-->Ein Marktmechanismus anstelle von Strafbestimmungen
Der Ã-konom Bernhard Felderer sieht die Zukunft des europäischen Stabilitätspakts in der marktgerechten Bewertung von Staatsschuldscheinen
ela. WIEN, 21. Dezember. Seit der Aussetzung des europäischen Defizitverfahrens gegen Deutschland und Frankreich ist unklar, was künftig mit dem Stabilitätspakt geschehen wird. Die Debatte schließt Politiker und Bürokraten ebenso ein wie Wirtschaftswissenschaftler. So tritt Bernhard Felderer, Direktor des Wiener Instituts für Höhere Studien und Professor für Volkswirtschaftslehre in Köln, für die Beibehaltung der Ziele des Pakts ein. Zugleich schlägt er vor, an die Stelle der Strafbestimmungen, die jetzt wohl kaum mehr gegen irgendein Land angewendet werden könnten, einen Marktmechanismus zu stellen - ähnlich jenem, der durch die Konstruktion des europäischen Währungssystems außer Kraft gesetzt wurde.
"Die einzige Möglichkeit, die uns bleibt, ist, daß die Staatspapiere der einzelnen Länder nach ihrer Bonität von einem Markt bewertet werden. Dies kann so geschehen, daß die EZB keine Staatsschuldscheine mehr zum Diskont annimmt. Vielmehr müssen diese Papiere gegen ein Numéraire getauscht werden, und erst dieses wird von der EZB zum Diskont akzeptiert", meint Felderer. Als allgemeine Recheneinheit oder Numéraire könnten umlaufende Papiere der Europäischen Investitionsbank oder ein anderes Papier mit bester Bonität, das mengenbeschränkt und kontrolliert ist, fungieren. Wesentlich sei dabei, daß die Geschäftsbanken Schuldscheine insbesondere von Ländern, für die eine Zahlungsunfähigkeit in relevanter Zukunft nicht ausgeschlossen werden kann, nicht mehr von der EZB zum Diskont gegeben werden könnten, sondern bis zu ihrer Tilgung im Portfolio einer Geschäftsbank verbleiben müßten. Damit trage die Bank ein Risiko, das sie beim Einkauf des Papiers im Preis berücksichtigen muß. Das bedeute im Ergebnis nichts anderes als unterschiedliche Zinssätze, je nach Verschulden und Tilgungsfälligkeit der Länder.
Beispielsweise wäre die Überschreitung der Defizitobergrenze durch das künftige Mitgliedsland der Währungsunion Slowenien mit einer Schuldenquote von nur 28 Prozent völlig problemlos, weil aus Sicht der Finanzmärkte bei einer solchen Verschuldung kaum Risikozuschläge notwendig sein dürften. Hingegen werde ein Papier Italiens einen gewissen Abschlag hinnehmen müssen.
Die Erreichung der durch den Stabilitätspakt vorgeschriebenen Verschuldungsgrenzen würde eine wichtige Orientierungsmarke für den neu entstehenden Markt darstellen, auf dem Staatsschuldscheine bewertet würden, glaubt Felderer. Derzeit wichen die Schuldzinsen auf Staatsanleihen stark verschuldeter und wenig verschuldeter Länder kaum voneinander ab. Dies hänge einerseits damit zusammen, daß die Akteure auf den Finanzmärkten nicht glaubten, daß die Partnerländer dem notleidenden Land finanziell nicht zu Hilfe kämen. Dabei müsse man jedoch davon ausgehen, daß die Verschlechterung der Bonität sich nunmehr nicht nur auf das stark verschuldete Land, sondern - wenn auch in geringerem Umfang - auf die gesamte Währungsunion erstrecke.
Andererseits nehme die EZB die Schuldscheine aller Mitgliedstaaten der europäischen Währungsunion zu den gleichen Bedingungen zur Refinanzierung entgegen. Durch diesen Mechanismus verhindere die Zentralbank eine unterschiedliche Bewertung der Papiere verschiedener europäischer Staaten durch die Märkte nach dem mit dem Papier verbundenen Risiko, das heißt der Höhe der Staatsverschuldung und der Möglichkeit einer künftigen Zahlungsunfähigkeit. Dieser Refinanzierungsmechanismus sei jedoch der wichtigste Grund, weshalb die Verschuldung aller Mitgliedsstaaten in Grenzen gehalten werden müsse, mahnt Felderer.
