VictorX
22.12.2003, 10:47 |
Ein besinnliches & friedvolles Weihnachtsfest wünscht VictorX (owT) Thread gesperrt |
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Prosciutto
22.12.2003, 11:45
@ VictorX
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Das wünsche ich zwar auch allen, aber ich finds schein-heilig. |
-->Wer ist denn noch wirklich heilig, glaubt an Gott, lebt nach Religionen, nimmt sich den Inhalt der Bücher"Bibel" oder"Koran" zu Herzen und feiert den tatsächlichen Grund von Weihnachten?
Weihnachten kann mir gestohlen bleiben. Gut, ich habe zwar noch eine Konfession (reformiert) und wurde getauft, aber der Dreck kann mir gestohlen bleiben. Was soll das scheinheilige Getue und was bringt es den Menschen, an etwas nicht Existierendes (Gott) zu glauben und nach Vorgaben (Religionen und deren Büchern) zu leben? Nächstes Jahr trete ich aus der Kirche aus. OK, die Weihnachtsdekoration find ich ziemlich schön, die Lichter gefallen mir auch und es ist schön, mit der Familie zusammen zu sein, aber der kommerzielle Schrott muss nicht sein.
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Cichetteria
22.12.2003, 12:09
@ Prosciutto
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Re:, aber ich finds schein-heilig. |
-->
hi
dann unterlasse doch gleich deine Scheinheiligkeit und steck Dir Deine Wünsche an den Hut.
Cichette
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André
22.12.2003, 12:19
@ Prosciutto
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Re: Das war eine Bestätigung von Angelus Silesius, der sagte: |
--> Und wäre Christus 1000 mal in Bethlehem geboren
und nicht in Dir,
so bist Du doch verloren.
Aber das ist ja wohl eine besonders schwierige Aufgabe unseres Menschseins -
Und dass das grundsätzlich dennoch möglich ist, dazu brennt die 4. Kerze in
Jüküs Weihnachtsgruß!
Für den Rest liegst Du gewiß nicht fasch. Viel überflüssiger Plunder, der immer wieder dem Mißbrauch diente und dient.
Gruß
A.
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VictorX
22.12.2003, 13:02
@ Prosciutto
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Ein Gedicht für den italienischen Schinken |
-->"Weihnachten"
Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigts wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit!
Joseph von Eichendorff (1788 - 1857)
Auch ohne an Gott zu glauben, kann man das Weihnachtsfest als einen besinnlichen friedlichen Zeitpunkt am Ende des Jahres begreifen, an dem sich die täglichen Probleme im Kreise der Familie oder guter Freunde einmal vergessen lassen.
Ich glaube auch nicht wirklich, dass Du so denkst. Falls doch, tust Du mir leid - Du wärest ein armer Mensch.
P.S. Ich glaube auch nicht an einen fürsorglichen Rauschebart im Himmel.
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Emerald
22.12.2003, 13:48
@ Prosciutto
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Re: Das wünsche ich zwar auch allen, aber ich finds schein-heilig. |
-->mit Deinen Worten bist Du ein Suchender und gerade deshalb wird Weihnachten -
das Fest der Freude - für Dich, vielleicht viel später, als der Angel-Punkt
des Geborgenseins erscheinen.
Ich wünsche Dir jedenfalls von Herzen, dass dies Dir irgendwann gelingen möge!
Mit festtäglichen Grüssen
Emerald.
PS:
Allen und jede(r)m schicke ich schon heute meine besten Festtags-Wünsche aus
den sich einschneienden Hügeln und Kuppen rund um Zug....................
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VictorX
22.12.2003, 14:31
@ Emerald
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@Emerald. Freimaurer? (owT) |
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Juergus
22.12.2003, 14:40
@ VictorX
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Da kann ich Dich beruhigen |
-->Er ist noch ein Profaner ***ggg***
Frohe Weihnachten auch von mir
MfG
Jürgen
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Baldur der Ketzer
22.12.2003, 16:26
@ Prosciutto
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Re: häppie Weihnukka.......stand auf einer Karte |
-->Hallo,
hab ich doch neulich einen Festtagswunsch mit der Überschrift *weihnukka* bekommen........
