Toby0909
15.01.2004, 08:58 |
Verjährung Thread gesperrt |
-->Da wurde doch was geändert und ein Unternehmen gegen eine Privatperson hat nur noch 3 Jahre!?!?
Oder?!?!
Wenn jetzt ein Unternehmen (Strom) eine Rechnung für das Jahr 2001 stellt und vorher keine Rechnung gestellt hat, dann kann ich mich doch auf die Verjährung berufen und die Leistung verweigern - oder?!
Toby
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Ricoletto
15.01.2004, 10:29
@ Toby0909
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Re: Verjährung... na wenn das ein Zufall ist ;-) (mkT) |
-->
zwei meiner"Lieferanten" und Leistungserbringer haben ebenfalls Rechnungen für 2001 gestellt bzw. hat der eine, ohne mich vorher außergerichtlich anzumahnen mit Datum vom 05.01.2004 einen MB für 2001er Forderungen beantragt und da habe ich mir mal das BGB zur Hand genommen:
§ 196 --> zweijährige Verjährung bei Forderungen von Kaufleuten....
die Verjährungsfrist bei kurzer Verjährung beginnt mit dem Schluss des Jahres, in dem die Lieferung/Leistung erbracht/berechnet wurde --> alle Rechnungen aus 2001 sind demzufolge am 31.12.2003 verjährt
Herzlichen Glückwunsch!:-) [img][/img]
(gilt für alle Forderungen, die nicht schon per gerichtlichem Mahnverfahren vor dem Verjährungsdatum angemahnt wurden)
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P
15.01.2004, 13:19
@ Ricoletto
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Re: kein Grund für Glückwünsche |
-->Hallo,
zu Jahresbeginn 2003 (also schon vor einem jahr) wurden die sog. verkürzten Verjährungsfristen vereinheitlicht. Bis dahin galt: Forderungen von Kaufleuten an privat 2 Jahre, unter kaufleuten 4 Jahre ( jeweils zum Jahresende).
Verjährung seitdem einheitlich 3 Jahre, d.h. Forderungen aus 2001 verjähren erst am 01.01.05.
Gruß
P.
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Dieter
15.01.2004, 15:19
@ Toby0909
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so was macht man nicht!!! |
-->ich würde mich schämen, eine Rechnung nicht zu bezahlen, nur weil sie verjährt ist. Das geht gegen meine Ehre!!!
Wenn ich etwas kaufe oder eine Leistung verlange, dann weiß ich vorher, daß ich dem anderen dafür etwas schulde, wann immer er die Rechnung präsentiert. Da interessiert mich auch kein Gesetz - sondern nur mein Gewissen.
Daß der"Rechtsstaat" kein Gewissen kennt ist mir schon lange klar, und Juristen scheinen mir die schlimmsten zu sein.
- und ich bekomme öfters Rechnungen, die ich aufgrund der Verjährungsfristen (2-3-4 Jahre) nach"Recht" nicht zahlen müßte.
Gruß Dieter
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André
15.01.2004, 15:42
@ Dieter
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Re: Mit dieser Aussage wirts Du hier hoffentlich viel Zustimmung ernten! (owT) |
-->
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Ricoletto
15.01.2004, 16:18
@ Dieter
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ich bin gerührt; das werde ich meinem Vater, den man um 750TDM geprellt hat mal |
-->erzählen
Jede Gesellschaft erzieht sich Ihre Spitzbuben, hat mein Großvater immer gesagt - und von unseren politischen und intellektuellen Eliten habe ich leider nicht mehr gelernt als: DER EHRLICHE IST DER DUMME.
Von seiner Ehre konnte mein Vater die Schulden, für die er bei der Bank persönlich haftete nicht bezahlen
nix für ungut ;-)
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Ricoletto
15.01.2004, 16:29
@ P
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ähm, ist es nicht eher so, dass diese Regelung nur für Forderungen ab 1.1.03 |
-->
gelten? ;-)
oder ist das so 'ne tolle Regelung, wie mit der Änderung der 10-jährigen Frist bei Veräußerungsgewinnen bei Immobilien??
