Emissionär
20.05.2000, 19:39 |
Normalisierung Thread gesperrt |
Nach der nun wohl abgeschlossenen Euphoriephase kommen wir nun in eine Ernüchterungs- Nachdenkphase. Man kehrt zurück zu den alten guten Regeln und Bewertungskriterien. Ersichtlich durch:
1.) Umschichtungen aus dem Technik-Zukunftbereich in Alt-Konservativbereich (siehe gestrige Gewinner und Verlierer)
2.) Umschichtungen aus verlustmachenden Papieren(Softbank) in Dividendenrendite-starke Papiere(Philipp Morris)
3.) Schlechte IPO`s bzw. überteuerte fallen rasch unter den Emissionspreis bzw. werden neuerdings (GMX) am Graumarkt bereits unter! der unteren Bookbuildingspanne gehandelt. Bald werden einige verschoben bzw. ganz abgesagt werden.
4.) Fondmanager und Analysten machen Umschichtungen (siehe Beitrag von NickL.) und Empfehlungen (gestrige 22:15 Telebörse) von Überbewertung weg hin zu bodenständigen, guten `Normalwerten`
5.) Goldaktien funkeln wieder ab zu (auch hier im Forum)
6.) Spekulanten müssen ihren Porsche verkaufen
7.) Wer weiß noch was?
Hallo JüKü!
In deinem Text zum letzten DOW-Chart schreibst du, dass dich die bearishe Stimmung hier im Forum nachdenklich macht. Wieso eigentlich? Ist dieses Forum die Masse der Markteilnehmer oder ein Trendbarometer für dich. Zugegeben, es sind die meisten wirklich nicht recht bullish aber sollte das nicht normal sein in einem fallendem Markt? Wie schlecht war eigentlich die Stimmung in anderen Baisse- bzw. Crashphasen? Wer ist älter als ich und hat Erfahrung oder kann sich noch daran erinnern? Was steht dazu in den Büchern? Außerdem dürfte der Markt noch nicht ganz so bearish sein wie viele glauben (siehe dazu http://www.contraryinvestor.com/mo.htm ).
Auch N-TV paßt sich dem Trend an und hat ab Teletext S.201 Farbe bekannt. Sieht toll auf aber wenn man JüKü´s rote Brille aus dem DOW-Chart aufsetzt sieht man fast gar nichts mehr.
Können sich auf Grund der Umschichtungen DOW und Nasdaq über längere Zeit gegenläufig entwickeln? Gibt es Beispiele?
Was macht Gold in solchen Phasen falls es wirklich an den Börsen weiter runter gehen sollte?
Mit vielen Fragen - mvG
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JüKü
20.05.2000, 20:21
@ Emissionär
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Viele Fragen... |
Ich weiß leider auch nicht alles, aber deshalb gibt es ja ein Forum, an dem sich alle beteiligen.
In deinem Text zum letzten DOW-Chart schreibst du, dass dich die bearishe Stimmung hier im Forum nachdenklich macht. Wieso eigentlich? Ist dieses Forum die Masse der Markteilnehmer oder ein Trendbarometer für dich.
Nein, dieses Forum ist wahrlich nicht die Masse der Marktteilnehmer, sonst gäbe es mehr Zugriffe! ;-)
Aber im Ernst: Dieses Forum gibt auch nicht die Stimmung der Mehrheit wider, sondern eher das Gegenteil. Die Masse ist immer noch optimistisch, und es wird noch lange Zeit und mehrere Tausen Dow-Punkte (abwärts) dauern, bis sich das ändert. Und wenn die Stimmung der Masse dann wirklich hoffnungslos ist (nicht nur skeptisch, sondern hoffnungslos!), dann sind wir bald unten.
Ich hatte aber den Eindruck, dass die Meinungen hier recht plötzlich nahezu einstimmig bearish wurde, nur weil der 16. oder 17. Mai eine kleine Trendwende war. Klar, eine Baisse fängt immer klein an und fällig ist sie schon lange. Die NYSE a/d-line fällt nun schon seit 25 Monaten - das ist Rekord.
Mein Eindruck kann täuschen, und, wie gesagt, dieses Forum ist nicht die Mehrheit, sondern vielleicht 1 % der Gesamtstimmung.
Wie schlecht war eigentlich die Stimmung in anderen Baisse- bzw. Crashphasen?
Ich habe selbst nur die Zeit vor dem 87er Crash erlebt, und das hatte ich ja kürzlich mal hier beschrieben. Nach dem Crash waren alle entsetzt, und nicht wenige sind danach aus dem Fenster gesprungen (ehrlich, ich habe das in Houston zwar nicht erlebt, aber mehrfach gehört). Vielleicht war dieses Entsetzen auch mit der Grund, dass die Erholung sofort einsetzte. In der kommenden Baisse, oder Salami-Crash nach Leuschel, wird es aber m. E. kein plötzliches Entsetzen geben, sondern"Schrecken ohne Ende", ein langsames Geldvernichten mit Monate oder Jahre langen n-tv- und Thieme-Sprüchen wie"Das sind absolute Kaufkurse!" NUR SO kann der extremen Euphorie wirklich ein Ende gesetzt werden, nicht mit einem Crash. Wie ich schon oft sagte, darüber würde sich doch nur jeder freuen! Jetzt komme ich aber vom Thema ab.
Können sich auf Grund der Umschichtungen DOW und Nasdaq über längere Zeit gegenläufig entwickeln? Gibt es Beispiele?
Beispiele kann ich keine vorweisen, den Nasdaq gibt's ja auch erst seit Ende 70er / Anfang 80er (?), und seither ging einfach alles aufwärts. Einzelne Tage oder auch mehrere hintereinander mit"Dow rauf, Nasdaq runter" oder umgekehrt hatten wir in letzter Zeit ja oft, aber über längere Zeit kann ich es mir nicht vorstellen. Dow und Nasdaq sind letztlich im gleichen oder sehr ähnlichen Zyklus. Auch die bisherigen Highs liegen nur zwei Monate auseinander. Bei anderen Indizes (Dow Trasport, Dow Utilities,..) sieht es anders aus - einige haben ihr High schon lange hinter sich. Ganz zu schweigen von vielen großen"Marken"aktien, wie ich (am 17.04.?) in einem Update zeigte.
Und noch was: Der Mai war seit 1986 in den Jahren 1986, 1987, 1988, 1998 und 1999 ein Monat mit Verlusten (1. - 31.); 5 von 14 Jahren (oder bald 6 von 15).
Was macht Gold in solchen Phasen falls es wirklich an den Börsen weiter runter gehen sollte?
Ich glaube nicht, dass man das pauschal sagen oder mit früheren Fällen vergleichen kann - soooo viele Fälle gibt es ja auch nicht, zudem wird die kommende Baisse alles Vorherige in den Schatten stellen; ein Jahrhundert-Zyklus geht zu Ende! Ich denke, dass Gold vorerst nicht steigt (die Leute brauchen ja das Geld zum NACHKAUFEN von Aktien!), sondern erst, wenn Krisenstimmung aufkommt. Und damit meine ich nicht Börsen-Krise sondern Wirtschafts- oder Regierungskrise. Oder politische Konflikte...
So, und jetzt bitte die Stimmen der anderen!
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NickLeeson
21.05.2000, 01:23
@ JüKü
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Re: Viele Fragen... |
Hallo zusammen,
es zwar absolut überflüssig (da Pflichtlektüre), aber ich möchte an dieser Stelle auf Doug Noland's heutiges Credit Bubble Bulletin hinweisen. Wir hatten uns an diesem Board schon öfters über die Ursachen der Euroschwäche unterhalten. Doug Noland schreibt zu diesem Thema:
The deleveraging and resultant surge in rates has led to two negative, but not widely appreciated, major developments for the global financial system. First, higher US interest rates and increasingly dramatic interest rate differentials (especially to European and Japanese securities), is working like a magnet attracting global funds. This is particularly the case today as the powerful US financial institutions, armed with top credit ratings, can go overseas to obtain virtually unlimited funding. We believe all of the major US financial institutions - and clearly Fannie Mae and Freddie Mac - are major borrowers internationally, a powerful force recycling the flood of dollars back to the help sustain the faltering US credit market.
Ich hatte mehrfach die Vermutung geäußert, daß ein CarryTrade im Gange sein könnte. Nun, ein CarryTrade ist es demnach wohl nicht mehr, eher ein run-for-cover --- aber egal, der Effekt ist der gleiche und erklärt den"unerklärlichen" Absturz der europäischen Gemeinschaftswährung.
Aber warum reite ich eigentlich ständig auf diesem Währungsthema rum? Weil es da einen Punkt gibt, den ich nicht verstehe:
Die Fakten liegen offen vor uns und alles fügt sich nahtlos zusammen. Es kann keinen Zweifel geben, daß sich die USA (und damit die gesamte Weltwirtschaft) in einer äußerst prekären Situation befinden. Der Creditcrunch ist nur noch eine Frage der Zeit.
Nun, wenn die Situation wirklich so klar ist wie sie sich mir darstellt, warum äußern sich dann alle ausgewiesenen Experten seit Monaten so außnehmend positiv über die zukünftige wirtschaftsentwicklung in Europa? Und warum melden sich täglich(!) mehrere Notenbänker zu Wort, die alle ganz genau wissen, daß der Euro steigen wird, obwohl sie scheinbar nicht erklären können warum er gefallen ist (und dies auch nicht vorausgesehen haben)?
...Die positiven Aussichten für eine Zunahme sowohl der Inlands- als auch der Auslandsnachfrage haben dazu beigetragen, dass die Prognosen für das Wachstum der Wirtschaftstätigkeit im Eurogebiet in den Jahren 2000 und 2001 in den letzten Monaten nach oben revidiert wurden....
...Derzeit gibt es gute Gründe für die Überzeugung, dass das Eurogebiet über einen langanhaltenden Zeitraum hinweg robustes, inflationsfreies Wirtschaftswachstum genießen wird....(aus dem EZB-Monatbericht Mai 2000)
Wie läßt sich eine derartige Diskrepanz erklären?
These 1) Unsere Notenbänker haben die Probleme noch nicht erkannt.
