marocki4
15.01.2004, 09:32 |
Zur Commerzbank: Neujahrsempfang 14. Januar 2004 / Mitarbeiterinformation Thread gesperrt |
-->einen Kommentar erspare ich mir (lieber)
Gruß
Neujahrsempfang 14. Januar 2004
Klaus-Peter Müller
Sprecher des Vorstands
Commerzbank AG
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
für uns in der Commerzbank hat das Jahr 2004 nicht so begonnen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Denn vor allem seit dem vergangenen November hatten wir Grund, mit mehr Zuversicht nach vorn zu schauen.
Leider haben wir uns durch die miserable Kommunikation des Themas Kündigung der Betriebsrenten nach innen und außen den Jahresanfang so ziemlich verdorben.
Die Kündigungsbriefe wurden dem Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats und dem Sprecher der Leitenden am letzten Arbeitstag des Jahres zugestellt. Für diesen späten Termin gab es keinen Grund, die Zustellung hätte schon früher erfolgen können.
Besonders unglücklich gewählt war das Datum der Kündigungsbriefe, der 23. Dezember, denn mein Weihnachtsgruß an alle Mitarbeiter datierte vom Tag zuvor. Das passte nun überhaupt nicht zusammen.
Da die zuständigen Kollegen zunächst davon ausgingen, dass das Thema die Ã-ffentlichkeit nicht so stark interessieren würde, war die Pressestelle unzureichend informiert worden und konnte so nicht gegensteuern.
Für die Art und Weise der völlig verunglückten Kommunikation entschuldige ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Bank.
Zur Sache selbst. Warum glauben wir, dass es zwingend war, die Betriebsvereinbarungen zu kündigen?
Zurzeit beschäftigen wir gut 24.000 Mitarbeiter in der AG Inland. Für rund 9.000 von ihnen gilt die beitragsorientierte Versorgungsregelung, die wir 1995 eingeführt haben. Für die anderen rund 15.000 gibt es zwei unterschiedliche endgehaltsabhängige Versorgungsregelungen.
Die Endgehaltsabhängigkeit bedeutet: Die Höhe der Betriebsrente orientiert sich am pensionsfähigen Gehalt - in der Regel das letzte Monats-Netto. Bei der einen Versorgungsordnung kann ein langjähriger Mitarbeiter bis zu 90% seines letzten Nettogehalts, bei der anderen sogar bis zu 100% erreichen. Beide Versorgungswerke beinhalten für rund 11.000 Mitarbeiter sogar die Verpflichtung der Commerzbank, eventuell verminderte Versorgungsleistungen der BfA und des BVV weitestgehend auszugleichen.
Eine weitere Unwägbarkeit bringt uns die steuerpolitische Diskussion. Denn ein durch Steuerentlastung höheres Nettogehalt dieser Mitarbeiter führt automatisch zu höheren Versorgungsansprüchen.
Ich denke, Sie werden verstehen, dass wir insbesondere aufgrund der für uns mittlerweile unkalkulierbaren und teilweise nicht beeinflussbaren Endgehaltsregelungen die Betriebsvereinbarungen kündigen mussten. Die Bank kann derartige Unwägbarkeiten in der mittel- und langfristigen Perspektive nicht verkraften.
Aber auch jetzt gibt es für Sie sicherlich noch ein paar offene Fragen:
Erstens: Warum hat der Vorstand die Sache nicht einige Wochen vor der Kündigung mit dem Gesamtbetriebsrat und den Leitenden besprochen?
Nun, bei der letzten Änderung hin zur beitragsorientierten Versorgungsordnung dauerten die Verhandlungen rund fünf Jahre; das schien uns im konkreten Fall nicht zumutbar. Gleichwohl räume ich ein, dass ein vorheriges Gespräch - zumindest eine Ankündigung - sinnvoll gewesen wäre.
Zweitens: Ist der im vergangenen Jahr gegründete Commerzbank Pension-Trust wirklich ein Exklusiv-Club für Privilegierte?