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JLL
15.01.2004, 17:25
@ Dieter
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Re: Das ehrt Dich, soviel Ehrlichkeit findet man nur noch selten. |
-->Das Motto im Geschäftsleben lautet heute eher:"Unter Geiern". Da wird getrickst, belogen und betrogen, dass sich die Balken biegen. Und wer heute einen anderen auf unanständige Weise übervorteilt hat, der schämt sich nicht etwa, sondern brüstet sich lauthals, was für ein wiefes Bürschchen er ist.
Schön, dass es immer noch"Fossile" gibt, die so denken wie Du, und sich einen Rest an Anstand bewahrt haben - herzlichen Dank!
JLL
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Ricoletto
15.01.2004, 17:34
@ JLL
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ich kann nicht gerade sagen, dass es mich mit Stolz erfüllt, in diesen |
-->Kategorien zu denken - und ich weiss auch, dass ich die Wahl habe,"so" oder"anders" zu sein - aber ich bin in den letzten Jahren immer härter geworden, gerade weil ich in der väterlichen Firma immer anständig gearbeitet habe und ehrlich war, dieses aber kaum noch gelohnt bekam.
Moral ist, wenn man's trotzdem macht.
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Toby0909
15.01.2004, 18:11
@ Dieter
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sorry...... |
-->Tendenziell hast du Recht und ich würde das auch so sehen
Aber:
1. Wenn eine Geselschaft so schlecht ist, daß sie 3 Jahre keine Rechnung stellt, dann ist es doch eine Frage, ob die wirklich ihr Geld wert sind.
2. Sind in der Rechnung EFFEKTIV 24 % Steuern für die Krake drin.
3. Ging die Gesellschaft bereits im Jahr 2001 in die Insolvenz.
4. Ist die jetzige Rechnung auch noch falsch (habe definitive Schreiben der Stadtwerke über Stromlieferungen, die auch bezahlt wurden in dem Zeitraum, in dem die mir ebenfalls Strom in Rechnung stellen.....)
Also bitte - das hat für mich nichts mit Ehre zu tun - sondern eher mit Bestrafung der Dummen.
Toby
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Dieter
15.01.2004, 18:43
@ Ricoletto
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Die Erfahrung habe ich schon lange hinter mir,... |
-->daß der Ehrliche der Dumme ist, und von dem Schaden durch betrügerische Machenschaften meiner Kunden (mit Lügen vor Gericht) könnte ich locker ein schönes großes Haus bauen (hafte auch persönlich und voll).
Das alles bedeutet aber nicht, daß man seine pers. Wertmaßstäbe ändert, nur weil man ständig belogen und betrogen wird, was nicht gleichzusetzen ist mit einfach hinnehmen. Sich zur Wehr setzen und dagegen anarbeiten ist schon richtig.
Würde es um meine Lebens-Existenz gehen, wäre ich wahrscheinlich in der Wahl meiner Mittel nicht mehr so wählerisch. Aber solange man genug zum Leben hat.....
Gruß Dieter
>erzählen
>Jede Gesellschaft erzieht sich Ihre Spitzbuben, hat mein Großvater immer gesagt - und von unseren politischen und intellektuellen Eliten habe ich leider nicht mehr gelernt als: DER EHRLICHE IST DER DUMME.
>
>Von seiner Ehre konnte mein Vater die Schulden, für die er bei der Bank persönlich haftete nicht bezahlen
>nix für ungut ;-)
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Sascha
16.01.2004, 00:50
@ Dieter
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Teile unserer Gesellschaft [mT] |
--> Hallo Dieter!
Im Prinzip stimme ich dir voll zu. Mir würde das auch gegen mein Gewissen gehen aber Toby spricht in einem Nachfolgeposting von DER GESELLSCHAFT.
Es ist leider in vielen Fällen in dieser Ellenbogengesellschaft mittlerweile einfach so, daß der gewissenhaftere schlicht und einfach untergeht.
