-->Mittwoch, 7. Januar 2004
Die Wasser der Fed
von Jochen Steffens
Heute morgen, vor dem Aufstehen, fiel mir ein netter Vergleich ein, den ich Ihnen nicht vorenthalten will. Dieser Vergleich beschreibt einen der maßgeblich Faktoren, der die Börse zurzeit beeinflusst. Wenn Sie dieses Konzept verstehen, wird es Ihnen in den nächsten Jahren ein wichtiger Kompass im den stürmischen Wassern der Börsen sein können.
Sie wissen, die internationalen Börsen werden von den amerikanischen Märkten maßgeblich beeinflusst. Doch was bewegt die amerikanischen Märkte? Nein, es sind nicht die Anleger, nicht einmal die institutionellen, im Moment ist es ausschließlich die amerikanische Notenbank, die FED.
Stellen Sie sich die Fed wie einen riesigen Stausee vor, dessen Wasser für Geld - für Liquidität (liquid=flüssig) steht. Hinter dem Stausee, nach der Staumauer, gibt es einen weiteren See: die Börse, die in einen Fluss (Gewinnmitnahmen/Investitionen etc.) mündet.
An der Staumauer gibt es eine Schleuse. Diese Schleuse wird von der FED gesteuert. Die FED kann sie absenken (öffnen), dann fließt viel Wasser in den See (Börse/Wirtschaft) und dann auch in den Fluss. Oder die FED kann sie anheben (schließen) und den Wasserfluss damit stoppen- es fließt weniger Wasser in den See. Sie werden es vielleicht schon erraten haben, die Schleuse sind die US-Leitzinsen.
Senkt also die FED die Zinsen, dann fließt viel Wasser in den dahinterliegenden See. Der Wasserspiegel des Sees steigt an - die Börsenkurse ziehen an.
Gleichzeitig fließt immer wieder Wasser aus dem See in den Fluss - das sind die Gewinne die aus der Börse genommen werden. Hebt die FED die Zinsen - schließt sie die Schleusen, dann fließt weniger Wasser in den See. Irgendwann gibt es einen Punkt, an dem dann weniger Wasser in den See fließt, als in den Fluss abfließt. Der Spiegel des Sees sinkt - damit die Börsenkurse.
Dieses"Gleichgewicht" zwischen Zufluss und Abfluss beeinflusst maßgeblich die Börsen. Es ist einer der wichtigsten Faktoren, die die amerikanischen Börsen steigen oder fallen lassen. (Natürlich gibt es auch noch andere Umstände, die den See mit Wasser versorgen, doch das lassen wir im Moment einmal außer acht)
Eigentlich ist dieser Vergleich alles, was man im Moment wissen muss. Schauen Sie sich die letzten Jahre an. Ab 2000 erhöhte die FED die Zinsen und würgte damit den Zufluss in die Börsen ab. Die Folge. Der See trocknete aus, die Kurse brachen dramatisch ein. Danach senkte die FED die Zinsen wieder und öffnete damit die Schleusen ganz weit. Die Folge: Der See wurde überflutet, die Kurse explodierten.
So einfach kann die Börse sein. Natürlich ist dieses Konzept besonders in Phasen aggressiver Geldpolitik von Bedeutung.
Nun gibt es Probleme. Die Schleusen stehen weit auf. Der Stausee hat jedoch nicht unbegrenzt Wasser. Mit anderen Worten, der Wasserspiegel im Stausee sinkt. Im Moment fließt quasi das Geld hauptsächlich durch ausländisches Kapital in diesen Stausee. Wenn das ausländische Kapital den Wasserbedarf (Geldbedarf) nicht mehr füllen kann, dann muss die FED die Schleusen schließen (Zinsen anheben), damit der Stausee nicht austrocknet.
Ein weiteres Problem: Gleichzeitig verdunstet aber auch in dem See das Wasser, das nennt man Inflation (steigende Preise). (Eine Deflation wäre dann wohl, wenn es reinregnet - na gut, hier fängt der Vergleich an zu hinken.)
Je größer der See, je größer die Oberfläche, desto mehr verdunstet das Wasser (Wirtschaftswachstum treibt die Preise - Inflation ist reale Entwertung des Geldes, dass heißt es ist faktisch weniger Geldwert vorhanden oder weniger Wasser). Bei einer Niedrigzinspolitik kann es irgendwann dazu kommen, dass mehr Wasser verdunstet, als noch zugeführt werden kann. Dann sinken sogar trotz geöffneter Schleusen die Wasserstände (Börsenkurse).
Die Schleusen stehen so weit auf, wie selten. Der See - die Börse, wird mit Unmengen Wasser sozusagen geflutet - der Wasserstand und damit die Börsenkurse steigen. Gleichzeitig wächst die Gefahr der Inflation, der Verdunstung. Auf der anderen Seite verliert der Stausee, durch die zu weit geöffneten Schleusen, immer mehr Wasser. Von dieser Seite besteht ebenfalls die Gefahr, dass der See austrocknet.
Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis die FED die Zinsen anheben muss und die Schleusen schließen wird. Spätestens dann, wenn die Inflation ansteigt (achten Sie auf die US-Preissteigerungsraten) oder wenn kein ausländisches Kapital mehr in den Stausee zufließt.
Eins ist sicher, selbst wenn die Zinsen nur leicht steigen, wird es im dahinter liegenden See erst einmal schnell zu einem sinkenden Wasserspiegel kommen. Denn der Abfluss (Gewinnmitnahmen) wird sehr stark sein. Würden die Zinsen weiter steigen, würde der Wasserstand wie 2001 einbrechen.
Die Zinsen werden steigen, das ist nicht die Frage. Die Frage ist: Wann! Die Institutionellen werden versuchen möglichst rechtzeitig ihre Gewinne mitzunehmen, bevor die Zinsen steigen und die Massen begreifen, dass die Wasserstände nun sinken. Deswegen achten Sie auf die Wirtschaftdaten.
Die vorherrschende Frage in den nächsten Monaten wird sein: Boomt die Wirtschaft? Denn wie Sie wissen: Boomt die Wirtschaft, steigt die Gefahr der Inflation. Die FED kann dann nur reagieren, in dem Sie die Schleusen schließt und damit den Wirtschaftsboom eindämmt und für nicht weiter steigende Wasserstände sorgt. Das muss sie in diesem Fall möglichst schnell machen. Denn wenn zu dem Effekt der hohen Verdunstung auch noch die Schleusen geschlossen werden, belasten direkt zwei Effekte die Märkte.
Geschieht das zu spät, wird der See schnell austrocknen, man nennt das auch Crash. Die FED muss also eigentlich reagieren, kurz bevor die Verdunstung zu groß wird (eine Zinssenkung wirkt sich auf die Wirtschaft mit sechsmonatiger Verzögerung aus). Sie sehen, wie riskant die aktuelle Politik der FED ist.
In den nächsten Wochen werden Sie demnach folgendes beobachten können. Kommt es zu sehr guten US-Konjunkturdaten, dann werden die Kurse fallen. Denn mit guten Wirtschaftsdaten steigt die Gefahr einer Zinssteigerung. Kommt es zu schlechten Wirtschaftsdaten, dann sinkt die Gefahr der Zinssteigerung - die Kurse steigen.
Das ist das Spiel, was in den nächsten Monaten gespielt werden wird. Einige Anleger werden sich wundern, warum gute US-Konjunkturdaten fallende Kurse bewirken und schlechte Daten steigende Kurse. Sie nicht mehr...
Schöner Vergleich
Quelle Investor´s Daily
Gruß Ackid
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-->>Stellen Sie sich die Fed wie einen riesigen Stausee vor, dessen Wasser für Geld - für Liquidität (liquid=flüssig) steht. Hinter dem Stausee, nach der Staumauer, gibt es einen weiteren See: die Börse, die in einen Fluss (Gewinnmitnahmen/Investitionen etc.) mündet.
xxx Da isses wieder: Das berühmte Netto-Geld ...siehe ELLIs Grafiken, siehe marschs Seite...
Aus all dem (http://www.miprox.de/Wirtschaft_allgemein/Vom_Glauben_und_Wissen_ueber_Kredit_Geld_und_den_Geldumlauf.html) sollte ersichtlich werden, dass die Zentralbank die Möglichkeit der Steuerung des Geldwesens, die man glaubt, bei ihr finden zu können, real nicht hat. Es ist dies vielmehr ein Glaube. Und dieser Glaube - und nicht die realen Strukturen sind es, die der Zentralbank einen Einfluss verschaffen. Nicht die rationale Erklärung von Zusammenhängen zeichnen einen Zentralbankchef aus, sondern die gleichsam priesterliche Verbreitung von Glauben und Vertrauen. Insbesondere die US-amerikanischen Zentralbank, die Federal Reserve, repräsentiert durch die Persönlichkeit eines Alan Greenspan, hat hier großen psychologischen Einfluss. Seine Bemerkungen dienen in einer Welt der Gläubigkeit als Ansage, nach der sich der Boulk der Geldspekulanten deshalb ausrichtet, weil alle glaube, dass sich fast alle danach ausrichten - was sich dann in Form der Self-fullfilling prophecy auch als zutreffend herausstellt.
Die strukturelle Steuerungsmöglichkeit aber fehlt der Zentralbank. Geld wird ja nicht von dieser, sondern von den Geschäftsbanken bereitgestellt. Diese Bereitstellung aber hängt ganz wesentlich von der Verschuldungsbereitschaft der Unternehmen, des Staates und der Haushalte abhängt.
Gruß ins Land der Geldtruhen
Firmian
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