-->Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes
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Nr. 24 vom 15. Januar 2004
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Wirtschaftsleistung im Jahr 2003 leicht ruecklaeufig
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Kurzfassung
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WIESBADEN - Nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes <font color="#FF0000">hat sich das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2003 im Vergleich zum Vorjahr leicht um 0,1% verringert</font>. Nach 1993 (- 1,1%) ist dies der zweite Rueckgang der Wirtschaftsleistung nach der Wiedervereinigung.
Bruttoinlandsprodukt in Preisen von 1995:
Veraenderung gegenueber dem Vorjahr:
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999
-1,1% +2,3% +1,7% +0,8% +1,4% +2,0% +2,0%
2000 2001 2002 2003
+2,9% +0,8% +0,2% -0,1%
Die inlaendische Verwendung des Bruttoinlandsprodukts nahm geringfuegig um 0,1% zu. Diese Zunahme wurde ueberkompensiert durch einen Rueckgang des realen Exportueberschusses (Aussenbeitrags), der zu einem negativen Wachstumsimpuls (- 0,2 %-Punkte) fuehrte. <font color="#FF0000">Die privaten Konsumausgaben waren ruecklaeufig (- 0,2%), die staatlichen Konsumausgaben (+ 0,7%) haben sich erhoeht</font>. Bei den Bruttoanlageinvestitionen war ein deutlicher Rueckgang zu verzeichnen (- 3,3%). Der Vorratsabbau war deutlich geringer als im Vorjahr und trug damit positiv zur Entwicklung der inlaendischen Verwendung bei. Die Abnahme des realen Exportueberschusses (Aussenbeitrags) resultierte aus einem nahezu doppelt so starken Anstieg der realen Importe gegenueber den realen Exporten.
<font color="#FF0000">Der Staatssektor wies im Jahr 2003 nach noch vorlaeufigen Berechnungen ein Finanzierungsdefizit von 86 Mrd. Euro auf</font>; bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen sind dies <font color="#FF0000">4,0%</font>. Der Referenzwert nach dem Maastrichtvertrag liegt bei 3%.
Am 19. Februar 2004 wird das Statistische Bundesamt die VGR-Daten fuer das vierte Quartal 2003 veroeffentlichen. Auf Grund der dann vollstaendigeren Daten wird auch der Finanzierungssaldo des Staates fuer die Mitteilung gegenueber der EU ueberarbeitet. Die in den letzten Tagen bekannt gewordenen Daten zum Bundeshaushalt sowie zur Bundesagentur fuer Arbeit sind aus heutiger Sicht noch kein Praejudiz fuer eine Verbesserung der maastricht-relevanten Defizitquote der Bundesrepublik Deutschland fuer das Jahr 2003.
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Wirtschaftsleistung im Jahr 2003 leicht ruecklaeufig
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Langfassung
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WIESBADEN - Nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes hat sich das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2003 im Vergleich zum Vorjahr leicht um 0,1% verringert. Nach 1993 (- 1,1%) ist dies der zweite Rueckgang der Wirtschaftsleistung nach der Wiedervereinigung.
Bruttoinlandsprodukt in Preisen von 1995:
Veraenderung gegenueber dem Vorjahr:
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999
-1,1% +2,3% +1,7% +0,8% +1,4% +2,0% +2,0%
2000 2001 2002 2003
+2,9% +0,8% +0,2% -0,1%
<font color="#FF0000">Im Jahr 2003 standen in Deutschland lediglich 0,3 Arbeitstage mehr als im Vorjahr zur Verfuegung, woraus sich kein nennenswerter Kalendereffekt ergab</font>. In den meisten vorangegangenen Jahren waren kalenderbedingt Aenderungen der Wachstumsraten zu verzeichnen. Nach rechnerischer Ausschaltung dieser Kalendereffekte ergeben sich folgende reale Veraenderungsraten fuer das Bruttoinlandsprodukt:
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999
-1,1% +2,4% +1,8% +0,8% +1,5% +1,7% +1,9%
2000 2001 2002 2003
+3,1% +1,0% +0,2% -0,1%
Die Wirtschaftsleistung wurde im Jahresdurchschnitt 2003 von 38,3 Mill. Erwerbstaetigen erbracht, <font color="#FF0000">das waren 392 000 Personen weniger (- 1,0%) als ein Jahr zuvor</font>. Die Anzahl der Erwerbslosen (in europaeischer Definition) stieg im Jahr 2003 gegenueber dem Vorjahr um 265 000 (+ 7,8%) auf 3,7 Mill. Personen. Der Anteil der Erwerbslosen an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen erhoehte sich von 8,1% im Jahr 2002 auf 8,7% im Berichtsjahr.