Beispiel Baugewerbe. Es gibt fünf Betriebe. Firma A, B, C, D und E. Alle Firmen bis auf Firma E setzen Schwarzarbeiter, Billigarbeiter aus Portugal und Weißrussland ein. Dafür schmeißen sie alle deutschen Arbeiter gnadenlos raus. Der Unternehmer E hat noch ein Gewissen. Er denkt nicht nur an Geld, Konkurrenz und um sein eigenes Überleben sondern auch an die Familien der Arbeiter und die Schwierigkeit für die Arbeiter eine neue Arbeit zu finden. Er behält seine Mitarbeiter.
Folge: Firma E geht pleite weil sie bei den Dumpingpreisen nicht mithalten können. Alle Arbeiter sind nun auch arbeitslos und der Unternehmer E welcher fair und gewissenhafter gehandelt hat als alle anderen zieht den Kürzeren. Die anderen reiben sich die Hände.
Leider zeigt dieses Beispiel, daß man durch faires und gewissenhaftes Handeln durchaus auch genau zum Futter für die Gegenseite werden kann die sozusagen über Leichen geht.
Ich finde diese Entwicklung überaus negativ. Aber ein immer größerer Teil der Gesellschaft nimmt daran scheinbar teil. Es werden immer häufiger Rechnungen nicht bezahlt und trotzdem weiter fleißig eingekauft aber auf der anderen Seite werden Kunden auch vermehrt abgezockt (für ne Fernsehreparatur die 5 Minuten dauert und eigentlich nix kaputt war wird mal eben 150 Euro abgerechnet und bei Autoreparaturen oder Sanitärreparaturen ist es ähnlich. Das dies keine Einzelfälle mehr sind sondern fast schon normal zeigen ja diverse Tests in Fernsehsendungen ständig). Das Erstaunliche ist, daß die Gesellschaft nach dem Krieg besser zusammengehalten hat als heute. Das ist aber häufig so und hängt scheinbar leider mit der Kohle und dem Wohlstand zusammen. Immer wenn's den Menschen dreckig geht glauben sie mal wieder an Gott und halten eher zusammen. Geht's ihnen zu gut dann reicht es ihnen scheinbar noch nicht und für irgendwelchen weiteren noch größeren Wohlstand und den Besitz irgendwelcher Statussymbole oder sonstwas werden viele egoistisch. Da wird gemobbt was das Zeug hält und geheuchelt das es kracht und wer die meisten Leute feuert wird zum Manager des Jahres weil er Kosten spart und andere unproduktivere Firmen einfach überrennt und plattmacht. Er ist der bessere und hat die Zeichen der Zeit erkannt und deswegen ist es ja richtig und gerecht so, daß alle anderen den Kürzeren ziehen. Sie können es halt nicht so gut und waren zuuuuu sozial.
In der Geschäftswelt sind heute mehr denn je Eigenschaften wie"gnadenloses Durchsetzungsvermögen" gefragt. Irgendwo eine Lücke im Vertrag finden oder irgendwelche Mini-Fehler mit zig Gutachten so hoch bewerten, daß die anderen blechen müssen. Das ist schäbig aber derjenige der so handelt gewinnt in dieser Gesellschaft dann noch.
Die Zahl der Straftaten in unserer Gesellschaft nimmt bei Erwachsenen genauso zu wie sie unter Kindern zunimmt. Im Trend der letzten 15 Jahre ist nicht nur die Zahl der Straftaten gestiegen. Es hat sich auch das Durchschnittsalter der Täter verringert. Außerdem hat sich die Art der Straftaten von"harmlosem" Taschendiebstahl mehr hin zu Brutalität und Bedrohung hinentwickelt. In der Arbeitswelt wird in einigen Betrieben mehr gegeneinander gearbeitet als miteinander. Es könnte ja jeder der nächste sein und damit man es bloß nicht selbst ist werden andere schlecht gemacht und man selbst lobt sich in den Himmel. Passiert täglich millionenfach. Andere wiederum gammeln rum und leben auf Kosten der Gesellschaft und zeigen sich noch stolz darüber.
