Dr. Quandt
13.11.2000, 15:12 |
Fragen an Herrn Dr. Niquet Thread gesperrt |
Lieber Herr Niquet
Ihr Buch ist niederschmetternd, um es ganz offen zu sagen. Denn offenbar gibt es so etwas wie eine geltende oder gar gültige Theorie des wirtschaftlichen Ablaufs noch nicht.
Sie schreiben gleich zu Beginn Ihres Kapitels über das"Grundveständnis der Wirtschaft und ihrer Märkte":"Alle Theorien enthalten Elemente, die sich prinzipiell nicht überprüfen lassen." Und wenig später:"Diese Elemente sollen hier als"harter Kern" einer Theorie bezeichnet werden."
Wie können Elemente, die sich nicht überprüfen lassen, in Theorien Platz greifen?
Aber es kommt schlimmer. Die von Ihnen angeführten"Stromgrößen", die sog. Flows seien"willkürlich definiert". Wie kann eine Wissenschaft mit willkürlichen Definitionen arbeiten? Aber offenbar tut sie das.
Dann kommen Sie zum"Vermögensbestand der Gesamtwirtschaft", den Sie in seine Teile zerlegen (incl. Aktien, Wertpapiere, Geldvermögen etc.) und der unmittelbar nachvollziehbar ist. Darf ich fragen, ob es sich bei den Vermögen um Brutto- oder Nettowerte handelt? Sind es Nettowerte, wäre danach der Vermögensbestand der Gesamtwirtschaft die Summa aus den einzelnen Vermögensbeständen. In diesem Zusammenhang darf ich um eine Erläuterung bitten: Die größten Vermögen sind vermutlich in den Unternehmen eines Landes vorhanden. Diese Unternehmen führen ihre Vermögen auf den Aktivseiten ihrer Bilanzen auf, die zur Ermittlung des Gesamtvermögens vermutlich addiert werden. Andererseits sind auch der Aktienbestand und der Bestand an festverzinslichen Wertpapieren in Ihrer Addition Vermögensbestandteile. Meines Wissens werden Aktien und Wertpapiere in den Unternehmensbilanzen auf der Passivseite verbucht. Gehe ich demnach recht in der Annahme, dass der Vermögensbestand der Gesamtwirtschaft dergestalt ermittelt wird, dass die Aktivseiten und die Passivseiten der Unternehmen addiert werden? Oder in welcher Form gehen die Nationalökonomen bei diesem Teil der Vermögensermittlung vor?
Bevor ich mir weitere Fragen zu dieser äußerst komplizierten Materie erlaube, darf ich Sie um entsprechende Aufklärung ersuchen.
Mit freundlichem Gruß
Qu.
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nereus
13.11.2000, 15:30
@ Dr. Quandt
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Re: Fragen an Herrn Dr. Niquet |
Hallo Herr Dr. Quandt
Sie sind wirklich eine echte Bereicherung in diesem Board.
Ihre Fragen sind erstklassig.
Bin schon sehr gespannt auf die Antwort von Herrn Niquet.
Ich habe sein Buch auch gelesen, aber was Sie da so alles rausholen.
Jetzt muß ich es wohl nochmal lesen.
Bitte bleiben Sie am Ball.
mfG
nereus
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R.Deutsch
13.11.2000, 15:36
@ Dr. Quandt
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Re: Fragen an Herrn Dr. Niquet |
Lieber Herr Dr. Quandt,
Sie scheinen ja ein sehr sorgfältiger Leser zu sein. Wie wäre es, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit mal meiner Falschgeldthese widmen, wenn Sie den Niquet durch haben? Ihre fundierte Kritik zur"Geldfalle" würde mich interessieren. Wenn Sie nicht mit Falschgeld, sondern Gold oder Silber bezahlen, wird das Buch nahezu verschenkt.(gemessen am Inhalt:-)) Wie das mit Gold oder Silber geht finden Sie auch unter dem angegebenen Link.
Gruß
RD
<ul> ~ Die Geldfalle</ul>
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nereus
14.11.2000, 10:02
@ R.Deutsch
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Re: Fragen an Herrn Dr. Niquet |
Hallo Herr Deutsch!
Sie sind auch begeistert von der Frage des Herrn Dr. Quandt?
Dann sollten Sie, neben Ihrer hin und wieder formulierten Buchempfehlung, mal versuchen diese zu beantworten. Hat er mit seiner Vermutung recht?