Nein, natürlich nicht. Die Bankpensionen aller Mitarbeiter sind seit jeher über den Pensionssicherungsverein gegen Insolvenzrisiken versichert. Der Versicherungsschutz ist jedoch auf einen monatlichen Betrag von 7.240 Euro begrenzt. Darüber hinaus werden durch den PSV Ansprüche aus Altersteilzeit gar nicht, aus Deferred Compensation nur zum Teil abgedeckt.
Mit dem Pension-Trust hat die Bank nunmehr alle durch den PSV nicht erfassten Pensionsanteile gesichert. Er ist also nicht nur für Top-Manager, sondern für Mitarbeiter auf allen Ebenen der Bank gegründet worden und umfasst mehrere hundert Personen.
Drittens: Hat sich der Vorstand wirklich von den Kürzungen ausgenommen?
Nein, natürlich nicht. Denn hier ist der Aufsichtsrat zuständig. Aber davon unabhängig: Die in den Medien zunächst kolportierten Unterstellungen sind schlicht unwahr. Der Aufsichtsratsvorsitzende unserer Bank hat zu diesem Thema eine Pressemitteilung herausgegeben, die am 9. Januar auch im Comnet veröffentlicht wurde.
Die Kürzungen für die Vorstandspensionen sind bereits seit 2001 erheblich. Angesichts des Ergebnisses 2003 werden mit großer Wahrscheinlichkeit die Ansprüche für dieses Jahr vom zuständigen Ausschuss des Aufsichtsrats gänzlich gestrichen.
Viertens: Wie geht es nun weiter?
Wir haben auf entsprechende Signale des Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats und des Sprechers der Leitenden geantwortet und mündlich wie schriftlich unsere Gesprächsbereitschaft bekundet.
So viel zum Thema Betriebsrente.
Zum Stichwort Vergütung kann ich Ihnen heute ankündigen, dass wir die diesjährige Tarifrunde mit einer AT-Runde begleiten werden. Weiterhin gehen wir davon aus, dass der Bonustopf für 2003 etwas höher ausfallen wird als für das Jahr zuvor.
Das Jahresergebnis 2003 liegt uns noch nicht detailliert vor. Es ist - wie Sie wissen - von unserer Neubewertungsaktion geprägt. Operativ sind wir gegenüber 2002 schon ein gutes Stück vorangekommen. Vor allem den Verwaltungsaufwand konnten wir deutlich und nach Plan reduzieren.
Wie sieht es für 2004 aus?
Der Vorstand hat das im Dezember vorgelegte Budget für das laufende Jahr verworfen und um weitere Erläuterungen gebeten. Die Beschlussfassung ist jetzt für den 27. Januar vorgesehen. Nach den bisher mit Bravour bewältigten Kostenoffensiven und einer spürbaren Erleichterung bei der Risikovorsorge gilt es jetzt, die operativen Erträge zu steigern.
Ihnen allen danke ich für die im vergangenen Jahr unter schwierigen Marktbedingungen geleistete Arbeit.
Im Privatkundengeschäft und im Asset Management haben wir den Turnaround bereits geschafft bzw. wird der Umschwung sichtbar. Wir sind zuversichtlich, dass uns bei etwas günstigeren wirtschaftlichen Bedingungen und einer freundlichen Börse 2004 weitere entscheidende Schritte nach vorn gelingen.
Pressemitteilung vom 9.1.04
Zum Thema Betriebsrente
Die Commerzbank stellt klar:
In den Berichten über die Kündigung der Betriebsvereinbarungen zur Betriebsrente in der Commerzbank sind einige Sachverhalte verzerrt dargestellt worden.
Richtig ist, dass die Mitarbeiter der Commerzbank neben der gesetzlichen Rente der BfA Renten aus zwei weiteren Quellen, nämlich aus dem BVV, das ist das Versorgungswerk der privaten Banken, und der Commerzbank-Betriebsrente erhalten. Damit wird der gesamte Rentenanspruch aus der BfA für die Mehrzahl der Commerzbank-Mitarbeiter in etwa verdoppelt. Je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit kann die Gesamtrente eines Mitarbeiters bis zu 90% des pensionsfähigen Gehalts erreichen.
Für die Mehrzahl der Mitarbeiter kommt etwa drei Viertel der betrieblichen Altersversorgung aus der BVV-Pensionskasse. Dieser Baustein bleibt unverändert.