Diese Annahme ist schlichtweg lächerlich. Ausgeschlossen!
These 2) Sie sehen das Problem, verschweigen es aber.
Würde das Sinn machen? Nein. Außerdem steigt die Geldmenge zur Zeit mit einer Jahresrate von 6 %, Tendenz steigend. Die Wachstumrate der Kreditvergabe liegt zur Zeit bei 10,9 %. Das ist nicht die Handschrift einer Notenbank die ihr Haus gerade sturmfest macht. In diesem Zusammenhang möchte ich aus einer Reuters-Meldung zitieren, die ich heute auf Yahoo gelesen habe:
"Zur Außendarstellung des Euro sagte Trichet, es gebe zwar viele Stimmen, die über die Gemeinschaftswährung sprechen würden. Allerdings gebe es dabei nur eine Sichtweise. "Die Verantwortung, die wir alle haben, ist, unseren eigenen Bürgern zu erklären, was wir tun und warum." Es sei sehr wichtig, das Vertrauen der Ã-ffentlichkeit in die Europäische Zentralbank und die nationalen Notenbanken, die ein Team seien, zu erhöhen."
These 3) Eine Wirtschaftskrise in den USA betrifft uns nicht.
Laut Handelsbilanz betrugen die Ausfuhren in die USA im Januar etwa 10 % der Gesamtausfuhren, das klingt erstmal nicht viel. Aber die Ausfuhren nach Ostasien liegen nur bei ca. 3 % und trotzdem hat es 97/98 ganz schön gerappelt. Und dann gibt es da noch die Derivate, gehen die auch in die Handelsbilanz ein?
In den letzten Wochen habe ich gezielt nach"deep value" in den deutschen mid- und small-caps gesucht: hohe Eigenkapitalquote, niedriges KGV, hohe Dividendenredite und keine Exporte in die USA. Leute, ich sage Euch, es gibt heute keine deutsche Firma, die nicht verschärft in den USA rummacht! Fast jeder kleine Mittelständler hat so seine 10 bis 20 Tochterunternehmen in den USA. Und die paar die noch übrigbleiben, versichern ihren Aktionären, daß sie gerade in Verhandlungen bezüglich einer Übernahme stehen... (für alle, die ebenfalls auf der Suche nach Value sind: WMF sieht ziehmlich gut aus)
These 4) Wir liegen falsch, die Situation sieht viel bedrohlicher aus als sie wirklich ist.
siehe oben: Die Fakten liegen offen vor uns und alles fügt sich nahtlos zusammen. Es kann keinen Zweifel geben, daß sich die USA in einer äußerst prekären Situation befinden.
Ihr seht, ich drehe mich im Kreis. Wo liegt mein Denkfehler? Kennt vielleicht jemand die alten Monatsberichte aus den Jahren 97/98? Wurde dort rechtzeitig vor der sich abzeichnenden Asienkrise gewarnt?
mfg, ein ratloser NickLeeson
PS: Zur bearischen Stimmung im board: jeder der sich einmal pro Woche das Credit Bubble Bulletin reinzieht wird über kurz oder lang manisch-depressiv (es sei denn, er war es schon vorher). Das ist ganz natürlich und kein Grund zur Beunruhigung.
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JüKü
21.05.2000, 01:40
@ NickLeeson
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Nur kurz... |
Der entscheidende"Denkfehler", wenn man ihn so nennen will, ist m. E. These 2:
>These 2) Sie sehen das Problem, verschweigen es aber.
>Würde das Sinn machen? Nein.
O doch! Politiker müssen lügen und heile Welt propagieren. Du unterschätzt die Tatsache, dass 90 % der Bevölkerung glauben, was sie im Fernsehen sehen oder in Zeitungen lesen. Abends mit ner Pulle Bier Big Brother oder Fussball gucke, und sie sind zufrieden. Wenn mehr Menschen ahnen würden, wie korrupt Politik ist und dass sie letztlich immer die Zeche bezahlen, hätten wir längst eine Revolution (die das Spiel aber nicht ändern würde).
P.S.: Die Asienkrise, selbst wenn die Politiker was geahnt oder gewusst hätten (was ich mit gut vorstellen kann) wäre NIE vorher zur Sprache gekommen."Gebt den Menschen die Bild-Zeitung (Sorry, Dottore!), eine Flasche Bier und einmal im Jahr Mallorca - und sie bleiben ruhig.
Krasse Meinung, aber absolut überzeugt!
P.S. Hast du dich für die Forum-Eintags-Mails gemeldet (email von jedem Posting) - oder kein Interesse? Gilt auch für alle anderen; es sind noch"Plätze" frei.
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Schlangenfuchs
21.05.2000, 02:35
@ NickLeeson
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Zu Fannie Mae & Freddie Mac (we all love them now) mT |
Eine interessante Zusammenstellung zu einer Frage, die sich Trader stellen müssen, wenn die Fed in ihren Minutes ankündigt, die Schulden der Agencies genauer unter 'die Lupe' (LOL) zu nehmen.
Link: http://biz.yahoo.com/rf/000519/n19563285.html
Text:
Friday May 19, 4:06 pm Eastern Time
Agency market unshaken by Fed's collateral study
By Lynn Adler
NEW YORK, May 19 (Reuters) - Market participants on Friday downplayed any speculation that the Federal Reserve's decision to study how to adjust U.S. money supply as Treasury issuance shrinks would undermine the growing role of agency debt.
``The study is obviously necessary for the Fed in order to determine all the forms of collateral it accepts'' as Treasury issuance ebbs, said Gemma Wright, director of market strategy at Barclays Capital.
But Wright said the Fed's decision, announced in the Federal Open Market Committee minutes for the March meeting released Thursday, was widely anticipated in the market so had not affected agency debt prices.
``These were March (FOMC) minutes, and in April it was known in the marketplace, so it hasn't had any impact at all.''
The Fed manipulates the amount of money in circulation by buying and selling Treasury securities, which are fully backed by the government and highly valued Triple-A debt on Wall Street.
But the U.S. is wiping out up to $30 billion of its debt, using budget surpluses to buy back high-yielding securities. To boost liquidity, the Fed has been using agency and, more recently, mortgage-backed debt to supplement Treasuries in its daily market operations.
Market participants doubted that the Fed's study suggests that the government is wary of endorsing Fannie Mae (NYSE:FNM - news) and Freddie Mac (NYSE:FRE - news) debt as an alternative to Treasuries as a market benchmark.
Agency securities remain vulnerable to any political shifts that would mean new regulations, or a rebuke to their current lofty Triple-A rating. But strategists doubt the Fed will decide to reduce its use of agencies in open market operations as a result of its study.
The ``Fed is re-examining how it conducts their open market operations in entirety,'' said Gerald Lucas, senior government strategist and director at Merrill Lynch. The study ``is not pro-agencies or anti-agencies.''
The Fed will ``definitely'' keep using agencies and mortgage-backed securities in term repurchase agreements, which are temporary reserve adjustments, he said. ``When the time comes, they may expand in order not to favour one (type of collateral). What the Fed may very well do... may be to include high-grade corporates also....''
If the Fed were to use other spread products in its outright purchases, such as a coupon pass which adds reserves permanently to the banking system, it would be giving more of a signal that it endorses that debt as a benchmark alternative, strategists said.
``If they did that, it would be a big difference -- that's a de facto approval,'' Lucas said.
Fannie Mae spokeswoman Janice Daue, said ``we always would like to be considered one of the alternatives in an era of declining Treasury issuance, but it's not our position to comment or interpret the Fed's minutes.'' Ultimately, the marketplace will decide what benchmarks it chooses, she added.
Freddie Mac officials were not immediately available for comment.
Agency debt marginally trailed behind Treasuries on Friday. But traders cited stock market weakness, wider swap spreads and a heavy dose of corporate debt as the culprits.
``With shrinking Treasury supply, there are no other alternatives'' than to assess the viability of spread products, said Robert Walton, managing director of agency trading at Nomura Securities International Inc.
``There was not any bit of new news'' in the FOMC minutes, he said. ``But the market is so defensive and so cautious right now, the momentum is clearly toward wider spreads'' until the market adapts to supply imbalances and political risks."
mit Gruss
Schlangenfuchs
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Schlangenfuchs
21.05.2000, 02:50
@ JüKü
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Re: Viele Fragen... |
Lieber JÜKÜ,
ganz anders als du sehe ich das: ja ich denke es wird sich wiederum nach oben entwickeln, nachdem der Markt seinen Kater auskuriert haben wird.
(Ob das gut ist oder nicht, ist eine moralische Frage und tut hier nichts zur Sache, weil ja niemand so genau weiß, was der faire Wert für etwas ist und darum der Markt am Ende immer Recht behält. Seit es Märkte gibt ringt der Handel um den fairen Preis)
1. Die Stimmung laut CONSENSUS
Daß die Stimmung allgemein bullisch wäre, bestätigen die Stimmungsumfragen mit etwa 20% Bullen nicht, dies ist sehr tief ist im Vergleich, etwa wie vor der Rallye im letzten Herbst. Die Investmentbanken geben ihrerseits außergewöhnlich harte bärische Kommentare heraus, wie letztens der Analyst für Technologie bei Merill Lynch. Er war ein langjähriger Technobulle und drehte jetzt auf pessimistisch.
2. Deine Argumentation
Der durchschnittlich Bärmarkt betrug etwas mehr als 17 Monate, wenn man seit 1926 rechnet. Wir sind mit 25 Monaten also schon lange darüber hinaus. Wenn man die Krise nach 1929 aus der Berechnung ausklammert, dann war er etwas mehr als 13 Monate, als beinahe die Hälfte dessen, was die meisten Aktien jetzt schon hinter sich haben.
Man sollte sich nicht von den Indizes blenden lassen, denn die sind oft ein Spiel der Derivate (siehe auch Dax) und schwups lassen sich neue Highflyer wie Kaninchen aus dem Hut zaubern. Allein, in Deutschland gibt es halt nicht so viele Kaninchen.
Aufgrund dieser Zahlen und der von dir richtig angeführten a/d-Linie wäre ich im Moment sehr vorsichtig als Bär, zumal es Wahlen gibt. Der versteckte Bärmarkt dauert einfach schon zu lange und hat noch kurzfristige Chancen.