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.12.2003, Nr. 297 / Seite 13
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-->Hi,
>So tritt Bernhard Felderer, Direktor des Wiener Instituts für Höhere Studien und Professor für Volkswirtschaftslehre in Köln, für die Beibehaltung der Ziele des Pakts ein. Zugleich schlägt er vor, an die Stelle der Strafbestimmungen, die jetzt wohl kaum mehr gegen irgendein Land angewendet werden könnten, einen Marktmechanismus zu stellen - ähnlich jenem, der durch die Konstruktion des europäischen Währungssystems außer Kraft gesetzt wurde.
Den Marktmechanismus gibt es heute schon. A zahlt höhere Zinsen als AAA.
>"Die einzige Möglichkeit, die uns bleibt, ist, daß die Staatspapiere der einzelnen Länder nach ihrer Bonität von einem Markt bewertet werden.
Was heißt wohl"ein" Markt?
>Dies kann so geschehen, daß die EZB keine Staatsschuldscheine mehr zum Diskont annimmt.
Tut die EZB sowieso nicht, sondern nur die einzelnen ZBs. Außerdem ist es kein Diskont, sondern der übliche ZB-Satz, alias die ZB-Steuer (in EWU einwheitlich 2 %). Außerdem ist der Begriff"Staatssschuldscheine" vage. In der BRD gibt's nur Schuldscheindarlehen, U-Schätze, Fin-Schätze, Anleihen, Bobls, Bundesschatzbriefe, Budnesschatzanweisungen (und Papiere der Sondervermögen).
>Vielmehr müssen diese Papiere gegen ein Numéraire getauscht werden, und erst dieses wird von der EZB zum Diskont akzeptiert", meint Felderer.
Völliger Quatsch, da sich dadurch die Marktzinsen der Staatspapiere nicht ändern. Ob ich ein Papier das bei 110 steht in 110 tausche oder eins das bei 100 steht in 100, ist wurscht.
>Als allgemeine Recheneinheit oder Numéraire könnten umlaufende Papiere der Europäischen Investitionsbank oder ein anderes Papier mit bester Bonität, das mengenbeschränkt und kontrolliert ist, fungieren.
Die EIB (Rating AAA) hat ca. 40 Mrd €"loans" draußen. Selbst wenn diese sämtlich durch den KM refinanziert wären, kann niemand auf der Welt mit 40 Mrd € die ca. 150 Mrd € Staatspapiere der Defizitländer, die an die ZBs verpfändet sind, ersetzen.
Der Mann weiß nicht, wovon er spricht.
>Wesentlich sei dabei, daß die Geschäftsbanken Schuldscheine insbesondere von Ländern, für die eine Zahlungsunfähigkeit in relevanter Zukunft nicht ausgeschlossen werden kann, nicht mehr von der EZB zum Diskont gegeben werden könnten, sondern bis zu ihrer Tilgung im Portfolio einer Geschäftsbank verbleiben müßten.
Das bleiben sie sowieso. Die Pfänder werden nicht an die ZBs verkauft, sondern, wie schon der Name sagt"verpfändet".
>Damit trage die Bank ein Risiko, das sie beim Einkauf des Papiers im Preis berücksichtigen muß.
Das Risiko ist auch heute schon immer und überall bei der jeweiligen Geschäftsbank. Der Mann hat wirklich keine Ahnung.
>Das bedeute im Ergebnis nichts anderes als unterschiedliche Zinssätze, je nach Verschulden und Tilgungsfälligkeit der Länder.
Zwecklos, sich mit diesem Quatsch zu beschäftigen. Der sollte mal einen Rentenhändler anrufen und sich das Geschäft erklären lassen.
>Beispielsweise wäre die Überschreitung der Defizitobergrenze durch das künftige Mitgliedsland der Währungsunion Slowenien mit einer Schuldenquote von nur 28 Prozent völlig problemlos, weil aus Sicht der Finanzmärkte bei einer solchen Verschuldung kaum Risikozuschläge notwendig sein dürften. Hingegen werde ein Papier Italiens einen gewissen Abschlag hinnehmen müssen.