Die Arbeitsproduktivitaet, gemessen als Bruttoinlandsprodukt in Preisen von 1995 je Erwerbstaetigen, stieg im Jahr 2003 um 0,9%; je Arbeitsstunde gemessen nahm sie um 0,8% zu. Zu dem etwas geringeren Anstieg der Stundenproduktivitaet haben die weitere Reduzierung des Krankenstandes und die Zunahme der Nebenerwerbstaetigkeit beigetragen.
Auf der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts haben im Jahr 2003 die Bereiche Handel, Gastgewerbe und Verkehr (+ 0,6%), Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe (+ 0,5%) sowie Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister (+ 0,3%) positiv zum Wirtschaftswachstum beigetragen. Im Bereich oeffentliche und private Dienstleister (+ 0,1%) stieg die Wirtschaftsleistung nur geringfuegig. Einen Rueckgang der Wertschoepfung hatten die Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (- 0,8%) und vor allem das <font color="#FF0000">Baugewerbe (- 4,7%) </font>zu verzeichnen. <font color="#FF0000">Mit einer Unterbrechung im Jahr 1999 (+ 0,1%) nahm die Wirtschaftsleistung des Baugewerbes seit dem Jahr 1995 kontinuierlich ab</font>.
Auf der Nachfrageseite nahm die inlaendische Verwendung des Bruttoinlandsprodukts im Berichtsjahr geringfuegig um 0,1% zu. Dabei haben sich die staatlichen Konsumausgaben erhoeht (+ 0,7%) und die privaten Konsumausgaben gingen um 0,2% zurueck. Auch die Bruttoanlageinvestitionen waren im Jahr 2003 geringer als im Vorjahr (- 3,3%): In Ausruestungen wurde im Berichtsjahr 4,0% und in Bauten 3,4% weniger investiert als im Jahr 2002; lediglich die Investitionen in sonstige Anlagen - vor allem Computersoftware und Urheberrechte - stiegen um 1,8% an. Der Vorratsabbau fiel deutlich geringer aus als im Jahr 2002, was einen Wachstumsbeitrag der Vorratsveraenderungen von 0,7
Prozentpunkten brachte.
Auf Grund der hoeheren Nachfrage aus dem Ausland nahmen die Exporte real um 1,1% zu, gleichzeitig erhoehten sich die Importe real um 2,0%. Dies ergab einen Rueckgang des realen Exportueberschusses (Aussenbeitrags) und damit einen negativen Wachstumsbeitrag des Exportueberschusses von 0,2 Prozentpunkten. Allerdings befindet sich der Exportueberschuss im Berichtsjahr mit real 97 Mrd. Euro weiterhin auf sehr hohem Niveau. Im Jahr 2002 war der reale Exportueberschuss von 67 Mrd. Euro im Jahr 2001 auf 101 Mrd. Euro angestiegen und hatte 1,7 Prozentpunkte zum Wirtschaftswachstum beigetragen. Diesem Wachstumsimpuls des Exportueberschusses im letzten Jahr stand jedoch ein kraeftiger Rueckgang der inlaendischen Verwendung gegenueber (- 1,6%), was zu dem wenn auch nur schwachen Wirtschaftswachstum von 0,2% im Jahr 2002
gefuehrt hatte.