Etwa ein Viertel kommt aus der Direktzusage. Die bis zum 31.12.2004 erworbenen Anwartschaften bleiben erhalten. Die Gesamtversorgung der Commerzbank-Mitarbeiter ist im Vergleich aller deutscher Unternehmen weiterhin überdurchschnittlich.
Das Einfrieren der Pensionszusagen ist dem Vorstand schwer gefallen. Ausschlaggebend waren gravierende betriebswirtschaftliche Gründe. Die Pensionsverpflichtungen müssen mittel- und langfristig planbar sein. Die bereits angekündigten sowie zukünftige Kürzungen im deutschen Rentensystem wären aufgrund der bei der Commerzbank bestehenden Verträge vom Institut in vollem Umfang einseitig auszugleichen. Da von den Mitarbeitern der Commerzbank etwa 11.000 über entsprechende Verträge verfügen, können daraus der Bank jährliche Zusatzbelastungen in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe entstehen. Dem galt es entgegenzuwirken, auch im Interesse der nachfolgenden Generationen in der Commerzbank.
Pressemitteilung vom 9.1.04
Stellungnahme von Martin Kohlhaussen
Die in der Ã-ffentlichkeit erfolgte Vermischung des Themas freiwillige betriebliche Altersvorsorge für die Mitarbeiter mit der Thematik Vorstandsbezüge und deren Altersversorgung veranlasst den Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Commerzbank, Martin Kohlhaussen, zu folgender Klarstellung:
Zunächst ist festzuhalten, dass die Grundpensionen der Vorstände mit 30 Prozent des Festgehalts, das sind 108.000 Euro p.a., auf einem im Vergleich zur deutschen Industrie eher moderaten Niveau liegen. Darüber hinaus wurden als Folge der Abhängigkeit vom Ergebnis der Bank bereits für das Jahr 2001 die variablen Zuwächse bei den Vorstands-Pensionsrückstellungen um 50 Prozent und für 2002 um 86 Prozent reduziert. Nach der Logik des Systems kann für 2003 eine weitere Reduzierung der Zuführung erfolgen. Dies ist der Entscheidung eines Aufsichtsratsausschusses (Präsidialausschuss) nach Vorliegen des Jahresabschlusses vorbehalten.
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Dieter
15.01.2004, 10:54
@ marocki4
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diese Zusagen hätte ich auch gekündigt, |
-->oder besser noch:
derartige Zusagen, wie sie Commerzbank-Mitarbeitern gegeben wurden, hätten erst gar nicht vereinbart werden dürfen, da in der Tat unkalkulierbar.
- und wieso ein Rentenanspruch der ca. 7000 Euro monatlich übersteigt(nach heutigem Preisniveau) abgesichert werden muß, ist mir allerdings schleierhaft.
Gruß Dieter
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marocki4
15.01.2004, 11:16
@ Dieter
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wer lesen kann ist im Vorteil |
-->>oder besser noch:
>derartige Zusagen, wie sie Commerzbank-Mitarbeitern gegeben wurden, hätten erst gar nicht vereinbart werden dürfen, da in der Tat unkalkulierbar.
>- und wieso ein Rentenanspruch der ca. 7000 Euro monatlich übersteigt(nach heutigem Preisniveau) abgesichert werden muß, ist mir allerdings schleierhaft.
>Gruß Dieter
es ging um Rentenansprüche die"nur" bis 7.240 EUR für den VORSTAND (über den Trust) abgesichert sind...
naja aber es ist auch dem zeitgeist entsprechend, dass sich viele (sogar sog. unternehmer - aber das kommt ja auch von"nehmen") hier undifferenziert hinter die commerzbank-vorstandsentscheidung stellen.
nichts für ungut
gruß
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Thukydides
15.01.2004, 12:32
@ marocki4
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Konkrete Zahlen? |
-->Hallo!
Du schriebst:
naja aber es ist auch dem zeitgeist entsprechend, dass sich viele (sogar sog. unternehmer - aber das kommt ja auch von"nehmen") hier undifferenziert hinter die commerzbank-vorstandsentscheidung stellen.