Ich gehe davon aus das Sie Profi sind, sonst hätten Sie ja kein Buch über Geld geschrieben.
Ich kenne die Geldfalle auch nicht. Ist dort die Frage von Herrn Quandt erklärt?
Eine Antwort wäre schön.
Ich schlage mich derweil noch mit dem Oldy herum, der behauptet, bei einer Kreditgewährung steigt die Geldmenge nicht. Das verstehe nun wieder ich nicht.
Das ist doch auch Geld. Ob Scheidemünzen, Banknoten, Buchgeld, Kredit, wo ist denn da der Unterschied? Meine Gutschrift des Gehalts jeden Monat ist doch Buchgeld oder etwa nicht? Das kann ich z.B. jeden Moment in Bargeld umwandeln.
Die Scheidemünzen der Buba sind auf der Bilanz-Aktivseite unter Pos. 10.1 aufgelistet. Und da sie in einer Bilanz stehen, gibt es auch eine Gegenposition auf der Passivseite. Mein Gehalt habe ich mir beim Kunden verdient, ich habe Leistung erbracht, ich denke es zumindest, sonst hätte man ja die Rechnung nicht bezahlt. Unglücklicherweise zahlt mir mein Arbeitgeber nicht alles davon aus.
Und mein neuer Konsumentenkredit wäre mit meiner Person, meiner Arbeitskraft, meinem zukünftigen Einkommen abgesichert. Das ist hier die Gegenposition, oder etwa nicht? Gehört denn das dann nicht zur Geldmenge?
mfG
nereus
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SchlauFuchs
14.11.2000, 14:09
@ nereus
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Geldschöpfungsbeispiel. |
>Hallo Herr Deutsch!
>Sie sind auch begeistert von der Frage des Herrn Dr. Quandt?
>Dann sollten Sie, neben Ihrer hin und wieder formulierten Buchempfehlung, mal versuchen diese zu beantworten. Hat er mit seiner Vermutung recht?
>Ich gehe davon aus das Sie Profi sind, sonst hätten Sie ja kein Buch über Geld geschrieben.
>Ich kenne die Geldfalle auch nicht. Ist dort die Frage von Herrn Quandt erklärt?
>Eine Antwort wäre schön.
>Ich schlage mich derweil noch mit dem Oldy herum, der behauptet, bei einer Kreditgewährung steigt die Geldmenge nicht. Das verstehe nun wieder ich nicht.
>Das ist doch auch Geld. Ob Scheidemünzen, Banknoten, Buchgeld, Kredit, wo ist denn da der Unterschied? Meine Gutschrift des Gehalts jeden Monat ist doch Buchgeld oder etwa nicht? Das kann ich z.B. jeden Moment in Bargeld umwandeln.
>Die Scheidemünzen der Buba sind auf der Bilanz-Aktivseite unter Pos. 10.1 aufgelistet. Und da sie in einer Bilanz stehen, gibt es auch eine Gegenposition auf der Passivseite. Mein Gehalt habe ich mir beim Kunden verdient, ich habe Leistung erbracht, ich denke es zumindest, sonst hätte man ja die Rechnung nicht bezahlt. Unglücklicherweise zahlt mir mein Arbeitgeber nicht alles davon aus.
>Und mein neuer Konsumentenkredit wäre mit meiner Person, meiner Arbeitskraft, meinem zukünftigen Einkommen abgesichert. Das ist hier die Gegenposition, oder etwa nicht? Gehört denn das dann nicht zur Geldmenge?
>mfG
>nereus
Hier stimme ich auch nicht ganz mit Oldy überein. Natürlich wird bei Kreditvergabe die Geldmenge erhöht, nämlich in Form von Giralgeld. Denn die Banken haben ja nicht die Pflicht, ihre Kredite mit 100% Rücklagen zu sichern, sondern nur zu 15(?)% oder so (wer weiß die aktuelle Zahl?).
Das heißt, für 100 Mark eingezahltes Guthaben auf ein Sparbuch kann die Bank 666 DM in Form von Krediten auszahlen - bzw überweisen, denn die Scheine hat sie in dieser Menge ja nicht bar. Die kann sie sich aber bei der BuBa im Zweifelsfall leihen, die sie dann druckt, falls sie dort auch nicht auf Lager liegen. Auf alle Fälle wird so Geld geschöpft.
