marktnahe Forschungsergebnisse zuweit zeitlich entfernt, als dass ein ernsthafter Wirtschaftsimpuls zu erwarten wäre. Nicht in den nächsten 5 Jahren. Außerdem kann ich jetzt schon mit Sicherheit behaupten, dass ca. 80% aller Features vom optionellen Konsumenten ABGELEHNT werden. Der Mann will nämlich die Zukunft selber aktiv mitgestalten und nicht passiv gestaltet werden (bei voller Anwendung aller sich aus der Nanotech ergebenden Optionen wird der Konsument nur mehr zum ZUSCHAUER. Nicht zum"Konsumenten".)
Segensreiche Anwendungen ergeben sich allerdings in der Medizin; das Problem ist die Kostenintensivität.<b/>
>Der zweitwichtigste Sektor ist Pharma im weitesten Sinne. Der Mensch wird immer älter. Dann sicherlich der Konsum.
[b]Wäre zwar im Prinzip richtig. Aber sowohl im Bereich medizinischer Behandlungsmethoden als auch Pharma ist die gesamte Zukunft derart mit Patenten zugepflastert, dass kaum noch außerhalb der Institute, die selber Patentinhaber sind, geforscht wird. Fazit: Das Forschungsspektrum engt sich immer mehr ein, es besteht zuwenig Druck zur Intensivierung (man hat ja Zeit;-)
es besteht kaum Konkurrenz auf synonymen Forschungsebenen, hier tritt genau der gegenteilige Effekt auf wie im IT-Bereich (zuwenig Zwang zur raschen Vermarktung von Forschungsresultaten!), und außerdem hat jener Konsument, für den die Ergebnisse gedacht sind, in Hinkunft immer weniger finanzielle Mittel (Renten, Pensionen werden gekürzt, Sparguthaben aufgebraucht) sodass dieser Marktsektor nicht voll für den Markt mobilisiert werden kann.
mfg Erich B.
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Euklid
24.11.2003, 08:51
@ sensortimecom
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Re: Über die Technologie-Euphorie |
-->Hallo Erich
das mit den Pharma - Produkten sehe ich ähnlich.
Hier und da wird es wohl noch etwas zu holen geben wenn man neue Krankheiten erfindet.Insgesamt sehe ich aber fallende Umsätze weil die Leute wieder bewußter leben und dann kein Valium mehr notwendig ist [img][/img]
Zurück zur Natur würde ich eher den Trend sehen.Weg von diesen Rattengiften die in der Mehrzahl aller Fälle das Leiden nur durch andere durch Medikamente zugezogene Unpäßlichkeiten verstärkt.
Was nutzt wenn das eine geht und das andere dafür kommt.
Sicher gibt es Medikamente die überlebensnotwendig sind.
Aber die vielen Medikamente die für Unpäßlichkeiten wie Übergewicht,Magenbeschwerden usw auf den Markt kommen werden wohl durch Änderung der Lebensverhältnisse unnötig werden.
Wird das Futter knapper verrschwindet z.B die Diabetes von selbst.
Es gibt da nämlich eine Kette von Krankheiten nach dem Schema Übergewicht und dann Diabetes.In den meisten Fällen läßt sich durch bewußtes Gegensteuern (nur mit dem Verstand möglich) unheimlich vieles davon vermeiden.Das heißt noch lange nicht daß man wie ein Missionar leben muß.
Gruß EUKLID
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sensortimecom
24.11.2003, 08:57
@ Euklid
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Re: Über die Technologie-Euphorie |
-->>Hallo Erich
>das mit den Pharma - Produkten sehe ich ähnlich.
>Hier und da wird es wohl noch etwas zu holen geben wenn man neue Krankheiten erfindet.Insgesamt sehe ich aber fallende Umsätze weil die Leute wieder bewußter leben und dann kein Valium mehr notwendig ist [img][/img]
>Zurück zur Natur würde ich eher den Trend sehen.Weg von diesen Rattengiften die in der Mehrzahl aller Fälle das Leiden nur durch andere durch Medikamente zugezogene Unpäßlichkeiten verstärkt.
>Was nutzt wenn das eine geht und das andere dafür kommt.
>Sicher gibt es Medikamente die überlebensnotwendig sind.
>Aber die vielen Medikamente die für Unpäßlichkeiten wie Übergewicht,Magenbeschwerden usw auf den Markt kommen werden wohl durch Änderung der Lebensverhältnisse unnötig werden.
>Wird das Futter knapper verrschwindet z.B die Diabetes von selbst.
>Es gibt da nämlich eine Kette von Krankheiten nach dem Schema Übergewicht und dann Diabetes.In den meisten Fällen läßt sich durch bewußtes Gegensteuern (nur mit dem Verstand möglich) unheimlich vieles davon vermeiden.Das heißt noch lange nicht daß man wie ein Missionar leben muß.
>Gruß EUKLID
[b]Hallo.
Man könnte heute auf Grund des bereits vorhandenen Wissens fast alle Krankheiten ausrotten.... Bio- und Gentechnologie könnten tatsächlich erfolgreich in der Medizin eingesetzt werden...
Es geht nicht, weil alle wichtigen Forschungsergebnisse, ja ganze Felder, mit Patenten zugepflastert sind. Die Pat.-Inhaber WARTEN (!!) bis sich genügend Investoren finden, um bis zur Marktreife weiterzumachen... Fast alle wichtigen Patente sind in der Hand von USA-Instituten... wenn man sich hier auskennt so wie ich und recherchiert, kommt einem die Galle hoch und die Katze hüpft einem aus dem Magen....
mfg Erich B.
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