Z.B. haben die Bankaktien lange vorweg die Zinssteigerungen angezeigt. Die Transportaktien sind sehr tief und können mit einem fallenden Ã-lpreis gar nicht mehr tiefer als ihr Tief fallen. Wenn der Bankindex nun den Boden fibbonacci-mäßig bestätigt, dann heisst das, dass die Zinsen spätestens ab Juni nicht mehr steigen werden.
Die Fed habe gestern verlauten lassen, daß sie erste Bremswirkungen der Zinserhöhungen im Kreditwesen sehe.
Die großen Linien
A) Der Dollar
Es scheint mir, als wäre im Moment wirklich eine Art Devisenkrieg zwischen Europa und Amerika ausgebrochen. Einige Statements der EZB, aber auch Reaktionen aus dem anglo-amerikanischen Bereich lassen darauf schleißen, daß intensiv an einem starken Dollar gearbeitet wird. Dass Merill Lynch kürzlich den europäischen Sozialismus als Grund für die Euro-Schwäche angegeben hat, ist dann in meinen Augen nur noch Sahne auf dem Kuchen. Die Gründe werden meist eher nach dem Faktum und oft ganz beliebig angegeben, denn warum sollten die guten Weltinvestoren die Tatsache des europäischen Sozialismus erst seit Kürzerem herausgefunden haben?
Nein, solches Geschwätz läßt ein wenig tiefer blicken und zeigt, daß der starke Dollar mit politischen Gründen zu tun hat. Der Anteil der europäischen Exporte am Handelsbilanzdefizit der USA ist explodiert (etwa +60%).
B) Die Zinsen
Ich meine, daß wir in der laufenden demographischen Situation wirklich nicht von starker Inflation wie in der Vergangenheit ausgehen können. Es ist eher so, daß wir in einer Deflation uns befinden und jetzt eine Art 'Rebound' im Bärmarkt der Preise erleben. Die Fed versucht sogenanntes 'fine-tuning' zu betreiben und bekämpfte die Inflation mir monetären Anreizen, die sie im Moment ein wenig abbauen kann und auch muß.
Diese monetären Anreize sind es, welche die Aktien steigen lassen und die auch zum Leverage vieler Investoren geführt haben. Das kann man leider nicht verhindern, wenn man Deflation im Fine-Tuning bekämpfen will: irgendwo gibt es dann immer Liquiditätsexzesse.
3. Ausblick
Aufgrund der scharfen Zinsentscheidung erwarte ich einen Markt, der sich bis Juni ducken wird: d.h. er wird bis dahin einen Boden finden und danach wahrscheinlich springen. Im S&P könnte es eine W-Formation werden. Die Amerikaner nennen sie auch einen 'frog-bottom' (Frosch-Boden), was ich als bildlichen Ausdruck total toll finde.
Nach solche Froschböden kommt dann ein Sprung nach oben.
Bei diesem meinem Szenario macht mir bloß der Diamant Sorgen, denn er paßt einfach nicht in diese' Weltbild', es sei denn, es herrsche für einige Moment Panik, die dann zum Einstig benutzt werden kann. (Dies meine ich nicht häretisch zum hier herrschenden Grundkonses, sondern wie die Darlegung zeigt, einfach sachlich.)
Es ist also ab Mitte Juni mit steigenden amerikanischen Aktien zu rechnen und dies, nachdem die Exzesse der Vergangenheit verarbeitet wurden, der Dow ein Jahr lang seitwärts ging etc. und der breite Markt gemäss der a/d-Linie sank. Tatsächlich gibt es im Nasdaq solide Werte mit KGV 4 oder 5!
Wer würde das schon denken, wo man nur immer von ein paar wenigen Highflyern oder Pleiten spricht.
Fazit
Bis Anfang Juni ein wenig rauf (Rebound-Qualität), im Juni dann erneut runter aber wahrscheinlich Ende der Korrektur und dann Bullmarkt bis in die Wahlen.
4. Stimmung auf dem Bord
Naja, 'wer bin ich schon' und 'du weißt schon', aber solange es den meisten gefällt, finde ich es toll so wie es ist!
mfG, Schlangenfuchs
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Emissionär
21.05.2000, 08:32
@ JüKü
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E-mail updates |
Also ich möcht´s ja nun doch haben. Gründe gibt es nun auch dafür:
1.Am Wochenende wird es keine Updates geben (falls unerwartet doch Langeweile aufkommt, gibt es ja Update-Emails [falls Sie sich dafür angemeldet haben - s. Startseite]).
2.Outlook Express ist vollkommen virensicher.
Wie wird das mit den E-mail updates wenn sich nun Tausende Fans für dein Abo anmelden und ich ev. nicht dabei sein sollte? Krieg´ ich´s dann trotzdem?
Obwohl ich schon überlege dein Abo zu nehmen.
1. Wenn meine Puts sich verzehnfachen würde ich mir keinen Porsche (vielleicht gibt´s dann billige gebrauchte) sondern ev. dein Abo leisten.
2. Bezahle gerade ein Börsenbriefabo, wobei dieses sogar teurer ist. Werde es bei weiterer Schieflage und fehlender Warnung falls da doch mehr kommen sollte, eliminieren. Man nimmt immer das, was mehr bringt.
3. Habe ein Abo von Going Public und wenn es bald keine gewinnbringenden IPO`s mehr gibt wird es ebenfalls storniert.(Naja, ist doch ein gutes Heft)
4. Wie soll ich das zahlen? Bin sanktionierter Ã-sterreicher und zahle z.B. für Rechnung von Going Public ganz schön Gebühren für Auslandsüberweisung.
5. Wie geht´s Volker Arndt mit seinem Abo auf boersenprognose.de? Hat das wer? Sieht sein Analysekit noch immer das Hoch kommen bzw. rät es nun schon rechtzeitig zum Ausstieg (beim letzten Mal zumindest nicht - er hatte ganz schön Argumentationsnotstand - am Tief dann verkauft.)?
Zum Schluß noch Danke - JüKü, Schlangenfuchs, NickLeeson
mfG
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JüKü
21.05.2000, 09:58
@ Emissionär
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Re: E-mail updates / Zahlweise |
>4. Wie soll ich das zahlen? Bin sanktionierter Ã-sterreicher und zahle z.B. für Rechnung von Going Public ganz schön Gebühren für Auslandsüberweisung.
Abonnenten aus Ã-sterreich, Italien, Frankfreich, Schweiz haben (in einem Fall) per Überweisung gezahlt - hohe Gebühren. Ansonsten per Euroscheck oder in einzelnen Fällen sogar bar im Umschlag.
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Dieter
21.05.2000, 12:04
@ Schlangenfuchs
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Danke für Deinen Kommentar |
hallo Schlangenfuchs,
es ist immer wieder informativ, Deine kritische und nüchterne Betrachtung der Geschehnisse zu verfolgen, und für das Forum (insbesondere für mich) auch wohltuend, andere Schlußfolgerungen zu lesen. In fundamentalen Betrachtungen bin ich wenig bewandert und muß mir, wie so viele, einen Reim auf das machen, was qualifiziertere Personen von sich geben.
Pro und Contra ist auf jeden Fall aufschlußreicher als nur die Verstärkung einer vorherrschenden Meinung.
Gruß Dieter
>Lieber JÜKÜ,
>ganz anders als du sehe ich das: ja ich denke es wird sich wiederum nach oben entwickeln, nachdem der Markt seinen Kater auskuriert haben wird.
>(Ob das gut ist oder nicht, ist eine moralische Frage und tut hier nichts zur Sache, weil ja niemand so genau weiß, was der faire Wert für etwas ist und darum der Markt am Ende immer Recht behält. Seit es Märkte gibt ringt der Handel um den fairen Preis)
>1. Die Stimmung laut CONSENSUS
>Daß die Stimmung allgemein bullisch wäre, bestätigen die Stimmungsumfragen mit etwa 20% Bullen nicht, dies ist sehr tief ist im Vergleich, etwa wie vor der Rallye im letzten Herbst. Die Investmentbanken geben ihrerseits außergewöhnlich harte bärische Kommentare heraus, wie letztens der Analyst für Technologie bei Merill Lynch. Er war ein langjähriger Technobulle und drehte jetzt auf pessimistisch.
>2. Deine Argumentation
>Der durchschnittlich Bärmarkt betrug etwas mehr als 17 Monate, wenn man seit 1926 rechnet. Wir sind mit 25 Monaten also schon lange darüber hinaus. Wenn man die Krise nach 1929 aus der Berechnung ausklammert, dann war er etwas mehr als 13 Monate, als beinahe die Hälfte dessen, was die meisten Aktien jetzt schon hinter sich haben.
>Man sollte sich nicht von den Indizes blenden lassen, denn die sind oft ein Spiel der Derivate (siehe auch Dax) und schwups lassen sich neue Highflyer wie Kaninchen aus dem Hut zaubern. Allein, in Deutschland gibt es halt nicht so viele Kaninchen.
>Aufgrund dieser Zahlen und der von dir richtig angeführten a/d-Linie wäre ich im Moment sehr vorsichtig als Bär, zumal es Wahlen gibt. Der versteckte Bärmarkt dauert einfach schon zu lange und hat noch kurzfristige Chancen.
>Z.B. haben die Bankaktien lange vorweg die Zinssteigerungen angezeigt. Die Transportaktien sind sehr tief und können mit einem fallenden Ã-lpreis gar nicht mehr tiefer als ihr Tief fallen. Wenn der Bankindex nun den Boden fibbonacci-mäßig bestätigt, dann heisst das, dass die Zinsen spätestens ab Juni nicht mehr steigen werden.
>Die Fed habe gestern verlauten lassen, daß sie erste Bremswirkungen der Zinserhöhungen im Kreditwesen sehe.