Wenn man sich das genau überlegt, so ist der christliche Glaube vom jüdischen eigentlich nicht trennbar, das eine fußt ja auf dem anderen, es handelt sich im übrigen, wenn ich das richtig sehe, ja auch um ein und denselben *Gott*, den JHWH. Oder Jahwe oder Jehova. Oder Zebaoth. Oder wie auch immer. Grübel.
Jedenfalls durfte ich ja letzte Woche wieder einer Beisetzung nach katholischem Ritus beiwohnen.
Die Andacht in der Kirche ersparte ich mir, in der Hoffnung, alles einschlägige würde dort bereits gesagt. Doch, weit gefehlt.
Der Singsang des Priesters am Grabe war für mich, samt Text und Sinn darin - sorry, ich kann nicht anders - total befremdlich, schockierend.
Was will denn meine Oma selig mit der ihr gewünschten Herrlichkeit des Tempels in Jerusalem anfangen??? Das ganze Schuld-Gefasel von der Sünde, Erbsünde und Co., ich denke, die Gläubigen sind sich gar nicht bewußt, wie befremdlich dies auf einen aufmerksamen, nicht ehrfürchtigen Nichtgläubigen dieser Konfession wirkt.
Zumal es mit der Lebenserfahrung ja nicht übereinstimmt, daß man angeblich einmal dereinst aus dem Grabe auferweckt werden soll.
Interessanterweise kommen auch katholische Priester - verstohlens und inkognito - in Einzelsitzungen zu spirituellen Medien, weil sie ihr eigenes, amtlich vorgeschriebenes Gefasel selber nicht mehr *glauben* können.
Die glaubenstechnische Durchmischung der Bevölkerung im Lande wird m.E., wie bei den Amis, zu einer weiteren Profanisierung und Kommerzialisierung führen.
Weihnachten ist doch fast nur noch purer Streß.
Das Idealbild einer Familie mit Kindern und Großeltern in einer verschneiten Almhütte vor dem Kamin und Weihnachtsbaum mit Geschenken und Harmonie trägt eine sehnsuchtsvolle Idylle in sich.
Wenn man es schafft, diese Stimmung aufzubauen und als Erinnerung zu konservieren, ist Weihnachten sicher etwas ganz besonderes, auch wenn man den religiösen Hintergrund nicht mit nachempfinden kann.
Andererseits stimmen mich die Vorstellungen von einer Weihnachtsfeier an der Front oder im Spital oder im Pflegeheim depressiv. Der vorgegebene Sinn der weihnachtlichen Botschaft entblößt sich dort in reiner Perversion, angesichts offenbar fehlender Barmherzigkeit und unaussprechlichen Leidens.
Auf welche wenig nächstenliebende Weise der knusprige Weihnachtsbraten gemästet und geschlachtet wurde, wird gleichermaßen ausgeblendet. Beim Baldur gibts keine Gans.
Nach all meinen Erfahrungen dieses Jahres schaffe ich es nicht mehr, jemandem den üblichen Gruß *frohe Weihnachten* zu entbieten.
Zu dominierend ist das Gefühl geworden, das Prosciutto hier beschrieben hat, das der empfundenen Scheinheiligkeit und der Doppelmoral.
Da ich nicht mehr zu diesem Glauben stehen kann, paßt auch der Weihnachtswunsch nicht mehr.
Ich wünsche daher lieber, und ehrlicherweise, schöne Feiertage. Das kann ich voll unterschreiben, ohne rote Ohren zu kriegen.
Meine japanischen Freunde schätze ich außerordentlich, sie sind - außer einem - keine Christen, aber großartige Menschen. Ich will nicht einsehen, daß die kulturell hergebrachte Konfession eines edlen Menschen irgendetwas mit seinem Schicksal oder nachtodlichem Geschick zu tun haben soll.
Wer die Weihnachtstage religiös erleben kann und will, soll dies tun, wer die konfessionellen Postulate für zweifelhaft hält, soll nach seiner Facon die Stimmung genießen. Wer es ganz ablehnt, hat halt Freizeit.
