rodex
24.11.2003, 10:45 |
Deutsche Bank: Sale&Lease-Back von 51 Gebäuden Thread gesperrt |
-->Kann mir mal jemand erklären, wie man mit einem solchen Modell die Bilanz verbessern kann? Lohnt es sich auch für mich als Privatmann, mein Haus zu verkaufen, um es anschließend zurückzumieten? Das kann ich mir nicht vorstellen. Es sei denn, ich weiß, dass ich in wenigen Jahren ableben werde. Dann ist der Erlös aus dem Verkauf vermutlich deutlich höher als die Miete für die Restzeit, sodass ich mit dem Überschuß noch ein paar Weltreisen machen kann. Oder kann mir mal jemand die Logik der BWLer in die Logik des kleinen Mannes übersetzen?
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DEUTSCHE BANK
Immobilien-Deal mit Milliardenwert
Das Modell ist beliebt, um die Bilanz zu verbessern, nun nutzt es auch die Deutsche Bank: Für eine Milliarde Euro verkauft sie 51 Gebäude - und mietet sie dann größtenteils zurück.
Frankfurt am Main - Käufer ist die private US-Investmentgruppe Blackstone, die 1,04 Milliarden Euro bezahlt. Es geht um 51 Büro- und Bankgebäude in neun Ländern mit einer vermietbaren Gesamtfläche von rund 490.000 Quadratmetern. Etwa zwei Drittel der Immobilien befinden sich in Deutschland an Standorten wie Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und München. Die weiteren Gebäude stehen in europäischen Großstädten wie Barcelona, Brüssel, Lissabon und Mailand.
Die Verhandlungen hatten Monate lang gedauert, nun ist der Vertrag unterzeichnet. Die Transaktion soll noch bis Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. Bewertungsfragen hätten die Verhandlungen in die Länge gezogen, hieß es. Die Deutsche Bank werde den größten Teil der Gebäude mittel- bis langfristig selbst weiter nutzen.
Mit dieser umfassenden, so genannten Sale&Lease-Back-Transaktion will die Deutsche Bank den Angaben zufolge Kosten sparen - vor allem weil die Immobilien nicht mehr in den Bilanzen des Bankhauses seien und deshalb weniger Kapital gebunden werde."Wir prüfen weitere Möglichkeiten, das verbleibende Immobilien-Portfolio abzubauen", hieß es.
Mit Buchgewinnen sei nicht zu rechnen, so die Bank."Es sieht eher nach einem kleineren Verlust aus", hieß es Konzernkreisen. Im jüngsten Zwischenbericht hatte Deutschlands größtes Finanzinstitut bereits darauf hingewiesen, dass bei einem der nächsten Verkäufe von Vermögenswerten ein Verlust entstehen werde.
Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, hat sich seit seinem Amtsantritt im Mai 2002 eine deutliche Wertsteigerung versprochen - unter anderem durch den Verkauf von Industriebeteiligungen und Randaktivitäten in Milliardenhöhe.
<ul> ~ http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,275341,00.html</ul>
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Masteraffe-sein-Bruder
24.11.2003, 11:18
@ rodex
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Re: Versuch einer Erklärung |
-->>Kann mir mal jemand erklären, wie man mit einem solchen Modell die Bilanz verbessern kann? Lohnt es sich auch für mich als Privatmann, mein Haus zu verkaufen, um es anschließend zurückzumieten? Das kann ich mir nicht vorstellen. Es sei denn, ich weiß, dass ich in wenigen Jahren ableben werde. Dann ist der Erlös aus dem Verkauf vermutlich deutlich höher als die Miete für die Restzeit, sodass ich mit dem Überschuß noch ein paar Weltreisen machen kann. Oder kann mir mal jemand die Logik der BWLer in die Logik des kleinen Mannes übersetzen?
Versuch einer Erklärung:
Du hast ein Haus, dass du an einen Amerikaner verkaufst. Gleichzeitig mietest du es von ihm wieder zurück.
Aufgrund der amerikanischen Steuergesetze hat der Amerikaner eine Steuervorteil aus dem Geschäft, d.h. in seiner Betrachtung wird der Kaufpreis um die Steuerersparnis niedriger und damit auch deine Miete (die sich ja beispielsweise an seinen dann notwendigen Fianzierungskosten orientiert). Prinzipiell zahlt dann der amerikanische Steuerzahler de facto ein Teil deiner Miete...
Du selbst kannst den Kaufpreis anlegen und hoffen, dass deine Anlage mehr Rendite bringt als die Summe deiner Mietzahlungen und ein event. verienbarter Rückkaufswert nach 20 oder 50 Jahren...
Zum Teil kann man noch in der Bilanz event. (je nach Bilanzstandard) was drehen:
Du bilanzierst im Jahr des Verkaufes den Kaufpreis als Guthaben und hast auf der anderen Seite nur als Aufwand eine Jahresmiete/Leasingrate dagegen, d.h. du machst einen schönen Gewinn (geht nicht bei jedem Bilanzstandard, z.B. IAS)in diesem Jahr. Die Verpflichtung noch 20 weitere Jahre Raten zahlen zu müssen, da du ja nicht kündigen kannst, musst du nicht bzw. nicht so deutlich bilanzieren....