Der Egoismus und die Arroganz sowie das Statusdenken haben in den letzten Jahrzehnten immer größere Ausmaße angenommen. Viele Leute bescheißen den Staat und häufig damit auch die Gesellschaft. Jede gesellschaftliche Gruppierung schiebt der anderen die Schuld zu wenn es mal nicht mehr so gut läuft. Einmal warens die Ossis, dann die Wessis, dann ist es der Norden der nichts taugt, dann der Ruhrpott und dann der arrogante Süden, ein ander mal sind's die Rentner die schon vollgeblasen sind mit Geld und mit den berühmten Shorts herumlaufen und das nächste mal sind es die Jugendlichen die blöd, dumm und besoffen sind und dann sind's wieder die Arbeitslosen und die Sozialhilfeempfänger, dann die Politik und sonstwas. Naja Kritik kann ja angebracht sein aber sie wird immer häufiger einfach pauschalisiert und grundlos gebracht. Und da haben wir Deutschen unseren Nachbarstaaten was voraus. Wir denken egoistischer und materieller. Vielleicht täuscht mich ja mein Eindruck aber ich kenne viele die das auch schon gesagt haben.
Wahrscheinlich ist der Wohlstand - so komisch es klingen mag - die Wurzel des Egoismus. Wo es soooo vieles gibt das man kaufen und machen kann wie in unserem Wohlfahrtsstaat da fällt einem dann soooo vieles auch ein was man nicht hat wenn man andere sieht. Dann sind Neid, überzogenes Anspruchsdenken, Realitätsferne von jungen Leuten u.v.m. auch nicht mehr weit entfernt. Aber ich glaube das auch ein Effekt hier eine Rolle spielt den man nicht unbedingt gleich vermutet und der die ganze Entwicklung beschleunigt. Man stelle sich vor in einer Gesellschaft wird die Zahl derjenigen die skrupellos und abgezockt sind und andere ausbeuten immer größer. Dann gibt es auch immer mehr Opfer. Daraus entstehen zwei Effekte. Viele Menschen die eigentlich normal in der Birne sind und Abzocker, Ausbeuter, krasse Egoisten, Arroganzbomben und Leute die den Dicken machen nicht gerade mögen bauen einen Selbstschutz gegen die größer werdende Zahl dieser Leute auf. Folge: Sie werden auch arroganter, geiziger und vertrauen anderen Leuten (vielleicht aufgrund schlechter Erfahrungen) auch nicht mehr so schnell. Folge: Die negative Entwicklung der Gesellschaft beschleunigt sich. Gleichzeitig sehen viele Leute, daß unser abgebrühten, skrupellosen Abzocker und teilweise Hirnis noch Erfolg in der Gesellschaft haben. Sie betrügen andere und nutzen sie aus und kommen damit in höhere Positionen im Beruf oder verdienen mehr Geld und bekommen wichtige Connections. Und immer mehr Gleichgesinnte gibt es ja auch. Also machen viele es nach. Oft gibt es immer irgendwelche Nachahmer die für den Wolf in einer Gruppe die Wölfin spielen wollen. Und dann beschleunigt sich die Entwicklung auch durch die Opfer. Wer Opfer in einer solchen Ellbogengesellschaft war weil er den Ellbogen abbekommen hat der fährt auch eher dann mal irgendwann selbst seinen Ellbogen aus. Auch die Zahl der Raubkopierer, Schwarzarbeiter & Co. steigt ständig an.
Und langsam kommen wir dann dorthin wo wir heute sind. Man muß teilweise ein"Schwein" sein sonst ist man das"arme Schwein". Damit schließe ich an dem an was ich zu Beginn des Postings geschrieben habe und der Kreis schließt sich.
In diesem Zusammenhang möchte ich mal auf den Song"Du mußt ein Schwein sein in dieser Welt" (von: Die Prinzen, 1995) hinweisen. Ist mir gerade so eingefallen. Grundlos entstehen solche Songs ja auch nicht und auch wenn ich wirklich nicht gerade"Die Prinzen" höre so hat der Song doch was wahres.
(Du musst ein) SCHWEIN SEIN
Die Prinzen (1995)
Ich war immer freundlich, lieb und nett,
kriegte nie irgend 'ne Frau ins Bett,
und dann auf Macho, cool und arrogant,
plötzlich kamen sie angerannt.