Und wer die religiösen Überlieferungen als fragwürdige Märchen ansieht oder gar eine Gefahr darin erkennt, wer die kirchlichen Institutionen verachtet, wird sich wieder mächtig ärgern können. Ich tu mir den vergoldeten nuschelnden Zitterpaule nicht an.
Bevor ich einmal mit Weihnukka feiern würde, würde ich lieber einen Flug in die Südsee buchen und warten, bis die Luft wieder rein ist.
>Wer ist denn noch wirklich heilig, glaubt an Gott, lebt nach Religionen, nimmt sich den Inhalt der Bücher"Bibel" oder"Koran" zu Herzen und feiert den tatsächlichen Grund von Weihnachten?
Es gibt genügend Leute, die das sogar alles wortwörtlich nehmen.....
>Weihnachten kann mir gestohlen bleiben. Gut, ich habe zwar noch eine Konfession (reformiert) und wurde getauft, aber der Dreck kann mir gestohlen bleiben. Was soll das scheinheilige Getue
da mußt Du Dir als erstes an die eigene Nase fassen, einerseits alles schroff abzulehnen, andererseits das Fähnchen immer noch am Mast zu haben und auch noch für diesen Verein zu bezahlen....das erinnert so an die Wähler, die immer das (kleinere) Übel wählen und sich hinter wundern, daß ein Übel an der Macht ist......wenn Du etwas für scheinheilig empfindest, solltest Du dazu stehen und Dich offen distanzieren.
So, wie ich, der demonstrativ bei der Beisetzung nicht mit in die kirchliche Andacht ging - als einziger. So viel Rückgrat leiste ich mir.
>>und was bringt es den Menschen, an etwas nicht Existierendes (Gott) zu glauben
och, Gott existiert bestimmt, aber er ist für alle da, und steht weit über solchen befremdlichen Riten und Kulten, die ein paar Kuttenträger für allgemeinverbindlich erklärt und die Patentrechte daran kostenpflichtig beanspruchen..........für mich ist das so, als stünde an einem Waldeck jemand an einem selbst aufgestellten Kassenhäuschen und würde Eintritt für das Betreten des Waldes einnehmen.........obwohl links und rechts der Wald für alle offen ist. Wer lieber am Kassenhäuscken vorbei marschiert und Maut zahlt, soll das, wenn es ihm was gibt - ich sehe darin keinen Sinn und ziehe es vor, die Mauthäusler nicht zu alimentieren.
>>und nach Vorgaben (Religionen und deren Büchern) zu leben?
wie gesagt, es gibt genügend Leute, denen dies Halt gibt und die sich außerhalb ihrer Konfession alleine fühlen würden.
Wodurch diese den Glauben hernehmen, daß das in den Büchern niedergeschriebene auch authentisch sein soll, erschließt sich mir hingegen nicht. Am Prophezeiungsforum klärte *Hubert* das so auf, daß es eben Wahrheit gäbe und Wirklichkeit, was beides zwei verschiedene Ebenen seien. Für mich ist das nicht einsichtig, aber ich bin ja auch Ketzer.
>>Nächstes Jahr trete ich aus der Kirche aus.
ein Vorsatz fürs neue Jahr ;-), aber warum rausschieben? Ich habe das schon lange Jahre hinter mir - und muß nicht feststellen, daß damit etwa das Lebensgück abhanden gekommen wäre. Je länger man sich davon verabschiedet hat, desto weniger wirken noch tief eingefahrene Tabu-Gefühle nach, und desto befremdlicher wirken auf einen die ganzen berühmt-berüchtigten Bekenntnisse und Dogmata.
>>OK, die Weihnachtsdekoration find ich ziemlich schön, die Lichter gefallen mir auch und es ist schön, mit der Familie zusammen zu sein, aber der kommerzielle Schrott muss nicht sein.
den kommerziellen Druck mußt Du ja intern nicht mitmachen.
