Trithemius
22.12.2003, 12:34 |
Die Parmalat-Pleite: Jetzt sind's schon 7 Mrd Euro"Loch" (NZZ) (owT) Thread gesperrt |
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monopoly
22.12.2003, 13:02
@ Trithemius
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Re:Die Parmalat-Pleite: Weis jemand wies um Berlusconis Imperium steht? |
-->Mediaset, Fininvest? Wie nahe sind die am Abgrund?
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monopoly
22.12.2003, 15:00
@ Trithemius
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Re: Die Parmalat-Pleite: Es könnten auch 10 Mrd sein - Risiko für ITA Banksystem |
-->Parmalat-Finanzloch weit größer als angenommen
Bild vergrößern
Rom (AFP)
Das Finanzloch beim italienischen Nahrungsmittelkonzern Parmalat ist nach Presseberichten weit größer als angenommen. Wie die"Financial Times" berichtete, fehlen in den Kassen des Unternehmens mehr als sieben Milliarden Euro. Bisher hat Parmalat offiziell lediglich ein Finanzloch in Höhe von 3,95 Milliarden Euro eingeräumt, das in den Büchern der auf den Cayman-Inseln angesiedelten Tochter Bonlat entdeckt wurde.
Die italienische Zeitung"Corriere della Sera" berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass der Fehlbetrag definitiv bereits auf sieben Milliarden Euro gestiegen sei. Es gebe Hinweise, dass weitere Summen fehlten. Insgesamt könnten in den Bilanzen des Unternehmen zehn Milliarden Euro zu viel ausgewiesen sein.
dpa-afx
BNL ist mit 110 Millionen Euro bei Parmalat investiert
Montag 22. Dezember 2003, 13:18 Uhr
Banca Nazionale del...
BANI.MI
1.9200
-0.0730
Parmalat Finanziaria...
PRFI.MI
0.1000
-0.2000
ROM (dpa-AFX) - Die italienische Banca Nazionale Del Lavoro (Mailand: BANI.MI - Nachrichten) (BNL) SpA ist mit 110 Millionen Euro bei dem angeschlagenen Lebensmittelhersteller Parmalat investiert. Das sagte Vorstandschef Luigi Abete am Montag in Rom. Die finanziellen Probleme bei Parmalat (Mailand: PRFI.MI - Nachrichten) ANZEIGE
seien eine Gefahr für das italienische Bankensystem.
Am (Amsterdam: AMSTL.AS - Nachrichten) vergangenen Freitag war bekannt gegeben worden, dass es bei dem einstigen italienischen Vorzeigeunternehmen Parmalat vermutlich durch Buchfälschung ein Bilanzloch von knapp vier Milliarden Euro gibt. Ein angebliches Bankkonto über diese Summe bei der Bank Of America (NYSE: BAC - Nachrichten) soll einfach nicht existieren.
Die Justiz hatte die Ermittlungen aufgenommen. Parmalat-Gründer und Vorstandschef Tanzi war vor einer Woche zurückgetreten und durch den Unternehmenssanierer Enrico Bondi ersetzt worden./FX/mur/she
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Ob sich Berlusconi wieder so ein schönes Bilanzgesetz einfallen läßt, wie für seine Pleitefussballclubs?
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dottore
22.12.2003, 15:58
@ monopoly
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Re: Die Lage ist höchst ungemütlich - turn of the tide? |
-->Hi,
danke zunächst für weitere Infos.
Ein Loch von 10 Mrd Euro wird vermutlich zur Nagelprobe nicht nur für diverse Banken, sondern für die Banca d'Italia selbst, von den WPs und der Börsenaufsicht ganz zu schweigen.
Das Unternehmen mit 7,5 Mrd (angeblichem) Jahresumsatz und 36.000 Mitarbeitern in 30 Ländern soll 3 Mrd Bankkredite und 6 Mrd Obligationen ausstehen haben. Die Aktien sind im MIB 30 in Mailand und sollen dort Morgen rausgenommen werden.
Wie läuft nun so was ab. Es gibt diverse Parallelen:
Ferruzzi-Pleite mit Selbstmord des Chefs Raul Gardini (wer kennt nicht seinen schönen Palazzo Dario in Venedig), der sich unter Hinterlassen eines Visitenkärtchens und dem Wort"Grazie!" darauf verabscheidet hat - Kopfschuss; ob von ihm oder freundlichen Helfern, wer weiß. Die wurde vor 10 Jahren in der sich anbahnenden Mega-Hausse weggesteckt. Ähnlich die Pleite des"Tigers" Benedetti (Ex-Olivetti usw.).