In jeweiligen Preisen erhoehte sich das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2003 auf 2 130 Mrd. Euro (+ 0,9%). Das nominale Bruttonationaleinkommen (frueher Bruttosozialprodukt genannt) stieg vor allem auf Grund ruecklaeufiger Vermoegenseinkommen aus der uebrigen Welt nur um 0,3% auf 2 115 Mrd. Euro. Das Volkseinkommen ging im Jahr 2003 geringfuegig um 0,1% auf 1 570 Mrd. Euro zurueck. Im Vorjahr war noch eine Steigerung um 1,9% zu verzeichnen gewesen. <font color="#FF0000">Je Einwohner blieb das Volkseinkommen mit rund 19 000 Euro praktisch unveraendert</font>. Das Volkseinkommen umfasst das Arbeitnehmerentgelt und die Unternehmens- und Vermoegenseinkommen. Das Arbeitnehmerentgelt stieg im Jahr 2003 um 0,2% auf 1 132 Mrd. Euro, im Vorjahr hatte der Zuwachs 0,8% betragen. Die Unternehmens- und Vermoegenseinkommen nahmen im Berichtsjahr um 0,7% ab und erreichten 438 Mrd. Euro. Im Vorjahr waren sie um 4,8% gestiegen. Die Lohnquote (Anteil des Arbeitnehmerentgeltes am Volkseinkommen) lag im Jahr 2003 mit 72,1% etwas ueber der des Vorjahres (71,9%).
Die Bruttoloehne und -gehaelter beliefen sich 2003 auf 909 Mrd. Euro, das waren 0,1% weniger als im Vorjahr. Die nach Abzug der Lohnsteuer und der Sozialbeitraege der Arbeitnehmer verbleibenden Nettoloehne und -gehaelter veringerten sich um 0,9% auf 588 Mrd. Euro, da sowohl die Sozialbeitraege (+ 2,3%) als auch die Lohnsteuern der Arbeitnehmer (+ 0,6%) zunahmen.
Das verfuegbare Einkommen der privaten Haushalte nahm 2003 etwas staerker zu (+ 0,9%) als im Vorjahr (+ 0,5%) und erreichte 1 378 Mrd. Euro. Die privaten Konsumausgaben erhoehten sich im gleichen Zeitraum mit 0,8% etwas schwaecher. <font color="#FF0000">Von 1992 bis 2000 hatten die privaten Konsumausgaben in allen Jahren staerker zugenommen als das verfuegbare Einkommen der privaten Haushalte</font>. Die Kaufzurueckhaltung der privaten Haushalte hat vor allem in den letzten beiden Jahren zu der schwachen Wirtschaftsentwicklung beigetragen. Die Sparquote erhoehte sich von 10,6% im Jahr 2002 auf 10,8% im Berichtsjahr.
Der Staatssektor wies im Jahr 2003 nach noch vorlaeufigen Berechnungen ein Finanzierungsdefizit von 86 Mrd. Euro auf; bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt (in jeweiligen Preisen) sind dies 4,0%. Der Referenzwert nach dem Maastrichtvertrag liegt bei 3%.
Am 19. Februar 2004 wird das Statistische Bundesamt die VGR-Daten fuer das vierte Quartal 2003 veroeffentlichen. Auf Grund der dann vollstaendigeren Daten wird auch der Finanzierungssaldo des Staates fuer die Mitteilung gegenueber der EU ueberarbeitet. Die in den letzten Tagen bekannt gewordenen Daten zum Bundeshaushalt sowie zur Bundesagentur fuer Arbeit sind aus heutiger Sicht noch kein Praejudiz fuer eine Verbesserung der maastricht-relevanten Defizitquote der Bundesrepublik Deutschland fuer das Jahr 2003.
Die im September 2003 veroeffentlichten Ergebnisse fuer die Jahre 1991 bis 2002 wurden - wie immer zum jetzigen Zeitpunkt - nicht ueberarbeitet.
Quelle: Statistisches Bundesamt
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