Das Beispiel zeigt übrigens, wieviel Gewinn eine Bank beim Geldschöpfen machen kann: für die aufs Sparbuch eingezahlten 100DM gibts mal angenommen 2% aufs Jahr, das sind 2DM fürs erste Jahr. Für die 666DM Kredit können sie mal angenommen 10% Kreditzinsen einnehmen, was wohl ein sehr günstiger Kredit wäre und in diesem Beispiel rund 66DM fürs erste Jahr einbringen würde. Bei entsprechend höheren Beträgen würde das Verhältnis Einnahmen zu Ausgaben konstant bleiben, solange die Bank so nah wie möglich an der Rücklagenspanne arbeitet. 66:2 = 33:1 = 3300% Gewinn aufs eingesetzte Kapital. Pro Jahr. Oder?
Und da spekuliert ihr noch an der Börse? Wenn ihr reich werden wollt, macht gefälligst ne Bank auf.
ciao!
SchlauFuchs
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dottore
14.11.2000, 15:06
@ SchlauFuchs
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Re: Geldschöpfungsbeispiel. Komplett falsch und betrüblich |
>>Hallo Herr Deutsch!
>>Sie sind auch begeistert von der Frage des Herrn Dr. Quandt?
>>Dann sollten Sie, neben Ihrer hin und wieder formulierten Buchempfehlung, mal versuchen diese zu beantworten. Hat er mit seiner Vermutung recht?
>>Ich gehe davon aus das Sie Profi sind, sonst hätten Sie ja kein Buch über Geld geschrieben.
>>Ich kenne die Geldfalle auch nicht. Ist dort die Frage von Herrn Quandt erklärt?
>>Eine Antwort wäre schön.
>>Ich schlage mich derweil noch mit dem Oldy herum, der behauptet, bei einer Kreditgewährung steigt die Geldmenge nicht. Das verstehe nun wieder ich nicht.
>>Das ist doch auch Geld. Ob Scheidemünzen, Banknoten, Buchgeld, Kredit, wo ist denn da der Unterschied? Meine Gutschrift des Gehalts jeden Monat ist doch Buchgeld oder etwa nicht? Das kann ich z.B. jeden Moment in Bargeld umwandeln.
>>Die Scheidemünzen der Buba sind auf der Bilanz-Aktivseite unter Pos. 10.1 aufgelistet.
Was beweist, dass es Staatsgeld und ergo - wie oft genug gepostet - Betrug ist, denn die Differenz zwischen Nominal und Herstellkosten schiebt sich der Finanzminister als Münzgewinn ein. DAS ist Falschgeld!
>Und da sie in einer Bilanz stehen, gibt es auch eine Gegenposition auf der Passivseite. Mein Gehalt habe ich mir beim Kunden verdient, ich habe Leistung erbracht, ich denke es zumindest, sonst hätte man ja die Rechnung nicht bezahlt. Unglücklicherweise zahlt mir mein Arbeitgeber nicht alles davon aus.
>>Und mein neuer Konsumentenkredit wäre mit meiner Person, meiner Arbeitskraft, meinem zukünftigen Einkommen abgesichert. Das ist hier die Gegenposition, oder etwa nicht? Gehört denn das dann nicht zur Geldmenge?
Nein, die Besicherung eines Kredits erscheint nie in der Bilanz. Wie denn auch?
>>mfG
>>nereus
>Hier stimme ich auch nicht ganz mit Oldy überein. Natürlich wird bei Kreditvergabe die Geldmenge erhöht, nämlich in Form von Giralgeld. Denn die Banken haben ja nicht die Pflicht, ihre Kredite mit 100% Rücklagen zu sichern, sondern nur zu 15(?)% oder so (wer weiß die aktuelle Zahl?).
Das ist ganz falsch. Hier werden Mindestreserven, die zinslos bei der Notenbank zu halten sind (vgl. Monatsbericht Oktober S. 42 *) mit Rücklagen verwechselt, die ganz was anderes sind wiederum als Rückstellungen, die ich für eventuelle Kreditausfälle in die Bilanz nehmen muss.
Die Banken"sichern" ihre Kredite wie es das KWG vorschreibt.
Ganz was anderes ist die Gegenbuchung zu den Krediten, die selbstverständlich zu 100 % erfolgen muss.