Und wieder seh' ich wie's im Leben läuft,
wer hart ist, laut und sich besäuft
kommt bei den Frauen besser an,
wer will schon 'nen lieben Mann.
Daraus ziehst Du Konsequenzen
und Du schaltest um auf schlecht,
die Welt ist ein Gerichtssaal
und die Bösen kriegen Recht.
Du mußt ein Schwein sein in dieser Welt,
Schwein sein,
Du mußt gemein sein in dieser Welt,
Gemein sein,
Denn willst Du ehrlich durch's Leben gehn,
ehrlich,
Kriegst 'n Arschtritt als danke schön,
gefährlich.
Weil ich weiß daß ich's mir leisten kann,
stell' ich mich überall vorne an,
und ist einer sanft und schwach,
hör' mal wie ich drüber lach
Bei den freundlichen Kollegen,
halt ich voll dagegen,
obwohl mich keiner mag,
sitz ich bald im Bundestag,
Du mußt ein Schwein sein in dieser Welt,
Schwein sein,
Du mußt gemein sein in dieser Welt,
Gemein sein,
Denn willst Du ehrlich durch's Leben gehn,
ehrlich,
Kriegst 'n Arschtritt als danke schön,
gefährlich.
Gefährlich.
Du mußt ein Schwein sein in dieser Welt,
Schwein sein,
Du mußt gemein sein in dieser Welt,
Gemein sein,
Denn willst Du ehrlich durch's Leben gehn,
ehrlich,
Kriegst 'n Arschtritt als danke schön,
gefährlich.
Du mußt gemein sein in dieser Welt,
Du mußt ein Schwein sein!
Soviel dazu. Ich will nicht dazu aufrufen, daß man gleich zu einem"Schwein" werden sollte. Aber man sollte sich zumindest davor schützen das"arme Schwein" zu sein. Und ich wollte zeigen, daß man oft auch"brutal" sein muß wenn man nicht letztendlich der Dumme sein will. Derjenige Versicherungsvertreter der die meisten Kunden in die Falle lockt bekommt heute die größte Provision. Nicht ganz so aber so ähnlich läuft ja heute vieles ab. Derjenige der dem Geschäftspartner, der Bank oder dem Verhandlungspartner mit den z.T. dreckigsten Mitteln (und sei es Vertragsbruch, Urkundenfälschung, Preisabsprache oder sonstwas) am meisten aus den"Rippen" wird gesucht.
Viele Grüße,
Sascha
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Baldur der Ketzer
16.01.2004, 02:11
@ Sascha
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Re: Teile unserer Gesellschaft - OBACHT! Du sollst kein Schwein sein |
-->Hallo, Sascha,
obacht, heiß und fettig.
Mal der Reihe nach:
wenn der faire Bauunternehmer so ist, wie Du schilderst, wird er auch Kunden finden. Ich habe mal gebaut und auch nicht den billigsten genommen, sondern von vorn herein nur empfehlenswerte, ortsansässige Betriebe in die Auswahl einbezogen.
Und es gibt trotz allem noch genügend Leute, die sich lieber Ärger ersparen und dafür etwas mehr zahlen.
Ich gehe nach meinen bisherigen Erfahrungen davon aus, daß es tatsächlich so etwas wie Resonanzprinzip gibt (gleiches zieht gleiches an), Karma (manches müssen wir einfach erleben in der Rolle des früheren Gegenübers, Rollentausch quasi), und die ewige Aufgabe des Lernens in diesem Leben.
Obwohl ich in einer verdammt miesen Branche tätig bin, habe ich das große Glück, nur im Promille-Bereich mit den berühmt-berüchtigten Schweinen aneinander zu geraten, und fast immer geht es dann noch gut aus, d.h. es wird schlußendlich doch noch bezahlt, oder ein Teil kommt noch rein.
Obwohl ich grundsätzlich Vertrauen entgegenbringe, ist die Mißbrauchsquote gottlob zu vernachlässigen.