>Die großen Linien
>A) Der Dollar
>Es scheint mir, als wäre im Moment wirklich eine Art Devisenkrieg zwischen Europa und Amerika ausgebrochen. Einige Statements der EZB, aber auch Reaktionen aus dem anglo-amerikanischen Bereich lassen darauf schleißen, daß intensiv an einem starken Dollar gearbeitet wird. Dass Merill Lynch kürzlich den europäischen Sozialismus als Grund für die Euro-Schwäche angegeben hat, ist dann in meinen Augen nur noch Sahne auf dem Kuchen. Die Gründe werden meist eher nach dem Faktum und oft ganz beliebig angegeben, denn warum sollten die guten Weltinvestoren die Tatsache des europäischen Sozialismus erst seit Kürzerem herausgefunden haben?
>Nein, solches Geschwätz läßt ein wenig tiefer blicken und zeigt, daß der starke Dollar mit politischen Gründen zu tun hat. Der Anteil der europäischen Exporte am Handelsbilanzdefizit der USA ist explodiert (etwa +60%).
>
>B) Die Zinsen
>Ich meine, daß wir in der laufenden demographischen Situation wirklich nicht von starker Inflation wie in der Vergangenheit ausgehen können. Es ist eher so, daß wir in einer Deflation uns befinden und jetzt eine Art 'Rebound' im Bärmarkt der Preise erleben. Die Fed versucht sogenanntes 'fine-tuning' zu betreiben und bekämpfte die Inflation mir monetären Anreizen, die sie im Moment ein wenig abbauen kann und auch muß.
>Diese monetären Anreize sind es, welche die Aktien steigen lassen und die auch zum Leverage vieler Investoren geführt haben. Das kann man leider nicht verhindern, wenn man Deflation im Fine-Tuning bekämpfen will: irgendwo gibt es dann immer Liquiditätsexzesse.
>3. Ausblick
>Aufgrund der scharfen Zinsentscheidung erwarte ich einen Markt, der sich bis Juni ducken wird: d.h. er wird bis dahin einen Boden finden und danach wahrscheinlich springen. Im S&P könnte es eine W-Formation werden. Die Amerikaner nennen sie auch einen 'frog-bottom' (Frosch-Boden), was ich als bildlichen Ausdruck total toll finde.
>Nach solche Froschböden kommt dann ein Sprung nach oben.
>Bei diesem meinem Szenario macht mir bloß der Diamant Sorgen, denn er paßt einfach nicht in diese' Weltbild', es sei denn, es herrsche für einige Moment Panik, die dann zum Einstig benutzt werden kann. (Dies meine ich nicht häretisch zum hier herrschenden Grundkonses, sondern wie die Darlegung zeigt, einfach sachlich.)
>Es ist also ab Mitte Juni mit steigenden amerikanischen Aktien zu rechnen und dies, nachdem die Exzesse der Vergangenheit verarbeitet wurden, der Dow ein Jahr lang seitwärts ging etc. und der breite Markt gemäss der a/d-Linie sank. Tatsächlich gibt es im Nasdaq solide Werte mit KGV 4 oder 5!
>Wer würde das schon denken, wo man nur immer von ein paar wenigen Highflyern oder Pleiten spricht.
>Fazit
>Bis Anfang Juni ein wenig rauf (Rebound-Qualität), im Juni dann erneut runter aber wahrscheinlich Ende der Korrektur und dann Bullmarkt bis in die Wahlen.
>4. Stimmung auf dem Bord
>Naja, 'wer bin ich schon' und 'du weißt schon', aber solange es den meisten gefällt, finde ich es toll so wie es ist!
>mfG, Schlangenfuchs
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Das Orakel
21.05.2000, 14:33
@ Schlangenfuchs
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Re: Viele Fragen... |
Hallo Schlangenfuchs,
ich möchte mich Dieter anschließen und dir für deine fundamentale Betrachtungen
danken.
Mich würde interessieren,welche soliden Nasdaqaktien mit einem KGV von 4 und 5
du meinst.
Das Orakel
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Schlangenfuchs
21.05.2000, 19:59
@ Das Orakel
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Re: Viele Fragen... |
Hallo Orakel,
es ist bestimmt nicht die Mehrheit, aber hier mal drei Ticker:
CNET 7.88
PCAR 5.5
NAV 4
Die zwei letzteren sind Lastwagenbauer und es herrscht das selbe problem wie mit den Autos. Die KGVs sind aus Yahoo, wo ich auch den Return on Equity für NAV und PCAR nachgeschaut habe. Die Zahlen sind ein Traum (30%), wenn da nicht ein ziemlich klein angesetztes Wachstum vorausgesagt würde. Ich denke, dass der markt hier mit einer Rezession rechnet, die Titel notieren aber sehr billig.
Würde ich sie empfehlen? Das ist wie im normalen Einkauf: die Leute wollen immer teure Sachen, am besten das Teuerste, und kaufen zum Beispiel billige Börsenbriefe nicht, weil sie denken, dass das nicht viel wert sei.
Nun, schaun mer mal
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JüKü
21.05.2000, 20:46
@ Schlangenfuchs
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Genau so scheint es... |
Das ist wie im normalen Einkauf: die Leute wollen immer teure Sachen, am besten das Teuerste, und kaufen zum Beispiel billige Börsenbriefe nicht, weil sie denken, dass das nicht viel wert sei.
no further comment
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goggy
21.05.2000, 21:35
@ Schlangenfuchs
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Re: Präzise Marktprognose |
Hallo Schlangenfuchs,
mein Kompliment, präziser kann man eine Marktprognose kaum erstellen. Leider gehen die meisten Analysten und Anleger mit einer vorgefassten Meinung an die Börse und verstellen sich damit den Blick auf die wahre Marktlage. Sie vergessen immer wieder, dass Indizes aus Aktien konstruiert sind und die sprechen eine andere Sprache, im Dow mindestens 20 von den 30 Aktien. Der Bärenmarkt in den Werten der Nyse neigt sich dem Ende zu. Viele Titel haben bereits gedreht und sind schon weit von ihren Lows entfernt. Die gern zitierte AD-Line zeigt das ganz deutlich. Sie hat am 14.03.00 ihr Low gehabt und steigt seitdem unter Schwankungen gemächlich an. Bei Marktschwäche zeigt sie sich im allgemeinen als Vorläufer und hätte somit längst neue Lows machen müssen. Noch deutlicher ist der Markttrend an der cumulativen Volume-Line der Nyse abzulesen. Ihr Low lag am 28.02.00, seitdem klettert sie und hat das Januarhoch im Dow bereits überboten.
Wie Du ganz richtig feststellst, sind viele Titel so tief gefallen, dass sie kaum weiter nach unten gehen können, eine Baisse könnten sie nur schwerlich überstehen. Der Markt bereitet eine fulminante Rallley vor, kann sie aber vor dem Juni nicht starten, um zu heftige Reaktionen der Fed zu vermeiden. Sie wird viel weiter als 13000 gehen kann, im frama-Board kann man dazu Zielzahlen finden. Die Verkleinerung des Divisors im Dow -von 02 auf 0,183, das bringt bei je $10 Bewegung der Dow-Aktien zusätzlich 5,4 Punkte- wird den Schwung beschleunigen.
Die Nasdaque läuft nach eigenen Gesetzen, sie wird sich aber den Aufschwung nicht entziehen können, zumal auch die einst teuren Titel wieder billig scheinen. Im Moment ist Bottom-fishing angesagt.
Der politisch starke Dollar könnte das Fibonacci Retracemant bei 2,66 DM oder 0,73 Euro durchaus erreichen.
mfg
goggy
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Black Elk
21.05.2000, 22:22
@ Schlangenfuchs
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Re: günstige Aktien |
>Hallo,
vor ein paar Jahren hätte ich solche Aktien sofort gekauft, denn da habe ich noch an Fundamentalanalyse geglaubt. Aber Gewinnschätzungen sind halt nur 'Schätzungen' von Analysten, spiegeln also nur die Erwartungen der Masse wieder und die liegt meist daneben.
Wenn du eine günstige Aktie suchst, wie wär's mit Baan? Von 50 Euro auf 1,45 E --> ich würde sagen der Wert ist billig, aber würdest du Baan anfassen? Vor ein paar Monaten war Baan noch der Star am Aktienhimmel, die zeite SAP usw., und jetzt wertloses Zeug. Die Gewinnschätzungen wurden sukzessive mit den fallenden Kursen nach unten angepaßt. Darin sind die Analysten echt gut, noch zyklischer kann man sich nicht mehr verhalten.
Zugegeben, die Story eines Unternehmens interessiert mich schon, aber die Zahlen der Analysten sind nur Statistikgefummel, Buchhaltungstricks und die subjektive Interpretation und Fortschreibung dieser Zahlen. Aber Fundis und Charttechniker, das sind 2 verschiedene Religionen, jedem das Seine.
Schönen Abend
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Sirjojo
21.05.2000, 23:00
@ goggy
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Re: Präzise Marktprognose |
>Hallo Schlangenfuchs,
>mein Kompliment, präziser kann man eine Marktprognose kaum erstellen. Leider gehen die meisten Analysten und Anleger mit einer vorgefassten Meinung an die Börse und verstellen sich damit den Blick auf die wahre Marktlage. Sie vergessen immer wieder, dass Indizes aus Aktien konstruiert sind und die sprechen eine andere Sprache, im Dow mindestens 20 von den 30 Aktien. Der Bärenmarkt in den Werten der Nyse neigt sich dem Ende zu. Viele Titel haben bereits gedreht und sind schon weit von ihren Lows entfernt.
Welche Titel sind das z.B.??
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Das Orakel
21.05.2000, 23:22
@ Black Elk
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Re: günstige Aktien |
>>Hallo,
>vor ein paar Jahren hätte ich solche Aktien sofort gekauft, denn da habe ich noch an Fundamentalanalyse geglaubt. Aber Gewinnschätzungen sind halt nur 'Schätzungen' von Analysten, spiegeln also nur die Erwartungen der Masse wieder und die liegt meist daneben.
>Wenn du eine günstige Aktie suchst, wie wär's mit Baan? Von 50 Euro auf 1,45 E --> ich würde sagen der Wert ist billig, aber würdest du Baan anfassen? Vor ein paar Monaten war Baan noch der Star am Aktienhimmel, die zeite SAP usw., und jetzt wertloses Zeug.
xxxxx Das Desaster von Baan begann vor ein Paar Jahren und nicht vor ein paar
Monaten.Da war die Story schon angekratzt.- Eine ´billige` Aktie mit intakter
Story ist etwas anderes.