Sag doch mal konkret, was die Veränderungen für einen"normalen" Mitarbeiter
in Zahlen bedeuteten!
Dann ist es für uns andere auch verständlicher, deinen Ärger nachzuvollziehen...
Mfg, Thukydides
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marocki4
15.01.2004, 14:13
@ Thukydides
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Re: Konkrete Zahlen? - woher denn, weißt Du wie hoch die dt. Rente in dreißig... |
-->Jahren ist? Das ist alles hypothetisch. Schlimm genug, jeder würde doch gerne wissen, was ihn erwartet.
Die einzigen, die sich dieser Unsicherheit entziehen, sind"einige hundert" aus der Führungsriege. Womit wir wieder bei dem eigentlichen Problem wären. Es geht doch um die einseitige Vorgehensweise in der ganzen Sache. Es ist doch wieder die Masse, die aus dem Boot gestoßen wird.
Zahlen helfen hier doch nicht weiter. Jeder Bankangestellte möchte wie der Rest der arbeitenden Welt eine seiner Leistung angemessene Perspektive. Leider ist dies weder in Bezug auf die Wirtschaftspolitik, Unternehmensführung, Rentenplanung bzw. diesbezüglicher Zusagen möglich. Es heißt nur noch schröpfen, abzocken und ausnutzen. Konsequenzen daraus zu ziehen liegt bei jedem selbst. Ich klage nicht sondern wie Du sagst ärgere mich darüber. Mehr nicht. Ich möchte nur vor Verallgemeinerungen warnen, denn auch Banker sind Menschen.
Ich werde dieses Spiel nicht mitmachen. Und zum Glück habe ich genug Bekannte im Finanzmetier um zu wissen, dass es auch anders (als Dienst am Kunden und nicht wegen der persönlichen Bereicherung) geht.
Gruß
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marocki4
15.01.2004, 15:53
@ marocki4
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Zukunftsmusik? |
-->> (Nachrichtenmusik, Ticker) > > Nachrichtensprecher: > Januar 2004: Als Neujahrsüberraschung kündigt die Commerzbank ihren 24000 > Mitarbeitern die Kündigung der Betriebsrente zum Jahresende an. Die > jährliche Ersparnis für den Konzern beläuft sich auf 20 Mio. Euro. > Die Pensionen der Manager sind davon glücklicherweise nicht betroffen. > > Weltspartag 2004: Die Toilettenbenutzung für die 20000 Mitarbeiter wird > kostenpflichtig. Bei einer Gebühr von 50 ct. pro Notdurft macht das einen > durchschnittlichen täglichen Gewinn von 10000 Euro. > Die Wellnessbidets der Chefetage sind davon nicht betroffen. > > Januar 2005: Die Commerzbank kauft das insolvente Unternehmen Toll Collect > und führt in der Frankfurter Zentrale die Fahrstuhlmaut für ihre 15000 > Mitarbeiter ein. Gleichzeitig wird die Kantine ins oberste Stockwerk > verlegt. > > Januar 2006: In der Tiefgarage werden Parkuhren aufgestellt. Die Gebühren > werden dem Frankfurter Innenstadtstandard angepasst. Nach einer kulanten > Übergangszeit von 3 Arbeitstagen werden die Jobtickets der 10000 > Mitarbeiter gestrichen. > > Januar 2007: Erstmals wird während der Wintermonate die Heizung für die > 5000 Mitarbeiter nicht mehr eingeschaltet. Durch das anschließende > unsachgemäße Hantieren mit Propangasheizstrahlern gehen zweihundert > Filialen in Flammen auf. > > Januar 2008: Ein plötzlicher Blitzeiseinbruch verschließt die Eingänge der > Frankfurter Zentrale. Den ausgesperrten 2500 Mitarbeiter wird wegen > angeblicher Arbeitsverweigerung fristlos gekündigt. > > (Nachrichtenmusik und Ticker aus) > > Endlich Ruhe! > > (Nachrichtenmusik) > > Nachrichtensprecher: > Januar 2010: Vor dem Sozialgericht Frankfurt häufen sich die Verfahren > gegen langzeitarbeitslose Banker die sich weigern einen zumutbaren Job bei > der Commerzbank anzunehmen.
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