Ich führe dies darauf zurück, daß ich stets so handele, wie ich selbst behandelt werden möchte. Das Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu. So bin ich erzogen worden. Das kommt mir, rein empirisch, absolut wieder zugute.
Hier kann man gleich das Karma mit unterbringen, ich habe offenbar früher bereits ähnlich gehandelt, was sich positiv bemerkbar macht.
Bei mir gibt es auch, ebenso wie bei Dieter, keine verjährten Ansprüche, es zählt der Handschlag unabhängig von juristischen Möglichkeiten, und der Handschlag bzw. das Gewissen, der Anstand geht vor. Geld ist nicht alles im Leben (obwohl es sich in dieser Weise nur dann so locker daherredet, wenns nicht damit klemmt - nur warum klemmts bei manchen immer, notorisch, über Jahrzehnte, und anderen klemmts nie?......................Schicksalshafte Hämmer gibt es, aber sie erklären nicht das Gesamtsystem, daß so mancher nämlich selbst an seinem Untergehen mitgewirkt hat, sei es aktiv, grob fahrlässig oder durch strafbare Dummheit und Gier und Blauäugigkeit - schließlich wissen wir alle, daß wir nicht im Aquarium schwimmen, sondern im Haifischbecken - ist ein wochenfüllendes Thema...).
Und der Lernaspekt führt natürlich dazu, daß es nur ganz wenige schaffen, mich zweimal zu linken, aber niemand drei mal. Man kann sich auch halbwegs absichern, Auskünfte einholen, Anzahlungen verlangen, aber, was in meinen Augen noch wichtiger ist, den Leumund des Gegenübers abzutschecken - sofern irgendwie machbar. Meistens gehts.
Eine esoterische Weisheit lautet, wenn mich jemand verletzt hat, dann habe ich zugelassen, daß er es tat (ist bei Kindesmißbrauch natürlich Unsinn, aber bei Erwachsenen steckt viel Wahrheit drin).
Wenn mich jemand als bescheißt, habe ich etwas falsch gemacht, weil er es geschafft hat.
Die perverse Militärdenke, daß der Beklaute schuldig ist, der seinen Spind nicht abgeschlossen hat, wegen *Verleitung zum Kameradendiebstahl*, ist zwar grob abartig, aber als hinkender Vergleich hier trotzdem angebracht.
Du sprichst die Versicherungen an - wer sich nicht selbst mehrfach informiert und jemandem vertraut, bringt sich unnötig in Gefahr. Wie viele lassen sich durch Gier und Bequemlichkeit bequatschen, oder es ist ihnen zu lästig, alles selber rauszufinden, zu prüfen.
Ich hatte auch schon einmal zu viel Vertrauen, was Versicherungen betrifft, mit einer nachfolgenden Deckungslücke im 100.000 Euro - Schadens-Bereich.
Nur - man hätte das ja ganz einfach nachprüfen können, statt der Auskunft der Tusse Glauben zu schenken. Als es schief ging, wußte ich, der Fehler lag auf unserer Seite. Lehrgeld.
Ich denke allen Ernstes, daß wir vor die Aufgabe gestellt sind, uns im Leben bei allen Erfahrungen und Geschehnissen *zu bewähren*.
*Führe uns nicht in Versuchung....*, also, bringe uns nicht vom Pfad ethischer Tugend ab.
Wer dabei versagt, wird zwar nicht verdammt, aber muß halt wieder zurück zum Start, auf ein neues.
Angesichts betrüblicher Umstände sich aufs gleiche Niveau herabzulassen, würde bedeuten, sich zu besudeln.
Wenn hundert Leute in ein Becken mit eiskaltem Wasser springen, so muß ich es noch lange nicht auch tun. Andere sind für mich nie ein Maßstab, der Maßstab ist man selbst. Grundsätzlich. Immer.
Bevor man sich verbiegen läßt, ist es anzuraten, die Situation zu wechseln, also den Beruf, die Branche, das Land, was auch immer.
Man kann ausharren und durchhalten, oder man kann etwas umgehen, ohne mit dem Kopf gegen die Wand zu schlagen.