Hoffe, etwas Klarheit verschafft zu haben...
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off-shore-trader
24.11.2003, 11:19
@ rodex
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Re: Deutsche Bank: Sale&Lease-Back von 51 Gebäuden |
-->>Kann mir mal jemand erklären, wie man mit einem solchen Modell die Bilanz verbessern kann? Lohnt es sich auch für mich als Privatmann, mein Haus zu verkaufen, um es anschließend zurückzumieten? Das kann ich mir nicht vorstellen. Es sei denn, ich weiß, dass ich in wenigen Jahren ableben werde. Dann ist der Erlös aus dem Verkauf vermutlich deutlich höher als die Miete für die Restzeit, sodass ich mit dem Überschuß noch ein paar Weltreisen machen kann. Oder kann mir mal jemand die Logik der BWLer in die Logik des kleinen Mannes übersetzen?
Hallo,
wenn durch die Transaktion die Gegenstände aus der Bilanz verschwinden (Achtung: Nach internationalen Rechnungslegungsvorschriften wird auf den wirtschaftlichen Eigentümer abgestellt, d.h. es ist möglich, dass die Bank nach dem Verkauf die Gegenstände trotzdem bilanzieren muss!) passiert folgendes:
Die Leasingraten sind Aufwand. Ebenfalls Aufwand wären Abschreibungen und Zinsen beim Kauf. Jedoch sind Leasingverträge oft so gesaltet, dass Leasingzahlungen in den Anfangsjahren geringer sind als Abschreibungen und Zinsen bei einem Kauf. D.h. der Buchgewinn ist in den Anfangsjahren höher. Darüberhinaus steigen die Kapitalrenditen, da weniger Kapital gebunden ist (Gegenstand ist nicht mehr in der Bilanz).
Greets
off-shore-trader
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Popeye
24.11.2003, 11:24
@ rodex
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Re: Deutsche Bank: Sale&Lease-Back von 51 Gebäuden |
-->Die Logik des 'kleinen Mannes' deckt sich hier mit der Logik des 'großen Mannes'. Mit eigenen Immobilien ist in absehbarer Zeit wohl nicht das große Geld in D zu verdienen. Sale&Lease-Back bringt LIQUIDITÄT ins Haus, damit der Vorstand die Weltreisen bezahlen kann ;-), die Du Dir (für später) wünscht.
Die Aktivseite einer Bankbilanz ist ein Portfolio das LIQUIDITÄT und ERTRAG zu optimieren versucht. Manchmal klappts - manchmal nicht...
>Kann mir mal jemand erklären, wie man mit einem solchen Modell die Bilanz verbessern kann? Lohnt es sich auch für mich als Privatmann, mein Haus zu verkaufen, um es anschließend zurückzumieten? Das kann ich mir nicht vorstellen. Es sei denn, ich weiß, dass ich in wenigen Jahren ableben werde. Dann ist der Erlös aus dem Verkauf vermutlich deutlich höher als die Miete für die Restzeit, sodass ich mit dem Überschuß noch ein paar Weltreisen machen kann. Oder kann mir mal jemand die Logik der BWLer in die Logik des kleinen Mannes übersetzen?
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>DEUTSCHE BANK
>Immobilien-Deal mit Milliardenwert
>Das Modell ist beliebt, um die Bilanz zu verbessern, nun nutzt es auch die Deutsche Bank: Für eine Milliarde Euro verkauft sie 51 Gebäude - und mietet sie dann größtenteils zurück.
>Frankfurt am Main - Käufer ist die private US-Investmentgruppe Blackstone, die 1,04 Milliarden Euro bezahlt. Es geht um 51 Büro- und Bankgebäude in neun Ländern mit einer vermietbaren Gesamtfläche von rund 490.000 Quadratmetern. Etwa zwei Drittel der Immobilien befinden sich in Deutschland an Standorten wie Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und München. Die weiteren Gebäude stehen in europäischen Großstädten wie Barcelona, Brüssel, Lissabon und Mailand.
>Die Verhandlungen hatten Monate lang gedauert, nun ist der Vertrag unterzeichnet. Die Transaktion soll noch bis Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. Bewertungsfragen hätten die Verhandlungen in die Länge gezogen, hieß es. Die Deutsche Bank werde den größten Teil der Gebäude mittel- bis langfristig selbst weiter nutzen.
>Mit dieser umfassenden, so genannten Sale&Lease-Back-Transaktion will die Deutsche Bank den Angaben zufolge Kosten sparen - vor allem weil die Immobilien nicht mehr in den Bilanzen des Bankhauses seien und deshalb weniger Kapital gebunden werde."Wir prüfen weitere Möglichkeiten, das verbleibende Immobilien-Portfolio abzubauen", hieß es.
>Mit Buchgewinnen sei nicht zu rechnen, so die Bank."Es sieht eher nach einem kleineren Verlust aus", hieß es Konzernkreisen. Im jüngsten Zwischenbericht hatte Deutschlands größtes Finanzinstitut bereits darauf hingewiesen, dass bei einem der nächsten Verkäufe von Vermögenswerten ein Verlust entstehen werde.
>Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, hat sich seit seinem Amtsantritt im Mai 2002 eine deutliche Wertsteigerung versprochen - unter anderem durch den Verkauf von Industriebeteiligungen und Randaktivitäten in Milliardenhöhe.
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Euklid
24.11.2003, 11:57
@ Masteraffe-sein-Bruder
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Re: Versuch einer Erklärung |
-->Geht exakt so lang bis die amerikanischen Steuergesetze gekippt werden [img][/img]
Anschließend hat der vermeintliche Mieter dann die Arschkarte gezogen und sein Eigentum ist weg.
Am besten noch in Dollar aufheben und warten bis die USA die grünen Zettel dann noch entwertet.
Das Spiel läuft deswegen so gut weil die Amerikaner dann nachdem sie in Sachwerte umgestiegen sind beruhigt die Hyperinflation rauslassen können.
Ich warte schon auf die Grünzettelschwemme die nach Europa schwappt weil hier im Verhältnis zur USA die Sachwerte noch günstig sind.
Ich sags nochmals:Wir werden die Inflation via Amerika importiert bekommen.
Gruß EUKLID
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Masteraffe-sein-Bruder
24.11.2003, 12:15
@ Euklid
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Re: Versuch einer Erklärung |
-->>Geht exakt so lang bis die amerikanischen Steuergesetze gekippt werden [img][/img]
<font color=#0000FF>Vertrag ist Vertrag, das ist das Risiko des ameirkanischen Investors (keine Kündigungsmöglichkeit für beide Seiten)</font>
>Anschließend hat der vermeintliche Mieter dann die Arschkarte gezogen und sein Eigentum ist weg.
<font color=#0000FF>i.d.R bereits Rückkaufpreis in 20 Jahren vertraglich bereits vereinbart... </font>
>Am besten noch in Dollar aufheben und warten bis die USA die grünen Zettel dann noch entwertet.
>Das Spiel läuft deswegen so gut weil die Amerikaner dann nachdem sie in Sachwerte umgestiegen sind beruhigt die Hyperinflation rauslassen können.
<font color=#0000FF>wenn Rückkaufswert bereits vereinbart, dann doch umso besser für uns in 20 Jahren, oder?
Wenn die amerikanischen Steuergesetze so blöd sind, warum sollen wir das nicht ausnutzen (analog die Amerikaner mit unseren geschlossenen Filmfonds)?
</font>
>Ich warte schon auf die Grünzettelschwemme die nach Europa schwappt weil hier im Verhältnis zur USA die Sachwerte noch günstig sind.
>Ich sags nochmals:Wir werden die Inflation via Amerika importiert bekommen.
>Gruß EUKLID
<font color=#0000FF>
Grüße zurück</font>
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kingsolomon
24.11.2003, 12:36
@ rodex
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Buchtip zu off balance sheet accounting |
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Einmal mehr: von den Amis lernen. heisst 'siegen' lernen.
Das Buch von Edward Ketz ist m.E. brilliant, er erklärt die Tricks zur Bilanzverschönerung so klar,
dass man selbst mit Basiskenntnissen in Bilanzierung durchkommen sollte.
<ul> ~ Hidden Financial Risk: Understanding Off Balance Sheet Accounting</ul>
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Euklid
24.11.2003, 14:49
@ Masteraffe-sein-Bruder
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Re: Versuch einer Erklärung |
-->Das wichtigste daran ist aber ob die Verträge für die Miete bzw Leasing in Euro oder Dollar abgeschlossen sind.
Ich kann mir vorstellen daß der Investor bei stark fallendem Dollar erstens Gewinne aus Sachwerterhöhung ziehen kann und zweitens die Miete sofern er sie in Euro erhält ebenfalls in seiner Heimatwährung mehr wert haben werden.
Wüßte man ob die Verträge in Dollar oder Euro abgeschlossen sind könnte man wohl daraus einiges ableiten.
Gruß EUKLID
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politico
24.11.2003, 18:42
@ rodex
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Mutual Interests |
-->Offenbar braucht die DB dringend Cash.
Sonst hätten sie nicht soviel Gesichtsverlust akzeptiert.
Die investierenden Amerikaner dagegen können mit ihrem Geld der Abwertung entkommen. Passt hervorragend zusammen. Jede Seite hat etwas davon.
Warum kaufen sich US Fonds derzeit so massiv in Deutschland ein? Offenbar versucht das Smart Money sich vor der Dollarabwertung zu retten, auch wenn es durch die Deflation in D noch etwas verlieren wird.
Warum gerade in der Rüstungsindustie: offenbar weil sie in Europa unterbewertet ist und man mehr Konflikte heraufziehen sieht. Raffiniert.
Der normale Amerikaner kann dagegen ruhig in seinen Schulden ersticken.
Politico.
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Euklid
24.11.2003, 19:52
@ politico
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Re: Mutual Interests |
-->Wenn die USA die ganzen Kohlen über den Teich schicken gibt es nie und nimmer eine Deflation in Deutschland.
Die scheißen uns doch zu mit der Druckmaschine.
Gruß EUKLID
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