In diesem Sinne allen angenehme Feiertage vom Baldur
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Tobias
22.12.2003, 17:54
@ Baldur der Ketzer
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A propos Karten: *Walter und die Weihnachstkarten*:-) |
-->Walter und die Weihnachtskarten
Es war der 24. Dezember. Walter und ich hatten abgemacht, uns nach dem Mittagessen zum Kaffee zu treffen. Einmal mehr wunderte ich mich über die vielen Menschen in der Stadt. Dass die ihre Weihnachtseinkäufe auch immer im letzten Moment machen mussten, das fand ich ja sowas von primitiv.
Walter, der den ersten Cappuccino schon fast fertig geschlürft hatte, begrüsste mich mit einem Hauch von Milchschaum auf der Nasenspitze und den Worten:"Was schleppst denn du da mit dir herum?"
"Wie? Was? Ach das?" entgegnete ich etwas verlegen, da mir klar wurde, dass auch ich heute noch eingekauft hatte."Das ist nur ein neuer Staubsauger für meine Frau."
"Aha!" blökte Walter halb vorwurfsvoll, halb schadenfreudig."Tu quoque fili Brute, auch du machst deine Weihnachtseinkäufe im letzten Moment!"
"Jetzt gib' mal nicht so an mit deinen acht Jahren Latein," gab ich zurück."Und überhaupt. Das sind keine Weihnachtseinkäufe. Das ist ein Wassersauger. Und den muss ich nun mal heute kaufen, weil die alte Nilfisk-Rochel gestern den Geist aufgegeben hat. Hast du übrigens gewusst, dass Wassersauger viel hygienischer sind und du nie mehr Staubsäcke kaufen musst?"
"Du lenkst vom Thema ab," sagte Walter."Und wenn schon Wassersauger, dann will ich mal deine Frau fluchen hören, wenn sie diese grausige Sosse entsorgen muss. Das wird ein Heidenspass! Hast du deine Bankrott-Erklärungen eigentlich schon verschickt?"
"Bankrott-Erklärungen? Ich bin doch nicht bankrott. Mir geht's so gut wie noch nie!" antwortete ich empört.
"Ich meine ja auch nicht die finanziellen, ich meine die seelischen Bankrott-Erklärungen," korrigierte mich Walter."Die Weihnachts- und Neujahrskarten!"
"Ach so! Und warum, mein Lieber, sollten das Bankrott-Erklärungen sein?" wollte ich wissen.
"Gegenfrage," sagte Walter triumphierend,"wie viele von den Leuten, die dir dieses Jahr eine Weihnachtskarte geschickt haben, haben sich im Laufe des Jahres einmal bei dir gemeldet?"
Ich musste nachdenken."Also, wenn du mich so fragst, eigentlich wenige. Bei vielen habe ich mich gefragt, ob sie nicht ein wenig überrascht wären, wenn ich diese Karte zum Anlass nähme, um den Kontakt mit ihnen wieder aufzunehmen. Diejenigen, mit denen man ständig in Verbindung ist, hat man ja eh' irgendwann in diesen Tagen am Telefon und wünscht sich so alles Gute. Aber Hand aufs Herz: Findest du das denn nicht auch schön, dass gewisse Menschen wenigstens einmal im Jahr an mich denken und sich sogar die Mühe machen, mir eine Karte zu schicken?"
"Warum muss es dann ausgerechnet an Weihnachten sein?" fragte Walter.
"Warum nicht an Weihnachten?" gab ich zurück.
Jetzt kam Walter aber in Fahrt."Atheisten aller Länder, vereinigt euch!" rief er aus."Das ganze Jahr über sollst du dem schnöden Mammon nachjagen und sündigen, was das Zeug hält. Einmal aber sollst du den alten Christengott mit seinem fanatisch angehauchten Sohn auferstehen lassen, auf dass alle so tun, als ob sie an ihn glaubten. Und es sollen Karten verschickt werden, die da sagen 'Alles Liebe in dieser frohen Zeit' und die da meinen 'Schau her, du Arsch, ein Jahr lang konntest du mir gestohlen bleiben, aber jetzt habe ich mein Adressbuch zur Hand genommen, und da stehst du leider immer noch drin, da vergass ich völlig, warum wir uns eigentlich nie mehr wiedersehen wollten und schicke dir jetzt diese Karte, jetzt hast du aber ein ganz schön schlechtes Gewissen, was?'"