Ich halte den Spruch, Du mußt ein Schwein sein, für absolut irreführend, also, in die falsche Zielrichtung weisend.
Besser ist wiederum die fernöstliche Weisheit des friedvollen Kriegers.
Er bietet anderen keine Ansatzpunkte für Aggression, sollten sie aber aus thumber Primitivität unbedingt meinen, die Kräfte messen zu müssen, sollten sie sich eine verdammt blutige Nase holen.
Neulich hat mich ein Knabe angeschi__en. Er meinte, wie schlau er doch gewesen wäre.
Erstens kommt das im Leben ohnehin automatisch wieder voll auf ihn zurück, er hat sich mit anfangs Zwanzig eh schon sein ganzes Leben versaut (etliche eidesstattliche Versicherungen, weithin bekanntes Schwein), und zum anderen sind mir doch ein paar Hunderter völlig egal, die ich aufwenden muß, um nach vermeintlich langen Jahren die Ansprüche genau dann geltend zu machen, wenn er meint, sie seien vergessen. Und dann tuts ihm ganz besonders weh. Beide Möglichkeiten bestehen nebenher.
Dann gönne ich ihm seine grenzenlos dumme Einstellung und Freude, wenn er meint, er hätte sich an dem ganzen Blödsinn irgendwie bereichern können - ist eh längstens alles weg.
Nochmal: wenn wir auf die Ebene der ethisch verachteten Gauner und Mieslinge hinabsteigen, haben wir kein Recht mehr, uns als etwas Anständigeres zu fühlen. Dann balgen wir im gleichen Schlammpfuhl.
Ich möchte da nicht rein.
Bevor ich mich dem anpassen müßte, was ich immer verurteilt habe, würde ich meine Position räumen und etwas ganz anderes vorziehen, um dieser Frage aus dem Weg zu gehen.
Die Weisheit, daß der Kluge so lange nachgibt, bis er der Dumme ist, unterschreibe ich voll und ganz.
Nur geht es ja nicht um das Nachgeben in einer Konfrontation, sondern um ein vorheriges Vermeiden dieser Konfrontation überhaupt.
Wenn ich ein Anwesen habe in einer Ratzen- und Glasscherbengegend, sollte ich mich nicht über Graffittis ärgern, sondern - sofern irgendwie machbar - wegziehen. Unter Inkaufnahme eines riesigen Wertverlustes.
Lieber irgendwo in Miete glücklich als im eigenen Haus unglücklich.
Das halte ich für viel empfehlenswerter als das Messen mit skrupellosen Subjekten, die uns in ihrer Dreistigkeit immer weit voraus sein werden.
Wenn ich mitbekomme, daß ein Interessent leumundmäßig in diese Kategorie schlägt, kann ich halt nicht liefern. Und schon ist das Problem gar nicht erst entstanden.
Das gilt sinngemäß in allen anderen Bereichen.
Wenn wir am Lebensende auf das gewesene zurückblicken, können wir keine materiellen Werte mitnehmen.
Dann wird das weitere durch die immateriellen Hinterlassen- oder Errungenschaften bestimmt.
Was für ein erbärmliches Saldo wäre es, zu wissen, allgemein als Schwein verhaßt und verachtet zu sein. Und was wäre es für eine wohltuende Verinnerlichung, in guter, liebevoller, geschätzter Erinnerung zu bleiben.
Wer ein purer Eigennutzmaximierer bis zum Lebensende ist, wird darüber verächtlich lachen, aber das Lachen könnte in einer nicht erwarteten Form zurückschlagen.........
Beste Grüße vom Baldur
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Baldur der Ketzer
16.01.2004, 02:30
@ Baldur der Ketzer
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Re: hierzu paßt folgende Fundsache (mit Link, pdf) |
-->.
<ul> ~ über Toko-Hagen zum Fall Greve - und der CDU-Merzschen Leidkultur.....</ul>
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MI
16.01.2004, 09:43
@ Baldur der Ketzer
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"Gute und schlechte Handlungen kommen auf uns so sicher zurück wie... |
-->... verdunstendes Wasser in den Himmel steigt, um wieder auf uns herabzuregnen."
