MI
04.12.2003, 10:32 |
Bildung: jetzt schütten sie das Kind mit dem Bade aus Thread gesperrt |
-->Hallo!
Bei Spiegel-Online zu lesen:
Gutachter watschen Deutschland ab
Die Pisa-Schülerstudie ließ im vorigen Jahr alle Alarmglocken schrillen. Jetzt arbeiten Wissenschaftler im Auftrag der OECD an einer Lehrerstudie - und fällen ein vernichtendes Urteil über das deutsche Schulsystem. Es gehöre in ein längst"vergangenes ökonomisches und gesellschaftliches System".
Die gravierende Kritik ist in einem Reiseprotokoll festgehalten, über das die Wochenzeitung"Die Zeit" berichtet. Fünf internationale Experten, so das Hamburger Blatt, hatten im September eine Vielzahl von Terminen mit Bildungspolitikern und -praktikern gehabt. Über das Schulsystem wussten sie danach so gut wie nichts Gutes zu sagen - aber viel Schlechtes.
Kern der Kritik ist die weltweit einmalige Einteilung in die Schultypen Hauptschule, Realschule und Gymnasium - von einer "Fragmentierung des Systems" sprechen die OECD- Wissenschaftler. Diese"Barrieren zwischen den Schulformen" seien auch bei der Lehrerbildung wiederzufinden. Daraus resultiere eine Lehrerschaft, die in verschiedenen Interessengruppen oft eher gegeneinander als miteinander agiere.
(...)
Kommentar: Was ist denn nun DARAN verkehrt? Das will mir jetzt überhaupt nicht einleuchten. Gerade das habe ich immer als sehr positiv empfunden, daß sich das Schulsystem nach der Grundschule aufspaltet, da ja nun einmal Interesen, Neigungen, Fähigkeiten und Anforderungen der Schüler verschieden sind. Kapier ich nicht. Wird das jetzt zum Volkssport, Deutschland an allen Ecken und Enden auseinander zu nehmen? Nach dem Motto: wer erst mal auf dem Boden liegt, der kriegt noch eine reingetreten? Wissenschaftler, Experten...ohjemine...
Grüße,
Michael
<ul> ~ Der ganze Artikel bei Spiegel-Online</ul>
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JLL
04.12.2003, 10:44
@ MI
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Re: Bei den Lehrern liegt es zum Teil aber wirklich im Argen. |
-->Unsere Tochter hatte eine Mathiklehrerin, die bei den von ihr als richtig bezeichneten Ergebnissen, milde ausgedrückt, keine zufriedenstellende Trefferquote erzielte. Die Nachhilfe die ich dann der Lehrerin(!) geben musste, lief natürlich äußerst diplomatisch und diskret über die Tochter ab, die nach der Stunde versuchte die Lehrerin wieder auf den rechten Pfad zu bringen. Der Konjunktiv war dabei höchstes Gebot:"Könnte es nicht sein...","Müsste hier nicht..." Immerhin hat die Gute im dritten Anlauf die Punktspiegelung verstanden - vermutlich zum ersten Mal in ihrem Leben. Auch die von ihr vorgeschlagenen Lösungen für einfache Gleichungen waren bei wohlwollender Betrachtung zwar exotisch und originell, nur richtig, richtig waren sie häufig nicht. Offenbar treten die PISA-Kinder früherer Jahrgänge nun den Gang durch die Institutionen an, wobei der eigene Horizont die zuverlässige Deckelung für das darstellt, was man der nachfolgenden Generation noch vermitteln kann. Eine ziemlich traurige Angelegenheit.
Schönen Tag
JLL
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Nachfrager
04.12.2003, 11:27
@ JLL
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In diesem Zusammenhang... |
-->...möchte ich noch auf die immer geringer werdenden Rechtschreibfähigkeiten ausscheidender Schüler hinweisen. Ob Zeichensetzung, Groß-/Kleinschreibung oder die Fähigkeit zur Gestaltung von zusammenhängenden Texten - alles befindet sich zügig im Rückzug.
Gruß
Nachfrager
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Herbi, dem Bremser
04.12.2003, 12:21
@ JLL
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Re: Lehrer ** _versuchen_ eigene Lücken zu füllen |
-->>..
Offenbar treten die PISA-Kinder früherer Jahrgänge nun den Gang durch die Institutionen an, wobei der eigene Horizont
Moin JLL,
ein jeder sucht in der Berufung seine Fähigkeiten zu (ver-)bessern!
Will sagen:
Im vorliegenden Falle, hier Lehrer, sollte von einem unbefriedigenden eigenen Schulbesuch ausgegangen werden. Nur wird die empfundene (Wissens-)Lücke im Studium auch nicht aufgefüllt.
[Ausnahmen bestätigen die Regel - mäßig.]
Gruß
Herbi
ps.:
Wie schreibt's der Rudi:
Ich wollte was lernen - und erhielt [nur] Zensuren.
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MI
04.12.2003, 15:39
@ JLL
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Na, da bin ich ja mal... |
-->..."gespannt". Bei meinen geht es gerade erst los mit Schule. Au wei au wei.
Grüße,
Michael
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saschmu
04.12.2003, 17:17
@ MI
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Bildung: Lehrer-Arbeitskreis geplant. |
-->>Kommentar: Was ist denn nun DARAN verkehrt? Das will mir jetzt überhaupt nicht einleuchten. Gerade das habe ich immer als sehr positiv empfunden, daß sich das Schulsystem nach der Grundschule aufspaltet, da ja nun einmal Interesen, Neigungen, Fähigkeiten und Anforderungen der Schüler verschieden sind.