>Das heißt, für 100 Mark eingezahltes Guthaben auf ein Sparbuch kann die Bank 666 DM in Form von Krediten auszahlen - bzw überweisen, denn die Scheine hat sie in dieser Menge ja nicht bar. Die kann sie sich aber bei der BuBa im Zweifelsfall leihen, die sie dann druckt, falls sie dort auch nicht auf Lager liegen. Auf alle Fälle wird so Geld geschöpft.
Das ist wie gesagt ganz falsch. Wieder werden Mindestreserven, die jede Bank schon aus eigenem Interesse hält (bzw. entsprechend hohe Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle mit der schlichten buchungstechnischen Tatsache verwechselt, dass jede Bank den Kredit, den sie vergibt in dem Moment der Vergabe refinanzieren muss.
Von"Geldschöpfung" ("Schöpfung", ich muss doch bitten!) kann nicht mal in Ansätzen die Rede sein. Und"Geldmenge" möchte ich auch nicht mehr lesen. Wozu gibt man sich die viele Mühe, solchen Unsinn aus den Köpfen zu treiben. Es gibt nur Geldsummen - und basta!
>Das Beispiel zeigt übrigens, wieviel Gewinn eine Bank beim Geldschöpfen machen kann: für die aufs Sparbuch eingezahlten 100DM gibts mal angenommen 2% aufs Jahr, das sind 2DM fürs erste Jahr. Für die 666DM Kredit können sie mal angenommen 10% Kreditzinsen einnehmen, was wohl ein sehr günstiger Kredit wäre und in diesem Beispiel rund 66DM fürs erste Jahr einbringen würde. Bei entsprechend höheren Beträgen würde das Verhältnis Einnahmen zu Ausgaben konstant bleiben, solange die Bank so nah wie möglich an der Rücklagenspanne arbeitet. 66:2 = 33:1 = 3300% Gewinn aufs eingesetzte Kapital. Pro Jahr. Oder?
Und meine Oma ist noch Jungfrau.
>Und da spekuliert ihr noch an der Börse? Wenn ihr reich werden wollt, macht gefälligst ne Bank auf.
Viel Vergnügen., vor allem jetzt, da die Erträge aus dem Wertpapiergeschäft ratz, fatz nach unten gehen. Gestern nichts von Consors mitgekriegt?
>ciao!
>SchlauFuchs
Die Enttäuschung, die ich hier erleben muss, sitzt tief. Ich denke jetzt noch Mal über alles weitere nach. So nicht!
Gruß
d.
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SchlauFuchs
14.11.2000, 15:25
@ dottore
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Komplett falsch und betrüblich. tut mir leid, bin halt kein Profi. |
Kollege dottore, wenn ich das Prinzip falsch verstanden habe, dann ist das für mich eher betrüblich als für dich.
Gut, ich habe Mindestreserve mit Rücklage verwechselt. Ich bin halt kein Banker und sehe einen 1000DM-Schein seltener als die Rückbuchungen meiner Bank wegen Kontoüberziehung. Aber so in der Art hatte ich es halt mal gelernt und verstanden.
Wärest du so nett und erklärst mir schritt für schritt, was die Bank macht, wenn ich ihr 100DM aufs Sparbuch überweise? Wieviel muß sie zur Notenbank als Mindestreserve tragen, und wieviel kann sie für Kreditvergabe nutzen?
Oh, ich glaube ich Idiot sehe meinen Fehler, hab mal wieder schneller getippt als gedacht:
Ich zahle einen 100DM-Betrag ein. Die Bank zahlt 15DM an die NB als Mindestreserve und kann über die restlichen 85DM verfügen, z.B. einen Kredit in dieser Höhe auszahlen. Der Geldbetrag bleibt gleich. Blos am Ende vom Jahr muß sie für die 100DM 2% Zinsen = 2DM rausrücken, bekommt aber für die 85DM 10% Zinsen = 8,50DM rein. Macht immerhin ein Verhältnis Einnahme zu Ausgabe von 8,5:2 = 425%.
Ist es so richtiger?
Es ist doch nicht gleich Hopfen und Malz verloren mit mir, blos weil ich nicht nachdenke beim Tippen. (Nebenbei, ich arbeite gleichzeitig noch, geteilte Konzentration ist keine Konzentration)
Versuchst du es nochmal mit mir?
ciao!
SchlauFuchs (von GenieFuchs war nie die Rede)
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