fridolin
11.01.2004, 11:09 |
Frage zur Geschichte: Goldverbot USA 1933 Thread gesperrt |
-->Hallo,
mal eine grundlegende Frage an Geschichtskenner. 1933 bis Anfang der 1970er Jahre war in den USA ja der private Goldbesitz (mit einigen Ausnahmen wie Schmuck, numismatische Münzen, Goldstaub usw.) verboten. Im wesentlichen ging es wohl darum, die Gold-Umlaufmünzen der USA einzuziehen.
Was waren eigentlich damals die Beweggründe der Regierung unter F.D. Roosevelt, das meiste Gold aus Privatbesitz in Staatseigentum überzuführen? Was wollte man damit erreichen? Gab es wirtschaftliche Theorien, wozu das gut sein sollte? Bzw. hat man sich überhaupt etwas dabei gedacht?
Eine eigentliche Währungsreform ist damit ja nicht verbunden gewesen, mal abgesehen von der anschließenden Neufestsetzung des staatlichen Ankaufspreises für Gold. Kann man sagen, daß dem ganzen im wesentlichen nur die diffuse Vorstellung zugrunde lag, daß möglichst viel Gold=Geld in den Händen des Staates sein sollte, der es dann für allerlei gemeinnützige Zwecke (damals Bekämpfung der wirtschaftlichen Depression) verwenden könnte?
Danke und Gruß
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Euklid
11.01.2004, 11:30
@ fridolin
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Re: Frage zur Geschichte: Goldverbot USA 1933 |
-->Hallo fridolin
lies bitte mal mein Posting denn da würde deine Frage vorzüglich dazu passen zu meinem Geschichtsablaufbild wie es sich zugetragen hat.
Ich bin kein profunder Geschichtskenner sondern meine Ablaufschilderung beruht auf reinen logischen Kausalketten die für mich betrachtet einfach zwangsläufig waren.
Die Welt ist in den letzten 100 Jahren zum Hitlerismus übergegangen mit all seinen negativen Folgen;-))
Bitte erschrecke aber nicht über logische Folgerungen eines Nichtgeschichtskenners;-))
Gruß EUKLID und schönes Wochenende
PS Werde in Zukunft zu meinem PKW ebenfalls ein inniges Verhältnis pflegen;-))
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Raubgraf
11.01.2004, 15:28
@ fridolin
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Zusätzliche Ausgabe von $ zur Bekämpfung der Deflation |
-->Hallo Fridolin,
ich hatte mich auch mal mit dem Goldverbot beschäftigt, nun folgendes:
Im März 1933 wurden von Präsident Roosevelt mehrere Gesetze verabschiedet, die das Ende des Goldstandards in den USA bedeuteten.
Es wurde ausdrücklich festgelegt, dass der Präsident das Gewicht des Golddollar ändern kann, um bestimmte Ziele zu erreichen. So konnte der Präsident gesetzlich, das Goldgewicht des Golddollar um 50% herabsetzen und eine neue Goldparität wählen.
Auch die Einlösbarkeit von Noten in Gold wurde durch die Gesetzgebung beseitigt. Der private Besitz von Gold musste an die Federal Reserve Banken übertragen werden und die Ausfuhr von Gold aus den USA wurde verboten.
Das Preisniveau sank von September 1929 bis März 1933 vom Indexstand 98 auf 60 (Basis 1926 = 100). Durch diese Preisrückgänge in der Deflation, wurde es für die Schuldner immer schwieriger die Schulden in Gold zu bedienen, da die Schulden und das Gold real aufgewertet wurden. Durch die Aufgabe des Goldstandards wollte man das inländische Preisniveau erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit Amerikas verbessern. Der Dollar sollte laut Präsident Roosevelt immer dieselbe Kaufkraft im Inland haben, dies war wichtiger als die Aufrechterhaltung von Währungsparitäten.
Am 15. Januar 1934 wurde ein Gesetz vorgelegt, indem die Federal Reserve Banken verpflichtet wurden, ihr gesamtes Gold mit dem Wert von 20,67$/Oz gegen Goldzertifikate an die Regierung zu übertragen.
Am 31. Januar 1934 wurde der Wert einer Feinunze Gold von zuvor 20,67$ auf 35$ aufgewertet. So hatte ein Dollar nur noch den Wert von 59,09% gegenüber der alten Parität, der Goldpreis wurde also um ungefähr 70% angehoben.