In der Schweiz hatten die Italiener via Chiasso der SKA einst einen (leeren) Liechtensteiner Trust angedreht, und die Schweizer Nationalbank (!) gab eine Patronatserklärung ab, womit ein Flächenbrand verhindert wurde.
In dieser Richtung müsste jetzt die Banca d'Italia marschieren, wobei ihr die berüchtigte tier-2-Passage der EZB-Statuten zur Hilfe kommt, die ausdrücklich auch den Kauf von Aktien den ZBs erlaubt, allerdings (wie vorausschauend!) den"südlichen".
Geht die Banca rein, immerhin war Staatschef Ciampi einst ihr Chef, haben wir einen Präzedenzfall. Nicht so sehr weil sie Aktien kauft, sondern weil sie - ex Kapitalerhöhung - megamäßig rein müsste, denn falls nicht, wird so gut wie alles auf der Parmalat-Passivseite uneinbringlich, was der Finanzssektor nicht wegstecken kann. Überdies müssen heute oder Morgen 400 Mio Euro von Parmalat nach Brasilien (Kauf eienr Beteiligung) überwiesen werden...
Die Italiener heben dann schlicht ab. Dass der Sanierer (Enrico Bondi) in den zwei Jahren Gläubigerschutz ("amministrazione controllata") die Bude retten kann, darf angesichts der Summen als Hirngespinst bezeichnet werden.
Das Ganze erinnert auch an die Pleite der Bremer Nordwolle 1931, die wenig später die zweite größte deutsche Bank (Danat) einriss und, nachdem diese ihre Schalter schließen musste, den Rest der deutschen Banken, siehe Rolf E. Lüke dazu (hier bestens bekannt).
Geht die Banca rein, bedeutet dies im Klartext: Es darf auf die ZB gezockt werden - je größer die Pleite, umso sicherer, dass sie am Horizont erscheint. Dieser moral hazard kann in eine positive Richtung ausschlagen ("ah, jetzt kann nichts mehr passieren, also rein ins Volle"), kann aber auch das Gegenteil bewirken ("ah, schnell noch abwickeln, solang die ZB auf hat").
Große Pleiten sind halt große Pleiten und überall, wo das Schild steht "the tide turns here!" sind sie das Essential.
Gruß!
PS: Pikant ist auch die Weihnachtszeit; die erspart zwar Bank- und Börsenfeiertage, dient aber stets auch der Besinnung. Wer weiß, wer weiß, was"zwischen den Jahren" läuft und was wir im Januar dann vorfinden?
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fridolin
22.12.2003, 16:15
@ dottore
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Frage - Südliche Zentralbanken? |
-->In dieser Richtung müsste jetzt die Banca d'Italia marschieren, wobei ihr die berüchtigte tier-2-Passage der EZB-Statuten zur Hilfe kommt, die ausdrücklich auch den Kauf von Aktien den ZBs erlaubt, allerdings (wie vorausschauend!) den"südlichen".
<font color=#0000FF>Erlauben die Statuten der EZB den Zentralbanken einiger (südlicher?) Mitgliedsländer etwas, was den Zentralbanken anderer Mitgliedsländer untersagt ist? Ich ging bislang von einheitlichen Regeln für alle Zentralbanken in Euroland aus.</font>
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dottore
22.12.2003, 16:29
@ Trithemius
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Re: Nice chart - bei 0,1 ein schöner Zock - oder was für die Kellerbar-Tapete |
-->Hi,
der Kursverlauf von Parmalat ist irgendwie interessant, zumal wenn man sich die stoßartige"Erholung" ab Frühjahr 03 anschaut:
[img][/img]
Wie gesagt: wer weiß, wer weiß...
Aber nicht die Weihnachtslauen verderben lassen, der DeuBa hat's auch nichts geschadet; sie hält 5,1 % der Parmalat-Aktien und hat sie gerade an die Leitenden verschenkt - wahlweise zum Kaminanzünden oder Dazukaufen und Rumzocken.
Gruß!
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dottore
22.12.2003, 16:43
@ fridolin
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Re: Die große Stunde der italienischen Finanzakrobaten! |
-->>In dieser Richtung müsste jetzt die Banca d'Italia marschieren, wobei ihr die berüchtigte tier-2-Passage der EZB-Statuten zur Hilfe kommt, die ausdrücklich auch den Kauf von Aktien den ZBs erlaubt, allerdings (wie vorausschauend!) den"südlichen".