. Aber Fundis und Charttechniker, das sind 2 verschiedene Religionen, jedem das Seine.
xxxxx Als ernsthafter Investor sind diese 2 Religionen die beiden Seiten
derselben Münze.Ich jedenfalls habe eine Aktie noch nie nur aus charttechnischen
oder Momentum- Gründen gekauft,wenn die Story und die Aussichten mich nicht
begeistern konnten.
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JüKü
21.05.2000, 23:31
@ goggy
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a/d-Linie / Sehe ich anders |
Die NSSE-A/d-Linie hat gerade mal eine Seitwärtsbewegung oder klitzekleine Aufwärtskorrektur vollbracht. Wie steht es mit der Nasdaq-a/d-Linie? Oder den NYSE Highs/Lows? Oder den Nasdaq Highs/Lows? Alle im freien Fall. Von Bodenbildung kann m. E. überhaupt keine Frage sein.
Das Statement ist natürlich berechtigt, aber es zeigt das, was ich kürzlich angesprochen habe: Der Optimusmus geht bei fallenden Aktien keineswegs zurück (oder kaum) und niedrigere Kurse"als gestern" werden als Einstiegschance gesehen."Tiefer können viele nicht mehr fallen"??? Wir können getrost davon ausgehen, dass in einigen Jahren 50 % der heutigen Aktien, von denen die Mehrheit in den letzten Jahren"wie Pilze aus dem Boden geschossen sind", von der Bildfläche verschwunden sein werden. Aktien, die von ihrem Hoch bisher vielleicht 50 % oder 70 % verloren haben und scheinbar"spottbillig" sind, können nochmal 50 % oder 70 % verlieren und haben DANN ERST insgesamt 75 % bzw. 91 % verloren. Von 1929 bis 1932 hat der Dow (ja, alle wissen es) 89 % verloren - nicht die Werte mitgerechnet, die"verschwunden" sind.
Es gab noch NIE eine Periode, in der die a/d-Linie über mehrere Monate in einem vergleichbaren Ausmaß wie in den letzten 2 Jahren gafallen ist, ohne dass es auch in den"großen Indizes" zu einer Baisse kam.
Und diesmal ist es anders? New Era? This time it's different?
<font size="6">N O! </font>
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JüKü
21.05.2000, 23:43
@ Das Orakel
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Fundamentals und Elliott-Wellen: Der absolute Widerspruch |
Ich jedenfalls habe eine Aktie noch nie nur aus charttechnischen
oder Momentum- Gründen gekauft,wenn die Story und die Aussichten mich nicht
begeistern konnten.
Eine"gute Story" ist"Fundamentals" pur. Wenn eine Aktie bereits GESTIEGEN IST, dann entdecken die Analysten die Story - wie sollten sie den Kursanstieg auch sonst erklären?
Hat schon mal jemand eine gute Story kurz VOR dem unteren Wendepunkt einer Aktie gehört?
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Das Orakel
21.05.2000, 23:46
@ JüKü
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Re: Fundamentals und Elliott-Wellen: Der absolute Widerspruch |
>Ich jedenfalls habe eine Aktie noch nie nur aus charttechnischen
>oder Momentum- Gründen gekauft,wenn die Story und die Aussichten mich nicht
>begeistern konnten.
>Eine"gute Story" ist"Fundamentals" pur. Wenn eine Aktie bereits GESTIEGEN IST, dann entdecken die Analysten die Story - wie sollten sie den Kursanstieg auch sonst erklären?
>Hat schon mal jemand eine gute Story kurz VOR dem unteren Wendepunkt einer Aktie gehört?
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Das Orakel
21.05.2000, 23:58
@ JüKü
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Kein Problem |
>Hat schon mal jemand eine gute Story kurz VOR dem unteren Wendepunkt einer Aktie gehört?
xxxxx Eine gute Story ist eine gute Story! Es gibt viele Aktien,die nach wie
vor über eine gute Story verfügen, obwohl sie weit von ihren Höchstständen bzw.
nahe ihrer Lows sind entfernt sind.In erster Linie möchte hier auf den BioTech- HighTech und Internetbereich hinweisen.- Zukünftige Highflyer,die man schon jetzt (wieder) billig einsammeln kann. Auf Sicht von ein paar Jahren werden
sie (von Ausnahmen abgesehen) den Besitzern große Freude machen.
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Black Elk
22.05.2000, 07:57
@ Das Orakel
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Re: gute Story |
In erster Linie möchte hier auf den BioTech- HighTech und Internetbereich hinweisen.- Zukünftige Highflyer,die man schon jetzt (wieder) billig einsammeln kann. Auf Sicht von ein paar Jahren werden
>sie (von Ausnahmen abgesehen) den Besitzern große Freude machen.
Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht! Vor Prognosen was in ein paar Jahren sein wird hüte ich mich, ich habe ja schon Schwierigkeiten die Kurse der nächsten Monate zu prognostizieren. Die Story eines Unternehmens ist finde ich schon wichtig, weil die Leute in Haussephasen bereit sind, jeden schwachsinnigen Preis für die Aktie zu bezahlen, Bsp. Cisco, Internet, Biotech (obwohl fast kein Unternehmen je Geld verdient hat und diese Firmen z.T. seit Jahren existeieren). Nur die Werte die 'unbegrenztes' Wachsstum versprechen, eine Revolution für die Menschheit usw. werden gekauft. Der Begriff 'story' war von mir also mehr in der Psychoecke angesiedelt. Denn schließlich ist das auch bei Elliott der Auslöser für einen Impuls. Ob ein Kursanstieg fundamental gerechtfertigt ist (und damit bin ich wieder beim ursprünglichen Thema) ist mir wurscht. Eine Aktie kann höher steigen als jeder sich das vorstellen kann und sie kann tiefer fallen als jemand denkt. Klingt nach einer Binsenweisheit, aber genau diesen Sachverhalt das verstehen die Fundis nicht.
Meine Strategie: abwarten und gucken, was Biotech und Internet so machen. Da ich mir eine Aktie nicht über mehrere Jahre 'hinlege' werde ich versuchen kleine Rallies zu traden. Die wird es auch in einem Bearmarket geben.
Gruß Black Elk
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NickLeeson
22.05.2000, 17:35
@ Emissionär
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An Emissionär: Börse Wien? |
Hallo Emissionär,
ich lese gerade, daß Du Ã-sterreicher bist. Aus gegebenem Anlaß möchte ich Dich hiermit meiner Solidarität versichern. Man kann zu Haider stehen wie man will, aber der wahre Skandal ist für mich das Verhalten der anderen EU-Mitglieder (Kauft nicht beim Ã-sterreicher!). Oder, um den Historiker Michael Wolffsohn zu paraphrasieren, nicht Haider macht mir Sorgen, sondern"die Dummheit seiner Gegner - und deren Heuchelei." Bezeichnenderweise habe ich im deutschen Fernsehen noch keinen einzigen Bericht gesehen, der sachlich über die politischen Zielsetzungen der FPÃ- informiert --- obwohl das ein leichtes sein sollte, schließlich war Haider mehrere Jahre Landeshauptmann von Kärnten.
Soviel dazu.
Meine eigentliche Frage ist, wo kriege ich die Kurse von der Börse in Wien? Ã-sterreichische Aktien erscheinen mir zur Zeit sehr fair bewertet und deswegen sehr attraktiv. Leider weiß ich bisher über Eure Unternehmen noch weniger als über eure Politiker.
mfg, NickLeeson
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Black Elk
22.05.2000, 19:36
@ NickLeeson
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Re: Börse Wien? |
>Hallo,
da zu die Prognose von M. Zimmel, WU Wien, er sieht den ATX nicht so positiv, obwohl auch selbst Ã-sterreicher.
Die Sache mit Haider hat mich auch irritiert. Ich bin politisch nicht besonders aktiv und habe mich mit den Programmen der Politiker nicht auseinandergesetzt, aber was die EU da macht.. Sich als mustergültige Demokraten bei jeder Gelgenheit in der Welt aufspielen (s.B. China - Menschenrechte) und dann ein kleines Land fertigzumachen und zu diffamieren. Das erinnert mich an die Hitlerzeit - 'Kauft nicht bei Juden', genau so klingt ein Boykotts Ã-sterreichs. Demokratische Ansätze kann ich bei der EU-Kommission nicht entdecken, paßt zu der zentralistischen Bevormundungspolitik.
Bis jetzt haben die Indizes ja noch nicht nach oben gedreht. Das 'plunge team' wartet wohl wieder bis kurz vor Handelsschluß...
Gruß Black Elk
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goggy
22.05.2000, 21:50
@ Sirjojo
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Re: Präzise Marktprognose, Titel |
Folgende Titel: AA,BA,DD,EK,DIS,HON,IP,IBM,JNJ,MCD,MMM,KO,MO,MRK,MSFT,SBC,T,UK,UTX,WM,XOM
Bald: INTC,HWP
mfg
goggy
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NickLeeson
23.05.2000, 00:23
@ Schlangenfuchs
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Widerspruch! |
Hallo Schlangenfuchs,
es ist immer wieder eine Freude, Deine Analysen zu lesen. Es gibt jedoch einige Punkte, bei denen ich anderer Meinung bin:
Als erstes muß ich leider das KGV von CNET korrigieren: laut CNNFN liegt es dieses Jahr bei etwa 300 und nächstes Jahr immerhin noch bei 60.
Was PCAR und NAV betrifft, so kann ich die Informationen bestätigen. Allerdings sind diese scheinbar niedrigen KGVs nicht auf den Kursrückgang der letzten Wochen zurückzuführen, sondern darauf, daß in Amerika die Auto- und Maschinenbau-Titel durch die Bank derart niedrige Bewertungen aufweisen, und das schon seit vielen Jahren. PCAR hat übrigens einen Jahresumsatz von immerhin $ 9mrd hat (NAV: $ 8.5mrd). Zum Vergleich: Cisco hatte letztes Jahr $ 12mrd Umsatz. Die Marktkapitalisierung von PCAR ist $ 3.2mrd, und die von NAV ist $ 2mrd (Cisco: $ 380mrd). Werte wie NAV oder PCAR kann man daher nicht als Begründung für einen Rebound im Nasdaq heranziehen.