Ab Herbst 1933 betrieb die USA eine Goldankaufspolitik ( Gold vom Ausland), man wollte durch diese Intervention das Angebot von Dollar am Markt erhöhen und somit den Kurs des Dollar drücken. Zum neuen Dollar bewertet, stiegen die amerikanischen Goldreserven von Januar 1934 mit dem Wert von 6829 Mio. $ bis Ende 1935 auf über 10000 Mio. $. Die Ausgabe von Noten und die Vergabe von Krediten konnte stark vermehrt werden und der Preisindex stieg von 60, bei Amtsübernahme Roosevelts im März 1933, auf 79 im Januar 1935.
Durch eine Goldklausel in den meisten Schuldverträgen, waren die Schulden in Gold festgeschrieben. Diese Goldklausel wurde in einer Erklärung des Schatzsekretärs am 26. Mai 1933 für unwirksam erklärt. Es galt dann der Grundsatz: Dollar = Dollar. Nach einer Anzahl von Prozessen wurde vom Obersten Gerichtshof am 18. Februar 1935 erklärt, dass die Aufhebung der Goldklausel den Gläubigern nicht schadete, weil der neue Dollar keine geringere Kaufkraft hatte als der alte Dollar zur Zeit als die Schulden aufgenommen wurden.
Die Anhebung des Goldpreises und die Abwertung des Dollar hatte schädliche Auswirkungen auf die Länder die am Goldstandard festhielten. Sie mussten eine weitere Deflation durchmachen.
Wie Otto Pfleiderer 1937 ausführte verfügten die USA
„... im Gegensatz zu England und Japan in den kritischen Augenblicken noch immer über Reserven, die ihnen die Aufrechterhaltung der intervalutarischen Parität des Dollars ohne weiteres erlaubt hätten. Weltwirtschaftlich gesehen hätte eine solche Einsetzung der amerikanischen Währungsreserven zum Ausgleich einer sich allmählich passivierenden Handelsbilanz die große Bedeutung erhalten können, dass die Ungleichmäßigkeit der Verteilung des Goldes auf die einzelnen Länder korrigiert und dadurch von den Schuldnerländern ein Teil des auf ihnen lastenden Deflationsdrucks genommen worden wäre, insofern als die Passivierung der amerikanischen Handelsbilanz ihr notwendiges Korrelat gefunden hätte in einer entsprechenden Aktivierung der Handelsbilanzen der Schuldnerländer.“
Im Gegensatz zu anderen Ländern wurde in den USA der Goldstandard nicht aufgegeben, aufgrund durch Fehlbeträge in der Zahlungsbilanz und zu geringe Goldreserven. Im Januar 1933 besaßen die USA ungefähr ein Drittel der gesamten Weltvorräte an Gold.
Gustav Cassel schrieb 1937 über die amerikanische Goldpolitik:
„Die Goldwährung bedeutet ihrem Wesen nach, dass der Preis des Goldes endgültig festgelegt ist und überhaupt nicht weiter diskutiert wird. Schon die Möglichkeit einer nochmaligen Änderung des amerikanischen Goldpreises macht es jedermann klar, dass Amerika sich weigert, Gold irgendwie als bindenden Standard für den Dollar anzuerkennen.“
Quellen:
Cassel, G. (Goldwährung, 1937)
Pfleiderer, O. (Weltwirtschaftskrise, 1937)
Grüsse,
Raubgraf
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politico
11.01.2004, 16:05
@ fridolin
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Re: Frage zur Geschichte: Goldverbot USA 1933 |
-->Der unmittelbar Grund wahr wohl, die Goldhortung wegen der Gefahr des Verlustes von Spareinlagen zu unterbinden. Die Leute hatten damals sehr viel Gold. Eine Art von Wirtschaftsankurbelung.
FDR war ein linker Sozialist (Fabian-Society), der an den mächtigen Staat glaubte. Daher auch diese Eingriffe.
Heute gibt es kaum mehr Gold in Privathänden in den USA. Ob sich ein neues Verbot lohnt ist zweifelhaft.
Übrigens, die grössten Goldhorter in Europa sind die Franzosen - aus bitteren Erfahrungen.
Politico.
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