><font color=#0000FF>Erlauben die Statuten der EZB den Zentralbanken einiger (südlicher?) Mitgliedsländer etwas, was den Zentralbanken anderer Mitgliedsländer untersagt ist? Ich ging bislang von einheitlichen Regeln für alle Zentralbanken in Euroland aus.</font>
Hi,
die Südlichen dürfen auch Aktien reinnehmen bzw. Papiere von"staatsnahen" Banken. Das würde dann so laufen:
Irgendein Banco (in Staatshand) übernimmt die Platzierung, refinanziert dies durch Mega-Anleihe, die von anderem Banco (dito) übernommen würde, der die Papiere dann der Banca weiterreichen darf.
Nur bei dem Volumen, zumal es stossartig laufen müsste, halte ich das für ausgeschlossen. Eher wahrscheinlich:"Patronatserklärung" o.ä., aber ein Patronat für definitive Uneinbringlichkeiten (Parmalat hat je Bonds als zurück bezahlt gebucht, die weiter ausstehen; hat Konten angeben, Cayman Islands, die - so die Bank of America, die passiv bebucht wurde - nicht existieren) - da müssen sich die Italiener wirklich was einfallen lassen.
Aber wer weiß? Alles haben sie erfunden, die"Lombarden", den Lombard, den cambio, insonderheit den cambio secco (zum Wechselreiten) den giro, die monte dei paschi und pietatis, die partes (Aktien), die obligazione (schon der Name!), den Scheck, siehe Bau-Akten Pisa, tratto, contango, banca (auch banca rotta) und banco, conto & disconto -
die Jungs sind echt GUT, und jetzt schlägt wieder eine ihrer großen Stunden.
Gruß!
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JLL
22.12.2003, 17:10
@ dottore
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Re: Bargeldsammler sollten Euro-Noten mit führendem 'S' meiden. ;-) (owT) |
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Emerald
22.12.2003, 17:29
@ monopoly
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Mit einem Down-Rating für Italia kann ziemlich sicher gerechnet werden (owT) |
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Minos
22.12.2003, 19:43
@ dottore
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Lüke, Rolf E.: 13. Juli 1931. Das Geheimis der deutschen Bankenkrise |
-->eben bei www.sfb.at bestellt. Bin nun mal gespannt!!!
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politico
22.12.2003, 20:07
@ dottore
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Was ist mit Fiat? |
-->Danke für die grossartige Analyse!
In Italien ist noch eine weitere Megapleite im Kochen: Fiat.
Was passiert, wenn die auch untergehen. Da sind die Schulden noch höher.
Scheidet Italien dann aus dem Euro aus?
Politico.
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fridolin
22.12.2003, 20:22
@ politico
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Lösung |
-->Das wird dann wahrscheinlich mit fiat money gelöst... ;-)
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LenzHannover
22.12.2003, 20:36
@ monopoly
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DeuBank: rund 120 Millionen € Verlust sind nix Besonderes |
-->(ehemaliger Wert 126 abzgl. aktueller Restwert = 5 Mio €)
Ob die von Parmalat vielleicht noch diverse Anleihen haben und deshalb die 120 als nix Besonderes bezeichnen?
SPIEGEL ONLINE - 22. Dezember 2003, 18:39
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,279517,00.html
Pleitekandidat Parmalat
Berlusconi mimt den Retter der Milchbauern
Italiens Premier Berlusconi verspricht, zumindest Teile des Milch-Konglomerates Parmalat zu retten. Für 100.000 Kleinanleger kommen diese Versuche zu spät. Auch die Deutsche Bank hat dreistellige Millionenverluste erlitten.
Rom - Zwar steht das genaue Ausmaß des Finanzskandals beim italienischen Milchprodukte-Konzern Parmalat noch nicht fest, aber die Börsen haben ihr Urteil schon gefällt. Die Aktie von Europas größtem Milchproduzenten ist praktisch wertlos. An der Mailänder Börse verabschiedete sie sich am Montag mit einem Kurs von 0,11 Euro. Ab Dienstag wird sie nicht mehr im Leitindex Mib-30 der Mailänder Börse gelistet sein.
Unter den Leidtragenden ist auch die Deutsche Bank. Sie hält eine Beteiligung von 5,157 Prozent an Parmalat - das entspricht rund 42 Millionen Aktien. Im September war dieses Paket noch rund 126 Millionen Euro wert, jetzt sind es nicht einmal fünf Millionen. Eine Sprecherin der Bank sagte SPIEGEL ONLINE, es handele sich bei der Beteiligung um eine Handelsposition, der Verlust sei nichts Besonderes. Die mehr als 100.000 Kleinanleger, die allein in Italien Parmalat-Aktien im Depot haben, dürften das weniger gelassen sehen.