"Du denkst tatsächlich, die meinen das so?" fragte ich ungläubig.
"Na, frag' sie doch mal!" forderte Walter mich auf.
"Selbst wenn es so wäre, die würden das doch nie zugeben!" entgegnete ich.
"Eben, deswegen sag' ich doch: Seelische Bankrott-Erklärung!"
"Du magst ja recht haben, lieber Walter," sagte ich,"aber jetzt lass' uns mal den Cappuccino bezahlen. Ich sollte nach Hause. Meine Frau will noch staubsaugen, bevor die Gäste kommen."
"Ihr habt Gäste?" fragte Walter mit neugierigem Unterton.
"Na ja, wie immer. Die ganze Familie ist da. Ich hätte zwar ganz gerne mal Weihnachten mit meiner Frau allein gefeiert. Aber du weisst ja..."
"Was weiss ich?" foppte Walter."Nichts weiss ich. Weihnachten ist das Fest der Liebe. Und wenn deine Eltern dich wirklich liebten, dann würden sie dich Weihnachten so feiern lassen, wie's dir am liebsten ist."
"Walter..." versuchte ich zu unterbrechen. Doch Walter war wieder einmal nicht zu bremsen.
"...Nimm dir ein Beispiel an den Vögeln. Sie werden gefüttert und aufgezogen, und sobald sie flügge sind, schwupp, raus aus dem Nest und ein eigenes Leben begonnen. Und da gibt's nie eine Diskussion 'gehen wir diese Weihnachten zu deinen oder zu meinen Eltern?'"
"Aber das kann man doch nicht so verallgemeinern. Es gibt doch sicher auch Menschen, die gerne zu ihren Eltern gehen und das Fest der Liebe im Kreis der Familie feiern wollen."
"Meinetwegen," meinte Walter kleinlaut.
"Was? Keine Widerrede aus deinem Munde? Wie kömmt, Hochwürden?"
"Meinetwegen," wiederholte Walter."Ich hab' ja sowieso keinen, der mit mir feiern will."
Jetzt tat mir Walter aber richtig leid."Du, ich hätte dich so gerne eingeladen heute," versuchte ich ihn zu trösten."Aber du mit deinem Zynismus, das verträgt sich nicht mit meinen Eltern. Das gäbe die schlimmste Weihnacht seit damals, als zwei meiner Geschwister in Trennung lebten und dennoch mit ihren grantigen Ex-Partnern aufkreuzten."
"Ich soll ein Zyniker sein?" Walter spielte den Beleidigten."Haben wir nicht gerade herausgefunden, dass die Weihnachtskartenschreiber und Familienfeier-Freaks die Oberzyniker der Nation sind?"
"Schon gut, Walter," beschwichtigte ich ihn."Wir müssen das ein andermal weiter diskutieren. Ich muss jetzt. Ach, übrigens, da habe ich noch eine Karte für Franz Kugler. Den kennst du ja auch. Kannst du mal unterschreiben?"
"Franz Kugler, der Literatur-Professor?" fragte Walter."Den hab' ich ja eine Ewigkeit nicht gesehen. Was macht der eigentlich?"
"Na ja," antwortete ich,"beruflich gut wie immer. Verdient seine zwanzig Mille an der Uni. Aber privat hapert's ein wenig. Seine Frau will sich scheiden lassen, und seine Tochter ist in der Schule beim Kiffen erwischt worden. Was, meinst du, sollten wir auf die Karte schreiben?"
"Wie wär's denn," sagte Walter,"mit 'Alles Liebe in dieser frohen Zeit?'"
Einen Moment lang schauten wir uns an und versuchten, ernst zu bleiben. Dann konnten wir uns auf einmal nicht mehr halten vor Lachen.
"Gottseidank," sagte Walter zum Abschied,"ab morgen früh haben wir wieder Ruhe für ein Jahr!"
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Liebe im Herzen und ein paar besinnliche Tage wünscht
Tobias
<ul> ~ Hier ist's her</ul>
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