Du schreibst:"Ich meine, daß wir in der laufenden demographischen Situation wirklich nicht von starker Inflation wie in der Vergangenheit ausgehen können."
Hier muß ich auf das schärfste widersprechen!
Seit Jahren ist die Nachfrage in den USA größer als das Angebot. Durch die sich ändernde Altersstruktur der Bevölkerung würde dieses Problem in Zukunft noch weiter verstärkt werden. Soweit wird es jedoch nicht kommen, denn der Creditcrunch steht bereits vor der Tür. Die niedrige Inflationrate in den letzten Jahren ist vor allem auf die extrem niedrigen Zinsen in Japan (seit 1995) und die dadurch verursachte schwere Depression zurückzuführen (siehe meine letzten Postings zu Thema Japan). Ferner kam 97/98 die Asienkrise als weiterer positiver (!) Faktor hinzu. Die Asienkrise hat zwar die Finanzmärkte durcheinandergewirbelt, hat letztlich aber den Wirtschaftsboom in den USA sowohl angeheizt als auch verlängert. Das klingt zunächst paradox, genauso ist es aber! Man muß bedenken, daß die betroffenen Länder Nettoexporteure in die USA sind. Durch die Abwertung der Landeswährungen wurden die dort hergestellten Güter für die Konsumenten in den USA deutlich billiger, während sie für die einheimische Bevölkerung deutlich teurer, um nicht zu sagen unbezahlbar wurden. Das alles ermöglichte es der amerikanischen Notenbank, über Jahre hinweg eine extrem expansive Geldpolitik zu verfolgen, ohne daß dies, wie sonst üblich, zu Preissteigerungen führte (Die Inflation hat sich im Handelsbilanzdefizit versteckt). Ich würde von einer"retardierten Inflation" sprechen, denn sobald die Wirtschaft, und damit die Nachfrage in anderen Teilen der Welt ebenfalls anspringt, z.B. in Europa, fällt dieser Effekt weg und die Inflation in den USA wird wieder sichtbar. Das ist es, was zur Zeit passiert. Deswegen haben die USA auch ein ausgesprochen starkes Interesse an einem schwachen Euro, denn das verbilligt die Importe aus Europa und hält somit die Inflation in Zaum.
Es ist überraschend, daß dieses Pyramidenschema von der Weltöffentlichkeit über so lange Zeit hinweg nicht als solches erkannt wurde. Vielleicht würde es sogar noch über Jahre hinaus unentdeckt bleiben, aber ich glaube, daß jetzt der Punkt erreicht ist, an dem die Pyramide von ihrem eigenen Gewicht in sich selbst zusammenstürzt.
Je größer eine Pyramide ist, desto mehr Zuflüsse werden benötigt, um das Schema aufrecht zu erhalten. Es muß also immer weiter Kapital aus dem Ausland in die USA fließen. Das passiert aber nur solange, solange dort die Wirtschaft boomt und die Aktienkurse steigen. Sobald sich das Wirtschaftswachstum abschwächt und die Aktienkurse sinken, fließt stattdessen ausländisches Geld ab und erste Risse werden sichtbar. Dadurch fließt noch mehr Geld ab und die Risse werden größer, undsoweiterundsoweiter... bis die Pyramide letztendlich einstürzt.
Der wirtschaftliche Aufschwung der letzten Jahre war ein sich selbstverstärkender Prozeß. Gleiches gilt für den Abschwung, der jetzt begonnen hat. Die"Softlanding", von der Allen Greenspan immer wieder redet, ist pure Illusion. Eine schwere Rezession ist unvermeidlich.
Es kommen mehrere Faktoren zusammen, die den Absturz bewirken:
-Japan hängt in den Seilen. Von dort wird keine weitere Unterstützung zur Finanzierung des Handeslbilanzdefizits kommen.
-Die ersten dot.com's sind Pleite. Andere werden folgen. Die zahllosen Neugründungen haben bisher viel Geld für Hard- und Software ausgegeben und haben so die Gewinne von Intel, Cisco, Microsoft, Oracle und Konsorten nach oben getrieben. Dieser Effekt fällt nun weg => sinkende Unternehmensgewinne.
-Bei vielen Neuemissionen laufen die Sperrfristen für die Altaktionäre aus, die nun versuchen, noch schnell Kasse zu machen.
-in Europa springt die Konjunktur an.
-der Euro steigt wieder
-die steigende Inflation zwingt die FED zu Zinserhöhungen. Dies verringert die Gewinne der"Old Economy"-Unternehmen. Diese sind aber die Hauptkunden der"New Economy".
Die Aktienkurse in New York können nur dann wieder ansteigen, wenn weiter Geld aus dem Ausland einströmt und die Geldmenge weiter ansteigt. Zur Zeit kann ich nicht erkennen, wie das geschen könnte. Dafür müßte ein neuer Effekt in Erscheinung treten, den noch niemand auf der Rechnung hat.
Ich habe keinen Zweifel, daß sowohl die gegenwärtige Administration als auch die FED alles dransetzen werden, bis zu den Wahlen einen Bullmarket zu inszenieren. Allein, ich glaube nicht, daß der Prozeß des"deleveraging" noch gestoppt werden kann wenn er erst einmal in Gang gekommen ist. Man kann ihn vielleicht verlangsamen, aber nicht stoppen.
mfg, NickLeeson
PS: aber vielleicht habe ich auch einfach nur zuviel CreditBubbleBulletin gelesen...
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Schlangenfuchs
24.05.2000, 00:12
@ NickLeeson
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Re: Widerspruch! |
Hallo Nick,
ich begrüße deinen Widerspruch grundsätzlich, jedoch nicht inhaltlich. Ich sehe auch, daß du dir wesentliche Fragen stellst, und darum will ich hier kurz antworten. Ebenfalls finde ich aber, daß du die Antworten nach meinem Geschmack in der Vergangenheit (siehe Japan) suchst und nicht in der Zukunft. Nicht verschweigen darf ich, daß ich durch deinen Widerspruch viel gelernt habe über die Strukturen des heutigen Kapitals und auch ich versichere dich meiner Solidarität, wenn es um die aufrichtige Erörterung solcher Inhalte und der bestmöglichen finanziellen Reaktionsweise geht.
Ich persönlich betrachte fundamentale Analyse und Charttechnik als gleichwertig, sowohl in den Schwächen als auch in den Stärken, letztendlich sogar als ununterscheidbar. Religion kenne ich dabei nicht, da mir die Fragen um Leben und Tod an einem anderen Ort angesiedelt zu sein scheinen.
Vieldeutigkeit ist nun mal das Wesen der Welt, und alle sind davon betroffen: sowohl Banken als auch wir Kleinen. Wie sollte man da der Charttechnik oder der fundamentalen Analyse den Vorwurf machen, daß sie alles erst im Nachhinein erklären kann? Die Elliotttheorie ist ja gerade dafür berühmt!
Nun jedoch zur Sache, deinem Widerspruch:
1.
Seit Jahren ist die Nachfrage in den USA größer als das Angebot. Durch die sich ändernde Altersstruktur der Bevölkerung würde dieses Problem in Zukunft noch weiter verstärkt werden. Soweit wird es jedoch nicht kommen, denn der Creditcrunch steht bereits vor der Tür. Die niedrige Inflationrate in den letzten Jahren ist vor allem auf die extrem niedrigen Zinsen in Japan (seit 1995) und die dadurch verursachte schwere Depression zurückzuführen (siehe meine letzten Postings zu Thema Japan). Ferner kam 97/98 die Asienkrise als weiterer positiver (!) Faktor hinzu. Die Asienkrise hat zwar die Finanzmärkte durcheinandergewirbelt, hat letztlich aber den Wirtschaftsboom in den USA sowohl angeheizt als auch verlängert. Das klingt zunächst paradox, genauso ist es aber! Man muß bedenken, daß die betroffenen Länder Nettoexporteure in die USA sind. Durch die Abwertung der Landeswährungen wurden die dort hergestellten Güter für die Konsumenten in den USA deutlich billiger, während sie für die einheimische Bevölkerung deutlich teurer, um nicht zu sagen unbezahlbar wurden. Das alles ermöglichte es der amerikanischen Notenbank, über Jahre hinweg eine extrem expansive Geldpolitik zu verfolgen, ohne daß dies, wie sonst üblich, zu Preissteigerungen führte (Die Inflation hat sich im Handelsbilanzdefizit versteckt). Ich würde von einer"retardierten Inflation" sprechen, denn sobald die Wirtschaft, und damit die Nachfrage in anderen Teilen der Welt ebenfalls anspringt, z.B. in Europa, fällt dieser Effekt weg und die Inflation in den USA wird wieder sichtbar. Das ist es, was zur Zeit passiert. Deswegen haben die USA auch ein ausgesprochen starkes Interesse an einem schwachen Euro, denn das verbilligt die Importe aus Europa und hält somit die Inflation in Zaum.
Die Einwände mit Japan finde ich in der Sache richtig, man darf dabei jedoch nicht vergessen, daß Japan einen jahrelangen Wirtschaftskrieg gegen ein verkommenes amerikanisches System geführt hat. Dabei ist den Japanern selber die Luft ausgegangen. Die zentrale Frage war uns ist: Investition oder Besitz. Das Geld, das auf dem Konto ruht und als Zahl das Bewußtsein des Besitzers erfreut, ist wenig wert in einer Welt die sich wandelt, weil es keine Rendite abwirft. In einer globalen Welt ist dieses Geld mit den in deinem Text beschriebenen Konsequenzen für eine nationale Volkswirtschaft an einem anderen Ort in kurzer Zeit einsetzbar, wo es bei entsprechendem Risiko eine Rendite erwirtschaften kann: die Alten haben das Ersparte und die Jungen machen was daraus! Ich habe den Text von Chih Kwan Chen genau gelesen und dabei festgestellt, daß in den näheren Erläuterungen Recht hat, im großen Grundansatz jedoch nicht: Wenn man seine Gedanken von der Yen-perspektive aus anschaut, hat er recht. Zieht man jedoch diese nationale Perspektive von seinen Erläuterungen ab, dann fällt einem auf, daß die japanische Bevölkerung zugunsten einer größeren Rendite bereit ist, den nationalen Yen zu vergessen und in den Dollar zu tauschen. Es scheint damit, daß das Gewinnstreben global ist und daß dabei weder Dollar noch Yen eine feste Entität darstellen, sondern nur in Beziehung auf einander bestehen. Heute ist es Dollar, morgen der Yen und heute fragt man sich mit recht, wo denn der Euro dabei bleibt.