(hab leider den Namen dieses Universalgenies gerade nicht parat, das diesen Satz gesagt hat, der voll und ganz meiner bisherigen Erfahrung entspricht)
Grüße,
Michael
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Euklid
16.01.2004, 09:48
@ Baldur der Ketzer
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Re: Teile unserer Gesellschaft - OBACHT! Du sollst kein Schwein sein |
-->Hallo Baldur
deine Betrachtungsweise ist okay.
Die Verzinsungen und Renditen aus diesem Verhalten setzen nur etwas verzögerter ein und sind erheblich angenehmer als der Weg des Schweins.
Der Weg des Schweins führt oft nur über den Schlächter.
Schweine haben halt eine Lebensdauer die nicht von biologischen Faktoren abhängig ist.
Bitte bitte schreibe deine Bankerstory weiter ;-)))
Gruß EUKLID
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JoBar
16.01.2004, 11:00
@ Sascha
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Re: Teile unserer Gesellschaft - Genau, da habe ich gerade was gesehn |
-->>Leider zeigt dieses Beispiel, daß man durch faires und gewissenhaftes Handeln durchaus auch genau zum Futter für die Gegenseite werden kann die sozusagen über Leichen geht.
>Ich finde diese Entwicklung überaus negativ. Aber ein immer größerer Teil der Gesellschaft nimmt daran scheinbar teil.
Auszüge aus dem Artikel <h3>Abmahnungsschlacht der Retailer</h3>
Zwischen Media/Saturn und den Makromärkten entwickelt sich ein harter Schlagabtausch: Die Makromärkte haben gleich 260 »wettbewerbsrechtliche Verstöße« festgestellt, Media/Saturn schickte eine Abmahnung, weil der Konkurrent die »Mutter aller Schnäppchen« für die eigene Werbung einsetzte.
Von Markus Reuter
[15.01.2004]
Michael und Matthias Wegert, die Besitzer der Makromärkte, die früher Promarkt hießen, scheinen mit ihrem neuen Billig-Konzept und der Werbefigur Dieter Bohlen erste Erfolge zu verbuchen. Zumindest werden sie von Marktführer Media/Saturn wieder ernst genommen. Der Vorwurf der Wegert-Brüder: Die Metro-Flächenmärkte würden gezielt die neue Tiefstpreis-Garantie ihrer Filialen torpedieren. Makromarkt garantiert dabei den günstigsten Preis für verschiedene Geräte. Findet ein Kunde das gleiche Produkte innerhalb eines gewissen Radius günstiger, bekommt er den Differenzbetrag in bar ausgezahlt. Media Markt unterbiete seit einigen Wochen diese Preise gezielt, hätte aber in vielen Fällen die Ware nicht vorrätig, es lägen somit Wettbewerbsverstöße vor. Gleich 260 derartige Fälle haben die Wegerts entdeckt, eine entsprechende Abmahnung wurde zugestellt.
Als Retourkutsche hat die Makromarkt-Holding die Werbefigur von Media Markt, die »Mutter aller Schnäppchen«, in die eigenen Flyer montiert. Die betagte Dame kauft lieber im Makromarkt als im Media Markt, weil die Flächenmärkte der Wegert-Brüder halt billiger sind - so die großformatige Anzeigenkampagne des Retailers, die unter anderem in der BILD-Zeitung erschien. Media Markt schickte prompt eine Abmahnung und forderte den Konkurrenten zu einer Unterlassungserklärung auf.
Diese war aber gar nicht nötig, wie sich überraschenderweise herausstellte. Makromarkt hatte sich bei der Zentrale für unlauteren Wettbewerb bereits selbst angezeigt. Der Flächenmarkt verpflichtet sich, diese Anzeige nicht mehr zu benutzen. »Damit sparen wir Kosten, die durch ein eventuelles einstweiliges Verfügungsverfahren entstanden wären«, war aus der Berliner Unternehmenszentrale zu hören.
Wie war das noch? Der Ehrliche ist der Dumme? Wenn er es mit diesen"Herzchen" zu tun hat: Ganz bestimmt
Grüße
J.
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