Jeden Tag geht's am KM um Risikozuschläge, was denn sonst? Das hat mit"Defizitgrenzen" absolut nichts zu tun. Der träumt wohl davon, dass Slowenien im Rating zur BRD (derzeit noch AAA) aufschließen könnte. Bisher habe ich bei den slowenischen Binnenschulden nur ein BBB entdecken können - wiewohl das Land durchaus als bester Beitreter gilt.
>Die Erreichung der durch den Stabilitätspakt vorgeschriebenen Verschuldungsgrenzen würde eine wichtige Orientierungsmarke für den neu entstehenden Markt darstellen, auf dem Staatsschuldscheine bewertet würden, glaubt Felderer. Derzeit wichen die Schuldzinsen auf Staatsanleihen stark verschuldeter und wenig verschuldeter Länder kaum voneinander ab.
Der verwechselt Zinssätze mit Rendite, die sich aus der Bewertung der Titel durch den KM ergeben. Bei einem 5-Prozenter zahlt der Staat 5 Prozent - egal wo der Kurs steht.
>Dies hänge einerseits damit zusammen, daß die Akteure auf den Finanzmärkten nicht glaubten, daß die Partnerländer dem notleidenden Land finanziell nicht zu Hilfe kämen.
Interessant!"Notleidend" sind also die Defizitler, also alle Großen und Luxemburg kmmt ihnen zur Hilfe? Der Mann vergisst, dass die Ratio STASCH / BIP vor 30 Jahren z.B. in der BRD nicht halb so hoch war wie heute. Beide Male AAA - und nu?
>Dabei müsse man jedoch davon ausgehen, daß die Verschlechterung der Bonität sich nunmehr nicht nur auf das stark verschuldete Land, sondern - wenn auch in geringerem Umfang - auf die gesamte Währungsunion erstrecke.
Dass alle EU-Staaten den japanischen Weg gehen und ihre AAA's und AA's genau so verlieren wie Tokio ist anzunehmen. Nur hat das mit dem absoluten Kurs nichts zu tun, sondern mit dem jeweils relativen (also zu anderen Staatspapieren anderer Staaten, wie wär's mit den USA?).
<b<Was der Mann überhaupt nicht kapiert, ist der Fakt, dass in allen Währungsgebieten jeweils die Staatstitel die benchmark sind, da es keine bessere Bonität gibt. Oder glaubt der im Ernst, dass die EIB bei AAA bleibt, während ihre Eigentümer und Garanten, die Staaten also, auf A durchsacken?
Das wäre zum ersten Mal in der Weltgeschichte, dass der Garant schlechter bewertet wird, als der, für den er einzustehen hat.
Das Ganze liefe auf den Treppenwitz hinaus: EIB garantiert die Staatsverschuldung der EWU.[/b]
>Andererseits nehme die EZB die Schuldscheine aller Mitgliedstaaten der europäischen Währungsunion zu den gleichen Bedingungen zur Refinanzierung entgegen.
Erstens, siehe oben, die EZB mitnichten. Zweitens nehmen die ZB's ZB-fähige Papiere nicht zu"Bedingungen" herein (die Bedingung ist die ZB-Fähigkeit, siehe die Mega-Listen), sondern zum jeweiligen Tageskurs.
Und dass eine ZB nicht"refinanziert" (!) sollte sich sogar bis Wien und an die Uni Köln herumgesprochen haben.
>Durch diesen Mechanismus verhindere die Zentralbank eine unterschiedliche Bewertung der Papiere verschiedener europäischer Staaten durch die Märkte nach dem mit dem Papier verbundenen Risiko, das heißt der Höhe der Staatsverschuldung und der Möglichkeit einer künftigen Zahlungsunfähigkeit. Dieser Refinanzierungsmechanismus sei jedoch der wichtigste Grund, weshalb die Verschuldung aller Mitgliedsstaaten in Grenzen gehalten werden müsse, mahnt Felderer.
Dann mahn mal schön weiter, Du Penner!
>Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.12.2003, Nr. 297 / Seite 13
Und den Schmarren drucken die auch noch ab - es ist wirklich Hopfen & Malz verloren.
Danke + Gruß!
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