Glaube mir, ich habe die größte Wertschätzung für die japanische Kultur, die mir bis jetzt als die sublimste vorkommt. Im seit dem Zweiten Weltkrieg laufenden Wirtschaftskrieg scheinen sie mir aber im Moment an einem Tief angelangt zu sein, denn eine Gesellschaft, die nur auf das Sparen sich orientiert ist ebenso wenig ideal wie eine, die auf Konsum und Kredit basiert. Die 'verrentete' Gesellschaft führt dabei in eine Deflation, wie ich es in meinem Text genannt habe und das ermöglichte es der amerikanischen Notenbank unter anderem, die geldpolitischen Zügel lockerer zu führen, ganz klar. Andererseits muß man genau sehen, dass mit einer restriktiveren Fed die Sparer in Japan und die Exportmeister in Europa nicht weiter gekommen wären und das in der Asienkrise, die dann schwerste deflationäre Konsequenzen gehabt hätte.
Man sieht: in der Wirtschaft herrscht nicht einfach Deflation oder Inflation, sondern beides ist im Moment als jeweiliges Moment vorhanden und die Fed muß dabei einen guten Mittelweg finden. Dass sie dies im amerikanischen Interessen tun muß, ist mir klar und ringt mir keine Träne ab. Daß sie es aber im Zusammenhang des gesamten mondialen Kapitals tun muß, ist nur im Interesse der Amerikaner selbst. Da ist sich dann jeder selbst der Nächste, ist ja klar.
2. Pyramidenschema:
Es ist überraschend, daß dieses Pyramidenschema von der Weltöffentlichkeit über so lange Zeit hinweg nicht als solches erkannt wurde. Vielleicht würde es sogar noch über Jahre hinaus unentdeckt bleiben, aber ich glaube, daß jetzt der Punkt erreicht ist, an dem die Pyramide von ihrem eigenen Gewicht in sich selbst zusammenstürzt.
Die Weltwirtschaft basiert auf Schulden und Krediten. Dabei werden Werte verwendet, die selber nicht fix sind, sondern im System der wechselseitigen Relationen immer variabel. Der Moment, wo einer den Check fordert, ist dabei wesentlich. 'Den Check fordern' heißt hier, mit politischem Druck oder gar militärischem eine zu Relation fixieren. Daß dieser Zeitpunkt unter Umständen bald kommen wird, ist möglich. Dabei wird zählen, wer die besten Karten hat. Ich persönlich bevorzuge den friedlichen und fließenden Handel.
Der wirtschaftliche Aufschwung der letzten Jahre war ein sich selbstverstärkender Prozeß. Gleiches gilt für den Abschwung, der jetzt begonnen hat. Das"Softlanding", von der Allen Greenspan immer wieder redet, ist pure Illusion. Eine schwere Rezession ist unvermeidlich."
Ob ein Softlanding Illusion ist oder nicht, darüber sind sich die Geister nicht einig. Kashriel von Northerntrust jedenfalls meint, daß die Chancen 50:50 stehen. Eine Rezession wäre nicht unbedingt das, was uns Europäern nützen würde, zumal wir gerade etwas in Form kommen nach der Asienkrise, die uns schwer getroffen hat. Greenspan versucht sein Bestes, indem er inflationäres und deflationäres Potential gegeneinander aufwiegt. Ich hoffe, daß es ihm gelingt, dabei größere Verwerfungen für alle zu vermeiden.
Die Aktienkurse in New York können nur dann wieder ansteigen, wenn weiter Geld aus dem Ausland einströmt und die Geldmenge weiter ansteigt. Zur Zeit kann ich nicht erkennen, wie das geschehen könnte. Dafür müßte ein neuer Effekt in Erscheinung treten, den noch niemand auf der Rechnung hat.
Ich habe keinen Zweifel, daß sowohl die gegenwärtige Administration als auch die FED alles daransetzen werden, bis zu den Wahlen einen Bullmarket zu inszenieren. Allein, ich glaube nicht, daß der Prozeß des"deleveraging" noch gestoppt werden kann wenn er erst einmal in Gang gekommen ist. Man kann ihn vielleicht verlangsamen, aber nicht stoppen.
In der Tat findet im Moment 'deleveraging' statt, was dazu führt, dass die Aktienkurse im Moment wenig erfreulich für die Bullen sind. Greenspan hat mit seinen Zinserhöhungen dazu beigetragen, daß verschiedene Kreditnehmer heute teurere Zinsen bezahlen müssen auf das aufgenommene Kapital. Das fordert nun die Gegenseite heraus, äußerst zurückhaltend im Kauf von Aktien zu sein. Dies ist der Grund, warum ich in meinem Text im Juni einen erneuten und unter Umständen sogar heftigen Einbruch der Aktienkurse erwarte. Solche Prozeß des Abbaus von Kreditpotential dauern länger und sind das, was man die momentane Magenverstimmung des Marktes nennen könnte. Ohne Rezession kann man danach mit steigenden Kursen rechnen und ich bin noch ganz optimistisch in diesem Sinne.
Noland verfolgt in seinem Text aber eine viel fundamentalistischere Sichtweise, wenn er indirekt auf den vollständigen Abbau des Leverage im momentanen Finanzwesen dringt. Dazu bemüht er sogar die Crash-Prognose.
Auf einem amerikanischen Bord hat mal einer geschrieben, daß Noland 11 von 2 Crashes vorausgesagt habe. Es ist nicht auszuschließen, daß er einmal recht bekommen wird. Was aber seit März in Bezug auf gezielten Abbau von Leverage geschieht, ist in meinen Augen gesünder und konkreter, als seine Derivatespekulationen, die auch er nicht wirklich durchschauen kann.
Niemand weiß dabei, wer welche Position hat, und ketzerisch gesagt: vielleicht sind auch einige Nullsummenspiele dabei, die jedoch Macht bedeuten und Respekt einfößen.
PS: aber vielleicht habe ich auch einfach nur zuviel CreditBubbleBulletin gelesen...
Nein, das ganz sicher nicht, denn all die hier diskutierten Fragen sind enorm wichtig und vermitteln am Ende vielleicht nicht die Wahrheit, aber beleuchten doch wichtige Teile der heutigen Finanzwelt. Banken sind, wie JFO das treffend auf seiner Page ausdrückt, keine Sozialinstitutionen. In meinen Augen sind es wirkliche Raubtiere, die jeden Cent des Kunden fressen möchte, wenn es eine legale Möglichkeit dazu gibt. Deutschland bildet dabei keine Ausnahme und die öffentliche Werbung lügt.
Mit freundlichen Grüßen, Schlangenfuchs
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LaoTse
24.05.2000, 09:38
@ Schlangenfuchs
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Toll; übersichtlich und klar... |
Hallo Schlangenfuchs,
neben dem gebannten Starren auf Kurvenstücke, Formationen und Counts ist das gebannte Starren auf Deine Ausführungen - obwohl anspruchsvolles Grübelmaterial - eine gewisse Erholung (man kann sich ja auch beim Joggen entspannen).... Worte! Toll! ;-)
Naja, jedenfalls kennst Du ja mein Fibonacci-Diamond Posting, in Verbindung mit Deinen Annahmen würde das ca. bedeuten, dass das Ende dieses Diamond"folgenlos" durchlaufen werden könnte, also ohne Entscheidung (= Ausbruch nach oben oder nach unten), die dann erst Mitte/Ende Juni (spätestens Anfang Juli) ansteht. Witzig. Im Timing sind wir uns da ganz sicher einig. Ich will es mal so formulieren: Deine Gedanken erscheinen mir wie ein sehr sensibler Ausdruck einer (momentan) vorsichtig bullishen Linie, sozusagen geradezu eine mediumistisch (:-)) formulierte Manifestation dessen, was man denken und sagen müsste, wolle man momentan vorsichtig optimistisch und dabei noch informiert (!) in die Zukunft blicken. Dies tun bestimmt einige"da draussen" ganz analog zu Dir. Aber ich denke, wenn das stimmt, was ich annehme, nämlich dass Du tatsächlich einen Nerv trifft, unabhängig davon ob alles so kommt, wie Du annimmst, - dann müssten zumindest die in Deinem Posting genannten Zeitpunkte ganz gute"psychologische" Time Points sein, an denen man sich orientieren kann, wenn man ein Kippen in die eine oder andere Richtung abwarten will. Das Skelett Deines Postings erscheint mir persönlich recht zeitlos, die inhaltlichen (vorsichtigen) Wertungen mit ihren verbundenen Entscheidungen - tja, das werden wir sehen ;-).
Ich bin halt bearish... und wenn Anfang Juli immer noch das Seitwärts-Sentiment den Ton angibt, tja und das ist es, was ich - unter Verwendung eines ganz ähnlichen"Zeitskeletts" - sagen möchte, dass es dann mit Dow & Co wohl endgültig abwärts fahren wird. Ausser natürlich, wir erleben ohnehin gerade das Zerbrechen des Diamond im Dow (von dem viele Wirtschaftsjournalisten ja nur noch abfällig reden, als einem völlig veralteten Index an dem man ohnehin gar nichts erkennen kann ;-))...
Grüsse,
LaoTse
Grüsse,
LaoTse
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NickLeeson
25.05.2000, 02:34
@ Schlangenfuchs
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Re: Widerspruch! |
Lieber Schlangenfuchs,
vielen Dank für Deine ausführliche Replik, der Disput mit Dir macht mir viel Freude.