Die Gesamtschulen haben sich auch nicht als so toll erwiesen. Ich denke auch, dass die verschiedenen Schulformen ihre Berechtigung haben.
Ich war im September auf der"bündischen Akademie" in Lüdersburg, dort haben sich Menschen aus dem Dunstkreis der"Jugendbewegung" (Pfadfinder, Wandervogel, Jungenschaften, Reformjugend) getroffen und über verschiedene gesellschaftliche Aspekte gesprochen, unter Anderem die Einbindung von Jugendlichen in gesellschaftliche Aufgaben und das Bildungswesen. Dabei wurde vor Allem über die Auswirkungen von Ganztagsschulen auf die Jugendbewegung und die Erziehung gesprochen, die geplante Verkürzung der Schulzeit auf 12 Jahre und vieles mehr.
z.B. gab es folgende Statements:
- Das fachübergreifende Denken setzt bei den Schülern erst in der 12. Klasse ein. Wenn das 13. Schuljahr abgeschafft wird, heißt das eine Erziehung zu Fachidioten statt einer umfassenden Bildung und Wahrnehmungsschulung.
- Die Finnen stehen auch deshalb in den Studien so gut da, weil schon in den ersten Schuljahren gezielt auch handwerkliche und künstlerischen Fährigkeiten / Wahrnehmungen vermittelt werden!
Viele der anwesenden Lehrer haben festgestellt, dass sie mit ihren Ideen relativ alleine auf ihren Schulen sind. Deshalb wurde angeregt, ein Netzwerk zu schaffen, das den Austausch über Bildungs- und Erziehungskonzepte fördern soll. Im nächsten Frühjahr ist ein Treffen geplant. Ich werde vorher nochmal hier berichten.
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McShorty
04.12.2003, 18:07
@ MI
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Gedankenblitze zum Schulsystem aus HH - mT |
-->>Kommentar: Was ist denn nun DARAN verkehrt? Das will mir jetzt überhaupt nicht einleuchten. Gerade das habe ich immer als sehr positiv empfunden, daß sich das Schulsystem nach der Grundschule aufspaltet, da ja nun einmal Interesen, Neigungen, Fähigkeiten und Anforderungen der Schüler verschieden sind. Kapier ich nicht. Wird das jetzt zum Volkssport, Deutschland an allen Ecken und Enden auseinander zu nehmen? Nach dem Motto: wer erst mal auf dem Boden liegt, der kriegt noch eine reingetreten? Wissenschaftler, Experten...ohjemine...
>Grüße,
>Michael
Hallo Michael,
zum Schulsystem in HH kann ich Dir nur sagen, dass es alles in allem Mist ist. Wer an der Grenze zu Niedersachsen oder SH wohnt und seinen Kindern was Gutes tun will, schickt sie dahin. Wer von dort ein leichtes Abi machen will, schickt sie nach HH. Ich denke, dass ist nicht im Sinne des Erfinders.
Auch das 3gliedrige Schulsystem scheint alles in allem Müll zu sein. Weiß auch nicht warum. Was in Dt. mit Sicherheit fehlt, ist die Förderung der Besten, Eliten darf man ja nicht sagen, da hist. belasteter Begriff. Hier wird einfach zu wenig getan - das wird sich irgendwann in F+E rächen. Siehe dazu immer sensortime´s Aussagen.
Fakt ist auf jeden Fall, dass einheitliche Schulsystem, wie in Schweden u.s., einfach die besseren sind (laut PISA). Das muß also Gründe haben! IN Schweden gibt es für lnage Zeit auch keine Zensuren, da werden die Schwächerungen auch speziell gefördert.
Auch das viel im Westen gescholtene einheitliche Schulsystem in der DDR war sicher besser als sein Ruf hierzulande. Vielleicht nicht in Sprachen und Komunikation, aber sicher in Naturwissenschaften und Technik (wenn man mal von der techn. Ausstattung absieht). Da wurden Fächer wie Ma/Ph, Bio/Ch und alle zusammen vernetzt gelehrt + gelernt. Fremdwörter hierzulande!
Für mich stellt sich das heutige System als total verhunzt und nicht-reformierbar dar (z.B. 68er). Dieses Land ist ohnehin zu groß, als dass hier mal ordentliche Kompromise gefunden werden. Ständig heulen irgendwo + immer irgendwelche Lobbyisten auf + verhindern alles, bzw. machen sich zuerst die Taschen voll.
Seit dem in HH Lehrer ein neues Arbeitszeitmodell haben + nach Leistung, wie in der Wirtschaft, gearbeitet wird, machen die Dienst nach Vorschrift. Wie das aussieht brauche ich wohl nicht zu beschreiben. Die sind so doof, dass die auch noch andere Arbeitsplätze gefährden + vernichten - wg. ausfallender Theater-, Museumsbesuche und Klassenfahrten. Die Deflation wirds freuen - womit sich der Kreis in Sachen Wirtschaft schließt.
Aber wenn ich das richtig mitbekommen habe, wohnst Du den Regierenden ja sehr nahe und bist mit deinen Kindern bildungstechnisch gesehen genauso gearsch... wie ich.
Gruß
McShorty
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