Ministerpräsident Silvio Berlusconi versprach, die Ursachen des Skandals genau untersuchen zu lassen und auch Italiens Finanzaufsicht zu reformieren."Das System der Kontrollen hat nicht funktioniert," sagte er. Zudem will er versuchem, zumindest Teile des Konzerns zu retten."Die Regierung wird intervenieren, um den operativen Teil des Unternehmens zu sichern und um seine Arbeitsplätze zu schützen", sagte der Premier. Parmalat beschäftigt weltweit rund 35.000 Arbeitskräfte, 4000 davon in Italien. Einzelheiten, wie das Unternehmen gerettet werden soll, nannte Berlusconi nicht. Sein Kabinett solle am Dienstag darüber beraten. Befürchtet wird, dass ein Zusammenbruch des Konzerns weite Bereiche der Wirtschaft treffen könnte. So wurde Parmalat von tausenden Milchbauern beliefert.
Vergangenen Freitag war bekannt geworden, dass das Unternehmen praktisch zahlungsunfähig ist. Wie sich herausstellte, existierte ein angebliches Guthabenkonto mit über vier Milliarden Euro bei der Bank of America gar nicht. Bilanzfälschung sei offensichtlich, teilte am Montag die Mailänder Staatsanwaltschaft mit, nachdem sie Räume zweier Wirtschaftsprüfungsgesellschaften durchsucht hatte. Dabei handelte es sich um die Firmen Grant Thornton und Deloitte & Touche, die Parmalats Bilanzen testiert hatten. Insider gehen davon aus, dass in der Bilanz Guthaben bis zu zehn Milliarden Euro verbucht sein könnten, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt.
In Italien wird bereits über die Zukunft des Unternehmens spekuliert, eine Zerschlagung des Konzerns wird nicht ausgeschlossen. Gerüchten zufolge könnten die Lebensmittelkonzern Nestlé und Kraft an Parmalats Milchsektor interessiert sein. Der amerikanische Getränkekonzern Coca-Cola umwerbe die renommierte Obstsaftmarke Santal des Konzerns, heißt es weiter.
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JLL
22.12.2003, 20:40
@ monopoly
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Re: Management bei Milchschäumer. Nach kurzer Zeit isser wech. ;-) (owT) |
-->
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politico
22.12.2003, 20:52
@ fridolin
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Daher heisst es Fiat Money |
-->>Das wird dann wahrscheinlich mit fiat money gelöst... ;-)
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EM-financial
23.12.2003, 01:35
@ dottore
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Die Erholung war staatsfinanziert... |
-->Bin noch nicht durch mit dem lesen...
Was bei Parmalat erschüttert ist die Geschwindigkeit der Pleite und wie schnell es passieren konnte.
Das stellt selbst Enron in den Schatten und zeigt wie gekocht die Bücher in Europa sein können.
Die Anleihen stehen schon bei 20 und ich denke nicht, dass man in der Aktie noch Geld verdienen kann.
Selbst für Spekulationen scheint mir das Teil im Gegensatz zu ABB oder Ahold, zu gefährlich zu sein.
Vielleicht findet man noch was und Silvio will das DIng anscheinend retten... Das spricht dann noch für die Anleihen aber die Aktie??? keine Ahnung!
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Emerald
23.12.2003, 05:02
@ dottore
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nicht zu vergessen die 'Emballagen' |
-->ab sofort werden in Bella Italia einige Nahrungs-Mittel:
Salami
Panettone
Formagio
Pasta
ausschliesslich in 'Aktien-Zertifikaten' der Parmalat verpackt über den
Laden-Tisch gereicht mit dem Zwecke:
a) Umverteilung des dem Volke (Latte d'Italia) gehörenden Vermögens
b) Näher-Bringen des Aktien-Sparens (tiefer kann man nicht beginnen!)
c) maximale Vorteile der Papier-Beschaffung und gleichzeitig praktische Entsorgung via Konsument.
d) effiziente Storno-Buchung der Bahamas-Guthaben an der Laden-Kasse
Emerald.
PS: Italien ist in der Tat Weltmeister mit seiner offshorischen"Bolsa"
und sollte seine Tricks dringend exportieren, an Abnehmern fehlt es nicht!
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