Um es gleich vorwegzuschicken, ich bin strenggläubiber Fundamentalist, die Charttechnik spielt für mich nur eine sehr untergeordnete Rolle. Das mag ein wenig verwunderlich klingen, schließlich ist dies doch ein"Waver-Forum". Vielleicht ist es deshalb angebracht, wenn ich ein wenig aushole und in das Jahr 1994 zurückgehe.
Beruflich habe ich rein gar nichts mit"Wirtschaft" zu tun, mehr noch, kaum ein Thema hat mich je weniger interessiert. 1994 aber war ich aus rein steuerlichen Erwägungen zu dem Entschluß gelangt, einen Teil meines Vermögens in Aktien anzulegen und habe zum ersten mal in meinem Leben einen Aktienfond gekauft. Einige Zeit später einen zweiten und, mit dem Aufkommen der Discount-Broker, 1995 dann zum ersten Mal direkt einzelne Aktien. Letzteres war allerdings ein eher spielerisches Engagement mit nur sehr kleinen Summen, schließlich hatte ich von dem was ich da tat überhaupt keine Ahnung und war mir dessen auch vollends bewußt. Viele meiner Arbeitskollegen hatten ebenfalls in Aktien investiert und es war immer ein interessantes Gesprächsthema, wenn auch nie richtig ernsthaft, Du weißt schon, "mein Auto, mein Haus, meine Pferde, usw.".
Irgendwann kamen wir auf die Idee, die mangelnde Sachkenntnis durch das Abonement eines Börsenbriefes zu kompensieren, um so unsere Gewinne zu vergrößern. Zu dieser Zeit konnte ein gewisser Herr Prior vom renomierten Plato-Brief im 3Sat-Börsenspiel mit seinem Musterdepot eine schier unglaublich Performance vorweisen. Und in der Tat, es stellte sich sehr bald heraus, daß sein Expertenrat einer Lizenz zum Gelddrucken gleichkam. Je größer die Gewinne wurden, desto zuversichtlicher wurde ich und nach einiger Zeit hatte ich, ohne es zu merken eine sehr große Summe an der Börse investiert, natürlich außschließlich in Wachstumswerte. Warum aber auch nicht? Geleitet vom unfehlbaren Rat des Experten konnte mir ja nichts pasieren.
Es gab da aber eine Sache, die mich mehr und mehr beunruhigte. Ich hatte erwartet, daß ich das Geschehen an den Börsen im Laufe der Zeit immer besser verstehen würde, aber das Verständnis kam nicht. Im Gegenteil, je länger ich die Entwicklung betrachtete, desto unverständlicher erschien mir das Verhalten der Märkte, es war irgendwie kontraintuitiv. Wie bereits gesagt, eigentlich hatte ich mich nie wirklich für Ã-konomie interessiert, und solange die Kurse stiegen ließen sich die Zweifel leicht verdrängen. Als im Sommer '99 die Kurse am neuen Markt unverständlicherweise immer weiter fielen und die angekündigte Sommerrally ausblieb, begann ich nach Antworten zu suchen. Ich fing mit den Geschäftsberichten der Unternehmen an, deren Aktien ich besaß, aber statt auf Antworten stieß ich nur auf neue Fragen und Widersprüche. Als nächstes habe ich dann einigen Diskussionsforen im Internet einen Besuch abgestattet und fand dabei zu meiner großen Überraschung nicht nur einige wirklich tolle Beiträge, sondern auch einen Hinweis auf Jürgen Küßner's ElliotWave-Seiten.
Ein gewisser"klatti" schreibt in einem Beitrag weiter oben: "oh oh man, habe heute Nacht das erste mal Crash 2000? gelesen, ich konnte gar nicht richtig schlafen!". Nun, lieber klatti, ich kann Dich beruhigen: Je nach dem wieviel Du in welche Werte investiert hast, wirst Du Dich an diesen Zustand der Schlaflosigkeit schon in wenigen Wochen gewöhnt haben. Vertrau mir, ich weiß wovon ich spreche...
Obwohl mein Depot insgesamt damals noch gut im Plus lag, fühlte ich mich wie der kleine Elefant Dumbo aus Walt Disney's Zeichentrickfilm als ihm, in der Zirkusarena auf dem Dach des brennenden Hauses stehend, die magische Feder aus dem Rüssel entgleitet. Nach mehrfacher kritischer Betrachtung im Spiegel gelangte ich jedoch zu der Einsicht, daß meine Ohren weder hinreichend groß noch abstehend sind und entschloß mich deshalb den aufmunternden Zurufen der Börsenbriefexperten "Los, spring, Dir kann nichts passieren!" keine weitere Beachtung zu schenken.
Etwa einen Monat nachdem ich mein Depot nahezu vollständig liquidiert hatte, setzte die gewaltigste Herbstrally ein, die ich je miterlebt habe und die meisten meiner ehemaligen Depotwerte wurden in nie zuvor gesehene Höhen katapultiert. Es wäre gelogen zu behaupten, daß mich die entgangenen Gewinne, die sehr beträchtlich waren, kalt gelassen hätten. Tatsache ist aber, ich hatte schon mehrere ähnliche Euphoriephasen miterlebt und habe im Herbst '99 den sich abzeichnenden Stimmungswechsel frühzeitig erahnt. Am 5. November schrieb ich in einer Mail an Jürgen Küßner"...Ich für meinen Teil tendiere inzwischen fast zu der Einschätzung, daß wir in der nächsten Zeit neue ATHs sehen werden....". Zwei Dinge waren diesmal jedoch anders als zuvor: 1. Ich war mental nicht mehr in der Lage mich zu reinvestieren (hab's versucht aber bereits nach wenigen Tagen völlig entnervt wieder verkauft) 2. Seit jenen Tagen im Spätsommer '99 interessiere ich mich brennend für alles was mit Ã-konomie zu tun hat ("nichts ist spannender als Wirtschaft..."). Das tägliche Auf und Ab der Kurse hat jedoch, wie Jürgen Küßner nicht müde wird zu wiederholen, relativ wenig mit den zugrundeliegenden Fakten zu tun. Und deswegen interessiert es mich auch nicht so sehr. Denkt man aber in längeren Zeiträumen, so ändert sich das Bild:"Auf die kurze Sicht funktioniert die Börse wie eine Wahlurne, auf die lange Sicht jedoch wie eine Waage." (kann mich im Moment nicht erinnern, wo ich den Spruch gelesen habe)
Bill Bonner schreibt heute im Daily Reckoning über Soros/Druckmiller: "...That is the trouble with the real pros in a manic market. They can't stop thinking...comparing...analyzing. They are paralyzed by it -- and unable to step up to the plate and swing.
And that is why the amateurs did so much better. No historic ratios intruded upon their thoughts as they bought Qualcomm or Oracle at hallucinogenic levels. No memories of bear markets complicated their decisions. Not even the fear of margin calls or the knowledge of the credit cycle disturbed their nights. They slept the sleep of innocents, dreaming of the riches that awaited with the morning light." .
Mittlerweile bin ich mir sicher, daß ich die Probleme (der Weltwirtschaft) und ihre Ursachen im Großen und Ganzen richtig verstanden habe. Eigentlich sind die Zusammenhänge nämlich ganz offensichtlich und einfach zu verstehen, aber ich habe mich von den vielen widersprüchlichen Kommentare der unzähligen"Experten" lange Zeit irritieren lassen.
Im April(!) war ich soweit, daß ich wieder neue Engagements eingehen konnte --- nein, keine gefallenen HighTech-Engel sondern grundsolide Dividendenpapiere von denen ich glaube, daß sie die vor uns liegenden Turbulenzen weitgehend unbeschadet überstehen werden. Außerdem habe ich einen Call auf den Euro gekauft. Nicht wegen der Charttechnik, nicht wegen Elliottwaves und auch nicht weil Herr Welteke den Euro für unterbewertet hält, sondern weil ich fest überzeugt bin, die Ursachen für die Wechselkursentwicklungen zu kennen und daraus MEINE Schlußfolgerungen gezogen habe.
Nun, deswegen müssen sich die Dinge zwar noch lange nicht so entwickeln wie ich es erwarte, aber es gibt mir die mentale Stärke die Sache durchzustehen und unbeirrt meine Strategie zu verfolgen ohne mich vom"Rauschen" in den Medien verrückt machen zu lassen (zumindest hoffe ich das). Sollte der Euro weiter fallen, so ist das für mich ein weiteres klares Kaufsignal.
Hmm..., eigentlich wollte ich Dir heute ja so richtig kontra geben, Schlangenfuchs. Bis jetzt ist daraus jedoch nur ein BigBrother-mäßiger Seelenstrip geworden. Jetzt ist es schon zu spät, ich werde das Thema aber in den nächsten Tagen fortsetzen!
mfg, NickLeeson
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Schlangenfuchs
25.05.2000, 23:32
@ NickLeeson
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Re: Widerspruch! |
Hallo Nick,
jaja, die Seelenstrips! Ist schon ok! Manchmal wär's mir auch darum zumute! In dem Buch 'The Phantom of the Pits' habe ich mal gelesen, dass der Trader dort sagte, warum gerade seine Meinung besser als die der anderen Trader sein soll, wisse er nicht. Das wesentliche aber sei, dass man einen Plan habe, in dem man auch die Grenzen kenne, wo er nicht mehr haltbar sei.
Ein anderer toller Gedanke dieses Traders ist es, dass er bei einem Trade immer davon ausgehe, dass er zuerst seine Richtigkeit beweisen müsse, darum zu allererst die Annahme gelte, dass es ein falscher Trade sei. Seltsames mentales Spiel, das grosse Ehrlichkeit erfordert und eine Unmenge Selbstreflexion!
Wie oft gehen wir doch davon aus, dass das was wir verstehen, denken, begreifen auch das Richtige sei, und wenn dann was schief geht, sind halt die anderen Schuld. Bloss kümmern diese sich nicht darum und schlussendlich bleibt trotzdem alles an einem selbst hängen!
Ja, der Austausch mit dir macht auch mir Freude und stellt gleichzeizig eine Herausforderung dar. Man muss ja nicht alles auf einmal klären! Mal ein wenig Ruhe ist auch ok.
Bis bald
Schlangenfuchs
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